Koss SP/3X - Einer der ersten Hifi-Kopfhörer der Welt

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Monohuhn
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 21. Jan 2020, 23:27
Zuerst hatte ich ihn im Kopfhörer-Unterforum präsentiert, aber eigentlich passt er hier noch besser rein. Einer der wahrscheinlich ersten Hifi-Kopfhörer der Welt:

Koss SP-3X

Koss SP-3X Seite

Koss SP-3X Kopfband

Koss Stereophones SP/3X

Die Bezeichnung SP/3X taucht nirgendwo auf dem Kopfhörer auf, aber nach Internetrecherche kann es eigentlich nur dieses Modell sein. Eigentlich waren die SP/3X jedoch braun mit goldenen Schildern. Ob meine Ausführung irgendein Sondermodell war, kann ich nicht sagen. Dieses Modell ist der zweite Kopfhörer (nach dem SP/3 von 1958), den Koss jemals hergestellt hat. Gebaut wurde er ab 1960.

Koss SP-3X Hörmuschel

Die Polster bestehen aus einer Art festem Schaumstoff (ähnlich Moosgummi), der zwar über die Jahre etwas braun geworden ist, sich aber noch nicht aufgelöst hat. Die Nachfolgemodelle von Koss haben dann glatte Kunststoff-Ohrpolster.

Koss SP-3X Schalterbox 2 Koss SP-3X Schaltbox 1

Der Anschluss erfolgt mittels normalen Klinkensteckers. Jedoch befindet sich im Kabel eine kleine Schaltbox: Diese beinhaltet einen Stereo-Mono-Umschalter und zwei 47-Ohm-Widerstände, die den Treibern parallelgeschaltet sind. Damit ist der Kopfhörer offenbar zum Anschluss an den Lautsprecherausgang eines Verstärkers gedacht, was logisch ist, da Kopfhörerbuchsen zur damaligen Zeit noch gar nicht üblich waren. An einem heutigen Kopfhöreranschluss kommt demzufolge auch nicht viel raus. Man kann die Widerstände aber einfach durchschneiden und damit aus der Schaltung nehmen.

Klanglich ist das alles eher . Schwache Bässe und Höhen, resonierende hallige Mitten, wenig Räumlichkeit und überhaupt keine Feinauflösung. Kein Wunder: Wenn man anderen Bildern trauen kann, stecken in den Hörmuscheln ganz normale kleine Lautsprecher, wie sie damals auch in Radios eingesetzt wurden. Mit Anhebung von Bässen und Höhen wird es halbwegs erträglich.

Hifi im heutigen Sinne ist das zwar nicht, aber damals muss es wohl eingeschlagen haben wie eine Bombe.

Also kein audiophiler Geheimtipp, sondern ein hierzulande vermutlich extrem seltenes Museumsstück, das zeigt, wie das damals mit der Hifi-Kopfhörer-Stereophonie mal angefangen hat. Und die 4,99 Euro, die ich für zwei Stück davon bezahlt habe, finde ich nicht zuviel verlangt. (Beim ersten ebay-Durchlauf hatte keiner drauf geboten, und dann musste ich sie einfach retten.)

Weitere Informationen gibt es direkt auf der Seite des Herstellers: History: The Koss SP/3X
Compu-Doc
Inventar
#2 erstellt: 22. Jan 2020, 14:56
Prima post, gefällt mir!
Monohuhn
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 14. Feb 2020, 20:08
Zunächst einmal danke an Compu-Doc für die Rückmeldung. Einen kleinen Nachtrag gibt es aber noch...

Der Kleber zur Befestigung der Polster war nach 60 Jahren nicht mehr ganz so fest, so dass sie sich zerstörungsfrei abziehen ließen. Wie man sieht, wurde das verdrillte Kabel im Kopfband nicht in der dafür vorgesehenen Rille verlegt und hat einen schönen Abdruck im Schaumstoff hinterlassen.

IMG_20200214_173617 IMG_20200214_173632

Der Schaumstoff selbst ist noch ganz weich und biegsam, wirkt aber doch etwas versifft. Jetzt, wo die Teile schon einmal ab sind, könnte man eigentlich gleich neue anfertigen, aber wo soll man solches Material herbekommen, und dann auch noch in Kleinmengen und nicht plattenweise? Und lohnt sich das überhaupt? (Rhetorische Frage...)

Im Kopfband befindet sich tatsächlich eine Metallplatte, an der die Stangen zur Befestigung der Hörmuscheln angelötet sind. Die frühen Koss SP/3X hatten das meines Wissens nicht - da wurden die Hörmuscheln nur von dem Kunststoffband gehalten, das dementsprechend wohl bruchanfällig war.

IMG_20200214_172852 IMG_20200214_173116

Hier sieht man auch schon einen der Treiber raushängen - tatsächlich ein normaler kleiner Radiolautsprecher, jedoch mit einem Gleichstromwiderstand von 90 Ohm. Ich hätte mit 4 oder 8 Ohm gerechnet.

IMG_20200214_172712 IMG_20200214_172632

Die Treiber sind nicht festgeschraubt, sondern werden nur von den eingeklipsten "Deckeln" gehalten. Die Drähte sind, simpel aber effektiv, mit einem Knoten als Zugentlastung versehen. Eine Bedämpfung ist auch nicht vorhanden.

Ich frage mich noch immer, wie diese Kopfhörer nach Deutschland gekommen sind und wo sie damals eingesetzt wurden. Rundfunk? Tonstudio? Kommunikationsfunk? Audiometrie? Oder doch Heimanwendung? Die Firma Koss scheint in Deutschland nie eine große Rolle gespielt zu haben, und ihre Produkte werden auch hier im Forum (abgesehen vielleicht vom Porta Pro) selten erwähnt...
Mechwerkandi
Inventar
#4 erstellt: 15. Feb 2020, 15:52

Curlew (Beitrag #3) schrieb:

Ich frage mich noch immer, wie diese Kopfhörer nach Deutschland gekommen sind und wo sie damals eingesetzt wurden.

Wenn man sich die zugänglichen Bilder ansieht, kommt man rasch zu dem Schluss, das es sich höchst wahrscheinlich um ein Home Entertainment Produkt handelt, was wohl auch teilweise als Monitor in kommerziellen Anwendungen benutzt wurde.
Die graue Lackierung deutet ebenfalls in diese Richtung, es gibt die Dinger auch in olivgrün, aber die waren für eine andere Firma.
Also im Grunde eine Sonderausführung für Industriekunden.

Was den Vertrieb angeht, kann man nur raten. Aufgrund der geringen Stückzahlen würde ich von einer dezentralen Beschaffung ausgehen, vermutlich als Zubehörteil zu einem System, Audiometrie, das ist sicher denkbar.
Monohuhn
Hat sich gelöscht
#5 erstellt: 15. Feb 2020, 17:49
Home Entertainment ist klar, nur haben die Kopfhörer auf allen Bildern, die ich gefunden habe, das braun-goldene Farbschema. Daher würde ich auch auf Sondermodell tippen. Nur gab es etwa zur gleichen Zeit auch den Koss Pro/4 (hier zu sehen) - anscheinend ein Urahn des heute noch erhältlichen Koss Pro/4AA, und zumindest auf Bildern deutlich robuster wirkend als der SP/3X (vergleiche u. A. das Kopfband und die drehbare Aufhängung der Hörmuscheln).

Wir können wohl nur raten.
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