Die KATUN // Ein Nachbau

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Pd-XIII
Inventar
#1 erstellt: 31. Jul 2020, 20:32
Lange angekündigt und viel zu oft aus verschiedensten Gründen verschoben, habe ich endlich mit dem Bau meiner neuen Wohnzimmerbeschallung beginnen können.
Angefangen hatten die Überlegungen ja schon kurz nach Fertigstellung meiner Cobra Hörner. Diese sind zwar hinsichtlich des guten Tones für mich induskutabel gut, allerdings hab ich damals sooooo lange dafür gebraucht und wollte dann recht schnell fertig werden. Das wiederum geht erfarhungsgemäß zu Lasten der Optik, zumal ich zu dem Zeitpunkt noch meine eigenen Fähigkeiten maßlos überschätzt hatte. Nunja, der Klang und das Wissen was ich dafür ausgeben musste hat mich darüber immer hinweg sehen lassen...ich wusste ja, dass irgendwann was neues kommt.
Das erste mal konkret wurden die Überlegungen dann im Sommer 2018 wo ich das erste Mal das wirkliche Verlangen hatte, etwas neues zu Bauen. Aber dann war das Auto ireparabel kaputt ebenso wie die Spülmaschine und die Familie wollte unbedingt mal wieder in einen Urlaub mit richtigem Bett und Frühstück...kurz: Aus finanziellen Gründen war es einfach nicht drin. Hat mir auch nichts ausgemacht, da ich ja vom sound her voll zufrieden war. Der Plan wurde auf den Winter 2018/19 verschoben.
Da war ich dann arbeitstechnisch so eingespannt, dass ich einfach nicht die Zeit gefunden hatte, welche ich mir dieses Mal ja nehmen wollte. Außerdem hatte ich mir vorgenommen, meine "Skills" vorher mal auf die Probe zu stellen und ein paar Techniken auszuprobieren, welche ich nur theoretisch beherrschte. Also beschloss ich ein Paar KidRock als Prototyp zu bauen. Der Bau ging überaschend gut von der Hand und meine Geduld hatte ich fast perfekt unter Kontrolle. Komischerweise heißt der Prozess, welcher die meiste Zeit in Anspruch nimmt "finishen" und kling damit recht kurzweilig. Meine Lektion hieraus war: Wenn du meinst du bist fertig, trag noch (mindestens) eine Schicht auf.
Während dieses Baus habe ich auch noch meine Werkstatt aus dem Keller (180cm Deckenhöhe) in die Garage verlegt und meinte, sobald diese Arbeitsfertig ist würde ich ernst machen. Nunja, die Zeit arbeitet bei so etwas meist gegen einen und aus einem optimistischen Oktober 2019 wurde ein realistischer April 2020...Und dann kam da diese Geschichte die erstmal für Zukunftsängste sorgte wesshalb ich den gesparten Betrag vorerst sicher wissen wollte. Glücklicherweise blieben meine Sorgen bis heute unbegründet und nachdem der beste Arbeitgeber der Region nicht einmal aufs Urlaubsgeld verzichtet hat konnte ich alles Besorgen um in meinem Sommerurlaub loslegen zu können,.
Joa, und da bin ich jetzt und möchte euch an meinem Baubericht und den Erfahrungen teilhaben lassen.
Pd-XIII
Inventar
#2 erstellt: 31. Jul 2020, 21:26
Die Katun...warum gerade die?
Nachdem ich mir viel Zeit genommen hatte, bis ich mit dem Bau beginne, habe ich diese auch intensiv genutzt um mir einen Bausatz auszusuchen der mir richtig erscheint. Das war gar nicht so falsch, denn ich konnte, und kann immer noch nicht sagen, was mir bei den Cobra Hörnern fehlt. Ab und an ein wenig mehr Tiefgang und etwas sanftere Höhen vielleicht...aber eben nicht zwingend.
Meine Frau war da etwas deutlicher: Höhe ist ihr egal, Breite darf ruhig bleiben. Aber die Tiefe geht nicht mehr klar.Die neuen dürfen gerne groß aber nicht mehr solch tiefe Kühlschränke sein.
Zuerst wollte ich diese Vorgabe voll ausreizen, mal so richtige Männerboxen bauen. Udos SB 285 war angesagt. Dann fiel mir aber wieder ein, dass die Front wahrscheinlich etwas gequetscht aussehen würde und es ist und bleibt ein Wohnzimmer...und diese Aussage kommt nicht von meiner Frau.
Dann wollte ich auf Nummer Sicher gehen und liebäugelte lange mit der Big Yellow Taxi. Damit macht man nix falsch. Immerhin wurde sie zigmal nachgebaut und selten schlecht geredet und wenn, dann nur im direkten Vergleich. Aber wo ist denn der Reiz etwas zu bauen, was schon gefühlt hundertmal gebaut wurde?
Vielleicht doch lieber einen Exoten. Die Mjölnir wäre doch ein Traum. Klein, unscheinbar aber umso größer im Klang. Dazu noch geschlossene Bauweise, welche ich durch die KidRock zu schätzen lernen durfte. In Verbindung mit meinem AVR wurden gefühlt die Raummoden besser in den Griff gebracht (ich habe es aber nie nachgemessen). Nur die Optik ging mir irgendwann aus verschiedenen Gründen gegen den Strich: Zu erst einmal ist sie wirklich zierlich, also von den Dimensionen. Da kommt dann doch so ein bisschen Macho-Gehabe dazu. Ich weis, nicht gerade erwachsen. Außerdem gehen die Membranen eigentlich über die gesamte Front nach unten und ich kann mir gut vorstellen, wie angespannt ich wärend einem Kindergeburtstag sein werde. Zu guter letzt habe ich mich mittlerweile etwas in die Optik eines AMT verschossen und ich hatte auch noch nie einen gehört, zumindest bewusst.
Darum wieder ins Internet und nach Lautsprechern mit AMT gesucht. fündig wurde ich wieder bei Udo mit seiner Serie 52. Mittlwerweile voll mein Typ: Schlank, hoch, potent..nein nein nein ich rede von den Lautsprechern. Dappo Anordnung und AMT...ich wägte mich am Ziel. Dann kam das UMIK-I in mein Leben und die ersten ernsteren Gedanken über die Räumlichkeiten und deren Akustik. Auch hier musste ich mir ehrlich eingestehen, dass ich nicht bereit bin, dieses Budget in die Hand zu nehmen, nur damit die Lautsprecher alles andere als symmetrisch aufgestellt werden können, in einem Raum in dem ich weniger gewillt bin größere akustische Anpassungen zu unternehmen. Noch einmal: es ist und bleibt ein Wohnzimmer...leider.
Wieder das Netz durchsucht. Mittlerweile wusste ich ja, was ich suchte:
Hoch, Schlank, zwei TTs ein AMT, wenn möglich geschlossen, bis 1000€/Paar.........KATUN!

Bei Ari Acoustics gefunden las sie sich schon für mich ansprechend. OK, dann muss ich mir mal das Heft zulegen, moment: Ausgabe 4/2013? Das war doch zu meinen Selbstbau-Anfängen, damals als ich mir noch jedes Heft gekauft hatte. Cover gecheckt und tatsächlich, die Ausgabe müsste die zweite oder dritte sein, die ich mir geholt hatte. Aber die Katun ist mir nicht im Gedächtnis geblieben. Die ist mir wohl zwischen der perfekten Leggiera und der brachialen Phi untergekommen. Noch dazu weil im gleichen Heft mit der Samuel HQ eine optisch ähnliche Geschichte vorgestellt wurde. Und zu dem Zeitpunkt war das einfach nicht mein Geschmack. Wie sich die Dinge doch stetig ändern.
Also das Heft herausgesucht und den Bericht verschlungen und mich begeistern lassen. Neben dem AMT bietet die Katun noch ein besonderes Merkmal: Die beiden TTs sitzen je in einem geschlossenen und einem BR Abteil. Pfiffig und eher selten anzutreffen. Ich war wieder auf Kurs. Dann kam der Lockdown und Pläne zum Probehören waren erstmal vom Tisch.
Zudem konnte ich keinen einzigen Bericht finden, wo dieser Lautsprecher schon einmal nachgebaut oder zumindest gehört wurde.Nichts. Der Preis bei bei Herrn Dr. Beck war für mich noch in einer Region wo ich sagen konnte "gut, kaufe ich eben taub. Wird schon schief gehen!" , meine paar letzten Fragen wurden äußerst zügig via Mail beantwortet und ruck zuck stand der Karton im Hausflur. Noch das Holz beschafft und alles fein säuberlich gelagert bis es endlich losgehen konnte.

Und da sind wir nun.


[Beitrag von Pd-XIII am 31. Jul 2020, 21:34 bearbeitet]
Pd-XIII
Inventar
#3 erstellt: 31. Jul 2020, 22:32
Schritt I: Ein Rechteck fräsen

Das Gehäuse der Katun ist unfassbar einfach aufgebaut, vor allem wenn ich sie mit dem Bau der Cobra Hörner vergleiche. Gerade einmal 9 rechtwinkelige Bretter ergeben den originalen Aufbau. Ich entschied mich lediglich dazu die Bodenplatte aufzudoppeln um den Schwerpunkt zumindest etwas nach unten zu verlagern und vorallem um in die unterste Platte Einschlagmuttern einzupressen an welche ich bei Bedarf Füße anschrauben kann. Das hatte ich damals bei den Cobras auch so gemacht und war aufgrund meines damals noch recht unebenen Fußbodens sehr dankbar über die Möglichkeit, eben diesen ausgleichen zu können. Also zwei Bodenteile extra und die Seiten 19mm länger, fertig. Nachdem ich feststellen musste, dass es im Bauhaus keinen Unterschied beim Preis macht, ob die Bretter komplett zugeschnitten werden oder ich eine komplette Platte mitnehme entschied ich mich für die Variante, welche in den Kofferraum passt und bei der ich im Notfall jemand anderem die Schuld geben kann.
Ach ja bei dieser Gelegenheit gleich mal mein erster Tipp aufgrund meiner Erfahrung und meiner Selbsteinschätzung: Kauft lieber eine Front extra!
Es sollte das erste mal für mich sein, dass ich rechteckige Ausfräsungen für den AMT einbringen muss. Und dann dann auch noch versenken. Bevor ich mir da eine front versemmel und dann wegen den paar Euro Fuffzig wieder ne gute Stunde unterwegs bin, hab ich lieber gleich noch eine Opferfront mitgenommen...und das zurecht, aber dazu später mehr.

So ganz ums Sägen wollte ich mich natürlich nicht drücken und zumindest die Frässchablone selbst anfertigen. Bei verschienen anderen Werkstücken hat mir das immer sehr viel Spaß gemacht. So auch dieses mal wieder. Meine Oberfräse ist die einfache Einhell. Die hatte ich mir mal gekauft, weil ich ncoh nicht wusste wie oft sie tatsächlich zum Einsatz kommt und nicht unbedingt mehr ausgeben wollte als sein muss. Abgesehen von ein paar Komfort-Themen kann ich auch echt nichts schlechtes über dieses Gerät sagen. Sie arbeitet immer noch genauer als der Maschinenführer. Leider habe ich beim Werkstattumzug die Kopierhülse verlegt und ich wollte jetzt nciht wieder auf irgendetwas warten müssen. Also beschloss ich stattdessen mit Bündigfräsern zu arbeiten. Das mache ich bisweilen sehr gerne, weil es bei ordentlicher Vorarbeit mehr oder weniger Idiontensicher ist. Das beginnt schon bei der Herstellung einer Schablone. Man muss nichts rumrechnen und planen. einfach die Außenmaße des AMT nachgemessen (in diesem Fall unbegründet, aber ich vertraue keiner Zeichnung die ich nicht nachgeprüft habe) und entsprechend vier Bretter zugeschnitten. Hierbei habe ich darauf geachtet, dass der Abstand von der Oberkante der Schablone zur Oberkannte der Vertiefung exakt der Position auf der Schallwand entspricht. Ebenso ist die Schablone genauso breit wie die Schallwand. Somit kann sie einfach Deckungsgleich postioniert werden und die Gefahr, dass die Abstände nicht passen oder die Ausfräsung gar schief wird ist nahezu eliminiert...Idiontensicher eben.

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So aufgespannt lässt sich schon einmal die Vertiefung fräsen. Dass der Radius meines Fräsers 0,3mm größer als vorgeschrieben ist fällt am Ende nicht auf. Und wie mache ich jetzt den Durchbruch? Noch eine Schablone? Quatsch! In Udos detailiertem Duetta Tutorial habe ich einmal seine "variable" Schablone gesehen. Er legt einfach einsprechende Leisten zum Verjüngen der Öffnung ein. Einfach genial UND genial einfach. Also kurz die Differenzen halbiert und und entsprechende Leisten zurechtgesägt. 8mm breite MDF Streifen zu sägen war hier schon ein kleiner Nervenkitzel. Am Ende die vier Leisten in die Schablone eingelegt und zur Sicherheit den AMT probe sitzen lassen bevor mit dem Fräsen begonnen wird.

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Passt alles heißt es her mit der Marie.Der Skala der Einhell traue ich kein Stück. Demnach stelle ich die Frästiefe eher pragmatisch ein. Ich montiere den Fräser (Bündigräser, Lager oben) und fahre ihn "auf Null" also bis er den Untergrund berührt. Hier arretiere ich die Tiefeneinstellung und löse den Tiefenanschlag. Danach lege ich den Rand des AMT zwischen den Anschlag und die verschiebbare Stange und arretiere diese. Somit dringt der Fräser wirklich nur so tief ins Material, wie der AMT dick ist. Das hatte ich irgendwann mal in diesem Forum gesehen, weiß leider nicht mehr von wem und kann somit nur dem Forum im Allgemeinen meinen Dank aussprechen. Zeit für die erste Fräsung:

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Sah gut aus und ich wurde schlagartig ruhiger. Kennt ihr das, wenn man bei Sachen, die eigentlich gar nicht schief gehen können trotzdem noch nervös ist? Ich liebe dieses Gefühl.
So, nun die Leisten in die Schablone einlegen und das gleiche nocheinm...verdammt. Der Fräser hat nur eine Höhe von 19mm, also Materialstärke. Die Schablone habe ich aus einem Reststück mit 25mm gemacht. So tief bekomme ich den Fräser nicht aus der Fräse unten raus. Was nun?
Ein glück habe ich ja noch einen deutlich längeren Bündigfräser hier, allerdings mit dem Anlauflager unten. Aber kein Thema. einfach das gesamte Paket umgedreht ein Loch in die Mitte des Ausschnitts gebohrt und durch die Schallwand hindurch die Kontur der Schablone abfahren.Idiotensicher!
Zumindest fast. Denn wenn man nicht ganau aufpasst kann es schn einmal vorkommen, dass sich die kurzen Leisten vom Rand lösen und man fährt mit dem Fräser bis an den Rand...Auflagefäche dahin, Dichtheit unmöglich. In diesem Moment ahbe ich kurz gelacht und mir dacht: Wie würde ich jetzt an die Decke gehen, wenn ich nicht profilaktisch eine dritte Schallwand mitgenommen hätte. Somit hatte ich nichts verloren und im Gegenzug ein Opferbrett auf dem ich ab jetzt jede Fräseinstellung vorab testen konnte...nie mehr ohne!
Leider hab ich in dem Ganzen Troubel vollkommen vergessen Bilder zu machen. Ich hoffe das Vorgehen mit dem Fräsen "durch" die Schallwand ist klar. Sonst stelle ich das einfach noch einmal nach.

Und noch ein Tipp, der aus dieser Erfahrung hervor ging: Wenn ihr mit Adapterleisten arbeitet, gönnt ihnen einfach einen Tropfen Leim, dann seid ihr sicher.

So nachdem ich hier wieder einmal Glück im Unglück hatte kam der immernoch spannende moment der Sitzprobe mit dem AMT:

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Passt perfekt. Der für mich neue Part ist durch.
trilos
Inventar
#4 erstellt: 31. Jul 2020, 22:39
Hallo und guten Abend,

hier lese ich gerne weiter mit....

Beste Grüße,
Alexander
Pd-XIII
Inventar
#5 erstellt: 31. Jul 2020, 23:02
Schritt II: Das Runde muss neben das Eckige

Die nächste Fräsarbeit war im Gegenzug zu dem vorherigen ein richtig einfaches Unterfangen. Die beiden Ausfräsungen für die TTs können dank Fräszirkel ohne Weiteres erledigt werden.

Wieder ein kleiner Tipp: Infestiert in einen Fräszirkel, wenn ihr noch keinen habt. Es kostet weder viel Geld noch Zeit sich einen zu basteln und Kreisrunde Fräsarbeiten sind damit geradezu lächerlich einfach, sauber und schnell durchzuführen.

Beim Einstellen des Fräszirkels gehe ich wie folgt vor: Ich rechne mir schnell heraus, wie breit der Absatz/die Vertiefung sein muss und wähle dementsprechend einen Fräser aus...also eigentlich greifen trotz allem zum dicksten in meinem Repertoire (16mm). Dann messe ich den Durchmesser des Dornes vom Fräszirkel jedesmal aufs neue (das Gedächtnis ist ein Eichhörnchen) und halbiere den Wert (Durchmesser=5mm -> Radius=2,5mm). Dann nehme ich eine Schieblehre und stelle den im Bauplan vorgegebenen Radius plus die 2,5mm auf dieser ein. Den Fräser drehe ich nun soweit, bis eine der Klingen am weitest enfernten Punkt vom Zikeldorn ist. Der Zirkeldorn wird dann eifach solange verschoben, bis die Schieblehre strack sitzt. In diesem Fall habe ich den Radius um einen weiteren halbem mm erweitert, das ich lieber etwas Platz für außenrum habe...als ob das ins Gewicht fiele, aber es beruhigt meine Nerven. Dank Opferbrett lassen sich die Einstellungen erst einmal Testen, bevor man irgendwas zerstört. NIE WIEDER OHNE!
Dann stelle ich die Frästiefe genauso ein, wie schon beim AMT, also Fräser auf Null fahren, Tiefenanschlag lösen, Korb dazwischen, festziehen, fertig.
Zu guter letzt ncoh das Anzeichnen der Mittelpunkte. Trivial aber nicht zu unterschätzen.

Tipp vom Fips: Ein stumpfer Bleistift hat in der Werkstatt nix verlohren. Ich verwende nur noch Druckbleistiffte mit einer 0,5mm Miene. Zum Anzeichnen kommt dann wieder die Schieblehre zur Anwendung, denn hier kann ich vom Sollwert noch einmal 0,5mm abziehen und somit die Mienendicke mit einbeziehen. Man landet also ganz genau in der Mitte.

...Zumindest wenn man dann auch genau bohrt. Hier gilt: lieber dreimal ansetzen, also falsch bohren.
Ab hier ist es dann Kinderspiel: Zuerst die Kreise für die Vertiefungen herausfräsen. Dann die Schallwand umdrehen und den Innenradius einstellen. Ist dies erfolgt, muss noch der Tiefenanschlag neu justiert werden. Hier gehe ich immer gerade so tief ins Material, dass der Fräser zwar durch die vorher erfolgte Vertiefung dringt, aber nicht die Werkbank berührt. Die braucht ja schließlich keine Ausfräsung.
Am Ende des Tages hatte ich also alle Ausfräsungen für die Treiber vollendet.

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Im Nachhinein hätte ich die runden Vertiefungen etwas tiefer mach müssen, da hab ich irgenwie bei der Einstellung geschludert. Ist aber nicht so wild, und schwierig nachzubessern. Lass ma lieber.

Ach ja, die 0,5mm Angstzuschlag beim Radius kann man sich beim BR Rohr übrigens getrost sparen. Ich durfte feststellen, dass dieser lieber etwas strammer sitzen darf. 1mm mehr im Durchmesser und das Ding kann schon mal lose sitzen.
Da wird dann wohl die Heißklebepistole zur Not helfen müssen
Pd-XIII
Inventar
#6 erstellt: 01. Aug 2020, 00:00

trilos (Beitrag #4) schrieb:
Hallo und guten Abend,

hier lese ich gerne weiter mit....

Beste Grüße,
Alexander


Guten Abend,
darüber freue ich mich sehr. Ich hab heute Zeit und Laune darum schreib ich etwas ausführlicher. Wenn es unterhält erfüllt es seinen Zweck. Darum weiter im Text:

Schritt III: Ab in die dritte Dimension

So, nun sind also alle Brettchen vorbereitet und müssen nur noch zusammen geleimt werden. Genau so dachte ich damals schon bei meinen ersten kleinen Bretterhaufen. Das Ergebnis war beschämend und die Bretter im Sichtbereich teilweise arg krumm. Damals hatte ich noch keine Oberfräse und "keine Zeit", was die dümmste Ausrede ist um etwas "schnell" fertig zu machen. Zeit hat man nicht und man hat bekommt sie schon gleich gar nicht geschenkt. Man muss sie sich nehmen! Spiegelt sich dann auch im Ergebnis wieder.
Bei den Cobra Hörnern hatte ich leider nichts aus meinen bisherigen Erfarhungen gelernt und habe alles genau so gemacht wie bei den kBHs. Dadurch, dass die Dimensionen einfach mal ganz andere sind, war das Ergebnis auch entsprechen. Die doppelten Bodenplatten sind etwas schräg und laufen unbündig zu den Seitenteilen. Ein Grauß, der mich täglich an die Auswüchse meiner Ungeduld erinnert. Das sollte diesmal anders werden, wesshalb ich ja auch die KidRock als Test vorab gebaut habe.
Jetzt muss ich kurz anekdotisch ausholen:
Ich hatte ja bereits erwähnt, dass ich als Oberfräse die günstige Einhell verwende. Ich bin kein Fan von so günstigem Werkzeug, aber das Gerät, welches ich mir vor der Oberfräse gekauft hatte wurde bis dato noch nie eingesetzt und wurde schon als massive Fehlinvestition abgetan. Dieses Gerät war eine DeWalt DWK682...ein Flachdübel-/Lamello-Fräse. Diese musste seinerzeit unbedingt sein um dann festzustellen, dass ich keine Verwendung dafür finde. Tatsächlich habe ich den Nutzen dieses Werkzeuges erst nach einem Jahr für mich entdeckt und möchte seitdem nicht mehr darauf verzichten müssen. Bei den KidRock musste ich allerdings feststellen, dass die Flachdübelfräse trotzdem nicht idiotensicher ist und ich mit meinen doch noch zu linken Händen ums spachteln nicht drum herum kommen werde. Und vor allem eines macht sie nicht: Zeit sparen. Zumindest nicht am Anfang.
Denn wer schnell mit der Fräse hantiert, macht auch schnell viel falsch. Darum wiedereinmal der Hinweis, sich für die Vorbereitung genug Zeit zu nehmen. Das spart Nerven und Frust. Außerdem ist bei DIY immerhin der Weg das Ziel.

Zu allererst habe ich mich um den doppelten Boden gekümmert, sprich die Löcher für die Einschlagmuttern (M5) gebohrt und mittels 20mm Forstnerbohrer 3mm Versenkungen eingebracht, sodass die Einschlagmuttern dann nicht überstehen und die beiden Bodenbretter satt aufeinander aufliegen. anschließend wurden die Einschlagmuttern entgegen ihres Namen mit einer Schraubzwinge eingepresst. Das kostet Zeit und etwas mehr Kraft, aber das MDF bricht schon einmal nicht aus (eigene Erfahrung)

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Dann wurden die beiden Bodenbretter mit Schlitzen und Lamellos / Fischle versehen, sodass die Bretter aufeinander fixiert sind während dem Leimen.
Appropos Leimen, einen Tipp hab ich noch: Wenn zwei MDF Bretter miteinander verleimt werden, neigen sie dazu aufeinander zu verrutschen, ähnlich wie beim Aquaplaning. Das kann einem schon mal das Werkstück versauen. Wer keine Flachdübelfräse zur Verfügung hat, kann hier mit abgeknipsten Drahstiften für Sicherung sorgen.

Beim Leimen selbst musste ich wie viele andere auch feststellen, dass "viel hilft viel" hier vollkommen fehl am Platz ist und eher zu Problemen führt. Darum trage ich den Leim in dünnen Bahnen auf und verstreiche diese mit dünnen Holzresten, ähnlich einer Spachtel. Es schadet auch nicht, den Leim etwas anziehen zu lassen. Das ganze auf beiden zu verleimenden Oberflächen.

Wärend die aufgedoppelten Böden vor sich hin trockneten, konnte ich den ersten Lautsprecher schon einmal mit entsprechenden Schlitzen versehen.
Ich habe also alle Bretter trocken aufeinander gestellt und die Kontaktflächen nachgezeichnet. Im Anschluss zeichnete ich mir direkt an, wo ein Schlitz hin muss, sodass ich die Fräsarbeiten ein einem Rutsch erledigen konnte. Die richtige Frästiefe lässt sich wieder super am Opferbrett ertesten (NIE WIEDER OHNE!), bei 19mm kann man aber getrost auf die 20er Fischli setzen.

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Wenn das einmal alles erledigt ist beginnt der spaßige Teil, und zwar nicht nur für AFOBs (Adult Fan OF Bricks). Denn mit der Flachdübelfräse zu arbeiten ist wie Lego spielen, nur dass man sich vorher seine Lego Steine selbst basteln muss. Trotzdem muss man immer mal aufpassen damit nix aus dem Ruder läuft. Aber selbst wenn, lässt sich dass später deutlich einfacher ausbessern, da die Fehler klein gehalten werden. Mit der Erfahrung von den KidRock bin ich diesmal den Vorgang des Verleimens erst ein paar mal "trocken" durchgegangen um zu sehen, wo es klemmen könnte, wo alles passt, wo ich evtl. noch einmal nacharbeiten muss. Erst dann kam der Leim ins Spiel.

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Am Ende noch die zweite Seitenwand drauf und fixieren mit allem was man hat. Ich versuche den Druck der Schraubzwischen gleichmäßig zu verteilen, indem ich ITEM Alu Profile dazwischen lege

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Nachdem beide Lautsprecher trocken waren habe ich mir noch einmal den Bedämpfungsplan angesehen und musste wieder lachen: Vom Aufbau her ist ein kleiner Bretterhaufen wirklich komplexer. Aber ich bin echt froh, dass ich noch einmal nachgesehen hatte, denn in den Bereich unterhalb des Bassreflexrohres käme ich im Nachhinein nur noch äußerst umständlich hinuter. Also zurerst die Watte rein und dann die Fronten aufleimen. Auch hier habe ich auf die Alu Profile zurückgegriffen um beide Fronten in einem Aufwasch befestigen zu können

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Ja, und das ist der Stand heute Abend.damit wir uns da richtig verstehen, das fand über die gesamte Woche verteilt statt und nciht an einem Tag. Ich hoffe ich komme auch die nächsten Tage so oft in die Garage und kann hier bald weiter berichten. Jetzt kommen dann ja die schönen Arbeiten: Spachteln und Schleifen...immer im Wechsel.

Ach ja und die Frequenzweichen. Das wollte ich ja eigentlich heute Abend machen, aber irgendwas kam mir da jetzt dazwischen


[Beitrag von Pd-XIII am 01. Aug 2020, 00:12 bearbeitet]
audio.novize
Stammgast
#7 erstellt: 01. Aug 2020, 00:07
Hui, da macht sich aber jemand Arbeit - bei den Lautsprechern und der Dokumentation!

Da lese ich gerne mit ...
Homer70
Stammgast
#8 erstellt: 01. Aug 2020, 10:19
Moin,

Da stimme ich zu. Sehr schönes Projekt.
Ich lese mit und freue mich auf die Fortsetzung....

VG
Klaus
Pd-XIII
Inventar
#9 erstellt: 01. Aug 2020, 12:43
Na dann versuche ich mal wieter zu machen.

Schritt IV: Der Strippenzieher

Kurz bevor ich gestern Abend die Schallwände aufgeklebt hatte ist mir noch ein ganz essentielles ding eingefallen: Wie kommt eigentlich der Ton in das Geschlossene Abteil? hatte ich doch glatt vergessen ein Loch für das Kabel zu bohren. Glücklicherweise ist in der Katun eine Menge Platz um auch in zusammengebautem Zustand noch mit einem Akkubohrer arbeiten zu können. Schnell ein 6er Loch durch den Teiler gebohrt, das Kabel durchgezogen, Länge festgelegt und das Loch mit Heißkleber abgedichtet.

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Keine große Sache, hätte aber auch blöd ausgehen können. So und wie kommt das Signal bis zur Frequenzweiche. Eigentlich über das mitgelieferte (Biwiring-)Terminal, welches mir im Netz ncoh ganz gut gefallen hatten. Jetzt so in echt vor mir liegend kam es mir optisch zu aufdringlich und haptisch zu billig vor. Ich mochte die Lösung von MBU mit den eingeschlagenen Laborbuchsen. Das hatte ich auch so bei den KidRock gemacht und passt gut zu Betonspachtel, etwas rustikal zwar aber eben schlicht. Diesmal sollte es minimal hochwertiger werden, darum entschied ich mich für ein paar Hirschann Sicherheits Laborbuchsen. die sehen einfach etwas dezenter aus.

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Eigentlich werden diese verschraubt, aber das Gewinde ist nicht lange genug für 19mm MDF. Aber das Gewinde sollte wohl ebenso ausreichen wie die Lamellen des Bassreflexrohres.die Position wollte ich im voraufgebauten Zustand festlegen weil ich mir nicht sicher war ob mir oben oder unten besser gefällt, oder auch über/unter dem BR-Kanal. Nach etwas hinhalten entschied ich mich für vertikal unter dem BR-Rohr angeordnet. Am Opferbrett (NIE WIEDER OHNE!) den richtigen Druchmesser ausgelotet (11mm) und dann in die Rückwand gebohrt.

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Natürlich habe ich die Buchsen gleich wieder herausgenommen, so dass das Oberflächenfinish ohne Hinderniss von statten gehen kann.

Ach ja, bei der ganzen Aktion standen die Katuns ja zum ersten mal in voller Größe vor mir:

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Sehen wirklich schlank aus die Beiden...die 122cm Höhe wirken aber doch ganz schön heftig, wenn sie so vor einem stehen. Jetzt kümmere ich mich mal so nach und nach um die eigentliche Optik.
Pd-XIII
Inventar
#10 erstellt: 01. Aug 2020, 13:10
Schritt V: Hartes Zeitrennen

Wie letzte Nacht schon geschrieben, besitze ich trotz aller möglichen Werkzeuge immernoch die beiden linken Hände eines Bürohengstes. Daraus ergibt sich, dass an machen Stellen die Bretter trotz Flachdübelfräse nicht bündig sind. aber im vergleich zu meinen letzten Aufbauten, werden die Spaltmaße immer kleiner. Grundsätzlich gibt es hier zwei unterschiedliche Fälle: das aufliegende Brett steht über oder eben unter.
Bei erstem ist das eine ganz einfache und schnelle Geschichte: Bündigfräser in die Oberfräse und einmal die Kante abziehen. Glatt.

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MBU macht das immer generell so, dass er die aufliegenden Bretter größer ordert und am Ende einmal mit dem Bündigfräser rum geht. Das nehme ich mir fürs nächste Mal vor.

Der ander Fall ist etwas aufwendiger zu behandeln, denn man muss die Kanten aufspachteln und wieder abschleifen. Da ich aber eh alle offenporingen Kanten spachtele und schleife kann das gleich mit erledigt werden. Ich nutze hierfür übrigens keine MDF Spachtel sondern 2K Karrosserie Spachtel. Was auf metal hält, hält auf MDF allemal. Außerdem lässt es sich super verarbeiten. Also Spachtelmasse anrühren, auf die Kanten auftragen und mit einer Japanspachtel abziehen. Dabei achte ich darauf, dass die Spachtel großflächig auf dem Referenzbrett aufliegt. Dan ergibt sich auch eine glatte Fläche bis zur Kante.

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Tip: Arbeitet mit geringen Mengen. Nach dem Anrühren habt ihr laut Verpackung 3-5 Minuten Zeit. Meiner Erfahrung nach geht das zumindest gefühlt schneller und man sollte fertig sein, bis der Härtungsprozess begint und man Riefen macht oder gar wieder die Masse abzieht. Gerade bei den heutigen Temperaturen trocknet das Blitzschnell und ich bin ganz schön ins Schwitzen gekommen. Aber am Ende bin ich doch endlich fertig geworden. Da ging fast ein halber Topf Spachtelmasse drauf.

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Wie gesagt ziehe ich alle Kanten ab bevor es weitergeht. leider bin ich ab jetzt erstmal wieder unterwegs und komme nicht zum Schleifen, naja, bei dem Wetter bin ich nicht wirklich böse darum. Ich hoffe, am Dienstag geht es weiter.
Steven_Mc_Towelie
Inventar
#11 erstellt: 01. Aug 2020, 13:28
Hier stelle ich doch auch mal meinen Sessel auf

Sehr schöne Doku, feine Arbeit bisher

Wie sollen sie denn werden, so optisch?
Pd-XIII
Inventar
#12 erstellt: 01. Aug 2020, 13:36
Vielen Dank für die Blumen.
Stimmt, dazu hab ich mich noch gar nicht geäußert. Ich fand die Geschichte mit dem gespachtelten Beton in vielerlei Hinsicht schön und mit den Erfahrungen von den KidRock werde ich auch diesmal auf diese Technik zurückgreifen. Diesmal aber etwas heller da sie ob ihrer Größe dann doch zu wuchtig werden würden. Der Farbton wird aber erst noch festgelegt.
Pd-XIII
Inventar
#13 erstellt: 04. Aug 2020, 15:58
So wieder zu Hause und wieder in der Garage. Leider bin ich heute nicht zu dem gekommen, womit ich beginnen wollte. Zu allererst hatte ich die gespachtelten Kanten abgeschliffen. Das Vorhaben, dies komplett per Hand zu erledigen habe ich schnell wieder verworfen und eben doch den Schwingschleifer rausgeholt. Irgendwie bin ich heute nicht ganz so fit im Kopf und habe vergessen, die Absaugung anzuschließen. Dementsprechend sieht die Werkstatt und meine Klamotten jetzt aus. Außerdem musste ich fesstellen, dass ich ein paar Riefen in den Kanten habe. Das Pufaplast gleicht zwar auch noch mal eine ganze Menge aus, aber ich spachtle lieber doch noch einmal nach und schleife alles noch einmal ab, wenn es gut durchgetrocknet ist. Alles, was die oberen Schichten nicht ausgleichen müssen führt schon mal zu keinen Schönheitsfehlern.

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Nachdem ich somit heute nicht wirklich vorwärts komme habe ich wenigstens noch die Vertiefungen geschwärzt. Bei den KidRock fällt mir immer mal der MDF farbene Rand um die Treiber auf. Um das zu verhindern habe ich die Ränder einfach etwas schwarz angesprüht. Ob es hilft oder überhaupt notwendig war wird sich später herausstellen, aber lieber haben als brauchen.

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MBU
Inventar
#14 erstellt: 04. Aug 2020, 23:08

Pd-XIII (Beitrag #10) schrieb:

MBU macht das immer generell so, dass er die aufliegenden Bretter größer ordert und am Ende einmal mit dem Bündigfräser rum geht.


Ja, das hat gewisse Vorteile. Ich mache mir auch nicht den Stress mit der Lamellofräse, sondern verleime einfach stumpf. Man baut ja kein Haus, sondern nur eine Lautsprecherbox.

Ich bin aber echt neidisch auf deine Werkstatt. Ich muß in einem winzigen Kämmerlein bauen.
Pd-XIII
Inventar
#15 erstellt: 05. Aug 2020, 08:16
Danke,
Über den Platz bin wirklich froh. Vorher war die Werkstatt im Keller, in dem ich nicht aufrecht stehen konnte und in dem es nur eine Lampe in der Raummitte gab. Also arbeiten in gebeugter Haltung und immer im Schatten. Da hat die Garage schon sehr viele Vorteile, und nachdem da seit Jahren kein Auto mehr drin stand hab ich sie zum Wohle aller annektiert. Seit dem wird sie wenigstens regelmäßig Mal so etwas wie aufgeräumt.
Wie gesagt, das mit dem Überstand steht noch auf meiner Liste, aber beim ersten Mal lieber bei kleineren Kisten.


[Beitrag von Pd-XIII am 05. Aug 2020, 09:30 bearbeitet]
MBU
Inventar
#16 erstellt: 05. Aug 2020, 21:16
Das funktioniert auch bei großen Gehäusen.

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Flumme
Stammgast
#17 erstellt: 05. Aug 2020, 23:42
Hallo,
bin auch sehr gespannt - ein wirklich schöner Bericht!
Mit der Katun hatte ich auch schon geliebäugelt.
Pd-XIII
Inventar
#18 erstellt: 11. Aug 2020, 21:13
Puh, da sind jetzt aber ganz schön schnell wieder einige Tage ins Land gestrichen an denen nix passiert ist. Also, natürlich nicht nix. Aber nachdem ich ein paar Tage mit meiner Familie unterwegs war, dann die Wiese gemäht werden wollte (nachdem der Balkenmäher seinen Dienst quittierte durfte ich in den Genuss der Sense eines Nachbarn kommen) und letztenlich die überfällige Honigernte anstand war einfach nicht die Zeit, die ich mir ja nehmen möchte vorhanden.
Und JA, zugegeben, bei den Temperaturen der letzten Tage wollte ich mich nicht unbedingt dem Staub von geschliffener Spachtelmasse und MDF aussetzen. Kurz: Ich habe meine Prioritäten gesetzt.
Heute wollte ich eigentlich auch etwas komplett anderes machen, aber das Wetter hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Nungut, ein Glück dass ich genug Dinge am Laufen habe um jedes Wetter abzudecken. Also endlich wieder in die Garage und das zuletzt Gespachtelte geschliffen.
Tatsächlich hatte ich auch diesmal immernoch leichte Riefen an manchen Stellen, aber so weit an den Kanten, dass sie im nächsten Schritt hinfällig werden.

Schritt VI: Von Ecken, Kanten und Rundungen

Wenn ich einfache eckige Kisten haben hätte wollen, dann könnte ich nun direkt mit dem Auftragen der Betonspachtel beginnen. Da ich aber etwas auf Details stehe und mir Folgendes schon sehr lange durch den Kopf geht habe ich nach dem Schwingschleifen noch einmal zur Oberfräse gegriffen. Die Schallwände der Katun sind im Bauplan ja ebenfalls mit einem Radius an den seitlichen Begrenzungen versehen und ich bin aus verschiedenen Gründen ein Fan von dieser Optik. Also zu aller erst ist es eben eine Abweichung von einer stumpfen Kiste mit rechten Winkeln. Durch bearbeitete Kanten bekommt die Optik einfach etwas mehr Dynamik. Und praktischer Weise sind "gebrochene" Kanten natürlich auch weniger Stoßempfindlich und sehen somit länger besser aus. Die Geraden Kanten meiner cobra Hörner haben spätestens nach dem Umbau der Wohnung allesamt Macken...und dann ist noch einmal "irgendjemand" mit dem Staubsaubger dagegengerumst etc. Also Die Kanten müssen weg.
Jetzt aber eben nicht einfach alles mit dem 45° Fasenfräser abschrägen und gut. Nein, ich habe mich durch ein Zusammenspiel aus Radien und Faen entschieden.
Die Idee war es, eine Fase auszuarbeiten, welche Deckel und Schallwand einmal umschließt. Damit dies trotzdem flüssig aussieht, mussten ein paar Kanten vorher mit einem Radius versehen werden, konkret:
- Oben Vorne
- Hinten beide vertikalen
- Unten beide in Längsrichtung

Das Einstellen der Oberfräse warziemlich frimmelig, weil ich zuerst zu weit in Material gefräst hatte und dann zuwenig, wocurch eine Kante Entstand. Glücklicherweise habe ich ja mein Opferbrett (NIE WIEDER OHNE!) zur Hand an dem ich die Einstellung so weit möglcih optimieren konnte. Meine anfängliche Befürchtung, dass ich mit dem Kantenradius in die Vertiefung des oberen Chassis kommen könnte, konnte ich somit auch gleich wieder ad acta legen.

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Danach umrüsten und die Kanten nun mit dem Fasenfräser bearbeiten. Hier muss man natürlich aufpassen, dass man sich vorher genau überlegt, von welcher Seite man welche Kante anfahren muss und wo die "Übergabe" stattfinden soll, denn um die Rundungen abfahren zu können muss man ja die Auflagefläche der Oberfräse wechseln. Ich enschied mich den Wechsel immer so 7-10cm vor der jeweiligen Ecke vorzunehmen. Und auch hier waren die Besorgnisse unbegründet, dass man diese Übergabestellen später sehen würde. Durch den 45° Winkel taucht die Fräse ja immer gleich tief ins Material ein.

IMG_20200811_175643[1] IMG_20200811_181011[1] IMG_20200811_181020[1]

Ich hoffe anhand der Beschreibung und der Bilder ist einigermaßen klar, wie das Ergebnis aussehen soll. Ich für meinen Teil bin von dem Ergebnis überzeugt und froh,die Anordnung getroffen zu haben...und wenn ich so auf die Werkbank und alle Möbel hier schaue bin ich vor allem froh, diese Arbeiten nicht bei der Gluthitze der letzten Tage gemacht zu haben

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Nachdem es ja ab jetzt wirklich ums Finish geht muss der Dreck erstamal weg, so kann das nix werden. Also Besen und Staubsauger schwingen und erst die Lautsprecher, dann die Arbeitsplatte und zum Schluss den Boden zusammenfegen und absaugen.

So, jetzt kann es losgehen. WO IST MEIN PUFAPLAST (Beton-Spachtelmasse)???

Ich war mir so sicher, dass ich weiß, wo das Säckchen steht, aber falsch. Da ist es nicht. Nach 30 Minuten Suche stieg so langsam das Frust Gefühl in mir, was für heute ein Zeichen ist, Schluss zu machen. Da setze ich mich doch lieber noch einmal schnell vor den Rechner und tippe den aktuellen Stand ein.

Weiche hab ich neulich auch schon einmal kurz angefangen, aber mit "kurz" kommt da nicht das raus, womit ich mich gut fühle. Darum werde ich mich da noch einmal ransetzen, bevor ich den Lötkolben anheize. Dazu dann entsprechend mehr.

Danke zwischenrein fürs Mitlesen und die Beteiligung an dem Thread.
Pd-XIII
Inventar
#19 erstellt: 13. Aug 2020, 12:20
Ich hab mir gestern noch einmal die Weiche angesehen. Grundsätzlich ist die ja nicht wirklich kompliziert nachzulöten. Aber das ganze soll ja auch ordentlich werden. Darum wollte ich sie auf einer Rasterplatine aufbauen. dies passt übrigens perfekt auf eines der Versteifungsbretter.
Jetzt habe ich schon drei verschiedene Aufbauten durchexerziert und bin mit der Anordnung immer noch nicht zufrieden. hat einer von euch zufällig einen Tipp, wie man das am PC entspannt simulieren kann. Mir fällt da in erster Linie nur ein Grafikprogram wie Inkscape ein, aber vielleicht gibt es ja auch eine Freeware, mit der das viel besser umsetzbar ist. Hier wäre ich um einen Hinweis dankbar...sonst eben doch Inkscape
Flumme
Stammgast
#20 erstellt: 18. Aug 2020, 22:47
Was bedeutet für dich unzufrieden?
Simulieren in z.B. Boxsim ist mit dem Weichenplaner möglich, aaaaaber es kommt letztendlich dann doch auf die verwendeten Bauteile an. Die können in ihren Dimensionen ja sehr unterschiedlich sein. Das kannst Du nicht simulieren.
Wichtig sind technisch die richtigen Abstände zwischen Widerständen ( können sehr heiß werden) und Kondensatoren und die Abständer bzw. Anordnung der Spulen. Spulen sollten immer abwechselnd senkrecht und waagerecht zueinander angeordnet sein.
Frage sonst direkt bei Strassacker nach. Schönheit ist hier zweitrangig.
Pd-XIII
Inventar
#21 erstellt: 19. Aug 2020, 08:03
Unzufrieden bezog sich darauf, dass es etwas unübersichtlich war und ich bei den ersten beiden Anläufen zum Schluss ein Problem hatte mit den Spulen, welche zu nah aneinander waren oder gar dass ich ein Problem hatte überhaupt alle Bauteile auf die Platte zu bekommen. Ich hab mich aber neulich noch einmal hingesetzt und mir das ganze ein zweites Mal angesehen. Da war das plötzlich gar kein Problem mehr eine Sinnvolle Anordnung zu finden(man drehe die Platte um90° und siehe da, die Anordnung ward kein Thema mehr). Das Ganze in ein Programm einzuhacken hätte wohl deutlich länger gedauert. Beim ersten Versuch war ich nicht ganz bei der Sache, darum hab ich es dann auch abgebrochen. Nachdem ich aber noch nicht zum Löten gekommen bin hab ich hier auch noch keinen weiteren Beitrag verfasst.


Dafür ist gestern endlich das neue Säckchen Pufaplast angekommen und ich kann die Tage mit der Oberfläche beginnen. Man könnte fast schon sagen : "ein Ende kommt langsam in Sicht"
Sobald wieder genug für einen Abschnitt zusammengekommen ist geht es auch hier im Thread weiter. Leider laufen momentan wieder so viele Sachen gleichzeitig, dass ich mir nur seltener Zeit nehmen kann um mich den Katun zu widmen. Sollte ab kommender Woche aber auch wieder besser werden.
Apalone
Inventar
#22 erstellt: 12. Sep 2020, 10:53
Vielen Dank f die sorgfältige Dokumentation!
Pd-XIII
Inventar
#23 erstellt: 14. Sep 2020, 12:15
Danke, jetzt ist schon wieder fast ein Monat rum, aber ich komm doch deutlich weniger dazu weiterzumachen als ich dachte.
Stand aktuell ist, dass ich zwei Schichten aufgetragen und geschliffen habe. Der Text für den nächsten Schritt ist auch schon verfasst, und eigentlich muss ich nur noch die Bilder zusammenstellen. Aber ich finde gerade abends keine Motivation mich noch einmal an den Rechner zu setzen. Vielleicht heute Abend, damit das hier mal wieder weiter geht.
Pd-XIII
Inventar
#24 erstellt: 14. Sep 2020, 19:24
Schritt VII: Vorbereitung des großen Finishes

Ich bin zwar bei weitem noch nicht auf der Zielgeraden, doch ich biege so langsam in die letzte Kurve. Nachdem ich ja hinsichtlich der optischen Veredelung etwas aus dem Rennen geraten bin bin ich jetzt wieder auf Spur. Allerhöchste Zeit, hier auch mal wieder ein Update zu verfassen.
Nachdem mein neues Säckchen Pufaplast V30 angekommen ist habe ich die vergangenen Tage mit der Oberfläche der beiden Katun beschäftigt. Beim letzten mal hab ich einfach das Mischungsverhältnis Farbe:Wasser von 1:10 von deTommes gehalten und am Ende fest gestellt, dass es mir einen Ticken zu dunkel geworden ist. Darum wollte ich diesmal ein paar Muster im Vorfeld anfertigen. Also wieder ein paar Opferbretter(NIE MEHR OHNE) zurechtgesägt und Mischungsverhältnisse von 1:20 bis 1:10 ausprobiert. Ziel war es, den gleichen Farbton wie mein Fußboden zu erreichen. Sehr schnell hab ich festgestellt, dass die Farbtiefe sehr stark von der verwendeten Farbe abhängt. Das letzte Mal hatte ich einen Rest aus dem Fachhandel verwendet, diesmal die Budget Lösung aus dem Baumarkt. Und siehe da, die Mischung 1:10 war um einiges heller als das letzte mal. Nach dem ersten Durchgang hatte ich also vier unterschiedliche Töne. Um dem Endergebnis so nah wie möglich zu kommen, habe ich die Muster geschliffen und mit Leinölfirnis eingestrichen. Das ganze über Nacht aushärten lassen und dann im Wohnzimmer betrachtet.

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Das Verhältnis 1:15 traf genau den Ton des Fußbodens. Allerdings kamen Zweifel auf, dass dieses Ton in Ton nicht unbedingt gut aussehen würde. Ein leichter Kontrast würde den Lautsprechern wohl doch ganz gut stehen. Also hab ich noch ein paar Brettchen gesägt und habe weitere Mischungen bis 1:5 ausprobiert. Das war dann schon besser und 1:6,5 stellt für mich die voraussichtlich beste Lösung dar.

Also, die Farbmischung steht fest. Nun gilt es die Arbeiten so weit vorzubereiten, dass der Workflow dann seinem Namen gerecht wird. Hier waren mir die Erfahrungen, welche ich letztes Jahr machen durfte eine riesen Hilfe und ich konnte mich entsprechend wappnen.

Das erste Thema ist das festlegen eines Arbeitsplatzes. Nachdem diese Arbeiten gut und gerne ein paar Tage in anpruch nehmen muss der Platz so gewählt werden, dass ich von allen Seiten an die Lautsprecher hinkomme und gleichzeitig nicht dauernd daran anstoße, wenn ich oder andere Familienmittlglieder in der Garage herumwuseln. Dabei muss bedacht werden, dass alle mit ihren Fahrrädern rangieren können müssen ohne anzuecken. Bei den vergleichbar kompakten KidRock war das gar kein Problem. Die Katun sind aber doch um einiges größer. Glücklicherweise bin ich ja mit viel Platz gesegnet, sodass eine gute Position schnell gefunden war. Ich bediene mich hier gerne ein paar Holzböcken, mit denen ist man einfach unheimlich flexibel und die Klappvarianten kann man auch sehr Platzsparend unterbringen.

Ganz wichtig ist, daran zu denken, wie man die Oberfläche homogen aufträgt. Dazu gehört auch, dass alle Seiten in einem Zug aufgetragen werden können. Hierbei entsteht dann die Problematik, dass man eine noch feuchte Seite nicht irgendwo drauf ablegen kann, ohne diese gleich wieder zu zerstören. Zum Aufhängen sind die Lautsprecher dann doch zu groß und ich könnte nicht sinnvoll Ober- und Unterfseite bearbeiten.
Eine super Möglichkeit komt aus dem Bereich der Fakire: Nagelbretter. Hierzu habe ich vier Reststücke Holz genommen und auf die Breite der Lautsprecher je 5 Nägel im gleichmäßigen Abstand durch getrieben. Auf die Spitzen der Nägel wird dann später eine bereits beschichtete aber noch nicht getrocknete Seite gelegt. Ich finde es naheliegend, hierfür die Rückseite zu nehmen, denn diese sieht man eh nie wieder und dient somit auch gut als erste Versuchsfläche, um beim Spachteln schon mal ein bisschen in den Flow zu kommen, bevor es an die Sichtflächen geht. Die kleinen Auflageflächen sind nach dem Schleifen kaum mehr sichtbar...an der Rückwand sowieso nicht.

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Wir hatten schon lange keinen Pro-Tipp mehr: die Nagelbretter erst auflegen, wenn sie gebraucht werden. Nicht dass sich jemand aus Versehen draufsetzt oder anderweitig verletzt.

Etwas, was ich diesmal gleich anders bzw. richtig angegangen bin ist das Besorgen von Schleifmittel. Das letzte Mal musste ich feststellen, dass ich nur noch 60er da hatte und das Ergebniss kann sich jeder vorstellen. Also jeder außer ich, denn ich hab es natürlich trotzdem ausprobiert. Den ersten Auftrag hätte ich mir quasi auch sparen können, vor allem an den Kanten. Es war grauenhaft.
Auch habe ich dann beim letzten Mal einfach im Baumarkt einen Packen 150er Schleifpapier gekauft. Nun ist das Pufaplast in getrocknetem Zustand aber erwartungsgemäß hart und verschleißt das Schleifpapier im Nu. Das nervt recht schnell. Also nach kurzem überlegen zum Baustoffprofi über den Gartenzaun (nein wörtlich, das ist mein Nachbar) und das gute Schleifpapier auf Leinen besorgt. In 150, 180 und 220. Das kostet zwar einiges mehr pro Bogen, hällt aber viermal so lange. Unterm Strich also kostenneutral wenn nicht sogar günstiger. Tja, warum in die Ferne schweifen...
Bei den kompakten Kidrock haben mir 2 1/3-Bögen pro Lautsprecher und Schleifgang gereicht. Bei den Katun weiß ich jetzt, dass es mitunter mit doppelt so vielen knapp wird, eher so viereinhalb 1/3-Bögen, also 1,5 Bögen.

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So, noch was vergessen? ach ja: Ganz zeitgemäß: die Maske. Ich hab am Schwingschschleifer zwar eine Absaugung, den feinen Staub bringt diese aber nicht weg. Der Schleifstaub ist ganz unangenehm in der Nase und setzt sich tief rein, das kann nicht gesund sein. Also lieber eine Staubschutzmaske verwenden.
Und damit der Staubsauger auch nach dem ganzen Schleifen noch zu irgendwas zu gebrauchen ist, habe ich einen Zyklonabscheider davor gesetzt. Hier habe ich auf die Teil-DIY-Lösung aus China (Dust Commander) gesetzt. Das funktioniert überraschend gut und mein Staubsauger macht bisher noch keine Mucken.

Dann nur noch alle benötigten Werkzeuge bereitgelegt und überprüft, ob diese noch zu gebrauchen sind. Japanspachteln kosten nicht die Welt und dürfen gerne ausgetauscht werden, denn sie beim letzten mal nicht 100% komplett gerienigt wurden. Besser so als später ärgern. Zum anrühren verwende ich einen flachen Gipsbecher aus schwerem Gummi. Der lässt sich einfach immer wieder schön restlos sauber machen, egal was man darin angepanscht hat.

So nun zur abschließenden Maßnahme: Abkleben. So schön wie sich Pufaplast verarbeiten lässt, im ausgehärteten Zustand möchte man es nicht dort haben, wo es nicht hin gehört. Darum habe ich die Auflageflächen der Chassis mit Malerkrepp abgeklebt. Ich klebe hierbei segmentweise ab und drücke das Klebeband mit dem scharfen Fingernagel in die Kante der Ausfräsung. Das Ganze so, dass das Klebeband nach oben hinaus übersteht. Diesen Überstand schneide ich dann mit einer frischen Rassierklinge ab, indem ich die Klinge großflächig auf der Gehäusefront aufliegen lasse und somit bündig um den Ausschnitt herumfahre.

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Und noch ein kleiner Tipp vom Ehemann einer Friseurin: Rassierkingen sind meist auf beiden Seiten extrem scharf. Es empfielt sich also, die Klinge einseitig mit ein/zwei Lagen Isolierband abzukleben. ODER, man verwendet Klingen, die eh nur einseitig scharf sind. In meinem Fall greife ich auf Klingen von Kismet zurück. Die sind auch etwas länger als die Gillett Klingen und nicht flexiel. Da es Klingen nur im Rudel zu kaufen gibt stellt sich natürlich die Frage, was mit den restlichen 9 Klingen passieren soll. Nunja, ich sag mal so: Eine Nassrassur mit der Klinge kostet beim ersten Mal vielleicht etwas Überwindung aber es lohnt sich und macht die Rassur wieder zu etwas besonderem, für das man sich gerne etwas mehr Zeit nimmt.

Nun sind wir aber fertig mit allen Vorbereitungen und ich kann endlich mit der eigentichen Arbeit beginnen.


[Beitrag von Pd-XIII am 14. Sep 2020, 19:37 bearbeitet]
Flumme
Stammgast
#25 erstellt: 14. Sep 2020, 21:58
Gute Vorbereitung vor dem Schleifen zahlt sich immer aus?
Ist es wirklich 220 und nicht 240 Schleifpapier?
Ich gehe danz am Schluss per Hand noch mit 600 er über die Flächen. Das ist dann so richtig glatt.
Pd-XIII
Inventar
#26 erstellt: 15. Sep 2020, 07:17
echt, 600er bei Beton Fleckspachtel? Hmm, mal schauen, wie fein die Auswahl beim Nchbarn nach oben geht. Ich meine bei 400 war Schicht.
Aber noch eine andere Frage zum Schleifen. Macht es Sinn, nach jedem Auftrag die Körning zu erhöhen oder erst ganz zum Schluss nach dem bspw. 180er noch einen Schleifgang mit 240 und 600 durchführen?
Tomblr
Ist häufiger hier
#27 erstellt: 16. Sep 2020, 09:11
Körnung ehöhen macht meist Sinn,
da du mit geringerer Körnung weniger Abtrag hast.
Wenn du nun mit grober Körnung tiefere Riefen eingeschliffen hast, wirst du diese
mit feinem Papier nur nach längerem schleifen rausbekommen oder im
schlimmsten Fall nur "überpolieren".
Das siehst du später im Lack.

Ist aber immer abhängig vom Sprung der Körnungen zueinander
und auch von der Oberfläche ob man sich die Mühe machen muss.
Warnex oder Klavierlack schwarz haben da unterschiedliche Ansprüche
Es gibt auch Kontrollpulver womit sich die Qualität besser beurteilen lässt.

Pd-XIII
Inventar
#28 erstellt: 20. Sep 2020, 20:26
Schritt VIII: Das Schmirakel von HiFi

Nachdem nun alles super vorbereitet ist, kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen. Trotz dass ich jetzt schon ein paar mal mit Pufaplast gearbeitet habe bleibt eben so eine Rest-Nervosität. Das ist bei mir immer so, wenn ich etwas anfange, was ich nicht regelmäßig mache. Grund hierfür ist erst einmal, dass ich irgendwie aus dem Handgelenk die richtige Menge zusammen rühren muss. Das letzte Mal weiß ich noch, dass ich zu viel für einen Lautsprecher zusammen gerührt habe, aber zu wenig für beide und dann mitten beim zweiten eine Neue Pampe anrühren musste. Ach, mach dir nicht so viele Gedanken sondern fang einfach mal an.
Wichtig vorab, genug Wasser/Farbe Gemisch bereitstellen. Ich weiß ja nicht, wie viel ich im Endeffekt brauche und damit wenigstens bei einem Anstrich der Farbton gleich ist, sollte das Gemisch immer gleich sein. Ich nehme also eine alte ausgespülte Saftflasche und fülle gemäß des interpolierten Mischungsveerhältnisses 500ml Wasser und 75ml Vollabdecker und gebe beides in die Flasche. Dannach wird es nach alter Barkeeper Manier gut geschüttelt/gemischt.

Der heutige Pro-Tipp wird präsentiert von Zewa Wisch und Weg: Schraubt den Deckel auf die Flasche...und zwar richtig. So trivial das auch klingt, ich hab den Deckel schräg aufgesetzt und kurz darauf den Garagenboden und die Werkbank unter lautem Fluchen sauber gemacht.


Danach das Gummi Gipsbecherchen hergeholt und eine gefühlt ausreichende Menge Pufaplast reingefüllt. Danach das "graue Wasser" hinzugeben und dabei vorsichtig sein. Bei zu viel Flüssigkeit muss man Pulver nachgeben. Am Anfang neigt man dazu hier zu viel zu verwenden, also wird wieder Wasser anchgegeben. Am Ende dieser Spirale hat man viel zu viel Spachtelmasse angerührt und am Ende zu wenig Zeit zum Verarbeiten, bevor die Masse hart wird.
Also besser erst etwas weniger Wasser hinzu geben und solange mit einer Spachtel vermengen, bis ein teigiger Brei entsteht. Wichtig ist, darauf zu achten, dass keine Brocken mehr in der Masse sind. Beim Auftragen werden diese dann zerrieben und ergeben weiße Striemen, welche zum Schluss beim Ölen richtig hervorstechen, da sie im Gegensatz zu der eingefärbten Spachtelmasse eben nciht dunkler werden. Diese Brocken lassen sich beim anrühren schon durch "Ausstreichen" vermeiden. Mit kleinen dosen aus der Saftflasche wird das Gemisch nun bis zu der berühmten Joghurtartigen Masse verdünnt. Und mit Joghurt meine ich Joghurt. Kein Quark, kein Pudding: Joghurt. Und dieser in der normalen Ausführung, nicht nach griechischer Art. Ich hab mich für den ersten Aufstrich für die griechische Variante enschieden weil ich das Gefühl hatte, dass der erste Auftrag sonst nicht deckt. Als Belohnung durfte ich viel schleifen um es wieder einigermaßen glatt zu bekommen. Wie jedesmal, wenn ich Zeit sparen will, werde ich dafür bestraft...zu recht.
Also merkt euch:stinknormaler Joghurt! Darauf müsst ihr Lust bekommen, wenn ihr die Masse anrührt.

Der Auftrag ist dann eher selbsterklärend und jeder wird hier seine eigene Handhabe herausfinden. Ich beginne von unten, gebe immer eine Spachtel voll Masse auf und ziehe diese in möchlichst langen Bahnen nach oben. Somit ergibt sich eine vertikale Maserung. Ein Verwandter von mir, der professionell mit Sichtbeton arbeitet, meinte dass man en gleichmäßigeres Ergebnis bekommt, indem man die gesamte Fläche im Nachhinein mit einem Fließ reibt. Nachdem ich aber eben diesen rustikaleren Look haben wollte, hab ich das gar nicht erst versucht. Wollte es aber nicht unerwähnt lassen.

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Das einzige worauf ich in diesem Arbeitsschritt noch einma hinweisen möchte ist die Geschichte mit den Nagelbrettern: Ich legen den Lautsprecher mit der Rückseite nach oben und streiche diese mit Spachtelmasse ein. Danach drehe ich den Lautsprecher um und lege die noch nasse Oberfläche auf den Nagelbrettern ab. Die Auflagepunkte sind sehr klein und nach dem schleifen kaum mit bloßem Auge zu erkennen.

Ach ja, und die Kanten natürlich. Hier darf ruhig etwas dicker aufgetragen werden, damit man beim Schleifen nicht sofort zurkommt. Mit den Rundungen und Fasen hab ich mir da nicht wirklich einen Gefallen getan. Naja, wer schön sein will muss leiden.

Wenn der ganze Lautsprecher eingekleistert ist muss er noch trocknen. Über Nacht wird die Masse bockelhart und ist fertig für die nächsten Bearbeitungsschritte.

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Pd-XIII
Inventar
#29 erstellt: 23. Sep 2020, 12:34
Schritt IX: Das ewige Schleifen

Somit wäre dann also die erste Schicht Spachtelmasse aufgetragen. Die Oberfläche ist jetzt sehr hart und vor allem rau. Bevor wir also die entstandenen Wellen und Unebenheiten mit einer weiteren Schicht aufdicken schleifen wir erst einmal wieder runter.
Ich verwende dafür einen einfachen Schwingschleifer mit dem bereits genannten Schleifpapier auf Leinenbahn. Da hält deutlich länger als die Papier-Sachen und vor allem:
Gerade an den Kanten entstehen Erhabungen die durchaus scharfkantig sind. Und wenn man da nicht immer recht achtsam hinkommt reist das Papier und so ein Schleifpapierstück ist fertig für die Mülltonne. Das Schleif-Leinen ist da einfach deutlich robuster und man spart sich vieles an Nerven.
Staubsauger und Maske hatte ich ja ebenfalls schon erwähnt. Hierzu noch als Ergänzung: Für die Schleifgänge nach den ersten beiden Schichten habe ich 2 und 1,5h gebraucht. In dieser Zeit befindet sich der Kopf und somit die Atemwege in Geringem Abstand zur Staubquelle und der sehr feine Schleifstaub fliegt trotz Absaugung sehr stark durch die Luft. Pufaplast ist ein Gemisch aus Zement und Kunstharz...also genau dem Zeug was man unbedingt in der Lunge braucht. Aus eigener Erfahrung kann ich auch berichten, dass man den Zement-Geruch/Geschmack auch mal den ganzen Abend in der Nase hat, wenn man auf die Maske verzichtet. Ich tue es nicht mehr.
Nachdem der erste Auftrag ja etwas dickpampig erfolgte hab ich lieber auf etwas gröbere Körnung zurückgegriffen. Unter 120 würde ich aber nicht gehen. 120-150 fand ich gut im Verhältnis von genug Abtrag zu der Dosierbarkeit im Kantenbereich. Wichtig für den Beginn ist, dass man nicht sofort auf die Kanten geht. Die sind ruckzuck durch. Also erstmal schön auf die Fläche drauf und mit etwas Druck in langen Bahnen gleichmäßig schleifen. Ich habe bei meinem ersten Auftrag an der ein oder anderen Stelle etwas gepampt. Das kann man auch wegschleifen, Pufaplast verzeiht hier einiges. Aber eben nicht, wenn man zu lange auf einer Stelle bleibt. Wenn das Zeug beim Schliefen zu warm wird, fängt es an zu klumpen. Aber keine Angst, das muss man schon provozieren, merkt man rechtzeitig und hinterlässt keine schwer zu korrigierenden Schäden. Hinsichtlich Verarbeitung bin ich wieder einmal sehr begeistert von dem Zeug. Es verzeiht einfach sehr viel. Richtig dicke Klumpen beispielsweise lassen sich mit einer festen Kante wie bspw. Maurerkelle, Schraubenzieher oder Feile unheimlich leicht abbrechen oder -ziehen. Und das ganze, ohne dicke Brocken aus der Fläche zu brechen, die danach wieder ausgebessert werden müssten.
Das für mich schlimmste ist wirklich das Schleifen der Kanten. Denn hier muss man wirklich aufpassen, sonst ist man sofort auf dem MDF. Entweder man macht es gleich mit der Hand und einem Schleifklotz oder man nimmt den Schwingschleifer und tastet sich mit ruhiger Hand und Zeit an den optimalen Druckpunkt vor.
Ebenfalls wichtig ist, mit genug Licht zu arbeiten um das Ergebnis so gut wie möglich einzuschätzen und rechtzeitig aufzuhören oder ggf. noch einmal nachzuschleifen.
Vom Schleifen selbst habe ich keine Bilder gemacht, aber was sollte man da auch sehen: einen Schwingschleifer und die Lautsprecher?

Was ich aber für dokumentierwürdig erhalte sind die Fehler die mir widerfahren sind, um das Mitlesern zu ersparen. Also beginnen wir mit der Galerie der Schande:

Zu schneller Auftrag mit zu zäher Spachtelmasse führt zu Wellen und Kanten. Was auf dem folgenden Bild für den ein oder anderen vielleicht sogar gut aussieht ist allerdings eine sehr unebene Oberfläche welche man spürt und in diesem Fall sogar sieht. So schön es sich mit Pufaplast arbeiten lässt, das Planschleifen solcher Stellen Dauert und kostet Kraft.

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Kommen wir zu den bereits mehrfach angesprochenen Kanten. Schaut euch nach dem schleifen diese ganz genau an. Und entstaubt die Lautsprecher vorher. Bei den KidRock hatte ich das vernachlässigt und durfte dann nach dem Ölen feststellen, dass ich an den Ecken unschöne braune Stellen sehen konnte. Durch den Staub und unter mäßiger Beleuchtung ist das MDF nicht groß aufgefallen. Nach dem Öl wurde dieses aber richtig intensiv und damit unschön. Bei den KidRock war mir das egal, da sie eh nur für die Garage gedacht waren. Als Teil des Wohnzimmers wäre das aber inakzeptabel. Also nach jedem Schleifgang die Luftpistole hergeholt und die Katuns abgeblasen. Dann mit einem trockenen Lappen abgewischt und zur Sicherheit noch einmal mit dem Staubsauger drüber. Im Anschluss mit einer Stablampe Flächen und Kanten betrachten um jede minimale Stelle ausfindig zu machen, wo das MDF durchscheint. Noch besser ist natürlich Sonnenlicht.
Ich habe hier mal die zwei Stellen fotografiert, welche mir diesesmal untergekommen sind:

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Hierzu möchte ich soch anmerken, dass beide Stellen erst nach der dritten Schicht auftreten. Also vorsicht: nur weil ihr fleißig Schicht für schicht auftragt, heißt das noch lange nicht, dass die Schicht nach dem Schleifen automatisch dicker wird.
Aber wie gesagt, die Spachtelmasse ist verzeihend.

Kommen wir zu dem Punkt, bei dem ich nicht weit genug gedacht hatte: Die Nagelbretter.
Für das Auftragen der Masse sind diese top und ich würde sie jederzeit wieder verwenden. Beim Schleifen war es ein riesen Fehler die Lautsprecher darauf liegen zu lassen. Durch die Vibration und den zusätzlichen Druck haben sich die Nägel tiefer in die harte Oberfläche gebohrt und unschöne Abrücke hinterlassen. Das war mir dann selbst für die Rückseite zu viel. Also nach dem Trocknen die Lautsprecher von den Nagelbrettern runter. Andernfalls sieht es so aus:

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Und nun zum wahrhaftig dümmsten Fehler, der mir unterlaufen ist. In absoluter Unachtsamkeit habe ich ein Töpfchen Leinöl (nicht -Firnis) auf eine noch nicht gespachtelte Seitenwand gestellt. Bis ich es bemerkt hatte hatte ich schone einen unschönen Ring auf dem MDF. Dieser wurde dankbar von der Spachtelmasse aufgegriffen und war selbst nach dem dritten Auftrag noch sichtbar:

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Nach dem vierten Auftrag war der Ring dann aber komplett verschwunden.
Hier der Appell, hauptsächlich an mich selbst: Haltet Ordnung in eurer Werkstatt und Werkstücke sind keine Abstellflächen!


Ach ja, der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass man natürlich mehr als nur eine Schicht auftragen muss. Also erfolgt das Spachteln und Schleifen immer im Wechsel. Beim Schleifen habe ich nach zwei Schichten (und der Anmerkungen hier im Thread, danke dafür) auf 240er gewechselt. Also nach dem zweiten Schleifgang (180er) gleich noch einen mit 240 hinterher. Dann Masse auftragen und wieder mit 240. danach war ich mit dem Ergebniss eigentlich schon zufrieden. Aber wenn ich eines bei den KidRock mitgenommen habe dann, dass ich wenn ich zufrieden bin, noch mindestens eine Schicht auftragen sollte. Gesagt getan. nach 5 Schichten noch einmal mit 240er Flies drüber und dann mit 400er per Hand und Klötzchen gefinished.

Um den Schleifvorgang komplett abzuschließen wurden dann noch die abgeklebten Segmente wieder von ihrer Maskierung befreit. Und auch hierbei musste ich das Loblied auf Pufaplast weiter singen. Denn ich hatte eigentlich erwartet, dass mir hier keine scharfe Kante von Oberfläche zu Ausfräsung gelingen wird. Aber Pustekuchen. Wenn man mit etwas Fingerspitzengefühl das Kreppband radial nach innen abzieht, also zur Mitte der Ausfräsung hin, dann entsteht hier eine wirklich scharfe Kante:

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Sogar der dünne Steg zwischen TMT und AMT stellt kein Problem dar

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Nach einer letzten Kontrolle der Kanten wurden diese für gut empfunden und sind für die Versiegelung freigegeben. Das Schleifen hat somit sein Ende

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Pd-XIII
Inventar
#30 erstellt: 28. Sep 2020, 09:39
Schritt X: Die letzte Ölung
Nachdem alle Spachtel- und Schleifarbeiten abgeschlossen sind, geht es nun ans finale Finish des Finishs. Die Oberfläche in Sichtbeton hat nämlich einen großen Nachteil: Sie ist sehr porös, was dazu führt, dass schnell unliebsame Flecken auftreten (siehe meinen Ring auf der Seitenwand). Der allseits beliebte Blumentopf auf den Lautsprechern hinterlässt somit schnell einen Ring im Präsenzbereich und ruiniert die Optik nachhaltig. Im Gegensatz zur Verarbeitung sind solche Einflüsse nicht mehr so einfach zu korrigieren. Also muss die Oberfläche versiegelt werden. Hierzu wird üblicherweise Öl verwendet und ich habe über verschiedene Empfehlungen gelesen. Bei den KidRock hatte ich Leinölfirnis verwendet. Leinöl eignet sich deshalb gut, weil es beim Austrocknet erhärtet, ähnlich wie Lack, weswegen man beim Leinöl auch von Verlackenspricht (zumindest wurde mir das so erklärt). Bei meinen Bienenbeuten verwende ich ganz normales Leinöl, da im Firnis ein paar Zusätze enthalten sind, welche ich nicht mit Lebewesen und Nahrungsmitteln in Verbindung bringen möchte. Das funktioniert super und auch nach ganzen Jahren mit allen möglichen Witterungen ist das Holz noch nicht ergraut. Nachteil ist, dass Leinöl eben sehr lange zu aushärten braucht, also mit mindestens 2 Wochen sollte man schon rechnen. Und auch danach bleibt noch eine ganze Zeitlang dieser fischige Geruch, denn ich definitiv nicht im Wohnzimmer haben möchte.
Eine Abhilfe ist Leinölfirnis, welcher quasi über Nacht aushärtet und dann die gleichen Eigenschaften aufweist, leider auch den Geruch, wenn auch nicht ganz so lange. Bis ich mit dem Schleifen fertig war, war ich mir somit ziemlich sicher, wieder auf Firnis zu setzen. Ich habe mich aber doch noch einmal umgesehen und bin auf das Beton-Öl von Osmo gestoßen. In der Beschreibung wird darauf hingewiesen, dass es die Oberflächen auch gegenüber Kaffee-, Cola- und Rotweinflecken resistent macht. Im ersten Moment hat mich zwar der Preis von 25€ abgeschreckt aber unterm Strich, spielt das ja auch keine Rolle mehr und ich kann beruhig sein, mein Möglichstes getan zu haben. Somit wurde der letzte Schritt wieder 2-3 Tage später begonnen.
Der Auftrag ist quasi selbsterklärend. Ich habe eine Schaumstoffrolle genommen und das Öl zuerst auf die Böden aufgetragen. Also dünn, so dass keine glänzende Oberfläche oder gar „Teiche“ entstehen. Der Beton saugt das Öl ohnehin sehr schnell auf. Dann die Lautsprecher richtig aufgestellt. Diesmal hab ich auf die Nagelbretter von vorneherein verzichtet, bevor ich mir beim letzten Schritt noch Löcher reinmachen, und wenn es nur der Boden ist. Ich habe noch ein paar Alu Rohre hier gehabt auf welche ich die Lautsprecher abgestellt habe, bevor ich sie komplett eingeölt hab. Von dem Öl braucht man übrigens fast nichts. So saugfreudig die Spachtelmasse auch ist, die Schicht ist sehr dünn und das Öl damit sehr ergiebig.
Hierbei werden die Lautsprecher übrigens deutlich dunkler, weswegen es sehr zu empfehlen ist, wie ich die Farbauswahl anhand geschliffener und geölter Opferbretter (NIE WIEDER OHNE!) festzulegen. Interessant hierbei ist, dass bei der Verwendung von Leinölfirnis die Dunkelheit komplett bleibt. Nachdem die Katuns eingeölt waren, waren sie fast genauso dunkel wie die Kidrock und in mir stieg die Panik, denn ich wollte sie ja heller. Dies war unbegründet und nach dem Trocknen waren die Lautsprecher wieder etwas heller und trafen ziemlich genau den Ton, den ich treffen wollte.

IMG_20200923_162433

Die Trocknungsdauer ist mit 8 Stunden angegeben. Ein zweiter Auftrag wird empfohlen. Ich habe also an einem Abend die erste Ölung durchgeführt und 24 Stunden später den zweiten Anstrich aufgetragen. Hier ist zu ergänzen, dass die Auftragsfläche nach dem Auftrag mit einem fußfreien Tuch von überschüssigem Öl befreit wird. Diesmal ist das auch wirklich nötig, da das Material schon sehr gesättigt ist und deutlich weniger Öl aufnimmt. Also auftragen und nach ca. 10 Minuten einmal abreiben.

IMG_20200923_164803 IMG_20200923_165747

Nach einer weiteren Nacht sind die Lautsprecher endlich fertig für die Endmontage. Es trennen mich nur noch wenige Arbeitsschritte vor den ersten Tönen. Ich könnte quasi sofort...Oh warte, da fehlt doch noch was
Flumme
Stammgast
#31 erstellt: 28. Sep 2020, 10:40
Hallo,
die sehen wirklich aus wie ein Betonguss. Ungeölt wäre es mir zu unruhig, aber durch das Ölen werden sie ja dunkler und es entsteht eher eine Maserung.
Bin mal gespannt wie sie fertig aussehen.
Vielen Dank für den ausführlichen Bericht und es sieht wirklich nach Arbeit aus. Solche Geschichten wie mit dem Nagelbrett und dem Leimtopf sind mir aus schon passiert- meistens aus Ungeduld und Hektik.
Pd-XIII
Inventar
#32 erstellt: 28. Sep 2020, 10:45
Allerdings, vor dem Ölen war ich auch recht hibbelig. Ich wusste zwar, dass durch das Ölen etwas Ruhe rein kommt, aber es sah so dermaßen nach alter verwaschener Jeans aus, dass ich gezweifelt habe glücklich zu werden.
Pd-XIII
Inventar
#33 erstellt: 28. Sep 2020, 15:18
...Ja was fehlt denn noch?

Schritt XI: Der Tanz mit dem heißen Eisen

Richtig! Da war ja noch die Sache mit der Frequenzweiche. Hier muss ich zugeben, hatte ich bisher die meisten Probleme, von denen die meisten eher haltlos waren und hauptsächlich auf Unsicherheit zurückzuführen sind. Ich denke der Ein oder Andere hier wird das kennen. Frequenzweiche ist eben für viele etwas, was sie nicht regelmäßig machen. Für gehört Löten schon zu einer Seltenheit und Schaltungen aus einem Schaltplan in ein physisches Layout zu übertragen mache wenn überhaupt ein Mal im Jahr. Ich hatte ja auch hier schon einmal offenbart, dass ich mich da etwas eselig angestellt habe. Hier die Erklärung, wie es dazu kam:
Ich hatte also den Schaltplan, alle Bauteile und eine Euro Platine, auf der das alles aufgebaut werden sollte. Somit habe ich mir vor meinem geistigen Auge vorgestellt, wie das Ergebnis aussehen könnte und war im ersten Schritt schon damit überfordert, alle Bauteile sinnvoll auf der Platine anzuordnen. Nach zwei unglücklichen Anläufen fiel mir wie Schuppen von den Augen, dass ich die Platine nur um 90° drehen muss und dann massig Platz für Gestaltungsfreiheit habe. Dann hatte ich zwar alles zusammengebracht, aber die Spulen waren zu viel dicht an einander. Für den ersten Abend war ich also bedient und habe es das kommende Wochenende verschoben.
Hier wollte ich gleich morgens anfangen, wenn der Kaffee noch wirkt, und habe hochmotiviert an den Esstisch gesetzt um das finale Layout festzulegen. Leider sitze ich dort dann nicht lange alleine, denn wenn der Papa hochkonzentriert an etwas herum frickelt, muss das der Rest der Familie scheinbar auch tun. Zuerst gesellt sich also die Tochter dazu um zu malen. Gut, der Platz für mich wird geringer aber sonst alles cool. Kurz darauf kommt der Sohnemann an den Tisch mit seinem aktuellen Klemmbaustein-Set. Mit diesem engt er nicht nur meinen Platz weiter ein, sondern holt mich ständig aus der Konzentration weil er Hilfe benötigt. Zu guter Letzt kommt die Hausherrin und stellt Ihre Nähmaschine auf…ich gäbe ein Drittel meiner Garage für mein eigenes Zimmer. Zumindest konnte ich das Layout festlegen, aber Löten war nicht.
Entsprechend dieser Vorgeschichte war die Motivation relativ niedrig weiterzumachen und die bisher lediglich gesteckten Platinen lagen über Wochen in der entsprechenden Projektkiste. Mit dem Abschluss der Schleifarbeiten habe ich allerdings vorhergesehen, dass ich tierisch schlechte Laune haben werde, wenn alles fertig ist und ich noch die Frequenzweichen machen muss. Durch die Zwangspause der Wartezeit, bis das Öl da ist hatte ich dann eben doch noch einen Abend an dem die Kinder rechtzeitig in Bett sind (man muss die nur einen kompletten Nachmittag durch den Skatepark jagen) und meine Frau auch außer Haus war. Raus mit Platinen, Kabeln, Lötkolben, Lüsterklemmen und und und. Und los geht’s…uff, welches Drähtchen muss jetzt wohin? Kurzerhand hab ich mir dann doch lieber einen Filzstift geschnappt und das Schaltbild auf die Unterseite übertragen. Ich hab das alles auch schön fotografiert, werde diese Bilder aber nur für mich archivieren. Der Grund ist einfach: Ich habe die Schaltung nicht entwickelt und bin gebranntes Kind von der leichtfertigen Weitergabe geistigen Eigentums. Da es im Gegensatz zu mir sicher genug Leute hier gibt, die die Schaltung von solchen Fotos ableiten könnten werde ich zu diesem Schritt keine Bilder veröffentlichen.
Die Bauteile habe ich allesamt mit Heißkleber auf die Platine geklebt, damit sich da nichts loswackelt. Alle indirekten Strecken mit einem Kabel verbunden und sonst eben alles zusammengelötet. Dass ich das Schaltbild auf die Platine gemalt habe war eine riesen Erleichterung und hat mir einiges an Unsicherheit genommen. So nach 2,5 Stunden war ich fertig und dachte wieder darüber nach, warum ich mir noch keine Absaugung für den Lötdampf gebastelt habe. Den Geruch bekommt man so schnell nicht mehr aus der Nase.
Die Anschlüsse für die Kabel von Terminal und Chassis habe ich mit Lüsterklemmen versehen, damit ich die Weiche notfalls auch ohne Lötkolben ausbauen kann. Ich hab zwar keine Fehler gefunden, aber falls ich doch einen eingebaut habe, kann ich die Weiche somit leichter modifizieren.
Zu Abschluss habe ich noch MDF Würfel mit einer Kantenlänge von 25mm an jede Ecke geschraubt. Mit diesen wird dann nach erfolgreichem Funktionstest die komplette Weiche an die Innenseite der Rückwand geklebt und kann im Notfall wieder aus- und eingebaut werden. Wichtig hierbei ist es, Edelstahlschrauben zu verwenden, die nicht magnetisch sind und somit keine Einflüsse durch Induktion nehmen können.
Somit ist nun wirklich alles vorbereitet und es wird Zeit für das Grande Finale. Ich bin aufgeregt wie ein kleines Kind vor Weihnachten.
Flumme
Stammgast
#34 erstellt: 29. Sep 2020, 09:02
Hast Du auch die Widerstände mit Heißkleber fixiert?
Das wäre nicht so gut, da sie teilweise sehr heiß werden können. Dann verbrennt der Heißkleber.
Pd-XIII
Inventar
#35 erstellt: 29. Sep 2020, 11:00
Nein, nur die Spulen und Lüsterklemmen. Widerstände und Kondensatoren wurden nicht verklebt.
Bei den Cobra Hörnern und den KidRock hatte ich allerdings alles verklebt und bis jetzt keine Probleme.
Bei den Katun habe ich davon abgesehen, nachdem ich deinen Beitrag (Nr.20) gelesen hatte.
Flumme
Stammgast
#36 erstellt: 29. Sep 2020, 12:06
O.k. war also schon gesagt. Es kommt auf die Frequenzweichen an und die gugeführte Leistung ob es sehr heiß wird. Oft bei sehr starken Pegelabsenkungen für den Hochtöner.
Pd-XIII
Inventar
#37 erstellt: 02. Okt 2020, 21:15
Es ìst wieder`einmal Freitag Abend und ich bin wieder einmal alleine zu Hause. Also den Rechner angeschmissen und in die Tasten Gehauen. zeit für

Schritt XII: Die große Hochzeit

Jawohl, der heißersehnte Tag ist gekommen:
Gehäuse --> Check
Weiche --> Check
Alle übrigen Teile --> Check
mindestens 2h Zeit --> Check

Rauf mit dem ersten Gehäuse auf die Werkbank. Die finale Montage wartet. Um die Gehäuse nicht gleich wieder durch irgendeine Unachtsamkeit zu zerkratzen habe ich zwischen Lautsprecher und Werkbank noch ein paar Kartons dazwischen gepackt. Und los.
Der Aufmerksame Betrachter der immer spärlicher werdenden Bilder hat sicherlich bemerkt, dass ich lange Zeit nur in dem Geschlossenen Abteils eines Lautsprechers Sonofil hatte und zuletzt in beiden. Ich möchte an dieser Stelle das Rätsel lösen, da es für andere Nachbauer hilfreich sein könnte. In der Baumappe sowie der Beschreibung des Lieferumfanges wird je 2,5m Sonofil angegeben. Macht bei einem Paar in Summe 5m, also 5 Matten. Nun weicht hier die Beschreibung in der Klang und Ton ab, denn hier heipt es schlicht 3 Matten pro Lautsprecher. Naja, dann muss eben eine halbiert werden, ist ja kein Thema. Nur welche?
Die Baumappe schweigt sich über die Positionierung der Matten komplett aus. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es viel Unterschied gibt, geschweige denn für mich hörbare, aber ich wollte natürlich trotzdem im Sinne des Entwicklers bauen. Also eine kurze Nachricht an den Vertrieb und postwendend die Antwort bekommen. Um es kurz zu machen: Die untereste Matte wird halbiert und aufgeteilt.
Demnach habe ich die die bereits vor dem Aufbringen der Front eingebrachte Matte durch die BR-Öffnung herausgepuhlt und entsprechend verteilt.Kein großes Ding.
Etwas fummeliger war es, die Kabel für die Anschlüsse durch die Löcher zu schieben. Dazu musste ich nämlich mit der hand in die BR-Öffnung und dann ertastenderweise die Kabel einfädeln. Auch das kein großes Thema:
IMG_20200926_135106

Jetzt noch einmal den Lötkolben anschmeißen und die Laborbuchsen mit den entsprechenden Kabeln verlöten. Danach gleich noch die Kabel an die Chassis löten. Um Gottes Willen, ich hab ganz vergessen Bilder zu machen. Muss wohl daran gelegen haben, dass ich so im Rausch der Zielgeraden war. Ich hoffe ihr könnt es mir verzeihen, vielleicht sogar nachvollziehen.
Nachdem die Chassis vorbereitet waren habe ich die restlichen Kabelenden in Ermangelung der passenden Aderendhülsen mit Lot überzogen. das tut es auch.
Nun zum spannenen Teil, die Treiber einschrauben. Der AMT ist ja kein Thema, der passt nur in einer Richtung. Die TMTs habe ich mit einem Schreinerwinkel 90° zur Seitenwand ausgerichtet, indem ich den Winkel an der Wand angelegt hatte und den Treiber dann so lange gedreht habe, bis die Unterkanten zweier Schraubenbohrungen mit der Kante fluchteten.Ist das geschehen werden unbedingt die Löcher für die zukünftigen Schrauben vorgebohrt, damit das MDF nicht springt.Zu guter letzt kommen jetzt noch die Schrauben rein. Hierbei gibt es lediglich zu beachten, dass man die "Richtigen", sprich schwarze, nimmt und bitte tut euch einen Gefallen und verwendet keinen Akkuschrauber hierfür. Der hat einfach zu viel Kraft und man läuft wieder Gefahr mehr kaputt zu machen als man sich Zeit spart.
Wer sich bis hierher genauestens an diese beschreibung der einfachsten Arbeiten gehalten hat, dem gratuliere ich schon einmal. Denn er darf jetzt gleich wieder die Treiber ausbauen und mit dem Kopf über sich selbst schütteln. Denn was habe ich natürlich vergessen? Das Dichtband, welchen die Schwachstelle zwischen Treiber und Gehäuse möglichst luftdicht verschließen soll. Dazu muss es aber eben eingebaut sein. Ich klebe diesen Schaumstoffstreifen an direkt an der Kante des Ausschnittes an, da sonst die Luft ja aus den Löchern für die Schrauben kommen könnte (so meine Denke).
Ich hatte jetzt also den TMT im geschlossenen abteil und den AMT verbaut. Bevor ich jetzt die Weiche ins Gehäuse klebe möchte ich doch gerne wissen ob diese überahupt richtig zusamengebaut wurde oder ob noch etwas nachgebessert werden muss. Also Lautsprecher aufgestellt, die Weiche auf das obere Versteifungsbrett gelegt und den unteren TMT eingeschraubt. Noch den Verstärker angeschlossen und Feuer!
Ja, klingt schon ganz nett was da kommt...aber ganz schön dumpf. Ohoh meine Schlimmsten Befürchtungen werden doch noch wahr und ich hab mich irgendwo verlötet. glücklicherweise fand sich der Fehler sehr schnell: Ein Kabel vom AMT wurde von der Lüsterklemme nicht richtig geklemmt und hatte sich gelockert...der Nachteil dieser Lösung.
Im zweiten Versuch dann die Erfüllung und alles klingt so, wie ich es mir vorstelle, dass es tun soll. Aber bevor ich mich jetzt an einem Lautsprecher ergötze lieber gleich die Musik wieder ausgemacht und Nummer eins auf seite gestellt, sodass Nummer zwei auf dem Tisch platz nehmen kann. eine gute halbe Stunde später standen die beiden Katun also endlich vor mir...und zwar fertig.

IMG_20200926_163738

Natürlich konnte ich einem ersten Test nicht widerstehen. Also den kleinen China-Mann angeschlossen und per Handy die erste Musik drüber laufen lassen, in meinem Fall "Portugal the Man" mit mit ihrer Nummer "rich friends". BÄÄM und die Garage badete in Sound. Ich stand gebannt im improvisierten Stereo Dreieck und freute mich einfach nur über das was da vor mit stand und vor allem wie es klang. Ich bin mir sicher, jeder Selbsbauer kennt diesen Moment nur zu gut, wenn man endlich fertig ist und das Ergebnis eigentlich gar nicht schlecht sein kann.
ABER, ich stand ja. Also die AMTs waren nicht auf Ohrhöhe und die oberen TMTs würden da sicherlich noch mit reinspielen. Na dann gehen wir mal in die Hocke...und es machte KLICK. Der Ton rastete mit einem Mal ein und zum vorher gehörten Sound kam nun soviel Richtigkeit, Transparenz...ich kann es gar nciht beschreiben. Ich konnte auch erst mal gar nichts machen weil ich so überwältigt war, von dem was ich hörte. Ich bin einfach nur so da gekniet und habe zugehört. Nachdem das Lied vorbei war überlegte ich fieberhaft, was als nächstes darüber laufen sollte. In der Garage wollte ich noch nicht meine Referenzscheiben auspacken also musste etwas her, was irgendwie einfach "geil" ist. Auf die schnelle fiel mir nur ein Lied ein, welches ich lange nicht mehr gehört hatte: "The Game of Love" von Daft Punk in ambitionierter Lautstärke.
Der H.A.M.M.E:R.

Volles NTS, wie ihr lest aber ich war wirklich auf Wolke 7 und R.A.M. lief einfach weiter, bis ich es nicht mehr aushielt und die Werkstatt aufgeräumt habe um die Katuns endlich an den finalen Aufstellungsort zu bringen.
Um den starken Regen des vergangen Samstags zu überstehen wurden die Lautsprecher Wasserdicht eingepackt, die 50m ins Haus getragen, wieder ausgepackt aufgestellt, angeschlossen und...
Pd-XIII
Inventar
#38 erstellt: 02. Okt 2020, 21:20
P1013758
Pd-XIII
Inventar
#39 erstellt: 02. Okt 2020, 22:35
Schritt XIII: Genieße, was du geschaffen hast

Ja, seit fast einer Woche sitzte ich jeden Abend mit meiner Frau auf dem Sofa und genieße, was da jetzt neuerdings in meinem Wohnzimmer stattfindet. Dabei haben mich die Katun auf so vielen Ebenen überrascht und überzeugt. Ich muss das in Unterkategorien aufteilen:

Die Optik:
Ich hatte wirklich Schiss, dass mir die Lautsprecher im Raum optisch nicht gefallen werden. Sei es weil die Farbe sich mit irgendetwas beißt, der Sichtbeton doch nicht so gut kommt oder die geänderten Dimensionen im Vergleich zu den Cobra Hörnern mir negativ aufstößt. Alles unbegründet. Trotz 10cm mehr in der Höhe wirkt die Front mit einem Mal so viel aufgeräumter, luftiger und breiter. Was auf Bildern schwer darzustellen ist, ist die Kombination mit dem Boden. Der leicht Dunklere Ton hebt sich schön aber eben nicht zu hart vom Boden ab und wirkt sehr stimmig. Ich bin heilfroh, dass ich sie doch etwas dunkler gemacht habe.
Das einzige was mich stört ist tatsächlich, dass nun mein Sideboard überhaupt nicht mehr passt und zu "blockig" wirkt. Aber wir überlegen schon seit einiger Zeit hier auf etwas anderes zu setzen. Jetzt haben wir wenigstens auch eine Vorstellung in welche Richtung es gehen soll.


Die Aufstellung:
Etwas wovor ich ebenfalls bammel hatte. Die bei mir mögliche Aufstellung ist ja alles andere als optimal, vor allem für doch eher große Lautsprecher. Richtig kritisch ist vor allem der rechte Lautsprecher, der ja doch voll in der Ecke steht. Im Vergleich zu den Vorgängern ist nun wenigstens ein bisschen mehr Platz zu den Wänden.
Das Nächste ist der geringe Abstand zur Rückwand. Das war ja eine der Hauptvoraussetzungen meiner Frau, dass die Lautsprecher nicht weiter in den Raum rücken. andernfalls hätte ich mir einfach Open Baffels aufgestellt und der Thread hier wäre deutlich kürzer geworden.
Nun waren die Cobras hier äußerst unkritisch und konnten direkt an die Wand gestellt werden ohne Probleme zu bereiten, es half ihnen eher noch die unteren Ebenen mit etws Druck zu unterstützen.
Ich habe die Katuns also einfach mal so aufgestellt, wie es in der K+T beschrieben wird: parallel zu einander und eben nicht auf den Hörplatz ausgerichtet. Den AVR ncoh auf pure gestellt und die ersten Töne spielen lassen.
Nichts. Nichts, Nichts was nicht gepasst hätte. Ich habe bewusst eine Woche bis zum Schreiben dieser Zeilen gewartet. Bei den Cobras habe ich am Anfang auch gedacht, dass sie ja total unkritisch hinsichtlich der Aufstellung seine, nur um kurz daruaf ganze Abende damit zu verbringen die Lautsprecher zu drehen, schieben, hören und wieder alles von vorne. Bis ich letzendlcih mit einer asymmetrischen Aufstellung das bestmögliche zu realisieren.
Die Katuns stehen nun den siebten Tag exakt so, wie ich sie zu allererst aufgestellt habe. Die Bühne baut sich direkt vor mir auf, der Klang löst sich von den Lautsprechern komplett, und die Bühnenmitte ist wirklich in der Mitte. Wenn ich damals geschrieben habe, dass der Sweetspot bei den Cobras großzügig ist, möchte ich heute mein Vergangenheits-ich für diese Aussage auslachen und ihm zeigen, wie das aussehen kann.
Aber zum Klanggeschwurbel später mehr.
Durch die wandnahe Aufstellung und den weiter hinabreichenden Frequenzgang gibt es allerdings auch einen riesen Nachteil: meine 40Hz Mode kommt jetzt bei entsprechendem Material ganz fies. Versteht mich nicht falsch, bei den meisten Sachen fällt das nicht groß auf oder funktioniert sogar noch als Exciter. Aber London Grammars "hey Now" musste ich bei forcierter Lautstärke abbrechen um die Kinder nicht sofort wieder aus dem Bett zu blasen (wurde bei Tage anchgeholt --> ist wirklich arg, macht aber tierisch Spaß). Ich bin mal gespannt wie sich das einpendelt. Ob ich mich daran gewöhne oder ob es anfängt mich zu nerven. Audyssey bringt diese sehr schmalbandige Mode nicht in den Griff und ich überlege, ein DSP einzuflechten. Dazu brauche ich aber noch eine Enstufe welche ( auch optisch) zum Rest der Anlage passt. Es ist also ggf. noch nicht zu Ende

Der Klang (subjektiv under NTS):
Wie ich eingangs schon erwähnt hatte, hat mir bei den Cobras eigentlich nichts gefehlt. Sagen wir mal so: Jetzt weiß ich was mir gefehlt hat.
Das fängt beim Offensichlichen, dem Tiefgang, an. Dass es eben doch nicht schadet, wenn der Bass noch ein gutes Stück präsenter sein "kann" muss auch ich als sonst eher Bassmeider eingestehen. Gerade Geschichten wie eben Daft Punk rollen doch ganz anders durch den Raum, wenn da mehr Hubraum vorhanden ist. So richtig merkt man das Mehr auch bei gitarrenlastiger Musik ála "The Dark" von Thrice. Der Live Charakter ist immens.
Es ist aber nicht nur das Mehr, sondern auch das Wie. Ich würde nicht sagen, dass Katun präziser oder trockener spielt, das nicht. Aber die Darstellung des Basses ist einfach Punktgenau. Bei Claptons Unplugged Konzert hört man, wie durchgehend der Takt auf etwas mitgestampft wird. Ich weiß es nicht, aber für mich hört es sich so an wie der Fuß Claptons auf einem Hohlkörper. Das ist mir bisher nie aufgefallen aber ich bilde mir wirklcih ein, dass es sehr deutlich "unterhalb" der Gitarre zu verorten ist.
Überhaupt die Räumliche Darstellung ist derart Präzise, wie ich es bisher nur von binauralen Aufnahmen über Kopfhörer kenne. Während Oscar Peterson auf "we get requests" leicht erhöt vor der Anlage im Raum an seinem Piano spielt, tänzeln Ray Browns Finger knapp dahinter auf der rechten Seite über den Kontrabass und lingerseits etwas weiter zurückversetzt kitzelt Ed Thigpen sein Becken (das Instrument versteht sich). Wahnsinn.
"Fame" von The Acid, wer es kennt, spielt die Räumliche Darstellung komplett aus und ich drehe mich instiktiv immer noch um, ob da nicht doch noch irgendwo Rears angeschlossen sind. Am Abend darauf beobachte ich meine Frau bei der gleichen Reaktion während wir die Caverna Magica zusammen mit Andreas Vollweider betreten.
Vieles schiebe ich auf den AMT. Diese Konzept kann ich nun wirklichnicht mit dem Piezo der cobras vergleichen. aber die Tatsache, dass er einfach schon deutlich früher übernimmt (2.500Hz statt 4.800Hz) und ab da sehr ausgeglichen spielt führt gefühlt dazu, dass das gesamte Frequenzspektrum deutlich runder und stimmiger wiedergegeben wird.Ohne dabei allerdings auf Auflösung zu verzichten. Es wird alles wiedergegeben, was ich kenne. die unbekannten Parts spielen sich eher im zweistelligen Bereich ab und sind demnach ncith dem AMT gutzuschreiben. Erich Kunzel Version des Back to the Future Themes hat beispielsweise etwas ganz bedrohliches irgendwo zwischen 30 und 40 Hz, was die Cobras so nicht darstellen konnten.

Und natürlich geht auch sonst alles makellos was immer geht: Cash bringt mich mit Hurts fast zum weinen, Norah Johnes verführt mich mit ihrem Sonnenaufgang, Maria Markesini verpasst mir eine cineastische Geschichtsstunde, Mastodon prügeln die Polstermöbel schwindelig, Deichkind zeigt, dass man sone Musik auch spüren kann und irgendwo in der Tiefe rollt die gute Adelle herum während uns Granada in der Sauna zu Schwitzen bringt und Mr. Refrigerator zum Abkühlen aus dem Bilderbuch steigt.

Wie ihr seht bin ich voll auf New Toy Syndrom. Daraus mache ich keinen Hehl und genieße dieses auch bewusst. Das führt dann eben auch dazu, dass ich mich so durch meine breit aufgestellte Musiksammlung durchhöre und ein paar Gedanken festhalten.

Der Worte langsam zu viele: hier ist, was ich die letzten Tage zu wenig geliefert habe:

P1013752

P1013749

P1013747

P1013755

In diesem Sinne bedanke ich mich heir bei allen, die mitgelesen haben und sich von den Textmauern nicht vergraulen lassen hat.
Habt eine schöne Zeit.
trilos
Inventar
#40 erstellt: 02. Okt 2020, 23:57
Eine m.E. hochinteressante Optik, echt mal "etwas Anderes".

Gefällt mir sehr gut, mein Glückwunsch!

Beste Grüße,
Alexander
Psychobilly_71
Ist häufiger hier
#41 erstellt: 03. Okt 2020, 12:18
Hallo


Ein toller Baubericht.
Hat Spaß gemacht ihn zu lesen.

Die Lautsprecher gefallen mir sehr gut. Wenn die sich so gut anhören wie sie aussehen ,hast du alles richtig gemacht.

Ich Gratuliere dir und wünsche viel Spaß damit.


Einheitliche Grüße
Pd-XIII
Inventar
#42 erstellt: 03. Okt 2020, 17:47
Danke.
Du hast ja mit den Samuel HQ ein Lautsprecherpaar aus der gleichen K+T Ausgabe
Flumme
Stammgast
#43 erstellt: 04. Okt 2020, 20:29
Herzlichen Glückwunsch !
Alles richtig gemacht - die Betonoptik wäre nichts für mich, aber in Deinem Wohnraum passt es.
Deine Klangeindrücke kann ich gut nachvollziehen. Für eine weitere Klangsteigerung müsste man schon sehr tief in die Tasche greifen und ob es sich dann wirklich lohnen würde? Fertiglautsprecher mit dieser Technik sind schon sauteuer.
Viele Spaß noch beim Hören !
master-psi
Stammgast
#44 erstellt: 05. Okt 2020, 17:27
Hervorragend geschriebener Baubericht, sowie eine saubere Umsetzung dieser Boxen.


Viel Spaß mit den Prachtstücken
Pd-XIII
Inventar
#45 erstellt: 30. Okt 2020, 10:49
Sooo nachdem ich jetzt schon ein paar Abende und teilweise Tage damit verbracht habe mich im neuen Klange zu baden und das NTS so langsam einer objektiveren Betrachtung weicht, wollte ich mal hier weiter machen und meine bisherigen Erfahrungen erzählen.

Die Aufstellung hinsichtlich der Einwinkelung auf den Hörplatz ist immer noch bombastisch. Ich hab es mal versucht mit Eindrehen. An der Bühne hat sich dadurch gar nichts geändert, nur der Hochton wird eben etwas mehr. Dadurch lässt sich der Klang schön auf das eigene Empfinden abstimmen. Ich mach die Ausrichtung parallel zueinander aber tatsächlich am liebsten.
Die Bühnendarstellung ist kein Vergleich zu dem, was ich von den Cobras gewohnt war. Die Bühne rückt deutlich weiter auseinander und gewinnt sogar noch etwas an Tiefe. Dafür, dass mein Stereo Dreieck sehr spitz ist, wird eine verhältnismäßig breite Bühne aufgebaut und geht über die Raumdimensionen hinaus, ohne unnatürlich breit zu werden. Die Positionierung der einzelnen Protagonisten ist gestochen scharf und gerade effektreiche Produktionen wie das Intro von Chris Reas "Auberge" oder eben auch Pink Floyds "Money" sorgen immer noch für ein Grinsen wenn ich schwören könnte ich hätte ein Surround System. Ist auch immer lustig, Gäste dabei zu beobachten, wie sich mehr oder weniger nach hinten umsehen um zu prüfen ob da noch ein Lautsprecher steht. Stereo kann so schön sein.
Allgemein finde ich bei Musik alles sehr zufriedenstellend. Einziges Manko wäre der Bass. Dafür ist bei mir aber eben hauptsächlich der Raum verantwortlich der eine hässliche 40hz Mode hat, die so leicht eben nicht unter Kontrolle zu bringen ist. Bei Musik ist das noch gut zu verkraften. Bei Filmen wird es mitunter unangenehm. So wird das Intro von Doctor Who (ab Jodie Whittaker) einfach zu arg und der Raum schwingt sich gefühlt richtig ein. Bisheriges absolutes Negativerlebnis war neulich Aquaman, wo man aus dem Überschuss an Tiefton gar nicht mehr heraus kam.
Nachdem aber bei meinem sonst üblichen TV-Konsum solche Bassorgien eher selten vorkommen kann ich damit leben.
Audyssey ist hier nicht sonderlich hilfreich, mir kommt es sogar eher so vor, als ob das einfach untenrum noch etwas anhebt. Bei den Cobras hatte ich das auch mal gemessen. Leider ist mein Mikro momentan an einen Freund verliehen der mit seiner Echokammer des Grauens kämpft, sonst könnte ich meine subjektiven Eindrücke auch untermauern. Ich bin auf jeden Fall schon auf der Suche nach einer Endstufe, welche dann über ein DSP eingeschleift wird, in der Hoffnung dass dich den Peak bei 40hz zumindest etwas zähmen kann. Bei Kopfhörern hab ich damit sehr gute Erfahrungen sammeln können, im Raum wird das sicherlich noch einmal eine ganz andere Nummer. Aber Versuch macht Kluch.
Und sowas wie eine Alesis RA100 oder t.Amp S100 sollte für den ersten Versuch ausreichen.
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