Überspannungsschutz vor Multischalter?

Alle an- und abgehende Kabel gehören ja eh auf einen Erdungswinkel und würden dieses Teil überbrücken - sowas bringt nur etwas mehr Schutz wenn der Mast extra geerdet ist.

Hellglassy schrieb:

Ich werde vom Mast ein 16 Quadrat in den Keller an die PA-Schiene legen.

Seit der Einführung der EN 50083-1 im Jahr 1994 darf der 16mm² Cu-Draht nur noch massiv = eindrahtig sein. Das ist so auch in der seit 2005 geltenden Nachfolgenorm EN 60728-11 ohne wenn und aber festhalten.

In der Praxis werden aber immer noch mehrheitlich normwidrige mehrdrähtige Ausführungen verbaut, die Normen sind einfach noch zu frisch. Was hat man dir verkauft?

Falls der Erdungsdraht innen verlegt wird, sind zu allen Elektroleitungen Schutzabstände einzuhalten. Die Führung neben Sanitärrohren ist ohne Abstand zulässig.

Der Potenzialausgleich der Erdblöcke darf übrigens ausschließlich am Antennenmast geerdet werden. In der Norm ist ein Schleifenverbot ausgesprochen, auch der PA für einen Multischalter im UG darf daher nur am Mast und nicht etwa zusätzlich auf kurzem Weg direkt geerdet werden.

Hallo zusammen,

ich habe kürzlich meine Sat-Anlage in Betrieb genommen.

Der Mutlischalter ist im Keller. Bei den vier von der Dach-Antenne kommenden SAT-Kabel habe ich beim Potentialausgleich vor dem Multischalter 4 Überspannungsschutze eingebaut (DUR-line DLBS 3001).

Da die Antennenkabel auf ihrem Weg zum Dach parallel zu vielen anderen (u.a. Netzwerk- und KNX-Kabel) verlaufen, frage ich mich, ob es sinnvoller ist die Überspannungsschutze vor dem mastnahen Potentialausgleich (unter einer Dachpfanne) zu montieren, um Überschläge auf andere Leitungen im Falle eines Falles zu vermeiden.

Was ist hier best practice? Würdet ihr es so lassen wie es ist oder in diesem Fall besser doch den Überspannungsschutz an den mastnahen Potentialausgleich montieren?

Und unter welchen Bedingungen müsste/sollte ich teurere Blitzstromableiter anstatt oder zusätzlich zu den Überspannungsschutzen einbauen?

Viele Grüße

Atzenpower (Beitrag #4) schrieb:

Da die Antennenkabel auf ihrem Weg zum Dach parallel zu vielen anderen (u.a. Netzwerk- und KNX-Kabel) verlaufen, frage ich mich, ob es sinnvoller ist die Überspannungsschutze vor dem mastnahen Potentialausgleich (unter einer Dachpfanne) zu montieren, um Überschläge auf andere Leitungen im Falle eines Falles zu vermeiden.

1. Grundprinzip: Kabel und Leitungen aus Blitzschutzzone LPZ 0A sind möglichst nahe dem Eintritt ins Gebäude (LPZ 1) in den PA einzubeziehen.
   
2. Nach der für Antennensicherheit primär maßgeblichen IEC 60728-11 muss der PA auch bei Komponentenausbau an allen Leitungen erhalten bleiben.

Da Überspannungsschutzbausteine eher als Erdwinkel/Erdblöcke oder gar Erdungsschienen in technisch überholter Klemmtechnik kaputt gehen können, ist die Reihung PA-Block >> ÜSG vorzuziehen.

Atzenpower (Beitrag #4) schrieb:

Was ist hier best practice? Würdet ihr es so lassen wie es ist oder in diesem Fall besser doch den Überspannungsschutz an den mastnahen Potentialausgleich montieren? Und unter welchen Bedingungen müsste/sollte ich teurere Blitzstromableiter anstatt oder zusätzlich zu den Überspannungsschutzen einbauen?

Da muss ich wieder mal die Rolle des blitzschutztechnischen Illusionenkillers übernehmen.

Überspannungsschutzgeräte machen nichts anderes als einen temporären Kurzschluss. Im Falle von SPD 1 Blitzstrom- und SPD 2 Überspannungsableitern wie z. B. KAZ 12 und KAZ 11 oder auch den Dura-Bausteinen zwischen dem Schirm und dem Innenleiter. Nun frag dich mal selbst wie ein Kurzschluss zwischen Schirm und Innenleiter bewirken soll, dass sich deren Potenzial gegen Erde oder andere Kabel in Wohlgefallen auflöst.

Wer die bei suboptimaler Direkterdung zwangsläufigen Teilblitzströme in die Antennenanlagen und daran angeschlossenen Endgeräte vermeiden will, muss sie durch Montage in geschützten Räumen wie insbesondere durch Schutz nach dem Stand der Technik mit getrennten Fangstangen vor Direkteinschlägen schützen.

Die Dura-Überspannungsableiter sind nominal von guter Qualität aber mit 8/20 µs Stoßstrom nur gegen induktive Blitzstromeinkopplungen aus Einschlägen in die Nachbarschaft wirksam. Wenn man es richtig machen will, muss man bei Direkterdung nach dem mastnahen PA SPD 1 Blitzstromableiter mit Stoßstrom 10/350 µs installieren und dazu energetisch koordinierte SPD 2 Überspannungsableiter vor dem Multischalter im UG.

FAZIT: ÜSG in Koaxkabeln können keine Überschläge auf benachbarte Leitungen verhindern, egal ob sie oben oder unten oder auch oben und unten angebracht werden.

BTW: Eine Kette ist nur so gut wie das schwächste Glied. 16 mm² Cu übersteht - vorbehaltlich dafür zertifizierter Verbinder - auch seltene Blitzströme von 200 kA. Ab welcher Blitzstromstärke die üblichen Banderdungsschellen "Pling" machen, ist offen.