Ungenutzte "Schätze" der Musikindustie

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fcmu
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 07. Mai 2008, 21:49
Also dieses Thema liegt mir sehr am Herzen und deshalb ist es in einer Community wie dieser, die unter anderem aus vielen Sammlern und kritischen, wie auch qualitätsbewussten CD, SACD und DVD-A Konsumenten besteht einen Beitrag wert.

Die Musikindustrie hat uns in der jüngsten Vergangenheit ja schon zu genüge mit Ihrer Veröffentlichungspolitik sowie Kopierschutz und ähnlichem gequält. Nun stelle ich fest, dass ich noch vor einigen Jahren im Monat so ca. 10 CD’s gekauft habe, im Jahre 2007 waren es im gesamten Jahr gerade mal 10, wobei die Hälfte davon remasterte Neuauflagen oder Deluxe Editionen von älterer Titel waren die ich eigentlich schon hatte. Dies lag aber nicht daran, dass ich mp3 höre oder Musik runterlade (tue ich nämlich aus diversen Gründen nicht), sondern schlicht und ergreifend, weil es keine erwähnenswerten Neuerscheinungen (oder altes neu aufgelegt)gab.

Und dabei gibt es in den Archiven der Plattenindustrie tolle Aufnahmen die einfach nicht offiziell erscheinen und die wir Konsumenten und Fans, vielleicht als Bootleg,für viel Geld und in schlechter Tonqualität im Regal stehen haben.

Ich denke da an großartige Konzerte von The Police der Zenyatta Mondatta World Tour 1980, der Ghost In The Machine Word Tour 1982 von Sting Konzerten aus den Jahre 1985 und 1988 (ja der war mal Weltklasse). Rolling Stones Fans werden mir zustimmen, wenn sie die großartigen Konzerte mit Mick Taylor von 1972/1973 kennen, dass die Rolling Stones, damals wahrscheinlich wirklich die größte Band der Welt waren. Ich denke an die mitreißenden Konzerte von The Clash (1980 – 83, alle die ich aus dieser Zeit kenne sind sie unglaublich gut und den Studioversionen von Combat Rock, London Calling und Sandinista weit überlegen!!!). Es gibt von Bruce Springsteen tolle Konzerte der Tour von 1978 und der River Tour (kein Vergleich zur offiziellen Live Box).

Aber leider unternimmt man keinen Versuch diese Schätzchen zu veröffentlichen. Warum eigentlich nicht? Die Produktionskosten halten sich im Rahmen (die Aufnahmen sind ja schon gemacht) und die Abnehmer finden sich sicherlich auch. Die sind zwar zwischenzeitlich in die Jahre gekommen, gehören aber jetzt zu der Bevölkerungsschicht mit Geld in der Tasche!

Aber ich möchte hier auch ein paar positive Anmerkungen machen, sehr lobenswert waren die Bootleg Series von Bob Dylan, die uns tolle Outtakes und schöne Konzerte komplett und in prima Klangqualität ins Wohnzimmer gebracht haben. Erwähnt sei hier auch die Anthology Serie der Beatles (wobei echte Fans wahrscheinlich immer noch viel vermissen werden – und wo bleiben den die remasterten Versionen der restlichen Alben???) und die Deluxe Edition von The Who „Live At Leeds“, jetzt als 2CD Set mit über 20 Tracks, ich kann mich entsinnen das die Erstausgabe auf Vinyl und CD gerade mal 6 Tracks hatte.

An dieser Stelle möchte ich auch noch die Dave Matthews Band lobend erwähnen, die über ihre Website, die Konzerte in superber Qualität und ungekürzt verkauft. Unter dem Namen Live Trax Series sind zwischenzeitlich schon 14 Konzerte erschienen, ebenfalls zu erwähnen Genesis, Peter Gabriel und Pearl Jam, die ihren Hörern einen ähnlichen Service bieten.

Aber selbst bei den Neuauflagen der CD’s wird genug falsch gemacht. Nehmen wir mal Sting „Bring On The Night“ gab’s vor kurzen Digitally Remasterd, aber nicht etwas das gesamte Konzert aus Paris oder sonstwoher, sondern wieder nur Stückwerk, ein paar Ausschnitte in unlogischer Reihenfolge und mit Pausen zwischen den Tracks, so kann der Funke auf den Hörer einfach nicht überspringen!
Gleiches gilt im übrigen für die Dire Straits CD „Alchemy“. Ich habe einen Bekannten, der sammelt seit über 20 Jahren alles von Mark Knopfler, und seine Wohnung gleicht einem Museum. Bei ihm hatte ich die Möglichkeit ein komplettes Konzert der „Love Over Gold Tour“ der Dire Straits zu hören. Ich kann nur sagen, ich fühle mich um viele schöne Hörstunden betrogen.

Zum Schluss möchte ich noch einen kurzen Ausblick auf meine dunkle Zukunft geben:

So konnte ich lesen, dass aus irgendwelchen Copyright Gründen, die Archive von Elvis Presley die letzten Jahre geöffnet wurden. Nun höre ich diese Musik nicht, bin also hier kein Experte, doch habe ich mal den Backkatalog im Internet recherchiert. Was den Fans hier geboten wird ist sagenhaft, ja fast schon zu viel des Guten, Boxen mit Demos, Outtakes, Alternative Versions, diverse Konzerte, alles da.

Wenn ich nun also die Zeit ausrechen, die es gedauert hat bis diese Aufnahmen das Licht der Welt erblickt haben, und auf zwei von meinen Lieblingsbands (The Clash, The Police)übertrage, komme ich zu dem Ergebnis, dass wenn überhaupt die Archive je geöffnet werden sollten, ich zwischen 75 und 80 Jahre alt bin. Sollte ich dann noch hier sein und gesund, so bezweifle ich doch stark das ich in diesem Alter noch durch mein Wohnzimmer springe und den Refrain von „Rock The Casbah“ mitsinge…

Wie denkt Ihr darüber?
LogicDeLuxe
Stammgast
#2 erstellt: 07. Mai 2008, 22:22
Ungenutzte Schätze sind vor allem die vielen klasse Aufnahmen, die es nur als kaputtgemasterte Versionen gibt, meist eben übersteuert und/oder totkomprimiert, obwohl die Aufnahmen sehr viel mehr hergeben würden, wenn man sinnvoll mastert. Ganz besonders hat mich das bei diversen Rosenstolz- und Red Hot Chili Peppers-Alben gestört.

Und was Konzertmitschnitte angeht, da sind Gov't Mule wohl nicht zu toppen. Im Gegensatz zu den Studio-Alben sind die Konzertmitschnitte sehr ordentlich aufgenommen und gemastert, und fast alle als FLAC erhältlich: http://www.muletracks.com/
Witzigerweise sind die auch als die bootleg-freundlichste Band bekannt, wo man offiziell seine Aufnahmegerete aufbauen darf. Die wissen eben, daß kein Bootlegger mit der offiziellen FLAC-Qualität mithalten kann und so keine ernsthafte Konkurrenz besteht.

Aus technischer Sicht sind ungenutzte Schätze vor allem FLAC-Downloads, die es bisher nur in Ausnahmefällen gibt (z.B. Gov't Mule). Man könnte damit doch auch prima sämtliche vergriffenen Singles und Maxis anbieten, sowie nicht remasterte Versionen alter CD-Alben.

Dann wären da noch die 24 Bit Auflösung. Generell ist es ziemlich witzlos, wenn man 24-Bit-Versionen anbietet, die dann genauso übersteuert und/oder komprimiert sind, wie die CD. Mit der höheren Auflösung sollte eine kompromisslose Dynamik eigentlich selbstverständlich sein.
arnaoutchot
Moderator
#3 erstellt: 09. Mai 2008, 14:22

LogicDeLuxe schrieb:
Und was Konzertmitschnitte angeht, da sind Gov't Mule wohl nicht zu toppen. Im Gegensatz zu den Studio-Alben sind die Konzertmitschnitte sehr ordentlich aufgenommen und gemastert, und fast alle als FLAC erhältlich: http://www.muletracks.com/
Witzigerweise sind die auch als die bootleg-freundlichste Band bekannt, wo man offiziell seine Aufnahmegerete aufbauen darf. Die wissen eben, daß kein Bootlegger mit der offiziellen FLAC-Qualität mithalten kann und so keine ernsthafte Konkurrenz besteht.


Naja, die Urväter dieser Philosophie sind doch eher Grateful Dead. Daher stammen die sog. "Taper Sections".

Neben der Qualität der Live-Aufnahmen gibt es noch einen Aspekt zu bedenken: Kaum jemand, der sich für Live-Mitschnitte dieser Bands interessiert, wird sich nicht die regulären Veröffentlichungen kaufen. Von daher schaden sich diese Bands nicht, sobern machen mit ihren Download-Angeboten sogar zusätzliche Werbung.

Grüße Michael
Jürgen_B
Stammgast
#4 erstellt: 10. Mai 2008, 18:45
Amazon will einen Versuch starten:
"Der Online-Händler Amazon arbeitet in den USA mit Sony BMG und EMI Music zusammen und bringt über den Disc-On-Demand-Service CreateSpace Out-Of-Print-CDs heraus, die dann über Amazon.com bezogen werden können."

Unklar ist noch die Klangqualität (WAV oder MP3) und Booklet.

Für Klassik bietet die Deutsche Grammophon MP3-Downloads mit 320 kbps an, auch von Aufnahmen die gestrichen sind:
http://www2.deutschegrammophon.com/home

Vermutlich nicht das was der Themenersteller erhofft, aber erste Ansätze.
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