Akustikbilder - Sinnvoll zum Sprache verstehen?

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janli84
Neuling
#1 erstellt: 23. Sep 2020, 09:00
Hi, ich bin gerade dabei, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Akustikbilder finde ich schön und würde ich gerne machen. Die meisten Anbieter haben zwischen 2,5 und 5 cm. ok. Nun habe ich in einem Fachmagazin für Akustik gelesen, dass es eigentlich falsch ist, Akustikelemente zu nehmen, die im mittleren Bereich absorbieren. Grund ist, dass hier das Verstehen der Sprache abhängig ist. Sprich wenn man die Mitten absorbiert, versteht man noch schlechter... Störend seien wohl eher die tiefen Frequenzen... In dem Artikel geht es darum und ich habe genau das Problem auch bei mir zu Hause. Großer Raum, Kappendecke. Es hallt doch arg. Hall ist in meiner laienhaften Welt eher etwas hochfrequentes... Nun bin ich irritiert und frage mich, ob Akustikbilder das richtige wären oder ob ich doch eher Bassfallen aufstellen muss.
(Wichtiger Hinweis: In dem Artikel ging es um Akustik in Klassenräumen, also kein lokales Gespräch sondern die Frage wie der Lehrer beim Schüler und umgekehrt zu hören ist.)

Weiß jemand Rat? Und falls Bassfalle, wohin damit bei Kappendecke?
Und falls doch Akustikbilder, wohin damit?


[Beitrag von janli84 am 23. Sep 2020, 09:01 bearbeitet]
In_search_of_Sunrise
Stammgast
#2 erstellt: 23. Sep 2020, 22:09
Also wenn es nur um Sprache geht dann sind Akustikbilder prinzipiell nicht schädlich.
Beachte aber ob es sich wirklich um Akustikbilder handelt oder nur eine Art dicke Kunstdrucke oder Absorbermaterial. Echte Absorberbilder sind dermaßen teuer das man damit kaum überdämpfen kann/will.
Empfehlen würde ich min 5 cm Dicke (im Unterrichtsraum z. B.). Um Missverständnisse vorzubeugen: Diese Absorber absorbieren nicht nur mittlere Frequenzen sonder auch hohe Frequenzen. Bei 10cm Basotect beginnt die Absorption ab ca 100 - 200 Hz aufwärts.
Wenn man damit alle Wände zukleistern würde hätte man wahrscheinlich eine verschlimmbesserung.
Wird ein Raum zum Musik hören oder als Heimkino genutzt macht es Sinn Messungen durchzuführen und Bassfallen aufzustellen. Geht es nur um Sprachverständlichkeit würde ich den Aufwand mit Bassfallen nicht machen. Da reichen in der Regel dicke Absorber.
Poetry2me
Inventar
#3 erstellt: 24. Sep 2020, 09:37
Man braucht in Räumen das richtige Maß an Hall, um Sprache optimal zu verstehen.
Eine bestimmte Nachhallzeit ist dafür optimal. Sie sollte auch nicht zu kurz sein. Ein einfacher Indikator ist der Klatschtest.

Ergänzend kann man sich die Vorschriften/Empfehlungen der einzelnen Bundesländer zur akustischen Ausgestaltung von Schulzimmern raussuchen. Dort wird auch nur gezielt an bestimmten Stellen mit absorbierendem Material gedämpft. Die Zimmer sind relativ groß, aber die Sprachverständlichkeit muss auch hinten noch gut sein. Jahrzehntelang war dieser Aspekt übersehen worden.

Übrigens ist erforderlich, dass es auch Diffusion des Schalles gibt, nicht nur Dämpfung.
Erst dann funktioniert auch räumliche Ortung wirklich gut.

Stereo HiFi-Aufnahmen sind idealerweise so abgemischt, dass sie in normalen Wohnzimmern mit einer bestimmten Nachhallzeit und einem bestimmten Diffusionsgrad gut gehört werden können. Man muss aber schon suchen, um Aufnahmen zu finden, bei denen dies wirkich gut klappt.

Dabei ist insgesamt noch wichtig zu wissen, dass Höhen, Mitten und Bässe aufgrund ihrer stark unterschiedlichen Wellenlängen auch unterschiedlich dickes Material für Dämpfung brauchen. Die Wellenlängen
WL(20kHz) = 1,7cm
WL(20Hz) = 17m
zeigen schon die Größenordnungen, in welchen sich die Materialien bewegen müssen.

Ähnlich sieht es mit der Diffusion aus. Da sollten es ebenfalls unterschiedlich große Strukturen sein, welche den Schall ablenken bzw. an Kanten brechen, allerdings wird das bei Bässen für Wohnzimmer selten angewendet, da die Wellenlängen zwischen 2 Metern und 20 Metern liegen und damit die erforderlichen Strukturen sehr groß sein würden.

- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 24. Sep 2020, 09:56 bearbeitet]
janli84
Neuling
#4 erstellt: 25. Sep 2020, 08:15

In_search_of_Sunrise (Beitrag #2) schrieb:

Beachte aber ob es sich wirklich um Akustikbilder handelt oder nur eine Art dicke Kunstdrucke oder Absorbermaterial. Echte Absorberbilder sind dermaßen teuer das man damit kaum überdämpfen kann/will..

Wie meinst du das mit "richtige Akustikbilder"? Wäre das nicht z.B. Rahmen + Absorbermaterial + Textil? Wo liegt der Unterschied zu nur "Absorbermaterial". Ich hab mal gehört, dass auch der Luftraum irgendwie eine Rolle spielt. Ist das bei einem Akustikbild mit dabei? erstmal hört es sich ja so an, als würde ein richtiges Akustikbild für mich funktionieren könnte. Das ist schonmal beruhigend. Du schreibst, dass die teuer sind. Hast du einen Tipp, wo ich mal schauen kann? Google gibt da ja unendlich viele Treffer. Schwierig zu sortieren nach richtig und nicht richtig. Ist der Preis da ein Indiz?
janli84
Neuling
#5 erstellt: 25. Sep 2020, 08:16

Poetry2me (Beitrag #3) schrieb:
Man braucht in Räumen das richtige Maß an Hall, um Sprache optimal zu verstehen.
Übrigens ist erforderlich, dass es auch Diffusion des Schalles gibt, nicht nur Dämpfung.
Erst dann funktioniert auch räumliche Ortung wirklich gut.


sind die Diffusoren dann an der gegenüberliegenden Wand vom Schallabsorber oder packt man die zusammen an eine Wand. Und sind sie zwingend nötig? Bzw. wie bekomme ich heraus, ob ich welche brauche?
janli84
Neuling
#6 erstellt: 25. Sep 2020, 08:18

Poetry2me (Beitrag #3) schrieb:

Dabei ist insgesamt noch wichtig zu wissen, dass Höhen, Mitten und Bässe aufgrund ihrer stark unterschiedlichen Wellenlängen auch unterschiedlich dickes Material für Dämpfung brauchen. Die Wellenlängen
WL(20kHz) = 1,7cm
WL(20Hz) = 17m
zeigen schon die Größenordnungen, in welchen sich die Materialien bewegen müssen.

Oh je. 17 m Wellenlänge - das geht ja als Absorber gar nicht. Kann ich mit dem Klatschtest auch heraushören, ob ich ein Bassproblem habe?

Danke für eure Hilfe!!
Jana
Poetry2me
Inventar
#7 erstellt: 25. Sep 2020, 14:25
> Wohin kommen Diffusoren?

Man kann Diffusoren neben und zwischen absobierenden Materialen platzieren, z.B. auch an den Seitenwände, wo Reflexion stattfindet. Die meisten platzieren Diffusoren aber hinter der Hörposition, also an der Rückwand.


> Braucht man Diffusoren unbedingt?

Ja, wenn man gute räumliche Wahrnehmung herstellen will, braucht man Diffusoren unbedingt.
Aber bedenken: Schon eine Regalwand mit Büchern ist ein exzellenter Diffusor (und gleichzeitig ein guter Absorber für Mitten und tiefe Frequenzen).
Viele käufliche Akustikpaneele für Tonstudios oder Module für Akustik-Decken in Büros haben massives Material vor Absorbern. Diese sind dann mit Schlitze versehen oder mit zahlreichen Bohrungen perforiert, um eine Schallbrechung daran zu ermöglichen. Das sind also Kombi-Module mit Reflexion + Diffusion + Absorbtion. Alle drei Effekte muss man irgendwie haben im Hörraum. Es geht nur noch um die Balance und die Breitbandigkeit.
Ein typischer rechteckiger Wohnraum mit harten und glatten Wänden, Decke und Boden ist akustisch gesehen ein Disaster.
Fügen wir Polstermöbel, Regale Teppiche, Vorhänge und andere Einrichtungsgegenstände hinzu, dann haben wir schon viel für die Absorption und Diffusion getan. Aber manchmal genügt es eben nicht.


> Klatschtest auch für tiefe Frequenzen geeignet?

Nein. Tiefe Frequenzen muss man anders anregen. Aber schon ein tiefer gesungener Ton kann manchmal schon aussagekräftig sein.


> Große Absorberstrukturen erforderlich für tiefe Frequenzen?

Die gute Nachricht ist, dass man schon mit Absorber-Dicke im Bereich 1/10 der Wellenlänge (oder sogar noch weniger) Ergebnisse erzielt. Manche "Bassfallen", die bei Thomann oder MusicStore für Tonstudios verkauft werden, sind nur 30cm dicke Säulen, bessere dann 50cm dick oder mehr.
Man kann das selbe auch bei den Akustik-Bildern an den Absorptionskurven ablesen, nur eben bei entsprechend kleineren Wellenlängen. Je dicker das Material (2cm .. 5cm), desto besser die Absorption im unteren Mittenbereich, wo wir 17cm Wellenlänge bei 2kHz haben.
Im Hochton sind manchmal sogar dünne Stoffbahnen oder Vorhänge wirksam.



Hier ein Zufallstreffer der Suchmaschine, wo diese Themen ebenfalls mal kurz erklärt sind.
https://www.akustik-module.de/start/raumakustik-ratgeber/
https://www.akustik-module.de/shop/qrd-diffusor/



- Johannes
GAREA
Inventar
#8 erstellt: 25. Sep 2020, 16:27
Ein Bücherregal ist natürlich kein Diffusor. Ein Diffusor ist speziell berechnet, exakt angeordnet, wirkt in einem vorher bestimmten Frequenzbereich. Ein Bücherregal dagegen macht irgendwas (wie jeder andere Einrichtungsgegenstand auch). Und dass es ein toller Absorber sein soll, wäre mir auch neu. Erfüllt eher optische Zwecke und schadet natürlich nicht, wenn’s nicht gerade an einer frühen Reflektionsstelle steht, die man (vernünftig) bedämpfen will.

Ob man Diffusoren braucht, kommt auch ganz drauf an. Zum einen wie der Nachhall bereits aussieht, aber auch welchen Anwendungszweck der Raum hat und welches Konzept man fährt. Bei Surround (Heimkino z.B.) haben Diffusoren streng genommen wenig bis nichts zu suchen. Da sollte auch der hintere Raum absorbierend sein (DEDE), weil du da LS stehen hast, die den Raumeindruck vermitteln sollen.


[Beitrag von GAREA am 25. Sep 2020, 16:31 bearbeitet]
Poetry2me
Inventar
#9 erstellt: 25. Sep 2020, 17:49
Ich formuliere mal anders: "Ein Bücherregal kann wie ein Diffusor wirken."
Poetry2me
Inventar
#10 erstellt: 25. Sep 2020, 17:54
Gute Frage übrigens: Geht es dem Themenersteller um
a) Stereo HiFi oder um
b) Home Theater mit Surround-Sound?

Je nachdem ist die Anforderung an die akustische Behandlung des Raumes unterschiedlich.
Bei Home Theater wird mit geringerem Nachhall gearbeitet und entsprechend mehr Absorption betrieben.
janli84
Neuling
#11 erstellt: 25. Sep 2020, 21:16
Hallo in die Runde und vielen Dank für die vielen hilfreichen Infos!
Es ist etwas komplexer von der Fragestellung her. Unser Raum ist sehr groß (9x6 m) mit Kappendecke. wir haben dort einen Esstisch stehen. Dort möchte ich gerne Sprache gut verstehen. Und im anderen Teil des Raumes haben wir unsere Couch mit TV & Musik. Dort habe ich auch irgendwie das Gefühl, dass es "verschwommen" ist. Daher hatte ich in Richtugn Sprachverständlichkeit gefragt. Das schien mir in beiden Fällen irgendwie relevant. Hilft euch das als Info?
Poetry2me
Inventar
#12 erstellt: 26. Sep 2020, 01:25
Ja, gerade wenn es nicht so ein üblicher quaderförmiger Raum ist, dann müssen wir evtl. noch ein wenig mehr wissen.

-- Form und Größe des Raumes,
-- Aufstellung der Lautsprecher und
-- Entfernung zu den beiden verschiedenen Hörpositionen

Ein Beispiel: Bei großen Räumen spielt auch die Art der Lautsprecher eine wichtigere Rolle. Man muss u.a. den Höhenverlust über große Entfernungen berücksichtigen. Außerdem ist die Frage, ob es "nahe Reflexionen" um die Lautsprecher herum gibt oder ob die übliche Reflexion an einer 2,45m hohen Decke fehlt.

Surround Sound dürfte dann wohl auch kein Thema sein.

- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 26. Sep 2020, 01:26 bearbeitet]
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