Erfahrungsbericht Harman Kardon AVR 645 - Surround und Stereo

Hallo,

nachdem mein erster Erfahrungsbericht zum Stereoklang des Onkyo TX-SR 875 grosse Wellen geschlagen und ich die komplette Onkyo-Fangemeinde vergrault habe, hier aufgrund von popular demand mein Bericht zu den klanglichen Eigenschaften des HK AVR 645.

Entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten habe ich diesmal darauf verzichtet, den AVR „einfach so“ anzuschließen, um mal zu hören, wie er klingt.

Bevor irgendwas klang, habe ich zunächst alle digitalen Quellen eingestellt. Um das OSD aufzurufen, ist ein TV-Monitor übrigens unabdingbar, weil im Display des HK sonst nur „OSD is ON“ steht. Verbinndung über S-Video. Einstellen lässt sich übrigens eine ganze Menge, da ich die Videofunktionen aber nicht nutze, konnte ich mir einen Großteil ersparen.

1. Variante: HK AVR über PRE-OUT in VIDEO von NAD C 352

Danach dann Einmessen mit dem EZ-EQ-Set (Mikrofon ähnlich wie Audyssey wird vorne am AVR eingesteckt). Die Einmessung geht ratz-fatz, ein paar Mal piepts, dann blubbert´s und schon ist die FAR FIELD Einmessung beendet. Dann kommt noch eine NEAR FIELD Messung (Mikro 50cm ran an die Fronts und den Center). Insgesamt dauert das keine drei Minuten.

Test 1: Surround-Musik: TALKING HEADS - REMAIN IN LIGHT (DVD-Audio)

Die Heads-DVD hat sich inzwischen bei mir zur sehr guten Test-Scheibe gemausert, da sie guten Punch verlangt, grenzenlos geniale Surround-Effekte hat (BORN UNDER PUNCHES), aber auch eine ganze Menge Feinheiten liefert, die den Musikgenuss ungemein erhöhen (ONCE IN A LIFETIME).

Der HK bollerte los als gäbe es kein Morgen. Ganz erschlagen war ich vom Bass. Oja, das klang nach einer ganz anderen Wiese als der Onyko.
Allerdings war da NUR Bass, viele Details gingen verloren. Die Gitarrenriffs beim Refrain von ONCE IN A LIFETIME waren z.B: kaum zu hören.

Also mal einen Blick ins Set-Up geworfen, was EZ-EQ denn eigentlich angestellt hat. Zum Glück lässt sich EZ leicht manuell verändern, ein eindeutiger Pluspunkt gegenüber dem Audyssey des Onkyo. Wie zur Bestätigung meines Hör-Eindrucks hatte EZ-EQ den Bass hochgeschraubt, alle meine LS als LARGE eingestuft und die Frequenz-Übernahme der LFE-Signale auf 40Hz runtergeschraubt. Zudem ist die Bass-Ausgabe standard-gemäß auf Sub UND LS ausgerichtet. Das war vielleicht etwas zu viel, denn neben dem SUB hab ich ja auch noch das Nubert-Bassmodul dranhängen.
Korrekturen: Rear-LS auf SMALL, Frequenzübernahme 100 Hz, Front-Frequenz auf 80 HZ, LFE-Ausgabe nur auf SUB.
Die Entfernungen der LS zur Hörposition hatte EZ sehr gut berechnet, da gab es keine staunen-machende Werte wie bei Audyssey (SUB-Entfernung war da einmal mit 12m angegeben… ).
Dennoch noch mal alles mit EZ eingemessen (sollte man machen, steht so auch im Manual).

Ergebnis: viel besser, viel ausgewogener, Details werden wieder hörbar, schöner warmer Klang.

NAD-Stellung übrigens am Besten auf 12 Uhr (14 Uhr beim Onkyo).

Weitere Test-Hör-Sessions mit DTS-Musik (Peter Gabriel - PLAY), SACD (Genesis, Dire Straits, etc).

Stereo-Test erübrigt sich an dieser Stelle, da alle Stereo-Komponenten bei dieser Variante am NAD angeschlossen sind.

2. Variante: HK alleine

Test 1: Surround-Musik: wieder TALKING HEADS - REMAIN IN LIGHT (DVD-Audio)

Wieder EZ-EQ durchgeführt, gleiches Ergebnis wie bei Variante 1, daher manuelle Änderungen vorgenommen, noch mal eingemessen.

Diesmal alle LS direkt am HK angeschlossen, mal sehen wie er sich schlägt:

Der Surround-Sound ist für meinen Geschmack perfekt. Sehr schön rund und warm. Ich meine, noch mehr Details rauszuhören, ohne auf die Wärme verzichten zu müssen.
Übrigens klingt der HK am Besten, wenn ich EQ abschalte (ist mit der FB möglich, die manuellen Einstellungen wie Frequenz-Übernahme und LS-Abstände bleiben dabei erhalten). Ist zwar nur ein ganz geringer Unterschied, klingt aber noch natürlicher.
Klangmodus ist übrigens immer 6-Channel direkt (SACD) oder 6-Channel DVD-Audio (DVD-Audio). Seltsamerweise klingen bei dem HK also wieder meine "puren" Quellen am Besten, während beim Onyko der Pure- oder Direct-Modus nicht zum Aushalten war!

Weitere Hörtests folgten mit Surround-Material, der vorzügliche Eindruck blieb.

Test 2: Stereo-Musik von DVD, CD und LP

Nun ja, leider stellte sich schnell heraus, der der HK auch nicht die eierlegende Wollmilchsau ist, die ich gerne hätte. Stereo klang von CD zwar wärmer als beim Onkyo, aber leider ziemlich „beengt“, in den LS verborgen. Das klingt jetzt wieder blöd, weil ich es nicht besser beschreiben kann, aber wenn ich den NAD im Vergleich höre, klingt der viel „weiter“ auseinander. Vielleicht meinen das einige High-Ender, wenn sie von „großer Bühne“ sprechen. Mir war so ein Hör-Erlebnis jedenfalls absolut neu!

Als Tests hörte ich die Video-DVD von Björk, sowie einige Stereo-SACDs von Peter Gabriel und ganz normale CDs.

Zusammenfassung:

Rein klanglich finde ich den HK AVR 645 dem Onkyo 875 für meinen Geschmack klar überlegen, alle anderen Features (Videoscaler, HDMI, etc.) kann ich noch nicht beurteilen, sind mir aber auch nicht wichtig.

Surround:

Hier gefiel mir der HK alleine am Besten. Warm und detailreich, so wie ich es gerne habe. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein und ein Blindtest (mit NAD als Endstufe) würde gar keinen Unterschied bringen.

Stereo:

Der HK kommt hier nicht an den NAD heran und zwar bei weitem nicht! Aber auch hier besser als Onkyo, der mich schon bald richtig nervte.


Fazit:

Ich hab mich daher für einen Verstärker-Umschalter entschieden (den ich vorher schon zuhause hatte), mit dem ich die Front-LS separat am NAD oder am HK ansteuern kann, je nach Musikquelle.

Danke für Eure Aufmerksamkeit,

Grüße,
Tobias

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