Wiener Impressionen

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Joachim49
Inventar
#1 erstellt: 25. Sep 2009, 23:45
Wiener Impressionen

Sechs Tage Wien (Tourist). Ein wunderschöner „Altweibersommer“. Eine Bank im Stadtpark. Ein bisschen Ausruhen. Zufällig am Schubertdenkmal. Vor dem Denkmal eine kleine, ältere japanische Dame. Schubertlieder singend, mit einem Ausdruck der Freude und Dankbarkeit. Irgendwie ein rührender Anblick. Fast jeder der hier zielbewusst, mit der Digitalkamera vorbeikommt ist Asiate.
Zentralfriedhof Wien in Simmering. Auch hier muss man nur schauen wo die Japaner sind und man findet sie: Beethoven, Schubert, Brahms, viele der Strauss-Dynastie, von Suppé, Bernatzky (Im Weissn Rössl am Wolfgangssee), etc. Ich bin wegen Schubert und Brahms gekommen. Dass Beethoven hier ruht (umgebettet?) wusste ich nicht. Auch bei mir Gefühle der Freude und Dankbarkeit – aber ich singe nicht. Kurzes Gespräch mit einer Vietnamesin, die die Namen wie die Franzosen ausspricht. Etwas weiter weg, zufällig gefunden, Zemlinsky.
Der Friedhof ist riesig (es fahren Linienbusse der Stadt Wien im Friedhof !).
Am nächsten Tag ‚Grinzig’, nein, nicht wegen dem Heurigen, sondern wegen Mahler. Am Friedhof eine übersicht welcher Prominente wo zu finden ist, trotzdem ist die Orientierung nicht leicht. Eine Dame ist behilflich. Wen suchen sie? Die Tochter von Peter Alexander? Nein, wegen Mahler. Ja kommen sie mit. Wollen sie auch zu seiner Frau?
Das Grab von Mahler erfreulich schlicht. Ein hoher Stein, der Name ‚Gustav Mahler’ und sonst nichts. (Nicht wie auf dem Schubertgrab en rotes Kissen mit dem Schriftzug ‚I love you’). Auf dem hohen Grabstein liegen Kieselsteine, - eine jüdische Tradition. Bei Alma, um die Ecke, gibt’s eine überraschung: Manon Gropius, der Engel, zu dessen Andenken Berg sein Violinkonzert geschrieben hat. Ganz in der Nähe Rudolf Kolisch (Primarius des Kolischquartetts, der sich sehr für Schönberg eingesetzt hat und über die Tempi in Beethovens Werken musikwissenschaftlich publiziert hat).
Aber nun zu den Lebenden. Das Chicago SO gastiert mit Haitink in Wien. Für Bruckner Siebte ist’s leider zu spät, da hätten wir einen Tag früher kommen müssen. Aber es gibt zwei Konzerte: heute Mozart (Jupiter) und Schostakowitsch Nr. 15. Es gibt einen ziemlich teuren Platz, einen Hôrplatz oder einen Stehplatz. Ich entscheide mich für den Stehplatz. Und dann geht ein Traum in Erfüllung: ein grosses Orchester, ein grosser Dirigent ein für seine Akustik berühmter Saal (Der Musikverein). Auf den Stehplätzen hinter dem Geländer haben sich ca. 200 Leidensgenossen eingefunden. Viele Sprachen, auch slawische. Meistens Jugend, aber im grossen und ganzen sind alle Altersklassen vertreten. Manche sitzen auf dem Boden, manche Paare hören in inniger Umarmung zu (meine Frau ist im Hotel geblieben). Die Akustik ist wirklich wunderschön. Der ganze Saal klingt wie ein warmes Streichinstrument. Haitinks Mozart lässt keine Spuren historischer Aufführungspraxis erkennen. Trotzdem schön, aber auch nicht mehr. Schostakowitsch’s Nr. 15 (die Letzte), ein eher kammermusikalisches, manchmal in sich eingekehrt, manchmal mit mild sarkastischen Zügen. Obwohl das Stück nirgens spektakulät effektvoll ist ist die Aufführung sehr spannend. Ich kenne das Stück kaum (kann mich nur an die Rossini-Zitate erinnern). Ich glaube es ist nicht leicht, daraus eine wirklich beeindruckende Aufführung zu machen. Aber Haitink ist es mit seiner intens-sachlichen Art gelungen. Wie beindruckt ich war merke ich erst als ich in der U-Bahn die Nachwirkung spüre. Ich habe Tränen in den Augen. Ein Wunschtraum ist in Erfüllung gegangen.
Zwei Tage später: Lisa Batiashvili ist in Wien, mit dem Gustav Mahler Jugendorchester und Franz Welser Möst. Hörplatz oder Stehplatz (auf den Plakaten steht schon ‚ausverkauft’). Lisa Batiashvili will ich nicht nur hören. Also wieder Stehplatz (meine Frau sitzt gegenüber, neben der Orgel auf dem Hörplatz. Wir können uns wenigstens zuwinken. Lisa Batiashvili ist ganz schön weit weg und meine Augen sind nicht mehr die Besten. Das lässt den Funken nicht ganz so leicht überspringen (Prokofieff – Violinkonzert Nr. 1). Aber die Akustik ist wieder wunderbar. Davor gab’s Sibelius’ Finlandia und danach tschaikowsky 5. Das Orchester ist riesengross besetzt. Und jetzt erfahre ich wie es ist, wenn das Orchester voll aufdreht. Nichts lässt vermuten, dass man ein Jugendorchester hört. Die Aufführung ist perfekt, ohne kalt zu wirken. Am Schluss ein Orkan der Begeisterung, wie ihnselbst Chicago und Haitink nicht zu hören bekommen haben.

Sonntag abend: Don Carlos in der Staatsoper. Wir stehen draussen und sehen auf denGrossbildschirm auf dem Herbert von Karajan Platz. Nicht lange. Die Fûsse tun vom vielen Laufen weh (übergewicht, bei mir doch). Wir hätten doch Karten kaufen sollen. Aber die haben wir für den nächsten Tag: ein Ballettabend, meiner Frau zuliebe. Zum Glück kein Tutu, sondern ‚Die neue Welt des Balletts“. Dazu Live-Musik (meistens). Ein Klavierkonzert von Ph. Glass, die langsamen Sätze aus Mozarts Klavierkonzerten K 488 und 467, Tänze von Mozart. Die Choreografien von Jiri Kylian am Schluss des Abends begeistern jeden – sie sind voll Witz und Phantasie. Ein schöner Abschluss des Wienbesuchs. Berichte über Besuche in Museen und Caféhäusern (Dehmel, Diglas, etc.) gehören nicht hier hin.

Nach dem Ballettabend noch ein Schwenker durch den Park neben der Burg. Noch ein Glas Zweigelt im Museumsquartier. Und dann zur U3. Als ich die Treppe hinunterlaufe drehe ich mich noch einmal um und werfe der Stadt ein Kusshand zu; denn ich habe mich in sie verliebt.

Freundliche Grüsse
Joachim

(Ich bin vor ein paar Monaten durch einen dummen Witz in den Verdacht gekommen, etwas gegen die Österreicher zu haben (was auch damals nicht der fall war). Jedenfalls hoffe ich das hiermit ausgebügelt zu haben. Mit der einzigen Ausnahme eines Museumsangestellten sind wir nur vielen sehr freundlichen und hilfsbereiten Österreichern begegnet. Schade nur, dass die Innenstadt fast überall nach Pferdekot stinkt, trotz der Auffangvorrichtung).
op111
Moderator
#2 erstellt: 26. Sep 2009, 18:35
Hallo Joachim,

vielen Dank für diese liebevoll formulierten Eindrücke!

Klassikkonsument
Inventar
#3 erstellt: 26. Sep 2009, 20:17
Auch von mir vielen Dank. Die durchaus atmosphärische Schilderung habe ich gern gelesen.

Viele Grüße
Moritz_H.
Stammgast
#4 erstellt: 26. Sep 2009, 21:10
Hallo Joachim,

bei Deinem detaillierten Bericht bekommt man ja lange Ohren …


Joachim49 schrieb:
Lisa Batiashvili ist in Wien, mit dem Gustav Mahler Jugendorchester und Franz Welser Möst. . . . Das Orchester ist riesengross besetzt. … Nichts lässt vermuten, dass man ein Jugendorchester hört. Die Aufführung ist perfekt …


Da wäre ich gerne bei gewesen!


Joachim49 schrieb:
Und jetzt erfahre ich wie es ist, wenn das Orchester voll aufdreht.


Habe ich einmal bei Karajan/Berl. Philharm. mit Brahms zweiter Sinfonie erlebt …
Thomas133
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 26. Sep 2009, 22:58
Hallo,

Ich denke das mit der damaligen Österreichdiskussion ist ja schon längst ausgeräumt, zum. hab ich das so (ich denke mal als einziger Österreicher hier im Hifi-Klassik-Forum ?) empfunden. Find ich schön wenn du meiner Heimatstadt so viel abgewinnen kannst und das hier auch berichtest - ich denke ohne jeglichen Patriotismus mit einfliessen zu lassen - ist Wien gerade für einen Klassikliebhaber sicher etwas Besonderes...vielleicht etwas weniger während der Sommermonate Juli und August da ja hier die übliche Sommerpause in den Konzertsälen und Opernhäusern herrscht. Aber manchen Menschen gibt es auch viel zB die wenig erhaltenen original Wirkungs- und Wohnstätten zu besuchen.
Falls hier vom Forum einer demnächst mal wieder so einen Wien-Trip plant und nichts gegen ein Treffen hätte würde ich das gerne machen und falls Zeit und Interesse vorhanden auch gerne die diversen ehemaligen Wohnstätten zeigen
(die Wichtigsten wären wohl die Schubert-Sterbewohnung, das Beethoven-Pasqualati-Haus wo er von allen Wohnstätten am längsten wohnte oder auch das Haydn-Sterbehaus) Und ja...noch ein sehr guter Tip ist das Haus der Musik, ebenso in der Innenstadt wo die wichtigsten hier lebenden Komponisten ein eigener Raum gewidmet wird (bei Beethoven gibts zB u.A. die chronologisch fortschreittende Taubheitssimulation, bei Mozart eine Computersimulation seiner Komponiertechnik usw.) und noch einige andere interessante Sachen. Es gäbe noch einiges aber das sage ich lieber erst wenn wirklich jemand konkret vorhätte mal hierher zu kommen.

Thomas
Hüb'
Moderator
#6 erstellt: 28. Sep 2009, 10:28
Sehr schöner, stimmiger Bericht! Vielen Dank!
Pilotcutter
Administrator
#7 erstellt: 29. Sep 2009, 14:17

Joachim49 schrieb:
drehe ich mich noch einmal um und werfe der Stadt ein Kusshand zu; denn ich habe mich in sie verliebt.



Joachim49 schrieb:
sind wir nur vielen sehr freundlichen und hilfsbereiten Österreichern begegnet.



Tolle Sache - der Bericht und ein Aufenthalt in Wien.
Ich kann dem Bericht voll und ganz zustimmen und es sei mir erlaubt einen kurzen Anhang eigener Impression anzuhängen.

Vor mehreren Jahren war ich sehr an Besuchen in europäischen Hauptstädten interessiert und habe von 1996-2000 zwölf der Städte besucht. Von Oslo bis Athen und von Lissabon bis Budapest. Aufenthalte von einer Stunde (Madrid) bis zu einem halben Jahr (London) waren dabei.
Selbstredend hat jede Stadt ihren eigenen Eindruck hinterlassen - gleichwohl ich heute jeden Fragenden, "Welche Stadt hat Dir denn..." mit dem Wort "Wien" die Frage abschneiden könnte.

Eine meiner ersten besuchten Städte war Wien.
Nach 1.200 Kilometer Autofahrt, das Hotel im 16. Bezirk bezogen, gab's am nächsten Morgen die ersten Verständigungsprobleme an der Rezeption: "Die Netz-Streifenkarte bekommen Sie gegenüber am Trafik." (mit langem, scharfem "i")
Wo, bitte, bekommen wir die Streifenkarte? Eben am Trafik - dem etwas größeren Kiosk in Wien.

Mit der Straßenbahn los, sah ich mehrere Banner mit der Aufschrift "Musikfestwochen 1996". Als ehrlicher Anfänger in Sachen klassischer Musik, schlug mein Herz höher. Ein Programmheft besorgt, meinen begleitenden Kollegen (einen Feind der Klassik) umgestimmt, war für uns das terminlich beste Konzert:

Brahms Sinfonie Nr. 1 & Beethoven Klavierkonzert Nr. 4
Wiener Philharmoniker - Dirigent und Solist: Daniel Barenboim


Genauso(!) geschrieben prangte die Ankündigung auch von den großen goldfarbenen Plakaten am Austragungsort, dem Großen Musikvereinssal.

Karten vorher gekauft und nicht an der Abendkassa - was bei uns Norddeutschen wieder einen Schmunzler auslöste - Stehplätze für 80(?) Schilling. Wir, uns pünktlich noch ein Sakko übergeworfen, und die Tram zum Karlsplatz genommen. Da stand ich nun als absoluter Anfängerhörer und das Konzert ging los. Der Anfang der Brahms Sinfonie kam mir allerdings etwas komisch vor - gar nicht so wie ich sie meinte zu kennen. Aber die Atmosphäre überwältigte mich - die güldenen Kapitäle, vorne die Wiener Philharmoniker und auf dem Pult Daniel Barenboim. Ich war selig.
Immer wieder dachte ich allerdings, das kennst Du anders, da stimmt was nicht. So ähnlich habe ich es auch meinem Kollegen zugeflüstert. Was ich wohl hätte, das würde ja wohl alles richtig sein, bei so einer groß angelegten Aktion, war seine Antwort.

Nach der Pause saß Maestro Barenboim dann am Klavier und in den ersten Takten - noch die Hände frei - dirigierte er die Orchester Einleitung: <<doomm dim-dim-dim>> Da dämmerte es selbst bei mir. Da ich zumindest die ersten Takte der bekannten Sinfonien und Konzerte gut kannte, arbeite ich mich vor zum Vordermann und borgte mir kurz das Programmheft - alsbald kam dann Licht in meine Dämmerung. Dort stand geschrieben:

Brahms Sinfonie Nr. 4 & Beethoven Klavierkonzert Nr. 1

Mein Kollege staunte nicht schlecht als ich es ihm zeigte. Aber ich glaube, er war nicht der Einzige Ahnungslose...

Nach dem Konzert bin ich dann zur Abendkassa und habe die Dame gefragt, ob ich eines der großen goldfarbenen Plakate bekommen könnte, da das Konzert ja nun vorbei sei und ich die Plakate sammeln tät, flunkerte ich.

Wie selbstredend ging sie nach hinten nahm ein nagelneues Plaket des eben verklungenen Konzerts, rollte es auf, sicherte es mit einem Gummiband und schob es mir durchs Fensterchen. Freundliche Wiener, dachte ich. Ich bin mir sicher, ich hätt's auch bekommen ohne zu flunkern. Freundliche Wiener, dachte ich auch als wir etwas später an der S- oder U-Bahn standen und die Richtungen recht ahnunglos studierten und eine Frau uns ohne Aufforderung ansprach "Wo soll's denn hingehen?"

Das Plakat dieses verdrehten Konzerts bekam selbstverständlich einen Ehrenplatz in meinem Zimmer über meiner HiFi-Anlage. Ein Jahr später kam noch ein Plakat der Londoner Underground Werbung "Downtown to Soho" hinzu. Soweit haben es bei mir nur diese beiden Städte geschafft.

Einen Aufenthalt in Wien kann ich nur jedem empfehlen. Besonders natürlich Freunden der klassischen Musik. Ich glaube bestimmt Wien ist die gemütlichste Hauptstadt Europas. Mancherorts scheint die Zeit still zu stehen und man wähnt die Kaiserin Sissi an der nächsten Ecke.

Gruß. Olaf


[Beitrag von Pilotcutter am 29. Sep 2009, 23:15 bearbeitet]
Mellus
Stammgast
#8 erstellt: 14. Okt 2009, 22:23
Nun habe ich endlich auch mal Joachims Wiener Liebesgeschichte gelesen. Leider war ich selbst noch nie in Wien, nach dem Bericht ist mein Besuchswunsch aber nur noch größer geworden. Irgendwann...

Was mich allerdings irritiert hat, ist die Unterscheidung zwischen "Hörplatz" und "Stehplatz". Gibt es da tatsächlich eine "Südkurve" in der Philharmonie? Und kann man nichts hören, wenn man steht?

Und was ist nun mit Beethoven? Richtiges Grab oder umgebettet?

Viele Grüße,
Mellus
Kreisler_jun.
Inventar
#9 erstellt: 14. Okt 2009, 23:07

Mellus schrieb:
Nun habe ich endlich auch mal Joachims Wiener Liebesgeschichte gelesen. Leider war ich selbst noch nie in Wien, nach dem Bericht ist mein Besuchswunsch aber nur noch größer geworden. Irgendwann...

Was mich allerdings irritiert hat, ist die Unterscheidung zwischen "Hörplatz" und "Stehplatz". Gibt es da tatsächlich eine "Südkurve" in der Philharmonie? Und kann man nichts hören, wenn man steht?


Ich war auch noch nicht in Wien.
Hörplatz heißt aber normalerweise, daß man nichts sieht, kann aber durchaus ein Sitzplatz (hinter einer Säule u.ä.) sein. Stehplatz ist selbsterklärend (ein Stehplatz könnte ein Hörplatz sein, muß aber vermutlich nicht). Hören kann man hoffentlich immer was

JK jr.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#10 erstellt: 16. Okt 2009, 12:34

Mellus schrieb:
Und was ist nun mit Beethoven? Richtiges Grab oder umgebettet?

Beethoven wurde ja ursprünglich am Währinger Friedhof bestattet. 1888 wurde der Leichnam aber (gemeinsam mit Schubert der ebenso ursprünglich dort bestattet wurde) zum Zentralfriedhof überführt um dort gemeinsam mit Brahms,Strauß-Clan & Co eine "Musiker-Gruppe" bei den Ehrengräbern zu gründen.
Da gibt es ja eine etwas kuriose Anektode wo Bruckner bei der Ausgrabung anwesend war.

" Am 12 September 1888 wurden auf dem Währinger Friedhofe in Wien die Überreste Schuberts exhumiert und Messungen sowie photographische Aufnahmen des Schädels des Meisters in Anwesenheit einer kleinen Gemeinde von Verehrern vorgenommen. Da das Haupt in den Sarg zurückgelegt worden war, erregte das allgemeine Rührung, als Professor Bruckner um die Erlaubnis bat, dasselbe berühren zu dürfen. In tiefer Erregung legte er damals zärtlich und lange seine Hand auf die Stirne des Schädels und blieb der Letzte, der die Reste Schuberts berührt hat."

wie auch...

"Als Beethoven am Währinger- Friedhof ausgegraben und nach dem Zentralfriedhof übertragen wurde, forderte Bruckner mich auf, mit ihm nach Währing zu fahren. Schon für etwa eine Stunde vor der Zeit hatte er einen Wagen bestellt und so kamen wir natürlich viel zu früh an. Während das Grab wieder aufgegraben wurde und als dann der Sarg zum Vorschein kam, sah Bruckner aufmerksam allem zu, natürlich ebenso als der Sarg dann geöffnet wurde und die Gebeine Beethovens sichtbar waren. Der Sarg mit dem Skelette wurde dann in die Totenkammer gebracht, wo nur eine Kommission von Ärzten Zutritt hatte, um wissenschaftliche Untersuchungen und Messungen vorzunehmen. Trotz des Verbots, andere Leute einzulassen, erzwang Bruckner den Eintritt in die Kapelle; ich schlüpfte hinter ihm auch hinein. Bruckner ging bis zum Sarg und betastete den Schädel Beethovens und nahm ihn schließlich in beide Hände. Als ein Arzt ihm das untersagen wollte, sagte Bruckner wie im Selbstgespräch ,Nicht wahr, lieber Beethoven, wenn Du noch lebtest, würdest Du mir erlauben, Dich anzugreifen, und die fremden Herren wollen es mir verbieten.′"

Thomas


[Beitrag von Thomas133 am 16. Okt 2009, 13:29 bearbeitet]
op111
Moderator
#11 erstellt: 16. Okt 2009, 13:46
Hallo zusammen,

Thomas133 schrieb:
Da gibt es ja eine etwas kuriose Anekdote wo Bruckner bei der Ausgrabung anwesend war.

Danke!
Beruhen die Anekdoten auf wahren Begebenheiten?
Wenn nicht, sind sie sehr stimmig erfunden.
Thomas133
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 16. Okt 2009, 14:46

op111 schrieb:
Hallo zusammen,
Beruhen die Anekdoten auf wahren Begebenheiten?
Wenn nicht, sind sie sehr stimmig erfunden.
:prost


Hallo,
Die "antonbruckner"-Seite (die aber nicht genau zitiert) gibt als Quelle
Hans Commenda: "Geschichten um Anton Bruckner", Verlag H.Muck
an.
Man kann diese Geschichten aus mehreren Quellen beziehen, wer dabei genau zitiert wird weiß ich jedoch nicht, es steht nur "von Zeitgenossen..."
Den sogenannten "Währinger Ortsfriedhof" gibt es übrigens nicht mehr, er wurde 1921 zum "Währinger Schubertpark" umgewandelt wo angeblich die ehemaligen Grabstellen erhalten sein sollen (ich war aber noch nie dort), habe ein Foto gefunden, diese Stelle müßte es eigentlich sein:
http://static.panoramio.com/photos/original/15667955.jpg


Thomas

Nachtrag: Bild einfügen funktioniert komischerweise nicht.


[Beitrag von Thomas133 am 16. Okt 2009, 14:49 bearbeitet]
op111
Moderator
#13 erstellt: 16. Okt 2009, 15:04
Hallo Thomas,

Thomas133 schrieb:
Nachtrag: Bild einfügen funktioniert komischerweise nicht. :?

Das Bild ist zu groß: 2.048 x 1.536 Pixel.

Mehr als ca. 800 pix. sind m.W. nicht direkt darstellbar, nur per Link.

Joachim49
Inventar
#14 erstellt: 17. Okt 2009, 13:24

Mellus schrieb:


Was mich allerdings irritiert hat, ist die Unterscheidung zwischen "Hörplatz" und "Stehplatz". Gibt es da tatsächlich eine "Südkurve" in der Philharmonie? Und kann man nichts hören, wenn man steht?


Auf Hörplätzen kann man sitzen, aber man sieht nichts oder so gut wie nichts von den Musikern. Die Plätze neben der Orgel und die Plätze in den hintersten Reihe auf der Galerie sind Hörplätze. Sie kosten 25 euro (zumindest bei hochkarätigen Konzerten). Die Stehplätze sind ganz hinten im Saal, hinter enem Geländer. Was man sieht hängt von den Vorderleuten ab und der Anzahl der Stehplatzbesucher. Bei Haitink waren das ca. 200. Da konnte man nicht immer zwischen zwei Köpfen durchschauen, da niemand ganz still steht. Stehplätze kosten 6 euro. In der hintersten Reihe der Galerie darf man auch stehen, da man niemandem die Sicht wegnimmt.

Ein Hörplatz ist also ein Sitzplatz ohne Sicht auf das Podium, oder mit sehr eingeschränkter Sicht.Ein Stehplatz bietet nicht immer gute Sicht, aber man kann auf dem Boden Sizen (was manche tun, die dann auch nichts mehr sehen).

Freundliche Grüsse
Joachim
Kakapofreund
Inventar
#15 erstellt: 27. Nov 2009, 05:27
Die Menschen in Wien sind so hilfsbereit, dass man sogar auf dem Zentralfriedhof von Trauernden gefragt wird, ob sie einem weiter helfen können.

Wien ist die absolut beste Stadt auf diesem menschenverseuchten Himmelskörper... ich brauche gar keine andere Stadt mehr... leider wird es noch etwas dauern, bis ich dauerhaft dort hin ziehe... und außerdem ist in meiner Begeisterung für Wien sicherlich auch ein großes Stück Naivität... aber sei's drum... Wien ist die Nr. 1... da können London, Paris, Prag und Berlin nichts ausrichten, vielleicht noch New York, weil das ein ganz anderes Kaliber auf einem anderen Planeten, genannt Amerika ist... aber zwischen Wien und NY werde ich mich wohl nie entscheiden müssen...


[Beitrag von Kakapofreund am 27. Nov 2009, 05:28 bearbeitet]
Martin2
Inventar
#16 erstellt: 28. Nov 2009, 14:43
Tja und Georg Kreisler sang: "Wie schön wäre Wien ohne Wiener ..."
Maastricht
Inventar
#17 erstellt: 21. Okt 2011, 16:44
In 2010 habe ich – im Klassik Stammtisch, aber eigentlich hört es hier rein - gefragt nach Tipps für einen Wienbesuch, die ich auch bekommen habe. Es hat aber noch bis zum Oktober 2011 dass wir nach Wien gefahren sind und mit u.a. Euren Tipps (ich hatte sie ausgedruckt bei mir) Wien besucht haben.
Wir hatten ein Hotel in Uno City (außerhalb des Zentrums, aber gut für uns, weil wir mit dem Auto kamen).
Wir haben in Wien viel gelaufen, aber auch die Wochenkarte für den OV gebraucht, die für € 14,- für ganz Wien ideal ist.
Natürlich haben wir die Gräber von Mahler und Alma Mahler (und Manon Gropius) in Grinzing (Strassenbahn NR. 38 oder U6 Heiligenstadt und Bus Nr. 38A) besucht. Danach ging es ins Heurigencafe Reinprechts. An einem anderen Tag besuchten wir den Zentralfriedhof (Strassenbahn Nr. 71).

Im Schönberg Center sind wir dreimal gewesen. Als wir das erste Mal kamen fing kurz darauf eine Konferenz im Zusammenhang mit dem Holocaust an. Am Abend gab es (in dem Rahmen) ein Konzert, das wir besucht haben. Das nächste Mal fing eine andere Konferenz an über Schönberg und Italien. Von der haben wir auch die Öffnung beigewohnt, obwohl nur gesprochen wurde, aber so sahen wir Schönberg Nono (die Beschirmherrin des Schönberg Centers) und Pollini, die beiden eine
Rede hielten. Am Abend sind wir zurückgekommen für ein Konzert.

Weiter haben wir das Mozarthaus in der Domgasse 5 besucht, nachdem wir im Haus der Musik waren (Kombikarte, braucht man nicht am selben Tag zu besuchen). Ich fand es gut eingerichtet und den Lift fand ich auch nicht störend ansonsten könnten gehbehinderte Besucher nicht rein). In dem Haus haben wir an einem anderen Tag in dem Bösendorfer Saal ein Lunchkonzert besucht.
Natürlich waren wir auch in Schuberts Geburtshaus in der Nussdorfer Strasse 54, danach in der in der ganz in der Nähe gelegen Lichtentaler Kirche, wo Schubert u.a. kurze Zeit Organist gewesen ist.

Im Musikverein haben wir Bruckners 8. Symphonie mit dem Radio-Sinfonieorchester Frankfurt unter P. Järvi. Prächtiger Saal, aber die Akustik fand ich nicht so verfeinert – transparent als in Luzern. (Wir hatten Plätze im Parket, Reihe 9.) Ich wusste nicht, ob es am Orchester, der Interpretation oder dem Saal liegt. Das Konzert war gut, aber nicht überwältigend.
Beim zweiten Besuch des Musikvereins spielte das Gewandhausorchester und Chailly die 2. und 5. Sinfonie von Beethoven und ein neues Stück von einem aktuellen, mir unbekannten Komponisten. Mit Name die Ausführung der 5. Sinfonie fand ich grandios, aber die Akustik war auch dieses Mal nicht so gut als in Luzern.
Chailly hat dann auch meine Box mit den Sinfonien von Beethoven signiert (nachdem ich ihn noch aus Holland gegrüßt habe und er auf Holländisch reagierte).

An den zwei Sonntagen haben wir jedes Mal eine Messe im Stephansdom beigewohnt. Das erste Mal gab es die Credomesse von Mozart, das zweite Mal eine Messe von Dvorak.

Am Abend vor unserer Abreise haben wir der Premiere von Salome in der Volksoper besucht. Stimmen ganz gut, Inszenierung gefiel mir nicht so.

Zwei Beethovenplätze mussten wir natürlich auch besuchen: eine in Heiligenstad, wo er sein Heiligenstädter Testament geschrieben hat (nachdem er mit seiner Taubheit konfrontiert wurde). Wir haben mit der Frau von der Kasse gesprochen. Im Laufe des Gesprächs und nachdem ich erzählte das ich die große Biografie über Mahler (von De La Grange)beinahe aus hatte, sagte sie das sie gerade ein Buch über Alma Mahler las, das geschrieben war durch jemanden der Alma Mahler noch kannte. Auf meine Bitte zeigte sie das Buch: Alma, mein Liebe, von Erich Rietenauer. Außerdem sagte sie das der Autor den nächsten Abend in einer Buchhandlung über das Themas sprechen würde. Wir sind hingegangen und haben uns den 87-jährigen angehört. Inzwischen habe ich auch das Buch gelesen. Tja, Rietenauer hat das Buch rund 2005 geschrieben. Was konnte er sich noch wirklich erinnern von der Zeit 1933-1938?

Im Shop vom zweiten Beethoven Haus sah ich das Buch Wien für den Musik-Liebhaber von David C. Nelson. Gekauft. Eine Fundgrube. Leider nicht mehr beim Verlag vorrätig.

[Natürlich haben wir noch einige Museen besucht. Z.B. das Leopoldmuseum mit der Kollektion von Klimt und Schiele, den Lichtenstein Palast, das Obere Belvedere, das Haus der Kunst, …]

Für uns ist Wien eine Entdeckung: eine faszinierende Stadt; wahrscheinlich besuchen wir sie nächstes Jahr noch mal.

Nach zwei Wochen Wien hatten wir aber schon einen Urlaub nötig (grin). Auf der Rückfahrt sind wir noch einige Tage in Regensburg geblieben, , wo wir Turandot gesehen haben in einer prächtigen, weil sehr kongruenten, Inszenierung (Sänger und Orchester waren so so, aber sicher nicht schlecht).

Nochmals Danke für Eure Tipps.

Gruss,
Jürgen
Joachim49
Inventar
#18 erstellt: 16. Dez 2011, 18:42
Geht ihr denn fast nie in Konzerte? Hier ist's seltsam still in dieser Rubrik.
Ich höre heute Abend die Goldbergvariationen mit einem der besten Bachinterpreten: Evgeni Koroliov.
(20.OO De Singel-Antwerpen. Ab Grenze mit NRW in ca. 1 1/2 Stunden zu erreichen. Es sind noch viele Plätze frei.)
Kakapofreund
Inventar
#19 erstellt: 24. Jan 2012, 01:47
Ich gehe relativ selten in Konzerte, auch des Geldes wegen.

Allerdings habe ich schon -vielleicht teils aus Glück- einige "große" Orchester wie die Wiener P., Berliner P., Dresdner SK., Londoner SO, NYPO, Concertgebouw O., SWR SO BAD/FR, SWR SO S, NDR SO und SO des BR hören können, wie auch noch einige "kleinere", wie z.B. das Heidelberger SO und die HD P., die Bamberger S. und andere.

Ich wohne zwar hier in (momentan) Bamberg auch in einer Stadt mit einem Orchester, aber weder die Preise, noch die Musikauswahl, noch die Akustik des Spielortes überzeugen mich.

Zu verwöhnt? Vielleicht.

Lieber kaufe ich mir da ein paar CDs.

Wahrscheinlich kommt das dem einen oder anderen geradezu "kulturbanausig" vor.

Hätte ich mehr Geld, ich würde gerne viel mehr Konzerte und Opern besuchen.

Mein besten zwei Opernbesuche waren bisher in Prag und Wien.

In Bayreuth war ich -als bekennender Wagner-Fan- noch niemals, d.h. in BT schon, aber nicht im Festspielhaus.
Klassikkonsument
Inventar
#20 erstellt: 24. Jan 2012, 05:04
Ins Konzert gehe ich eher ausnahmsweise. Wenn ich die Werke nicht kenne, rauschen sie leicht an mir vorbei. Und meinetwegen könnten Konzerte noch stärker subventioniert werden als es ohnehin geschieht. Ich kann es mir nicht leisten den Märtyrer für die Hochkultur zu spielen.

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