Weshalb genau ist die "Badewannen" - Charakteristik verpönt?

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Silent_Blood
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 26. Mai 2019, 13:53
Hallo Leute!

Zu meiner Sammlung haben sich neulich zwei verschiedene Ohrhörer - Modelle hinzugesellt: SONY MDR-EX 450 (UVP: 45, - Euro) und MDR-EX 155 (UVP: 25 Euro). Ersteres Modell ist schon optisch mit einem Aluminiumgehäuse (bei der augenscheinlich baugleichen 650er Serie sogar Kupfer) und dem knotenfreien Kabel hochwertiger, bekommt im Netz die deutlich besseren Bewertungen ("linearer, ausgewogener Klang").

Auch auf das Risiko, dass ich nun ausgebuht werde: Mir gefallen die EX 155 mit ihrer typischen "Grinse - Equalizer - Auslegung", also bass, - und höhenbetont, deutlich besser. Ich höre oft Dance, Trance und Techno, und hier wirken die linear ausgelegten EX 450 auf mich irgendwie lau, matschig, langweilig, undynamisch, so in die Richtung. Ja, ich weiß, vermutlich sind meine Ohren versaut bzw. einfach "falsch" angelernt, aber meine Frage zielt eher in eine andere Richtung.

Hochwertige Anlagen haben ja immer zum Ziel, einen möglichst linearen Frequenzgang weiterzugeben. Jetzt frage ich mich natürlich, ob das irgendeine Lehrmeinung ist, oder ob man das einfach aus der Tatsache, dass das bei teuereren Geräten so ist, konstatiert hat. Oder anders gefragt: Warum gilt es als suboptimal, wenn Kopfhörer den einen oder anderen Bereich überbetonen? Ich frage auch gerade deshalb, weil doch viel der heutigen Musik von Grund auf verhunzt oder übertrieben abgestimmt ist. Anders gefragt: Billigt man denn nicht so manchem Interpreten mit dem Verlangen nach einer möglichst 100 % igen Reproduktion der Musik nicht zuviel Kompetenz zu?


[Beitrag von Silent_Blood am 26. Mai 2019, 13:55 bearbeitet]
Basstian85
Inventar
#2 erstellt: 26. Mai 2019, 14:49
Ich denke diese Abstimmung ist halt nicht im Sinne des "Hifi". Es soll ja unverfälscht wiedergegegben werden. Einige argumentieren halt damit "ich will es so hören wie es aufgenommen wurde". Aus gleichem Grund sind meist auch Equalizer "verpönt", obwohl mit deren Hilfe sogar Neutralität gefördert werden kann... Ich habe jedoch den Eindruck, dass diese Ansicht langsam abnimmt, "verpönt" wird nicht mehr so viel...

"Neutralität" bei Kopfhörern ist ein schwieriges Thema, nicht zuletzt aufgrund individueller Gegebenheiten (Gehörgangsresonanzen, HRTF, Seal... etc). Es ist ohnehin nicht klar definiert, es gibt hier verschiedene Zielkurven, Annäherungen etc. Hier im Video wird es zB angesprochen. Auf innerfidelity gibt es auch mehrere Artikel darüber... Ob man die Begriffe "Linear" und Neutral gleichsetzten kann, da bin ich mir auch nicht so sicher. hier mal unter "how to interpret the line" was dazu...

Ich denke auch die gehörte Lautstärke hat damit zu tun (Stichwort "Gehörrichtige Lautstärke"), man kennt das ja von Anlagen "Loudness" etc...

Ich sehe das so: Letztendlich muss mir persönlich der Klang gefallen. Ich habe weniger Spaß an der Musik, wenn mich was im Klang "stört" - zu viel Bass zB. stört mich schnell, bin hier anscheinend empfindlich. Ob und was dann Neutral ist kann mir egal sein. Einige sagen DT880 sei im Bass Neutral, Andere "extrem Bassarm" ( laut der Harmann kurve hat der wohl auch zu wenig Bass), wieder Anderen hat der sogar schon zuviel (Letztens erst hier gelesen)


[Beitrag von Basstian85 am 26. Mai 2019, 15:14 bearbeitet]
XperiaV
Inventar
#3 erstellt: 26. Mai 2019, 15:47
Badewannen Sound ist halt die typische Massenabstimmung von der sich vor allem selbst ernannte HiFi-Puristen gerne distanzieren.
Aber Badewanne ist nicht gleich Badewanne ... Badewannenarmaturen können aus Gold oder auch aus Plastik sein
Will sagen .... innerhalb dieses Soundings gibt es halt qualitative und quantitative Unterschiede.

Vor Jahren hat man in Foren noch den IE800 von Sennheiser als den Non Plus Ultra IE hoch gepriesen ... obwohl der auch abartig Badewanne war.

Als ich noch mit dem W995 und dem beiliegenden Headset rumlief, war mir nicht bewusst wie gut auch Mitten klingen können .... beim W995 habe ich den 3fachen Bass Boost genutzt und die Höhen hoch geschraubt obwohl das Headset schon ausreichend V-förmig abgestimmt war
Erst später kam nach und nach die "Erkenntnis" dass ein ausgeglichener Klang (nicht stock neutral) mit weniger versenkten Mitten auch toll klingen kann, bzw deutlich besser klingt.

Wenn man sich nicht explizit mit dem Thema Soundquality beschäftigt ist einem das halt egal und man empfindet V oder W förmige Signaturen als normal und ich kann das durchaus nachvollziehen ... 99,xxx % der KH und vor allem IE-Nutzer erwarten von dem Hörer halt diese Bass und Höhen ... das klingt im ersten Augenblick für die meisten auch mitreißend musikalisch.
Erst wenn man sich darauf einlässt längere neutraler zu hören fällt einem auf dass Bass nicht alles ist, und Auflösung nicht zwingend durch abartig betonte Höhen kommen muss.

Aber ich denke die meisten haben eben nicht "HiFi" als Hobby und beschäftigen sich deshalb auch nicht lange mit diversen Abstimmungen, auch wenn sie es heute leichter hätten durch die ganzen Chi-Fi IEM's.
ZeeeM
Inventar
#4 erstellt: 26. Mai 2019, 15:56
Im Englischen sagt man V-Shape und das entspricht angehobenen Höhen und Bässen klassischer Klangreglung.
Das kommt der schon erwähnten gehörrichtigen Lautstärke nahe, wenn man bei etwas gesünderen Pegeln hört. Selbst in der höheren Preisklasse verfolgen die Hersteller recht eigenen Vorstellungen. Gern wird der Bereich knapp über 1KHz mehr oder weniger abgesenkt, das bringt einen klareren durchsichtigeren Klang (Stichwort Entmulmen)
CharlesDreyfus
Stammgast
#5 erstellt: 26. Mai 2019, 21:25
Alles eine Frage der Ideologie.

Eine Badewanne mit einem auf auf irgendeine Art und Weise minderwertigen Musikgenuss in Verbindung zu bringen, wäre mir zu pauschal. Ist aber leider ein gängiger Topos, um sich als (vermeintlicher) HiFi-Enthusiast zu profilieren.

Jeder Mensch hat ein anderes Hörempfinden, andere Hörerwartungen und schließlich auch einen anderen Musikgeschmack. Diese Einflüsse, die hier mitwirken, kann man unmöglich über einen Kamm scheren und behaupten, es gäbe nur eine einzig richtige Abstimmung: die Neutrale - was auch immer das heißen möge ...
thewas
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 27. Mai 2019, 13:40
Zudem gibt es auch enorme tonale Varianz bei den Aufnahmen, manche älteren z.B. sind relativ bassarm abgemischt (da man damals noch große Monitore nicht raumkorrigiert bei der Abmischung benutzt hat, was eine Bassüberhöhung bewirkt) da sind "Badewannabstimmungen" oder noch besser die "guten alten Klangregler" (wenn praxisgerecht gemacht) sehr hilfreich. Siehe dazu auch http://seanolive.blo...le-of-confusion.html

Floyd Toole sagt z.B. es ist hilfreich erstmal eine neutrale Basis zu haben und darauf dann die Tonalität nach Aufnahme und Gusto anzupassen, da es leider keine einheitliche Standards bei der Abmischung gibt (so wie z.B. beim Bild oder Kinobereich) ist das auch leider der einzige Weg. Bei KH kommen dazu noch die oben schon genannten Probleme der persönlichen Kopplung des KH mit dem Ohr.
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