Quasisymmetrischer Phonoeingang

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holger63
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 25. Jul 2021, 11:18
Hallo Leute..

Es gibt ja diese quasisymmetrischen Phonoeingänge.. nur tatsächlich gesehen habe ich noch keinen.
Wie wird das umgesetzt, welcher Verstärker hat sowas?
Weiss da jemand genaueres?

Gruß
Holger
akem
Inventar
#2 erstellt: 25. Jul 2021, 12:28
Welche Verstärker sowas haben weiß ich nicht. Läßt sich aber theoretisch relativ leicht herausmessen, ob der vorliegende Verstärker sowas hat: einfach mit dem Multimeter auf Durchgang zwischen Erdungsanschluß und Außenring der Cinchbuchse messen. Hat man da wenige Ohm, dann ist es ein unsymmetrischer Eingang. Hat man mehrere hundert Ohm aufwärts, handelt es sich höchstwahrscheinlich um einen quasisymmetrischen Eingang.

Schaltungstechnisch ist der Unterschied relativ einfach:
- Bei einem unsymmetrischen Eingan geht der "heiße" Leiter auf den invertierenden Eingang des Operationsverstärkers. Der nicht-invertierende Eingang wird direkt auf Masse gelegt.
- Bei einem quasisymmetrischen Eingang hat man elektrisch mehr ider weniger einen symmetrischen Eingang. Das bedeutet, daß der heiße Leiter in den einen Eingang des Operationsverstärkers geht und der kalte Leiter in den anderen Eingang. Der DC-Bezug, den jeder Operationsverstärkereingang braucht, wird dann über einen Widerstand zur Masse hergestellt (der darf auch ruhig ziemlich hochohmig sein).
Das "quasi" kommt nur daher, daß man eben keine XLR-Buchse hat sondern nur eine Cinchbuchse, welche keine echte Symmetrie zuläßt. Symmetrische Signalführung bedeutet ja, daß das Signal keinen echten Massebezug haben muß und daß sowohl HOT als auch COLD den gleichen Kabelweg haben müssen (gleiche Impedanzverhältnisse, räumlich eng beieinander). Daher funktioniert ein Koaxkabel an der Stelle nicht, man braucht ein symm. Kabel mit zwei (meist verdrillten) Innenleitern in einem gemeinsamen Schirm. Nimmt man ein Koaxkabel, funktioniert die Signalübertragung natürlich trotzdem, der mögliche Vorteil der symm. Übertragung (höhere Störungsresistenz) fällt aber dann weg. Im Heimbereich kann man damit in der Regel leben, weswegen sich Cinch ja überhaupt erst durchsetzen konnte. Sobald man aber eine etwas "verseuchte" Umgebung hat (und die hat man heute im Gegensatz zu den 60er oder 70er Jahren ganz schnell mal, Stichworte Mobilfunk, WLAN, Dimmer, Schaltnetzteile...), kann es schon zu Störungen kommen...

Gruß
Andreas
holger63
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 25. Jul 2021, 12:45
Ok, das wäre soweit klar, mit OPs natürlich so umsetzbar.. An die habe ich gar nicht gedacht, ich habe eher ältere Geräte mit diskretem Aufbau, und auch mein Aikido ist zwar neu, aber natürlich auch diskret.

Dann ist also ein quasisymmetrischer Eingang doch ein symmetrischer? Nur über Cinchbuchse statt XLR?
Dafür wäre ein Kabel mit 2 Leitern und extra herausgeführtem Schirm nötig, was es m. W. nicht gibt.
Dann wäre das ganze aber ziemlich sinnlos?
Ausser man macht sich so ein Kabel selber, was ja aber ein Anbieter eines entsprechenden Verstärkers so nicht voraussetzen kann..
holger63
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 25. Jul 2021, 12:50
Es gibt allerdings zweiadrige Kabel ganz ohne Schirm, das müsste man dann wohl mal testen.
Gurkenhals
Inventar
#5 erstellt: 25. Jul 2021, 16:26
Tach Holger,


holger63 (Beitrag #3) schrieb:

Dafür wäre ein Kabel mit 2 Leitern und extra herausgeführtem Schirm nötig, was es m. W. nicht gibt.


Dat gibbet sehr wohl. Wäre ja schlümm, wenn es sowas nicht gäbe.

Hier mal meine Vorschläge:
Z.B. das Sommer SC-Albedo oder das Sommer SC-Binary234 sind u.a. (Mikrofonkabel) genau für diesen Zweck (sym. Kabel) sehr gut geeignet.
Und, beide doppelt geschirmt.

Sommer_cable_sym

Allerdings beide leider ziemliche Hochfaräder ( Ader-Ader ~100pF/m, Ader-Schirm ~180pF/m)...




Gruß,

Ulf


[Beitrag von Gurkenhals am 25. Jul 2021, 16:31 bearbeitet]
srabu
Stammgast
#6 erstellt: 25. Jul 2021, 16:41
Ich nutze zwischen Dreher und PPA ein Sommer Quantum Highflex Multipair 2 mit 45 pF Ader/Ader, 90 pF Ader/Schirm.
Kostet mit 2€ pro Meter auch nicht die Welt und lag noch in meiner Recycling-Kiste, wurde ursprünglich für eine längere AES/EBU Strecke angeschafft.
Daran hängt ein 5 Pol XLR Stecker zum PPA.

srabu-Kabel_zum_PPA


[Beitrag von srabu am 25. Jul 2021, 16:46 bearbeitet]
holger63
Hat sich gelöscht
#7 erstellt: 25. Jul 2021, 16:45
Hi Ulf,

diese Kabel kenne ich, aber ich meinte fertig konfektionierte.
Ich mache ja eh selber Kabel, da ist das ja kein Problem, aber sowas fertig zu kaufen? Hab ich noch nicht gesehen.
akem
Inventar
#8 erstellt: 25. Jul 2021, 17:08

holger63 (Beitrag #4) schrieb:
Es gibt allerdings zweiadrige Kabel ganz ohne Schirm, das müsste man dann wohl mal testen.

Bei Betrieb eines MC-Tonabnehmers würde das tatsächlich mit hoher Wahrscheinlichkeit funktionieren. Da ist die Kette recht niederohmig und das dämpft zusätzlich etwaige induzierte Störungen. Bei MM und MI wäre das zu versuchen, kann aber auch schiefgehen.

Als käufliche Lösung würde mir da SME einfallen. Ich kann mich erinnern, daß beim 312 ein Kabel mit 3 Erdungsleitungen dabei war und zwei davon kamen aus den Cinch-Steckern. Und ich glaube eher nicht, daß der Händler das so gebaut hat.

Gruß
Andreas
Gurkenhals
Inventar
#9 erstellt: 25. Jul 2021, 17:09
Tach,


holger63 (Beitrag #7) schrieb:
Hi Ulf,

diese Kabel kenne ich, aber ich meinte fertig konfektionierte.
Ich mache ja eh selber Kabel, da ist das ja kein Problem, aber sowas fertig zu kaufen? Hab ich noch nicht gesehen.


Aaahh, jetzt weiß ich, wonach du suchst. Da habe ich vor längerer Zeit auch schon mal geforscht und wurde ebenso wenig fündig.

So in etwa meintest du wohl:

RCA - XLR-phono_extra_shield <- separat herausgeführter Schirm.

Da hilft wirklich nur selber machen.




Gruß,

Ulf
srabu
Stammgast
#10 erstellt: 25. Jul 2021, 17:28
Bei mir stand das so in der Anleitung des Phono-Pre:

srabu_PPA-Anschluss

…und genau so habe ich es angeschlossen.
Fertig konfektioniert wäre eh schwierig gewesen, da ich die Kabel im Dreher angelötet (und natürlich mit Zugentlastung versehen) habe
Gurkenhals
Inventar
#11 erstellt: 25. Jul 2021, 18:06
Tach,

srabu (Beitrag #10) schrieb:

…und genau so habe ich es angeschlossen.


Wenn der Hersteller dies so genau beschreibt, geht das schon in Ordnung, will ich meinen.

Ansonsten empfehle ich das Studium dieser Lektüre.
Darin sind so ziemlich alle Anschlußarten recht gut beschrieben. Ein kurzer Abschnitt widmet sich auch dem quasi- oder pseudosymmetrischen Anschluß.

Interconnection_RCA-XLR_US_1


Allerdings weise ich darauf hin, daß dieses Blattl amerikanischen Ursprunges ist, da, soweit ich mich erinnere, in Europa die Pins 2/3 vertauscht sind.

Dazu sollte man sich über den internen Anschluß seines Verstärkers informieren.

Achja, ein Kabel mit sep. Masseleitung habe ich dann doch noch gefunden....aber der Preis?
Nee, dann lieber DIY.

Hier geht's zur Website.





Gruß,

Ulf
holger63
Hat sich gelöscht
#12 erstellt: 25. Jul 2021, 19:03
@srabu
Das ist ja auch ein symmetrischer Stecker.. 😉

Also ein symmetrischer Anschluß für vermutlich symmetrische Verarbeitung.

Was ich immer noch suche, wäre ein Beispiel für einen quasisymmetrischen Anschluß, also mit Cinchbuchsen.
Irgendwie kann ich mir mittlerweile gar nicht mehr vorstellen, dass es sowas gibt.
holger63
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 25. Jul 2021, 19:05
@Ulf

Wenn man sich einen TA von Phasemation zulegt, relativiert sich der Kabelpreis 😁
srabu
Stammgast
#14 erstellt: 25. Jul 2021, 19:11

Gurkenhals (Beitrag #11) schrieb:
[…] Allerdings weise ich darauf hin, daß dieses Blattl amerikanischen Ursprunges ist, da, soweit ich mich erinnere, in Europa die Pins 2/3 vertauscht sind. […]

Danke für die Infos Ulf
Ich kann dich da beruhigen: Auf beiden Seiten des großen Teiches gilt bei XLR3 Audio:
1 Ground
2 Hot (Signal +, Rot)
3 Cold (Signal -, Schwarz)
srabu
Stammgast
#15 erstellt: 25. Jul 2021, 19:23

holger63 (Beitrag #12) schrieb:
[…] Das ist ja auch ein symmetrischer Stecker.. 😉
Also ein symmetrischer Anschluß für vermutlich symmetrische Verarbeitung.

Genau so ist es Holger. Ist auch nur ein Audio-Kabel vom Dreher zum Phono-Pre.


holger63 (Beitrag #12) schrieb:
[…] Was ich immer noch suche, wäre ein Beispiel für einen quasisymmetrischen Anschluß, also mit Cinchbuchsen.
Irgendwie kann ich mir mittlerweile gar nicht mehr vorstellen, dass es sowas gibt.

Das stelle ich mir auch schwierig vor und bin nicht ganz sicher, ob ich verstehe, was du mit "quasisymmetrisch" meinst. Die Adern in den beiden Cinch-Kabeln sollten idealer Weise verdrillt sein und drumherum ne Sackschirmung, welche am Phono-Pre auf Masse liegt. Ganz ähnlich wie im Tonarm. Andreas hat das in der ersten Antwort gut beschrieben, finde ich.

EDITh sagt: …und im Dreher sollten dann die Cinch-Kabel lediglich mit den Kabeln des Tonabnehmers verbunden sein - _keine_ Verbindung mit Masse.


[Beitrag von srabu am 25. Jul 2021, 19:44 bearbeitet]
holger63
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 25. Jul 2021, 20:35
Es geht mir nicht um die Kabel. Wie Kabel aufgebaut sind weiß ich..
Es geht darum, dass es immer mal wieder heisst, es gibt quasisymmetrische Anschlüsse an Verstärkern. Bisher hat sich nur ergeben, dass es eben symmetrische Anschlüsse sind.
Wo ist nun so ein Verstärker? Also mit symmetrischer Signalverarbeitung und Cinchbuchsen.
Burkie
Inventar
#17 erstellt: 28. Jul 2021, 20:33

Gurkenhals (Beitrag #11) schrieb:
Ansonsten empfehle ich das Studium dieser Lektüre.


Danke, Ulf.
Eine gleichsam lehrreiche wie auch kurzweilige Lektüre.
Fein.

Grüße
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