* Welche große Komponisten konnten nicht ( oder kaum) Klavier spielen?

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Martin2
Inventar
#1 erstellt: 12. Okt 2008, 18:52
Irgendwie hat man den Eindruck, daß alle guten Komponisten eigentlich alle Klavier spielen konnten. Bach, Mozart, Beethoven, Brahms - alle großartige Klavierspieler!

Und das sind nur ein paar. In der Tat hat man fast den Eindruck, daß wirklich fast alle Komponisten mehr oder weniger großartig Klavier spielen konnten.

Ich kenne nur zwei Ausnahmen. Berlioz konnte Flöte und Gitarre spielen - aber offensichtlich kein Klavier. Malcolm Arnold war Trompeter. Konnte der Klavier spielen? Übrigens dann natürlich klar, daß Malcolm Arnold Berlioz für den tollsten Komponisten hielt - sozusagen Solidarisierung mit einem anderen "Nichtklavierspieler".

Natürlich waren nicht alle tolle Klavierspieler. Franz Schubert soll die Wandererphantasie selber nicht spielen gekonnt haben, aber Klavierspielen konnte er natürlich trotzdem. Nicht alle waren Virtuosen wie Chopin oder Franz Liszt. Aber mehr oder weniger gut Klavier spielen konnten sie doch fast alle, oder?
STR
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 12. Okt 2008, 19:10
Ich habe noch ein paar wenige weitere gefunden:

- Chatschaturjan (Cello)
- Honegger (Violine)
- Milhaud (Violine)
- Salonen (Horn)

Interessanterweise haben alle vier Komponisten grossartige Werke für Klavier mit / ohne Orchesterbegleitung geschrieben...
Kreisler_jun.
Inventar
#3 erstellt: 12. Okt 2008, 19:33
Auch Wagner war wohl ein eher bescheidener Klavierspieler. Was ist mit Gluck?
Dvorak war jedenfalls kein Virtuose, er spielte Bratsche und Geige.
Aber einigermaßen ordentlich spielen konnten wohl auch fast alle, die keine ausgewiesenen Virtuosen waren.
Schönbergs Hauptinstrument war das Cello (obgleich er auch hier wohl kein Virtuose war), Hindemiths die Bratsche (wobei der meines Wissens fast alle Orchesterinstrumente spielen konnte.

Viele Komponisten des 17. u. 18. Jhds. waren in erster Linie Geiger, z.B. Corelli, Vivaldi, Locatelli, Tartini; die großen Komponisten der Renaissance oft Sänger, etwa Josquin und Ockeghem. Aber die Tasteninstrumente begannen wohl auch erst im Laufe des 17. Jhds. ihre Dominanz.
Der bekannteste Sänger-Komponist späterer Zeiten dürfte Carl Loewe gewesen sein (wobei der vermutlich auch ausreichend Klavier spielen konnte zum Begleiten).

JK jr.
Martin2
Inventar
#4 erstellt: 12. Okt 2008, 20:24
Na ja, ich fürchte hier wird jetzt eine Diskussion darum beginnen, wer guter und wer bloß ausreichender Klavierspieler war. Auf dem Klavier läßt sich halt viel abbilden an Harmonik und Kontrapunktik. Daß Wagner nicht Liszt war, war mir bekannt, trotzdem hat er vermutlich schon Klavier spielen können.

Aber wer hat nun eigentlich gar nicht Klavier spielen können? Oder sagen wir kaum? Wer hat also insofern gar keine Möglichkeiten gehabt, etwas auf dem Klavier nachzubilden?

Mir erscheint es jedenfalls immer offensichtlicher, daß jemand "vom Klavier aus" komponiert. Das Klavier hat Möglichkeiten, die ein "homophones Instrument" nie hat. Insofern ist es offensichtlich, daß ein Komponist Klavier ( Orgel, Cembalo) spielt, und außergewöhnlich, wenn er es nicht tut.
Klassikkonsument
Inventar
#5 erstellt: 15. Okt 2008, 00:46
Soweit ich weiß, konnte Schönberg gar nicht Klavier spielen, was ihn allerdings nicht davon abgehalten hat einige Werke für dieses Instrument zu schreiben. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er sich die von wem anders vorspielen ließ, um sie ggf. zu ändern.

Einige Komponisten konnten nicht nur gut Klavier spielen, sondern traten als Virtuosen auf. War Schostakowitsch nicht sogar mal ein Wunderkind auf den Tasten? Ich glaube Bartòk, Prokofiew und Ravel traten nicht bloß mit eigenen Werken auf.

Eine spezielle Frage wäre wohl, inwiefern ein Komponieren vom Klavier aus nicht auch eine Beschränkung für Orchesterwerke bedeuten kann.
Jedenfalls ist man wahrscheinlich vom Klavier aus versucht, zunächst ein melodisch-harmonisches Grundgerüst zu erstellen, dass dann mit den Instrumenten des Orchesters "nachkoloriert" wird. Habe ich mal als irgendwo Kritik gelesen. Raushören würde ich es bestimmt nicht.

Viele Grüße
23842t14n
Schaut ab und zu mal vorbei
#6 erstellt: 29. Nov 2012, 22:31
*schieb*

Wie sieht es mit Gustav Mahler aus? Ich habe von ihm noch kein einziges Klavierwerk gehört
Kreisler_jun.
Inventar
#7 erstellt: 30. Nov 2012, 01:18
Ich weiß nicht, ob es außer dem Klavierquartettsatz auch Jugendwerke für Klavier solo gibt. Lt. wikipedia trat Mahler bereits als Jugendlicher als Pianist in Erscheinung; es gibt vom Anfang des 20. Jhds. auch Klavierrollen, auf denen Mahler Klavierauszüge einiger Sätze seiner Sinfonien spielt.
Als Erwachsener scheint er allerdings nicht mehr als Pianist konzertiert zu haben.

Nochmal zusammenfassend,

1) bekannte Komponisten, die ihrerzeit als Virtuosen/Konzertsolisten auf dem Klavier/Tasteninstrument berühmt waren:
J.S., W.F., C.P.E. und vermutlich auch J.Chr. Bach, Händel, D. Scarlatti, Mozart, Beethoven, Hummel, Weber, Mendelssohn, Chopin, Liszt, Schumann (bis zu seiner Verletzung), Brahms, Bruckner? (Orgel), Franck (Orgel)?, Saint-Saens, Rachmaninoff, Prokofieff, Bartok, Schostakowitsch

2) vermutlich solide Pianisten, aber keine ausgesprochenen Virtuosen: Haydn, Schubert? (selbst wenn ihm die Wandererfantasie zu schwer war), Tschaikowsky (seine Klavierkonzerte spielte er nicht selbst), Mahler, Stravinsky, Ravel,...

3) Virtuose Geiger: Biber, Corelli, Vivaldi, Tartini, Spohr, Paganini

4) mäßige oder keine pianistischen Fähigkeiten: Berlioz, Wagner, Schönberg (Cello)
Thomas133
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 30. Nov 2012, 08:07
Ich habe zwar noch keine Biographie von ihm gelesen aber ein heißer Kandidat könnte auch Johann Strauß II sein oder gibt es irgendwelche Belege dafür dass er Klavier spielen konnte?

Einer der höchstens nur mäßig (wenn überhaupt) Klavier spielen konnte war wohl Giuseppe Verdi, er komponierte nur wenige kammermusikalische Werke mit Klavierbegleitung (nichts für Solo-Klavier)

Ebenso dürften auch bei Rossini und Puccini keine sonderlichen Virtuosenfähigkeiten vorhanden gewesen sein. Rossini hatte angeblich auch mal Klavierunterricht (fragt sich dann halt nur wie lange und intensiv) hat aber kein einziges Werk für Klavier, meines Wissens nicht mal mit Klavierbegleitung komponiert.

lg
Thomas
Kreisler_jun.
Inventar
#9 erstellt: 30. Nov 2012, 10:43
Bei diesen Komponisten weiß ich es auch nicht genau. Strauß' Instrument war die Geige, wobei ich vermute, dass er für den Hausgebrauch Klavier spielen konnte. Rossini hat, nachdem er sich von der Oper zurückgezogen hatte, nicht nur gekocht, sondern tatsächlich auch eine Reihe von Klavierstücken ("Alterssünden") komponiert, es gibt auch einiges für Klarinette + Klavier; ich vermute aber auch, dass er kein ausgemachter Virtuose war.
Verdi spielte als Jugendlicher Orgel
(Schumanns Karriere war eigentlich auch beendet, bevor sie richtig begonnen hatte, insofern müsste er wohl auch eher in die 2. Kategorie.)

amazon.de
Moritz_H.
Stammgast
#10 erstellt: 30. Nov 2012, 12:14

Kreisler_jun. schrieb:
Rossini hat, nachdem er sich von der Oper zurückgezogen hatte, nicht nur gekocht, sondern tatsächlich auch eine Reihe von Klavierstücken ("Alterssünden") komponiert, es gibt auch einiges für Klarinette + Klavier; ich vermute aber auch, dass er kein ausgemachter Virtuose war.


Und genau diese Reihe der Klavierstücke attestieren diesem Komponisten dafür ein außerordentlich hohes Maß an Talent, fröhliche, förmlich übersprudelnde Werke zu komponieren. Von Stefan Irmer (Pianist) gibt es bei dem Label MDG eine Kompletteinspielung – empfehlenswert zum Hören!

jpc.de
op111
Moderator
#11 erstellt: 30. Nov 2012, 15:28
Hallo zusammen,

Kreisler_jun. schrieb:
vermutlich solide Pianisten ... Ravel

wobei ich aus der rororo-Monografie von M. Stegemann in Erinnerung habe, daß Ravel Schwierigkeiten mit dem Klavierspiel hatte und deshalb nur ungern als Pianist aufgetreten ist. Debussy dagegen soll ausgezeichnet gespielt haben.
Kreisler_jun.
Inventar
#12 erstellt: 30. Nov 2012, 16:17

op111 schrieb:
Hallo zusammen,

Kreisler_jun. schrieb:
vermutlich solide Pianisten ... Ravel

wobei ich aus der rororo-Monografie von M. Stegemann in Erinnerung habe, daß Ravel Schwierigkeiten mit dem Klavierspiel hatte und deshalb nur ungern als Pianist aufgetreten ist. Debussy dagegen soll ausgezeichnet gespielt haben.
:prost


ich hatte gestern abend bei wikipedia nachgesehen. Debussy ist als junger Mann auch als konzertierender Pianist aufgetreten, dann aber nicht oder kaum mehr (ich habe ihn nicht aufgezählt, weil ich unsicher war, ob zu 1) oder 2)) Ravel wurde als Teenager am Konservatorium pianistisch ausgebildet, flog jedoch nach einiger Zeit aus den Meisterklassen raus, wegen Übefaulheit oder warum auch immer. Es ist allerdings kaum vorstellbar für mich, dass jemand, der nicht eine gewisse Erfahrung mit dem Klavier hat, Ravels Klavierwerke komponieren könnte...
Thomas133
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 04. Dez 2012, 20:15

Kreisler_jun. schrieb:
Rossini hat, nachdem er sich von der Oper zurückgezogen hatte, nicht nur gekocht, sondern tatsächlich auch eine Reihe von Klavierstücken ("Alterssünden") komponiert, es gibt auch einiges für Klarinette + Klavier


Gut die waren sogar ausnahmsweise mal bei Wikipedia angegeben aber nur unter dem Titel "Alterssünden" das es Werke für Klavier sind steht nirgendwo dabei (könnten genauso gut Lieder für Singstimme, Kammermusik und was weiß ich alles sein) , deswegen dachte ich er hätte höchstwahrscheinlich keine Klavierwerke geschrieben. Ist zwar bequem sich bei Wikipedia zu informieren aber man sollte sich nie auf die Informationen verlassen (oftmals lückenhaft, fehlende zusätzliche Angaben usw.) Gibt es nicht eine Art Wikipedia nur für klassische Musik und verlässlichen Werkangaben?
Württemberger_
Neuling
#14 erstellt: 10. Mrz 2013, 21:49
Schumann und Haydn konnten zum Schluß nicht mehr Klavierspielen. Konnte
Vivaldi Klavierspielen??
Thomas133
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 15. Mrz 2013, 02:04

Württemberger_ (Beitrag #14) schrieb:
Schumann und Haydn konnten zum Schluß nicht mehr Klavierspielen. Konnte
Vivaldi Klavierspielen??


Soweit ich mich erinnern kann wurde davon nichts in der Vivaldi-Biographie erwähnt die ich mal vor einiger Zeit gelesen habe (bzgl. Cembalounterricht, Auftritte auf dem Cembalo,...). Er hat zwar auch für das Cembalo als (meist rhythmische) Begleitfunktion in Kombination mit anderen Instrumenten aber soweit mir bekannt ist kein Solowerk dafür komponiert.
Kreisler_jun.
Inventar
#16 erstellt: 15. Mrz 2013, 12:16
Schumann musste seine Virtuosenkarriere begraben, aber er blieb zeitlebens ein sehr klaviernaher Komponist und komponierte oft am Klavier, auch wenn er nicht mehr auftreten konnte.

Vivaldi war kein Virtuose auf dem Tasteninstrument, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass nicht Continuo spielen hätte können, sofern erforderlich. Das war im Barock einfach so zentral, dass jemand, der lange Zeit hauptamtlich Musiklehrer war, solche Basics beherrscht haben müsste.
Sir_Henry0923
Stammgast
#17 erstellt: 20. Mrz 2013, 12:04
Hi!

Ich nenne mal Berlioz. Der konnte nur Klampfe, will sagen, er beherrschte nur die Guitarre (hier in der Schreibweise von Dr. Erika Fuchs, der Entenhausen-Expertin).

Gruß

Henry
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