Janacek: Orchesterwerke, Kammermusik, Klavierwerke

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dude1708
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 27. Nov 2004, 13:17
Hallo,

ich versuche gerade herauszufinden, ob auf der oben genannten 5CD Box von Decca die Glagolitische Messe von Chailly mit den Wienern enthalten ist. Einzeln scheint die CD sich leider nicht mehr im Katalog zu befinden und auch diese Box ist auf der Decca Website schon unauffindbar.


EAN: 0028947552321

Wenn die jemand zuhause hat, würde ich mich über eine kurze Empfehlung/Kritik sehr freuen, die glagolitische steht schon seit über zehn Jahren auf meiner Wunschliste, bin nur nie dazu gekommen sie zu kaufen. Die Sinfonietta habe ich auch von Decca, nur fällt mir der Interpret nicht ein, ist wahrscheinlich Mackerras (Sammlung steht z.z. bei meinen Eltern).

Einen schönen Samstag!
Pink
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 28. Nov 2004, 05:07
Hallo dude1708,

da in der Inhaltsbeschreibung von jpc die Glagolitische Messe sowie die Wiener Philharmoniker und Chailly genannt werden, kann man, denke ich, davon ausgehen, daß es sich in der CD-Box um die von Dir erwähnte Aufnahme handelt.
Ich besitze diese Einspielung zwar als Einzel-CD, möchte diese aber nicht unbedingt weiterempfehlen, da sie mir für die bei Janácek gebotene Expressivität viel zu harmlos und glatt erscheint. Ich hatte mir die CD auch nur deshalb zugelegt, weil sich außerdem noch zwei Psalmvertonungen von Alexander von Zemlinsky (Psalm 83) und Erich Wolfgang Korngold (Passover Psalm) darauf befinden, die ich unbedingt einmal kennenlernen wollte.

Bei Janácek empfiehlt es sich stets, die wirklich hervorragenden Einspielungen des von Dir erwähnten Janácek-Spezialisten Sir Charles Mackerras anzuhören. Hier würde ich seine Aufnahme von 1993 in Kombination mit dem 'Psalmus Hungaricus' von Zoltan Kodály auf dem englischen Label Chandos empfehlen.
Ich zitiere kurz aus einer Rezension der Zeitschrift FonoForum: "Endlich: das Original! ... fast ein neues Werk - rhythmisch noch akzentuierter, klanglich noch radikaler, zudem um entscheidende Takte erweitert. Die vier hingebungsvollen Solisten und die exzellenten Musiker der dänischen Rundfunk-Ensembles hat Mackerras für jene ekstatisch-sehnsüchtige Dimension in Janáceks "Ton" begeistert, die in dieser Messe aus jedem Takt sprüht."
Ohne diese Aufnahme selbst zu kennen - dafür aber hervorragende Janácek-Operneinspielungen von Mackerras -, würde ich sie besten Gewissens empfehlen und der Chailly-Einspielung vorziehen.

Herzliche Grüße
Johannes
dude1708
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 28. Nov 2004, 16:01
Hallo Johannes,

vielen Dank für die Mackerras/Chandos-Empfehlung. Das ist natürlich wieder absolutes Hochpreisgebiet - ich weiß schon, warum ich die CD seit zehn Jahren haben möchte aber noch nie gekauft habe... Werde mal versuchen, die beiden Aufnahmen zum Vergleich anzuhören!

Schönen Adventssonntag!
paul_k
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 29. Nov 2004, 15:19
Hallo Dude

bei Janacek gibt es im MidPrice hervorragende Aufnahmen mit Rafael Kubelik und dem Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks (Deutsche Grammophon). Dies gilt für die Glagolitische Messe, sowie für Sinfonietta und Taras Bulba.
Diese Aufnahmen ziehe ich jeder anderen deutlich vor. Da merkt man, dass der Tscheche Kubelik die Musik seines Landmannes im Blut hat.

viel Spaß

mit vielen Grüßen

Paul
teleton
Inventar
#5 erstellt: 30. Nov 2004, 10:44
Hallo Dude,

die Glagolitische Messe auf DECCA mit Chailly ist gestrichen (die soll es ohnehin nicht sein) - da mußt Du auf die erwähnte CHANDOS-Mackerras-Aufnahme zurückgreifen.

Sonst hat Mackeras alle wichtigen Janacek-Werke auf DECCA aufgenommen, die auch nach wie vor als Einzel-CD´s zu haben sind.
Ich habe die DECCA_Midpreis-CD mit der Sinonietta/Taras Bulba und Schostakowitsch:Das goldene Zeitalter-Suite mit Mackerras - eine SUPER-CD.

Eine neue DECCA-Mackerras-Doppel-CD für 19,90€ ist da auch preislich interessant mit folgenden Werken:
Sinfonietta; Taras Bulba; Lachische Tänze; Mladi-Suite; Capriccio; Concertino
DECCA 2CD 448255-2
Mr_M
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 06. Dez 2004, 17:24
Mackerras hat die Messe auch mit der Tschechischen Philharmonie aufgenommen. Ich kenne leider beide Aufnahmen nicht, daher kann ich keine Meinung abgeben.
Es gibt auch ein neues Set mit den Orchesterwerken, ebenfalls mit der TP und Mackerras. Alle diese Aufnahmen sind auf Supraphon. Ich habe die Orchesterwerke, und das sind durchweg alles excellente Aufnahmen, alle live eingespielt. Etwas "leichter" und "flotter" als Mackerras' Wiener Aufnahme von Sinfonietta und Taras Bulba, die immer noch meine Lieblingsfassung ist. Ich habe auch die Kubelik-Aufnahmen (DG) und eine interessante Version von Taras Bulba mit Cleveland/Dohnanyi (Decca, mit Dvoraks 6.). Diese ist deutlich kuehler und analytischer, aber sehr gut gespielt und aufgenommen.


[Beitrag von Mr_M am 06. Dez 2004, 17:25 bearbeitet]
dude1708
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 25. Jan 2005, 20:38
Die Box ist jetzt im aktuellen JPC Katalog für EUR 19,99 statt EUR 33,99 aufgeführt.

Es juckt mir in den Finger, dabei habe ich hier noch 25 ungehörte CDs - immer die furchtbaren Sonderangebote...
AcomA
Stammgast
#8 erstellt: 28. Jan 2005, 02:29
hallo janacek-freunde,

ich möchte hier noch auf zwei cds aufmerksam machen, die für mich referenzcharakter haben.

klaviersonate 1.X.1905

im nebel

auf verwachsenem pfade

leif ove andsnes, piano


emi/virgin classics, DDD, aufn. 1990



auf verwachsenem pfade

sonate f. violine u. klavier

concertino f. klavier, bläser u. streicher

a. schiff, piano, y. shiokawa, jiri panocha u.a.


decca, DDD, aufn. 1992



die andsnes-aufnahme besticht durch einen kristallenen anschlag und eine große dynamische bandbreite. allerdings gefällt mir auf dem verwachsenen pfade mit schiff besser, da er das folkloristisch-melodische element deutlicher herausarbeitet. die dargebotene kammermusik ist vom feinsten. gerade das concertino profitiert von der anwesenheit tschechischer musiker.


gruß, siamak
WolfgangZ
Inventar
#9 erstellt: 04. Nov 2006, 03:08
Hallo,

mich faszinieren zur Zeit die beiden Streichquartette Janaceks, besonders das noch dichter gearbeitete erste mit dem Titel "Kreutzersonate" nach der Novelle von Tolstoj.

Ich besitze drei Aufnahmen, die ich als gültig erachte:

Stamitz-Quartett (1988): eine sehr scharf gezeichnete, quasi dualistische Sicht;

Melos-Quartett (1992): eher romantisch, pathetisch, ganzheitlich;

Helsinki-Quartett (1997): eher klassisch ausgewogen und ganzheitlich.

Alle drei Aufnahmen sind technisch und klanglich im Prinzip einwandfrei.

Die Einspielungen mit Stamitz und Helsinki findet man auch zur Zeit noch bei jpc - neben etlichen anderen.

Wer kann meine Begeisterung (nicht) teilen und / oder hat (andere?) Hörerfahrungen mit meinen bzw. weiteren Aufnahmen?

Besten Gruß, Wolfgang
AladdinWunderlampe
Stammgast
#10 erstellt: 04. Nov 2006, 11:00
Hallo, Wolfgang,

zu den beiden Janacek-Streichquartetten, die ich sehr liebe, kann ich noch die Einspielung des Hagen-Quartetts (Deutsche Grammophon 427 669-2) empfehlen, die die Polarisierung des Ausdrucks, das abrupte Umschlagen zwischen heftigster Gestikulation und regloser Erstarrung in sehr prononcierter Weise umsetzt und dabei teilweise auch vor Rauheiten des Tons nicht zurückschreckt. Die Musik erlangt dadurch eine geradezu körperliche Präsenz.

Vielleicht ist das ein ähnlicher Ansatz wie der, den Du beim Stamitz-Quartett als "scharf gezeichnet", "dualistisch" charakterisiert hast. Für die Musik Janaceks scheint mir ein solch zugespitzter, unsentimentaler Zugriff jedenfalls höchst angemessen.

Herzliche Grüße,
Aladdin


[Beitrag von AladdinWunderlampe am 04. Nov 2006, 11:01 bearbeitet]
Zerebralzebra
Hat sich gelöscht
#11 erstellt: 04. Nov 2006, 17:03
Hallo Wolfgang,

ich habe die Janacek-Quartette in einer Aufnahme des Smetana-Quartetts (1976, Denon / Supraphon). Das erste Quartett habe ich jetzt länger nicht mehr gehört, aber das zweite ist eines meiner Lieblingsquartette.
Ich finde es aufregender als Schönbergs drittes Quartett, das versucht trotz neuartiger Harmonik der traditionellen viersätzigen Struktur des klassischen Streichquartetts zu entsprechen (ein Rückfall hinter die ersten beiden Quartette?). Dagegen wirkt Janaceks Quartett lebendiger, erfrischender, formal spannender auf mich.
Wenn ich das richtig mitgekriegt habe, hat diese Musik einen eher collage-artigen Charakter, die anscheinend disparate Fragmente miteinander konfrontiert. Schroffe Gegensätze und abrupte Wechsel kennt man zwar bereits aus Beethovens späten Streichquartetten, aber Janacek scheint mir noch stärker darauf zu vertrauen, dass die Fragmente in einem Satz in ihrer Konstellation trotz allem einen Satz bilden - und sie dazu nicht etwa großer Vermittlungsanstrengungen bedürfen.

Der letzte Satz des zweiten Quartetts ist kein "Rausschmeißer", sondern der Höhepunkt dieses Werkes. Die eine "Fragment-Gruppe", mit der dieser Satz auch beginnt, ist eine mitreißende, rhythmisch betonte Melodie wie ich sie bei neoklassischer Musik erwarte. Dieses Element so für sich genommen hat sicher den Rausschmeißer-Charakter wie ihn viele letzte Sätze von klassischen Werken haben oder natürlich eine Gigue am Ende einer barocken Suite.
Dann folgt jedoch eine ruhige, "grüblerische", introvertierte Passage. Immer wieder gibt es heftige, dissonante Einbrüche. Das, was ich unbeholfenerweise als erste Fragment-Gruppe bezeichnet habe, erfährt zwischendurch eine durchführungsartige Variation. Aber als drittes Element wird dann noch eine schwelgerische Melodie (sicher aus der tschechischen Volksmusik) eingeführt, so dass man sich plötzlich für den Moment ins Musikantenstadl versetzt fühlt. Aber diese volkstümliche Melodie wird dann einerseits dissonant variiert und weitergeführt, so dass von Kitsch keine Rede sein kann. Dann gibt es wieder heftige dissonante Einbrüche, und schließlich bildet die "erste Fragment-Gruppe" den Abschluss, die zu einem unkonventionellen, kunstvollen Ende des Satzes führt.
Ich hoffe diese Charakterisierung wirkt nicht allzu konfus. Jedenfalls bin ich meistens zeimlich geplättet nach diesem Quartett - ein wundervolles Werk!

Gruß, Z.
s.bummer
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 04. Nov 2006, 21:27
Freunde der guten Musik,
wir wäre es hiermit?
Janacek:Glagolyitsche Messe;Taras Bulba
Domaninska, Blachut, Tschech. PO, Ancerl

und hiermit?
Janacek:Sinfonietta
+Martinu: Les Fresques de Piero della
Francesca;Parabeln für Orchester
Tschech. PO, Ancerl

Ich bin jedenfalls völlig von den Socken.
Gruss S.
Khampan
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 04. Nov 2006, 23:03
musikalisch ist Ančerl die gleiche Spitzenklasse wie Kubelik, letzterer hat aber klanglich die Nase weit vorn.
Mir gefallen auch die CD-Überspielungen der älteren Supraphon-Aufnahmen überhaupt nicht. Soweit ich bisher gehört habe, alle ziemlich quäkig und schmutzig, jedenfalls deutlich schlechter als die (oft hervorragenden) LPs, und es gelingt mir nicht darüber hinwegzuhören. Das mögen zeitlich begrenzte Ausrutscher gewesen, aber die paar Leichen in meinem CD-Regal haben mir den Mut genommen, es weiter zu versuchen.

Übrigens gibt es einen Thread zur Sinfonietta nur ein kleines Stück weiter hinten. Dort hab ich auch schon für die Glagolitische Messe geworben.

Gruß, Khampan
Hüb'
Moderator
#14 erstellt: 05. Nov 2006, 13:11
Hi!

Die Sinfonietta mit Ancerl klingt in der LP-Fassung exzellent!

Grüße

Frank
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