Analoges Kabel - Stichleitung ohne Abschluss?

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Amperlite
Inventar
#1 erstellt: 02. Apr 2009, 22:50
Hallo!
Ein Bekannter hat um Rat wegen seines Fernsehanschlusses gebeten.
Es wurde ein neuer Flachbildschirm angeschafft, der das zuvor schlechte Eingangssignal noch stärker zutage treten lässt.
Zum Fernseher liegt (von einem Hausanschlussverstärker weg) eine Stichleitung, die direkt in den Fernseher geht.

Ich meine aber, dass man in einem solchen Fall eine Dose mit Abschlusswiderstand setzen müsste.

Gibts im Forum oder anderswo eine Seite mit Grundlagen zur richtigen Verkabelung solcher Anlagen?

Gibt es mit den Mitteln einer kleinen Elektronikwerkstatt die Möglichkeit, die Signalstärke selbst zu messen?


[Beitrag von Amperlite am 02. Apr 2009, 22:51 bearbeitet]
Uwe_Mettmann
Inventar
#2 erstellt: 02. Apr 2009, 23:38

Amperlite schrieb:
Zum Fernseher liegt (von einem Hausanschlussverstärker weg) eine Stichleitung, die direkt in den Fernseher geht.

Damit ist der Pegel am Fernseher wesentlich zu hoch oder verrauscht, wenn der Pegel am Verstärker runtergedreht wird.


Amperlite schrieb:
Ich meine aber, dass man in einem solchen Fall eine Dose mit Abschlusswiderstand setzen müsste.

Sinnvoll aber nicht notwendig. Wichtig ist, dass die Dämpfung hinter dem Verstärker etwa so groß ist wie die Verstärkung des Verstärkers. Dies kann mit einer Durchgangsdose mit Abschlusswiderstand realisiert werden oder auch durch ein Dämpfungsglied zwischen Verstärker und Fernseher. Logischerweise ist die Lösung mit der Dose vorzuziehen.


Amperlite schrieb:
Gibts im Forum oder anderswo eine Seite mit Grundlagen zur richtigen Verkabelung solcher Anlagen?

FAQ


Amperlite schrieb:
Gibt es mit den Mitteln einer kleinen Elektronikwerkstatt die Möglichkeit, die Signalstärke selbst zu messen?

Nein, dazu braucht es ein spezielles Pegelmessgerät oder einen Spektrumanalysator. Wie eine Kabelanlage behelfsmäßig eingestellt werden kann, findet sich auch in der FAQ


Gruß

Uwe
Amperlite
Inventar
#3 erstellt: 02. Apr 2009, 23:58

Uwe_Mettmann schrieb:

Amperlite schrieb:
Zum Fernseher liegt (von einem Hausanschlussverstärker weg) eine Stichleitung, die direkt in den Fernseher geht.

Damit ist der Pegel am Fernseher wesentlich zu hoch oder verrauscht, wenn der Pegel am Verstärker runtergedreht wird.

Die Verstärkung ist leider nicht variabel, sondern fix 20 dB.
Steckt man den Verstärker ab, ist das Signal nochmals schlechter. Ich vermute also nicht zuviel Pegel am Eingang, sondern zu wenig.

Weiterhin erwähnenswert:
Es sind noch 3 T-Stücke in die Leitung eingeschleift, um für 2 weitere Stelle anzuzapfen. Diese T-Stücke haben jeweils eine Dämpfung von 3,5 dB, was zusammen mit den anderen Verbindern und Kabeln etwa die Verstärkung wieder aufbraucht.
Uwe_Mettmann
Inventar
#4 erstellt: 03. Apr 2009, 07:56

Amperlite schrieb:
Die Verstärkung ist leider nicht variabel, sondern fix 20 dB.
Steckt man den Verstärker ab, ist das Signal nochmals schlechter. Ich vermute also nicht zuviel Pegel am Eingang, sondern zu wenig.

Nun, in diesem Fall sollte man mal prüfen, ob das Signal am Hausübergabepunkt überhaupt in Ordnung ist. Hierzu schließt man den Fernseher einfach über ein kurzes Kabel direkt am Hausübergabepunkt an. Wenn das Bild verrauscht ist, so ist schon der Pegel aus dem Hausübergabepunkt zu gering.

Allerdings sollte man immer bedenken, dass das normale analoge PAL-Bild definitionsgemäß eine schlechte Auflösung hat, was natürlich die neuen Flachbildschirme deutlich sichtbar machen.


Amperlite schrieb:
Weiterhin erwähnenswert:
Es sind noch 3 T-Stücke in die Leitung eingeschleift, um für 2 weitere Stelle anzuzapfen. Diese T-Stücke haben jeweils eine Dämpfung von 3,5 dB, was zusammen mit den anderen Verbindern und Kabeln etwa die Verstärkung wieder aufbraucht.

Das hättest du schon im ersten Post erwähnen sollen, denn die T-Stücke könnten die Ursache für das schlechte Bild sein. Die Ausgänge der T-Stücke sind nicht ausreichend gegeneinander entkoppelt. Besser ist es, mehrere Durchgangsdose in Reihe zu schalten (letzte mit Abschlusswiderstand) oder das Signal mit einem Abzweiger zu verteilen, an dessen Ausgänge dann Stichdosen angeschlossen werden. Schaue hierzu in die FAQ, dort wird das detailliert mit Beispielen erklärt.


Gruß

Uwe
Amperlite
Inventar
#5 erstellt: 03. Apr 2009, 09:39
Was ich noch nicht verstanden habe:
Warum haben die Enddosen eine geringere Anschlussdämpfung als die anderen und was ist diese Anschlussdämpfung eigentlich? Eine Durchgangsdämpfung ist für mich eher greifbar (Verluste an Steckern/Dosen/Verteilern).

Und wo ist der Unterschied von T-Stücken zu Dosen integriertem Abzweiger? Abgesehen davon, dass die Durchgangsdämpfung dieser (in der FAQ unter Punkt 9 erwähnten) Dosen einiges niedriger liegt als so ein T-Stück mit 3 Steckverbindern.


Uwe_Mettmann schrieb:
Allerdings sollte man immer bedenken, dass das normale analoge PAL-Bild definitionsgemäß eine schlechte Auflösung hat, was natürlich die neuen Flachbildschirme deutlich sichtbar machen.

Ich sollte vielleicht noch konkreter werden:
Einige Programme sind als "einigermaßen brauchbar" zu bezeichnen, andere hingegen eher der Kategorie "ich kann noch erkennen, welcher Programm gerade läuft".


[Beitrag von Amperlite am 03. Apr 2009, 09:46 bearbeitet]
bui
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 03. Apr 2009, 10:36
Hi Amperlite,

Warum haben die Enddosen eine geringere Anschlussdämpfung als die anderen und was ist diese Anschlussdämpfung eigentlich?

Anschlussdämpfung ist die Dämpfung, die zwischen der Stammleitung und Anschlußstecker der Dose liegt.

Bei der Planung einer Antennenanlage wird durch Wahl der Antennendosen darauf geachtet, dass an allen Antennendosen möglichst der gleiche normgerechte Signalpegel erreicht wird.
Beispiel: Ausgangspegel am Antennenverstärker und damit auf der "Stammleitung" sei 80 dB. Es sollen 5 Antennendosen in Reihe betrieben werden.
Dann braucht die erste Dose eine Auskoppeldämpfung von 20 dB, die zweite 15 dB usw., da auf dem Kabelweg von Dose zu Dose die Kabeldämpfung und die Durchgangsdämpfung der davor liegenden Dosen dazu kommt. Die letzte Dose hat dann naturgemäß die geringste Auskoppeldämpfung.

T-Stücke sind eigentlich gar nicht zugelassen, weil sie zwei Kabel/TV-Geräte parallel schalten und dadurch die Impedanz von 75 Ohm halbiert wird, wodurch Reflexionen und Auslöschungen folgen. Wahrscheinlich ist das der Grund für Euer schlechtes Bild.
Richtig sind Abzweiger oder Verteiler, die aber wieder eine Durchgangsdämpfung haben (~3 - 6 dB).


[Beitrag von bui am 03. Apr 2009, 10:38 bearbeitet]
Amperlite
Inventar
#7 erstellt: 03. Apr 2009, 17:45
Danke, jetzt wird die Sache klarer. Blödes HF ...

Eines dieser T-Stücke steckt direkt am Ausgang des Verstärkers und ein weiteres splittet nochmals eines der Kabel einen Raum weiter.
Zwei davon befinden sich im Keller, wo keine Endgeräte angeschlossen werden - eine Dose mit Abzweiger fällt also flach.
Gibt es andere Verteiler für diesen Zweck oder müsste man die komplette Verkabelung zu einer Reihenschaltung ändern?
Uwe_Mettmann
Inventar
#8 erstellt: 03. Apr 2009, 22:49
Zu den Unterschieden zwischen Verteilern, Abzweigern bzw. Stichdosen und Durchgangsdosen.

Ein Verteiler verteilt das Signal, dass in einem Anschluss eingespeist wird, auf die anderen Anschlüsse. Dabei ist es im Prinzip egal, an welchem Anschluss das Signal eingespeist wird. Wenn nun z.B. ein am Verteiler angeschlossener Fernseher ein Störsignal aus seiner Antennenbuchse abgibt (was Fernseher auch tatsächlich machen), so wird dieses Störsignal auf die anderen Anschlüsse des Verteilers verteilt und kann das Bild an dort angeschlossenen Fernseher stören. Ein T-Stück ist übrigens auch ein Verteiler.

Ein Abzweiger hat in der Regel einen Ausgang mit geringer Dämpfung und Abzweigausgänge, mit deutlich höherer Dämpfung. Das Besondere ist, dass ein Abzweiger ein Richtkoppler ist. Das heißt, dass das Signal nur gerichtet an die Abzweigausgänge ausgekoppelt wird. Wenn also ein Signal in einen Abzweigausgang eingespeist wird, so wird dieses Signal nicht (bzw. stark gedämpft) an die anderen Anschlüsse verteilt. Das heißt also, dass ein Störsignal aus einer Fernseherantennebuchse keine anderen Geräte stören kann.

Eine Durchgangsdose ist im Prinzip auch ein Abzweiger. Angeschlossen können ein Eingangskabel und ein Ausgangskabel. Zwischen Kabeleingang und Ausgang ist die Dämpfung relativ gering. Diese Dämpfung nennt man Durchgangsdämpfung. Wird an dem Ausgang kein Kabel angeschlossen, so muss stattdessen ein Abschlusswiderstand eingesetzt werden. Die Buchsen der Dose entsprechen den Abzweigausgängen des Abzweigers. Die Dämpfung zwischen Doseneingang und den Buchsen nennt man Anschlussdämpfung. Aufgrund der Richtkopplerwirkung kann ein Fernseher, der an eine Buchse angeschlossen wird, keine Störungen verursachen.

Eine Stichdose hat keinen Kabelausgang. Die Buchsen haben nur eine geringe Anschlussdämpfung. Weil keine Richtkopplerwirkung vorhanden ist, können Störungen, die in die Buchsen eingespeist werden, sich in der Kabelanlage verbreiten. Daher kommt in der Regel vor einer Stichdose ein Abzweiger, der für nötige Entkopplung sorgt.


Amperlite schrieb:
Gibt es andere Verteiler für diesen Zweck oder müsste man die komplette Verkabelung zu einer Reihenschaltung ändern?

Nein, musst du nicht. Es sind alle möglichen Kombinationen möglich. Beispielsweise Verstärker -> Verteiler -> an diesen dann mehrer Kabelstränge mit in Reihe geschalteten Durchgangsdosen. Hierzu gibt es auch Beispiele in der FAQ.

Wichtig ist, dass vor einer Stichdose immer ein Abzweiger kommt und hinter einem Verteiler muss eine Durchgangsdose oder ein Abzweiger geschaltet werden. Auf diesem Wege wird für eine ausreichende Entkopplung gesorgt und so sichergestellt, dass sich die Fernsehgeräte nicht gegenseitig stören.

Eine Kabelanlage sollte so ausgelegt sein, dass an den Buchsen der Dosen möglichst identische Pegel anliegen.

Der Pegel (analoges TV-Signal) an einer Dosenbuchse darf nicht unterhalb von 60 dBµV liegen. In der FAQ finden sich auch Pegelberechnungen.


bui schrieb:
T-Stücke sind eigentlich gar nicht zugelassen, weil sie zwei Kabel/TV-Geräte parallel schalten und dadurch die Impedanz von 75 Ohm halbiert wird, wodurch Reflexionen und Auslöschungen folgen.

Dies ist nicht ganz korrekt. T-Stück sind Billig-Verteiler und sind meist Übertrager. Daher werden auch die Impedanzen passend transformiert. Also wenn an den Ausgängen 75 Ohm angeschlossen sind, so hat auch der Eingang 75 Ohm. Leider ist es so, dass ein Fernseher nur auf dem eingestellten Kanal ungefähr 75 Ohm aufweist. Für alle anderen Kanäle stellt der Fernseher eine Fehlanpassung dar. Somit wird für die anderen Kanäle das Signal am Fernseher reflektiert, gelangt zurück zum Verteiler und wird von dort weiter an die anderen Geräte verteilt, was zu Bildstörungen führen kann.


Gruß

Uwe
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