Alte Kassetten überfordern Teckdecks

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andre.michelle
Neuling
#1 erstellt: 14. Nov 2019, 10:29
Hi zusammen,

ich habe bereits eine längere Odyssee hinter mir, um bei Ebay ersteigerte ??? (Alte Musik) Kassetten zu digitalisieren. Ich kann mittlerweile das Tapedeck als Problem ausschließen, da ich gestern ein weiteres generalüberholtes Sony Deck ersteigert hatte, welches auch an der Kassette scheitert. Beide Decks stoppen ziemlich genau an der selben Stelle nach ca. 4min. Erstaunlich ist aber, dass ich das Band - wenn ich die Kassette dann herausnehme - sehr einfach mit einem Finger oder Bleistift weitertransportieren kann. Soweit ich das beurteilen kann, klebt das Band auch nicht an dieser Stelle. Das Sony-Deck spielt nochmal ein paar Sekunden, wenn ich nochmals auf Play drücke, aber eiert dabei sehr stark.

Folgendes habe ich probiert:

  • Mehrmaliges Vor- und Zurückspulen (Geht ohne Probleme)
  • Klopfen auf den Tisch und immer wieder ein Stück spulen
  • Reinigung der Antriebsrollen / Abspielkopf
  • Band in ein anderes (neues) Gehäuse wechseln


Was kann das sein? Gibt es eine Möglichkeit, die Bänder zu reinigen?


[Beitrag von andre.michelle am 14. Nov 2019, 10:33 bearbeitet]
AkaiUher
Stammgast
#2 erstellt: 14. Nov 2019, 16:11
Hallo!

Es wäre natürlich hilfreich zu wissen um welche Kassette und um welche Kassettendecks es sich dabei handelt. Manche Kassettendecks tasten das Band auch mit einer Lichtschranke ab, für die Endabschaltung. Wenn das Band an dieser Stelle eine Schadstelle hat, z.B. schicht abgelöst, kann das Deck auch stoppen.

Wenn ein Kassettendeck während der Wiedergabe einfach stoppt, lößt meist die Bandendabschaltung aus. Es kann aber auch sein, dass ein Mikroschalter vorhanden ist, der abtastet ob eine Kassette eingelegt ist und da ein Problem besteht.

Wenn die Endabschaltung auslöst, dann, weil der Bandtransport gar nicht oder zu langsam geschieht. Das kann am Laufwerk selbst liegen (z.B. alte Riemen, Andruckrolle) oder auch wenn der Banzug zu hoch ist (z.B. schwergängige Mechanik der Kassette, klebendes Band). Da du vor dem Stoppen von einer eiernden Wiedergabe sprichst, scheint mir irgendwas davon einzutreten.

Kleben/Schmieren kommt bei Kassettenbändern auch vor, wenn auch nicht so oft wie bei Tonbändern. Hast du irgendeinen Abrieb an Köpfen, Tonwelle oder Andruckrolle festgestellt?

"Generalüberholt" ist auch ein dehnbarer Begriff. Weißt du denn, was alles gemacht wurde? Oft werden nur Riemen gewechseln und die alte Andruckrolle bleibt drin.

Viele Grüße,

Andreas
andre.michelle
Neuling
#3 erstellt: 14. Nov 2019, 16:33
Hallo Andreas,


Es wäre natürlich hilfreich zu wissen um welche Kassette und um welche Kassettendecks es sich dabei handelt.

Sony-TC-K490 (Liste der Aktionen *Generalüberholt*) & Dual C 828 (Ebay link nicht mehr vorhanden)
Beide Decks verhalten sich fast gleich.


Da du vor dem Stoppen von einer eiernden Wiedergabe sprichst, scheint mir irgendwas davon einzutreten.

Nein, nicht vor dem Stoppen. Wenn das Sonydeck stoppt, kann ich einfach nochmal Play drücken und dann läuft es nochmal eine Weile und eiert dabei etwas rum. Bis zu der Stelle, wo es das erste mal stoppt läuft es einwandfrei.


Kleben/Schmieren kommt bei Kassettenbändern auch vor, wenn auch nicht so oft wie bei Tonbändern. Hast du irgendeinen Abrieb an Köpfen, Tonwelle oder Andruckrolle festgestellt?

Nein. Allerdings habe ich jetzt nochmal genau hingesehen. Das Band ist etwas knitterig an der problematischen Stelle. Die Betonung liegt auf etwas. Ich frage mich, wie das Deck das erkennt. Wie gesagt, kein Eiern vor dem Stoppen. Ich sehe auch nicht, dass der Transport im Tape aus dem Ruder läuft. Beide Wickel laufen ganz normal bis zum Stop.

Aus meiner Kindheit erinnere ich mich an viel üblere Kassetten, die ich hatte Teilweise hatte ich auch Bänder geschnitten und neu geklebt. Da gab es keine automatische Abschaltung. An so ein Verhalten erinnere ich mich gar nicht.
langsaam1
Inventar
#4 erstellt: 14. Nov 2019, 18:05
-- zumindest das Sony TC-K490 besitzt 3 Kopf > getrennte Köpfe für Aufnahme und Wiedergabe
sowie eine Funktion genannt " off-tape Monitoring "

- spontan würd ich hier tippen das die Knick Knitter Stelle den Aufnahmekopf berührt und somit Stopp auslöst da Tape ja Löschgeschützt ...
AkaiUher
Stammgast
#5 erstellt: 15. Nov 2019, 11:34
Hallo!


langsaam1 (Beitrag #4) schrieb:

- spontan würd ich hier tippen das die Knick Knitter Stelle den Aufnahmekopf berührt und somit Stopp auslöst da Tape ja Löschgeschützt ...


Nein, dass K490 hat, genau wie fast jedes 3-Kopf-Deck Aufnahme- und Wiedergabekopf im gleichen Gehäuse. Es berühren immer beide Köpfe das Band (und der Löschkopf), wie im Prinzip bei fast jedem Bandlaufwerk. Der Löschschutz sorgt ja nur dafür, dass die Steuerungselektronik keine Aufnahme zulässt.


andre.michelle (Beitrag #3) schrieb:

Nein. Allerdings habe ich jetzt nochmal genau hingesehen. Das Band ist etwas knitterig an der problematischen Stelle. Die Betonung liegt auf etwas. Ich frage mich, wie das Deck das erkennt.


Ja, da Frage ich mich auch. Das K490 hat jedenfalls keine Lichtschranke, durch die das Band läuft, zumindest soweit ich das Erkennen konnte. Der Bandtransport wird optisch an den beiden Wickeldornen überwacht.

Viele Grüße,

Andreas
andre.michelle
Neuling
#6 erstellt: 15. Nov 2019, 13:08
Danke für eure Antworten. Es bleibt etwas mysteriös.

Gibt es eventuell ein Deck, was dafür bekannt ist, sich auch durch problematische Kassetten zu fressen? Die Zerstörung der Kassetten nehme ich dabei in Kauf. Im jetzigen Zustand sind sie eh nutzlos.
fplgoe
Inventar
#7 erstellt: 15. Nov 2019, 13:21
Meine Tape-Zeit ist ja schon lange her, aber ich erinnere mich daran, dass ich damals mehrfach Bänder in andere Kassetten (einer beliebigen Leerkassette) umgebaut habe, die Probleme gemacht haben.

Das hilft natürlich nichts, wenn alle Bänder Probleme machen, aber zumindest, wenn es nur ein bestimmtes Band ist.
andre.michelle
Neuling
#8 erstellt: 15. Nov 2019, 13:22

fplgoe (Beitrag #7) schrieb:
Meine Tape-Zeit ist ja schon lange her, aber ich erinnere mich daran, dass ich damals mehrfach Bänder in andere Kassetten (einer beliebigen Leerkassette) umgebaut habe, die Probleme gemacht haben.

Ich hatte bereits im original Beitrag erwähnt, dass ich das ausprobiert habe ("Band in ein anderes (neues) Gehäuse wechseln"), aber danke.
fplgoe
Inventar
#9 erstellt: 15. Nov 2019, 13:30
Sorry, das habe ich wohl überlesen...

Und die restlichen Kassetten laufen einwandfrei? Nicht dass dieses Problem einfach nach Wicklungsverhältnis des Bandes und den unterschiedlichen Zugkräften auf mehreren oder allen Kassetten auftritt.
andre.michelle
Neuling
#10 erstellt: 15. Nov 2019, 14:10

fplgoe (Beitrag #9) schrieb:
Und die restlichen Kassetten laufen einwandfrei?

Ja, neue Kassetten laufen problemlos und auch manche der alten Kassetten.
CMueller77
Stammgast
#11 erstellt: 20. Nov 2019, 16:02
Hallo

Das von Dir beschriebene Verhalten der Tapedecks zeigt mit grosser Wahrscheinlichkeit, dass bei der von Dir beschriebenen Kassette Bandmaterial verwendet wurde, welches seinerzeit mit einem Gleitmittel behandelt wurde um bestmögliche Laufeigenschaften zu gewährleisten. Über die Jahre (und vielleicht etlichen Stunden Lagerung in der Sonne (Auto)) hat sich dieses Gleitmittel auf dem Band aufgelöst. Deshalb hat es nichts gebracht das Band in eine andere Kassette umzusetzen, da die Bandoberfläche nicht mehr gleitfähig ist. Das erklärt auch, dass Du das Band problemlos nach dem Stillstand weiterdrehen konntest. Von diesem Phänomen sind ein Grossteil der Bänder von EMI (die transparenten mit dem XDR Logo) betroffen. Es kann gut sein, dass dasselbe Bandmaterial zeitweise im Europa-Verlag für die Herstellung der ???-Kassetten verwendet wurde. Abhilfe schafft nur:

1. Nachbehandlung mit speziellem Silikon-Spray
2. Ersatz der Kassette (E-Bay, o.ä)

Das Thema haben wir im "Der MC Kassetten - Neuzugänge..."-Thread beschrieben:
Kassetten jaulen bis zum Stillstand
Noch ein Beitrag zu diesem Thema
Fortsetzung
Die Lösung!

Ich hoffe, dass ich Dir mit diesen Infos eine Erklärung geben konnte...

Übrigens: auch Tapedecks mit sehr starken Motoren (Revox, Nakamichi, Pioneer, etc...) scheitern an solchen Kassetten. Bei Single Capstan Decks bleibt das Band einfach stehen, bei Doppel-Capstan-Decks gibt es zwischen den Capstans eine Bandschlaufe. Wenn Du die "Operation" mit dem Silikon-Spray (siehe Posts in genannten Links von Manfred) nicht durchführen willst oder kannst, gibt's für solche Kassetten leider nur ein Ziel: entsorgen...

Fast vergessen: hier noch der Link vom YouTube Video: How to relubricate stuck cassette tapes

LG
Christoph


[Beitrag von CMueller77 am 21. Nov 2019, 09:23 bearbeitet]
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