Nachhall senken in großem Raum mit 100m²

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lgassner
Stammgast
#1 erstellt: 25. Jun 2012, 18:18
Hallo,

ich wurde um Hilfe gebeten bei der akustischen Verbesserung eines großen Raumes. Da ich mit der Akustik einem so großen Raum noch keine praktischen Erfahrungen habe frage ich lieber nochmal hier im Forum nach.

Der Raum hat ca. 100m² bzw. etwa 10 x 10 Meter, die Höhe ist 2,50 Meter.

Etwa in der Mitte befindet sich eine Säule, wegen der Statik, aber das dürfte die Akustik nicht groß beeinflussen.

Es handelt sich um eine ehemalige Werkstatt die zu einem Raum für allerlei Gruppenaktivitäten umgebaut wurde. Da finden ab und zu Seminare statt, ein kleiner Chor möchte sich dort zum Singen treffen, ein andermal wird einfach gemeinsam musiziert, und so weiter. Im Raum steht übrigens auch ein Klavier. Es sind vorwiegend Frauen im reiferen Alter die dort aus und ein gehen, so zwischen 40 und 70 Jahren würde ich sagen.

Problem: Es hallt wie Sau!

Es ist auch logisch warum, denn aktuell ist der Raum ganz frisch renoviert, es fehlt noch an Möbeln. Der Boden ist PVC, also hochgradig schallreflektierend. An den Wänden hängt auch noch nichts, da sollen Bilder hinkommen. Momentan ist eine Seitenwand komplett blank, also 10 Meter glatte Betonsteinmauer ohne Fenster ...

Ziel:

Akustisches Ziel muss hier kein hifi-studio-tauglicher Konzertsaal sein, sondern einfach nur eine angenehme, wohnzimmer-ähnliche Akustik. Momentan klingt es da drin eher wie eine Mischung aus Turnhalle und Kathedrale. Also letztlich einfach nur den Nachhall auf ein erträgliches Maß senken.

Meine bisherigen Ideen/Vorschläge:

- Teppiche verlegen, zumindest stellenweise. Die Damen finden (leider) den PVC-Boden in Parkett-Optik so schön dass sie eigenltich gar keinen Teppich verlegen wollen, aber ein paar Teppiche müssen da wohl rein (bei 100m² hat man aber auch vieeel Platz für sowas).

- Vorhänge (sind sowieso geplant, ich habe empfohlen etwas dickere, schwere Stoffe zu verwenden)

- eine Couch-Ecke einrichten (bietet sich ohnehin an bei einem so großen Raum und würde auch im Bass-Bereich für Dämpfung sorgen)

- Pflanzen (sind immer gut, das musste ich in einem von Frauen genutzten Raum gar nicht extra erwähnen aber ich musste sie leider enttäuschen insofern dass sich die Akustik mit ein paar Pflanzen alleine nicht reparieren lässt)

- Wandteppiche. Da waren die Damen anfangs skeptisch aber mein Kommentar "die Alternative wäre halt Noppenschaumstoff" hat sie gewissermaßen überzeugt

- Deckensegel. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Oben an der Decke sind nämlich noch hässliche Werkstatt-Lampen (flach, länglich, Neonröhre). Mein Vorschlag wäre, große Deckensegel unter diese Lampen zu hängen, so dass die Beleuchtung nur noch indirekt erfolgt und man gleichzeitig die hässlichen Neon-Lampen nicht mehr sieht. Die Akustik verbessert sich natürlich auch.

- Bücherregale etc. reinstellen. Auch klar, aber ihr glaubt gar nicht wie winzig so ein Regal in einem 100m² Zimmer wirkt. Da brauchst du 'ne Menge Bücher um etwas zu bewirken ... ^^

Meine Fragen an euch:

- Meint ihr man schafft es, eine vernünftige Akustik hinzubekomen ohne Basotect o.ä. an die Wand zu kleben?

- Inwieweit ist es sinnvoll da noch mit Eckabsorbern den Nachhall zu bekämpfen. Eckabsorber werden den Damen schwer zu vermitteln sein, dafür sind solche Dinger meist zu hässlich.

- Sehe ich das richtig dass ich mit Raummoden in einem so großen Raum keine Probleme habe? Die erste Bass-Mode müsste bei 16 Hz oder so sein, also völlig wayne da unhörbar.

- Ist es für einen Chor-Proberaum ggf. sogar wünschenswert einen etwas erhöhten Nachhall zu haben? (vgl. Kirchenchor)

Bin für Tipps dankbar.
Etalon
Stammgast
#2 erstellt: 26. Jun 2012, 11:17
Hallo,

ich denke, mit ein bischen Einrichtungsgegenständen und Pflanzen kommst du hier nicht weiter.

Schau dir mal Rigips Lochplatten (Akustikplatten) an. Diese könnten an den Wänden mit Holzleisten oder Ständersystemen aufgedoppelt und mit Steinwolle hinterlegt werden.

Gruß Stephan
lgassner
Stammgast
#3 erstellt: 27. Jun 2012, 14:10
Danke für diese erste Einschätzung.

Rigips-Lochplatten an den Wänden wären natürlich die "amtliche" Lösung, aber das kann ich den Damen wohl optisch nicht vermitteln. Wäre ihnen vermutlich auch zu teuer, da sie dann auch einen Handwerker bräuchten der es installiert. Do-it-yourself ist nur begrenzt möglich. Wie gesagt, vorwiegend Frauen höheren Alters.

Rein optisch würden sie sowas nur an der Decke akzeptieren, und da würde ich eher auf Deckensegel setzen die gleichzeitig die hässliche Werkstatt-Beleuchtung kaschieren.
Etalon
Stammgast
#4 erstellt: 27. Jun 2012, 21:51
Hallo,

die Decke halte ich bei einer Höhe von 2,5 Metern für einen problematischen Ansatz.
Wenn durch eine Abhängung oder ein Segel noch Höhe verloren geht, sieht das bei einer Fläche von 100qm schnell sehr gedrückt aus.
Daher auch mein Vorschlag an den Wänden anzusetzen.

Gruß Stephan
lgassner
Stammgast
#5 erstellt: 27. Jun 2012, 23:00
Danke, das ist ein plausibles Argument das auch den Damen einleuchten müsste.

Ich bin in etwa einer Woche wieder dort und muss mal nachmessen wie hoch die Decke genau ist. Eventuell ist sie etwas höher als eine normale Zimmerdecke, das täuscht leicht in so einem großen Raum.

Mitten durch den Raum geht an der Decke ein Beton-Querbalken mit geschätzt 30cm Höhe. Wenn ich die Deckensegel auf gleicher Höhe wie die Unterkante des Beton-Querbalkens anbringe könnte das wiederum recht harmonisch aussehen.

So oder so muss an der Decke bzw. Beleuchtung etwas gemacht werden, Akustik hin oder her. Wenn das mit den Deckensegeln als indirekte Beleuchtung nichts taugt müssen andere Lampen hin.
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