Bassreflex und Überschwinger

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Andriano
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 21. Jul 2009, 16:13
Hallo zusammen, da im diy-hifi-forum sich zu wenig tut, hoffe ich von euch die Antwort(en) zu bekommen. Es geht darum:
Ich möchte gerne wissen wann dieser Nebeneffekt vorkommt, vorkommen kann, und wie man es vermeiden könnte. Wie der Titel schon sagt, geht es hier um die Gefahr des Überschwingens einer Membran in einem Bassreflexgehäuse.
Sekundär würde ich gerne erfahren ob diese Gefahr bei einem elektrischen Filter auch gegeben ist.

Habe erstmal hier 2 Bildchen (paint):

<in Bild 1. wird ein ideales Ausschwingen schematisch dargestellt>


<in Bild 2. wird ein verzögertes Ausschwingen dargestellt>



Meine Vorstellung zum Überschwingen in Bassreflexgehäusen wäre folgende: Nimmt man ein chassis und stimmt den Resonator (zu) tief ab, so ist die Luftmasse im angeregten und schwingenden Resonator so schwer, dass beim Ausschwingen die Membran von dieser Luftmasse mit Gewalt rausgedrückt wird.
Ist die Dämpfung (Qts) des chassis nun nicht groß genug um das zu verhindern, z.B. durch zu weiche Einspannung oder schwacher Antrieb, so bekommt man eine "schwammige" Wiedergabe, da das chassis ständig über seinen null-Punkt rausgedrückt wird, was auch automatisch Verzerrung bedeutet.


Nun die Fragen:

-Liege ich richtig mit meiner Erklärung?
-Spielt nur Qts eine Rolle, oder doch der Qtc (Einbaugüte) dabei eine Rolle?
-Kann Überschwingen auch beim Elektrischen Filter stattfinden?


[Beitrag von Andriano am 21. Jul 2009, 16:17 bearbeitet]
ehemals_Mwf
Inventar
#2 erstellt: 22. Jul 2009, 03:35
Hi Andi,

Deine Fragen sind aus vielen Gründen nicht einfach zu beantworten.
Ich weis kaum wo ich anfangen soll :

1. Geht es Dir um die Membran-Auslenkung oder den daraus erzeugten Schalldruck ? -- Beides ist i.A. nicht identisch! .

2. Was sollen Deine gemalten Ausschwingvorgänge zeigen ?
-- Üblich sind Nadelimpuls, Sprungfunktion und Sinusburst (welche Frequenz?) als Anregung, alle mit unterschiedlichem Ergebnis.
Die Reaktion einer CB mit Qtc=0.7 auf eine Sprungfunktion kannst Du z.B. hier sehen:
http://www.linkwitzlab.com/frontiers.htm#F
(Diagramm b, FR = Fullrange)

3. Bist Du sicher dass eine gehörte "Schwammigkeit" von BR-Systemen auch auf ihr Schwingverhalten zurückzuführen ist,
und nicht auf Raum-akustische Effekte (stehende Wellen /Moden) in Zusammenhang mit kräftigerer Anregung im Vergleich zu anderen Systemen (CB, OB)?

4. Eine meßtechnisch sichtbar ideale Impulsreaktion im Bass ist bei Abstrahlung "ins Freie" mit BR praktisch nicht erreichbar, da immer ein Hochpassverhalten gegeben ist.

5. Beim einem BR-System (= 4. Ordnung) gehen Parameter des uneingebauten Treibers (Qts) oder des Treibers in einer CB (Qtc, = 2.Ordnung) nur indirekt ein
und reichen nicht aus, das System zu definieren.
Kurzum: Alles spielt eine Rolle ....

6. Einfach ist nur die Antwort auf

Andriano schrieb:

-Kann Überschwingen auch beim Elektrischen Filter stattfinden?

Ja.
Elektrische und mechanisch/akustische Filter sind prinzipiell gleich und ineinander umformbar.
Die Thiele-Small-Parameter sind ein direktes Ergebnis dieser Tatsache.
Durch spiegelbildliche Ü-Funktionen ist auch eine Kompensation möglich, und zwar gleichzeitig im Frequenz- und Zeit-Bereich.


------------------------
Das hilft Dir jetzt evtl. nicht viel,
aber wirklich zutreffende und verständliche Antworten bräuchten viel Zeit und didaktische Fähigkeiten.
Über beides verfüge ich nur sehr begrenzt.
Vielleicht ein andermal mehr,
v.a. wenn Du nochmal konkret fragst und es nicht gleich die gesamte Elektro- und Psycho-Akustik sein muss .


Gruss,
Michael


[Beitrag von ehemals_Mwf am 22. Jul 2009, 03:45 bearbeitet]
Andriano
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 22. Jul 2009, 20:41
Hallo Michael,

Ich weis kaum wo ich anfangen soll


v.a. wenn Du nochmal konkret fragst und es nicht gleich die gesamte Elektro- und Psycho-Akustik sein muss .

Sorry, die ersten beiden fragen waren wirklich etwas wackelig.
Ich verfüge eigentlich fast nur über theoretisches Wissen in dem Bereich, bin "erst" 20.
Geht es Dir um die Membran-Auslenkung oder den daraus erzeugten Schalldruck ? -- Beides ist i.A. nicht identisch!

Das war/ist auch eine Sache wo ich mir nicht sicher bin. Ich habe mir Überschwinger in der Art vorgestellt, dass die Membran von dem schwingenden Resonator "mitgenommen" wird und somit beim Zurückschwingen nach einem Impuls "ungewollt" über ihren Null-Punkt, ein oder mehrere Male, gedrückt wird. Damit habe ich direkt den Schalldruck verbunden. Also, dass die BR immernoch kurz nach dem Anregen den Resonanzton ne zeit Lang von sich gibt, obwohl die Anregung bereits zu Ende ist.

2. Was sollen Deine gemalten Ausschwingvorgänge zeigen ?

ich wollte mit den beiden Skizzen oben die membranbewegung verdeutlichen, insbesondere da ich sie (fälschlicherweise?) direkt mit dem Überschwingen verbinde.
Ich wollte ein Nadelimpuls zeigen. Aber wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, dann würde es mit einem nadelimpuls garnicht gehen, da zu "hiochfrequent", der resonator würde garnicht ansprechen. Das wäre dann ja eher was für eine CB. Hmmm.
Nagut ich sag mal: mich interessiert die Wirkung des Resonators auf die Membran.
Ich werde mal dein link genauer lesen.

3. Bist Du sicher dass eine gehörte "Schwammigkeit" von BR-Systemen auch auf ihr Schwingverhalten zurückzuführen ist,
und nicht auf Raum-akustische Effekte (stehende Wellen /Moden) in Zusammenhang mit kräftigerer Anregung im Vergleich zu anderen Systemen (CB, OB)?

Um ehrlich zu sein, ich dachte an das Schwingverhalten von BRs. Aber wenn der Raum imemr der Übeltäter ist, dann ist ja BR eigentlich garnicht schlechter als CB, obwohl dies immer so gesagt wird. Im Endeffekt will ich durch diesen Thread herausfinden ob z.B. eine entzerrte CB wirklich "besser" ist als BR. Als netten Nebeneffekt wärs auch schön, wenn man mit dem Wissen perfekte BRs simulieren könnte.

4. Eine meßtechnisch sichtbar ideale Impulsreaktion im Bass ist bei Abstrahlung "ins Freie" mit BR praktisch nicht erreichbar, da immer ein Hochpassverhalten gegeben ist.

Uff, also das heisst dann, dass eine BR immer etwas verspätet auf ein Impuls reagiert, da der Resonator träge ist? Also wenn immer ein hochpassverhalten gegebn ist, dann müsste also der resonator sich auch bei einem kurzen Nadelimpuls bemerkbar machen? Und je weiter man zum Resonanzbereich des Systems geht, desto träger wird die Impulsantwort?

5. Beim einem BR-System (= 4. Ordnung) gehen Parameter des uneingebauten Treibers (Qts) oder des Treibers in einer CB (Qtc, = 2.Ordnung) nur indirekt ein
und reichen nicht aus, das System zu definieren.
Kurzum: Alles spielt eine Rolle ....

Kompliziert... Und ich dachte noch, ich verstehe Alles
Die letzte Antwort habe ich verstanden Das erklärt auch warum eine entzerrte CB im Groupdelay einer BR mit gleichem chassis und identischem Frequenzgang gleicht.
Ohh: mir fällt auch grad ein-> Filter müssen sich einschwingen, und wo eine Spule ist wirds auch eine Verzögerung geben müssen wegen der Induktion, ein teil der Energie wird im Filter gespeichert.

Das hilft Dir jetzt evtl. nicht viel,
aber wirklich zutreffende und verständliche Antworten bräuchten viel Zeit und didaktische Fähigkeiten.
Über beides verfüge ich nur sehr begrenzt.
Vielleicht ein andermal mehr,

Danke für die schnelle Antwort Ich habe versucht meine fragen näher einzugrenzen. Aber ich merk schon, je mehr man versteht/weiss desto genauer kann man die Fragen auch formulieren.

Grüße
Andi


[Beitrag von Andriano am 22. Jul 2009, 20:46 bearbeitet]
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