Klassische Musik in der Werbung -ein Sakrileg?

Es ist

a. der Beweis, das klassische Musik auch im Bildzeitungsleser gewisse Seiten (Saiten) anspricht

b. ein Zeichen des beginnenden(?) Untergang des Abendlandes

Oliver

Hallo Miteinander,

warum nicht?! – es trägt sicher zur Steigerung der Bekanntheit bei – und – wer kann es sagen – der ein oder andere wird sogar seinen Musik-Horizont nachhaltig erweitern.

Gruss

Hallo,

die Werbung zieht keinerlei Trennungslinien bei Musik-Genres, es kommt ihr lediglich darauf an, bestimmte Stimmungen zu erzeugen. Insofern ist es nicht zu verhindern, dass auch der "klassische" Bereich betroffen ist. Weh tut's halt, wenn dabei wie nicht anders zu erwarten die Qualität nicht nur auf der Strecke bleibt, sondern ein kastrierter Torso aus den Kaufhaus-Quäckser-Lautsprecher rieselt...

Aber wie gesagt, das gilt längst nicht nur für Klassik, auch andere liebgewordene Stücke müssen da neu "erlebt" werden...

Irgendwer hat mal geschrieben, "wenn meine Lieblingsmusik im Kaufhaus läuft - dann bin ich wirklich alt", Recht hat er !

so long
snark

Zweideutig: zum einen bringt Werbung klassische Musik an Leute die Kinderschokolade für Schokolade halten und an Katzen die nur Dosenfutter und kein Steak kennen. Wenn nur einer von tausend nachfragt was denn das für Musik ist, so sei den Schokoladenmassakrierern verziehen (naja, fast...).

Andererseits verderben solche Spots fast schon die Lust auf Vivaldi...zum Glück habe ich keinen Fernseher, will auch keinen...

P.S. Den Katzen ist es egal...was ein paar zehntausend Jahre Evolution mehr oder weniger doch zustande bringen.... die bleiben Zen, die getigerten...

Hier in München spielen sie klassische Musik in den U-Bahn-Bahnhöfen. Die Vier Jahreszeiten hängen mir mittlerweile zum Hals raus. Ich glaube als nächstes sind die Strauß-Walzer dran.

Warum spielen sie nicht Spears in der U-Bahn oder Lopez?

Wie ist eure ?

Vivaldi und Orff habens verdient.

Gruß, Thomas

Hallo

ebenfalls eher zwiespältige Meinung.
Meistens ist es einfach angenehmer und weniger aufdringlich, wenn allerdings sog. "Gassenhauer" verwendet werden, dann noch in "pop-rock" Versionen oder wie oben genannt in unsäglicher Tonqualität und endloser Widerholung in den Münchner U-Bahnhöfen dann kann es auch wahnsinnig nerven.

Schwanensee in der Fassung von Jeanette aus allen Kaufhaus-Brüllwürfeln hat auch genervt.
Bei den Handy-Klingeltönen stört mich generell deren Aufdringlichkeit. Ich bin froh, wenn meines nicht läutet, und verwende daher möglichst dezente Tonfolgen.

Hallo,
Sachte, aber doch sind wir vom Thema abgedriftet, nämlich
von der "Klassischen Musik in der Werbung" zu "Klassischen Musik als Berieselung"
Mir ist dieser Unterschied jedoch sehr wichtig, und wenn ihr meinen Beitrag gelesen habt, werdet Ihr versehen *warum*

Immer wieder wird behauptet, "Klassische Musik" wäre nicht zeitgemäß, uncool (ich glaube um "in" zu sein, schreibt man jetzt "kuhl" nicht wahr ???)

Diese Aussage wird in weiten Kreisen der Bevölkerung akzeptiert, geglaubt und "gelebt".

Aber es gibt eine Branche, die das anders sieht:
Die Werbestrategen dürften eine äussert hohe Meinung
von klassik haben, denn Produkte, die edel sind, oder solch, wo der Anbieter zumindest den Eindruck von "edel"
"kostbar" und "für VIPs gedacht" erwecken will. werden
sehr oft mit Klassischer Musik "verbrämt"
Wird *das richtig Produkt* mit Klassischer Musik beworben,
so bedeutet dies de facto eine Aufwertung *beider*,
das extrem teure Parfüm (dessen Geruch man ja im Werbefernsehen nicht übermitteln kann) erhält sein
Fläir in der Werbung also durch andere Reize:
Durch seine Verpackung und sein Flaschendesign, seinen
zumeist exotichen Namen und durch das ausgewählte
Musikstück.
Die Werbung traut der Klassischen Musik also zu, daß
sie in der Lage ist, einem Produkt das Flair von
"erlesen" zu vermitteln, und mehr noch, sie suggeriert
die Wichtigkeit dieser Musik in der "eleganten Welt"
Die klassische Musik hat somit einen (oft unerwünschten)
Verbündeten: Sie fördert die gesllschaftliche Akzeptanz
dieser Musik, wenngleich nur mit zerstückelten
Ohrwurm-Häppchen. Immerhin, ein Faktum, worüber man nachdenken sollte.

Aber auch die Kaufhaus-Berieselung: Offenbar traut
man Klassischer Musik eher die Eignschaft zu, Menschen
in eine angenehme (in diesem Zusammenhang:"kaufwillige")
Strimmung zu versetzen.


So gesehen sollte sich der Ärger über den Mißbrauch von Klassischer Musik in Grenzen halten.


Gruß
Alfred

Hallo Alfred,

von der "Klassischen Musik in der Werbung" zu "Klassischen Musik als Berieselung" Mir ist dieser Unterschied jedoch sehr wichtig,

Mir auch! Berieselung in jeder Form finde ich nervend, auch wenn sie noch so "klassisch" ist. Ich möchte meine Musik freiwillig hören, nicht aufgezwungen bekommen.
Gegen sog. klassischen Musik in der Werbung habe ich überhaupt nichts, ist sie doch eigentlich die letzte Bastion, wo diese Musik den Leuten noch "untergejubelt" werden kann, ohne daß sie gleich sagen: "O Gott, was soll das denn?" Interessant, daß sie - wie Du auch sagst - für "edle" Produkte steht, vielleicht ein Grund für Viele, sich dieser Musik nicht zu nähern. Man hat sozus. Angst vor ihr, meint sie nicht verstehen zu können oder setzt sie mit elitär gleich.

Nur so ein paar Gedanken.

Gruß,
Susanna

Hi ihr Nasen !!!
Ich bin Jemand Der durch die Werbung , zum Fan von klassischer Musik wurde .
Ich hoerte die Muke aus der Sheeba Werbung und wollte mehr davon haben . Dann stiess Ich auf Tscheikofski . Und der Schwahnensee hat mich umgehauen .
Ich haette niemals gedacht ,dass Ich Klassik hoere , doch eine Katze (und ihr Futter) hat mich ueberzeugt.
Soviel zur klassischen Musik in der werbung !!!

Hallo,

nun, dann hat die Werbung ja wirklich was bewirkt... Aber wenn mal die "Sheheradzade" mit Fritz Reiner in einem Kaufhaus laufen sollte, stehe ich am nächsten Tag in der "Bild"!

Auf der anderen Seite...wenn gutes Material verwendet wird und eben deswegen die einen oder anderen Leute zur Klassik kommen, warum nicht? Damit meine ich die TV-oder Kino-Werbung, nicht Kaufhäuser.

Kurz O.T.

am grausamsten war mal die Zeit, als für die Kaufhäuser bekannte "Hits" in gecoverten "Versionen" von drittklassigen "Interpreten" eigens produziert wurden. Ich weiß nicht, ob das heute noch gemacht wird...

Gruß

Nick

Super dass ich dieses Forum gefunden habe !

Ihr habt sehr interessante Beiträge ! Über genau dieses Thema schreibe ich zurzeit meine Seminararbeit und ich freue mich, dass jemand sogar durch die Werbung Zugang zur klassischen Musik gefunden hat.
Berieselung finde ich auch schlecht, weil man gar nicht mehr hinhört und so etwas verloren geht.
Ich habe eine Umfrage mit drei Werbungsbeispielen gemacht ( bissl Statistikarbeit halt) und habe auch so Sachen wie "Zauberflöte von Tschaikovsky" oder ähnliches gehört ( die Befragten sollten mir unter anderem Komponist und Titel nennen von dem Stück was in der Werbung vorkam.
Letztendlich freue ich mich,aber dass überhaupt Interesse an der Klassischen Musik besteht.
Man müsste eigentlich viel intensiver diesen Unterricht fördern, damit auch die "junge Generation" daran Geschmack findet.
Aktuellstes Beispiel: Sat1, Farmerama Werbung
Da wird die Morgenstimmung von Grieg verwendet

Hallo Joni,

herzlich willkommen hier. Ja wenn ich diesen Thread überlese, so gibt die Zwiespältigkeit der hiesigen Reaktionen auch meine Stimmungslage wieder. Ich finde es prima, wenn jemand über ein klassisches Musikstück in der Werbung zur klassischen Musik stößt. Ebenso wahr ist es aber, daß es bei vielen bei einer solchen Konsumentenhaltung bleibt und sie Klassik nur dann interessant finden, wenn wieder mal ein klassisches Musikstück auf und ab gedudelt wird.

Gruß Martin

Hallo Joni,
ach du mein Schreck. Eine ganze Seminararbeit zu diesem Thema. Interessant wäre wahrscheinlich die Frage, welche Käuferschichten man ansprechen will, wenn man Klassik verwendet. Da ich Fernsehsender mit Werbung vermeide und manche Werbepausen einfach unverschämt finde, habe ich wenig konkrete Beispiele. Aber ich könnte mir so ein Szenario denken: die Schwiegermutter kommt, und dann muss der Kaffee natürlich besonders gut schmecken, und das ganze wird dann mit Chopin, Mozart oder Tschaikowsky gewürzt. Ich halte es für unwahrscheinlich, dass man klassische Musik einsetzt um ein junges Publikum anzusprechen. Deutsche Werbung ist ohnehin meist ziemlich fade (es gibt auffallende Unterschiede zwischen deutscher und französischer Werbung. Wenn die Deutschen Reklame für einen Klebstoff machen, kommt wahrscheinlich irgendein bebrillter Diplomingenieur und hält einen Kurzvortrag. Die Franzosen kleben kommentarlos einen Elefanten mit den Füssen an die Zimmerdecke.
Wenn du eine halbwegs vernünftige Seminararbeit schreiben willst, würde ich mal ein paar Werbeagenturen kontaktieren und nach deren Erfahrungen fragen (und in der Endfassung weniger Deutschfehler machen )
Freundliche Grüsse
Joachim

Joachim49 schrieb:

Ich halte es für unwahrscheinlich, dass man klassische Musik einsetzt um ein junges Publikum anzusprechen.

Hallo,
Das Traurige ist ja das man ja schon beginnt die negativen Klischees mancher Menschen geg. der Klassik zu bedienen und als symbolische Untermalung für zB Langweile, Altmodisches und dergleichen einsetzt wie zB Ariel Color die ja zuerst eine Gruppe älterer Menschen in blassem Farbton zur Musik Chopins träge herumwackeln lassen nachdem dann so eine rythmisch, schnelle Popnummer das ganze in Freude, Jubel und satte Farben verwandelt.

Dann gab es im ähnlichen Schema nochmal eine andere Werbung die hab ich aber nicht mehr so gut in Erinnerung da ich sie schon seit längerem nicht mehr gesehn hab, da ging es um den langsamen Satz aus Mozarts 21.Klavierkonzert das dann auch plötzlich mit Popmusik unterbrochen wurde um es mit einer "positiven" Pointe enden zu lassen.

Ich denke ich muß dazu nichts sagen, das wird jedem klar sein das es dem Image der Klassik nur noch mehr Schaden zufügt.

Es gibt aber zum Glück auch positive Beispiele, da fallen mir vor allem die im österreichischen Fernsehn ehemals gezeigten Bank Austria-Werbungen ein wo in recht witziger Weise alltägliche Situationen mit der Klassik synchron verknüpft wurden (meist eine sich emotional steigernde Situation mit einer ebenso sich anschwellenden Steigerung einer Klassik-Passage) Ein paar Beispiele hab ich bei youtube gefunden:
(Slogan "Was wären die großen Erfolge ohne die Kleinen")

Milch-Flasche:
http://www.youtube.com/watch?v=SXZPx8r8vmY&feature=related

Geburt:
http://www.youtube.com/watch?v=_6wDlwyAHg0&feature=related

Dvoraks op.104 läßt grüßen...
http://www.youtube.com/watch?v=bykw3fAzgsk

Banken verwenden übrigens gerne generell klassische Musik weil sie es hier im Sinne von nobel, bedacht, weise und dergleichen einsetzen möchten.
Ob es aber Menschen zur Klassik führen kann, da müssen schon sicher mehrere bestimmte Faktoren zusammenkommen, das man zB prinzipiell für das empfänglich wäre, das man dann auch weiterhin über den Tellerrand hören möchte, das die gewählte Klassik-Passage im Sinne positiver Assoziationen verwenden wird usw.

lg
Thomas

Die Werbung reproduziert sicherlich das gängige Image der Klassik. Aber zunächst muss sie es aufgreifen und bedienen, wenn sie erfolgreich sein will. Positiv konnotiert sind da wohl die Stichworte Tradition, Seriosität und Luxus. Modernität, Sex Appeal und ungezwungener Spaß werden dagegen mit Pop verbunden.

Und stimmt doch: Bach und Beethoven sind nix für die Disco.

Viele Grüße