Vintage Technics Verstärker - warum waren die angeblich klanglich so schlecht?

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U_T
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 20. Mrz 2020, 23:46
Liebe Gemeinde,

eine Frage an die Verstärkerexperten hier im Forum: Ich habe seit ca. einem Monat meine HiFI-Anlage aus der Zeit von 1986 bis 1993 gekauft wieder in Betrieb.

Neben einem Musical Fidelity A1, der einfach „verbrannt“ ist (Potis krachen, die Beschriftung der Chromfrontblende (Sondermodell) kann man so abreiben, er macht aber klanglich viel Spaß) habe ich einen harman/kardon PM645 Vollverstärker in Betrieb, den ich 1986 gekauft habe.

Klar, ist nicht so fein wie der Musical Fidelity aber für seine Größe und seinen Preis klingt der auch gut, ein Technics SL-Q3 als Analogspieler sowie ein Nakamichi CD-P2 als Digitalspieler dienen als Quelle.

In letzter Zeit bin ich so ins Grübeln gekommen. Neben dem Technics SL-Q3 den ich jetzt knapp 2 Wochen quasi im Neuzustand gekauft habe steht im Regal ein Thorens TD320 MKII, der momentan Pause hat. Habe dem Technics das Tonabnehmersystem vom Thorens eingebaut und mein Eindruck ist, das der Technics dem Thorens mindestens ebenbürtig ist (ohne beide jetzt nebeneinander gehört zu haben). Der SL-Q3 macht auch einfach Spaß, ist ein Vollautomat, benutze ihn aber als Halbautomat. Das Design finde ich sensationell zeitlos: Der Plattenspieler ist von 1979, er könnte als gerade gebaut durchgehen.

Warum waren die Technics-Dreher in den 80er Jahren so verpönt? Thorens war denen klanglich angeblich schon immer überlegen. Mittlerweile sind die Technics Plattenspieler auch Kult und sind wieder neu aufgelegt worden.

Genauso bei den Verstärkern: Der harman/kardon PM645 hat damals in einem Test (1986) alle namhaften Marken „an die Wand gespielt“, u.a. hat an diesem Test auch ein Technics Verstärker teilgenommen.
Den Testbericht habe ich irgendwann im Netz entdeckt, damals habe ich den PM645 bei meinem Händler des Vertrauens nach Empfehlung und Hörtest gekauft. Klanglich hat er mir einfach gefallen.
Nur: Ich hatte nicht den Vergleich zu einem Technics Verstärker, da er diese Marke nicht führte: „Massenware, sowas verkaufen wir nicht“.

Das kann ich nicht verstehen. Technics kann doch gar nicht so schlecht gewesen sein, wenn man die Foren durchstreift. Vom Klang her von vielen für gut befunden, des weiteren sehr zuverlässig.

Das war mir bei einem Freund aufgefallen, hat einen Technics Vollverstärker. Als ich den hörte, dachte ich: „Der hört sich sowas von gut an, der A1 ist da nicht viel besser“.

Nun die Frage an die Experten: Matsushita also Panasonic hatte oder hat große Forschungslabore und die Möglichkeit, sehr gute Verstärker zu bauen (was sie ja auch im High-End Bereich getan haben). Waren die Verstärker wirklich nur Mittelklasse wie früher immer behauptet wurden? Und wenn ja, warum? Weltweit werden auch heute noch Verstärker (neben anderen HiFi-Komponenten von Technics) benutzt und die Benutzer sind sehr zufrieden mit den Teilen.

Ich würde mich über Anmerkungen sehr freuen.
Denon_1957
Inventar
#2 erstellt: 21. Mrz 2020, 22:41
Ich hoffe du weist das ein Verstärker nicht klingt die Lautsprecher bringen den Klang und die Raumakustik wenn beides richtig funzt dann hast du den perfekten Klang.
Mehr will ich jetzt nicht zu dem Thema schreiben sonst sind wir wieder bei dem Thema Verstärkerklang.
Übrigens hatte Anfang der 90ziger eine Technicsanlage damit war ich mehr als zufrieden.
rolandL
Stammgast
#3 erstellt: 21. Mrz 2020, 23:59
Servus,

im Endeffekt hat Norbert recht, sofern der Verstärker nicht absichtlich gesoundet ist. Ich kenne den HK PM645 nicht, habe aber selber ein paar Technics-Verstärker (unter anderem 3000er und 5000er Kombi). Ich konnte beim besten Willen bei normalen Lautstärken keinen Unterschied zwischen einer 3000er Kombi, 5000er Kombi, einem Denon PMA 2000IV und einem Sony 930QS feststellen. Ich hatte Verstärker die anders klagen, diese waren aber alle gesoundet (Vincent 31/331 Kombi und Sony Lissa).

Bei Technics kommt es darauf an, um welchen Zeitraum es geht und um welche Verstärker es sich handelt. Zum Beispiel ist die 5000er die damalige Referenzkombi von Technics, auch in Bezug auf Verarbeitungsqualität. Im Gegenzug dazu ist der SU-A808 ein Plastikbomber, klingt aber bei normaler Lautstärke an meinen Triangle Genese Quartet genau gleich (bei gleichem Pegel).

Kette 5000er:
Sony SCD 777ES → SU-C5000 → SE-A5000

Kette SU-A808:
SL-PS7 → SU-A808

Gruß
Roland
ZeeeM
Inventar
#4 erstellt: 22. Mrz 2020, 10:26
Ich meine mich auch zu erinnern, das 70er/80er Technics ist Käse erzählt wurde. Begründet wurde das, da Technics in einigen Modellen Dickschicht Verstärkermodule genutzt hat. Das war bäh, obwohl es gute Gründe für die Technik gibt.
Heute gilt bei manchen Leute auch ICs und SMD als bäh.
RoA
Inventar
#5 erstellt: 22. Mrz 2020, 11:13
In den 70ern/80ern war gerade in der Einsteiger- und Mittelklasse Rauschen, schlechte Kanaltrennung, Brummen, knarzende Potis und Schalter, Klirr, Frequenzgang, geringer Dämpfungsfaktor, niedrige Ausgangsleistung u.a. mehr durchaus ein Thema, und natürlich konnte man das auch hören, wenn der Verstärker z.B. rauschte. Dazu kam noch, daß die Lautsprecher zu der Zeit oft nicht ganz unkritisch waren, was Impedanzminima und Wirkungsgrad anging, d.h. Wechselwirkungen zwischen Lautsprecher und Verstärker waren durchaus relevant. Technics hatte eher ein Image- als ein Klang-Problem und wurde eher ein Exot wahrgenommen. Hifi made in Japan: Damit wurde meist Sony, Yamaha, Denon und Pioneer assoziiert. In der 2. Reihe war Technics dann einer von vielen.
blackjack2002
Inventar
#6 erstellt: 22. Mrz 2020, 21:18
Bei den Technics gab es billige und teurere Amps (wie bei vielen Herstellern). Was man da bereit zu zahlen war, das hat mach bekommen + ein paar Münzen für den Markennamen. Ich fand Technics immer super, aber teilweise die Gehäusefarbe *gg*.

Ich hatte einen SA-TX40 Surr. Receiver im Stereoeinsatz. Und dann habe ich den verkauft, da ich minimalistischer Unterwegs sein wollte. Das bereue ich heute noch etwas. Die riesigen Zappelzeiger... ein Träumchen.

Klanglich fand ich diesen recht ansprechend. Keine Ahnung, wie man zur Meinung kommt, das die Technics so schlecht klangen. Für jeden Geschmack das Seine :).

Bleibt gesund !!
MacPhantom
Inventar
#7 erstellt: 23. Mrz 2020, 17:11

blackjack2002 (Beitrag #6) schrieb:
Bei den Technics gab es billige und teurere Amps (wie bei vielen Herstellern). Was man da bereit zu zahlen war, das hat mach bekommen + ein paar Münzen für den Markennamen.

Genau da liegt der Hase im Pfeffer.

Beispiel: bei Accuphase redet niemand ernstzunehmendes davon, dass sie "klanglich schlecht" sein sollen. Bei Kenwood hingegen hört man das oft, und dies, obwohl Accuphase von ehemaligen Kenwood-Mitarbeitern (bzw. Gründern) ins Leben gerufen wurde. Der Grund ist wie erwähnt eine Mischung aus Produktpalette, Marketing und Markennamen: unter Accuphase gibt's einfach nur teure Premium-Produkte, also "muss da ja schliesslich alles gut sein". Kenwood hingegen vertrieb auch Geräte der Einsteigerklasse. Diese sind natürlich für das Gros der Leute öfters anzutreffen. Natürlich gehen sie zwangsläufig Kompromisse ein – nicht bei der Klangqualität, sondern bei Ausstattung, Materialwahl, weniger Überdimensionierung gewisser Komponenten, etc. Das Resultat davon ist, dass damit einzelne Geräte metonymisch als indikator für den Rest der Produkte einer Firma verwendet wird. Und weil der Klang nunmal (leider) das Thema #1 bei den Leuten ist, und man sich dabei von anderen absetzen kann (man "hört" Dinge, die andere nicht hören), wird er als Hauptkriterium für das Urteilen eines Gerätes zuhilfe genommen.

Bei Technics lief und läuft genau dasselbe Spiel ab: Technics ist ein Handelsname der Panasonic Corporation (ehem. Matsushita Corporation). Das ist so ziemlich der grösste Elektronikhersteller in Japan – mit mehreren zehntausenden Angestellten, einem Vielfachen einer jeden "High End"-Hinterhof-Bastelbude. Ich glaube nicht, dass diese Firma nicht genügend Wissen, Fachkräfte und Ingenieure im Hause hatte, um nicht Top-Geräte anzubieten. Und so war es denn auch – die SE-A1/SU-A2 z.B. zählen noch heute, 43 Jahre nach Einführung, zu den aufwändigsten Verstärkern der Welt. Panasonic hat(te) über die Jahre noch etliche andere überragende und hochpreisige Geräte im Portfolio – aber eben auch Alternativen bis zur Einsteigerklasse. Letztere war die Cash Cow und wurde von der Masse gekauft, und weil sie günstig waren, wurden sie als "klanglich schlecht" eingestuft. Dass das Mumpitz ist, versteht sich hoffentlich von selbst.


[Beitrag von MacPhantom am 23. Mrz 2020, 17:14 bearbeitet]
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