Alte KENWOOD neu entdeckt

Moin Moin liebe Hifi-Freunde.

Dies wird mein erster Post hier, obwohl ich schon lange in diesem Forum mitlese und nachschlage. Hier möchte ich nun kurz meine kleine, mehr oder weniger, "audiophile"-Retro-Geschichte erzählen (ich hoffe sie ist nicht allzu langweilig).

Es passierte in meinem Urlaub am Anfang des Jahres. Durch einen Krankenhausaufenthalt meiner Frau (keine Angst, nichts schlimmes) fiel unser geplanter Urlaub ins Wasser und ich hatte viel Zeit mir zu überlegen was ich mit 14 Tagen Urlaub so alles anstellen kann. Bereits am ersten Tag began ich mein Arbeitszimmer aufzuräumen, fand dabei einige alte Hifi-Bedienungsanleitungen; diese Anleitung waren dann auch zugleich mein "Untergang" :-)
Als Hifi-Fan, so geht es mir jedenfalls, gibt es in der eigenen Anlage immer Dinge zu optimieren. Man sehnt sich nach dem nächsten "upgrade", auch wenn man weiß daß man die inverstierten Euros oft nicht "raushören" wird; aber - und das wissen wir alle - das ist nicht immer das was zählt :-) aber zurück zur Geschichte:

In den Händen hielt ich nun die Bedienungsanleitungen meiner ersten richig guten Anlage von damals (zur Info: ich bin Jahrgang 1974), damals soll heißen vor gut 15-20 Jahren. Beim lesen und schmunzeln über diverse Features meiner damaligen Geräte, kam mir folgender "Geistesblitz": Warum nicht die gute, alte Kenwood Anlage REAKTIVIEREN?!

Gesagt - Getan, bzw, genauer drüber nachgedacht. Als ich vor knapp 2 Jahren auf mein Konto schaute und feststellen durfte: "JA! Es reicht für neue Komponenten nebst Boxen!", ist meine alte Anlage vom Wohnzimmer ins Gästezimmer gewandert. Hierbei handelte es sich um eine Receiver: SONY STR DA 50ES, sowie den DVD Player: SONY DVP-S 7700. Nun wurden diese älteren, aber meines Erachtens keineswegs verstaubten oder unaktuellen Geräte also im Gästezimmer aufgebaut. Problem, oder besser gesagt Problemchen waren die Boxen. Vorhanden war eine Surround Anlage von B&W und zwar aus der 600er Reihe, allerdings hat unser Gästezimmer gerade mal 16qm. Also waren die Surroundboxen "übrig", d.h. ich wollte in dem kleinen Raum nicht unnötig viel aufbauen, da ich Surroundsound eh nur im Wohnzimmer brauche. Somit hatte ich also noch die damaligen Rearboxen (B&W 602) übrig, sicherlich keine Boxen für die Highender unter Euch, aber ganz vernünftigen Stücke, die viel zu Schade sind um herumzustehen. Zwei Telefonate später wußte ich dann auch das die alten Kenwood-Hifi-Bausteine (um die es hier ja schließlich eigentlich gehen soll) immer noch sicher, trocken und warm bei meinen Eltern standen. Ab ins Auto, die 88km abgerissen, die guten Stücke eingeladen und irgendwie schon mit einem Grinsen auf den Lippen den Rückweg angetreten. Während der Fahrt zurück mußte ich immer wieder auf den Rücksitz schauen und mich am Anblick der alten Geräte erfreuen, die so lange mein damaliges Hifi-Herz erfreuten. Da ich mich in der (für Hifi-Fans) komfortablen Situation befinde einen sehr guten Freund zu haben der gelernter Hifi-/Fernsehtechniker ist, wollte ich gleich Nägel mit Köpfen machen und hab die Geräte dort "abgeladen". Statt einmal "legen und fönen" wollte ich einmal "Reinigung und Durchsicht". Es war bereits Samstag-Spätnachmittag und so bediente ich mich dem Trumpf "Komm, Du machst mir die Geräte, und ich lad Dich heute Abend zum Essen ein, ok?". Gesagt getan. Aus Essen wurde noch Kino und nen lecker Cocktail, ein sehr teurer Abend :-) aber am Sonntagabend!!! konnte ich bereits alle drei Geräte abholen. Überholt, gereinigt und justiert! WOW! 1000Dank geht hier an den Super-Kumpel der den ganzen Sonntag an meinen Liebhaberstücken saß (insofern war der Samstagabend rückwirkend betrachtet doch sehr günstig für mich :-) )
So, weiter zur Geschichte. Da stand ich nun. Vor mir die drei Verdächtigen: Ein Kenwood Vertärker: DA 9010, ein CD-Laufwerk DPX 9010 sowie ein Tape-Deck: KX 9010. Ohne diesen Artikel hier lächerlich wirken zu lassen: glaubt mir, irgendwie hatte ich einen Kloß im Hals :-) vor mir standen ca 3 Jahren harte Ferienarbeit. von ca. 16-18 Jahren hatte ich in den Sommer- und Herbstferien jedes Jahr in der Papierfabrik als Schlossergehilfe geschuftet. Keine Lust auf Mofa, Motorrad oder Auto damals, hatte ich mir jedes Jahr ein schönes Stück Kenwood-Hifi-Geschichte gekauft. Lange spielten diese drei Kandidaten (damals hatte ich noch ein Yamaha Tuner und ein zweites Tapedeck) bei mir zu Hause zur vollen Zufriedenheit. Doch irgendwann konnte ich dieses "häßliche" schwarz nicht mehr sehen und fand auch das Tapedeck nicht mehr zeitgemäß.
Doch Zeiten ändern sich :-) Die Geräte erstrahlten für mich wieder in vollem Glanz, und ich fand auch die Farbe gar nicht mehr so schrecklich (jaja, die Erinnerungen habens wett gemacht). Das die Geräte einwandfrei funktionieren wußte ich von dem besagten Kumpel bereits; aber nun wollte ich endlich selbst Hören!!!
Im Wohnzimmer steht die neue Anlage mit neuen Boxen. Im Gästezimmer die besagte "Alte". Wohin also nun mit der "ganz alten" Kenwood Anlage?? Arbeitszimmer! das war die Lösung! Die Frage meiner Frau: "Was willst Du mit einer dritten Anlage? Und was soll sie im Arbeitszimmer??" mußte ich einfach überhören, ich hoffe ihr könnt mich verstehen :-)
Die B&W 602er hergeholt, den Kabelkoffer aufgemacht, "stinknormales" 4mm² Oehlbachboxenkabel, dafür gute Oehlbach XXL Kabel (Chinch/optisch) gefunden und alles angeschlossen. Dann habe ich mich ganz in Ruhe aufs Sofa im Arbeitszimmer gesetzt und nachgedacht welche CD ich nun raushole. Knapp gewonnen vor den Dire Straits hatte dann doch der gute alte Sting. Ich wählte "The Soul Cages". Leicht zitternd tat ich die CD ins Laufwerk...was soll ich Euch sagen?!

Es klang sehr, sehr schön! :-)

Begeistert mußte ich mir tatsächlich die ganze CD anhören; sicherlich schwelgte ich einige Zeit in Erinnerung und die machten das Hörerlebnis doppelt schön, aber alles in allem hat sich das REAKTIVIEREN mehr als gelohnt. Ich hätte nicht gedacht das diese Anlage noch so konkurrenzfähig ist. Mit den Regalboxen (die auf einer Unterlagen stehen) ist diese Combo völlig ausreichend für das ca 12qm große Arbeitszimmer!

So, und nun für alle die sich bis hier mit dem Lesen durchgekämpft haben: was soll der Artikel und warum habe ich ihn überhaupt geschrieben?
Nun, zum einen wollte ich versuchen ein bißchen von der Freude rüberzubringen die ich während und nach der "Wiederentdeckung" meiner Jugendanlage empfand/empfinde. Zum anderen mußte ich nun folgende Dinge am eigenen Leib erfahren die ich gern weiterempfehlen möchte:

Auf der Suche nach der "optimalen" Anlage, gemeint ist hier für jeden seine persönliche optimale Anlage, verliert man oft das eigentliche Ziel aus den Augen. Viele (ich gehöre definitiv dazu) versuchen Ihre eigenen Komponenten aufzuwerten, upzugraden oder durch neue zu ersetzen. Durch Foren, Zeitschriften, Tests usw. immer wieder dazu animiert sich audiotechnisch "weiterzuentwickeln". Ein Wettlauf mit der Zeit und gegen das Portemonaie beginnt. Jede neue Anschaffung bescherrt zwar immer wieder neue, schöne Glücksgefühle, aber (oft) auch leider neue Wünsche. Nur letztendlich (so war es jedenfalls bei mir) bin ich mit der ganzen "Hifi-Sache" einmal angefangen um Musik zu hören. Und zwar einfach Musik. So wie der Künstler sie meinte als er sie aufgenommen hat und akkustisch so (und das war mir immer ganz wichtig) wie sie mir persönlich gefällt.
Bevor dies hier zum moralischen Threat wird: ich möchte Euch nur ermuntern kurz mal das zu genießen was Ihr habt Leute. lehnt Euch zurück, macht die Augen zu und genießt Eure eigenen Anlage. Laßt Euch nichts erzählen WIE was klingt, klingen muß oder nicht klingen darf! Auch eine 20 jährige Kenwood Anlage klingt schön glaubt mir :-)


PS: Hier eine Bitte: wer ähnliche Erfahrung gemacht hat kann sie ja mal hier posten, würde mich interessieren. Wer vielleicht noch die gleichen Geräte wie ich am laufen hat: her mit Euren Tipps, ich bin für alles offen. Wer Meinungen/Anregungen/Kritik hat: laßt es hören! Wer nur posten will um zu schreiben was alles Schei... ist an alten Anlagen, das seine eigene Anlage eh die Beste ist oder (sicherlich gut gemeinte) Tipps gibt gegen welche Komponenten ich meine Anlage eintauschen kann damit sie noch besser klingt der sollte bitte NICHT hierreinschreiben!

So, hoeffentlich habe ich Euch nicht allzusehr gelangweilt. Ich kann nur sagen: seit ein paar Wochen sitze ich desöfteren im Arbeitszimmer und höre eine CD, habe sogar schonmal wieder ein Tape eingelegt und bin dabei mir ein Hifi-Rack zu konstruieren. Für ca. 150Euro (so teuer war der Abend mit dem Kumpel) und nicht ganz 200km Benzingeld habe ich viel Freude mit meiner neuen "alten" Anlage.
In diesem Sinne: liebe audiophile Grüße an Euch alle in dem Rest der Republik :-)

Euer JayJay