Tonarmlift bei Wega Concept 51k einstellen bzw. austauschen

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DocMarten
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 09. Mai 2017, 11:37
Guten Tag,
ich stecke mitten in der Restaurierung einer Wega Concept 51k-Pultanlage (die, die im MoMa steht). Beim Plattenspieler habe ich einen kleinen "Schönheitsfehler": Die Tonarmlift-Funktion senkt den Tonarm zu schnell ab und hebt ihn zu schnell an. Nicht so, dass er wirklich hart auf die Platte knallen würde, aber eben doch zu schnell. Da ich eine zweite Wega als Teilespender daneben stehen habe, konnte ich verifizieren, dass der Lift bei dieser in der gefühlt-gewohnten Geschwindigkeit funktioniert. Ich könnte also das zu schnelle Lift-Modul gegen dieses tauschen - oder aber man kann daran etwas einstellen. Im Service Manual (https://www.hifiengine.com/manual_library/wega/concept-51k.shtml) steht zum Thema Tonarmlift leider nichts.
Vom entsprechenden Druckschalter geht so ein blauer "Flachband-Bowdenzug" (der hintere im Bild) weg, verschwindet aber leider unsichtbar zwischen den Innereien des Spielers. Es dürfte sich dabei um Sony-Technik handeln:

IMG_8453

Ich scheue etwas davor zurück, ohne weiteres Wissen die komplette Plattenspielermechanik zu zerlegen und dabei eventuell alle möglichen Einstellungen zu verstellen. Ich habe nämlich die Hoffnung, auch das "Schlachtobjekt" wieder in einen verwendbaren Zustand zu bringen.
Habt Ihr Tipps, ob (wie) man die Liftfunktion einstellen kann und wenn nicht, was beim Aus-/Einbau für einen Tausch zu beachten ist?
Vielen Dank & viele Grüße
Martin
Wuhduh
Gesperrt
#2 erstellt: 09. Mai 2017, 20:59
Nabend, Martin !

Na, das ist ja einmal was anderes, so ein Flachbowdenzug fürn Lift !

Soweit ich es dem Bild als Vollbild dargestellt entnehmen kann, haben die eigentlichen Schalter im Inneren eine Schmierung für die Führungsschiene + Spiralfeder + schwarzer Stift. Das ist die gelbliche Pampe, deren zarte Reste man erst mit der Digicam so richtig sieht.

Ich weiß nicht, inwieweit der schwarze Stift nach oben als Stift des Tonarmliftes konstruktiv weitergeführt wird, weil die Profil-Blechschiene die Sicht versperrt.

Ich würde erst einmal nichts demontieren, sondern gucken, ob man nicht mit dickerem Schmierfett oder sogar mit dem klassischen Silikonöl mit 500.000er Viskosität die Liftgeschwindigkeit bremsen kann. Oberhalb der Blechschiene könnte es so aussehen wie bei den üblichen Liftkonstruktionen.

Wenn Du optimistisch dort drinnen Schmierfett bzw. Silikonöl aufbringen willst, dann denke bitte bei der Dosierung dran, daß grundsätzlich die Rastfunktion (?) des Schalters nicht behindert werden darf.

MfG,
Erik
DocMarten
Ist häufiger hier
#3 erstellt: 09. Mai 2017, 22:27
Grüß Dich Erik,
danke für Deine Analyse. Ich bin momentan leider nicht in der Nähe der "Baustelle", aber ich meine mich zu erinnern, dass der Bowdenzug 1:1 das Drücken bzw. Entriegeln des Lift-Schalters weiterleitet, also ohne Dämpfung am Schalter. Der Schalter rastet beim Durchdrücken ein, wenn man ihn dagegen ganz langsam runterdrückt oder hochkommen lässt, bewegt sich der Tonarm analog. Das würde wohl bedeuten, dass die Dämpfung für das Absenken/Anheben am anderen Ende, in den unsichtbaren Innereien stattfinden müsste?
Was ich noch nicht erwähnt habe: das etwas harsche Auf- und Absetzen passiert nicht nur beim Betätigen der Lift-Taste, sondern auch beim automatischen Starten, d.h dem Drücken der Taste, die den Teller anwirft, den Tonarm über die Startrille bewegt und dann absenkt. Ditto beim Auto-Stoppen.
Daher vermute ich, dass Lift und Auto-Start/Stop denselben Absenk-/Aufsetzmechanismus im verborgenen Inneren triggern, und der evtl. entrummst werden müsste?
Wie seht Ihr das?
Grüße
Martin
DocMarten
Ist häufiger hier
#4 erstellt: 10. Mai 2017, 12:38

DocMarten (Beitrag #3) schrieb:
Ich meine mich zu erinnern, dass der Bowdenzug 1:1 das Drücken bzw. Entriegeln des Lift-Schalters weiterleitet, also ohne Dämpfung am Schalter.

Ich habe das gerade noch einmal verifiziert: Es ist so, der Bowdenzug gibt die Schalterbewegung 1:1 weiter (s. oben), daher dürfte das Nachfetten am Schalter wenig bringen.

Ich habe leider k.A., wie das bei diesem Gerät gedämpft wird. Wenn ich mir im selben Gerät den Mechanismus zur Dämpfung beim Öffnen des Kassettenfachdeckels anschaue, dann muss man wohl mit allem rechnen: Dort dreht sich beim Öffnen ein beim Schließen des Deckels "aufgezogenes" Windrädchen, was die nötige Dämpfung durch den Luftwiderstand (?) erzeugt...
akem
Inventar
#5 erstellt: 10. Mai 2017, 18:28
Nicht nachfetten - Silikonöl rein mit ner Viskosität von 300.000 bis 1.000.000. Das ist eine extrem zähe Pampe, die die Bewegung bremst. Viele andere Hersteller haben das im Prinzip auch nicht anders gemacht, z.B. Thorens oder Dual. Auch die haben nur die Bewegung eines geraden Bolzens in einer Hülse per Silikonöl gedämpft und auch das Prinzip moderner Lifte ist meist nicht anders (wenn auch der Aufbau im Detail oft etwas komplexer ist).

Gruß
Andreas
DocMarten
Ist häufiger hier
#6 erstellt: 11. Mai 2017, 11:16
Hi Andreas,
Ich habe es glaube ich nicht verständlich beschrieben. Ich habe das Ganze ja an meinem Ausschlachtgerät ausprobiert, bei dem der Tonarmlift perfekt funktioniert. Und da wird der Druck auf den Schalter 1:1 und ungedämpft auf den Bowdenzug übertragen. D.h. drücke ich den Schalter z.B. 2 mm nach unten, bewegt sich auch das Flachband 2 mm, ohne irgendwelche Verzögerung. Trotzdem senkt und hebt sich der Tonarm ganz sanft. D.h. für mich, dass die Dämpfung am anderen Ende des Bowdenzugs stattfinden muss, oder?
Hier noch mal ein Bild "von unten" (es ist der untere der drei Züge):

IMG_8463

Und so sieht aus der Nähe das andere Ende bei den beiden anderen Zügen aus (Ganz oben: Start/Stop, darunter Repeat)

IMG_8464
8erberg
Inventar
#7 erstellt: 11. Mai 2017, 11:43
Hallo,

die Dämpferwirkung kommt eben durchs extrem hoch viskose Silikonöl, das wird sich verpieselt haben oder wurde durch Fremdkörper o.ä. versaut.


Peter
DocMarten
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 11. Mai 2017, 11:45
Das vermute ich ja auch. Nur (um damit auf die Eingangsfrage zurückzukommen): Wo sitzt die Dämpfungseinheit bzw. muss/sollte ich dazu die gesamte Mechanik auseinandernehmen? Der Bowdenzug verschwindet ja "unsichtbar" zwischen den Mechanikteilen.
Grüße
Martin
8erberg
Inventar
#9 erstellt: 11. Mai 2017, 12:02
Hallo,

dann gugg mal auf die Oberseite wie die Liftbank bewegt wird, genau darunter wird der "Kolben" sitzen.

Peter
DocMarten
Ist häufiger hier
#10 erstellt: 11. Mai 2017, 17:30
Werde ich machen, aber derzeit muss das Teil noch ruhen, wegen meines Aceton-Klebeversuchs...
DocMarten
Ist häufiger hier
#11 erstellt: 11. Mai 2017, 18:43
Denkfehler, Acetonklebung war ja im Unterteil, so dass ich doch nachsehen konnte. So sieht die Gegend aus:

IMG_8491

Seitlich am Sockel des Lifts ist ein zylindrischer Stutzen mit einer seitlichen, runden Öffnung:

IMG_8486

Imbus-, Kreuzschlitz- oder Schlitz-Vertiefungen konnte ich nicht "ertasten". Könnte das der "Einfüllstutzen" für das Silikonöl sein? Falls ja: Wie presst man das hinein? Habe gesehen, dass dieses Öl (allerdings immer ausdrücklich für Dual, was mir zu denken gibt, denn Wega hatte vor der Übernahme durch Sony m.W. Immer Dual-Plattenspieler verbaut) in Injektionsspritzen verkauft wird - einfach reinstechen und drücken? Oder muss man zuvor das alte Öl ablassen (wie?)
Wuhduh
Gesperrt
#12 erstellt: 11. Mai 2017, 23:54
Nabend !

Höchstwahrscheinlich wird mit der Schraube die Liftbank ( das Teil mit der Gummilippe obendrauf ) an dem Bolzen - auch u. U. Schubstange genannt - fixiert. Es gibt unterschiedliche Konstruktionen. Auch mit Madenschraube.

Es gibt leider im Ggs. zur KFZ-Technik keine Ölablaßschraube, weil das Silikonöl von seiner Konsistenz her immer pastöser wird, je höher der Viskositätswert ist. 500.000 ist schon richtig dicke Pampe, die man fast schon abpopeln muß, aber zumindest mit einem mittelharten, feinborstigen Pinsel aufnehmen und somit entfernen kann. Derartige Pinsel haben cremeweiße Borsten und man kann sie u. a. im Hobbymalereibedarf oder als Billig-Sortiment in einem Baumarkt kaufen.

Die pastöse Konsistenz verhindert ein Verlaufen und Abtropfen des " Öles ".

Ich würde erst einmal so einen Versuch starten:

1. Von unten in der Schaltermechanik den schwarzen Bolzen und die Spiralfeder weitgehendst säubern.
2. Mit einem Zahnstocher o. ä. spitzem Objekt gleichmäßig zwischen Bolzen und Spiralfeder etwas Silikonöl auftragen und verteilen.
3. Die Liftmechanik betätigen und beobachten, ob die Bewegung verlangsamt wird.

MfG,
Erik
DocMarten
Ist häufiger hier
#13 erstellt: 12. Mai 2017, 14:56
Hi Erik,
bin nicht sicher, ob der Bolzen eine Schraube ist/enthält, es ließ sich zumindest nichts mit dem Uhrmacherwerkzeug ertasten, und richtig reinschauen bzw. -fotografieren geht im eingebauten Zustand schlecht. Sieht eher aus wie eine Art Ventil.
Aber da ich die ganze Chose ja dann wohl eh kpl. zerlegen muss, werde ich das noch herausfinden
Bin jetzt aber erst einmal 14 Tage verreist.
Grüße
Martin
DocMarten
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 29. Mai 2017, 10:47
So, nachdem mir noch eine weitere Unregelmäßigkeit an der "Nehmer-Wega" im direkten Vergleich zur "Spender-Wega" aufgefallen war - dass man nämlich den Start-Knopf länger drücken musste, damit Teller und Arm am Laufen blieben - habe ich nun erst einmal die kompletten Plattenspielereinheiten gegeneinander getauscht, was dank dem modularen Aufbau der Concept ein Kinderspiel war.
Wenn ich mich dann einmal an die Restaurierung der "Geber-Wega" mache, melde ich mich sicher wieder...
Vielen Dank & viele Grüße
Martin
Wuhduh
Gesperrt
#15 erstellt: 29. Mai 2017, 23:04
Nabend !

Saggisch doch: Schlachtefest rules !

MfG,
Erik
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