Ab wann sind Rauschabstand und Klirrfaktor vernachlässigbar?

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Beitrag
Der_Papst
Stammgast
#1 erstellt: 11. Sep 2009, 11:38
(Ich habe leider wider Erwarten in der Suche diese Frage nicht gefunden.)

Bei Wikipedia steht, ein Klirrfaktor <0,1% wäre in keinem Frequenzbereich hörbar. Stimmt das?

Über den Rauschabstand fand ich leider keine derartige Aussage

Allgemein meine ich damit, ab wann sind diese beiden Größen nur noch mit Laborgeräten messbar, aber nicht mehr hörbar?

Diese Information wäre auch sehr hilfreich weil man oft zwischen mehreren Geräten steht wo das eine mehr Rauschabstand aber dafür das andere weniger Klirrfaktor hat oder ein Gerät in beiden Angaben das andere übertrifft, aber bei den sonstigen Funktionen hinten liegt (ich habe dieses Problem gerade bei der Suche nach einem audiophilem mp3-Player)


[Beitrag von Der_Papst am 11. Sep 2009, 11:39 bearbeitet]
pelmazo
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 25. Sep 2009, 20:36

Der_Papst schrieb:
Bei Wikipedia steht, ein Klirrfaktor <0,1% wäre in keinem Frequenzbereich hörbar. Stimmt das?


Ungefähr. Das Problem bei solchen Angaben ist, daß die menschlichen Hörfähigkeiten stark mit der Situation schwanken. Es gibt Situationen bzw. Musik wo einem sogar 10% Klirr unbemerkt durch die Lappen gehen. Für Klirr ist ein einfaches Sinussignal eines der empfindlichsten Signale, wo man 0,1% Klirr unter den günstigsten Umständen gerade noch mitkriegt.


Über den Rauschabstand fand ich leider keine derartige Aussage


Das würde auch keinen rechten Sinn ergeben. Was ggf. hörbar ist, ist ein bestimmter Rauschpegel. Wenn z.B. ein Verstärker rauscht, dann gibt der angeschlossene Lautsprecher das Rauschen wieder. Ob man das Rauschen hört, hängt davon ab wie stark es ist, wie empfindlich der Lautsprecher ist, wie weit vom Lautsprecher entfernt man hört, und wie viel Hintergrundgeräusch im Raum vorhanden ist. Also zu viele Variablen für eine klare Aussage.

Die zugrundeliegende Annahme ist zudem, daß es sich um einfaches weißes Rauschen handelt. Falls bestimmte Störfrequenzen im Rauschen drin sind können die hörbar sein selbst wenn sie schwächer sind als der umgebende Rauschteppich.

Die Angabe des Rauschabstandes hat daher nur sehr indirekte praktische Relevanz. Ich finde dem typischen Käufer ist mit dieser Angabe nicht gedient. Mehr Rauschabstand ist zwar besser, aber nur wenn alle sonstigen relevanten Umstände gleich sind, was aber meist nicht der Fall ist.
cr
Inventar
#3 erstellt: 26. Sep 2009, 13:43
Sollte man nicht unterscheiden zwischen dem absoluten Rauschpegel, den v.a. Endverstärker unabhängig vom Lautstärkeregler haben (war früher schon manchmal hörbar bei starken Endstufen, für die es ja für diesen Zweck sogar in der DIN-Norm eine Leistungsklausel gab, die mehr Rauschen zuließ) und dem Rauschen, daß mit dem Lautstärkeregeler angehoben wird (welches also schon vorher im Signal ist und entweder durch Vorstufe oder Quellgerät erzeugt wird).
Als praktikable Meßgröße hat sich ja dann der Rauschabstand bezogen auf 2*50 mW* eingebürgert (weil 50 mW bei einer typischen Box mit 90dB/W/m in etwa einem Schalllpegel von 78 dB, also Wohnzimmerlautstärke, entspricht)

*) Wurde zmindest wenn ich mich richtig erinnere von der HiFi Stereophonie als parxisgerechte Größe eingeführt)

Gibt es nicht, um unterschiedliche Rauschspektren vergleichbar zu machen, zusätzlich die A-Bewertung für die Messung?

Zudem gibt es noch die Faustregel, daß Quantisierungsrauschen aufgrund des "schottrigen" Charakters um 10dB stärker wahrgenommen wird, als Analograuschen.
pelmazo
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 26. Sep 2009, 15:07

cr schrieb:
Sollte man nicht unterscheiden zwischen dem absoluten Rauschpegel, den v.a. Endverstärker unabhängig vom Lautstärkeregler haben (war früher schon manchmal hörbar bei starken Endstufen, für die es ja für diesen Zweck sogar in der DIN-Norm eine Leistungsklausel gab, die mehr Rauschen zuließ) und dem Rauschen, daß mit dem Lautstärkeregeler angehoben wird (welches also schon vorher im Signal ist und entweder durch Vorstufe oder Quellgerät erzeugt wird).


Unbedingt. Der Rauschabstand ist ja üblicherweise das Verhältnis zwischen dem maximalen unverzerrten Ausgangspegel des Verstärkers, und dem Rauschpegel der übrig bleibt wenn man in dieser Situation die Signalquelle abschaltet. Für den Endanwender bedeutet das, daß er unterschiedliche Maximalpegel der zu vergleichenden Verstärker selber in die Meßwerte hineinrechnen müßte, um zu sinnvollen Vergleichswerten zu kommen.

Was man ja eigentlich wissen will ist der Rauschabstand nicht gegenüber der maximal möglichen Lautstärke (des Verstärkers, was ja oft über den Möglichkeiten der Lautsprecher liegt), sondern der typischen Abhörlautstärke. Ansonsten kann's passieren daß der auf dem Papier "bessere" Verstärker in der Praxis trotzdem derjenige ist, der mehr rauscht.


Als praktikable Meßgröße hat sich ja dann der Rauschabstand bezogen auf 2*50 mW* eingebürgert (weil 50 mW bei einer typischen Box mit 90dB/W/m in etwa einem Schalllpegel von 78 dB, also Wohnzimmerlautstärke, entspricht)

*) Wurde zmindest wenn ich mich richtig erinnere von der HiFi Stereophonie als parxisgerechte Größe eingeführt)


Das hat durchaus Sinn. Wo genau man den Bezugspunkt hinlegt ist nicht so entscheidend, solange er einheitlich beibehalten wird. Bei 50mW werden aber erheblich kleinere dB-Werte rauskommen als bei den Rauschabständen, die an der Maximalaussteuerung orientiert sind, und das wird dem Marketing nicht gefallen.


Gibt es nicht, um unterschiedliche Rauschspektren vergleichbar zu machen, zusätzlich die A-Bewertung für die Messung?


Das soll die Werte mehr am menschlichen Hörvermögen orientieren, aber da die Empfindlichkeiten selber wieder pegelabhängig sind, wäre mE die A-Bewertung der Rauschsignale, die ja sehr leise sind, nicht unbedingt die richtige Wahl. Unter den anderen Kurven (B, C, D) zwar noch die beste, aber eben immer noch für zu hohe Pegel gedacht. Sei's drum, für eine brauchbare Annäherung immer noch besser als nichts.


Zudem gibt es noch die Faustregel, daß Quantisierungsrauschen aufgrund des "schottrigen" Charakters um 10dB stärker wahrgenommen wird, als Analograuschen.


Ohne korrektes Dithering ist das Problem dabei vor allem daß das Quantisierungsrauschen mit dem Signal selbst korrelliert ist, das Rauschen ändert sich also mit dem Nutzsignal, und das stört weit mehr als konstantes, signalunabhängiges Rauschen. Bei korrekten Dithering ist das aber weg, und die "Faustregel" gilt nicht.
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