Analoger UKW-Empfang wetterabhängig?

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Bustusmann
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 08. Nov 2015, 22:16
Ich stelle immer wieder fest, dass die Qualität des Empfangs von analogen UKW-Sendern stark schwankt. Grundsätzlich scheint sie bei wolkenlosem Hochdruckwetter schlechter zu sein als bei starker Bewölkung und Regenwetter. Doch gerade heute ist der (Stereo-)Empfang trotz des Kaiserwetters außergewöhnlich gut - kein Zwitschern, nur geringes Rauschen - und das bei wesentlich mehr Sendern als sonst.

Eine physikalische Erklärung habe ich dafür konkret nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es mit Reflexionen in atmosphärischen Schichten zu tun hat. Aber dieses Phänomen kennt man ja eigentlich nur bei niedrigeren Frequenzen, Kurzwelle abwärts.

Hintergrundinfo: Ich wohne zwischen Karlsruhe und Mannheim. Empfang über einen alten Marantz MR 230, der übrigens alle anderen Tuner in meinem Haushalt (Pioneer SX-690, Grundig T-3000-2, AKAI AT-2400) auf ihre Plätze verweist. Meist höre ich SWR 2, HR 2 oder DLF.

Kennt jemand diese Phänomene und hat eine schlüssige physikalische Erklärung dafür?
Radiowaves
Inventar
#2 erstellt: 08. Nov 2015, 23:33
Leider kann ich Dir da auch nicht viel weiterhelfen, da ich mich nie wirklich viel mit der technischen Seite der UKW-Ausbreitung beschäftigt habe. Ja, es gibt bestimmte Situationen mit extremer Ausbreitung, dann gehen lokal an einem Ort plötzlich Programme von "völlig woanders her", die aus dem Nichts auftauchen und Ortssenderstärke erreichen können. Das nennt man "Sporadic E", das sind geladene und damit die Funkwellen reflektierende E-Luftschichten (ca. 150 km hoch).

http://www.dl2lto.de/sc/TM_SPE_ausbtg.htm

Aber um so etwas ging es ja in Deinem aktuellen Fall eher nicht. Da ists wohl eher "Tropo", also troposphärische Überreichweite durch Inversionswetterlage. Hatten wir in den vergangenen Tagen teils massiv: oben warm, unten saukalt, Bodennebel, teils Bodenfrost und oben sonnig warm. Das ganze spielt sich deutlich tiefer ab als Sporadic E, die dabei aufgreifbaren Stationen liegen auch entsprechend näher. Vor wenigen Tagen war auch "krasses DAB-Wetter", da ging plötzlich Norwegen-DAB in NRW und wohl auch Mitteldeutschland. Da geht es um etwa 230 MHz, also nochmal mehr als doppelte Frequenz.

Der Wikipedia-Eintrag scheint recht fachmännisch geschrieben zu sein: https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cberreichweite

Wenn hier keine ergiebigen Antworten kommen sollten, frage doch bitte mal bei den Freaks. Die Truppe, die zum "Scannen" auch mal durch Dornenhecken auf nen Berg klettert, sollte was wissen: http://radioforum.foren.mysnip.de/list.php?12097 - da stehen auch die aktuellen Meldungen zum Thema.

Und hier sind die tropo-Vorhersagekarten von F5LEN aus Frankreich: http://tropo.f5len.org/forecasts-for-europe/
Die liest man (habe ich mir erst letzte Woche erklären lassen) so: die als gut markeirten zusammenhängende Bereiche darf man sich wie Regionen besserer "Funkwellenleitung" vorstellen. Wenn also rot-orange von Dänemark bis Mannheim reicht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, ausgeprägte Nordempfänge zu erhaschen. Oder halt, wenn mans anders sieht, starke Störungen durch Stationen im Norden, die man sonst nicht bekommt.


[Beitrag von Radiowaves am 08. Nov 2015, 23:43 bearbeitet]
Bollze
Inventar
#3 erstellt: 09. Nov 2015, 13:57
In den letzen Wochen, mit den stabilen Hoch, gabs gute Vorraussetzung für Tropo.
Ich konnte einige Überreichweiten feststellen, auch die typischen Störungen im Radio waren zu hören. DVB-T kam zeitweise von Berlin ( ca. 160km), mit einer völlig deplazierten und schrottigen Antenne. UKW, ebenfalls von Berlin, lag zeitweise pegelmässig fast auf Ortssenderniveau. Diese sind aber kaum noch hörbar, weil sich diese Sender gegen Frequenzen aus Polen, Tschechien und Deutschland durchsetzen müssen. (bin Bewohner des ehemalige Tals der Ahnungslosen) Das Sendernetz hat sich in den letzen jahren explosionsartig vergrössert. Ein gewaltigen Schub gab es aus den Ostblock, die seit ca. 1990 oder später auf unseres Frequenzband umsiedeln. UKW- Empfang wird dadurch bei Überreichweiten immer öfters zunehmend merklich gestört, zumindestens der Stereoempfang. Auf den Stereo kann ich aber gern verzichten, seit dem der Sound durch den Optimod verschlimmbessert wird. Und durch immer neuere Generationen/Weiterentwicklungen des Optimods, ehern schlimmer als besser wird, leidet auch die räunliche Wiedergabe bei Stereo, klingt dann irgendwie ausserirdisch. Nur als Nebenbeidudelfunk zu gebrauchen.
Ich wette, wenn man alle Sender auf einmal nur in Mono senden wurden, bekommt das ein Grossteil der Hörer eh nicht mit und falls doch, stört es nur die wenigsten.

Bollze


[Beitrag von Bollze am 09. Nov 2015, 14:19 bearbeitet]
Bustusmann
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 09. Nov 2015, 22:41
Vielen Dank für eure ausführlichen Kommentare und die Info-Links dazu. Damit werde ich mich mal am nächsten Wochenende eingehender beschäftigen.
8Quibhirfd8
Stammgast
#5 erstellt: 10. Nov 2015, 01:47

Ich wette, wenn man alle Sender auf einmal nur in Mono senden wurden, bekommt das ein Grossteil der Hörer eh nicht mit und falls doch, stört es nur die wenigsten.


The Mavericks haben ihr neuestes Album komplett in Mono abgemischt, die wissen wohl warum . Das heißt auch so, Mono.

In der Tat wäre es früher unvorstellbar gewesen, jemals so eine schlechte Qualität über Rundfunk zu senden. Einen Klangsckock bekommt man, wenn man von einer AC3 Tonspur vom TV auf eine MP2 Spur von Rundfunk geht, plus den dazugeschalteten Optimod. Dabei war das früher mal andersrum, da war der analoge UKW-Rundfunk aus technischen Gründen deutlich besser als der analoge TV-Ton. Was waren das noch für Zeiten, als jeden Mittwoch das große Wunschkonzert auf SWR 1 lief. Das war klanglich besser als von jeder Schallplatte, und danach nie mehr erreicht, und vom heutigen Rundfunk Welten entfernt.

Im Zuge der Digitalisierung wurde dann der TV-Ton aufgewertet, während der Rundfunkton auf der Strecke blieb. Dabei könnte man auch dies mit einfachen und "billigen" Mitteln besser machen. Doch dann kann es wieder zu gut klingen, was einigen "Machern" ein Dorn im Auge ist. Man darf es nicht zu laut sagen, wenn etwas zu gut klingt. Das es besser geht zeigen unsere südliche Nachbarn. U1 Tirol z.B. sendet in besserer Qualität (wahrscheinlich auch ohne Optimod) als jeder öffentlich/rechtliche deutsche Rundfunksender im MP2 Format. Und das, obwohl U1 Tirol nur mit 160 Kbs sendet.

Schade das TV und Rundfunkgebühren nicht gesplittet sind :D.


[Beitrag von 8Quibhirfd8 am 10. Nov 2015, 01:52 bearbeitet]
Radiowaves
Inventar
#6 erstellt: 10. Nov 2015, 10:42

8Quibhirfd8 (Beitrag #5) schrieb:
während der Rundfunkton auf der Strecke blieb. Dabei könnte man auch dies mit einfachen und "billigen" Mitteln besser machen. Doch dann kann es wieder zu gut klingen, was einigen "Machern" ein Dorn im Auge ist.

Die ARD-Hörfunkbetriebsleiter haben sich darauf "geeinigt", den selbst für UKW völlig unnötig plattkomprimierten, rotzig verzerrten, völlig krank klingenden Optimod-Schweinesound auf alle Verbreitungswege zu geben, also auch auf die digitalen Wege, auch auf den, der nur stationär gehört werden kann (DVB-S/C). Anfragen dazu von außen werden abgeblockt, Anfragen aus der ARD selbst werden abgewehrt ("geht Sie gar nichts an!").

Da Techniker normalerweise stolz darauf sind, ein hochqualitatives Produkt abzuliefern, ist sehr davon auszugehen, daß hier die Intendanzen / Hörfunkdirektionen als treibende Kraft dahinterstecken - also letztlich die gleichen Personen, die auch Orchester auflösen, den Kulturwellen das Budget kürzen, um das Geld den Popwellen zu geben, die Nachrichten durch O-Ton-Gesabbel ersetzen, die UKW-Frequenzketten von Kultur nach Unterhaltung umschichten etc. Also kurz: die Feinde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, denen man die Leitung, also die Hinrichtung dieser Einrichtungen übertragen hat.


8Quibhirfd8 (Beitrag #5) schrieb:
Man darf es nicht zu laut sagen, wenn etwas zu gut klingt.

Stimmt! Der SR klingt (klang?) noch sauber auf DVB, intern wird der Druck auf die Technik, das auch zu ändern, jedoch immer größer.

Eine perverse Rundfunkwelt, die wir da finanzieren. Aber sie paßt perfekt zur gesamten Gesellschaft. Ich habe meine Brötchen nicht beim Rundfunk verdient (würde ich unter heutigen Gegebenheiten auch nicht machen wollen), aber ich kann es aus anderer Branche bestätigen: Entscheidungen des Managements dienen selten der qualitativen Verbesserung des Produktes oder anderen sinnvollen Kriterien. Sie dienen häufig ausschließlich der Profilierung des "Entscheiders". Und die ihm Untergebenen sagen dann hinter vorgehaltener Hand "hoffentlich wird er bald befördert und wir sind ihn los". Genau den gleichen Satz, nur mit "sie" statt "ihn", hörte ich mal von einem langjährigen ARD-Sprecher über eine Wellenchefin. Vor einem Jahr hörte ich dann " ich habe bald Vorruhestand, hurra!". Und dieser Mann hat leidenschaftlich für den Hörfunk gelebt. Aber nicht für den, den wir heute haben.


[Beitrag von Radiowaves am 10. Nov 2015, 10:43 bearbeitet]
fotoralf
Inventar
#7 erstellt: 10. Nov 2015, 22:15

Radiowaves (Beitrag #6) schrieb:
Also kurz: die Feinde des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, denen man die Leitung, also die Hinrichtung dieser Einrichtungen übertragen hat.


Seit letzter Woche ist gewerbsmäßige Sterbehilfe doch untersagt. Vielleicht kriegen wir sie damit...

Ralf
Radiowaves
Inventar
#8 erstellt: 11. Nov 2015, 13:48
Gute Idee, das sollten wir weiterverfolgen.


[Beitrag von Radiowaves am 12. Nov 2015, 01:13 bearbeitet]
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