Pioneer A 701 R Einschaltproblem

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the_reaper
Stammgast
#1 erstellt: 25. Nov 2020, 18:20
Hallo zusammen,

ich habe bei meinem Pioneer A 701 R ein Phänomen, welches mir so von keinem anderen Gerät bekannt ist.
Der Verstärker hat nur einen Tippschalter zum Ein-/Ausschalten bzw. Standby / Einschalten. Jetzt gibt es hier zwei Probleme, die eventuell miteinander zusammenhängen:

1. Drücke ich den Schalter, so kommt es häufig vor, dass der Verstärker sich kurz einschaltet, dann aber direkt wieder ins Standby wechselt. Dies kann unterschiedlich oft hintereinander passieren, aber wenn er mal eingeschaltet ist, dann bleibt er auch ein.

2. Beim Einschalten schwingt das Gehäuse hör und spürbar. Das tritt mal stärker, mal weniger stark auf und passiert insbesondere dann, wenn ich den Verstärker über den Schalter einschalte.

Phänomen 1 tritt beim schalten über die Fernbedienung nicht ein, Phänomen 2 ebenfalls nicht bzw. deutlich geringer.
Meine Vermutung ist, dass irgendwelche Elkos im Netzteil diese Probleme verursachen.

Bevor ich mich jetzt aber auf die große Suche begebe möchte ich einfach mal die Frage stellen, ob die Probleme jemandem bekannt vorkommen und ob es dafür "die üblichen Verdächtigen" gibt.



Außerdem spiele ich mit dem Gedanken, dem Verstärker einen richtigen Ausschalter zu verpassen. Wenn ich einen solchen in Reihe zu dem Standby-Schalter einlöte, dann sollte das doch funktionieren. Oder gibt es da etwas dagegen einzuwenden? Wo ich den Schalter dann platzieren würde, muss ich mir noch überlegen.

Viele Grüße
Michael
Poetry2me
Inventar
#2 erstellt: 26. Nov 2020, 09:59
Hallo Michael,

zu 1.)
Wahrscheinlich gibt die Schutzschaltung nicht frei, weil eine der Bedingungen, welche die Schutzschaltung auswertet, nicht erfüllt ist.
Üblicherweise werden dazu ausgewertet:
--- Gleichspannung an beiden Endstufenausgängen ("Offset") darf nicht über 0,6V liegen. Für knackfreies Ein-/Auschalten sollten es sogar <0,1V sein.
--- Es darf kein übermäßig hoher Strom (Ruhestrom oder Signalstrom) durch die letzte Schaltungsstufe der Leistungstransistoren fließen. Dazu wird normalerweise der Spannungsabfall am Emitterwiderstand ausgewertet.
--- Die Wechselspannung auf Sekundärseite des Trafos muss nach dem Einschalten noch vorhanden (Erkennung des Ausschaltens)
--- Die Temperatur des Kühlkörpers darf nicht zu hoch sein, in der Regel wäre zu hohe Verlustleistung an den Leistungstransistoren der Auslöser.

Wenn es Verzögerungseffekte beim Ein- oder Ausschalten gibt, dann kann dies entweder an einem Auflade-Vorgang bei Kondensatoren liegen, oder an Erwärmung / Abkühlung eines Bauteiles, welches andere Bauteile beeinflusst.

zu 2.)
Ein zu hoher Strom durch den Trafo bringt diesen zum Brummen und sorgt auch für Vibration. Das ist kein gutes Zeichen, es sei denn, der Trafo hätte sich in der Verschraubung gelockert. Ein zu hoher Strom kann durch sehr hohen Ruhestrom entstehen (Ruhestromeinstellung defekt) oder durch starke Oszillation / Schwingen einer Endstufe, wenn deren Regelkreis (Gegenkopplung) durch einen Fehler nicht mehr die Stabilitätsbedingungen erfüllt. Solche Probleme kann man fast nur durch ein Oszilloskop finden.


Beide Effekte werden wahrscheinlich zusammenhängen.

- Johannes
the_reaper
Stammgast
#3 erstellt: 26. Nov 2020, 10:48
Hallo Johannes,

danke für deine ausführliche Antwort.

Offset habe ich erst Anfang vom Jahr gemessen, da ich den Eingangswahlschalter gereinigt und die zerbröselten Zahnräder ersetzt habe. Wenn ich mich recht erinnere, dann waren die Spannungen leicht erhöht und wurden von mir nach den Angaben im Servicemanual angepasst. Das Einschaltproblem bestand aber bereits zuvor.
Die Temperatur passt dementsprechend an den Endstufen, der Verstärker wird maximal handwarm, auch nach längerer Nutzung. Da wird mein Kabelrouter wärmer...

Bleiben also der Spannungsabfall am Emitterwiderstand und die Wechselspannung auf der Sekundärseite des Trafos übrig. (Und die Überprüfung der Verschraubung am Trafo).
Messungen sind kein Problem, Multimeter und Oszilloskop sind vorhanden. Ich muss nur noch den A 701 R durch den kleinen Bruder 501 R ersetzen, damit die Musikversorgung gewährleistet ist und dann kanns auch schon losgehen.
Rabia_sorda
Inventar
#4 erstellt: 26. Nov 2020, 17:24
Hallo


1. Drücke ich den Schalter, so kommt es häufig vor, dass der Verstärker sich kurz einschaltet, dann aber direkt wieder ins Standby wechselt. Dies kann unterschiedlich oft hintereinander passieren, aber wenn er mal eingeschaltet ist, dann bleibt er auch ein.



Phänomen 1 tritt beim schalten über die Fernbedienung nicht ein


Das kann auch einfach nur ein "Prellen" des Tasters sein. Gerade weil es über FB nicht zutrifft.
Oft wird sowas durch Oxidation in den Tastern ausgelöst. Ein Spülen mit einem Kontaktspray kann das wieder beheben. Besser ist aber eine Erneuerung des einzelnen Tasters.


Außerdem spiele ich mit dem Gedanken, dem Verstärker einen richtigen Ausschalter zu verpassen. Wenn ich einen solchen in Reihe zu dem Standby-Schalter einlöte, dann sollte das doch funktionieren


Nein, das funktioniert nicht. Das verhindert nur die Funktion des Standby-Tasters und das Gerät bleibt dennoch unter Strom.
Das muss ein richtiger Netzschalter sein, der direkt in die Netzleitung verschaltet wird. Sowas ist aber nur von einer Elektrofachkraft durchzuführen, denn es müssen dazu die VDE-Regeln eingehalten werden. Zudem braucht es noch Messprotokolle (z.B. von einer ISO-Messung), wodurch du eine versicherungstechnische Absicherung in einem Fehlerfall (Brand, Personenschaden) erhälst.

Die einfachste/sicherste Lösung wäre eine schaltbare Steckdose (Schalter, Funk, W-Lan, BT, ...) dazwischen zu stecken.


[Beitrag von Rabia_sorda am 26. Nov 2020, 17:29 bearbeitet]
Poetry2me
Inventar
#5 erstellt: 29. Nov 2020, 13:25
Zur Unterstützung des Troubleshooting hier ein Schaltplan des linken Endstufenkanals des Pioneer A-701R.
Die einzelnen Schaltungsstufen habe ich entlang ihres jeweiligen Gleichspannungspfades farblich markiert.

Pioneer A-701R schematic detail left power amp stages marked

Man erkennt, dass pro Kanal vom Ausgang nach unten die beiden Protection-Signale für die Feststellung von DC-Offset und Over-current jeweils abgeführt werden in Richtung Protection.

- Johannes


P.S.
Der Pioneer Schaltplanzeichner hatte offensichtlich wenig Ahnung davon, wie das Signal durch die Schaltung fließt, aber es trotzdem versucht zu markieren. Teilweise habe ich mir erlaubt, das das noch zu korrigieren bzw. den korrekten Fluss durch die farblichen gepunkteten Linien dargestellt. Zwischen Stufe 2 (orange) und 3 (rot) gibt es interessante Wechselwirkungen.


[Beitrag von Poetry2me am 29. Nov 2020, 13:47 bearbeitet]
the_reaper
Stammgast
#6 erstellt: 07. Dez 2020, 12:25
Danke für eure Antworten!

Ich würde auch eher einen defekt im Schalter vermuten, da es über die FB immer einwandfrei funktioniert und das Problem nur über den Einschalter am Gerät auftritt. Mit Kontaktspray ist das nicht viel zu erreichen, ich würde den Schalter bzw. Taster gerne ersetzen. Im Manual ist das der Taster S 303:
Pioneer A 701 R Taster

Im Manual ist außerdem noch die Pioneer Ersatzteilnummer angegeben: ASG 1029

Mehr finde ich dazu nicht, aber scheint mit eigentlich auch nichts spezielles zu sein. Muss der Taster irgendwelche besonderen Spezifikationen erfüllen oder kann ich da einfach einen Taster mit 2 Pins nehmen?

Beispiel: https://www.ebay.de/...Stueck-/183654103841
Rabia_sorda
Inventar
#7 erstellt: 07. Dez 2020, 14:34
Das sollte ja nicht irgendein Taster sein, sondern ein passender, wie es der Originale ist.
Oft sind es Kurzhubtaster. Diese haben 4 Pins, aber nur ein Schliesserkontakt.
the_reaper
Stammgast
#8 erstellt: 07. Dez 2020, 17:27
Der verbaute Taster hat zwei Pins. Ich habe die Kurzhubtaster bei reichelt durchgesehen, die haben eigentlich immer 4 Pins, das passt schonmal nicht. Daher habe ich die von ebay verlinkt. Meine Frage war eher, ob solche Taster irgendwelche besonderen Werte haben müssen, oder ob ich da einfach die verlinkten nehmen könnte?
Poetry2me
Inventar
#9 erstellt: 07. Dez 2020, 20:27
Keine besonderen Anforderungen, bis auf die Tiefe und Pinbelegung eben.

- Johannes
CarlM.
Inventar
#10 erstellt: 07. Dez 2020, 21:47
Falls Du keinen Taster im Handel bekommst, melde Dich per PN.
Ich kann ggf. von einer Schlachtplatine 2-3 Taster auslöten.

IMG_0001_(1600_x_1200)
the_reaper
Stammgast
#11 erstellt: 08. Dez 2020, 10:25
Danke für das Angebot CarlM.

Ich habe mir nun Ersatz bestellt. Sobald der Taster verbaut ist, werde ich mich wieder melden.
the_reaper
Stammgast
#12 erstellt: 09. Dez 2020, 15:57
Die Taster kamen heute bereits an und ich habe soeben den Taster für Standby ersetzt. Das Einschalten funktionierte jetzt beim Test wieder ohne Probleme, kein Vergleich zu vorher.
Der alte Taster hat auch im gedrückten Zustand noch einen Widerstand von mehreren Hundert Ohm, wenn man ihn nur kurz drücke zeigt das Multimeter bei einem Messbereich bis 2 k Ohm sogar OL an, beim neuen Schalter zeigt es da gleich 0 an. Das Problem war also wirklich nur dieser kleine Taster.
CarlM.
Inventar
#13 erstellt: 09. Dez 2020, 16:26
Hallo Michael,

da gratuliere ich doch zu dieser vermutlich ziemlich preiswerten Instandsetzung.

Grüße
Carl

the_reaper
Stammgast
#14 erstellt: 09. Dez 2020, 18:39
Danke Carl. :-) Das aufwendigste ist dabei eigentlich die Demontage der Front; der Taster selbst ist ja schnell ersetzt. Da jetzt eh alles zerlegt ist, werde ich mir noch neue LEDs für die Beleuchtung besorgen, die leuchten alle schön unterschiedlich stark, Spannung ist aber an allen gleich. Hat da jemand Tipps, wie hell solche LEDs sein sollten? Die gibt es ja gefühlt von kaum sichtbar bis totale Blendung. Die LEDs leuchten einfach durch kleine Löcher in der Frontplatte, die Helligkeit wird also durch keine Kunststoffelemente gedimmt.
CarlM.
Inventar
#15 erstellt: 09. Dez 2020, 19:25
Zunächst einmal solltest Du die Spannung messen und Dir ansehen, welche der eingebauten LED Dir am besten gefällt.
Und dann solltest Du gucken, ob nicht einzelne LED ein wenig schräg eingebaut sind. LED besitzen ja eine Linse mit einem bestimmten Öffnungswinkel.
Das ist dann ähnlich wie einem LED-Display, bei dem man nur bei frontaler Ansicht die maximale Helligkeit hat. Vielleicht leuchten sie ja ähnlich hell und sind nur nicht korrekt justiert ...

Wenn Du es analytisch angehen willst und tatsächlich neue LED einbauen willst, solltest Du die "beste" LED auslöten und z.B. mit einer Batterie (und ggf. Widerstand) betreiben. Dann könntest Du den Öffnungswinkel zumindest abschätzen.

Ansonsten wäre meine Empfehlung:
Mit den bekannten Parametern Durchmesser, Farbe (ggf. warm weiß), Spannung und Öffnungswinkel in den Angeboten der Händler gucken.
Bei den relativ günstigen Preisen dann 2 oder 3 verschiedene Typen auswählen und ausprobieren.
In gewissen (eher engen) Grenzen lässt sich auch durch Veränderung des Vorwiderstands die Helligkeit verändern - solange man die zulässige Stromstärke nicht übersteigt.
the_reaper
Stammgast
#16 erstellt: 09. Dez 2020, 19:39
Am Abstrahlungswinkel liegt es sehr wahrscheinlich nicht.

Ich werde einfach mal verschiedene bestellen und testen. Sobald ich fertig bin, werde ich mich mit dem Ergebnis hier nochmal melden.
Rabia_sorda
Inventar
#17 erstellt: 09. Dez 2020, 21:24
Glückwunsch zu deinem Reparatur-Erfolg!

Und noch viel Glück bei deiner LED-Findung.
Poetry2me
Inventar
#18 erstellt: 10. Dez 2020, 00:47
____GRATULATION____ zur gelungene Reparatur

Also doch kein Fehler in der Schutzschaltung. Da lag ich anfangs daneben, ich dacht sofort an "das Übliche".

Interessant, dass ein kleiner defekter Taster solche Nebenwirkungen haben kann.

Das starke Brummen des Trafos, welches besonders bei Verwendung des Tasters auftritt, muss wohl irgendwie durch schlechten Kontakt erklärt werden.

- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 10. Dez 2020, 00:50 bearbeitet]
the_reaper
Stammgast
#19 erstellt: 21. Dez 2020, 11:11
Noch ein kurzer Nachtrag zu den LEDs.
Ich hatte mir LEDs in drei verschiedenen Helligkeiten bestellt und getestet, drin bleiben durfte die dunkelste mit 250 mcd. Die mit 400 mcd oder gar 650 mcd waren mir deutlich zu grell.
Tatsächlich habe ich nur die für Power und Standby getauscht. Für Standby habe ich noch eine aus dem Fundus verbaut, die deutlich dunkler ist.
Mit dem funktionierenden Einschalter und der LED, die man jetzt nicht nur bei vollständiger Dunkelheit sehen kann, gefällt mir der Verstärker wieder richtig gut.
Unterm Strich eine Verbesserung für unter 1€, so sollte es immer sein.
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