Droht ein Werteverfall von Musik?

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PIP888
Stammgast
#1 erstellt: 15. Mai 2014, 14:08
Die Zukunft gehört den Musik-Streamern und Musikdiensten wie zum Beispiel Spotify. CD und andere Speichermedien wie zum Beispiel Festplatten werden nur noch ein Nieschendasein führen für musikalische Raritäten, wie schon Vinyl, allenfalls ganz verschwinden, auch für das Internetradio sehe ich keine Zukunft. Digitalradio nur noch interessant für Livekonzerte und Information. Teure Musik-Downloads : Out. Für fünf Euro pro Monat Zugang zu millionen Songs in bester HiFi-Qualität, das kann sich sogar ein HartzIV - Empfänger leisten - eigentlich sehr sozial gedacht.. Allerdings glaube ich, die Musiker werden sich das nicht gefallen lassen und wehren aufgrund fehlender finanzieller Achtung ihrer Arbeit. Aber die Musikstreamer werden gewinnen. Jedoch, was fast umsonst zu haben ist, verliert an Wert und Interesse.
Aber das ist ja den meisten schon bekannt.


PIP
silberfux
Inventar
#2 erstellt: 15. Mai 2014, 14:57
Na das ist ja ein echtes Horrorszenario, das Du da entwirfst. Ob das wirklich so eintrifft muss man abwarten. Bei mir wir jedenfalls auch noch Vinyl aufgelegt und CD gehört. Aber ich sehe schon bei vielen jungen Leuten, dass Dienste wie die von Dir genannten im Vormarsch sind.
Die angemessene Entlohnung der Urheber ist jedoch nicht unmittelbar von der Entwicklung der Vertriebskanäle abhängig, sondern eine Frage der wirtschaftlichen Macht, aber auch des gesetzlichen Rahmens. Richtig ist, dass ohne entsprechende Anreize, durch die Kunst auch Geld verdienen zu können, Qualität und Quantität des Contents (nicht nur Musik) leiden.

BG Konrad
hifi-privat
Inventar
#3 erstellt: 15. Mai 2014, 16:06

silberfux (Beitrag #2) schrieb:
Richtig ist, dass ohne entsprechende Anreize, durch die Kunst auch Geld verdienen zu können, Qualität und Quantität des Contents (nicht nur Musik) leiden.


Hmm,

ich denke das ist eher umgekehrt. Früher haben Künstler weit weniger verdient als heute. War die Musik in den 50ern, 60ern, 70ern deshalb schlechter als heute? Ich denke nein.
shaboo
Stammgast
#4 erstellt: 15. Mai 2014, 23:31

hifi-privat (Beitrag #3) schrieb:
ich denke das ist eher umgekehrt. Früher haben Künstler weit weniger verdient als heute. War die Musik in den 50ern, 60ern, 70ern deshalb schlechter als heute? Ich denke nein.


Naja, das hängt davon ab, von welchen Künstlern Du redest und was Du mit "früher" meinst. Ich glaube nicht, dass heute im Superstar-Bereich noch derartige Summen für Plattenverträge gezahlt werden wie sie beispielsweise in den 80ern für Madonna, Prince, Michael Jackson, Springsteen und Co. üblich waren. Und was man so hört, scheint die derzeitige Künstler-Entlohung der meisten Streaming-Dienste auch eher ein schlechter Witz zu sein .

Und der Werteverfall ist doch längst da: Begonnen hat das schon mit der Einführung von digitalem Audio vor 30 Jahren und der zunehmenden Etablierung des Internets in den letzten 20 Jahren. Verstärkt hat sich das seitdem weiter dank Tauschbörsen und spottbilligem Massenspeicher in Terabyte-Dimensionen. Da muss kein Kind und kein Jugendlicher mehr auf eine Platte, Cassette oder CD sparen, sondern man leiht sich einfach mal für einen Tag einen Stick von einem Freund oder die Festplatte von dessen Vater und schwupps hat man zehntausende von Songs in CD-Qualität - für Umme. Krasser kann Entwertung wohl kaum vor sich gehen. Davon betroffen ist übrigens nicht nur Musik, sondern alles, was sich durch Bits und Bytes repräsentieren lässt, insbesondere auch Filme und bis zu einem gewissen Grad sicher auch (Hör-)Bücher.

Neben der freien Kopierbarkeit sorgt dabei das Internet zudem auch für ein geradezu überwältigendes Angebot, das das Sammlertum und die Jagd nach dem nächsten und neuesten Song/Film/Buch deutlich stärker in den Vordergrund rückt (im Vergleich zur intensiven Beschäftigung mit der eigenen Sammlung) als das früher der Fall war, so dass zur Entwertung auch noch eine zunehmende Kurzlebigkeit (und oft auch Oberflächlichkeit) hinzu kommt.

Nicht dass ich nicht dankbar wäre für all die Segnungen von Digitaltechnik und Internet, aber die völlige Entwertung alles Digitalen ist mir schon vor zehn Jahren aufgefallen ...
silberfux
Inventar
#5 erstellt: 24. Mai 2014, 18:53

Früher haben Künstler weit weniger verdient als heute.


Gibt es Untersuchungen und Statistiken, die das belegen? Und ob die Musik früher besser oder schlechter als heute war, ist eine Frage der subjektiven Bewertung. Ich möchte das nicht entscheiden, bleibe aber bei meiner These, dass der Anreiz, sich von seiner Kunst ernähren zu können (oder sogar richtig gut zu verdienen), qualitätsfördernd wirkt. So steigt allein schon mal die Zeit, die man für die Kunst aufwenden kann, an, wenn man nicht noch nebenbei arbeiten muss.

Dass die Digitalisierung erhebliche Auswirkungen auf die Kunst hat, dürfte außer Frage stehen. Aber erstens hilft es wenig, sich darüber aufzuregen. Und zweitens gibt es ja nicht nur Nachteile.

BG Konrad
PIP888
Stammgast
#6 erstellt: 24. Mai 2014, 20:00
unnötiges Komplettzitat bei Direktantwort entfernt

Hallo,
ich denke früher und heute schaute und schaut es finanziell für die Mehrheit der Musiker (wie auch bildender Künstler) mies aus. Nur ein geringer Prozentsatz kann gut davon leben. Unabhängig von deren Qualität ihrer Arbeit.
Den Künstlern ist ein Einkommen zu wünschen, von dem es sich auch leben läßt, was deren künstlerische Qualitäten sicher nicht schaden würde.

Gruß
PIP


[Beitrag von vstverstaerker am 25. Mai 2014, 16:57 bearbeitet]
Zalerion
Inventar
#7 erstellt: 24. Mai 2014, 20:26
Tatsächlich ist, aus eigener (wenn auch noch nicht so weitreichender) Erfahrung aus beiden Sichten (Musiker + Veranstalter) genau hier ein Problem zu sehen.

Mit CD Verkauf (Vinyl, Downloads usw) ist heute kaum noch (großes) Geld zu machen. Klar die ganz großen Internationalen bekommen auch da was rein, aber es ist weit weniger als früher.

Richtig interessant sind Auftritte.
ABER: Als Veranstalter wird man von allen Seiten gegängelt. Das geht los bei dem grisgrämigen Anwohner der seine Ruhe haben will und das Ortnungsamt ruft, über (z.T. sogar unrechtmäßige) Veranstaltungsabbrüche, gegen die man sich aber kaum wehren kann, wenn man nicht supergroß ist und eigene Rechtsanwälte an der Hand hat, weiter bis zu gruseligen Gema-Preisen (wo dann irgendwie ab auch nur bei sehr wenigen Künstlern wieder nennenswert was rauskommt), Genehmigungsproblemen usw., Bühnen müssen abgenommen werden, die Sicherheitsauflagen sind KRASS gestiegen (seit der Loveparade) usw usw.

Das Ende vom Lied ist, dass selbstverständlich auch die Veranstalter die Preise drücken wollen oder sogar müssen.
Daraus folgt, dass eine Band die halt auch für 1000€ spielt, schonmal eher genommen wird, als eine, die 3000€ kostet (bei ähnlicher Qualität). Erstere sind meist eben die schon erwähnte Hobbymusiker, die zwar gut sind, aber das eher nebenbei betreiben.
Die ambitionierten, aber nocht nicht großen bekommen Probleme, weil immer einer da ist, der günstiger ist. Dazu will kaum einer mittelmäßig bekannte Musiker mit eigenem Kram haben. Hat ja kein Wiederekennungswert. Somit werden auch dann eher die Coverbands bevorzugt, die eben auch eher die Hobbyisten sind, die anderen haben das Nachsehen.

Das geht z.T. so weit, dass Nachwuchsbands für Gigs in kleinen bis mittleren Locations dafür zahlen müssen (oder eben 100 Karten im voraus kaufen müssen und selber verkaufen) um überhaupt spielen zu können. Weil die Veranstalter keine Lust mehr haben, das ganze Risiko alleine zu tragen.

Und so wird immer weiter da ausgedünnt, wo der Nachschub herkommt. Auch das senkt die Qualität.
Hier ist es sogar noch viel kritischer, denn die Preise für Getränke und Karten sind z.T. auch schon nicht mehr so ganz ohne (was aber auch aus den sonstigen Kosten drumherum resultiert).
Keiner geht mehr hin.....


Die Digitalisierung sehe ich da nicht ganz so kritisch. Klar sind die Effekte die beschrieben werden nicht schön, aber die haben prinzipiell mit der Möglichkeit zur (bezahlbaren) Vervielfältigung angefangen (und das war übrigens schon die Schallplatte!) und hat sich nur verstärkt über die Möglichkeit das auch noch verlustfrei und privat zu machen. Ernsthafte Kunst war schon immer ein Zuschussgeschäft, wer darunter am meisten "leidet" (und die tun mir gar nicht Leid), sind die Firmen und auch Künstler, die veruschen, jeden Cent aus der Musik rauszupressen.
Denn für die Pop-Scheiße (verzeit mir den Ausdruck) wird immernoch Geld ausgegeben, auch wenn man die Stücke meist nur max 10 mal hört.

Die anderen, so hart das klingt, müssen sehen, wo sie bleiben. Und wenn man bedauert, dass die Musiker eingehen, dann sollte man ersteinmal ganz scharf darüber nachdenken, wann man das letzte mal was für sie getan hat (ein Konzert besucht, oder villeicht mal eine Scheibe gekauft, wobei letzteres wei schon gesagt inzwischen eher wirkungslos und meiner Meinung nach auch verschwendetes Geld ist. Man bezahlt da haufenweise mist (teure Werbung, Geldgeile Firmen) während die Musiker eigentlich nix davon bekommen. Studio ist so ne Sache, soweit ich weiß, können die meist einigermaßen davon leben.

Man hat sich seinen eigenen Markt kaputt gemacht, als Künstler ein wenig, als Platten-Firma / "Content Verwalter" extrem, und als Kunde anteilig.
Werfe der den ersten Stein, der ohne Sünde ist.


P.S.: Ich kaufe selten neue Musik, weil ich sehr gut auch mit meiner alten klar komme. Aber ich lade dabei auch keine runter und nutze auch keinen Streamingdienst. Nur damit ihr die Meinung auch mal in dieser Richtung einsortieren könnt.
cr
Inventar
#8 erstellt: 25. Mai 2014, 23:39
Welche Komponisten wurden früher denn reich? Mozart und Beethoven und Bruckner jedenfalls nicht. Ausnahmen waren nur ein paar Opernkomponisten, um die es einen großen Rummel gab. Die meisten Komponisten konnten froh sein, wenn sie an irgendwelchen Höfen als Hofkapellmeister ein bescheidenes Auskommen fanden ....
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