Kaufberatung Tuner.

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Kong2
Inventar
#1 erstellt: 17. Feb 2015, 13:57
Ich habe eine ziemlich hochwertige Anlage und überlege mir einen neuen Tuner zu kaufen. Da ich irgendwie meinen Hang zu Vintagekram entdeckt habe, denke ich über einen alten Klassiker nach. Hänge bei Kabel-BW am Breitbandkabel. Nutze aktuelle einen Marantz 2100 Tuner und habe noch irgendwo einen Marantz ST6000 Tuner rumstehen.

Bringt mir der Umstieg auf einen Aiwa 9700 oder einen Revox 261 was oder spare ich mir lieber die Knete und kaufe unter klanglichen Aspekten lieber einen W-Lan Tuner? Und wenn ja. welchen?

Danke und Gruß

Udo
fotoralf
Inventar
#2 erstellt: 17. Feb 2015, 14:28
Deine Frage ist nicht einfach zu beantworten, da sie gleich mehrere Variable beinhaltet. Zum einen ist da die Qualität dessen, was Dein Kabelbetreiber auf UKW einspeist. Woher nimmt er das Signal? UKW, Satellit...?

Bei guter Qualität könnte mit einem besseren Tuner klanglich vielleicht noch etwas zu holen sein. Ob man das wirklich hört, kannst Du nur selbst entscheiden. Da beim Betrieb am Kabel die Empfangsleistung eines Tuners (Empfindlichkeit, Großsignalverhalten, Trennschärfe) keine Rolle spielt, würde ich keine Wunder erwarten.

Beim Webradio ist vieles im Fluss. Zum aktuellen Zeitpunkt ist die Qualität in der Regel noch nicht so gut, wie bei gutem UKW-Empfang. Das Angebot an WLAN-Tunern für die Hifi-Anlage ist sehr überschaubar. Bei mir läuft ein iPdio von dnt, hauptsächlich für die Sender, die auf anderen Wegen - also UKW oder Satellit - nicht empfangbar sind. Die klanglichen Qualitäten sind hier ohne Belang, da er mit dem optischen Ausgang an einem Receiver mit anerkannt gutem D/A-Wandler hängt.

Wenn Du sowieso am Kabel hängst, solltest Du eher DVB-C in Betracht ziehen, also Digitalempfang über das Kabelnetz. Die meisten Kabelbetreiber speisen neben dem digitalen Fernsehen auch die entsprechenden Hörfunkprogramme digital ein, meist sogar deutlich mehr als per UKW.

Ralf
Radiowaves
Inventar
#3 erstellt: 17. Feb 2015, 14:39
Unter rein klanglichen Aspekten, wenn es ohne wohlige Verklärung "analoger Kollateralschäden" zugeht, empfehle ich den Radioempfang via DVB-C. Zumindest, solange es um die öffentlich-rechtlichen geht. Die sollten bei Kabel BW noch immer mit 320 kbps MP2 angeboten werden, einige Kulturwellen (BR Klassik, SWR 2, WDR 3, hr 2, MDR Figaro, zeitweise NDR Kultur) auch in 448 kbps AC3, was nochmal sauberer ist und zuweilen sogar echte 5.1-Produktionen überträgt. Nebeneffekt weiterhin: bei BR Klassik, SWR 2, hr 2 und MDR Figaro ist die AC3-Spur separat abgezweigt vor dem UKW-Processing und kommt deshalb in vollem Frequenzgang (20 kHz statt ca. 16 kHz) und vor allem ohne UKW-Peak-Limiting und ohne Dynamikkompression. Näher am Mischpultausgang des jeweiligen Programms ist man mit keinem anderen Verbreitungsweg.

Dazu kommen DLF und D-Kultur sowie D-Wissen, alle 3 in 256 kbps MP2, D-Kultur eventuell zusätzlich in 448 kbps AC3 (unklar, ob das bei KBW mit reingenommen wird), dieser AC3-Stream ist leider im Stereomodus verkackt und künstlich auf schwachsinnige Surroundeffekte aufgeblasen. Der Witz ist: terrestrisches UKW wird bei D-Kultur nur mit 192 kbps MP2 zugeführt, ist also digital verhunzt und hat auf UKW mehr Artefakte als auf DVB (256 kbps) - zusätzlich zu den systembedingten Grenzen der UKW-Übertragung.

Weiterhin ist bei KBW soweit mir bekannt eine auch im UKW-Bereich digitale Netzstruktur im Einsatz. Ortsübliche UKW-Empfänge werden in den einzelnen Regionen digitalisiert (!) und in das KBW-Playoutcenter übertragen. Dort erfolgt die Rücksendung in die einzelnen Regionen und die Reanalogisierung. Welche Bitraten dabei zum Einsatz kommen, ist mir nicht bekannt. Aber da kann man auch gleich zum digitalen Original greifen und auf UKW-Begleiteffekte (erhöhte Verzerrungen, verringerte Kanaltrennung, Rauschen) verzichten. Das Kabel-UKW ist damit Signal zweiter oder dritter Wahl. Und es hat - genau wie DVB-C - eine Verzögerung, so daß ein Wohnzimmerradio nicht parallel einem terrestrisch empfangenden Küchenradio laufen kann, ohne daß man dazwischen die Krise bekommt.

Belegung und Programmangebot:
http://www.unitymedi...w-digital-radio.html

Neben ARD und D-Radio sind noch einige Private digital frei und auch z.B. Ö1 vom ORF, ebenfalls eine hochwertige Kulturwelle - sowie FM4. Vom SRF ist noch SRF 2 dabei. Das lohnt mehr als anderswo, KBW hat gutes Angebot!

Empfang der unverschlüsselten Programme mit jedem DVB-C-Empfänger. Wenn ein Receiver fürs TV vorhanden ist, einfach via Cinch an die Stereoanlage anschließen. Wenn der Empfänger im TV integriert ist, diesen mal tonmäßig anschließen und testen, ob das ein Angebot ist, das man nutzen möchte. Dann einen DVB-C-Empfänger fürs Radio kaufen, bitte mit Textanzeige im Display. Wählt man ein entsprechendes Gerät aus, kann man damit auch gleich TV aufnehmen - zumindest auf unverschlüsselten Kanälen.

Wenns nur für die unverschlüsselten Programme sein soll (kein CI+), kann ich z.B. den Wisi OR 252 empfehlen, ein Gerät aus Bayerischer Entwicklung und Fertigung (LaSAT, Rötz). Wird nicht warm, ist zuverlässig, klingt mit aktueller Firmware V.223A anständig (analog-Audio muß man aber an SCART abgreifen, keine Cinch-Buchsen). Sendernamen werden am Gerät im Klartext angezeigt, leider nur 12-stellig abzüglich davorstehender Speicherplatznummer. Aufnahme auf USB-Gerät problemlos, Speicher wird proprietär formatiert, läßt sich aber unter Windows bequem auslesen mit einer Freeware. Menüs sind im Display abgebildet - Aufnahmeprogrammierung bei etwas Menükenntnis ohne angeschlossenen TV möglich! Und nebenbei nimmts alle unverschlüsselten TV-Programme auch noch auf - in SD und in HD. Der OR 252 ist in der Bucht teils für 40 EUR zu haben.

WLAN-Radio ist nett, führt aber bei ARD-Programmen fast immer auf eher lausige 128 kbps MP3. Dafür steht einem die ganze Welt offen - auch mit teils sehr hoher Bitrate und exzellentem Klang - und andererseits mit Zugriffs-Schikanen (siehe aktuell die BBC, die nicht mehr gehört werden will).

Vintagekram sieht leider normalerweise deutlich wertiger aus als diese schäbigen DVB-C-Kisten. Schade, daß es bis heute außer dem Restekt MCAB nichts hochwertig verarbeitetes gibt - und der Restek ist wirklich nur etwas für militante Highender. ich kann ihn aufgrund der stark eingeschränkten Funktionalität nicht empfehlen. Das Ding kann nix außer MP2-Radio via Kabel. Und dafür mag ich nicht 1300 EUR ausgeben.


[Beitrag von Radiowaves am 17. Feb 2015, 14:48 bearbeitet]
Kong2
Inventar
#4 erstellt: 17. Feb 2015, 14:47
Danke,

das ist mal eine echt klasse Antworten. Habe ein Asus Airplay Mediareceiver, darüber läuft auch Internetradio, aber die Qualität ist grausam. Liegt aber vielleicht gar nicht am Asus. DVB-C gucke ich mir mal an. Hab einen TV Receiver und schaue mal was da geht. Würde mir ja einen Revox 261 kaufen und revidieren lassen. Abrer wenn ich dann 500 Euro ärmer bin und klanglich nichts davon habe, ärgere ich mich.

Danke und Gruß

Udo


[Beitrag von Kong2 am 17. Feb 2015, 15:08 bearbeitet]
Radiowaves
Inventar
#5 erstellt: 17. Feb 2015, 14:56
Lies bitte nochmal, habe noch was ergänzt.

Den Revox 261 würde ich gerne an einer eigenen, exzellenten UKW-Drehantenne betreiben in idealer Lage. Schön aufm Berg, rundum reflektionsfreier Empfang. Am Kabel? Bei meinen Eltern (kleines Kabelnetz) käme da nur rauschender Rotz. Anderswo mag es ein in Auswahl und Qualität gutes Angebot geben. Bei KBW ist das Angebot hier: http://www.unitymedia-kabelbw-helpdesk.de/tv/bw-analog-radio.html

Geht schon gut los: kein Bayern 2 in Böblingen, Freiburg, Lörrach, Ludwigsburg, Mannheim, Offenburg - damit wäre es für mich schon raus. Für BR Klassik gilt ähnliches.

Radiosendungen mit passendem Receiver einfach verlustfrei auf Stick aufnehmen und später anzuhören oder rauskopieren und archivieren zu können, ist eine großartige Sache!
Kong2
Inventar
#6 erstellt: 17. Feb 2015, 15:06
Ich sags ja, Intelligenz ist durch nichts zu ersetzen. Und wenn man keine Ahnung, ist es grad doppelt schlimm. Auf die Idee wäre ich mal wieder nicht gekommen. Der Humax Receiver kann irgendwie alles. Hab mir mal grad die Senderliste angeschaut und schließe das ganze mal an meine Signature an.

Danke nochmal,

Habt mir grade eine Menge Knete gespart.

Ihr seid echt die besten

Gruß

Udo


[Beitrag von Kong2 am 17. Feb 2015, 15:07 bearbeitet]
Radiowaves
Inventar
#7 erstellt: 17. Feb 2015, 15:32
Udo, das hat nix mit Intelligenz zu tun. Das sind mehr als 2 Jahrzehnte Erfahrung im Bereich "Frequenzflucht".

Ich wurde 1992 von UKW auf Mittelwelle vertrieben, als im Osten die neuen Privatdudler die UKW-Frequenzen des ex-DDR-Jugendradios DT64 bekamen. 1993 vertrieb man mich dann auf Satellit - damals analog. Später wurde das Programm (das heute Sputnik heißt) unerträglich und ich suchte Alternativen, die ich ebenfalls auf Satellit in einem digitalen Radiosystem fand. Als dieses 2005 ergänzt wurde durch DVB mit deutlich höherer Bitrate, wechselte ich komplett zu DVB-S. Das hatte ich seit 2000 bereits - nur für Radio - zusätzlich zum alten Digitalsystem ADR. DVB-S und DVB-C dürfte bei KBW bitgenau gleich sein, die übernehmen das Signal direkt von der ARD via Glasfaser. Deshalb (nur Erfahrung, keine sonderliche Intelligenz) kann ich meinen Tip geben.

Falls der Humax keine Sendernamenanzeige haben sollte und als Radio bestehen bleiben soll - solange ein analoger Videoausgang (gelbe Cinch-Buchse oder Scart) vorhanden ist, geht diese Lösung hier: DVB-Radio ohne TV - und trotzdem Menü-Zugang, die mindestens Forenkollege pelowski und ich unabhängig voneinander "erfunden" haben.

Das erste Foto da zeigt den Wisi OR 252 mit einem kleinen Menü-Display (damals mit der alten Firmware noch volle 12 Stellen für den Sendernamen und keine Speicherplatznummer davor):

Mini-TFT am DVB-Receiver

Das zieht dann aber nochmal paar Milliwatt aus nem Steckernetzteil. Ideal, wenn es an einer geschalteten Steckdose am Verstärker Anschluss findet.
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