Hörschaden - nicht die Musik ist schuld

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SITD
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 19. Jan 2014, 23:32
Aloha liebe Foren Mitglieder, ich fand grade einen etwas älteren jedoch interessanten Artikel.

Um euch die Link klickerei zu ersparen habe ich direkt den text kopiert und möchte gerne wissen wie ihr das seht

_______


Bei jedem vierten Jugendlichen sei das Gehör durch überlaute Musik beeinträchtigt, schrieb das Umweltbundesamt in einer Pressemitteilung bereits 1997. Goldene Zeiten für die Hersteller von Hörgeräten: Denn nach und nach müssten diese Hörgeschädigten wohl einsehen, dass sie unwiderruflich auf ein Hörgerät angewiesen sind - eine These, die vielleicht sogar die Entwicklung von Hörhilfen vorangetrieben hat. Andere Erkenntnisse gewann der Hörforscher Dr. Eckhard Hoffmann im Rahmen seiner Untersuchungen.



Die vom Umweltbundesamt seinerzeit in die Welt gesetzte Behauptung ist oft wiederholt, selten aber hinterfragt oder gar wissenschaftlich überprüft worden. Dr. Eckhard Hoffmann von der Universität Ulm ist in den vergangenen Jahren der Frage nachgegangen, wo denn nun wirklich die Ursachen für Hörschäden liegen. Seine Ergebnisse revidieren etablierte, vielleicht sogar schon lieb gewonnene Ansichten, und sie werden gestützt durch Beobachtungen, die Kollegen aus der Hörforschung in den letzten Jahren und Jahrzehnten in aller Welt gesammelt haben.

Aktuelle Ergebnisse

Untersucht hat Hoffmann in den Jahren 1995 bis 2000 insgesamt 1.5io deutsche Männer im Alter von i8 bis 25 Jahren. Die Hörschwelle junger Erwachsener sollte im Hörtest bei allen getesteten Frequenzen bei o dB HL (Hearing Loss) liegen. Diese international genormte Null-Linie (ISO 389) wurde in den 60er-Jahren per Konvention so festgelegt, dass sie der Hörschwelle von HNO-ärztlich unauffälligen und nicht durch Schall belasteten jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren entspricht.

Bei allen Probanden wurde die Hörschwelle unter guten Messbedingungen bestimmt, ihre Schallbelastung in Beruf und Freizeit war Gegenstand eines detaillierten Fragebogens. Bei 25 % der Probanden zeigte sich im Frequenzbereich bis 8 kHz auf einem Ohr ein Hörverlust Von 2o dB oder mehr bei mindestens einer Testfrequenz. Hat ein Mensch im Alter von i8 bis 25 Jahren einen Hörverlust in diesem Ausmaß, spricht man im Allgemeinen von einem Hörschaden. Eine beginnende oder höhergradige Schwerhörigkeit ermittelte Hoffmann bei 1,5 % der Probanden.

Disco-Gänger

Die jungen Männer wurden detailliert nach ihren Gewohnheiten beim Musik-Konsum befragt. Konkrete Angaben waren auch zu den Disco-Besuchen erwünscht, hier wurden die Probanden zur Häufigkeit, der durchschnittlichen Länge des Aufenthalts und seit wie vielen Jahren die Probanden Discotheken regelmäßig besuchen gefragt. Insgesamt ergab sich: Jugendliche und junge Erwachsene gehen in ihrer Freizeit gern und häufig in Discos. Die diesbezüglichen Informationen aus dem Fragebogen wurden aufgerechnet und als "DiscoStunden" in Relation zur Hörfähigkeit gesetzt.

Um nun die durch Disco-Aufenthalte verursachte Wirkung von Musik auf die Hörfähigkeit zu ermitteln, wurden zwei Extrem-Gruppen miteinander verglichen. Gegenübergestellt wird in gemittelten Audiogrammen die Kurve von "extremen" Disco-Gängern (194 Personen) im Vergleich zu den "Musikmuffeln" (122 Personen), die weder Konzerte noch Discos besuchten und auch keinen Walkman besitzen. Die extremen Disco-Gänger dagegen hatten zum Zeitpunkt der Untersuchung bereits mindestens i.5oo Stunden in Discos verbracht. Sie sind die Probanden-Gruppe, die sich der höchsten Schallbelastung durch Diskotheken ausgesetzt hat.

Viel Disco = Großer Hörschaden?

Landläufig wird diese These wohl durchaus vertreten. Die Untersuchungsergebnisse von Hoffmann sind eine echte Überraschung, denn sie zeigen, dass es sich hier tatsächlich um ein Vorurteil handelt. Seine Studie kommt zu ganz anderen Ergebnissen: Wäre Disco-Musik die Hauptursache für die häufig auftretenden Hörschäden, so wäre bei der Auswertung ein Hörschaden-Risiko zu erwarten, das proportional zur Musikbelastung ansteigt.

Zu beobachten ist jedoch das genaue Gegenteil. Das relative Risiko eines Hörschadens, so die Studie, ist bei moderaten Disco-Gängern deutlich geringer als beider Gruppe der"Musikmuffel". So war in der Gruppe mit einer Disco-Dosis von 1000 bis 1.500 Stunden ein statistisch um 90 % geringeres Risiko für Hörschäden zu beobachten als bei den "Musikmuffeln". Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse verliert die Diskussion über die Schädlichkeit von Discos ihre Bedeutung, im Gegenteil: moderaten Disco-Besuchen muss sogar ein positiver Effekt für das Hörvermögen und dessen Erhalt bescheinigt werden.



Die Disco als Fitness-Studio für die Hörzellen

Das menschliche Ohr ist nicht nur ein passiver Schallempfänger, schon im Innenohr erfolgt auf der Ebene der Haarzellen (Hörsinneszellen) eine aktive Schallverarbeitung. Bei einer länger dauernden, hohen Schallbelastung wird die Empfindlichkeit des Ohres automatisch heruntergeregelt. Dies führt zu dem bekannten Effekt des tauben Gefühls im Ohr nach einem lauten Konzert. Die Funktionsweise der äußeren Haarzellen liefert einen Erklärungsansatz für den zunächst überraschenden Schutzeffekt von moderaten Disco-Besuchen. Nach den vorliegenden Ergebnissen ist ein "Trainingseffekt" der äußeren Haarzellen denkbar, so dass diese nach regelmäßiger Stimulation durch Disco-Besuche den Belastungen im Alltag besser gewachsen sind. Die Disco wäre somit das Fitness-Studio für die äußeren Hörzellen.

Die Studie zeigt: Erst bei den Disco-Besuchern mit einer extrem hohen Disco-Dosis (194 Personen) von mindestens 1.500 Stunden steigt das Hörschaden-Risiko wieder deutlich an. Dass vergleichsweise auch ein zu intensives Training in einem Fitness-Studio nicht nur positive Effekte mit sich bringt, ist inzwischen allgemein bekannt.

Offensichtlich lässt sich dies auch auf das Gehör übertragen. Wer sich in extremer Weise der Schallbelastung in einer Disco aussetzt, riskiert eine Beeinträchtigung seiner Hörfähigkeit. Laut Hoffmann kann die Musik dabei aber nicht zur Hauptursache eines Hörschadens werden.

Der Knall, die wirkliche Gefahr

Die große Mehrheit der jungen Erwachsenen, die in moderater Form Discos und Konzerte besuchen, haben keinen Hörschaden, der nachweislich durch Musik bedingt ist. Das pauschal gemeinte Schlagwort von der "deaf Generation" ist daher nicht gerechtfertigt. Ebenso wenig ist der Musikkonsum eine erstrangige Ursache für Hörschäden bei dieser und bei allen anderen Altersgruppen.

Die Schädigungen, die Hoffmann in seiner Studie beobachtete, waren überwiegend einseitig auftretende Hochton-Senken und Hochtonverluste. Ihre typische Charakteristik liefert einen Hinweis darauf, dass es sich tatsächlich um lärmbedingte Hörschäden handelt - nicht aber durch Musik verursacht: Denn ein typischer Konzert - oder Disco-Besucher würde sich beidseitige Schädigungen einhandeln. Einseitige Hörschäden weisen auf Knalle als Ursache hin: Ein Ohr ist dem Knall meist stärker zugewandt als das andere, das in diesem Fall schon durch den Kopf teilweise vor der Schallwelle geschützt wird.

Tatsächlich berichteten die Hälfte aller Untersuchten von einem Knalltrauma mit Ohrgeräuschen beziehungsweise einem tauben Gefühl im Ohr nach einem lauten Knall. Verursacht wurden die Knalle meist durch Silvester-Feuerwerkskörper, zum Teil auch durch Schreckschusspistolen. Der Knall eines Silvester-Böllers kann in einer tausendstel Sekunde einen lebenslangen Hörschaden verursachen, den man sich sonst auch durch jahrelange Disco-Besuche nicht einhandelt.



Interview mit Dr. med. Eckhard Hoffmann

Audio Professional sprach mit Dr. med. Eckhard Hoffmann, Hörforscher, dem Leiter der AG Angewandte Hörforschung an der Universität Ulm am ZIBMT (Zentralinstitut für biomedizinische Technik), über seine Erkenntnisse.

Audio Professional: Hat man einen Überblick, wie sich allgemein das Gehör der Menschen in industrialisierten Ländern in den zurückliegenden Jahrzehnten entwickelt hat?

Eckhard Hoffmann: Es gibt ja nun noch nicht so lange Hörtests nach den heutigen Standards. Auf jeden Fall kann man nicht sagen: Die Deutschen hören heute schlechter alsvor 50 oder 100 Jahren. In den 6oer-Jahren wurden zum Beispiel Untersuchungen bei den Mabaans durchgeführt. Dies ist ein afrikanischer Stamm im Westen des Sudans, der zu dieser Zeit noch unter Bedingungen der Steinzeit lebte. Zusammenfassend wurde festgestellt, dass die Eingeborenen auch kein besseres Hörvermögen hatten als beispielsweise Deutsche.

In den letzten fünf Jahren habe ich gemeinsam mit der Arbeitsgruppe Hörforschung der Universität Gießen Untersuchungsserien mit Berufsgruppen durchgeführt, die akustisch dauernd stark belastet sind, und zwar mit Lufthansa-Piloten und Orchester-Musikern. Sowohl die Mabaans als auch die Piloten und die Orchestermusiker weisen im Alter von 6o Jahren ein altersgemäßes Gehör mit einem leichten Hörverlust in den hohen Frequenzen auf. Der Hörverlust bei 4 kHz, einer in Bezug auf Lärmschäden besonders empfindlichen Frequenz, betrug bei allen drei Gruppen im Durchschnitt rund 2o dB HL (Hearing Loss). Trotz hoher beruflicher Schallbelastung ist die Hörfähigkeit der Orchestermusiker und Linienpiloten im Durchschnitt auch nach vielen Berufsjahren noch erstaunlich gut. Es gibt zum Beispiel auch Untersuchungen an Berufsmusikern, die in den typischen Klangkörpern der Bundeswehr arbeiten. Man kann wohl sagen: Diese Leute sind von Berufs wegen ständig über längere Strecken einem hohen Schalldruck ausgesetzt, da geht es ja wirklich zur Sache. Und im Rahmen einer dreizehnjährigen Langzeitstudie ergeben die Untersuchungen, dass sich die Hörfähigkeit trotz einer hohen, musikbedingten Schallbelastung nahezu nicht verschlechtert hat. Es war nur der normale altersbedingte Hörverlust nachzuweisen.

AP: Das sind ja wirklich erstaunliche Resultate.

Eckhard Hoffmann: Prof. Fleischer von der Arbeitsgruppe Hörforschung der Uni Gießen ist letztes Jahr nach China gereist und hat dort, in einer abgelegenen Gegend, in der vorwiegend Reisbauern leben, Untersuchungen durchgeführt. Erst seit wenigen Jahren gibt es dort Strom, die Bewohner kannten also weder Discos noch Maschinenlärm. Fleischer stellte fest, dass viele der untersuchten Chinesen ein schlechtes Gehör hatten. Dies konnte ebenfalls auf Knallkörper zurückgeführt werden, die dort mehrfach im Jahr verschossen werden.

AP: Egal, wo man hingeht in der Welt Knallgeräusche sind also eine herausragende Ursache für Hörschäden?

Eckhard Hoffmann: Ja, genau. Ähnliche Erkenntnisse konnte zum Beispiel auch bei den Eskimos gewonnen werden. In der Regel leben diese ja meist abgelegen von einer industrialisierten Umgebung, aber sie gehen schon als Jugendliche mit Gewehren auf die Jagd. Durch die Gewehr-Schüsse haben dort viele 15- bis 16-Jährige das Gehör eines sechzigjährigen Menschen.

AP: Dann hat also eine ruhige Umgebung für die Qualität oder den Erhalt eines guten Hörvermögens gar keine wirkliche Bedeutung?

Eckhard Hoffmann: Sie ist dafür überhaupt nicht relevant, natürlich aber für ein Gefühl von Lebensqualität und für das persönliche Wohlbefinden. In diesem Zusammenhang: Wenn jemand sich durch Lärm belästigt fühlt, ist ja auch nicht der messbare Schalldruck das Entscheidende, sondern die Botschaft, die als Ereignis demjenigen vermittelt wird. Die Botschaft von lauter Rap-Musik ist für den einen der Ausdruck seines persönlichen Lebensgefühls, für den anderen ist es einfach nur Lärm oder akustischer Müll.

AP: Man gewinnt den Eindruck, dass es auf den Straßen, in Verkehrsmitteln und Konzertsälen immer lauter wird. Haben die Menschen im industrialisierten Europa, insbesondere hier in Deutschland, mittlerweile so etwas wie eine heraufgesetzte Hörschwelle?

Eckhard Hoffmann: So generell kann man das nicht sagen. In Deutschland werden immer mehr Hörschäden festgestellt, was aber auf den allgemeinen Spaß an Böllern zurückzuführen ist, zumal dieser Spaß zum Beispiel mit Spielzeug-Pistolen oder Silvester-Knallern - billiger und populärer geworden ist.

AP: Wie können Audio-Professionals und Musiker ihr Gehör schützen und pflegen? Eckhard Hoffmann: Um sich als Profi in der Musikbranche die eigene Hörfähigkeit und damit auch die Berufsfähigkeit zu erhalten, muss man ganz bewusst eine Verantwortung für das eigene Gehör übernehmen. Wer Konzerte besucht, sollte einen Hörschutz dabei haben, der für Musik geeignet ist. So besteht immer die Chance, die akustische Umgebung gewissermaßen selbst zu gestalten und ein guter Gehörschutz schützt auch vor Knallen. Zu empfehlen ist auch ein regelmäßiger Hörtest unter guten Messbedingungen. Hörminderungen können frühzeitig erkannt und Belastungen durch gezielte Maßnahmen verringert werden.

AP: Wir bedanken uns für dieses aufschlussreiche Gespräch.





Der Autor

Der Autor des Artikels, Martin Hömberg, kann auf reiche Erfahrungen in der professionellen Studio- und Musikszene zurückblicken - als Fachautor von Audio Professional und PRODUCTION PARTNER, Dozent, Musiker, Komponist und Produzent.
cr
Inventar
#2 erstellt: 30. Dez 2014, 17:39
Interessaner Beitrag, der anscheinend keinen interessiert, da nun 1 Jahr alt und unkommentiert.

Hier noch die Quelle:
http://web.tiscali.it/musicculturclub/guest/lautemusik.htm


[Beitrag von cr am 30. Dez 2014, 17:40 bearbeitet]
SITD
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 04. Jan 2015, 08:34
Hast du wohl auch nie richtig gelesen, der Inhalt deiner Quelle entspricht zu 100% meinem Text.
cr
Inventar
#4 erstellt: 04. Jan 2015, 17:31
Habe ich, nur hast du keine Quelle angegeben, was
a) unzulässig ist
b) ich mich frage, ob du überhaupt das Einverständis des Rechteinhabers hast, einen Text einfach abzukopieren.

Warum meinst du, habe ich eigentlich geschrieben "hier noch die Quelle"? Um auf einen anderen Text hinzuweisen?


[Beitrag von cr am 04. Jan 2015, 17:34 bearbeitet]
pmic
Stammgast
#5 erstellt: 30. Okt 2015, 22:33
Zitat cr:
Interessaner Beitrag, der anscheinend keinen interessiert...
Mich schon, denn der Text beschreibt exakt mein Problem: Hochtonsenke bei 4 kHz, trage deshalb schon über 10 Jahre Hörgeräte, die das recht gut ausgleichen. Und das ohne Musiklärmbelastungen - war nie in Diskos etc., kein Walkman, sondern habe nur Klassikkonzerte besucht.
Grund: Knalltraumen! Habe als 12/13-jähriger Böller selbst gebaut, und die mussten natürlich besonders laut knallen. Einige Male passierte das in der Nähe, ca. 2m, und ich erinnere mich an einen Hörsturz für kurze Zeit.

BTW: Heutige digitale Hörgeräte der Spitzenklasse können das so gut ausgleichen, dass ich damit immer noch Musik in HiFi-Quali hören kann: Hörgeräte sind standartmässig auf Sprachverstehen optimiert, doch für die Spitzengeräte (ca. 4-5 k€/Paar) können auch Musikprogramme eingerichtet werden, die per Fernbedienung ein/ausschaltbar sind.

Vielleicht hilft das Betroffenen.
cr
Inventar
#6 erstellt: 30. Okt 2015, 23:21
Habe mich an den Artikel gar nicht mehr erinnert und ihn jetzt wieder gelesen...

Wie laut sind eigentlich die Spielzeugpistolen (mit den aufgerollten Knallbändern bzw. mit diesen kreisförmigen Einsätzen für die Revolvertrommel (letztere sind lauter als erstere)) im Vergleich zu richtigem Schießzeug?
Falls es das Zeug überhaupt noch gibt, wir haben jedenfalls damit vor Jahrzehnten manchmal die Welt unsicher gemacht...

Habe sogar was gefunden:
www.laermorama.ch/m4_ohrenschuetzen/pdf/Zu_viel_fuer_Ohren.pdf


[Beitrag von cr am 30. Okt 2015, 23:33 bearbeitet]
pmic
Stammgast
#7 erstellt: 31. Okt 2015, 13:17
@cr:
Folgt man Deinem Link (s.S 5), können Spielzeugpistolen bis zu 150 dB in Ohrnähe lärmen (echte Schiesseisen bis 160 dB!). Das gibt bestimmt Schäden - Knalltraumen. Die Auswirkungen sind natürlich individuell verschieden: die Experten diskutieren immer mehr den genetischen Hintergrund der Hörschäden. Wenn Du trotz damaliger Knallerei lt. Audiogramm (noch?) keinen Schaden hast - herzlichen Glückwunsch.

Aber nochmals: der zitierte Bericht ist seeehr interessant, weil er die übliche Meinung widerlegt, Musiklärm sei der einzige Grund für die Hörstörungen Jugendlicher, und der späteren Senioren, sieht man von leider manchmal überdrehten Lautstärken in Diskos ab. Knalltraumata werden mE in der öffentlichen Diskussion kaum erwähnt, und da kann schon ein einziges das Gehör schädigen.
cr
Inventar
#8 erstellt: 31. Okt 2015, 14:43
Ich bezweifle allerdings diese Daten (vielleicht sind die heutigen so laut), denn diese Rollbänder mit den kleinen Pulvereinlagerungen waren recht leise und laute Knallerei war mir immer schon recht unangenehm (neben dem Ohr pflegt man ja eine Pistole nicht abzuschießen).
Mich ärgert auch am Land diese ewige Herumknallerei der Schützenvereine bei allen möglichen Anlässen, Festen, Silvester, Raketen, Böllerei, 1.Augustfeier (Schweiz).....
PS: Besonders gefährlich ist im übrigen eine Art von Antibiotika, die bei einem Teil der Leute irreversible Hörschäden verursachen (auch genetisch bedingt, aber trotzdem betrifft es einige Prozent)
SITD
Hat sich gelöscht
#9 erstellt: 01. Nov 2015, 19:03
Entschuldige bitte meinen unhöflichen Kommentar cr, habe das irgendwie in falschen Hals bekommen.
Natürlich hast du völlig recht.

Ich habe bis vor zwei Jahren an Silvester selber immer mit diversen Schreckschusswaffen und diversen Kalibern geschossen. In einer bestimmten Distanz, abhängig von der Höhe der abgefeuerten Pistole, kann der Pegel sehr stark zunehmen. Hier greift das selbe Prinzip wie bei Bomben, die ebenfalls in der Luft gezündet werden und durch die Reflektion der Druckwelle ihre Explosionskraft massiv verstärken.
Auch kann ich euch verraten, dass der Knall, den man auf die Ohren bekommt, wenn man direkt neben der Auswurfsöffnung des Verschlusses steht, ein mächtiges Pfeifen und ein akutes Lärmtrauma verursacht. Eine bleibenden Hörschaden habe ich davon jedoch nicht.
Es ist allerdings wie in einem Film, ein sehr kurzer Knall und ein sofortiges Taubheitsgefühl auf dem jeweiligen Ohr.

Ich habe einmal an Silvester versucht mit einem Messgerät den Pegel auf 10 Meter zu messen, der Knall ist leider zu kurz um vollständig erfasst zu werden, da die digitalen Messgeräte in festgelegten Zeitabständen die Umgebung "abtasten". Da müsste man einige Schuss abfeuern, und den maximalpegel auswerten lassen. Das wird ein teurer Spaß, den man sich mitten im Jahr nicht machen sollte.


[Beitrag von SITD am 01. Nov 2015, 19:40 bearbeitet]
pmic
Stammgast
#10 erstellt: 01. Nov 2015, 22:30
@SITD, Zitat:

Es ist allerdings wie in einem Film, ein sehr kurzer Knall und ein sofortiges Taubheitsgefühl auf dem jeweiligen Ohr.

"Taubheitsgefühl" - Da hast Du mit Sicherheit Dein Ohr überlastet! Ich kenne das aus meiner Knallzeit.


Einen bleibenden Hörschaden habe ich davon jedoch nicht.

Noch nicht. Gratuliere, vielleicht bist Du genetisch resistent? Und hast Du schon mal einen Hörtest mit kalibrierten Gerät (>Hörgeräte-Geschäft) absolviert? Bedenke, dass sich das meist erst nach vielen Jahren auswirken kann.

Weiter:
Da müsste man einige Schuss abfeuern, und den maximalpegel auswerten lassen.

Das bringt nix, denn Mittelwerte sagen nichts über den wahren Schadpegel aus, der meist in Millisekunden schon wirkt. Da könnte wohl nur ein Speicheroszilloskop mit Meßmikro helfen.

@cr:
Besonders gefährlich ist im übrigen eine Art von Antibiotika, die bei einem Teil der Leute irreversible Hörschäden verursachen

Ja, das ist mir bekannt, es gibt aber noch andere Medikamente und Stoffe, die "ototoxisch" wirken, aber es soll nur wenige Patienten geben?

Gruss pmic - bekennender Knalltraumatiker
mentox76
Inventar
#11 erstellt: 01. Nov 2015, 23:07
Durch Medikamentenkonsum kann ein Tinitus sowie auch andere Hörschäden entstehen und bleiben... mancheiner hat da nur mit Aspirin schon mal Pech gehabt.


[Beitrag von mentox76 am 01. Nov 2015, 23:07 bearbeitet]
cr
Inventar
#12 erstellt: 01. Nov 2015, 23:17
Ein vorübergehendes Taubheitsgefühl ist noch kein hinreichender Grund für einen Hörschaden (steht auch im ganz oben verlinkten Artikel) (ein kurzes Taubheitsgefühl hat man (zumindest ich) schon, wenn die Bahn quietschend bremst... - recht unangenehm, davon abgesehen).
pmic
Stammgast
#13 erstellt: 04. Nov 2015, 19:34
Nun, SITD schrieb von einem "akuten Lärmtrauma", das scheint mehr zu sein als ein "vorübergehendes Taubheitsgefühl", daher meine Frage.

Wichtiger ist mE eine ]wissenschaftliche Liste von ototoxischen Medikamenten, die zu lesen ist in "Spektrum Hören" 2/2015: Anja Facius: Ohrgeräusche durch Medikamente.
Da kann man nur staunen, welche Allerweltsmedikamente darin aufgelistet werden, zB ASS (aber erst ab 1 Gramm/Tag), oder ACE-Hemmer, Betablocker usw., die Tinnitus begünstigen oder verstärken können.
cr
Inventar
#14 erstellt: 04. Nov 2015, 19:57
Ich bin in der glücklichen Lage, seit 40 Jahren kein Antibiotikum genommen zu haben, außer ev. im Fleisch
Leider kenne ich zwei Leute, die durch ein Antibiotikum einen Hörschaden erlitten haben
peacounter
Inventar
#15 erstellt: 04. Nov 2015, 23:47
ich kenn eckhard hoffmann persönlich ganz gut.
hatte beruflich viel mit ihm zu tun und hab ihn auch wegen der vielfachen hörstürze meiner dame oft um rat gefragt (mitlerweile warens 8, der letzte ist gerade akut. bisher aber zum glück immer folgenlos ausgeheilt.).

das ist ein sehr gewissenhafter mann und seine erkenntnisse haben damals schon so einiges an wirbel verursacht.

kinderspielzeuge hat er auch massig untersucht.
kleine annekdote:
lärmemission wird 1 meter entfernt vom emitter gemessen....
auch bei kinderspielzeug.
weil nämlich kinderarme 1 meter lang sind

leute!
macht euch weniger gedanken um ein bischen musik in der bahn oder auf'm konzert!
aber steckt euch was in die ohren, wenn ihr ein loch in die wand bohrt oder für zwei minuten die kreissäge anwerft!
und haltet euch die ohren zu, wenn ein tatütata sich nähert!
dafür halte ich sogar mim rad an, nur um mir die finger in die ohren stecken zu können!
das ist alles viel schlimmer!
ich selber trage seit ca 15 jahren auf JEDEM konzert gehörschutz und empfehle das auch aber wer regelmäßig die flex oder die bohrmaschine oder die kreissäge hobbymäßig (oder gar beruflich) anwirft, der ist wesentlich gefährdeter als ein handyhörer in der bahn.
die belastung von einer stunde konzert bei mächtigen 100 db bekommt man mit ner halben minute bohrmaschine auf stein genauso hin.
und wenn der stein beton ist und man keinen gehörschutz trägt, dann werden aus den 2 minuten dauerrödeln ganz schnell 2 manowar-konzerte unter volldruck!


[Beitrag von peacounter am 05. Nov 2015, 00:06 bearbeitet]
John22
Inventar
#16 erstellt: 14. Nov 2015, 01:37
Ich kann mich noch daran erinnern als vor Jahrzehnten nebenan von meinem Arbeitsplatz eine Gebäude wegen dem wackeligen Untergrund Stück für Stück mit dem Presslufthammer abgerissen wurde. Zwar durfte das nicht während der Hauptarbeitszeit erfolgen. Aber wenn man viel zu tun hatte bekam man morgens und/oder abends ca. eine Stunde Lärm ab. Ich hatte mir vorsorglich einen Gehörschutz im KH-Form besorgt und auch ausgiebig genutzt. Das sah zwar merkwürdig aus an einem Büroarbeitsplatz und manche haben sich gewundert. Aber das war mir mein Gehör wert.
peacounter
Inventar
#17 erstellt: 14. Nov 2015, 01:57
na dann guck dir mal die trottel am hammer an!
die haben nämlich oft genug nichtmal n stöpsel in den ohren.
obwohl es eigentlich richtig gute kapseln a la peltor optime 3 sein müßten.
aber hinterher hörgeräte auf kosten der solidargemeinschaft!


[Beitrag von peacounter am 14. Nov 2015, 02:09 bearbeitet]
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