Shure SE 846 - Review

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john_frink
Moderator
#1 erstellt: 20. Mrz 2014, 19:18
Moin moin,

wie man es bereits in den News lesen konnte, wurden Mitglieder des Hifi Forums dazu eingeladen, das neueste Flagschiff von Shure im In Ear Monitoring Bereich auf Herz und Nieren zu testen.
Ich freue mich, ebenfalls gelost worden zu sein und präsentiere euch nun mein Review:


Shure SE 846 – Sound Isolating earphones


4-Wege balanced armature „High End“ In Ear Monitor


Shure SE 846 Review


Aufbau:


Geliefert wird der Shure In Ear in einer edlen Box aus massivem Plexiglas – dort befindet sich hübsch aufgewickelt der Monitor und die Transportbox, inklusive zweitem Kabel, Aufsatzset (Triple-flanges, Comply Foams, Silikonaufsatz etc.), Flugzeugadapter, Wartungstool, Fernbedienung usw. - eigentlich so ziemlich alles, was man sich wünschen kann.
Der SE 846 selbst ist mit durchsichtigem Kunststoff umgeben, sowohl Kabel als auch das robusteste Gehäuse, das ich bis dato erleben durfte. Die Kabel sind minimal steif und verhalten sich etwas plastisch (d.h. Verformungen bleiben teilweise erhalten), sind aber um 360° am Hörer drehbar, was im laufenden Betrieb dennoch in keinster Weise durch etwaiges Kratzen oder Störgeräusche auffällt.
Die Kabelenden am Hörer sind verstärkt und erlauben so einen besseren Halt bei der Führung des Kabels übers Ohr – sowas freut natürlich Jogger und Profimusiker gleichermaßen, da der Hörer so einen soliden Sitz hat.
Das Gehäuse erlaubt Einblick in die verbaute Technik, ist gratfrei gefertig und mit metallenen Schallkanälen ausgestattet, welche weder zu dick noch zu dünn ausfallen.
Die mitgelieferten Comply Foams sind dennoch schwieriger zu montieren als die Aufsätze aus Silikon man muss schon ganz schön daran zerren, um sie ab zu ziehen.
Grundsätzlich ist mir das aber lieber als wenn sie sich von alleine vom Schallkanal lösen.
Das erste Aufsetzen gestaltet sich für mich, der bislang keine größeren Erfahrungen mit dem größerem Gehäuse eines Mehr-Wege BAs gesammelt hat, etwas fummelig.
Sitzen die Hörer aber einmal, spürt man sie aber kaum in der Ohrmuschel, einzig die verstärkten Kabelenden müssen noch besser hingebogen werden. Mikrofonieeffekte durch das Kabel sind nur minimal wahrnehmbar, Außengeräusche werden extrem gut abgedichtet (schwarze Comply Foams und mittlere Silikon Tips) – im Straßenverkehr würde ich die Hörer wohl nicht aufsetzen, im Studio beim Schlagzeug spielen hingegen sehr gerne. Ich denke Sitz, Robustheit und Schallisolierung (passiv) lassen sich höchstens von Custom IE Monitoren toppen, wobei ich hier leider keinen Vergleich ziehen kann. Durch Anpassung der Schallkanäle lässt sich im Übrigen der Frequenzbereich für den gewillten Hörer nach oben oder unten um wenige Dezibel anpassen – da es sich hier aber um das Review Modell handelt, wollte ich nicht wirklich daran herum werken.


Shure SE 846 Review

Shure SE 846 Review

Shure SE 846 Review

Shure SE 846 Review


Der Sound:

Zunächst mal ein wenig Hintergrund zum Hörer: Mag es gerne unverfälscht, hält den Triple Fi aber für minimal lustlos (konnte aber nur ein WE testen), hört sonst mit den Phonak 121, AKGs K171, ein paar UEs. Liebt Details, verliert sich gerne in den kleinen Nuancen, die beim erneuten Hören von ausgewählten Tracks zu finden sind. Mag Beyerdynamic, T+A, Elac und Neumann. Hört immer ein wenig mehr auf das Schlagzeug, da selbst spielend. Hört alles an Musik, mag aber eher den Kram der nicht in der Hitrotation läuft. Schwerpunkt Indie, Triphop, Jazz, Klassik, Elektro, Hardcore. Seine nächsten Lautsprecher werden aktive oder im Heimkino die T+A K Serie. Gehört wurde am erstaunlich guten S4mini, am Sony CDP aus den 90ern, am PC.


Das erste Hören.


Mein erstes Mal ist bislang bei jedem Kopfhörer frei von Superlativen gewesen – ich musste mich jedesmal reinhören, um den (positiven) Charakter zu finden, den der Hörer ausmacht.
Diesmal nicht.
Im ersten Moment war der SE 846 so staubtrocken, er erinnerte mich an einen besseren Phonak, der im unteren IE Preissegment als Referenz für „den“ neutralen In Ear genannt wird. Es lief zwar gerade 08/15 Indie, also nichts was für Testzwecke taugt – dennoch klang es „wie man meint, dass es die Musiker hätten haben wollen“, insofern schon mal eine gute Prämisse. Und Rauschen ließ sich keines feststellen… auch später nicht.
Hören wir näher hin.

Erste Frage: Taugt das Ding als Abhöre?

Auf jeden Fall!
Die bisherigen Worte waren ja nicht die zwingende Argumentationskette FÜR einen 1000,- Hörer, aber mit schicken Kabeln und Aussehen lässt sich ja auch kein guter Klang machen, und auf den kommt es ja an.
Um es auf den Punkt zu bringen, es gibt keinen Frequenzbereich, den der Hörer bei normaler Musik bevorzugt oder vernachlässigt. Die Höhen kommen sanft aber präsent, Hihats und Ridebecken sind stets im Hintergrund differenzierbar, Rimshots der Snare kommen knackig (so bei Dredgs El Cielo), höhere Seitenanschläge auf der E-Gitarre sind einfach clean (Everything Everythings Arc). Der Mittenbereich wirkt warm, wenngleich andere KHs Stimmen im Jazzbereich noch etwas mehr Fülle verleihen (und dafür dann Details weglassen?!) (Eva Cassidy, Florence and the machine). Der Übergang der Frequenzbereiche geht vollkommen natürlich vonstatten – die nuancierten Abstufungen verleiten dazu nachzudenken, ob der Gitarrist gerade einen wärmer klingenden Humbucker oder einen knackigen Single Coil eingesetzt hat. Bässe sind da, wenn sie dafür vorgesehen sind, drängen sich aber nicht in den Vordergrund, wenn sie so nicht abgemischt wurden. Bassdrums sind trocken und füllig, beim E Bass ist es sehr gut möglich, die Spieltechnik zu erkennen, Wummern oder aufdringliches Dröhnen fehlen gänzlich.
Weggeblasen hat mich hingegen die Tiefbassfähigkeit des Shures.
Ich wusste zwar, dass mich meine bisherigen Begleiter ein wenig im Stich ließen, was das angeht, aber in welcher Staffelung der beinahe subsonische Bereich nochmals aufgetrennt werden kann, hat mich wirklich noch mal beeindruckt. Dabei wirkte der In Ear völlig gelassen – so etwa beim Kilimanjaro Darkjazz Ensemble, wo bisher zwischen künstlich erzeugten und natürlichen Bässen nicht mehr zu unterscheiden war, drückt mir der 846er einfach „schwärzestes“ Tief in die Ohren, alles ohne zu grummeln oder zu schnarren (so auch bei Kraftfuttermischwerk –Mittelmark im Nebel).
Wenn ich etwas nennen könnte, das mir nicht ganz so hervorragend gefiel, dann vielleicht, dass vereinzelte Klavier- oder Streicherstücke sehr klar und angenehm zu hören sind, aber ein wenig Fülle vermissen lassen, wo sie doch gerade bei orchestrierten Werken wunderbar vorhanden ist (Mahlers 5., Chailly), andere Aufnahmen wirken klingen wieder kräftig und satt (vgl. Sally Whitwell – Mad Rush vs. Barenboims Mendelssohn – Lieder ohne Worte) – da wäre wieder das Problem des entlarvenden Geräts. Das tut es gerne auch mit elektronischer Musik, bei der Samples eingesetzt werden – oft genug wurden Artefakte und Rauschteppiche bei Aufnahmen entdeckt, welche nicht wirklich sauber gemischt wurden.

Wie ist denn die Auflösung und wie die Details…?

Jaaa, mit dem Hörer dürfte ich meine komplette Sammlung noch mal von vorne durchgehen, um mir bislang entgangene Details offenbaren zu lassen. Der Detailgrad ist jemandem, der in Sachen High Fidelity wenig bewandert ist, ja recht schwer zu erläutern. Meistens reagieren diese Menschen mit ungläubigen oder einen für verrückt erklärenden Blicken, wenn man auf die Passagen aufmerksam macht, die mit einem anderen (schlechteren) Lautsprecher, so nicht zu vernehmen waren. Physikalisch bekomme ich es ja auch nicht aufgedröselt, dennoch denke ich, dass Abklingverhalten und Nachhall für längere Dauer hörbar, Obertöne als solche nochmals mehr Gestalt annehmen… ich fang schon an zu schwurbeln.
Ich meine, wenn ich bei Tord Gustavsen das Saxophon vom ersten vorsichtigen Hauch bis zum Entstehen des Tons bis hin zum vibrieren des Körpers nachverfolgen kann, wenn ich wahrnehmen kann mit welchem Bereich des Schlegels der Drummer den genauen Bereich auf dem Becken schlägt, oder mit welcher Kraft der Anschlag am Klavier vonstattenging. Dann ist das für mich Auflösung und für den Toningenieur die Information, die er braucht, um eine Aufnahme beurteilen zu können.

Und das große Ganze?

Was bringt einem Detailfülle oder lineares Wiedergabevermögen, wenn der Kopfhörer blutleer wirkt oder einfach keinen Spaß macht?

Beides mal muss ich passen, es gab bei meinen Hörsessions tatsächlich keinen Song, der mir mit dem Hörer keinen Spaß gemacht hat – sei es Brahms Requiem, Jazz von EST, Indie von The National, Trentemöller oder auch das rotzige Comeback Kid gewesen. Natürlich offenbart der Monitor Schwächen bei unvollkommenen Aufnahmen und belohnt saubere Arbeit mit reinstem Hörvergnügen. Dennoch: Punch bei Hardcore, Soundwall bei Postrock –alles wie bestellt und sogar mit einem Ticken mehr. Das Fünkchen Mehr an Oberbass, das ich z.B. beim Triple Fi vermisste, setzt hier wohldosiert Akzente, die gerade bei Elektro und Musik härterer Gangart begeistern.
Hier sei z.B. Aphex Twins „Come to daddy“ gesondert erwähnt – obwohl der Künstler eine ganze Musikrichtung quasi im Alleingang und unerreicht aus dem Boden stampfte, empfand ich die Aufnahmen mitunter recht schwach hinsichtlich Bass und Klangvolumen, was der Shure da aber an Fülle herauszaubert, ist bislang keinem Kopfhörer gelungen.
Auch die unglaublich klaren Stimmen, gerade von Sängerinnen, ergänzen ohne nervig im Vordergrund zu spielen, die dynamischen Möglichkeiten des Shure SE 846 und machen ihn meiner Meinung nach zu einem wahnsinnig vielseitigen Allrounder.

Natürlich fehlen mir Vergleichsmöglichkeiten zum absolutem High End Bereich und so freue ich mich über weitere Reviews , insbesondere ein Vergleich mit dem kleinen Bruder SE 535, denke aber, dass der Detailgrad und die Wiedergabetreue über den gesamten (!) Frequenzgang hinweg den Preis rechtfertigen. Zwar lässt sich naturgemäß keine Bühne abbilden und mit Tiefenstaffelung ist es natürlich auch Essig, was sich aber im Kopf abspielt ist von solch hohem Detailgrad und gesättigtem Fundament, dass der Monitor als Arbeitsgerät für Musiker und Toningenieur genauso gut funktioniert wie für den Freund hochwertigster Musikwiedergabe, der den Preis in Relation zu vergleichbaren Lautsprechern oder Bügelkopfhörern für vertretbar halten sollte.


Sollte ich es in eine Note packen, wären von meiner Seite aus subjektive und satte 9.5/10 drin, einen solch sauberen In Ear habe ich in der Tat noch nicht gehört!


Södele das wars und ich hoffe, euch den In Ear einigermaßen gut vorgestellt zu haben!

Schöne Grüße
john_frink
sofastreamer
Inventar
#2 erstellt: 21. Mrz 2014, 09:18
immer verpasse ich alles

danke für den bericht!
theVan
Stammgast
#3 erstellt: 21. Mrz 2014, 11:17
Mich wolltet "ihr" ja nicht testen lassen
Auch von mir vielen Dank!
Schöne Bilder, verständliche Eindrücke, gut geschrieben.


[Beitrag von theVan am 21. Mrz 2014, 11:18 bearbeitet]
Allgemeiner68er
Inventar
#4 erstellt: 21. Mrz 2014, 16:13
Gefällt mir auch sehr gut.

Werd mir auf jeden Fall mal die Dinger als Testhörer ordern, wenn die mal verfügbar sind.
sofastreamer
Inventar
#5 erstellt: 21. Mrz 2014, 16:17
die frage für mich: roxanne oder 846?
-MCS-
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 21. Mrz 2014, 16:31
... Beide?
sofastreamer
Inventar
#7 erstellt: 21. Mrz 2014, 16:38
dann bleib ich beim re600
AtratusNex
Stammgast
#8 erstellt: 25. Mrz 2014, 19:13
@sofastreamer
Warst du nicht begeistert vom Akg 701? Dann wäre der Heir 4 ai vielleicht was.
Bin ziemlich glücklich mit dem.

@ Test
ein danke auch von mir, nun werden die Meinungen zum se 846 endlich mal mehr, leider fehlt tatsächlich ein vergleich zur höheren IEM class, aber wenn der ue triple fi mit seiner badewanne lustlos wirkt...... der shure dagegen mit seinem tiefbass gegeistert?
ich weiß nicht recht....schade das ich das Anmelden verpasst habe.....
freue mich schon auf den nächsten....
Gruß
A.N


[Beitrag von AtratusNex am 25. Mrz 2014, 19:18 bearbeitet]
Allgemeiner68er
Inventar
#9 erstellt: 25. Mrz 2014, 21:49
Puh...800,- Euro für den Demohörer muß man auch erstmal haben
sofastreamer
Inventar
#10 erstellt: 25. Mrz 2014, 22:22
jep hab wieder einen 702. heir 4ai hatte ich mal zum testen. feines teil, aber imo ganz anders abgestimmt als der akg
john_frink
Moderator
#11 erstellt: 26. Mrz 2014, 08:03
Freut mich, dass euch mein Review gefällt, ich bin ebenfalls auf den Rest gespannt!


aber wenn der ue triple fi mit seiner badewanne lustlos wirkt


muss dazu sagen, dass ich den Triple Fi nicht allzu lange hatte und die Quelle damals nicht die beste war - würde ihm ja noch ne chance geben, wenn es ihn gäbe.


der shure dagegen mit seinem tiefbass gegeistert?


Jep, was mich daran so begeistert ist, dass bei Stücken, bei denen kein/kaum Tiefbass vorhanden ist, auch nichts künstlich dazu erfunden wird, wie es bei manchen Hörern mit übertriebener Badewanne der Fall ist. Und da ich auch nie In Ears mit solchen Qualitäten hatte, kann ich schlecht beurteilen, ob der Tiefbass jetzt übertrieben dominant oder passabel ist - das wahrscheinlich auch wie so oft eine Geschmacksache. Beurteilen konnte ich jedenfalls die Qualität des Basses, bzw. die Unterscheidungsmöglichkeiten einzelner Facetten bei so tiefen Frequenzen - und das hat mächtig Laune gemacht.

Huo
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 11. Mai 2014, 10:05
Danke für das Review!
Auch sehr schöne Bilder.
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