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Mozart, Wolfgang Amadeus: Die Klaviersonaten

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Autor
Beitrag
Ippig
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 18. Mai 2006, 18:36
Hallo,

ich würde mir gern eine Gesamtaufnahme der Klaviersonaten von Mozart kaufen. Im "Billig-Bereich" gibt es drei Angebote

Klara Würz (Billiant)
Maria João Pires (Brilliant)
Jeno Jando (?) (Naxos)

Auch die Gesamtaufnahme von Uchida wird manchmal schon
recht günstig angeboten.

Was würdet ihr empfehlen?

Gruß, Ippi
vanrolf
Inventar
#2 erstellt: 18. Mai 2006, 19:40
Hallo Ippi,

die Aufnahmen von Maria João Pires sind legendär, meines Wissens werden die selbigen von der Deutschen Grammophon immer noch im Hochpreis-Segment zu ca. 90,00 € angeboten. Für € 9,99 bei Brilliant heißt es da zuschlagen. Pires Spiel ist sehr fein und unsentimental bei im Schnitt eher flotteren Tempi als in anderen Vergleichsaufnahmen, die Klangqualität ist eher "trocken", d.h. ohne nennenswerten Nachhall. Alleine wegen letzterem ziehe ich eine solche Interpretation gerne vor, wenn der Rest stimmt.
Die vielgepriesene Ausgabe von Klara Würtz wirkt da klanglich schwerblütiger mit deutlich mehr Hall, aber spieltechnisch ist das hier zweifellos auch Top-Qualität.

Recht gelungen soll noch Michael Endres auf Oehms Klassik sein, und wenn's etwas teurer sein darf, empfehle ich auf jeden Fall die Decca-Ausgabe von Andras Schiff.

Also mein Tip für die günstige Variante: Pires !

Gruß Rolf
Hüb'
Moderator
#3 erstellt: 18. Mai 2006, 19:45
Hi!

Maria João Pires hat die Sonaten 2x eingespielt: das erste Mal für das franz. Label "Erato" (jetzt auf Brilliant Classics erhältlich) und später noch einmal für die DG.

Die Aufnahme von Michael Endres halte ich ebenfalls für sehr empfehlenswert.

Grüße

Frank
G-Kiselev
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 18. Mai 2006, 21:08
Jenö Jando ist meineserachtens ein ausgezeichneter Pianist (komischerweise erscheint er nur bei Naxos). Schuberts Moments Musicaux sind in seiner Interpretation sehr gut, auch Beethoven. Seinen Mozart kenne ich allerdings nicht.

Gruß!
Georg


[Beitrag von G-Kiselev am 18. Mai 2006, 21:08 bearbeitet]
s.bummer
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 18. Mai 2006, 22:06
Was wollt ihr bloß alle mit Gesamtaufnahmen!?!
Reicht der Brockhaus denn nicht?

An Mozart haben sich hunderte von Pianisten geübt und die BESTEN (Gould mal ausgenommen) haben KEINE Gesamtausgabe abgeliefert.
Man sollte Einzelaufnahmen suchen, hören und sammeln, Gesamteinspielungen sind hier mehr was für Musikbeamte, oder?
Dies mal den Enzyklopädisten ins Stammbuch geschrieben.

Hier ein paar Pianisten, nur um anzufangen, also nicht vollständig, sondern nur mit einem Blick in den Schrank.

Schnabel,
Solomon,
Curzon,
Casadesus,
Kempff,
Gilels,
Gulda,
Brendel,
Fleisher,
Richter,
selbst Horowitz,
Pletnjev
und natürlich auch Clara und Dinu.
Und es gibt noch viel mehr:
Pereiha,
Lupu,
Bookbinder,
Küssihn und und und..
(selbst Justus hat hier keine Travestien abgeliefert!!)
Die Größte soll (Ich habe nix davon, aber Shostakovich behauptet es) Maria Judina gewesen sein, noch vor Clara (was eigentlich nicht geht).

Also was soll das langweilige Bestellen, Empfangen und Abhören von Gesamtaufnahmen?
Das ist doch wie im besten italienischen Restaurant sitzen und Pizza Magarita bestellen?

Gruß S.


[Beitrag von s.bummer am 18. Mai 2006, 22:09 bearbeitet]
pha
Stammgast
#6 erstellt: 18. Mai 2006, 22:14
Hallo,

die Aufnahme von Klara Würz gefällt mir nicht. Unschöne Aufnahmequalität, langweilig gespielt. Pires ist von den Brilliant-Boxen die bessere Wahl. Sehr schöne Interpretation und gute Klangqualität.

Grüße,
Peter


[Beitrag von pha am 18. Mai 2006, 22:15 bearbeitet]
zoe
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 19. Mai 2006, 09:42

s.bummer schrieb:
Was wollt ihr bloß alle mit Gesamtaufnahmen!?!
Reicht der Brockhaus denn nicht?

An Mozart haben sich hunderte von Pianisten geübt und die BESTEN (Gould mal ausgenommen) haben KEINE Gesamtausgabe abgeliefert.

Das ist doch wie im besten italienischen Restaurant sitzen und Pizza Magarita bestellen?

Gruß S.


Hat das der Walter Gieseking verdient? Dessen Gesamtaufnahme kann man schon mal auf den Teller legen ohne würgen zu müssen. Ist allerdings etwas französisch angehauchte Küche und keine italienische (in Lyon zur Welt gekommen).
Grüsse

zoe
SirVival
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 19. Mai 2006, 11:40
Hi,

Mozart ist leider für Pianisten sicherlich ein Problem im Hinblick auf Gesamtaufnahmen. Am besten hat mir bisher die Pires gefallen. Manchmal auch Gould. Aber mit dem Rest kann ich nicht viel anfangen.

Bei den meisten stellt sich bei mir nicht viel mehr als gepflegte Langeweile ein (am ärgsten bei Christoph Eschenbach) und hast du eine gehört, kennst du alle. Dieses unangenehme Gefühl habe ich bei der Pires nicht, auch nicht immer bei Gould, aber bei dem war es eher eine Hassliebe zu Mozart, weil er mit ihm auch nur in Einzelfällen klarkam.

Ich glaube, Arthur Schnabel hat zu den Sonaten von Mozart mal gesagt: "Zu leicht für Kinder, zu schwer für Pianisten."
Hinter dieser Aussage vermutet man sicher zu recht eigene schmerzliche Erfahrungen im Umgang mit Mozarts Klaviermusik.

Im übrigen schätze ich Alexander Lonquich als Mozartinterpreten sehr hoch ein. Habe ihn allerdings bisher nur im Konzert gehört. Auf CD ist er v.a. als Begleiter von Frank Peter Zimmermann in Erscheinung getreten. Vielleicht gibt ihm ja mal eine Firma die Möglichkeit, die Sonaten von Mozart einzuspielen (falls nicht schon erfolgt). Das dürfte sensationell gut werden.

Grüße

Gruß
JohnD
Stammgast
#9 erstellt: 21. Mai 2006, 15:47
Ich hatte dasselbe Problem mit den Sonaten: irgendwann, so interessant die Kompositionen auch sein mögen, stellt sich gepflegtes Nichtssagen ein, auch bei ganz großen Pianisten. Horowitz vielleicht ausgenommen. Da kenn ich aber auch nur eine.

Dann besorgte ich mir diese Gesamtaufnahme:

amazon.de

Tuija Hakkila spielt auf Originalinstrumenten aus Mozarts Zeit. Die gepflegte Langeweile gibt es nicht. Alles ist frisch und spannend. Das liegt natürlich auch an der gestalterischen Intelligenz der guten Frau.

Leider ist die Aufnahme nicht mehr erhältlich.
s.bummer
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 21. Mai 2006, 22:52
Hallo Zoe,
tut mir leid, dass ich Gieseking vergessen habe.
Das liegt wahrscheinlich an meiner Schreibdisposition. Ich schreibe aus dem Kopf, lege mir selten was beiseite und überspitze dann mitunter aus Lust an der Provokation.

Manchmal entdecke ich dann Stunden später einen Irrtum und muss überarbeiten.
Aber Gieseking habe ich glatt vergessen.
Seine Gesamtaufnahme der Sonaten Mozarts, ich kenne nur Teile davon, sind unbestritten Kulturerbe des 20. Jahrhunderts.

Dagegen lieber John D war Horowitz ein begnadeter Pianist, der auch nur ganz ganz Weniges von Mozart eingespielt hat, und das auch sehr gewöhnungsbedürftig, wie überhaupt Horowitz ein sehr beschränktes Repertoire hatte.
Ich finde es dennoch interessant, wenn auch arg parfümiert, jedenfalls bei seinen letzten Einspielungen.

Ich möchte an dieser Stelle nochmals die wunderbaren Aufnahmen von Richter erwähnen, von denen es mittlerweile Etliche gibt, da die Prager Liveaufnahmen greifbar sind, bzw. waren.
Der hat sich bei jedem Werk was gedacht und "nix aber auch garnix über einen Löffel balbiert."
Auch und immer wieder erwähnenswert sind die Geniestreiche von Dinu Lipatti und seiner Landsfrau Clara Haskil.
Da bin ich sehr einseitig:
Wer Lipatti mit Mozart nicht kennt, weiß nicht, wie gut man Mozart spielen kann. Haskil kommt ihm nahe, aber eben nur nahe. (Lipatti hat meines Wissens leider nur 1 Sonate eingespielt und 1 Klavierkonzert. Doch beides sind Aufnahmen für die einsame Insel!)
Gruß S.
Miles
Inventar
#11 erstellt: 22. Mai 2006, 10:44
Hallo,

Sorry, bei Maria João Pires liegen Rolf und Frank falsch

Die Aufnahmen die es jetzt superbillig bei Brilliant Classics gibt kommen nicht von der DG (das wäre zu schön :)) und auch nicht von Erato (für die Pires die Mozart-Konzerte eingespielt hat), sondern es sind frühe Digitalaufnahmen (1974) von Denon.

Ich habe sie nicht gehört.
vanrolf
Inventar
#12 erstellt: 23. Mai 2006, 00:17
Hi,

jetzt wirds interessant
Daß es nicht die DG-Aufnahmen sind, wurde ja schon geklärt. Aber "frühe Digitalaufnahmen (1974) von Denon" kann die mit "ADD" gekennzeichnete Box dann ja wohl auch nicht enthalten, schon allein wegen des Entstehungsjahres...

Gruß Rolf
Hüb'
Moderator
#13 erstellt: 23. Mai 2006, 06:33

Miles schrieb:
Hallo,

Sorry, bei Maria João Pires liegen Rolf und Frank falsch

Die Aufnahmen die es jetzt superbillig bei Brilliant Classics gibt kommen nicht von der DG (das wäre zu schön :)) und auch nicht von Erato (für die Pires die Mozart-Konzerte eingespielt hat), sondern es sind frühe Digitalaufnahmen (1974) von Denon.

Ich habe sie nicht gehört.

Ach ja, stimmt. Eine Verwechslung mit den KK!

Grüße

Frank
Hüb'
Moderator
#14 erstellt: 23. Mai 2006, 06:39

vanrolf schrieb:
Hi,

jetzt wirds interessant
Daß es nicht die DG-Aufnahmen sind, wurde ja schon geklärt. Aber "frühe Digitalaufnahmen (1974) von Denon" kann die mit "ADD" gekennzeichnete Box dann ja wohl auch nicht enthalten, schon allein wegen des Entstehungsjahres...

Gruß Rolf

Doch doch, die haben sehr früh mit Digitalaufnahmen begonnen (als 1. Plattenfirma?), lange, bevor es für den Konsumenten käufliche digitale Medien gab. Das Gro der anderen Label hat ja erst ab ca. 1978 begonnen, erste Erfahrungen mit der Digitaltechnik zu sammeln.

Siehe hier:
http://www.brilliant...e5/ProductInfo/92733

"Union Square" ist der Rechteinhaber-/händler für die Denon-Aufnahmen. Aufnahmedatum 1974, DDD.

Grüße

Frank
vanrolf
Inventar
#15 erstellt: 23. Mai 2006, 07:08
Hi Frank,

erstaunlich, das war mir bisher unbekannt. Man lernt halt nie aus.
Wo sind die Aufnahmen denn nun ursprünglich erschienen, wenn nicht auf Erato?

Gruß Rolf
Hüb'
Moderator
#16 erstellt: 23. Mai 2006, 16:23

vanrolf schrieb:
Wo sind die Aufnahmen denn nun ursprünglich erschienen, wenn nicht auf Erato?

Hi Rolf!

Bei der nicht mehr existenten Fa. "Denon/Nippon Columbia".
Siehe hier http://de.wikipedia.org/wiki/Denon

Grüße

Frank
Miles
Inventar
#17 erstellt: 24. Mai 2006, 01:40
Hier eine CD-Reissue von Denon:

http://info.hmv.co.jp/p/t/1414/356.html

Hüb'
Moderator
#18 erstellt: 24. Mai 2006, 06:26
@Miles: Du meinst, eine CD-Box, die jetzt als Brilliant-Reissue vorliegt?
Miles
Inventar
#19 erstellt: 24. Mai 2006, 09:42
Ich meinte eine *frühere* Wiederveröffentlichung der Aufnahmen auf CD, von Denon. Ursprünglich sind sie ja auf LP erschienen.
Khampan
Ist häufiger hier
#20 erstellt: 18. Jun 2006, 00:52
Hallo Mozartfreunde,

ich kann der Meinung vieler Vorredner nur beipflichten, daß eine gesunde Mischung mit verschiedenen Interpreten jeder Gesamtaufnahme vorzuziehen ist. Selbst auf die Gefahr hin, daß man dann das eine oder andere Stück mehrfach hat - man erfährt auf diese Weise sogar mehr über ein Stück als wenn man es nur in einer einzigen (u.U. nicht optimalen) Interpretation kennt.

Ganz besonders warnen möchte ich vor der hier angesprochenen frühen Gesamtaufnahme mit Maria Joao Pires.

Es stimmt, es handelt sich um eine der ersten Digitalaufnahmen überhaupt, Denon war zu der Zeit - lange vor Sony - einsamer Pionier in der neuen Technik. Klanglich sind die Aufnahmen auch gar nicht schlecht.
Aber: Die gute Dame Pires hat ganz offensichtlich einige der Sonaten vom Blatt gespielt, was nicht so schlimm wäre, wenn sie sich dabei nicht als ausgesprochen schlechte Vomblattspielerin erweisen würde. Hinzu kommen Fehler durch den Schnitt. Auch wenn man zugute hält, daß Digitalschnitt zu der Zeit ein ziemlich abenteuerliches Unterfangen gewesen sein muß, sind die unten aufgelisteten Dinger absolut unentschuldbar und wären sogar zum großen Teil nachträglich zu verbessern gewesen, selbst wenn es für die originalen Aufnahmebänder keine Abspielgeräte mehr geben dürfte.

Als hobbymäßiger Klavierspieler hab ich mich mal stichprobenartig mit zwei ihrer "Interpretationen" befaßt, d.h. mit den Noten verglichen. Allerdings habe ich sie nur auf einer Denon-Midprice-CD gehört, rein theoretisch könnten also einige der Stellen inzwischen verbessert sein (bei einer Aufnahme, die mehr als 30 Jahre auf dem Markt ist, wird sowas praktisch nie gemacht). Wer sich imstande fühlt, das eine oder andere bei der entsprechenden Brilliant Classics CD nachzuprüfen, oder umgekehrt die anderen Sonaten auf Zweifelsfreiheit zu überpfüfen, sei hiermit herzlich dazu aufgerufen.


Sonate Nr. 3 B-Dur KV 281

1. Satz
Takt 4: die Pause ist nur halb so lang wie sie sein soll (3/8-Takt inmitten eines Satzes im 2/4-Takt)

3. Satz
Takt 124: Schnittfehler, das erste Viertel ist doppelt, also hier ein 5/4-Takt

(naja, zwei hahnebüchene Stellen in einer Sonate, geht ja fast noch. Aber jetzt..)


Sonate Nr. 4 Es-Dur KV282

1. Satz
Takt 2: letzter Ton im Baß a statt as - ein kurioser Lesefehler, und das schon im zweiten Takt in einem langsamen Satz. Das As verwendet Mozart hier, übergehalten in den nächsten Takt, als Septime im Baß zu einem B-Dur Septakkord - jeder weiß, daß da ein A nix zu suchen hat. Grotesk wird es dadurch, daß die Stelle in der Wiederholung richtig gespielt ist, also hätte man den Fehler nachträglich aus der Wiederholung korrigieren können.
Takt 13, Zählzeit 2+ : Vorschlagnote e statt es, auch das in der Wiederholung richtig.

3. Satz:
Takt 59, zweiter Akkord linke Hand a statt as (Fielmann gab's damals noch nicht... oder was?!)
Takt 71, letzter Ton rechte Hand als Sechzehntel statt als Achtel gespielt.


Ich hoffe mal, daß es in dieser Gesamtaufnahme auch einige Sonaten gibt, die Frau Pires damals soweit im Repertoire hatte, daß die Sache etwas glimpflicher abgelaufen ist. Auf alle Fälle dürfte klar, sein daß sie sich die Masterbänder vor der (LP-)Veröffentlichung nicht angehört hat. Allein das eigentlich ein Unding.
Woher Denon die Dreistigkeit genommen hat, nach der LP die Fehler unverändert auf CD zu übernehmen, und dann nochmal bei der Wiederveröffentlichung als Midprice-CD, ist mir unerklärlich. Falls, wie ich unbedingt annehme, Brilliant Classics die Aufnahmen 1:1 übernommen hat, könnte man ihnen am allerwenigsten einen Vorwurf machen.
Andererseits, fällt offensichtlich kaum jemandem auf...

Gruß,
Khampan
SirVival
Hat sich gelöscht
#21 erstellt: 18. Jun 2006, 11:13
Hi,

ich bin wirklich ein großer Mozart-Verehrer, aber um die Klaviersonaten habe ich immer einen großen Bogen gemacht, weil, ich sagte es oben schon, ich sie immer als monotones Geklimper empfand. Was nicht ausschließt, dass bedeutendes an Soloklaviermusik von Mozart geschaffen wurde, z.b. die Fantasie c-moll.

Ich glaube, dass man sich mit dem Kauf einer Gesamtaufnahme keinen Gefallen tut, weil der musikalischen Eintönigkeit noch durch die interpretatorische eins drauf gesetzt wird. Variatio delectat, wie der alte Latriner sagt.

Grüße
Thomas228
Stammgast
#22 erstellt: 18. Jun 2006, 12:48
Ich habe mir die Box auch gekauft, würde es heute aber wohl nicht wieder tun. Alles war ganz ordentlich, doch der Funke sprang irgendwie nicht über. Spielfehler habe ich nicht wahrgenommen, bin aber auch kein (Hobby)Pianist. Ein deutliches Zeichen: Keine einzige CD habe ich bislang ein zweites Mal gehört.

Gruß, Thomas
vanrolf
Inventar
#23 erstellt: 18. Jun 2006, 16:29
Hallo zusammen,

Ippigs Ausgangsfrage nach einer Gesamtausgabe zielte ausdrücklich auf das untere Preissegment. Aufgrund z.Zt. beispiellos günstiger Marktbedingungen haben wir uns offenbar an höchste Qualität zu Budgetpreisen gewöhnt und vergessen, daß "billig" auch "minderwertig" bedeuten kann

Die grundsätzliche und pauschale Abneigung gegen (preiswerte) Gesamtausgaben kann ich trotzdem so nicht teilen. Es gibt solche und solche, man sollte hier immer den Einzelfall betrachten. Wer sich - wie die meisten hier - für bestimmte Werke näher interessieret, wird sich aller Wahrscheinlichkeit nach ohnehin mehrere Aufnahmen davon zulegen, um, wie Khampan ganz richtig bemerkt hat, mehr über ein Stück zu erfahren. Und weil das Vergleichen Spaß macht, variatio delectat eben.
Ich denke, die Erkenntnis sollte sich langsam durchgesetzt haben, daß sich viele Werke unterschiedlich (und trotzdem "gültig") interpretieren lassen, und daß ein Ansatz, der heute der letzte Schrei ist, morgen schon als altmodisch belächelt werden kann.
Eine ordentliche Gesamtausgabe, noch dazu preiswert, kann durchaus hilfreich sein, sich hierzu einen Überblick zu verschaffen, sie hindert mich z.B. im Fall Mozart nicht daran, bestimmte Werke auch noch in anderen Einspielungen zu besitzen. Außerdem sind unbekanntere Werke oft nicht als Einzelausgaben zu bekommen.

Eine Gesamtausgabe macht natürlich auch dann Sinn, wenn man sich nicht nur für einzelne Werke, sondern auch für die jeweiligen Interpreten interessiert. So wie hier gegen GAs gesprochen wird, wird an anderer Stelle bedauert, daß Künstler XY nur einen Teil bestimmter Werke eingespielt hat. Ich erinnere mich da z.B. an die Beethoven-Sonaten mit Emil Gilels, über die noch vor kurzem in einem anderen thread genau dies gesagt wurde.

Die Mozart/Pires-Box besitze ich ebenfalls. Ich bezweifele nicht, daß die von Khampan bemängelten Fehler tasächlich so vorhanden sind, und das ist natürlich nicht in Ordnung so. Wenn bereits im 2. oder 4. Takt ein Fehler passiert, der selbst einem "hobbymäßigen Klavierspieler" (Selbsteinschätzung von Khampan) sofort auffällt, dann frage ich mich auch, warum die Künstlerin in diesem frühen Stadium einer Studioaufnahme nicht nochmal von vorne angefangen hat.

Heute morgen habe ich mir noch ein paar Ausschnitte angehört, es mag schon sein, daß sich auch an anderen als den von Khampan aufgeführten Stellen entsprechende Patzer befinden (z.B. im ersten Satz von Sonate No. 1). Trotzdem würde ich nicht so weit gehen und "ganz besonders" vor diesen Aufnahmen warnen, denn mein Gesamteindruck ist sooo schlecht nicht. Die ganze Anmutung und zurückhaltende Art sprechen mich schon an, der Klang ebenso. Und natürlich auch der Preis. Die Tatsache, daß Pires für die DG eine zweite Gesamtaufnahme eingespielt hat, liesse sich ja auch so auslegen, daß sie selbst mit dem ersten Resultat unzufrieden war und es für verbesserungsfähig hielt.

Ist dem so? Wer kennt die DG-Aufnahmen?

Gruß Rolf
gaspard
Ist häufiger hier
#24 erstellt: 20. Sep 2006, 01:07
Als harmonisch abgestimmte, reife Leistung würde ich die Gesamteinspielung der gebürtigen Argentinierin Carmen Piazzini bezeichnen.
Wer also einen "billigen" aber durchaus ordentlichen Mozart sucht, sollte sich mal mit dieser Pianistin anzufreunden versuchen.

Sie spielt sensibel, wenngleich für meinen Geschmack auf Dauer eine Spur zu diszipliniert (wobei ich in aller Regel von Mozart spätestens nach eineinhalb Stunden genug habe, egal wer spielt)

Die Digital-Aufnahmen aus den späten 80ern sind fast komplett (es fehlen lediglich die Sonaten 1, 3, 5) als 4er-Set unter dem Billiglabel "Quadromania" für 5 EUR aufwärts erhältlich.



Wem das zu billig ist, der kriegt für den 3-fachen Preis nahezu das Gleiche bei Line Music (die drei fehlenden Sonaten sind dann auch dabei).

Piazzinis weitere Discographie umfasst u.a. die kompletten Haydn-Sonaten (immerhin !!) und einen absolut hörenswerten Schubert (D959 / D664).

gaspard
Live-musikhörer
Inventar
#25 erstellt: 20. Sep 2006, 10:03

Khampan schrieb:

...........
Woher Denon die Dreistigkeit genommen hat, nach der LP die Fehler unverändert auf CD zu übernehmen, und dann nochmal bei der Wiederveröffentlichung als Midprice-CD, ist mir unerklärlich. Falls, wie ich unbedingt annehme, Brilliant Classics die Aufnahmen 1:1 übernommen hat, könnte man ihnen am allerwenigsten einen Vorwurf machen.
Andererseits, fällt offensichtlich kaum jemandem auf...

Tja, anscheinend gibt es Leute, die eine Interpretation nicht nur auf Basis technische Fehler beurteilen.
Khampan
Ist häufiger hier
#26 erstellt: 20. Sep 2006, 16:09

Tja, anscheinend gibt es Leute, die eine Interpretation nicht nur auf Basis technische Fehler beurteilen.

wie bitte? Die Korrektur von billigsten Spielfehlern ist für mich lediglich eine Minimalanforderung an eine Musikproduktion (für einen Konzertmitschnitt gelten etwas andere Regeln).
Und wer Mozart gern mit einem eingeschobenen 5/4-Takt hört, bitteschön.
Zudem beweist die Qualität einiger Spiel-(Lese-)fehler, daß Fräulein Pires anläßlich der Aufnahmen mit dem Studium der Werke beileibe nicht fertig war. In so einem Stadium bereits von "Interpretation" zu sprechen halte ich für ziemlich gewagt.

Ich bin sogar sicher, daß Frau Pires das genau so sieht, daß sie, hätte man ihr ein Mitspracherecht eingeräumt, auf einer Korrektur der angesprochenen Fehler (vermutlich noch ganz anderer Stellen) bestanden hätte. Es wäre sonst der erste Fall, daß ein Musiker einverstanden ist, sowas unter die Leute zu bringen.

Für mich persönlich habe ich die Konsequenz aus diversen Postings hier gezogen und mich weitgehend aus diesem Forum ausgeklinkt.

Viel Spaß noch,
Khampan
Live-musikhörer
Inventar
#27 erstellt: 20. Sep 2006, 19:54

Khampan schrieb:

wie bitte? Die Korrektur von billigsten Spielfehlern ist für mich lediglich eine Minimalanforderung an eine Musikproduktion (für einen Konzertmitschnitt gelten etwas andere Regeln).

Das ist dein Recht, so zu denken. Sehr wahrscheinlich gibt es eine Menge von Leuten, die so denken und Andere nicht.


Khampan schrieb:
Und wer Mozart gern mit einem eingeschobenen 5/4-Takt hört, bitteschön.

Hofentlich auch.


Khampan schrieb:
Zudem beweist die Qualität einiger Spiel-(Lese-)fehler, daß Fräulein Pires anläßlich der Aufnahmen mit dem Studium der Werke beileibe nicht fertig war. In so einem Stadium bereits von "Interpretation" zu sprechen halte ich für ziemlich gewagt.

Vielleicht ja. Sicher beweisen deine Sätze, worauf du am meisten bei eine "Interpretation" achtest. Das ist deine Sache, ich wollte nur sagen, dass es andere Menschen gibt, die Musik anders empfinden.


Khampan schrieb:
Ich bin sogar sicher, daß Frau Pires das genau so sieht, daß sie, hätte man ihr ein Mitspracherecht eingeräumt, auf einer Korrektur der angesprochenen Fehler (vermutlich noch ganz anderer Stellen) bestanden hätte.

Solange man nicht darüber mit Frau Pires gesprochen hat oder man sie nicht kennt, ist alles nur Spekulation, die höchstens das eigene Bewusstsein verstärken kann.


Khampan schrieb:
Für mich persönlich habe ich die Konsequenz aus diversen Postings hier gezogen und mich weitgehend aus diesem Forum ausgeklinkt.

Wegen meines Postings ist es wirklich nicht nötig. Hier sollte jeder die Möglichkeit haben, seine Ansicht der Dinge darstellen zu können. Schade wäre, wenn wir alle die gleiche Meinung hätten. Auf jedem Fall fand ich deine Arbeit interessant und informativ, welcher sicher viel Zeit gekostet hat.


Khampan schrieb:
Viel Spaß noch,
Khampan

Beim Musik hören, sicher.

Gruß
gaspard
Ist häufiger hier
#28 erstellt: 26. Sep 2006, 23:58
Alicia De Larrocha - ihre Spanier (Granados, Soler, Albeniz etc.) werden immer noch als Referenz gehandelt.
Die zierliche Pianistin, Handspanne vielleicht eine Dezime, entwickelte notgedrungen eine eigenwillige Anschlagskultur. Den besonderen Reiz Ihres Spiels macht wohl jener latente Eindruck stehgreifartiger Improvisation aus.



Diese Wirkung entfaltet sich gelegentlich auch in ihren Mozart-Interpretationen (Gesamteinspielung RCA). Außerdem lässt sie keinerlei Schludrigkeiten durchgehen - was man von der jüngeren Kollegin aus Portugal offensichtlich nicht behaupten kann.

g
Markus
Inventar
#29 erstellt: 28. Okt 2006, 09:55
Um nicht einen neuen Thread anfangen zu müssen, habe ich diesen alten wieder ausgegraben. Im aktuellen JPC-Courier ist mir diese Gesamtaufnahme von Pires aufgefallen:



Sollte es sich dabei tatsächlich um die hochgeschätzte Aufnahme handeln, die bisher durch ihre extreme Preisgestaltung mich vom Kauf abgehalten hat?



Nach Anzahl der CDs, des Aufnahmejahrs und der bei JPC vorhandenen Kritik scheint dem so zu sein.

Wenn also jemand ebenfalls diese Aufnahme bisher aufgrund des Preises nicht erworben hat, dann wäre jetzt eine günstige Gelegenheit.

Viele Grüße,

Markus.
Martin2
Inventar
#30 erstellt: 11. Jul 2008, 21:46
Hallo ich habe mir mittlerweile diese edle Box zugelegt:



Kostet 10 Euro für 40 CDs. Die Pianistin ist Carmen Piazinni. Ich habe nun mal gestern angefangen, mich in diese Box einzuhören. Die Klaviersonaten 10, 11 und 18. Na ja, die 11. ist wohl ein Klassiker. Da kommt also das berühmte Thema für Regers Mozartvariationen her! Und auch der letzte Satz dürfte berühmt sein, wobei ich den in dieser Interpretation ein bißchen schwerfällig finde. Die 10. dagegen fand ich sehr langweilig, die 18. schon besser, obwohl ich denke, daß der Menschheit ohne diese Sonate auch nicht viel fehlen dürfte. Das hatte ich bei dem Mozart befürchtet.

In welche Sonaten sollte ich Eurer Meinung nach unbedingt hineinhören? Welche sind die besten, die man auf keinen Fall verpassen sollte? Ich fürchte nämlich, ich werde die Box sonst wieder in die Ecke stellen und doch nichts mehr daraus hören.

Gruß Martin
Kreisler_jun.
Inventar
#31 erstellt: 12. Jul 2008, 22:40

Martin2 schrieb:
Hallo ich habe mir mittlerweile diese edle Box zugelegt:



Kostet 10 Euro für 40 CDs. Die Pianistin ist Carmen Piazinni. Ich habe nun mal gestern angefangen, mich in diese Box einzuhören. Die Klaviersonaten 10, 11 und 18. Na ja, die 11. ist wohl ein Klassiker. Da kommt also das berühmte Thema für Regers Mozartvariationen her! Und auch der letzte Satz dürfte berühmt sein, wobei ich den in dieser Interpretation ein bißchen schwerfällig finde. Die 10. dagegen fand ich sehr langweilig, die 18. schon besser, obwohl ich denke, daß der Menschheit ohne diese Sonate auch nicht viel fehlen dürfte. Das hatte ich bei dem Mozart befürchtet.

In welche Sonaten sollte ich Eurer Meinung nach unbedingt hineinhören? Welche sind die besten, die man auf keinen Fall verpassen sollte? Ich fürchte nämlich, ich werde die Box sonst wieder in die Ecke stellen und doch nichts mehr daraus hören.


a-moll 310, c-moll 457, D-Dur KV 576; ein eigenwilliges, aber hörenswertes Stück ist 494/533. Sehr hübsch auch 330, 332 und besonders 333.

viele Grüße

JK jr.
Joachim49
Inventar
#32 erstellt: 12. Jul 2008, 22:48
.... und die frühen haben eigentlich auch ihren Reiz. Also hör dir sie einfach alle an.
Joachim
Moritz_H.
Stammgast
#33 erstellt: 13. Jul 2008, 12:37

Hüb' schrieb:
Die Aufnahme von Michael Endres halte ich ebenfalls für sehr empfehlenswert.


Diese Box besitze ich inzwischen ebenfalls.



Halte diese Einspielung für gut gelungen und schließe mich somit der Aussage von Hüb gerne an.
Schneewitchen
Inventar
#34 erstellt: 13. Jul 2008, 17:57
Ich habe die Aufnahmen mit Glenn Gould (CBS) und die mit Ingrid Haebler,letztere von Denon als 7 Einzel-CDs(digital 1987-1991),später erschien eine Komplett-Box.
Joachim49
Inventar
#35 erstellt: 13. Jul 2008, 20:30

SirVival schrieb:

Ich glaube, dass man sich mit dem Kauf einer Gesamtaufnahme keinen Gefallen tut, weil der musikalischen Eintönigkeit noch durch die interpretatorische eins drauf gesetzt wird. Variatio delectat, wie der alte Latriner sagt.
Grüße


Ich empfehle gegen die vermeintliche musikalische Eintönigkeit die Gesamtaufnahme mit Lili Kraus, die es hoffentlich noch bei Sony gibt.
Joachim
Martin2
Inventar
#36 erstellt: 14. Jul 2008, 15:41

Joachim49 schrieb:
.... und die frühen haben eigentlich auch ihren Reiz. Also hör dir sie einfach alle an.
Joachim


Na ja, dann mache ich das mal. Habe dann noch zwei CDs aus meiner Kollektion gehört. Ist schon nicht so schlecht. Wieder erkannte ich einen Satz wieder, nämlich den ersten Satz aus der Klaviersonate 16, KV 545. Sehr interessant fand ich die Phantasie für Klavier KV 475. Für mich das Highlight überhaupt, abgesehen von den Stücken, die ich schon kannte. Von den Klaviersonaten fand ich die 7. KV 309 fade, 12 KV 332 fand ich besser, irgendwie energisch, 13 KV 333 nicht schlecht, obwohl sie mich nicht umgehauen hat ( und diese hatte Kreisler Junior so gelobt), 16 hatte wiegesagt diesen großartigen ersten Satz, 7 KV 309 gar nicht mal so schlecht, 14 KV 457 hatte Kreisler Junior wieder gelobt, mir gefiel sie nicht so. Trotzdem danke an Kreisler Junior für seine Empfehlungen.

Insgesamt muß ich bei Mozart eben sagen: Es gibt einige Geniestreiche, aber das Gesamtniveau der Beethovenschen Klaviersonaten finde ich einfach ungleich höher, bei Mozart habe ich an nicht wenigen Stellen den Eindruck, daß der Mozartsche Autopilot läuft, ganz nett, aber irgendwie mehr Stil als Inhalt. Nicht böse sein, nur mein subjektiver Eindruck.

Gruß Martin
enkidu2
Inventar
#37 erstellt: 14. Jul 2008, 21:34
Martins Beispiel folgend habe ich mir heute Abend auch mal wieder Mozarts Klaviersonaten angetan. Aber das war vielleicht ein Fehler. Mozarts Musik wirkt nach einem harten Arbeitstag soo einlullend, dass man kaum noch konzentriert zu hören vermag, ohne gleich wegzunicken.

Ansonsten ist mein Fazit: nett, aber eher in der negativen Bedeutung dieses Wortes. Ein paar schöne, ansprechende Stellen, ohne aber eine innere Begeisterung zu erzeugen. Schön im Sinne einer Mamorstatue, und gleichzeitig eine Distanz wahrend bzw. erzeugend. Schön und doch irgendwie blass, leblos. Schön und doch gleichzeitig langweilig.

Einziges Highlight: das Rondo alla Turca. Was die Sonate KV 331 aber als ganzes auch nicht rettete.

Somit mein Hörerlebnis:

Sonate für Klavier Nr. 16 KV 545 C-dur -- befriedigend (6 von 10 Punkten)
Fantasie für Klavier Nr. 3 KV 475 c-moll -- mittelmäßig (5 von 10 Punkten)
Sonate für Klavier Nr. 14 KV 457 c-moll -- mittelmäßig (5 von 10 Punkten)
Sonate für Klavier Nr. 11 KV 331 A-dur -- befriedigend (6 von 10 Punkten)

Ob das an Mitsuko Uchida liegt? Ich glaube nein. Wohl doch eher an Mozart. Und an meiner Präferenz für Beethovensche Dramatik.



[Beitrag von enkidu2 am 15. Jul 2008, 00:41 bearbeitet]
Joachim49
Inventar
#38 erstellt: 14. Jul 2008, 23:38
Ich weiss nicht, mein lieber Enkidu, über wen diese Noten mehr sagen, über Mozart oder über Dich. Die Ushida müsste schon eine enorm schlechte Pianistin sein, wenn z.B. die grossartige Fantasie 475 und die häufig mit ihr kombinierte Sonate 457 nur einen mittelmässigen Eindruck hinterlassen haben. Versuch's noch mal, wenn du anders gestimmt bist.
Freundliche grüsse
Joachim
enkidu2
Inventar
#39 erstellt: 15. Jul 2008, 00:50
Natürlich sagt die von mir vorgenommene Bewertung nur was über den Grad aus, wie mir diese Musik gefallen hat. Was anderes kann auch keiner ernsthaft annehmen.
Hüb'
Moderator
#40 erstellt: 15. Jul 2008, 06:12

Joachim49 schrieb:
Versuch's noch mal, wenn du anders gestimmt bist.

DAS ist bei mir oft die Lösung. Manches "funktioniert" an manchen Tagen und in manchen Stunden einfach überhaupt nicht.
Deukalion
Inventar
#41 erstellt: 12. Okt 2009, 23:09
Hallo!
Dieser Thread hat einen etwas deprimierenden Verlauf genommen!

Sind denn Mozarts Klaviersonaten als Gesamtwerk musikalisch wirklich so schlecht und belanglos?

Spielen Weltklassepianisten wie Gieseking, Gulda, Badura- Skoda, Barenboim, Zacharias, Uchida, Endres (vielleicht wirklich kein Weltklassepianist, aber doch ein Geheimtipp, oder ), Schiff und Pires so einfallslos und wenig individualisierend, dass man vom Kauf jeder dieser Gesamtaufnahmen dringend abraten muß?

Und was ist eigentlich mit den Mozart- Sonaten- Einspielungen auf Original- Instrumenten von Brautigam, Rampe, Immerseel und der Badura- Skoda HIP- Einspielung auf Naive? - alles nur Einschlaf- Geklimper?

Also Leute, ihr seht: Ich bin entschlossen, mir unerschrocken eine Gesamteinspielung zuzulegen, auch wenn man mich einen "Musikbeamten" nennen sollte (s.u. Zitat S. Brummer: "Gesamteinspielungen sind hier mehr was für Musikbeamte, oder?")

Für welche Gesamteinspielung sprecht ihr euch aus? In Abwandlung der Eingangsfrage suche ich nicht die preiswerteste sondern schlicht die beste Aufnahme! Genauer: diejenige, die den individuellen Charakter der einzelnen Sonaten am besten herausarbeitet.

Wer bei seiner Position "Niemals eine Gesamtaufnahme der Mozart- Klaviersonaten" bleiben möchte, kann auch gerne ein Set von Einzelaufnahmen nennen!

Ich bin gespannt!
Hartmut
op111
Moderator
#42 erstellt: 13. Okt 2009, 08:35
Hallo Hartmut,
Mozarts Klaviersonaten spielen offensichtlich nicht nur in meiner "Hörwelt" eine Aussenseiterrolle. Mit Ausnahme von Goulds zugegebenermassen exzentrisch-individueller Aufnahme habe ich in meiner Sammlung lediglich wenige Einzelaufnahmen ... Horowitz ... Schnabel fallen mir spontan ein.

Martin2 schrieb:
Es gibt einige Geniestreiche, aber das Gesamtniveau der Beethovenschen Klaviersonaten finde ich einfach ungleich höher, bei Mozart habe ich an nicht wenigen Stellen den Eindruck, daß der Mozartsche Autopilot läuft, ganz nett, aber irgendwie mehr Stil als Inhalt.

Das gibt grob umrissen meinen Eindruck aus dem runden Vierteljahrhundert wieder, in dem ich mich wiederholt mit Klaviersonaten der Klassik beschäftigt habe.
Das ist selbstverständlich kein Urteil über Mozarts Musik, sondern meine ganz individuelle Wahrnehmung.


s.bummer schrieb:
Ich schreibe aus dem Kopf, lege mir selten was beiseite und überspitze dann mitunter aus Lust an der Provokation.

Ich verstehe S. so, man sollte S.' Aussagen mit einer gehörigen Portion Humor nehmen, so wie auch immer etwas Selbstironisierung aus seinen Beiträgen, die mir immer gefallen haben, spricht.

Gruß


[Beitrag von op111 am 13. Okt 2009, 08:50 bearbeitet]
Kreisler_jun.
Inventar
#43 erstellt: 13. Okt 2009, 10:44
Da dieses Forum (oder viele der Teilnehmer) einen gewissen Schwerpunkt (vielleicht auch wg. des HIFI) bei großorchestraler Musik der (Spät-)Romantik und klass. Moderne hat, ist nicht so verwunderlich, daß Mozarts Klavierstücke etwas hinten runterfallen.

Sehr viel hilfreiches kann ich auch nicht beisteuern. Ich habe Goulds nachvollziehbarerweise kontroverse Gesamteinspielung, dann eine wohl aus den 70ern oder frühen 80ern mit Badura-Skoda (aber auch einem modernen Instrument; es ist eine Musikclub-Ausgabe, bei der mir die Provenienz nicht klar ist), die erste Hälfte der "Gulda Tapes". Dann einzelne CDs mit Schiff und Zacharias, die "Wiener Sonaten" (die letzten 5 oder so, ab 457) mit Immerseel auf einem alten Instrument und noch zwei CDs mit Hakkila (Finlandia) und eine mit Staier auf einem solchen.

Empfehlen würde ich davon eigentlich nur die Sachen auf alten Instrumenten und evtl. Zacharias. Schiff ist zu "lasch", Gulda ist überragend, aber wegen des ziemlich miesen Klangs nur als Ergänzung tauglich (evtl. aber die einzelne DG-CD mit 576 u.a. anschaffen), Gould manchmal hochinteressant, anderswo ärgerlich, jedenfalls auch nur als Ergänzung zu empfehlen.
Und Schnabel mit der a-moll-Sonate, der besten von allen.
Den Endres hatte ich mal, habe ich wieder verkauft. Ist aber ordentlich, es war eher ein Platzproblem und ich habe mich dann für Badura-Skoda entschieden, ideal ist die aber auch nicht, weiß auch nicht genau, warum ich den Klotz behalte.

Wenn ich mal wieder mehr Interesse und Muße für diese Musik aufbringen kann, würden mich Brautigam für HIP und Lili Kraus interessieren.

Die Musik ist natürlich schon sehr gut; selbst die frühen Sonaten sind (für Mozart) nicht sehr früh (später als die Violinkonzerte und die ersten ca. 30 Sinfonien komponiert). Aber mir liegen Beethovens (und auch Haydns, die freilich noch weniger bekannt sind) größtenteils näher. Favoriten habe ich weiter oben irgendwo genannt.

JK jr.
Joachim49
Inventar
#44 erstellt: 13. Okt 2009, 15:34
So ganz vermag ich die zurückhaltenden Urteile übver Mozarts Sonaten nicht verstehen. Natürlich gibt es von Mozart Bedeutenderes, und gibt es für Klavier Wichtigeres. Aber wenn das ein Kriterium ist, dann können wir ja viel versuchen los zu werden. Ich jedenfalls, habe die Mozartsonaten - und die oft damit verbundenen Fantasien zumeist mit Vergnügen gehört. Mozart hat ja schliesslich phantastische Klavierkonzerte geschrieben, warum sollte er das Soloklavier so viel schlechter behandeln.

Ich habe die Gulda Mozart tapes (1), bei denen das Hörvergnügen durch die Aufnahmequalität ein wenig leidet (wie schon Kreisler schrieb), Gulda mit K 475-457, die Gould Integrale (auch hier schliesse ich mich dem Urteil Kreislers an). Meine Badura-Skoda Integrale, die ich schon ewig nicht mehr gehört habe, erschien bei eurodisc und wurde möglicherweise 1981 eingespielt (auf modernem Flügel).

Auf dvd habe ich eine Sonate mit Horowitz, dessen Mozartspiel ich immer sehr geschätzt habe.

Es gibt aber einen schwerwiegenden Grund, warum Kreisler mal wieder mehr Interesse für die Mozartsonaten aufbringen sollte, und das sind, wie er selbst schon vermutet, die Aufnahmen mit Lili Kraus, die meines Erachtens unübertroffen sind (1967-68, heute bei Sony).
Freundliche Grüsse
Joachim
Kreisler_jun.
Inventar
#45 erstellt: 13. Okt 2009, 16:28

Joachim49 schrieb:

Ich habe die Gulda Mozart tapes (1), bei denen das Hörvergnügen durch die Aufnahmequalität ein wenig leidet (wie schon Kreisler schrieb), Gulda mit K 475-457, die Gould Integrale (auch hier schliesse ich mich dem Urteil Kreislers an). Meine Badura-Skoda Integrale, die ich schon ewig nicht mehr gehört habe, erschien bei eurodisc und wurde möglicherweise 1981 eingespielt (auf modernem Flügel).


Das ist wohl die, die ich auch habe (als "ClubClassic Archive Parnass").
Ich finde Gould stellenweise durchaus faszinierend. Grotesk wirkt die sonata facile, aber bei der ebenfalls oft als besonders abschreckend herangezogenen KV 331 findet m.E. eine "gelungene Dekonstruktion" statt. Durch das extrem langsame und unkantable Spiel am Beginn des Variationensatzes ensteht der Eindruck, daß nicht ein vorgegebenes Thema variiert wird, sondern daß die Musik wie aus einem Rohmaterial zusammensetzt wird und erst am Ende, bei der letzten oder vorletzten Var. in schnellerem Tempo so recht bei sich ist. Aber das ist als Einstieg eher fragwürdig.



Auf dvd habe ich eine Sonate mit Horowitz, dessen Mozartspiel ich immer sehr geschätzt habe.

Es gibt aber einen schwerwiegenden Grund, warum Kreisler mal wieder mehr Interesse für die Mozartsonaten aufbringen sollte, und das sind, wie er selbst schon vermutet, die Aufnahmen mit Lili Kraus, die meines Erachtens unübertroffen sind (1967-68, heute bei Sony).


Da Du nicht der erste bist, der diese Empfehlung ausspricht, habe ich die schon länger auf einer internen Liste. Aber die Box scheint es z. Zt. nur zu horrenden Preisen zu geben (leichter eine Mono-Aufnahme von 1954) Und momentan steht diese Musik auch einfach nicht so im Mittelpunkt meines Interesses.

JK jr.

Edit: HF-Code


[Beitrag von op111 am 13. Okt 2009, 18:34 bearbeitet]
Deukalion
Inventar
#46 erstellt: 16. Okt 2009, 16:46
Hallo Franz- Josef, Jachim und K jr!
Danke für eure Beiträge!
Via Napster, also völlig legal , habe ich mir jetzt mal die "Mozart tapes" von Gulda heruntergeladen! Klar - keine audiophile Klangqualität, aber ausgesprchen markante und im positiven Sinne eigenwillige Interpretationen - da wirken auch die frühen Sonaten keinen Augenblick langweilig: Hörenswert!

Gruß
Hartmut
Laser12
Stammgast
#47 erstellt: 04. Jan 2010, 01:12
Moin,

weiß jemand, wie die Qualität dieser Aufnahme und Interpretation der KV 331 ist?

Quelle: Amazon
Martin2
Inventar
#48 erstellt: 04. Jan 2010, 02:35
Hallo Laser,

nein das weiß ich nicht. Erstaunlicherweise wird bei Amazon ja noch nicht mal der Interpret angegeben; man erfährt, daß das RPO, also das Royal Philharmonik Orchester, der Interpret ist - na toll.

Das Label ist "Membran". Ein absolut ominöses Billiglabel, das Brilliant meistens noch unterbietet. Zwar bietet Membran gelegentlich gute Sachen an, die sind dann aber sehr viel älter.

Ich wäre an Deiner Stelle sehr skeptisch. Ich sehe das nur so, daß Membran am SACD Markt verdienen will und bezweifle sehr, daß das eine Interpretation ist, die 7 Euro wert ist, zumal man nicht mal den Interpreten kennt. Wenn sich hier nicht noch jemand anders äußert, rate ich Dir, lieber die Finger davon zu lassen.

Gruß Martin
Hüb'
Moderator
#49 erstellt: 04. Jan 2010, 10:29
Für 7 € gibt es sicher ansprechendere Interpretationen von KV 331.
Den Zugewinn an Klangqualität durch das SACD-Verfahren halte ich gerade bei reiner Klaviermusik für absolut vernachlässigbar - insbesondere bei einer Budget-Produktion.

Grüße
Frank
Kreisler_jun.
Inventar
#50 erstellt: 04. Jan 2010, 11:10
Ich kenne diese CD nicht, aber unter den tatsächlich vom RPO gespielten CDs dieser Billig-Reihe, die seit gut 10 Jahren auf unterschiedlichen Labels auftauchen, sind einige Schnäppchen dabei (unter Dirigenten wie Mackerras oder Handley).
Es dürfte aber kaum ein Mangel ein preiswerten CDs mit KV 331 bestehen

z.B. mit Zacharias

(Über den Marketplace bekommt man überdies sämtliche Sonaten mit Zacharias für unter EUR 15 und Sonaten+Konzerte für ca. 25...)

JK jr.
Martin2
Inventar
#51 erstellt: 04. Jan 2010, 11:32

Kreisler_jun. schrieb:
Ich kenne diese CD nicht, aber unter den tatsächlich vom RPO gespielten CDs dieser Billig-Reihe, die seit gut 10 Jahren auf unterschiedlichen Labels auftauchen, sind einige Schnäppchen dabei (unter Dirigenten wie Mackerras oder Handley).


Das ist sicher auch richtig, so ist ja der Holst mit Handley auf Membran wieder aufgetaucht und auch sonst bieten die so das eine oder andere auch neuwertigere, was vielleicht nicht so schlecht ist, wenn man den günstigen Preis berücksichtigt. Nur sind 7 Euro für eine SACD kein Schnäppchen mehr. Ich sehe keinen Sinn darin, 7 Euro rauszuwerfen für vermutlich irgendwelchen Müll, nur weils ne SACD ist, wenn man für dasselbe Geld oder sogar weniger alles mögliche wirklich tolle kriegt - zum Beispiel den gesamten Naxoskatalog.

Gruß Martin
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