Hertz-Zahl linear zum hörbaren Ton?

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Pilotcutter
Administrator
#1 erstellt: 14. Sep 2007, 09:45
Servus zusammen,
Meine Frage bezieht sich auf die Herstellerangaben von Lautsprechern, hier am Beispiel Nubert:

NuBox 311: 63-22.000 Hz (vol. 11 Liter)
NuLine 30: 68-22.000 Hz (vol. 20 Liter)

Seit meiner Jugend lässt mich die Theorie nicht los, dass je kleiner der untere Hz Wert ist desto tiefer der LS spielt resp. "mehr Bass bringt".

Die NuLine 30 spielt ja nun selbstredend tiefer als die NuBox 311. Allein durch das fast doppelte Volumen.

Frage: Warum ist der untere Hertz-Wert denn nun bei der kleinen Box niedriger als bei der großen und was bedeuten diese werte denn nun für den Hörer, ist der Hertzwert nicht linear zum Ton den ich höre? Ein Ton mit 63 Hertz ist doch nun mal tiefer als ein Ton mit 68 Hertz.
oder hat es mit dem Schalldruck zu tun?

Bitte um Aufklärung und danke im voraus.

Felix
richi44
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 14. Sep 2007, 11:13
Wenn überall mit gleichen "Ellen" gemessen würde, gäbe es die Unterschiede nicht. Tatsache ist aber, dass man verschiedene Messmethoden anwenden kann.

Prinzipiell hast Du recht, dass ein grösseres Gehäuse mehr Bass bringen kann als ein kleines. Nur, wenn man in ein kleines Gehäuse einen kleinen, tieftontauglichen Lautsprecher einbaut, in ein etwas grösseres aber einen viel grösseren Lautsprecher, so "drückt" das verhältnismässig (im Verhältnis zur Membranfläche) kleine Gehäuse die Resonanz nach oben. Damit ist weniger Bass möglich. So gesehen ist Deine Überlegung nicht ganz richtig. Man kann das immer nur beurteilen, wenn man die Chassisdaten in einem Lautsprecher-Simulationsprogramm eingibt. Dann zeigt sich, welches Gehäuse mit welcher Konstruktion und welchem Volumen einen Bass ermöglicht und wie die Basskurve verläuft.

Jetzt kommt aber das zweite Kriterium ins Spiel.
Angenommen, der kleine Lautsprecher bringt ohne Verzerrungen einen Bass von 63Hz, aber nur mit bescheidener Lautstärke. Bei etwas gehobener Lautstärke steigen die Verzerrungen an, die Lautstärke kann aber nicht mehr grossartig ansteigen, weil die kleine Membran einfach nicht mehr luft bewegen kann, ohne anzuschlagen.
Bei der grösseren Box mit einer Grenze von 68Hz ist aber eine deutlich höhere Lautstärke möglich. Das kann sich nun so äussern, dass man den Bass bei gehobener Abhörlautstärke noch verzerrungsfrei hört, bei der kleinen aber nur mit Verzerrungen und reduzierter Lautstärke. Den gleichen Frequenzgang haben also die Boxen bei eher bescheidenen Lautstärken.

Weiter müsste man den tatsächlichen Verlauf des Frequenzgangs betrachten. Wenn als untere Grenze die "technische Grenzfrequenz" von 3dB Pegelabfall gegenüber dem Mittel zwischen 125Hz und 3000Hz annimmt und nicht etwa 10dB Pegelabfall, sind Unterschiede zwischen Bassreflex und geschlossener Box deutlich. Da liegt die geschlossene Box höher, also schlechter. Weil ihr Abfall aber nachher flacher verläuft als bei der Bassreflexbox liegt ihr -10dB-Punkt tiefer als bei der vergleichbaren Bassreflex.

Die Quintessenz daraus: Bei richtiger Angabe der Grenzfrequenz (-3dB) wird die Bassreflex meist eine bessere Basswiedergabe zeigen als die geschlossene.
Ob der Bass dann sauberer ist, steht auf einem anderen Blatt, da sind bei beiden Konstruktionen gute und schlechte Abstimmungen möglich.

Sicher ist auch, dass die kleinere Box weniger Bassdruck hinbekommt und daher die Frequenzgang-Angabe nicht unbedingt aussagekräftig ist.
WinfriedB
Inventar
#3 erstellt: 14. Sep 2007, 12:35
Es steht keineswegs fest, daß eine Box mit mehr Volumen auch mehr Baß bringt. Die Baßwiedergabe hängt nicht nur vom Volumen, sondern auch vom Äquivalentvolumen des Baßlautsprechers ab. Dieses hängt - grob gesagt - von der Elastizität der Membranaufhängung ab und bezeichnet das Volumen, das eine genauso hohe Dämpfung der Membranbewegung bringt wie die Membranaufhängung selbst. Es gibt auch noch ein paar andere Faktoren, die das optimale Volumen bestimmen.

Der Hertz-Wert gibt tatsächlich die tiefstmögliche Schwingung an, die noch wiedergegeben wird. Allerdings ist immer die Frage, wie gemessen wird, d.h. welcher Bruchteil des normalen Schalldrucks bei der unteren Frequenz noch wiedergegeben wird, oder - vereinfacht - wie laut die Box in diesem Bereich noch ist.
Master_J
Inventar
#4 erstellt: 14. Sep 2007, 14:23
Die 310/311 ist ein bisschen besonders.
Da wurde der Tiefgang "künstlich" verbessert - zu Lasten des Wirkungsgrads.
Also Kennschalldruck verringert und dafür ein paar Hertz nach unten rausgeholt.
Passive Linearisierung sozusagen.
Steht detailliert auch irgendwo in den Unterlagen zur Box bzw. dem "Technik Satt".

Wegen dem "Basseindruck" muss man den kompletten Frequenzgang betrachten.
Wenn es unterhalb des -3dB-Punkt "steil abwärts" geht, dann ist diese Box weniger "bassig" als eine mit einem flachen Pegelabfall unterhalb f3 - auch wenn dieser an sich höher liegt.

Gruss
Jochen
Pilotcutter
Administrator
#5 erstellt: 14. Sep 2007, 16:56
Ja, so ungefähr hatte ich's auch gelesen und mir schon gedacht.

Nubert nennt sich ja hersteller "ehrlicher Lautsprecher" und da werden die Werte wohl - so denke ich - gemeinsamen Richtlinien zugrunde liegen.

Dann kann man an den gedruckten Werten ergo nie "ablesen" ob ein LS besser klingt.

NubOx 311 Frequenzgang: 63-22.000 Hz +/- 3 dB
Wirkungsgrad: 85 dB (1 Watt / 1 m)
Abmessungen: 27 x 17 x 24
Brutto-Volumen: 11 Liter

NuLine 30 Frequenzgang: 68-22.000 Hz + 2 / - 3 dB
Wirkungsgrad: 85 dB (1 Watt / 1 m)
Abmessungen: 35 x 21 x 25,7
Brutto-Volumen: 20 Liter

wenn ich die Daten sachlich vergleiche, würde ich sagen, die box kann mehr denn die line, weil ihre Daten schlicht besser sind. Mehr Frequenzgang bei geringerem volumen. peng

Aber die line ist ja eine ganz andere Liga in Sachen klang. Hat ein größeres volumen, größeres chassis, mehr Power, warum ist denn die Hertzzahl nicht unter 63?

Naja, Herr Nubert ist ja auch souverän und kann entscheiden welche Box wieviel Hertz bekommt.

danke Euch.


[Beitrag von Pilotcutter am 14. Sep 2007, 16:57 bearbeitet]
Master_J
Inventar
#6 erstellt: 14. Sep 2007, 17:07
Du kannst nicht einen einzelnen Punkt zur Beurteilung von Boxen oder gar deren Klang heranziehen.
Die Frequenz bei der der Pegel um 3 DeziBel abgefallen ist, ist zwar ein Kriterium, aber lange noch nicht hinreichend, um auch nur etwas über die Bass-Fähigkeiten auszusagen.

Warum man die 30/32 nicht auch weiter runtergepresst hat?
Wahrscheinlich wäre das zu stark auf den Wirkungsgrad gegangen.
Die 85 dB/W/m sind ja schon ziemlich an der "psychologischen Untergrenze".

Und es gibt ja noch die aktive Entzerrung (ABL/ATM), wenn man unbedingt Tiefbass aus (zu) kleinen Boxen rauspressen möchte (oder muss).

Gruss
Jochen
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