Kleiber, Carlos: (RIP: 1930-2004)

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mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 19. Jul 2004, 15:54
Hallo zusammen,

trauriger Tag für die Musikwelt. Ein Meister seines Fachs, der es immer wieder geschafft hat, die Musik zu neuem Leben zu erwecken. Vielleicht einer der letzten reinen Vollblutmusiker überhaupt.

http://www.sueddeutsche.de/kultur/artikel/562/35527/

Gerrit
RealHendrik
Inventar
#2 erstellt: 19. Jul 2004, 17:01
Wow! Haut einen ja um... Damit ist wirklich einer der grössten Dirigenten unserer (und wahrscheinlich auch vergangener) Zeit von uns gegangen.

So bedauerlich dieser tragische Fall ist, so gespannt dürften wir sein auf das, was uns die Plattenindustrie bislang vorenthalten hat. Aus leider unbestätigter Quelle heisst es, dass z.B. Strauss' "Heldenleben" mit CK bei irgendeinem Label fertig produziert vorläge und posthum veröffentlicht werden soll. Ich rechne/hoffe da auf einiges mehr...

Trotzdem bin ich tief getroffen, wie ich es beim Tod von Musikern selten bin. Vielen Dank für die Information, Gerrit

Gruss,

Hendrik
sound67
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 19. Jul 2004, 18:17

Wow! Haut einen ja um... Damit ist wirklich einer der grössten Dirigenten unserer (und wahrscheinlich auch vergangener) Zeit von uns gegangen.


Traurig genug, aber das ist eine etwas kühne Behauptung - angesichts des *sehr* eingeschränkten Repertoires, das Kleiber nur *sehr* selten dirigiert hat. Um als einer der "größten überhaupt" gelten zu dürfen, hätte er doch etwas mehr Konsistenz haben müssen.

Gruß, Thomas
zoe
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 19. Jul 2004, 18:53


Traurig genug, aber das ist eine etwas kühne Behauptung - angesichts des *sehr* eingeschränkten Repertoires, das Kleiber nur *sehr* selten dirigiert hat. Um als einer der "größten überhaupt" gelten zu dürfen, hätte er doch etwas mehr Konsistenz haben müssen.

Gruß, Thomas


Es ist müssig, darüber nachzudenken, wer da nun der Grösste ist.
Wir trauern um einen, der es verstanden hat Emotionen in uns zu wecken wie wenig andere. In seinen Aufnahmen wird er für uns weiterleben.

zoe
RealHendrik
Inventar
#5 erstellt: 19. Jul 2004, 18:54
Lieber Thomas, Quantität <> Qualität. Sollte eigentlich hinreichend bekannt sein. Allerdings weiss ich nicht, nach welchen merkwürdigen Massstäben Du einen "Grossen" festlegst.

Zugegeben, viel hat CK - zumindest seit Stuttgart - nicht im Repertoire gehabt. Aber das packte er perfektionistisch an. Ich behaupte, es ist keineswegs kühn, ihn als einen der Grossen zu bezeichnen: Immerhin hat er sogar bei den namentlich "Grossen" Kollegen der Branche einen ausgezeichneten Ruf gehabt.

Gruss,

Hendrik
Susanna
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 19. Jul 2004, 18:59


Wow! Haut einen ja um... Damit ist wirklich einer der grössten Dirigenten unserer (und wahrscheinlich auch vergangener) Zeit von uns gegangen.


Um als einer der "größten überhaupt" gelten zu dürfen, hätte er doch etwas mehr Konsistenz haben müssen.



Schließe mich zoe und Hendrik an!

Susanna
mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 19. Jul 2004, 19:28
Zum Quantität = Qualität:

Ich bin da grundsätzlich der Meinung, dass es die Größe eines reproduzierenden Künstlers entscheidend mitbestimmt, ob er/sie den Mut hat, nicht zu spielen, was er/sie nicht mag oder nicht kann. Macht er/sie es nicht, bekommen wir die x-te nichtssagende Komplettaufnahme der Beethoven-Symphonien oder aber die vermeintliche Großtat der Erstaufnahme bisher zu Recht nicht beachteter und nach einmaligem Hören im Schrank verstaubender Musik, nach dem Motto: wir müssen ja was Neues auf den Markt bringen und schon stehen die Handleys, Slatkins und wie sie alle heißen Schlange.

Will man von Quantität auf Qualität schließen, dann gute Nacht. Eine herausragende Interpretation einer Chopin-Mazurke von Sofronitsky oder Michelangeli ist mir allemal wichtiger, lieber und vor allem besser geeignet als eine dröge Gesamtaufnahme der Klaviersonaten von Beethoven, um die Fähigkeiten eines Pianisten einzuschätzen.

Gruß,
Gerrit


[Beitrag von mahlerfreak am 19. Jul 2004, 19:30 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 19. Jul 2004, 20:01

Lieber Thomas, Quantität <> Qualität. Sollte eigentlich hinreichend bekannt sein. Allerdings weiss ich nicht, nach welchen merkwürdigen Massstäben Du einen "Grossen" festlegst.


Nach ganz normalen Maßstäben: Wer in vielen Bereichen der Klassik Großes leistet, der ist ein ganz Großer. Kleiber war ein Großer im "kleineren" Rahmen.

Mit Quantität vs. Qualität hat das übrigens gar nichts zu tun.

Gruß, Thomas
sound67
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 19. Jul 2004, 20:07

Zum Quantität = Qualität:

Ich bin da grundsätzlich der Meinung, dass es die Größe eines reproduzierenden Künstlers entscheidend mitbestimmt, ob er/sie den Mut hat, nicht zu spielen, was er/sie nicht mag oder nicht kann.


Was das nun mit "Mut" zu tun haben soll ist mir schleierhaft. Eher schon mit Trägheit (die Kleiber so fremd nicht war, da er ja nicht zum Lebensunterhalt arbeiten musste).

oder aber die vermeintliche Großtat der Erstaufnahme bisher zu Recht nicht beachteter und nach einmaligem Hören im Schrank verstaubender Musik, nach dem Motto: wir müssen ja was Neues auf den Markt bringen und schon stehen die Handleys, Slatkins und wie sie alle heißen Schlange.


Aha. Also entscheidest Du, welche Musik "zu Recht" vergessen werden darf. Oder Herr Kleiber entschied es? In jedem Falle ziemlich anmaßend. Warum führt man sie nicht eher auf und lässt den Zuhörer entscheiden?



Will man von Quantität auf Qualität schließen, dann gute Nacht. Eine herausragende Interpretation einer Chopin-Mazurke von Sofronitsky oder Michelangeli ist mir allemal wichtiger, lieber und vor allem besser geeignet als eine dröge Gesamtaufnahme der Klaviersonaten von Beethoven, um die Fähigkeiten eines Pianisten einzuschätzen.


Nur macht eben die bravouröse Interpretation einer Chopin-Mazurka allein keinen "großen" Pianisten.

Gruß, Thomas
mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 19. Jul 2004, 20:50

Was das nun mit "Mut" zu tun haben soll ist mir schleierhaft. Eher schon mit Trägheit (die Kleiber so fremd nicht war, da er ja nicht zum Lebensunterhalt arbeiten musste).


Richter, Horowitz etc. waren sicherlich nicht zu träge, um alle Beethoven-Sonaten einzuspielen. Beide *konnten* alle spielen, wollten es nur nicht.


Aha. Also entscheidest Du, welche Musik "zu Recht" vergessen werden darf. Oder Herr Kleiber entschied es? In jedem Falle ziemlich anmaßend. Warum führt man sie nicht eher auf und lässt den Zuhörer entscheiden?


Für mich entscheide ich das schon. Und das ist dann nicht anmaßend, sondern eine Art Selbstschutz.


Nur macht eben die bravouröse Interpretation einer Chopin-Mazurka allein keinen "großen" Pianisten.


Doch Man erkennt ganz einfach die Fähigkeiten und kann sich - wie bei Kleiber, der alle Mahler-Symphonien auswendig hätte dirigieren können - ärgern, dass er/sie nicht mehr einspielt, oder aber an dem erfreuen, was es zu hören gibt. Allemal besser, als ... aber das hatte ich schon gesagt.

Gerrit

-----
Wer die Musik von gestern nicht hört, kann die Musik von heute nicht verstehen.
sound67
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 19. Jul 2004, 20:58


Für mich entscheide ich das schon. Und das ist dann nicht anmaßend, sondern eine Art Selbstschutz.


Interessant. Nur leider wäre nach der gleichen Logik Mahler, dessen "freak" Du ja bist, nie wiederentdeckt werden dürfen. Wurde er aber doch, weil sich einige wenige mutig für seine Musik eingesetzt haben. Und "anmaßend" war eher eine bewußt *freundlich* gewählte Formulierung ...


-----
Wer die Musik von gestern nicht hört, kann die Musik von heute nicht verstehen.


Und wer beides nicht gegeneinander abwägt, weil er meint, das eine oder andere sei "zu Recht" vergessen, der versteht *beides* nicht.

Gruß, Thomas
mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 19. Jul 2004, 21:04

Interessant. Nur leider wäre nach der gleichen Logik Mahler, dessen "freak" Du ja bist, nie wiederentdeckt werden dürfen. Wurde er aber doch, weil sich einige wenige mutig für seine Musik eingesetzt haben. Und "anmaßend" war eher eine bewußt *freundlich* gewählte Formulierung ...


Mahler musste in Europa nur aus einem Grund wiederentdeckt werden, über den wir ja nicht weiter diskutieren müssen. Das Verschwinden seiner Musik musste dekretiert und erzwungen werden. Qualität wird wiederentdeckt und bleibt dann erhalten. Durchschnitt wird aus Marketingzwecken ausgegraben und ziemlich schnell wieder begraben.


Und wer beides nicht gegeneinander abwägt, weil er meint, das eine oder andere sei "zu Recht" vergessen, der versteht *beides* nicht.


Sprichst Du aus Erfahrung? Kann mich erinnern, dass Du mal die Musik *nach Beethoven* als für Dich relevant bezeichnet hast. Kann mich natürlich irren.

Gerrit


Gerrit
sound67
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 19. Jul 2004, 21:12


Mahler musste in Europa nur aus einem Grund wiederentdeckt werden, über den wir ja nicht weiter diskutieren müssen. Das Verschwinden seiner Musik musste dekretiert und erzwungen werden. Qualität wird wiederentdeckt und bleibt dann erhalten. Durchschnitt wird aus Marketingzwecken ausgegraben und ziemlich schnell wieder begraben.


Dazu muss sie aber erst mal wiederentdeckt werden. Und genau das würde nicht geschehen, hätte jeder Deine zyklopische Sicht ... Gottlob denken viele Musiker da anders.


Sprichst Du aus Erfahrung? Kann mich erinnern, dass Du mal die Musik *nach Beethoven* als für Dich relevant bezeichnet hast. Kann mich natürlich irren.


Natürlich irrst Du Dich. Ich besitze Aufnahmen von der Renaissance bis zur Gegenwart, aber meiner Meinung nach hat mit Beethoven eine "Befreiung der Musik" stattgefunden (so der Titel eines entsprechenden Musikfestivals vor Jahren in Köln), nach der die Musik individueller und weniger in starren Formen gegossen wurde. Dennoch würde ich, anders als Du, nicht die Aufführung von/Beschäftigung mit der Musik, die mir persönlich nicht so viel bedeutet, mit der Begründung, bestimmte Musik sei "zu Recht" vergessen, ablehnen. Mahler selbst würde sich da, auch als Dirigent, für Dich schämen müssen.

Und von Mahlerzyklen gibts inzwischen ja nun wirklich genug. Gibt es?

Gruß, Thomas
mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#14 erstellt: 19. Jul 2004, 21:49

Dennoch würde ich, anders als Du, nicht die Aufführung von/Beschäftigung mit der Musik, die mir persönlich nicht so viel bedeutet, mit der Begründung, bestimmte Musik sei "zu Recht" vergessen, ablehnen. Mahler selbst würde sich da, auch als Dirigent, für Dich schämen müssen.


Nun, selbst Harnoncourt, dem man ja sogar die eine oder andere Großtat in Sachen Wiederentdeckung zuschreiben kann, macht genau dies: Er dirigiert Musik, von der er *meint* sie habe etwas zu sagen und ignoriert die Musik, von der er *meint*, sie habe nichts zu sagen. Und damit wird er wahrlich nicht der einzige Musiker sein. Ob Du allerdings einschätzen kannst, ob ich mich schämen muss oder sich jemand für mich schämen muss, das wage ich allerdings zu bezweifeln. Aber Du kannst mich gerne auch als Trailor Trash bezeichnen. Das entspricht ja eher Deiner Art, nicht wahr?

Gerrit
sound67
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 19. Jul 2004, 22:02

Nun, selbst Harnoncourt, dem man ja sogar die eine oder andere Großtat in Sachen Wiederentdeckung zuschreiben kann, macht genau dies: Er dirigiert Musik, von der er *meint* sie habe etwas zu sagen und ignoriert die Musik, von der er *meint*, sie habe nichts zu sagen.


Nur seltsam, dass dieser Harnoncourt in den letzten Jahren genau jene Musik für sich entdeckt hat, die er bis dahin meinte ignorieren zu müssen/sollen/dürfen. Sogar Bartók. Mal schauen, ob er nicht noch bei Penderecki ankommt.


Du kannst mich gerne auch als Trailor Trash bezeichnen. Das entspricht ja eher Deiner Art, nicht wahr?


Nein. Ich kann nämlich Englisch.

Schade, dass Ihr "Repertoireverengten" nie kapiert, dass genau jener Radierer, mit dem ihr Teile der Musikgeschichte als "zu Recht vergessen" ausradieren wollt, auch die Musik ausradieren würde, die ihr so mögt. Aber dazu gehört wohl etwas weniger Selbstzensur.

Gruß, Thomas
mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 19. Jul 2004, 22:18

Schade, dass Ihr "Repertoireverengten" nie kapiert, dass genau jener Radierer, mit dem ihr Teile der Musikgeschichte als "zu Recht vergessen" ausradieren wollt, auch die Musik ausradieren würde, die ihr so mögt. Aber dazu gehört wohl etwas weniger Selbstzensur.


Tja, da vermutest Du halt einfach mal drauf los. Kannst Du belegen, dass ich ein *verengtes Repertoire* (Deutsch ist dafür ja nicht Deine Stärke) habe? Wenn ich mir meine Liste alphabetisch geordnet anschaue, komme ich bei den Komponisten bei 45 Nennungen, angefangen bei Joseph Achron, nur gerade bis Robert Russell Bennett. Die ganze Liste umfasst rund 500 Komponisten. Vielleicht solltest Du Deine Schlussfolgerungen erst ziehen, wenn Du sie belegen kannst?


Nur seltsam, dass dieser Harnoncourt in den letzten Jahren genau jene Musik für sich entdeckt hat, die er bis dahin meinte ignorieren zu müssen/sollen/dürfen. Sogar Bartók. Mal schauen, ob er nicht noch bei Penderecki ankommt.


Harnoncourt entwickelt sich weiter, ziemlich einfach, und geht dabei auch noch geradezu chronologisch, ja fast evolutionär, vor. Allerdings lässt er die Komponisten liegen, die im Vergleich zu ihren Vorgängern stehen geblieben sind und dann - zu Recht - in Vergessenheit geraten.

Gruß,
Gerrit
sound67
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 19. Jul 2004, 22:25

Tja, da vermutest Du halt einfach mal drauf los. Kannst Du belegen, dass ich ein *verengtes Repertoire* (Deutsch ist dafür ja nicht Deine Stärke) habe?


Deutsch ist eine Sprache, die zur Bildung neuer Komposita einlädt. Natürlich "entdeckt" man die nicht, wenn man nur in etablierten Bahnen denkt.


Wenn ich mir meine Liste alphabetisch geordnet anschaue, komme ich bei den Komponisten bei 45 Nennungen, angefangen bei Joseph Achron, nur gerade bis Robert Russell Bennett. Die ganze Liste umfasst rund 500 Komponisten. Vielleicht solltest Du Deine Schlussfolgerungen erst ziehen, wenn Du sie belegen kannst?


Die Tatsache, dass Du einen Katalog führen musst, genügt schon ...



Allerdings lässt er die Komponisten liegen, die im Vergleich zu ihren Vorgängern stehen geblieben sind und dann - zu Recht - in Vergessenheit geraten.


Und nimmt trotzdem Smetana auf ...

Noch viel Spass in Deiner kleinen Welt, mahlerfreak.

Gruß, Thomas
Mariusz35
Ist häufiger hier
#18 erstellt: 19. Jul 2004, 22:27
Hallo Leute!

Euer Streit interessiert mich nicht! Für mich steht fest: Vor ein paar Tagen ist ein Genie gestorben, vielleicht neben Toscanini das einzige, das es im vergangenen Jahrhundert unter den Dirigenten gegeben hat.

Habe mir heute die DVD angesehen, auf der Kleiber mit dem Südfunk-Orchester die Freischütz- und Fledermausouvertüre probt. Klasse! Ich bin froh, dass er nur so wenig dirigiert hat. Besser, als die Jet-Set-Dirigenten wie Maazel, Metha und so weiter, die uns mit langweiligen, nichtssagenden Aufnahmen auf die Nerven gehen.

Ein trauriger Tag für alle, die gerne klassische Musik hören!!!!!!


Viele Grüße aus Berlin

Mariusz


[Beitrag von Mariusz35 am 19. Jul 2004, 22:28 bearbeitet]
sound67
Hat sich gelöscht
#19 erstellt: 19. Jul 2004, 22:30

Euer Streit interessiert mich nicht! Für mich steht fest: Vor ein paar Tagen ist ein Genie gestorben, vielleicht neben Toscanini das einzige, das es im vergangenen Jahrhundert unter den Dirigenten gegeben hat.


Es wird immer bunter. Charles Munch(Münch), Furtwängler, Bruno Walter, Fritz Reiner, Jean Martinon, etc.etc. Alles nur brave Handwerker im Vergleich zu Kleiber?


Ein trauriger Tag für alle, die gerne klassische Musik hören!!!!!!


Das stimmt allerdings.

Gruß, Thomas
mahlerfreak
Hat sich gelöscht
#20 erstellt: 19. Jul 2004, 22:43
@sound67

Offensichtlich gleitest Du schnell auf die Ebene persönlicher Beleidigungen ab. Es scheint, als trägst Du Deinen Ruf und Deinen Spitznamen in rmcr doch zu Recht.

Gruß,
Gerrit
sound67
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 19. Jul 2004, 22:49

@sound67

Offensichtlich gleitest Du schnell auf die Ebene persönlicher Beleidigungen ab. Es scheint, als trägst Du Deinen Ruf und Deinen Spitznamen in rmcr doch zu Recht


Und für einen Moment hatte ich angenommen, Du wärst als Diskutant interessant. Aber schon wird der ... eingezogen, was natürlich immer das Einfachste ist.

Gruß, Thomas
sound67
Hat sich gelöscht
#22 erstellt: 20. Jul 2004, 08:06
Peter Brixius bringt Kleibers Bedeutung auf de.rec.musik.klassik auf den Punkt:

"Die Bedeutung von Carlos Kleiber ist unumstritten. Trotz oder wegen seines begrenzten Repertoires hat er wahre Wunder vollbracht. Aber ein "letzter" Großer ist er nicht, seine Karriere gehört in eben das von Medien bestimmte Zeitalter, in dem wie leben - und das mit ihm sicher eine seiner ersten großen Legenden schuf: Wie hätte er trotz aller Verweigerung so präsent sein können, ohne Schallplatte, CD und TV. Und
Vollblutmusiker hat's noch viele."

Und in einem etwas sarkastischen Kommentar auf rec.music.classical meint ein Brendan Wehrung:

"Wenigstens ein Termin, den er nicht absagen konnte."

Gruß, Thomas
Maastricht
Inventar
#23 erstellt: 21. Jul 2004, 18:23
Zufällig angetroffen im 'The Artist's Album' von Anne Sofie von Otter:
Frage an Bengt Forsberg: 'Gibt es eine unvergessliche musiaklische Begegnung von der sie immer wieder erzählt?'
'Als sie unter Carlos Kleiber im "Rosenkavalier" gesungen hat.'

Jürgen
drbobo
Inventar
#24 erstellt: 25. Jul 2004, 22:54
Hallo,

So groß die Schar der Bewunderer, so groß die Schar der Neider.

Lucius Annaeus Seneca
zoe
Ist häufiger hier
#25 erstellt: 26. Jul 2004, 08:45
Hallo, ein Artikel aus der New York Times zum Thema.

The Conductor Who Could Not Tolerate Error
By HARVEY SACHS

Published: July 25, 2004

CARLOS KLEIBER'S rehearsals for Wagner's "Tristan und Isolde" at La Scala in Milan in the spring of 1978 were fraught and exhausting. The opera had not been performed there for 13 seasons, and many younger members of the orchestra had never played it.

Kleiber's demand for 17 full rehearsals had been met. But instead of allowing the orchestra to read through substantial stretches of the score at the first sessions and going over the details later, he pounced on the inevitable errors from the first minutes of the first rehearsal. The Scala musicians adored him, having performed other operas with him during the two previous seasons, but in "Tristan" players and conductor seemed at cross-purposes.



During a break, I was stretching my legs in a corridor when I saw Kleiber walking toward me. (Through the intercession of a shared friend, I was one of the lucky few he allowed to observe his rehearsals.) Although I knew him only slightly, he asked, "Why do I keep trying to conduct?" My jaw must have dropped, because he continued: "I can't get them to understand what I want. I shouldn't be conducting at all."

I began to make a tactful comment about the orchestra's unfamiliarity with "Tristan"; he saw where I was heading and stopped me short. "I know, I know," he said. "That's just the point. I can't bear to let the errors go uncorrected. It's bigger than I am."

The production finally gelled, but not until the second or third performance.

Kleiber died on July 13 at 74, but in keeping with the mystery that surrounded his later years, his death was announced only on Monday. He was a tormented man, an almost terrifyingly gifted interpreter whose self-dissatisfaction eventually took the form of self-laceration. The legends about him made him seem almost psychotic, and one celebrated performer who worked with him often and admired him greatly described him as "deeply sick."

Armchair psychiatrists in the music world have speculated that Kleiber's career, maybe his entire adult life, was based on a deep-seated Oedipal need to surpass his father, the marvelous Viennese-born conductor Erich Kleiber, in repertory the older man had been closely associated with. Although there may be some truth here, the fact is that both Kleibers amassed vast repertories early in their careers.

Since Carlos Kleiber was notoriously, perhaps obsessively, secretive, the true story of his psychological relationship to his father has not yet emerged. What we do know is that he was born in 1930 in Berlin, where his father was the revered music director of the state opera. Carlos's mother, Ruth Goodrich, was American; she and Erich Kleiber had met in Buenos Aires while she was working at the United States Embassy and he was conducting at the Teatro Colón.

The Kleibers left Germany in 1935, because Erich was opposed to the Nazi regime's racism and antimodernism, and they eventually settled in Argentina, where their son Karl became known as Carlos. The family was peripatetic, and for a time after the war Carlos attended high school in the Bronx.

Erich Kleiber, like many other musician parents, was leery of having his son enter the family business: an especially daunting path for the child of a famous conductor. But Carlos's passion for music and his volcanic talent ultimately broke his father's resistance.

Kleiber gained most of his conducting experience in Düsseldorf, Zurich and Munich from the late 1950's to the early 70's. His international career took off during the mid-70's and stayed at its height through the 80's. Overwhelming success greeted him everywhere, but at the same time he began to limit his repertory to some 10 standard operas and not many more symphonic works.

He attributed his attitude to laziness, but his maniacal perfectionism and the sense of desolating frustration that overwhelmed him when his goals were not met must have had something to do with his increasing isolation. So, apparently, did his dedication to his young son and daughter; he was determined to give them more attention than his father had given him.

By the early 90's, Kleiber's appearances had become rare, and over the next decade, they tailed off completely. The sense of loss at his death is tempered by the fact that the music world essentially lost him years ago.

Yet Kleiber was not eccentric in the way the reclusive pianist Glenn Gould and the gurulike conductor Sergiu Celibidache were. His interpretations were straightforward, never gimmicky or exaggerated, neither experimental nor given to deconstruction. He was simply consumed by the desire to come as close as he could to the composer's original vision of a piece. The experiments, the deconstructing and the reconstructing took place in his mind, as part of the process of coming to grips with a work. If one were to try to reduce his quest to a question, it would be: "What is this work?," not "What can I do with this work?"

Kleiber's interpretations of even the most overplayed repertory — Beethoven's Fifth Symphony, "La Traviata" or "Die Fledermaus" — gave listeners the illusion that the works were new, that Kleiber himself had never heard anyone else's interpretations of them and that he was presenting something fresh and vital for their consideration and delight.

As with major conductors of the past — Wilhelm Furtwängler, Arturo Toscanini, Bruno Walter, Otto Klemperer and, of course, Erich Kleiber — so with Carlos Kleiber: the music's intellectual, emotional and purely visceral charge almost always came across at the most intense and deepest level imaginable, whether or not one agreed with a specific interpretation. Listeners often felt that they were hearing not an interpretation but the work itself, the text with no extraneous commentary. Although this, too, was an illusion, only the greatest interpretive artists have been able to create it.

But unlike those conductors, born in the 19th century, Kleiber seemed more vulnerable than commanding when he stood before an orchestra. I remember him stopping the Scala orchestra when he was having trouble achieving a certain subtle nuance in one of the "Rosenkavalier" waltzes and saying, sadly: "My father always told me: `Do whatever you want, but don't try to conduct waltzes. They're the hardest things in the world.' Unfortunately, I didn't listen to him." The orchestra felt sorry for him, concentrated hard and played the difficult passage beautifully.

Kleiber also had a modern, unrestrained approach to the purely physical aspect of conducting. Yet his gestures were calculated not for their effect on the audience or to mime emotions but simply to draw the best possible results from singers and players — to help them give their best.

His way with words was often amusing. Once, when he was rehearsing the Scala orchestra in the slithery, insinuating passage that leads into Iago's soliloquy on jealousy in "Otello," he said: "You're playing this too beautifully. A little bad taste, please!" Again, the orchestra immediately grasped what he wanted and did it.

Despite his exceptionally high musical standards and the stubbornness with which he insisted on reaching his goals, Kleiber was fundamentally an affable man who would go to extraordinary lengths to avoid hurting the feelings of others. But when he felt that stage directors, players or singers were thwarting his wishes out of ill will or sluggishness, he could make their lives miserable.

At one opera performance, again at La Scala, he stormed from the podium onto the stage behind the closed curtain at intermission and angrily told the lead baritone that the two would never perform together again. This so enraged the baritone that a nearby tenor had to keep him from physically assaulting Kleiber.

Kleiber seemed to enjoy life. Fascinating young women (his wife was a Slovenian ballerina) and fast sports cars were particular passions. But he had no interest in making money by piling up as many engagements as possible.

"Died after a long illness," the newspapers reported, a phrase generally presumed to mean cancer. But perhaps it was the longer illness of perfectionism — an exceptionally uncommon virus — that really killed Kleiber. In the end, he acted on his own judgment — "I shouldn't be conducting at all" — by disappearing, leaving the music world a poorer place.

Harvey Sachs, a music historian, has written and edited several books on Toscanini, most recently ``The Letters of Arturo Toscanini.''
Sailking99
Inventar
#26 erstellt: 26. Jul 2004, 12:28
Ich bin sehr traurig.
Habe Ihn vor vielen Jahren in München in der Fledermaus gehört (am Faschingsdienstag, wo er nach der Pause verkleidet ans Pult kam). Nie wieder habe ich die Fledermaus so schmissig, schwungvoll und witzig, wenn nicht gar sogar so musikalisch erlebt.

Gruß vom traurigen Flo
Miles
Inventar
#27 erstellt: 31. Jul 2004, 19:29
Morgen Sonntag 1.8. um 19:00 bei ARTE TV:

Carlos Kleiber dirigiert Brahms

Symphonie Nr. 4 in e-moll, op. 98

Musikalische Leitung: Carlos Kleiber
mit: Bayerisches Staatsorchester München
TV-Regie: Horant H. Hohlfeld

ARTE / ZDF, Deutschland, 1996, 43 Min.

http://www.arte-tv.com/de/art-musique/Maestro/601100.html
zoe
Ist häufiger hier
#28 erstellt: 03. Aug 2004, 21:55
Vielen Dank für den Hinweis,
unsere Gruppe funktioniert ja besser als die Nachrichtensprecherin von ARTE, die noch das falsche Konzert ansagte, ich war schon fast am Abschalten, da kam es doch. Das hat meine Frau sehr beeindruckt, die mir mit dem Programmheft beweisen wollte, das da keine Vierte war.

Und die Interpretation?

Seltsam distanziert, der Dirigent schon etwas müde, 66 jährig, Nicht die harte Weissglut der Aufnahme mit den Wienern, nicht die Emotionen eines Furtwängler, nicht der weiche Glanz eines Celibidache, nicht eine meiner Favoritenaufnahmen. Am Ende ziehe ich noch Alfred Scholz mit dem Phiharmonia vor. Eine vorlaute erste Flöte ohne klanglichen Charme. Das garniert mit einigen Hackern der Musikwiedergabe von Arte (kurze Beschleunigungen des Bandlaufs), die bei mehreren Bändern klassischer Musik schon aufgefallen sind. Wollen sie uns das Mitschneiden versauern oder ist ihre Bandmaschine ganz einfach defekt?
Verfestigt das unsere Vorurteile, Musik nicht am Fernsehen?

Grüsse
zoe


zoe





Morgen Sonntag 1.8. um 19:00 bei ARTE TV:

Carlos Kleiber dirigiert Brahms

Symphonie Nr. 4 in e-moll, op. 98

Musikalische Leitung: Carlos Kleiber
mit: Bayerisches Staatsorchester München
TV-Regie: Horant H. Hohlfeld

ARTE / ZDF, Deutschland, 1996, 43 Min.

http://www.arte-tv.com/de/art-musique/Maestro/601100.html
mefisto
Ist häufiger hier
#29 erstellt: 05. Aug 2004, 12:37
Er war ein Dirigent, der immer im Schatten des übermächtigen Vaters stand und deshalb durch ausserordentliche Interpretationen auffallen musste,um seinen eigenen Weg gehen zu können. Gruss Guido.
sound67
Hat sich gelöscht
#30 erstellt: 05. Aug 2004, 12:47
In Norman Lebrechts Buch "Der Mythos vom Maestro", das ich gerade lesen, wird sehr schön auf die Hassliebe von Carlos zu seinem Vater eingegangen. Wie Lebrecht es beschreibt, diente jede gelungene Aufführung des Sohns zur Identifikation mit dem Vater, jede schlechte Aufführung dazu, ihn zu "töten".

Überhaupt ein faszinierender Einblick in die Psyche und den Charakter einiger "legendärer" Dirigenten.

Gruß, Thomas
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