Tipps zum Bau eines Helmholtzresonators

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schloedi
Stammgast
#1 erstellt: 04. Jan 2009, 15:23
Hallo an alle,

ich möchte meine Erkenntnisse beim Bau meiner Helmholtzresonatoren (kurz HHR)teilen. Ich habe beim Bau der Dinger seinerzeit viel im Netz nach Infos gesucht aber nicht viel Brauchbares gefunden. Einige Formeln waren sogar schlichtweg falsch.
Da ich mich jetzt über Weihnachten noch mal mit dem Thema Akustik beschäftigt habe, habe ich inzwischen denke ich verstanden, was ich seinerzeit gebaut habe.
Auf die Wirkweise und Wirksamkeit will ich hier gar nicht eingehen, das werden diejenigen wissen die einen HHR bauen wollen.

Also hier ein paar Tipps, die hoffentlich weiterhelfen:

1) Sehr hohe Wirksamkeit nur bei niedrigen Frequenzen < 250hz.
2) Volumen min. 100 Liter, sonst ist die Wirkung zu gering.
3) Aufstellungsort am besten in der Ecke oder zumindest an einer Wand in Eckennähe.
4) Die Tiefe hinter den Öffnungen darf nicht zu gering sein (z.B. bei einem rechteckigen HHR die Öffnungen in die schmale Seite machen) und die Öffnungen nicht zu nah an die Seitenflächen machen. Beides kann dazu führen, das die Mündungskorrektur nicht mehr stimmt.
5)Den HHR unbedingt abdichten, sonst verliert er an Wirkung.
6) Ausgewogene Anzahl der Öffnungen, wichtig ist das das Volumen gleichmäßig "beschallt" wird. Z.B. gleiche Abstände der Öffnungen zum Rand und nach oben unten.
7) Bzgl. Dämmmaterial im HHR gibt es mehrere Möglichkeiten: Man kann Dämmstoff einfach in den HHR einlegen oder aber direkt in die Öffnung(en) oder am Anfang und Ende der Öffnung(en). Die Schichtdicke kann man berechnen aber das würde hier den Rahmne sprengen. Bei direktem Einlegen in den Resonator empfiehlt sich ca. 1/3 des Resonatorvolumens. Bzgl. Material gibt es div. Möglichkeiten z.B. Mineralwolle. Hier sollte man vor dem Abdichten des HHR etwas rumprobieren.
8) Am einfachsten schneidet man in die Frontplatte die Öffnungen aus. Dann hat man die Materialstärke als "Rohr" und benötigt dieses nicht separat.

Jetzt kommt die Formel, ohne geht es leider nicht:

A) Allgemeine Berechungsformel: f = 170* Wurzel aus ((S*n)/(V*(l+k)))
Habe leider keinen Formeleditor, vielleicht kann das jemand ergänzen.
Ganz wichtig, Einheiten:
f = Resonanzfrequenz, auf die der Resonator abgestimmt wird in [hz]
S = Fläche des "Resonatorhalsquerschnittes", also der Öffnungsquerschnitt in [cm²]
n = Anzahl der Öffnungen [ohne Einheit]
V = Resonatorvolumen in [dm³ oder Liter]
l = "Resonatorhalslänge", also die Länge der Öffnung in [cm]
k = Mündungskorrektur

Für k gibt es 3 Möglichkeiten:
1) beidseitig geflanscht, k = 1,23 * r (Radius Öffnung in [cm]
z.B. wenn man in eine 19mm Platte eine Öffnung als Resonatorhals schneidet (ist übrigens die einfachste Möglichkeit, weil man kein separates Rohr benötigt). Das Rohr (in dem Fall nur die Öffnung) steht also nicht vor.
2) einseitig geflanscht, k = 1,46 * r [r wieder in cm]
Der Resonatorhals, ich nenne es Rohr steht auf einer Seite über, auf der anderen Seite ist es bündig mit der Platte.
3) nicht geflanscht, k = 1,7 * r [r in cm]
Hierbei steht das Rohr beidseitig über.

Damit kann man den Resonator komplett berechnen.

Zum Abschluß noch eine Tabelle von mir, in der ich die von mir gebauten Varianten mit den neuen Kenntnissen nachgerechnet habe. Links steht die Auslegungsfrequenz, ganz rechts die nach obiger Formel berechnete Frequenz, da vor die Meßergebnisse.

http://img132.imageshack.us/my.php?image=hhrkm5.pdf

Man sieht die Wirkung, dort wo ich die Frequenzen genau getroffen habe.
Interessant sind auch die Meßergebnisse bei 133hz. Hier wirkt der HHR auch verschlossen, als Plattenresonator. Auch nicht schlecht.

Ich hoffe, das hilft dem ein oder anderen weiter.

Gruß
schloedi
silence115
Ist häufiger hier
#2 erstellt: 06. Jan 2009, 00:13
Wenn man mehrere Öffnungen in einen Resonator einbaut, dann kann jede auf eine bestimmte Raummodenfrequenz abgestimmt werden oder muss man für jede Abstimmfrequenz einen eigenen Resonator bauen?
krotzn
Stammgast
#3 erstellt: 06. Jan 2009, 00:36

silence115 schrieb:
Wenn man mehrere Öffnungen in einen Resonator einbaut, dann kann jede auf eine bestimmte Raummodenfrequenz abgestimmt werden oder muss man für jede Abstimmfrequenz einen eigenen Resonator bauen?


ein Resonator => eine Frequenz. Ob eine Öffnung oder mehrere ist von der Abstimmung abhängig.

@ schloedi:

Was machst Du bei einem einfachen Loch, wenn die tatsächliche Abstimmung von der berechneten abweicht?

Finde deshalb die verstellbaren Rohre schon besser.

Soweit ich mich erinnern kann, habe ich auch mal irgendwo gelesen, dass es auch schon unterschiedlich in der Effizienz sein kann, ob mit Rohr oder ohne (halt dann entsprechend größeres Loch oder mehrere.

Gibt es dazu irgendwo was nachzulesen?
x-rossi
Inventar
#4 erstellt: 06. Jan 2009, 00:41
hallo silence115,

das geht leider nicht, da das komplette volumen des kastens die gegenmasse zu deinem raum darstellt. du könntest innerhalb des resonators einzelne, abgedichtete abteile einrichten und jedem abteil ein loch zukommen lassen. die zu dämpfende frequenz wäre dann über die abteil- und lochgröße zu steuern.

@ schloedi. interessant. interessante praktische tipps. aber am interessantesten ist die formel! wie bist du zu ihr gekommen? sie unterscheidet sich ja schon ein wenig von den gängigen falschen formeln de im web herumgeistern.

http://mb.abovenet.d...=112.msg2935#msg2935
schloedi
Stammgast
#5 erstellt: 06. Jan 2009, 11:56
@ krotzn,

ich hatte auch verstellbare Rohre. Zum Verstehen helfen die Dinger schon. Wenn man aber ein bisschen Sicherheit bei der Berechnung hat, geht es auch ohne Verstellung.

Auf die Effizienz hat das "einfache" Loch keinen negativen Einfluss. Die Reibung ob jetzt mit Rohr oder nur mit Loch sollte vernachlässigbar sein.

@ x-rossi,

die falschen Formeln im Internet haben mich tierisch genervt. Ich habe bei einer mal die Einheiten überprüft und da kam nur Murks raus (gerade die Formel wurde in vielen Foren "Empfohlen"). Danach habe ich mich dann in das Thema eingelesen. Es gibt aber auch viele "richtige" Formeln, die je nach verwendeten Einheiten leicht variieren aber die Physik dahinter sollte natürlich die selbe sein. Die Sache mit der Mündungskorrektur bei verschiedenen Rohrarten habe ich allerdings bisher nur in einem Buch (Quelle 2) unten) gefunden.

Diese beiden Bücher habe ich "studiert":

Als Einführung um das Thema ganzheitlicher zu verstehen:

1) Schallschutz + Raumakustik in der Praxis von W.Fasold / E. Veres // ISBN 3-345-00801-7 // aus 2003//ca. 55€
Das Buch beschäftigt sich nicht direkt mit dem Thema Hifi aber die Physik ist ja die selbe. Die Grundlagen finden ich aber sehr verständlich dargelegt.

Zur Vertiefung in das Thema Hifi dann

2) Studio Akustik von Andreas Friesecke // ISBN 978-3-932275-81-4 // aus 2007 // ca. 26€
Wie der Name schon sagt geht aus in der Hauptsache um Studios, allerdings wird dem Thema Hifi auch ein grosser Bereich gegönnt. Auch hier sind natürlich die Grundlagen die selben. Dem Buch liegt eine CD mit diversen Excel-Tabellen bei, die sehr hilfreich sind bzgl. Nachhallzeiten berechnen etc. Die Formel zum Bau eines HHR habe ich nicht überprüft
Das Buch ist empfehlenswert für jemanden der sich nicht ganz so tief einarbeiten will (180 interessante recht kleine Seiten). Vom Preis-/Leistungsverhältnis finde ich das o.k.


Nach dem Lesen dieser beiden Bücher sind für mich die wichtigsten Themen:

1) Nachhallzeiten über den gesamten Frequenzbereich
2) Direkt- und Diffusschall (Reflexionen)
2) Raummoden oder stehende Wellen und deren Bekämpfung

Kann doch nicht so schwer sein oder ??

Grüße
schloedi
x-rossi
Inventar
#6 erstellt: 06. Jan 2009, 12:37
Andreas Friesecke hatte ich mal angemailt, weil er in der RecMag eine der falschen formeln verwendet hatte. ich bat ihn lediglich darum, im forum stellung zu nehmen und für aufklärung bezüglich der falschen formel zu nehmen. seine schroffe antwort: ne, da mach ich nicht mit!

krotzn
Stammgast
#7 erstellt: 06. Jan 2009, 12:45
@ schloedi:

S = Fläche des "Resonatorhalsquerschnittes", also der Öffnungsquerschnitt in [cm²]

Also anders ausgedrückt: Fläche des Kanals / der Öffnung???
schloedi
Stammgast
#8 erstellt: 07. Jan 2009, 11:14
Ja Ja die lieben Formeln.
Manchmal hat man das Gefühlt die falschen Formeln werden bewusst gestreut, damit das "Wissen bewahrt wird". Die eigentliche Physik dahinter ist ja nicht soo schwer.
Wenn man sieht wie teuer manche "Akustiker" Ihre Absorber oder Plattenresonatoren verkaufen und das da ja wahnsinnige Entwicklungen hinterstecken ...

@ krotzn,

genau so ist es.
Man muß aber die Anzahl der Öffnungen mit berücksichtigen, das macht das "n" in der Formel.

Gruß
schloedi
krotzn
Stammgast
#9 erstellt: 07. Jan 2009, 14:23
Vielleicht sollte man noch oben bei der Formel erwähnen, wie sich die Fläche berechnet?

S = pi * r²
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