Offener KH bis ca. 2000€

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Dake
Stammgast
#1 erstellt: 05. Apr 2020, 21:56
Liebe Alle,

es ist mal wieder so weit und ich bin auf der Suche nach einem neuen KH. Diesmal suche ich nach einer Option in offener Bauweise für zu Hause (als over-ear). Der KH soll folgende Must-have Kriterien erfüllen:

-offene Bauweise (ich will viel bzw. alles von der Umgebung hören können)
-die räumliche Auflösung (d.h. das "Imaging") muss in der Tiefe (also vorn/hinten) und Breite (also links/rechts) so gut wie möglich sein; ich möchte am liebsten vor meinem geistigen Auge sehen können wo welches Instrument oder welcher Sänger steht/spielt

Wunschmerkmale wären darüber hinaus:
-der KH soll durchaus detailreich und offenbarend spielen; schlechtes Ausgangsmaterial darf auch schlecht klingen; gutes Material soll hingegen auch fantastisch klingen und Gänsehautmomente bescheren können
-die Bühne soll eher groß sein
-der KH soll einzelne Elemente gut separieren können; das muss jedoch nicht auf die Spitze getrieben werden
-ich mag nach wie vor eher basslastigere Klangsignaturen (absoluter Tiefbass ist mir nicht so wichtig, ich höre am liebsten eher im Bereich zwischen ca 40 bis 80 Hz mit etwas mehr "bumms" ), jedoch suche ich nun ja nach einer "audiophilen" Option (ich weiß, ich habe das böse Wort verwendet...naja, ich dachte aber so versteht ihr evtl. was ich meine...), insofern kann ich auch mit einer neutraleren Abstimmung leben
-der KH soll durchaus auch viele Informationen/Details in der Klangtextur/Klangfarbe liefern
-der KH soll impulstreu bzw. schnell spielen
-möglichst bequem und lang tragbar; ich habe einen durchschnittlich großen Kopf

Zum vorgesehenen Setup/Einsatzzweck:
-ich werde den KH praktisch immer am RME ADI-2 nutzen, also darf er auch schwerer anzutreiben sein (höhere Impedanz bzw. niedrige Empfindlichkeit wären okay)
-der KH sollte Reserven für zumindest leichten EQ-Einsatz bieten (ich mag es mit dem RME ADI-2 auch noch das letzte bisschen aus jedem KH herauszukitzeln)
-Einsatz-Zweck wird praktisch ausschließlich Musikkonsum (alles mögliche von EDM/Elektro über Rock/Metal bis andere akustische Musik) und evtl. etwas Gaming sein (FPS/Shooter)

Preis ist eher zweitrangig, ich würde aber mal grob in der Kategorie bis zu 2000€ anpeilen; wenn es ein wenig darüber liegen würde, wäre es im Zweifel auch noch akzeptabel. Ich möchte trotzdem auch "günstigere" KHs nicht ausschließen; letztes mal suchte ich auch in dem Preisbereich und landete dann mit den damals ca. 500€ für den Shure SRH1540 trotzdem einen absoluten Volltreffer, an dem KH habe ich nach wie vor sehr viel Freude.

Bisherige Optionen, die ich nach eigenen Recherchen usw. bereits auf meiner Liste habe und definitiv in den kommenden Tagen mal zu Hause testen werde (als Leihgabe vom lokalen Hifi-Händler meines Vertrauens):

-Audeze LCD-2 bzw. Classic
-Beyerdynamic DT 1990 Pro
-Focal Clear
-Hifiman Arya
-Sennheiser HD 800 S

Für weitere Vorschläge wäre ich sehr dankbar und ich würde diese dann im Idealfall auch mit vergleichen/testen. Ich weiß außerdem, dass der Audeze evtl. eher keine so gute räumliche Auflösung bieten soll, wie die weiteren Kandidaten, jedoch wurde mir der KH auch hier im Forum schon öfters empfohlen, sodass ich den einfach mal mit in meinen Vergleich aufnehmen will.
Bei Interesse kann ich auch meine Testeindrücke dann hier im Forum mitteilen. Falls jemand also noch selber einen KH zum Vergleich hinzufügen möchte, könnte ich ggf. auch solche Feedback-Wünsche berücksichtigen

Beste Grüße
Dake
Morpheus85
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 05. Apr 2020, 22:21
Audeze LCD-X wobei der wohl sehr Dunkel klingen soll. Viele Empfehlen da den LCD-XC.


[Beitrag von Morpheus85 am 05. Apr 2020, 22:22 bearbeitet]
Dake
Stammgast
#3 erstellt: 06. Apr 2020, 06:16
Das ist allerdings ein geschlossener KH, soweit ich das beurteilen kann? Offen soll er aber auf jeden Fall sein. Deshalb würde ich den XC ausschließen, ggf. könnte ich mir den X mal anhören, jedoch meine ich, dass der auch eine eher kleinere Bühne haben soll. Ist im Zweifel aber vielleicht trotzdem einen Test wert, vom Klangbild schätze ich, dass er nicht weniger geeignet sein dürfte als der LCD-2 (C).

Sonst eventuell noch Vorschläge?

Beste Grüße
Dake
KyleCrane
Stammgast
#4 erstellt: 06. Apr 2020, 12:46
Hallo Dake

KH in blumiger Audiofachsprache zu beschreiben ist nicht meine Stärke. Ich mag KH oder eben nicht. Klang zu sezieren liegt mir nicht so. Aber ich kanns mal versuchen und dir gerne meine (ganz persönlichen) Eindrücke zu 2 deiner Kandidaten schildern. Ich habe seit ca. einem oder zwei Jahren den DT1990 und diesen habe ich vor 10 Tagen mit dem LCD-2C ergänzt. Letzterer erscheint mir aufgrund deiner Ansprüche eher nicht so passend, was aber schon fast einer Haarspalterei gleich kommt. Der Audeze ist ein absolut fantastischer KH, dessen Königsdisziplin eindeutig der Mittelton ist. Hochton ist leicht zurückgenommen, was das Hören sehr angenehm macht. Der Bass ist tief und genau, aber auf eine angenehme, schmeichelnde Art und weniger "inyourface". Bühnenbreite ist m.M.n. der "Schwachpunkt" des LCDs. Nicht missverstehen, das ist Klagen auf sehr hohem Niveau. Ich würde sagen, der LCD geht eher in die Tiefe wie in die Breite. Wissen muss man aber, dass der KH fast 600g schwer ist, wenngleich sehr bequem. Aber bei längerem Tragen spürt man schon, was man auf dem Kopf trägt. Das ist ein KH, wo man sich abends bei Schlummerlicht und mit einem Cognac in der Hand in den bequemen Sessel setzt und geniesst.

Der DT1990 hingegen ist eine ganz andere Liga. Du hast 2 austauschbare Pads, die den Klang deutlich verändern. Ich habe die analytischen drauf. Tragekomfort ist m.M.n. hervorragend, der KH liegt etwas straffer am Kopf als andere KH. Hier haben wir aber den berühmtberüchtigten "Beyerpeak". Hier wird m.M.n. in den Foren gerne etwas übertrieben. Aber Höhen sind schon sehr subjektiv und sicher auch eine Frage des Zustands des eigenen Gehörs. Aber nach längeren Hörsessions spürt man schon, dass die Ohren müder werden, das kann man nicht abstreiten. Seine Bühne nehme ich etwas breiter wahr als beim LCD, dafür aber mit weniger Tiefgang. Sein Bass ist knackscharf und trocken. Verarbeitung des DT: makellos.

Der DT ist halt etwas direkter, analytischer um nicht zu sagen schneller. Wird offenbar nicht ohne Grund auch gerne als Studio-KH eingesetzt. Der LCD ist der Ohrschmeichler für den entspannten Genuss am Abend. Etwas dunkel? Ja klar, aber ohne dabei auf Details zu verzichten.

Die Unterschiede dürften nicht zuletzt dem unterschiedlichen System geschuldet sein.

lg
KC
kempi
Inventar
#5 erstellt: 06. Apr 2020, 12:53
Klyner
Stammgast
#6 erstellt: 06. Apr 2020, 12:59
Bei Audeze sind die X und XC Modelle deutlich weniger dunkel als der LCD2, alut Hersteller die neutralsten Modelle im Angebot. Beide haben den gleichen Treiber. Sehr schwer, probehören ist ein Muss. Ansonsten... Sehr feine Geräte.

Ich würde noch die 900 Modelle von Fostex auf die Liste packen. Tolles Imaging. Toller Bass. Leicht und bequem.

Und den T5p von Beyerdynamic. Etwa günstiger... Aber definitiv sehr gut.
Ebi44
Ist häufiger hier
#7 erstellt: 06. Apr 2020, 13:17
Hallo,

ich persönlich kann dir den Hifiman ARYA empfehlen. Der läuft bei mir seit einigen Monaten permanent und ich bin immer noch begeistert. Aber man sollte immer probe hören, da die Geschmäcker unterschiedlich sind.

Gruß Eberhard
Dake
Stammgast
#8 erstellt: 06. Apr 2020, 13:41
Vielen Dank für die Empfehlungen! Ich habe inzwischen kurzentschlossen bereit den Focal Clear, Beyer DT 1990 Pro, Sennheiser HD 800 S und Audeze LCD-2 Classic organisiert und teste diese nun. Ich melde mich gern später nochmal zurück; Hifiman Modelle hatten sie jetzt leider nicht da, den Arya und Fostex TH 900 mk2 würde ich dann ggf. auf anderem Wege organisieren und testen.
Aber jetzt erst einmal genießen...

@Klyner: Meintest du eigtl den TH 900 mk2? Der müsste ja halboffen also noch relativ brauchbar sein, wenn man die Umgebung hören können will?

Beste Grüße
Dake


[Beitrag von Dake am 06. Apr 2020, 13:45 bearbeitet]
JackA$$
Inventar
#9 erstellt: 06. Apr 2020, 13:46
Bei so einem Budget für nen Kopfhörer, fällt mir immer nur das legendäre Video ein:
Klyner
Stammgast
#10 erstellt: 06. Apr 2020, 13:52
[quote="Dake (Beitrag #8)"
@Klyner: Meintest du eigtl den TH 900 mk2? Der müsste ja halboffen also noch relativ brauchbar sein, wenn man die Umgebung hören können will?
[/quote]

Ja. Oder die offene Variante davon... Wobei der 900 schon sehr offen ist (klanglich und bei der Abschirmung). Einfach das Video anschauen... Das kommt einem Kopfhörer-Porös schon sehr nahe...



[youtube]https://youtu.be/NtKXGbsA94E[/youtube]

https://youtu.be/NtKXGbsA94E

Edit:keine Ahnung wie man das verlinkt.


[Beitrag von Klyner am 06. Apr 2020, 13:54 bearbeitet]
Ghoster52
Inventar
#11 erstellt: 06. Apr 2020, 19:16
Ein Fostex TH 900 mk2 brauch man nicht unbedingt, ein D7000 reicht vollkommen.
Zur Not kann man noch andere Pads spendieren, damit er wie ein Offener klingt.

Ich finde die Oppo's genial, aber die muss man sich erst zurechtbiegen (modden)
Bis jetzt hab ich noch kein Magnetostat (außer die Oppo's) gefunden, der so leicht
wie die ganze "Denon-Familie" anzutreiben ist.

Falls es doch "nur" ein DT1990 werden sollte, unbedingt die Dekoni Earpads dazu kaufen,
spart man sich die Passiv-Filter oder EQ (Beyer-Peak).
Dake
Stammgast
#12 erstellt: 07. Apr 2020, 06:39
Vielen Dank für die Vorschläge, die Oppos (1er bis 3er) hatte ich jedoch bereits einmal zu Hause getestet und die hatten mir alle nicht zugesagt. Dass man sie modden miss, wusste ich nicht, aber da würde ich mir lieber etwas suchen, das auch ungemoddet gut geht.

Vom DT 1990 Pro bin ich bisher, nachdem ich tatsächlich auch mit etwas EQ nachgeholfen habe (Beyer Peak runter), ziemlich positiv überrascht. Der HD 800 S gefällt mir auch sehr gut, der hat eine gewisse Magie und Bühne, die die anderen KHs nicht bieten können und hat auch erstaunlich viel Potential für EQ (selbst Bass geht mit dem dann erstaunlich gut).

Vom LCD 2 C muss ich mir noch ein besseres Bild machen, der ist dann doch etwas wärmer und nicht so neutral abgestimmt wie der Rest, aber ich habe das Gefühl er kann mir vielleicht trotzdem gefallen. Der Focal hingegen ist gefühlt für mich schon raus.

Beste Grüße
Dake


[Beitrag von Dake am 07. Apr 2020, 06:40 bearbeitet]
ZeeeM
Inventar
#13 erstellt: 07. Apr 2020, 07:00
Selbst leider noch nicht gehört, aber vielleicht ist ein Focal Clear eine Option?
Dake
Stammgast
#14 erstellt: 07. Apr 2020, 08:28

ZeeeM (Beitrag #13) schrieb:
Selbst leider noch nicht gehört, aber vielleicht ist ein Focal Clear eine Option?
:prost

Danke für den Vorschlag, das dachte ich mir anfangs auch und deshalb hatte ich ja genau diesen Focal auch bereits im Testfeld und gerade sitzt er auch auf meinem Kopf

Jedoch ist es auch genau dieser Focal Clear, den ich bereits als einzigen der getesteten KHs ausschließen würde. Er klingt zwar gut und gefällt mir grundsätzlich durchaus, aber ich finde ihm fehlt einfach das gewisse etwas, er spielt fast schon im Stile meines Shure SRH1540 eher recht durchschnittlich/neutral und weniger dynamisch/mitreißend als beispielsweise sogar der DT 1990 Pro. Die Mittenbetonung empfinde ich eigentlich sogar als ganz nett, einigen Tracks kommt das sehr zu gute. Bassfundament ist ziemlich fett und absolut i.O., jedoch eventuell leicht boomig bzw. mit irgendwelchen Nachschwing- bzw. Reflexions/interferenz- oder Resonanz/Oberschwingungseffekten im Oberbassbereich?

Auch wenn mein Budget mehr hergibt als den DT 1990 Pro, muss das ganze dann irgendwo auch für mich noch ansatzweise verhältnismäßig bleiben, sodass der Focal Clear mir dann ggü. dem DT 1990 Pro einfach nicht genügend bietet. Er kommt zudem recht schnell an seine Grenzen und wird von vollgeladenen Tracks irgendwie überfordert, auch Reserven für EQ Einsatz bietet er eher weniger und scheint sich "schnell unwohl zu fühlen". Im leiseren Betrieb macht er eine gute Figur, mit etwas mehr Dampf geht ihm dann aber die Puste aus, der Treiber scheint sogar teilweise (am Gehäuse/des Treibers?) anzustoßen oder zumindest stark zu klirren. Die räumliche Darstellung ist eher intim und bei weitem nicht so luftig wie z.B. der DT 1990 Pro. Der DT 1990 Pro reicht tiefer in den Raum, mit ihm ist es dadurch deutlich weniger anstrengend Musik zu hören, mit ihm fühlt sich das Hören meiner Meinung nach natürlicher und evtl. auch lebendiger an.

Außerdem ist der Focal Clear zwar stylisch/schick designed, ich finde von der Verarbeitungsqualität hinkt er zumindest was den Bügel betrifft allen anderen aber deutlich hinterher (Vorsicht: Meckern auf hohem Niveau), sodass ich da alle anderen KHs auch bevorzugen würde. Er ist mir auch einen Tick zu schwer (nochmal: Jammern auf hohem Niveau). Vielleicht ist mein Focal Clear auch ein Montagsmodell, aber selbst wenn, würde ich diesen Umstand bei dieser KH-Kategorie als inakzeptabel betrachten, sowas dürfte dem QC bei Focal nicht durchgehen. Gemessen am Preis reicht es für mich jedenfalls einfach nicht und ich würde da den DT 1990 Pro deutlich bevorzugen.

Zum Senni und Audeze muss ich mir meine Meinung noch bilden. Und dann muss ich überlegen, ob ich mir auch den T5p und/oder welche anderen Kandidaten noch zu Testzwecken gönnen soll.

Beste Grüße
Dake

[Edit]: Ich wage mal die kühne Theorie, dass der Focal mit seiner vergleichsweise geringen Impedanz evtl. auch einfach von meinem RME ADI-2 etwas zu stark gefordert werden könnte, womit sich die oben teilweise beschriebenen Effekte begründen ließen.


[Beitrag von Dake am 07. Apr 2020, 08:57 bearbeitet]
Morpheus85
Ist häufiger hier
#15 erstellt: 07. Apr 2020, 09:06
Den T5p würde ich gleich vergessen. Für das Geld klingt er zu schlecht. Selbst ein 1990 klingt da deutlich besser.
Dake
Stammgast
#16 erstellt: 07. Apr 2020, 10:59

Morpheus85 (Beitrag #15) schrieb:
Den T5p würde ich gleich vergessen. Für das Geld klingt er zu schlecht. Selbst ein 1990 klingt da deutlich besser.


Sehr interessant, den hätte ich sonst wohl nochmal getestet. Ich hatte den auch schonmal auf dem Kopf und nur für ein paar wenige Minuten ohne gutes Setup/Amp gehört, damals sagte er mir auch eher nicht zu, jedoch würde ich da nicht zu viel hineininterpretieren. Dann blieben als potenzielle Kandidaten noch der Hifiman Arya und Fostex 900er. Ansonsten kann ich meine Eindrücke nun zum HD 800S, DT 1990 Pro und Audeze LCD 2 C noch nachliefern:

Der DT 1990 Pro gefällt mir sehr gut, aber mit bassreichen Stücken und höheren Pegeln kommt er leider jedoch nicht so gut zurecht, wie der HD 800 S. Selbst wenn ich dem HD 800 S mit meinem RME nochmal eine richtig ordentliche Portion Bass aufdränge, gibt er auch diesbezüglich sehr belastendes Material (z.B. Falling von Radiology) ohne jedes Zucken oder Jammern wieder.
Die Bühne des HD 800 S ist einfach nur himmlisch. Im Vergleich zum DT 1990 Pro ist es nicht einmal unbedingt die Breite, aber insbesondere die Tiefe im Raum. DT1990 Pro: ich beschreibe den von ihm erzeugten Hörraum als zwei Halbkugeln, die sich nach links und rechts rechts weit und nach vorn und hinten (in die Raumtiefe hinein) nicht so weit erstrecken und die sich in der Mitte zwar überschneiden, aber die in der Tiefe eben einen gewissen „toten Winkel“ bzw. deadspot aufweisen (das heißt direkt mittig vorn und hinten).
Im Vergleich dazu der HD 800 S: Er erzeugt eine große Sphäre um den Kopf herum, komplett kugelförmig. Er schafft also nicht nur nach rechts und links, sondern auch in der Tiefe, vor allem auch von der Kopfmitte aus betrachtet, eine wunderbare räumliche Differenzierung. Der HD 800 S löst im kompletten Raum trotzdem sehr gut räumlich auf und differenziert.
Califcornication vom Vitamin String Quartett klingt mit dem DT 1990 Pro eher nach „Kammermusik“, es klingt nach einem kleineren Raum. Mit dem HD 800 S präsentiert sich mir stattdessen eine komplette Bühne, die Instrumente sind räumlich klar voneinander differenzierbar, sowohl in der Breite als auch der Tiefe. Und dann hat der Sennheiser diese magische Klarheit, er klirrt praktisch überhaupt nicht, egal was ich ihm für Material liefere oder wie sehr ich das noch zusätzlich mit dem EQ verdrehe.
Wenn ein Track richtig vollgeladen ist und auf allen Frequenzen gefeuert wird was das Zeug hält, bleibt der HD 800 S entgegen dem DT 1990 Pro vollkommen cool und gelassen, separiert stoisch weiter und statt zu klirren, brilliert er einfach. Ein gutes Beispiel dafür ist Daft Punk – Contact, wo ab ~2:45 das Schlagzeug anfängt loszufeuern, alle Drums, Snares und Becken bleiben souverän und kicken. Ab 3:14 setzt dann das Synthie-Feuerwerk ein und dreht in der Frequenz von ein paar hundert Hertz beginnend bis 4:47 über praktisch 90 Sekunden bis in den Kilohertzhimmel hoch, währenddessen spielt das Schlagzeug trotzdem souverän, der Bass spielt gelassen weiter seine Bassline, die Kicks kicken und der verzerrte Synthie kreischt vor sich hin als gäbe es kein Morgen mehr. Dabei knicken eigentlich so gut wie alle KHs ein bzw. der Track zwingt sie in gewisser Weise in die Knie, eigentlich würde ich das gar nicht als Referenz hernehmen oder KHs daran messen oder bewerten. Aber bei diesem Kaliber an KHs muss man eben fies sein und der HD 800 S meistert das trotz zusätzlichem EQ (Bassboost) so souverän, das ist schon echt beeindruckend. Unfassbar cool der Typ

Selbst Daft Punk und Pharrell Williams in Lose yourself to dance bringen den HD 800 S nicht aus seinem Cool, so ganz entgegen dem Titel des Songs. Die im Bass mächtig tiefgreifende Bassdrum in dem Track ist allgegenwärtig und steht vollkommen souverän unter dem Rest, es wird weiter ordentlich separiert. Ab 2:54 schweben die verschiedenen synthetischen Vocals von rechts nach links, nach vorn, nach hinten und unten und oben, überall gleichzeitig alles voneinander unterscheidbar. Und tapfer stapft der HD 800 S von einer mächtigen Bassdrum mit EQ-Boost zur nächsten, von Klirr (fast?) kein Zeichen, da lässt der HD 800 S auch meinen Shure SRH1540 alt aussehen, bei der Kombination der Bassdrum mit den überlagerten Claps und auch noch der Snare ab ca. 1:50 kommt der auch an seine Grenzen, auch wenn man dem Shure lassen muss, dass er noch ein Pfund mehr Bass dabei mitschleppt als der HD 800 S (zumindest in meinem „idealen EQ Setup“). Ich muss außerdem zugeben: so laut wie in meinem Test höre ich praktisch nie und werde ich (hoffentlich, meine Ohren würden sich freuen) auch in Zukunft nicht wirklich hören. Erst auf wirklich hohen Pegeln kann man die beschriebenen Unterschiede zwischen HD 800 S und dem DT 1990 Pro oder Shure SRH1540 klar ausmachen. Aber was der HD 800 S dann leistet, ist für einen KH mit dynamischen Treibern echt eine Wucht. Der Senni scheint sich am RME jedenfalls pudelwohl zu fühlen.

Meiner Aufnahme von Heast as net, Hubert von Goisern, haucht der HD 800 S tatsächlich neues Leben ein. Der Track schimmert und glänzt so, wie ich es bisher eigentlich nur auf Konzerten erlebt habe. Selbst der DT 1990 Pro mit seinem Beyerpeak kommt da nicht mit, zumal er sich auf höheren Pegeln hörbar mehr anstrengt. Beim HD 800 S gibt’s hier eine enorme Portion Gänsehautgefahr!

Ok, jetzt fehlt aber noch der Audeze LCD 2 C. Wo ist der nun einzuordnen? Er hebt sich deutlich vom Rest ab, hat eine ganz eigene Klangsignatur, hebt Vocals deutlich mehr hervor als z.B. der HD 800 S. Er klingt aber auch fast schon etwas nasal, die Höhen brillieren keinesfalls so sehr wie beim HD 800 S. Und er ist echt schwer (also das Gewicht), das könnte auf Dauer unangenehm werden, zumal er ordentlich zupackt (auf den riesigen linken und rechten Ohrpolstern), was aber insofern gut ist, als dass das Gewicht so zumindest nicht komplett auf dem Kopfband liegen bleibt.

Wenn man dem LCD 2 Classic per EQ ein paar Höhen spendiert, wird dann schon mehr ein Schuh draus, die Brillianz des HD 800 S oder DT 1990 Pro erreicht er dennoch nicht, zumindest wird der LCD 2 C dann punktuell etwas scharf und sehr homogen wirken die Höhen trotzdem nicht. Anders als der Focal, der Stimmen auch wunderbar wiedergibt und dabei insgesamt dennoch eine sehr natürliche Klangfarbe und Tonalität behält (in der Hinsicht ist der Focal für mich vielleicht der stärkste KH im Testfeld, die intimere Wiedergabe und die eher hervorgehobenen Mitten unterstützen die Wiedergabe von Stimmen), verfärbt der LCD 2 C alles ein wenig. Er hat sehr viel Tiefbasspotential, von allen KHs hier am meisten und er bleibt wie der HD 800 S in jeder Lebenslage entspannt und klirrt nicht, hohe Pegel sind (bauartbedingt?) gar kein Problem für ihn. Wer "Subwoofer im Kopf" will und den EQ-Einsatz nicht scheut, ist hier durchaus gut aufgehoben und anders als mein Ultrasone Pro 900, der wohl trotzdem der unangefochtene „Spitzenreiter“ in Sachen schiere Bassgewalt bleibt, wird der Gesamtcharakter vom Audeze bei weitem nicht so sehr verfälscht. Der LCD 2 C gibt eine ordentliche Portion Kicks mit, er löst räumlich ganz gut auf und bietet eine große Bühne. Aber auch er greift in der zentralen Tiefe des Raumes (also mittig vorn/hinten) kürzer als der HD 800 S, ich würde diesen Aspekt irgendwo auf dem Niveau des DT 1990 Pro einordnen. Der HD 800 S ist diesbezüglich vielleicht einzigartig, auch ein Fidelio X1 kommt da z.B. nicht mit. Ich selber kenne keinen anderen KH, der so etwas leistet wie der HD 800 S.

Ich finde auch, dass der Audeze mehr nach geschlossenem KH klingt als der DT 1990 Pro und insbesondere geschlossener als der HD 800 S. Vielleicht ist das den mächtigen Ohrpolstern geschuldet, die als solche schon einen stark teilisolierten Raum erzeugen. Von der Umgebung nimmt man trotzdem alles wahr, aber eben nur durch die seitlichen Öffnungen des KHs. Jedenfalls wirkt der Audeze weniger luftig auf mich. Trotzdem ist der Audeze nach außen/für die Umgebung der (deutlich) lauteste KH im Testfeld, gefolgt vom HD 800 S und zuletzt dem Focal Clear und dem DT 1990 Pro, die nach außen tendenziell noch am leisesten spielen.

Zwischenfazit: Als Ersatz und Upgrade für meinen Ultrasone Pro 900 wäre der Audeze LCD 2 C für mich eine gute Wahl, aber für den beabsichtigten Zweck eher nicht. Auf Dauer wäre er mir wahrscheinlich auch zu unbequem. Den Focal Clear habe ich ja auch schon ausgeschlossen (siehe Beitrag oben). Bleiben noch der DT 1990 Pro und HD 800 S. Der Vergleich hinkt insofern, als dass der DT 1990 Pro nur einen Bruchteil des HD 800 S kostet. Ohne irgendwelchen EQ Eingriff würde ich den DT 1990 Pro vermutlich bevorzugen, wenn der HD 800 S am RME ADI-2 nicht so wahnsinnig wandlungsfähig wäre und mit dem EQ nicht so gut zurechtkäme, wie er es tut. Ohne EQ Einsatz würde dem HD 800 S meiner Meinung nach einfach etwas Bass fehlen, aber mit EQ ist alles wunderbar und dann liegt der Bass definitiv mindestens auf dem selben, wenn nicht sogar auf höherem Niveau als der DT 1990 Pro, auch quantitativ. Qualitativ ist er klar eine Klasse über dem DT 1990 Pro einzuordnen. Dann kommt noch die Bühne und räumliche Auflösung dazu, sowie die magische Luftigkeit und Brillianz, rein von der Bestenliste her habe ich für mich einen klaren Gewinner: Der HD 800 S.

Ich denke, dass der HD 800 S insofern seinen Kaufpreisunterschied gegenüber dem DT 1990 Pro rechtfertigen kann, sodass ich nach jetzigem Stand wohl zum HD 800 S greifen würde.

Was mich jedoch noch stört, ist, dass der Hifiman Arya an so vielen Stellen so sehr gelobt wird, dass der mich auch sehr interessieren würde. Und dann bleibt da doch die Fostex 900er Serie, die machen allein durch ihr Kirschholzfinish schon einiges her und die Japaner wissen auch wie man Dinge ordentlich baut. Der Audeze LCD-XC oder X interessiert mich nun insofern nicht mehr so sehr wie zuvor, da dieser aufgrund des Mangels an Komfort eventuell schon ausscheiden könnte, von der Bauart ist der ja dem LCD-2 C sehr ähnlich.
Ich überlege mir auf jeden Fall noch einmal woher ich da eventuell Testmodelle organisieren könnte, um danach zu einer abschließenden Kaufentscheidung gelangen zu können.

Beste Grüße
Dake


[Beitrag von Dake am 07. Apr 2020, 12:50 bearbeitet]
burki111
Hat sich gelöscht
#17 erstellt: 07. Apr 2020, 11:10
@Dake
finde es gut, dass du testen tust, denn schon jetzt nach den ersten Versuchen zeigt sich, dass die anfänglich gesetzten Rahmenbedingungen nicht unbedingt die richtigen waren/sind.
Nur vor einem mag ich warnen: Ein Kopfhörer, der "anspringend" klingt, kann auf Dauer zur Belastung werden.
Auch manche Einschätzungen anderer User sollten man mit Vorsicht geniessen (ein Audeze LCD-XC ist z.B. der am hellsten abgestimmte Audeze und auch der Beyer T5p2 ist ein hervorragender KH, aber eben geschlossen).
Ich würde zu deinen Testkandidaten den häufig völlig unterschätzten Beyerdynamic T1 hinzufügen und (durchaus neuwertig immer mal wieder für um die 2000€ zu bekommen) den Hifiman HE 1000 V2.
Besitze eine Vielzahl von KHs und der Hifiman ist für mich einer der besten Allrounder, d.h. weder bei der Bühne noch im Bass- oder Hochtonbereich leistet er sich Patzer und der Stimmenbereich bzw. die Klangfarben sind die Paradedisziplin des KHs.
Ein LCD-2 (besitze ich die ältere Version und den Classic, die sich durchaus etwss unterscheiden) ist da völlig anders abgestimmt und dient mir primär dazu etwas dreckig klingen zu lassen, wenn es sein muss.
Stax könnte bei dem Budget durchaus auch ein Thema sein. Einen L-700 bekommt man schon für 1000€ und ist mit einem kleinen Versorgungseinheit durchaus zufrieden.
Der L-700 (im Gegensatz zu vielen anderen Staxen) bietet eine recht große Bühne und wohl dosierten Bass ohne die Auflösung im Hochton zuvernachlässigen.
Dake
Stammgast
#18 erstellt: 07. Apr 2020, 11:27
@burki111: Dann ist es ja gut, dass ich keinen KH für den Dauereinsatz suche. Die Rolle bleibt (vielleicht) trotzdem meinem Shure überlassen. Ich suche eigentlich nach einer Ergänzung, die die oben genannten Kriterien erfüllt. Ob ich dann stundenlang damit ständig hören werde, ist eine andere Frage, die stelle ich mir hier aber eigentlich nicht.
Stax sind so eine Sache, aber ich glaube so viele Abstriche möchte ich designtechnisch nicht machen, weshalb ich den ausschließen würde. Ich glaube gern, dass der L700 gut performen kann, aus genanntem Grund scheidet er für mich jedoch eher aus.

Der Hifiman HE 1000 V2 könnte ein guter Kandidat sein, das glaube ich auch. Problem ist nur, dass man den scheinbar nirgendwo wirklich vernünftig herbekommt, oder dann eben für 3300€: https://www.hifi-im-hinterhof.de/hifiman-he-1000-v2.html
Das sprengt das Budget zu sehr und wenn ich "schon" bei den 1600€+ beim HD 800 S am überlegen bin, ob der Unterschied zum DT 1990 Pro hin den Kauf rechtfertigt, kann ich das für diesen KH wohl schon blind beantworten. Vielleicht später irgendwann einmal, wenn ich mir dann mal einen Vergleich mit dem Meze Empyrean gönne...

Bliebe der Beyerdynamic T1 als eine weitere Option, die ich durchaus nochmal in Betracht ziehen würde. Danke dir für den Hinweis!

Beste Grüße
Dake
noexen
Inventar
#19 erstellt: 07. Apr 2020, 11:31
edit:
wenn ich vielleicht mal noch stax vorschlagen dürfte? den SR-L700mkii...

https://image.jimcdn...1560598551/image.jpg


[Beitrag von noexen am 07. Apr 2020, 11:41 bearbeitet]
KyleCrane
Stammgast
#20 erstellt: 07. Apr 2020, 16:19
Dake, hast du beim DT1990 beide Pads probiert?

Zum Audeze kann ich sagen, dass man sich mit ihm anfreunden muss. Mein DT war beim 1. Ton schon an Ort und Stelle. Beim LCD hingegen hat es länger gedauert. Angewöhnung? Einspielen ? Keine Ahnung. Aber seit einigen Tagen ist aus Freundschaft Liebe geworden.

Wenn ich dein Review lese habe ich aber das Gefühl, dass du dem Senni nachtrauern würdest. Liest sich für mich zumindest so als stehe nur der Preis im Wege...
Dake
Stammgast
#21 erstellt: 07. Apr 2020, 16:27
Beim DT 1990 Pro habe ich tatsächlich nicht beide Pads getestet und ich habe leider auch nicht darauf geachtet welches Pad eigentlich drauf war...daran habe ich einfach nicht gedacht und nach einem Tag an Tests habe ich die KHs auch zurückgegeben.
Jedenfalls habe ich mich inzwischen vorläufig auch unter den bisher getesteten KHs für den HD 800 S entschieden, der Kaufpreis ist m.M.n. gerechtfertigt also steht der dem Kauf auch nicht im Weg.
Jedoch teste ich in den kommenden Tagen über Ostern auch noch den Audeze LCD-X Creators Edition sowie den Hifiman Arya, das habe ich soeben organisieren können.
Falls mich keiner der beiden überzeugen kann, werde ich wohl zum HD 800 S greifen, so der aktuelle Stand der Dinge.

Beste Grüße
Dake


[Beitrag von Dake am 07. Apr 2020, 16:32 bearbeitet]
KyleCrane
Stammgast
#22 erstellt: 07. Apr 2020, 19:09

Dake (Beitrag #21) schrieb:
Jedoch teste ich in den kommenden Tagen über Ostern auch noch den Audeze LCD-X Creators Edition


M.W. ist der LCD-X noch schwerer als der LCD-2C...Zusammen mit den Lederpads...Na ja, ich bin dann mal gespannt, wie oft/lange ich den Audeze bei Sommertemperaturen an den Ohren haben werde. Da sind Pads wie bei Beyer oder Sennheiser schon ein echter Gewinn.


Dake (Beitrag #18) schrieb:
Stax sind so eine Sache, aber ich glaube so viele Abstriche möchte ich designtechnisch nicht machen, weshalb ich den ausschließen würde. Ich glaube gern, dass der L700 gut performen kann, aus genanntem Grund scheidet er für mich jedoch eher aus.


Nach Dynamisch und Planars, wäre das wohl mein nächstes Upgrade. Man munkelt, dass das (wirklich hässliche) Design beim Hören schlagartig vergessen geht... So gut sollen die sein. Mich stört eher die Verarbeitung, die m.M.n. nicht dem aufgerufenen Preis entspricht. Falls es dich interessiert, ich fand bei meiner Recherche diesen Test noch informativ und amüsant. Da schneidet dein Favorit ja sehr ordentlich ab...

https://musicalhead....s-sennheiser-hd800s/

KC
Dake
Stammgast
#23 erstellt: 07. Apr 2020, 21:57
Interessanter Testbericht. In einigen meiner Erkenntnisse sehe ich mich dadurch auch bestätigt. Dass der STAX noch mehr Details herauszaubern soll, spricht aber tatsächlich für deren Bauweise - schon der HD 800 S ist diesbezüglich m.M.n. genial. Die Grundabstimmung ist mir jedoch beim HD800S schon tendenziell zu schwach unten herum, erst mit EQ wurde ich wirklich warm mit ihm (und das im wahrsten Sinne des Wortes, wenn man warm auf die Klangfarbe bezieht). Von daher schätze ich den Stax da eher für mich als "ungeeignet" ein, auch wenn ein fremder Test meine eigenen Hörerfahrungen natürlich nicht ersetzen kann. Von daher bin ich auch auf den Hifiman und den LCD X noch sehr gespannt, rein von den Beschreibungen in manchen Berichten her könnte es passen - ob das dann auch zutrifft, wird sich zeigen.


[Beitrag von Dake am 07. Apr 2020, 21:58 bearbeitet]
burki111
Hat sich gelöscht
#24 erstellt: 07. Apr 2020, 22:10
Nein, der Stax L-700 ist deutlich wärmer, als der HD-800(S) abgestimmt und bietet im Bassbereich auch mehr Substanz.
Ich schreibe hier übrigens nur über KHs, die ich auch selbst besitze.
Dazu gehört auch der LCD-XC, den ich dem LCD-X eindeutig vorziehe.
Der XC bietet (obwohl geschlossen) die bessere Bühne und Bass. Allerdings ist er recht hell, d.h. bei im Hochton kritischen Aufnahmen hört man dies auch und zwar deutlicher, als beim HD-800.
Insgesamt ist der Tragekomfort beim aktuellen LCD-XC (dank des neuen Kopfbandes) nicht schlecht, obwohl er kein Leichtgewicht ist. Heiße Ohren kann es im Sommer allerdings durchaus geben.
Dake
Stammgast
#25 erstellt: 08. Apr 2020, 07:38
@burki: Vergleichst du dabei den HD 800 oder den HD 800 S? Das würde ja bezüglich Bass und 6kHz Peak nochmal einen Unterschied bedeuten, deshalb die Nachfrage. Und was für Musik hörst du denn primär?
Ich halte eher nicht so viel von entsprechenden Reviews, oft ist die subjektive Wahrnehmung bzw. Hörerfahrung des Testers und/oder die abgespielte Musik und/oder die Quellenhardware so unterschiedlich, dass zum selben KH auch unterschiedliche Aussagen zustande kommen können. Nur vollkommen konträre Einschätzungen zum Vergleich von zweimal denselben Kopfhörern finde ich doch etwas eigenartig. In jedem Fall hat der HD 800 S am RME ADI-2 auch im Bassbereich enormes Potential gezeigt, insofern stört mich in letzter Konsequenz nicht wirklich, ob der HD 800 S in seiner Grundabstimmung nun mehr oder weniger im Bassbereich aufträgt, da ich den HD 800 S diesbezüglich fast schon zu einem neuen KH wandeln kann. Beim Stax müsste ich mir aufgrund der Bauweise neue Zuspieler-Hardware besorgen, welche sehr wahrscheinlich deutlich begrenztere Anpassungsmöglichkeiten bietet als der RME.

Den Audeze LCD-XC schließe ich (leider) aufgrund der geschlossenen Bauweise aus, aber ich habe mich dann trotzdem noch für den Test des LCD-X entschieden (außerdem wiegt der XC mit weiteren ca. 70g Gewicht ggü. dem X auch nochmals mehr und beim Gewicht war es mir eigentlich schon beim LCD-2 C zu viel...). Grundsätzlich fand ich den LCD-2 C auch gut, insbesondere in Sachen unverzerrter Klangwiedergabe, Dynamik und EQ-Potential. Bloß die Klangfarbe ("nasal") war mir zu sehr verfärbt und er glänzte/brillierte im Höhenbereich nicht so wie die Konkurrenz. Die Bühne hätte in der Tiefendarstellung auch etwas mehr Raum vertragen. Mal sehen ob der LCD X oder der Hifiman Arya das besser können (zumindest wiegt der Arya auch nicht sehr viel mehr als der HD 800 S bzw. nur knapp über die Hälfte vom Audeze LCD-XC).
Anarion
Stammgast
#26 erstellt: 08. Apr 2020, 09:31
Meine Stimme geht an den Arya. Er hat zwar einen 5k peak aber der ist dem des 800er längst nicht gewachsen. Weiterhin liefert er nach unten eine ordentliche Ladung mehr Bass bei sehr hoher Qualität, sprich der Rolloff tritt nicht so früh auf wie beim HD 800. Die Kopfbühne ist nicht so groß wie die des HD800 aber dafür runder (da mehr Tiefe) und gehört in der Disziplin zu den oberen. Ansonsten hast du ein relativ abgerundetes Paket auf hohem Niveau.

Was an Mitbringseln stört ist das billige anmutende Kabel das nur 1,5m lang ist und nur SE. Aber für den ADI2 passt das ja.
Dake
Stammgast
#27 erstellt: 11. Apr 2020, 16:33
Also ich melde mich nach dreitägiger KH-Testphase zurück und kann schonmal vorwegnehmen, dass ich inzwischen Besitzer eines neuen KH bin, der nun gerade am Einspielen ist. Nur welcher ist die Frage, nicht?

Kurze Antwort: Der Audeze LCD-X schied bereits am Anfang aus, aber danach wurde es sehr sehr schwierig für mich. Nach einem Duell auf Augenhöhe zwischen Hifiman Arya und Sennheiser HD 800 S musste ich mich einfach für einen KH entscheiden, was mir wirklich schwer gefallen ist, ich musste mir von Donnerstag bis heute auch den HD 800 S nochmal dazuholen um direkt zu vergleichen und ich habe wirklich viele Stunden in den Vergleich investiert. Aber mit hauchdünnem Vorsprung habe ich mich am Ende für den HD 800 S entschieden. Ich denke in keinem Fall, dass der Arya akustisch nicht "so gut" ist wie der HD 800 S, aber am Ende waren wirklich Nuancen entscheidend, die da wären (Vorsicht: alle der folgenden Punkte beziehen sich auf meine Höreindrücke mit den für mich besten EQ-Setups, die ich für beide KHs gefunden hatte, an meinem RME ADI-2 DAC FS):

Pro Sennheiser HD 800 S:
-spielt schneller und impulstreuer, evtl. einen Hauch dynamischer
-(evtl. aufgrund des ersten Punktes oben): qualitativ geringfügig hochwertiger aufgelöste bzw. minimal detailreichere Wiedergabe bei „hochkomplexen“ bzw. über alle Frequenzen hinweg beanspruchenden Stellen
-die räumliche Tiefendarstellung, besonders zentral vorn und hinten, liegt über dem Niveau des Hifiman Arya; insgesamt etwas größere Bühne, aber nicht viel; in der Vertikalen bietet der Arya übrigens mehr (siehe unten)
-kristallklarer und detaillierter Sound in allen Lebenslagen und über die gesamte Bühne hinweg (beim Arya wirken tiefer gestaffelte „Schichten“ etwas verhangen)
-überragende Brillianz ohne scharfe Höhen
-klingt leiser besser (dynamischer)
-basstechnisch hohes EQ-Potential, spielt mit entsprechendem EQ sogar auf einem Basshead-ansprechenden Niveau, behält dabei trotzdem Klarheit und Detailreichtum in den restlichen Frequenzen, mit Ausnahme von "viel zu hohen Pegeln"
-Vibrationen übertragen sich nur leicht auf den Kopf
-für mich weniger anstrengend mit ihm zu hören (weniger "Druck auf dem Ohr")
-bequemeres Tragegefühl, da die Ohrpolster deutlich weniger Anpressdruck aufweisen, nicht bis in den Bereich des Kiefers hinunterreichen und da die Ohren kühler bleiben
-subjektiv für mich schickeres Design bzw. hochwertigere Verarbeitung
-der m.M.n. bessere Gamingkopfhörer
-in meiner Schallpegelmessung leakte der HD 800 S leakte etwas weniger Sound nach außen, war für die Umgebung also etwas leiser

Contra HD 800 S:
-benötigt einige dB (je nach Situation zwischen 2,5 bis 4 dB) Bassanhebung, damit er quantitativ auf dem Ausgangsniveau des Arya Bass wiedergibt
-Bass reicht auch mit EQ definitiv nicht so tief wie der Arya

Pro Hifiman Arya:
-in weniger komplexen Szenen/Tracks dynamischere und souveränere Wiedergabe
-basstechnisch noch höheres EQ-Potential, spielt selbst bei „viel zu hohen Pegeln“ immernoch souverän, so lang es sich um minimalistische Tracks handelt (siehe Punkt hierüber)
-klingt lauter besser
-arbeitet Vocals besser heraus
-erzeugt in manchen Tracks eine fast schon spürbare Luftigkeit bzw. Raum zwischen verschiedenen Schichten/Instrumenten (was ich mit "Schichten" meine, ergibt sich aus meinen genaueren Schilderungen unten)
-reicht im Tiefbass deutlich stringenter nach unten
-bietet eine größere Bühne in der Vertikalen
-absolut gamingtauglich (FPS), ausschließlich links/rechts betrachtet evtl. sogar leicht über dem Niveau des HD 800 S (da er da fokussierter wirkt als der HD 800 S, der eben in sämtliche Richtungen weit darstellt und stark auflöst)

Contra Hifiman Arya:
-Bass klingt in wenigen Stücken (mit hohen Pegeln) minimal verzerrt oder "dreckig", obwohl er definitiv nicht clipped/klirrt; evtl. auch hier irgendein Nachschwingverhalten??
-übt gefühlt mehr „Druck“ auf die Ohren/Trommelfelle aus, fühlt sich teils etwas eigenartig an, eventuell sind es aber auch nur die auf den Kopf übertragenen Vibrationen, die das verursachen

Ich weiß, einige Punkte habe ich mehr oder weniger doppelt als Pro/Contra usw. genannt, aber ich habe es versucht anhand der Erklärungen zu beschreiben wieso ich dies ggf. so gemacht habe.
Und nochmal zur Klarstellung: Ich habe wirklich mehrfach gedacht ja doch, der Arya ist es, den kaufe ich mir. Nach erneuter Pause und mit neuen Tracks dann wieder: Ach ne, der HD 800 wäre es vielleicht doch...so ging es hin und her, es was wirklich haarscharf und wenn ich noch einen Tag länger verglichen hätte, wäre die Entscheidung vielleicht auch schon wieder für den Arya gefallen. Aber nach drei Tagen hat es mir dann einfach "gereicht" und ich meinte ich entscheide mich einfach für den bequemeren, leichteren, etwas schickeren und evtl. etwas hochwertiger verarbeiteten KH, der akustisch eben manche Sachen besser und manche anderen schlechter kann als der Arya.
Ich werde z.B. sicher den Tiefbassbereich des Arya "vermissen", die Mitten des Arya boten bei akustischen Instrumenten auch enorm viele Details, mehr als der Sennheiser. Aber egal wie sehr ich mich mit meinem EQ Setup bemüht habe, die Brillianz und Klarheit des HD 800 S (in den Höhen) erreichte der Arya nie, auch wenn ich mit meinem letzten EQ Setup für den Arya schon verdammt nah kam. Vielleicht muss dann eben der nächste KH (HE-1000 V2? ) diese Punkte bedienen

Wer von euch nun immernoch nicht genug hat und mehr wissen will, dem kann ich nun meine Hörnotizen anbieten, da gehe ich dann auch mal auf den Audeze LCD-X ein und ich vergleiche allgemein auch mit dem Audeze LCD 2 C und einigen der anderen KHs. Falls es dann noch Fragen/Anmerkungen gibt: immer her damit!

Audeze LCD-X: er hat sicher eine größere Bühne als der LCD 2 C; noch schwerer (Gewicht); trotzdem eher dunkel abgestimmt, aber die „nasale“ Mittenausprägung bzw. Verfärbung vom LCD-2 C hat er nicht; Bass ggü. LCD 2 C quantitativ weniger, aber qualitativ besser, gefühlt trockener und ohne das, was ich beim LCD 2 C als Reflexionen/Interferenzen/Oberschwingungen…beschrieben habe; mit EQ ist noch eine große Portion Basspotential vorhanden, ohne dass der LCD X dabei selbst in fordernden Tracks in Schwierigkeiten käme (Klirr/Verzerrungen); Höhen kommen nach wie vor nicht an die Brillianz des HD 800 S heran, wenn man mit EQ etwas Höhen spendiert, sieht es besser aus, aber dann werden die Höhen (S-laute z.B.) schon recht scharf, beispielsweise bei To Be Human von MARINA, selbst ohne EQ sind mir die Höhen hier leider zu scharf, gleichzeitig fehlt jedoch der Glanz des HD 800 S; ich würde sagen es fehlt einfach an einer homogenen Wiedergabe der Frequenzen über irgendetwas zwischen 6 bis 10kHz aufwärts; aufgrund der Schärfe habe ich beim LCD X letztlich den Einsatz ohne EQ bevorzugt; Tiefbass reicht weit in den Keller hinunter; alles schön trocken und präzise; er spielt lauter als der LCD-2 C bzw. braucht weniger Power; scheint mir knackiger und schneller als LCD 2 C zu spielen; ihm fehlt trotzdem die kristallklare Darstellung des HD 800 S.

Bei sehr hohen Pegeln und klar strukturierten Tracks ist der LCD-X sehr beeindruckend; z.B. Glass Animals von Flip: Enorm solides Bassfundament, trotzdem feinst separiert zu Vocals und restlichen Instrumenten; kein Anzeichen von Klirr oder Beeinflussung der Mitten/Höhen durch die Bassline; wenn dann aber mehr im Track los ist, z.B. ab 2:36, sieht es etwas anders aus; es wirkt so als würde der LCD X sich mit viel Action in den Höhen schwer tun, dann wird das alles bei den hohen Pegeln etwas matschig, ich würde es als „Klirr“ bezeichnen; wenn nicht so viel los ist, brettert der LCD-X aber extrem beeindruckende Basslines hin, das ist auf ganz hohem Niveau, z.B. auch bei Falling von Radiology.

-der LCD X spielt insgesamt recht entspannt, „laid-back“, es fühlt sich ganz angenehm an mit ihm Musik zu hören

-der LCD X gefällt mir insgesamt sehr gut, nur die Höhen empfinde ich als etwas anstrengend und inhomogen, der letzte Tick „sparkle“ fehlt dem LCD-X einfach, genau wie schon dem LCD-2 C (bei dem war das aber umso mehr der Fall)
-das Gewicht hilft dem LCD-X nicht in meiner Gunst zu steigen, könnte ich im Zweifel aber mit leben

-Bühne/räumliche Darstellung:
-kurz gesagt: auch nicht auf dem Niveau des HD 800 S, aber besser als der LCD-2 C; Californication vom Vitamin String Quartett klingt hier nicht so intim wie z.B. mit dem DT 1990 Pro, aber es klingt für mich trotzdem nicht nach der weiten Bühne wie mit dem HD 800 S, insbesondere in der Tiefe des Raumes

Hifiman Arya: der Raum wirkt viel höher, Klangquellen wirken in der Vertikalen recht groß; sehr breite Bühne, nochmals deutlich mehr als der Audeze LCD-X; nun kommt die gute Neuigkeit: der Hifiman Arya hat ihn - den gewissen Glanz; für mich ist das deutlich näher an dem, was ich suche, als die bisher von mir getesteten Audeze Modelle; der Arya verlangt nach wesentlich! mehr Leistung vom Amp als der LCD-X und bei meinen Messungen musste ich auch gegenüber dem HD 800 S ca. 5 dB mehr draufgeben, damit er gleich laut wie der HD 800 S spielte, der selber schon einiges mehr an Leistung forderte als der LCD-X;
-der Arya hat nochmal mehr Tiefbassanteil als der LCD X, aber in der Grundabstimmung ist er weniger bassbetont abgestimmt als der LCD-X; mit EQ Einsatz kann man das aber auch beim Arya nach eigenem Belieben nachjustieren, der Arya akzeptiert da auch eine richtig ordentliche Schippe Bass mehr, das ist mehr als ausreichend für alles, was ich jemals wollen könnte.
-Der Arya spielt dabei trotzdem sehr trocken und separiert gut; wenn der LCD-X schon wenig klirrte, dann tut das der Arya gar nicht mehr; das Pegelpotential nach oben ist fast (aber nicht ganz) unbegrenzt, meine Ohren tun schon längst weh, da wirkt der Arya als interessiere ihn das gar nicht…schon ohne EQ taugt mir die Abstimmung des Arya wunderbar, weitgehend neutral…in den Höhen nicht so betont wie der HD 800 S. Wenn man will, kann man ihm da eine Portion per EQ dazugeben (relativ eng von ca. 5,5-7,5kHz Erhöhung um ca. 4 dB, sonst wird es teilweise etwas scharf), scharf werden die Höhen dann trotzdem nicht (auch bei To Be Human von MARINA nicht). Das gefällt mir deutlich (!) besser als beim LCD-X. Ganz auf das Niveau des HD 800 S schaffe ich es mit dem Arya aber auch mit meinem finalen EQ nicht.

Bühne: Yes, endlich! Wahnsinn…ich dachte der HD 800 S findet keinen ebenbürtigen Konkurrenten mehr, aber der Arya ist da schon erstaunlich nah. Irgendwie baut der Arya für mich Schichten auf, die ich sonst bisher nicht wahrgenommen habe: Daft Punk & Pharrell Williams, Get Lucky: Pharrell steht deutlich im Mittelpunkt und singt wirklich eine Reihe vor der Band; man kann dann die Luft zwischen ihm und den Instrumenten förmlich greifen, als wäre die Band in einem Kreis um ihn herum angeordnet; die Stimme wirkt richtiggehend lebendig. Oder nochmal dasselbe Beispiel, das ich in dieser Vergleichsserie schon öfter herangezogen habe: Californication, Vitamin String Quartet: Kein Raum in dem gespielt wird – eine Bühne, oder eher einfach ein offenes Feld? Auf jeden Fall ist das mal auf dem Niveau des HD 800 S einzuordnen. Beide spielen aber nicht gleich. Wie beim HD 800 S spielt der Arya irgendwie „besonders“, er hat auf jeden Fall schonmal das gewisse etwas. Die Instrumente wirken alle „lebendiger“, sie haben in ihrer individuellen Ausdehnung mehr Platz beim Arya als beim HD 800 S, ich würde behaupten es gibt eine Schichtung zwischen den Elementen, die der Arya hinbekommt, die ich so auch mit dem HD 800 S nicht wahrnehmen kann. Wenn ich es irgendwie beschreiben müsste, finde ich, dass der Arya in der Vertikalen schichtet und so eine Bassebene ganz unten, eine Mittenebene in der Mitte und eine Höhenebene ganz oben in der Vertikalen aufspannt und jeder dieser Ebenen sowohl in Breite als auch Tiefe erneut Schichten hinzufügt. Die Schichten wirken trotzdem recht transparent, aber wenn man etwas kritisieren will, würde ich sagen, dass die tiefer gestaffelten Ebenen/Schichten weniger detailreich wiedergegeben werden als die Schichten, die vorn angeordnet sind. In der Tiefe, vor allem zentral, gewinnt trotzdem der HD 800 S. Den Eindruck der Sphäre um mich herum schafft nur der HD 800 S. Beim Arya hat man schon den Eindruck es gäbe eine Wand an Soundquellen jeweils links als auch rechts, in der Mitte fehlt mir in der Tiefe irgendetwas. Da spielt der Arya definitiv auch, aber eher auf seinem Tiefenband durch den Kopf hindurch, beim HD 800 S existiert dagegen eine Welt zentral vor und hinter mir und auch dort spielt sich etwas ab.
Ich habe auch den Eindruck, dass ein gewisser Teil der Bassfrequenzen, die die Treiber des Arya erzeugen, gar nicht im Ohr ankommt, sondern auf den Kopf übertragen werden. Das merkt man, wenn man den Kopfhörer anhebt und mit 1-2 cm Abstand zu den Ohren spielen lässt. Dann nimmt man auf einmal locker die doppelt so viel Bass wahr, als würde man plötzlich einen Subwoofer direkt neben die Ohren halten. Setzt man den Kopfhörer wieder auf, ist der ganze Bass auf einmal wieder weg. Man spürt im aufgesetzten Zustand jedenfalls eine deutliche Vibration, aufgrund der sehr langen Ohrpolster sogar im Bereich des Kiefers, die Ohrpolster packen zudem ziemlich kräftig zu, wie bei den Audeze auch, der HD 800 S liegt da deutlich angenehmer auf dem Kopf, auch wenn er sich nicht wirklich viel leichter anfühlt. Der Arya ist in jedem Fall weit vom LCD-X entfernt was das Gewicht angeht. Es wird mit dem Arya auf dem Kopf gefühlt auch wärmer als mit dem HD 800 S und zuletzt empfinde ich die Stoffauflagefläche des Arya am Bart als leicht kratzig, da gefällt mir das Tragegefühl mit dem HD 800 S insgesamt besser. Verarbeitungsqualität ist aber sehr solide, da kann ich nichts gegen den Arya sagen. Es ist zwar kein Beispiel für filigrane Ingenieurskunst, aber es taugt allemal und hinterlässt keinesfalls einen billigen Eindruck.

Tiefbass? Naja, das ist nicht mal ein fairer Vergleich gegen den HD 800 S. Der kommt zwar enorm gut mit EQ klar, aber der Arya lässt selbst die warm/dunkel abgestimmten Audeze alt aussehen. Kein Witz – ich habe mit dem RME aus Spaß ein 5-bändiges EQ Setting erstellt bei dem ich ab ein paar hundert Hertz alles um ein paar dB abgesenkt habe, nicht linear sondern bei ~1,5-3 kHz nochmal etwas weniger, sowie dann oben hinaus auch nochmal etwas weniger. Ergebnis? Alter Schwede, das nenne ich mal Bassattacke. Bei 4EVER von den Black Eyed Peas fühlt es sich an als kickt der Bass mein Hirn aus dem Schädel…krank. Oder an jeden Arya-Besitzer hier, der mal eine Bassmassage der Ultralative erfahren will, dem empfinde ich diese Frequenzanpassung auch vorzunehmen und dann den Track The Stars Are Mine von Chocolate Puma, Pep und Rash abzuspielen und den Pegel anzuheben. Wenn da ab 0:52 das Intro vorbei ist und nur noch die Bassline, der Kick und der sehr verhaltene Synthie spielt….unfassbar. Das selbe passiert nach dem Break ab 2:24 dann übrigens nochmal. Echt hefitg. Sowas von trocken, sowas von präsent, so abgrundtief und massiv…habe ich mit einem Kopfhörer so noch nicht erlebt. Ich komme mir vor wie – meinetwegen – dem Main Circus des SonneMondSterne Festivals in der Nähe von oder direkt vor einem der PA Türme. Donnernder, trockener Bass gefühlt von allen Seiten. Nur eins fehlt dem Main Circus gegenüber: Der Hall und die räumliche Akustik von diesem sehr großen Raum. Stattdessen alles mikroskopisch fein und genau direkt vor meinen Ohren. Versteht mich nicht falsch, der LCD-X ist grundsätzlich deutlich bassbetonter abgestimmt, aber da dröhnt und drückt der Oberbassbereich an diesen Stellen des Tracks eher. Der Arya bleibt hier im Vergleich – trotz des eben beschriebenen EQ-Settings - wesentlich trockener und kitzelt alle Nuancen und Feinheiten aus dem Bass heraus. Der LCD-X dagegen scheint mir etwas mehr mit durch den angehobenen Oberbass verursachten Nachschwingungen der Treiber zu kämpfen zu haben, oder es passiert unter den sehr stark abdichtenden Ohrpads eben doch irgendetwas akustisch merkwürdiges, das ist jedenfalls nicht so kontrolliert wie mit dem Arya. Ich werde auch den Eindruck nicht los, dass alle Magnetostaten sich (einschließlich dem Arya) bei so klar separierten Stellen/Tracks mit Abstand am wohlsten fühlen und sobald dann sonst noch viel passiert, wird es alles etwas zäher und anstrengender für sie. Wenn der Track aber so minimalistisch ist wie an den genannten Stellen, macht den Magnetostaten praktisch keiner mehr was vor, da würde ich mich jetzt einfach mal festlegen (Elektrostaten bleiben dabei mal unberücksichtigt, die kenne ich nicht).
Kommt mir übrigens fast so vor als würde mir von der Bassgewalt mit dem Arya übel werden, wenn man es übertreibt und den EQ entsprechend einstellt…nun ja, zurück zum ernst gemeinten Teil des Vergleichs: die Audeze können zwar auch eine Menge Bass (Betonung jedoch eher in den höheren Bassfrequenzen), aber nicht so konsequent, trocken und stringent bis in den Frequenzkeller hinunter wie der Arya.

Oberbass? Das bekommt der HD 800 S in den Mengen, die ich noch als angenehm empfinde, auch so hin wie der Arya (nochmal: das ist erst dann der Fall, wenn ich ihm eine entsprechende Portion mit dem RME mittels Bassboost dazugebe…in der Grundabstimmung sind HD 800 S und Arya bezügliches der Basswiedergabe zwei völlig unterschiedliche Welten). Aber wenn man es wirklich auf die Spitze treiben will, ist der Arya ein Traum für jeden Basshead. Das geniale gegenüber dem LCD-2 C ist, dass er dabei eine wahnsinnig natürliche Klangfarbe behält. Die relative Anhebung des Basses wirkt sich auf den Rest überhaupt nicht aus. Das ist nun wirklich ein dickes Upgrade gegenüber dem Ultrasone Pro 900.


Beste Grüße
Dake


[Beitrag von Dake am 11. Apr 2020, 16:34 bearbeitet]
Anarion
Stammgast
#28 erstellt: 11. Apr 2020, 20:27
Sehr gut geschrieben und für dich wunderbar herausgelöst welcher Hörer am besten zu dir und deinem Setup passt.
Dake
Stammgast
#29 erstellt: 11. Apr 2020, 22:10
Danke dir; ich bin mit dem Sound des neuen HD 800 S "auch jetzt" schon sehr zufrieden, wobei ich eh kein so großer Anhänger der "Einspielen-müssen" Anhängerschaft bin
Und was den Beitrag angeht: Bisher haben mir Eindrücke, die ich im Forum festhielt, oft selber weitergeholfen, wenn ich mich an gewisse KHs nach einiger Zeit noch erinnern wollte, insofern habe ich dieses mal eben von Anfang an beim Hören alles mitgeschrieben, so erklärt sich auch die Länge....

Beste Grüße
Dake


[Beitrag von Dake am 11. Apr 2020, 22:11 bearbeitet]
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