Kenwood KA-801: Die Schönheit wehrt sich

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Broesel02
Inventar
#1 erstellt: 14. Dez 2016, 14:49
Ich schreibe hier ja ab und an mal etwas über meine Kenwood Schätzchen mit denen ich nach gründlicher Revision sehr zufrieden bin. Aber schon länger hat mich die Serie der großen Kenwood Vollverstärker gereizt, die KA 8300, KA 9700,- kurz: die schweren schönen Eisenschweine. Ein Freund von mir hat sich einen KA 801 gekauft und da dachte ich mir: Den überholst du kurz mal und dann weisst du wie diese hübschen Verstärker klingen können. Der KA-801 ist in meinen Augen ja ein besonders hübsches Exemplar dieser Verstärkerreihe. Aber es kam natürlich alles wieder anders. Das Gerät ist bei meinem Freund angekommen. Alle Schalter und Regler kratzten und der rechte Kanal klang verzerrt. Die Leistungsanzeige des rechten Kanales ging auch nicht mehr auf Null zurück. Er hat ihn dann eingepackt und zu mir weiter geschickt. Ein weiterer Fehler in dieser langen Geschichte denn der Verstärker kam beschädigt bei mir an.

Kenwood KA 801 Beschädigung

Kenwood KA 801 Beschädigung

Kenwood KA 801 Beschädigung

Bei dem Transport ist er wohl mal heftig auf die Ecke gefallen. Einige Kippschalter waren verbogen und die Ecke hinten rechts ist stark verbogen. Zum Glück ist kein Schalter abgebrochen und auch keine Platine ist gebrochen.
Ich habe dann angefangen das Gerät zu zerlegen und schlagartig war mir klar das ich einen Fehler gemacht habe. Das Gerät ist optisch wunderschön. Aber leider so verbaut daß hier mit schnell mal eben gar nichts geht.

Kenwood KA 801 Zerlegen

Der Blick in den Raum für die Phono- und Eingangsplatine



Kenwood KA 801 Zerlegen

Hier ist schon mal der Deckel ab

Alle Eingänge und die Phono- Eingangsstufe liegen hinten im Gerät auf einer senkrechten Platine zwischen der Rückwand und einer weiteren Stahl- Trennwand aufrecht untergebracht. Die Schalter werden über Betätigungsbänder von vorne geschaltet. Um diese Platine bearbeiten zu können muß man dann also leider diese ganzen Verbindungen trennen. In diesem –Zwischenraum befindet sich auch noch die Lautsprecher- Anschlussplatine mit dem Lautsprecher Wahlschalter, auch von vorne über eine lange Achse zu bedienen und die Platine mit der Netzspannungsumschaltung sowie der Netzeingang.

Hier ist die Platine bevor ich sie herausoperiert habe:

Kenwood KA 801 Zerlegen

Die Anschlüsse müssen leider auch ab

Kenwood KA 801 Zerlegen

Mann kann auf der Platine einige Elkos erkennen die bereits ihr Hemdchen gelüftet haben,- denen ist wohl zu warm geworden Auch sieht man einen der fast immer defekten "Black- Flag" Kondensatoren die unbedigt gewechselt werden müssen. Also: Auf gehts

Und hier gehts die Tage weiter

Richard
AnthonyP
Inventar
#2 erstellt: 14. Dez 2016, 15:08
Hallo Richard,

ich mag deine gut bebilderten Berichte und drücke die Daumen, dass es ein gutes Ende nimmt!
Hast Du mal geschaut, ob alle Platinen den Sturz rissfrei überstanden haben?
Bin auch die Fortsetzung gespannt!
Gruß
Jo
Broesel02
Inventar
#3 erstellt: 14. Dez 2016, 19:37
Hallo Jo, ich hoffe du wirst nicht enttäuscht werden
Nein, es war keine Platine gebrochen. Das Gerät hatte ein anderes Problem. aber dazu später mehr.

Zunächst habe ich die Eingangsplatine mal ausgebaut. Da liegt sie:
Eingang Kenwood KA-801

Die Rückseite

Eingang Kenwood KA-801

Und die Phono- Stufe noch mal größer.

Eingang Kenwood KA-801

Die Phono- Stufe ist übrigens schon ernst gemeint: Ein EingangsFet mit Cascode darüber sowie einem Stromspiel und einer Stromquelle am Fußpunkt; daß ich auch heute noch großes Kino.
Die Phono- Stufe hat eine eigene Spannungsregelung auf der Platine. Kenwood hat hier also richtig Aufwand betrieben. In Zeiten von CD- Spielern und Musikservern findet man so etwas kaum noch.
Ach ja, die Schalter kratzen in knacken alle. Spray hilft nicht wie wir ja alle wissen. Also auslöten, polieren, fetten zusammenbauen
Dies ist der Eingangswahlschalter

Eingansschalter Kenwood

Schön schwarz korrodiert

Eingansschalter Kenwood

jetzt mal aufpoliert

Eingansschalter Kenwood

Und der Tape Schalter

Eingansschalter Kenwood

poliert

Eingansschalter Kenwood

montiert mit Reiterchen

Eingansschalter Kenwood

Hier hilft das ganze Sprühen nichts, das ist einfach nur Arbeit die man (sich) machen muß.

Dann habe ich die Phono Platine und das Netzteil mit neuen Bauteilen bestückt. Neue Kondensatoren, neue Widerstände - Kurz, alles was ich so einem guten Verstärker zukommen lassen möchte. Der Ausgangskondensator der Phonostufe ist jetzt ein Folientyp, die Doppeldoide in der Constantstromquelle hat eine Folienshunt bekommen, die Emitterwiderstände sind Dale- Typen gewichen. Vor den Längsregler der Spannungsregelung und hinter den 47 Ohm Widerstand habe ich einen kleinen Folienkondensator gegen Masse spendiert. In meinen Ohren immer eine sehr wirksame Klangsteigerung. Und noch vieles mehr. So schaute die Platine nun aus:

Eingangsplatine Kenwood KA-801

Das Rückseitenblech habe ich auch gleich gerichtet mit Holzklötzen und Schraubstock / Schraubzwingen die Verbiegungen wieder gerade gebogen

Kenwood Rückseite

Kenwood Rückseite

Es geht langsam Voran

Richard
Broesel02
Inventar
#4 erstellt: 15. Dez 2016, 02:29
Wenn schon hinten alles offen steht: Der Besitzer wollte auch "Gescheite" Lautsprecherklemmen haben. Nach einigem Hin- un Her habe ich mich für diese entschieden:

Lautsprecherklemmen

Die kann man im EBay bestellen und sie sind schnell geliefert. Ich habe hinten in die Öffnung einen Massiven Kupferdraht gelötet und diesen so gebogen wie die originale Lautsprecherklemm ihren Anschluss hatte. Dann das ganze mir der Platine verlöten. Das Bild ist leider etwas dunkel aber man kann das wichtigste schon erkennen. Nachteil dieser Lösung ist daß man die Klemmen mit der Platine nicht mehr ohne Löten ausbauen kann. Aber es ist reversiebel, man kann, wenn es sein soll, die originalen Lautsprecherklemmen wieder einbauen

Lautsprecherklemmen

Außerdem ist auf dieser kleinen Platine noch der Lautsprecherwahlschalter. Erinnern wir uns, alles kratzt und macht Geräusche. Hier ist das gute Stück:

Lautsprecherwahlschalter

Leider auch komplett schwarz oxidiert

Lautsprecherwahlschalter

an der Lasche aufbiegen, polieren, zusammensetzen

Lautsprecherwahlschalter

und wieder einlöten.

Damit ist auf der Rückseite schon mal das wichtigste passiert

Richard
Broesel02
Inventar
#5 erstellt: 15. Dez 2016, 16:35
Wie kommen nun also zur Spannungsverstärkung auf der Platine die vorne hinter der Frontblende senkrecht im Blechgehäuse untergebracht ist
Hier der Blick von oben ins „Kabinett“
Spannungsverstärkung

Jetzt müssen die Knöpfe ab – Irgendein Vorbesitzer hat übrigens noch einen der Knöpfe von einem Kippschalter mit Sekundenkleber festgesetzt. Zum Glück konnte ich mit einem Holz auf der Alu- Frontblende und einer großen Zange den Knopf lösen ohne daß der Schalter zerstört wurde. Warum macht man so etwas nur?
So, aber nun muß die Platine raus

Spannungsverstärkung

Hier sind die Kabel zum Teil gelöst und die Schrauben der Drehknöpfe bereits gelöst

Spannungsverstärkung

Verkabelung weiter gelöst und das Frontblech abgeschraubt

Spannungsverstärkung

Das bleibt dann als Gehäuse zurück

ich habe zuerst mal das grioße Leitplastikpoti in der Mitte der Platine ausgelötet damit man überhaupt etwas sehen kann. So schaut die Platine von der Bestückungsseite her aus

Spannungsverstärkung KA-801

Noch mal etwas näher:

Spannungsverstärkung KA-801

Und hier schon mal abgeräumt

Spannungsverstärkung KA-801

Was mir so auffiel: Es gibt viel kleine Abweichungen vom Schaltplan der im Netz veröffentlicht ist. Insbesondere im Bereich der kleinen Kondensatoren für die Lead- und Lag Kompensationen. Es gab wohl Schwierigkeiten mit Schwingen dieses Verstärkers in der Serie die zu solchen Maßnahmen geführt haben. Etwas ähnliches habe ich ja auch bei der L-07 M II gesehen, allerdings waren dort die Verwendeten Kondensatoren einfach schlecht und sind ausgefallen wie wir heute wissen. Ich habe hier mal als Ausschnitt die Spannungsverstärkung des rechten Kanales hereinkopiert:

SPGVst-re

Was fällt auf? Der C54 mit 820 pF ist eine deutliche Bremse. C44 ist bestückt mit 18 pF, C46 ist bestückt mit 8 pF. Die eingemalte Kapazität am Q10 hat 540 nF (!)

die Zenerdiode D16 am Eingansdifferenzverstärker wurde eingespart, nicht bestückt.

Es gibt zwei Gegenkopplungszweige, NF9 mit 7pF und NF9* mit 27 pF. NF9* greift VOR dem Endstufenrelais ab und NF9 HINTER dem Endstufenrelais

Den C-38, der "Entschwinger" vom Eingangsdifferenzverstärkerist eingezeichnet mit 1.800 pF, gemessen habe ich 180 pF. Die habe ich auch wieder neu eingesetzt. (leider).

Die posivie Railspannung wird, wenn sie über das Multi- Kabel auf die Platine kommt, für den linken und rechten Kanal mit einem 10 nF Kerko gegen das Gehäuse gestützt. Das ist schon fast fahrlässig denn damit ist kein Bezug zur eigentlichen Betriebsspannungsmasse gegeben. Das kann also leicht schwingen und brummen. Konstruktiv daneben möchte ich behaupten.
Ich habe daher je einen 4,7 uF/63V Wima am Eingangspunkt der Platine für die positive und negative Spannung gegen die mitgeführte Netzteilmasse gesetzt,- und den Kerko weggelassen. Es brummt hier NICHTS mehr (Natürlich für links und für rechts)

Jetzt nur noch geschwind alles bestücken und dann kann es weitergehen. HALT

Alle Schalter und Regler kratzen. Ich habe das Leitplastikpoti zerlegt, gereinigt, gefettet und wieder zusammengebaut:

Leitplastikpoti

Leitplastikpoti

Leitplastikpoti

Leitplastikpoti

Leitplastikpoti

Leitplastikpoti

Ach ja, da ist ja auch noch so ein Schalter im eingang mit dem stereo / Mono / Reverse verstellen kann. Dieser hier:

Eingangsschalter

Eingangsschalter

Eingangsschalter

Eingangsschalter

Eingangsschalter

Eingangsschalter

Das geht jetzt so weiter mit allen Kippschaltern,- das erspare ich euch. Es ist halt nur einfach Arbeit und die Teile sind sehr sehr klein!

So, aber jetzt die fertige Platine von oben:

spannungsverstärkung NEU

und von unten

spannungsverstärkung NEU

Wer genaus hinsieht kan sehen daß ich die fehlenden Zenerdioden am Eingansdiffernzverstärker wieder nachgerüstet habe. Außerdem einen 0,33uF Wima PP über den Widerstand R40 am Eingansdifferenzverstärker gesetzt. Ja, das ist hörbar und ist bei vielen noch teureren Geräten auch von Kenwood aus dieser Zeit auch serienmäßig eingebaut.

Und nächste mal geht es an die Stromverstärkung.

Richard


[Beitrag von Broesel02 am 16. Dez 2016, 00:50 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#6 erstellt: 16. Dez 2016, 00:55
Bevor ich weiter beschreibe: Ich habe fast alle Bauteile die ich ausgelötet habe vermessen, mit den Schaltplanwerten verglichen und mit den aufgedruckten Werten verglichen. Die Abweichungen waren zum Teil erheblich!
Sowohl die Widerstände wie auch die Kondensatoren waren zum Teil deutlich, das heisst mit mehr als 25% neben dem Sollwert. Einige Werte waren aber auch genau im Soll. Ob das Absicht war?


[Beitrag von Broesel02 am 16. Dez 2016, 01:01 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#7 erstellt: 16. Dez 2016, 01:45
So, aber nun die Stromverstärkungsplatine. Das optische Aushängeschild dieses Verstärkers. So wie heute die Motorräume der modernen Autos mit Plastikteilen verschönert werden hat Kenwood schon 1980 seine Geräte auch von innen schön gemacht. Technischen Wert hatte das wenig aber es sieht hübsch aus.

Stromverstärkung Kenwood KA-801

Ich möchte natürlich die Netzteilkondensatoren erneuern, die Emitterwiderstände, die Basiswiderstände, alle Kondensatoren der Schutzschaltung.
Auch einen wesentlichen Kondensator im Verstärkungszweig der im Schaltplan fehlt: Der Kondensator zwischen der positiven und der negativen Ansteuerung der Endstufentreiber. Dieser fehlt einfach im Schaltplan, ist aber natürlich da. Es ist ein 10 uF Elko den ich natürlich gegen einen 10 uF Wima MKS2 getauscht habe wie auch das Endstufenrelais natürlich und die 27 Ohm Widerstände im Signalweg zu den Vortreibern der Endstufentransistoren sowie einige Kondensatoren für die Leistungsanzeige. Hier der Schaltplanauschnitt:


Stromverstärkung Kenwood KA-801

Die Schutzschaltung mit neuen Kondensatoren

Stromverstärkung Kenwood KA-801

Stromverstärkung Kenwood KA-801

Die Strombegrenzung ist abweichend ausgeführt, es wird ein Transistor eingespaart. Der „vergessene“ Kondensator liegt zwischen dem Ruhestrom- Regelkreis und dem 27 Ohm Widerstand. Ich habe weiterhin alle Widerstände geprüft, die Kondensatoren und Widerstände der Zobel- und Boucherrot Glieder,die STV-4H Diode und so weiter.

So schauts dann am Ende aus:

Stromverstärkung Kenwood KA-801

Statt 4 X 12.000uF sind nun 4 X 22.000uF verbaut. Ich habe leider die Distanzringe für die Halterungen noch nicht bekommen, daher sind hier noch Hartgummistücke eingeklemmt. Aber das ist ja noch aufholbar.
Auf der Rückseite hat jeder 22.000uF Kondensator eine kleine 2,2uF/100V Folie als shunt.

Als Endtreiber wurden bei diesem "High- Speed" Verstärker die Typen 2SA1107 und 2SC2587 verbaut. Mit 50 MHZ sind die richtig schnell! Strom können sie auch. also beste Voraussetzungen für einen guten Klang.

Stromverstärkung Kenwood KA-801

Stromverstärkung Kenwood KA-801

Die kleinen Platinen für die Endtreiber- Anschlüsse sind nicht so toll ausgeführt. die Kupferbahnen lösen sich leider sehr schnell von der Platine

Jetzt kann ich ja mal wieder zusammenbauen. Mal schauen was noch so passiert
Lennart777
Inventar
#8 erstellt: 16. Dez 2016, 10:50
Also Richard - was soll denn jetzt noch passieren??

Grüße
Lennart
Broesel02
Inventar
#9 erstellt: 16. Dez 2016, 14:59
Hallo Lennart,

- was soll denn jetzt noch passieren??

Das habe ich auch gedacht
Ich habe alles zusammengesetzt, kontrolliert und mit einer 100 Watt Birne in Serie eingeschaltet. Birne wird dunkel,- Super.
Aber die Schutzschaltung schaltet noch nicht frei. Der rechte Kanal wandert im Offset zwischen plus und minus 15V Hin- und Her, zwischendurch gibt das Endstufenrelais frei und dann sperrt es wieder weil der Offset zu hoch ist. Merde!
Was kann das sein?

Spannungsverstärkung wieder ausgebaut, Teile kontrollieren. Nach 20 Minuten habe ich einen Fehler gefunden: Die Zenerdiode D8, 20V ist defekt. Zeigt in beide Richtungen nur noch einen ohmschen Widerstand an. Neu Diode eingesetzt, Spannungsverstärkung wieder einbauen. Kontrolle. Einschalten an der 100W Birne.

Birne wird dunkel, Relais gibt frei. Super.
jetzt den Ruhestrom nachkontrollieren,- plötzlich, nach etwa 40 Sekunden, geht vom rechten Kanal der Ruhestrom hoch. Das Osziloskop zeigt einen schönen Sinus bei etwa 10 MHZ mit rund einem Volt Amplitude.
Die Leistungsanzeige geht auf etwa 1 Watt hoch. Dieses Fehlerbild hatte der Verstärker wohl auch als er zu mir kam.
Der linke Kanal funtioniert problemlos und lässt sich wunderbar einstellen.
Spannungsverstärkung wieder ausgebaut. Weiter suchen. Die Zenerdiode D6 soll eine Zenerspannung von 5,1 volt haben. Messen tue ich 4,3 Volt. Aber der linke Kanal, der ja funktioniert, hat auch ein 4,3V Zenerdiode drin. Ich habe sie gegen ein neue 4,3V Zenerdiode gewechselt.
Ob da ein Transistor bei Erwärmung durchbricht? Ich habe den dritten Differenzverstärker mit Stromspiegel, also Q8, Q10, Q12, Q14 gewechselt und die Diode D10 gleich mit.

Alles wieder einbauen, einschalten. Nun schwingt der rechte Kanal sobald das Endstufenrelais freigibt. Das war es also nicht.
Vorteiberstufe Q2 & Q4 gewechselt: es schwingt sofort beim Einschalten mit hoher Amplitude, alles wieder zurückgetauscht.
Testweise habe ich die Kapazität in der Gegenkopplung erhöht, den C50 Schaltplan 7pF, IST 8pF auf 33 pF erhöht. Nun kann ja eigentlich nichts mehr so schnell schwingen. Tut es aber weiter. Das war es also auch nicht.
Endtreiber getauscht, ich hatte noch genügend 2SA1095/2SC2565 hier liegen. Schwingt nach wenigen Sekunden mit erheblich höherer Frequenz und hoher Amplitude. Auch wieder zurück das ganze. Und nun?
Eingangsdifferenzverstärker getauscht. Ja, ich habe auch noch einen 2SK150A im richtigen Ranking hier. Aber das hat auch keine Veränderung gebracht wie auch der Tausch des Q4/2SC2291, die Cascode über dem Eingangs-Fet.
Nach ungezähltem Ein- und Ausbau der Stromverstärkungsplatine sind mir dann die Ideen ausgegangen und ich habe den Verstärker einige Tage mit Nichtbeachtung bestraft. Aber das hilft ja leider nicht wirklich. Dann habe ich mir die Spannungsverstärkungsplatine noch einmal genommen und alle kleinen Kompensationskondensatoren geprüft. Da bin ich wieder über die 180 pF am Eingangsdifferenzverstärker gestolpert. Sollten da am Ende doch die 1.800 pF hinein die im Schaltplan stehen? Ich habe sie eingesetzt, auf beiden Knälen.
Was soll ich sagen: Jetzt funktionieren beide Kanäle.

Ich vermute daß der Verstärker von Anfang an, ab Werk, mit diesem Bestückungsfehler ausgeliefert wurde und die kleinen Kompensationskondensatoren in der Endkontrolle so in den Toleranzen ausgesucht wurden daß es eben trotzdem funktioniert hat. Wie der linke Kanal ja auch gezeigt hat. Durch Bauteile- Alterung und nun auch neue Bauteile haben sich die Arbeitspunkte dann aber doch so verschoben daß der Verstärker geschwungen hat.

Ich werde es am Ende nicht mehr erfahren.

Aber jetzt funktioniert alles. Das 10 kHz Rechtecksignal zeigt ohne Last ein minimal steiles einschwingen. Mit LS- Kabel dran dürfte es perfekt stimmen.
Die Offset Einstellung bei diesem Verstärker ist eine Strafe: Die Regler für die Phono- Stufe erfordern wieder ein Abklappen der Rückwand und müssen von hinten durch die Platine verstellt werden. Daher konnte ich hier auch keine Spindeltrimmer einsetzen. Das Einstellen ist eine elendige Fummelei.
Der Offset der Endstufe ist aber kaum besser: Die Offset Potis liegen hinter einem kleinen Fenster in der Stahl- Frontblende hinter der schönen Alu- Frontblende. Kaum sichtbar und schwer zu erreichen. Wenn man da ran muß muß die ganze Frontblende mit allen Knöpfen abmontiert werden. Aber wenigstens der Ruhestrom lässt sich gut einstellen.

Und wie er klingt?
Achtung, jetzt wird schwurbelig! Was nun kommt sind mein persönlichen Meinungen und Eindrücke
Ich denke er braucht er noch etwas Zeit bis sich alles gefunden hat. Der Verstärker ist ja noch ganz erschrocken von so vielen neuen Teilen . Er klingt tonal extrem neutral, sehr schönes Bassfundament ohne jede Aufdickung oder dröhnen aber mit viel Kontrolle und Macht. Die Höhen sind auch sehr seidig, angenehm und trotzdem völlig klar. Die Raumabbildung ist gut, Stimmen werden sehr schön in der Stereomitte der Lautsprecher positioniert. Natürlich kommt er nicht ganz an meine Kenwood L-07 heran, da bleiben einige winzige Details auf der Strecke. Aber die Kenwood L-07 Serie sind da ja auch preislich ein anderes Niveau, das kann hier nicht der Maßstab sein. Denn sonst wäre ja schon im Kenwood Prospekt die Qualitätsrelation falsch gewesen. Und, wie gesagt, er wird noch etwas Einspielzeit brauchen.
Phono kann ich im Moment nicht testen, ich habe keinen Plattenspieler hier. Ich habe nur einen Testton vom Frequenzgenerator durchgeschickt und der kam sehr sauber an.

So, ich hoffe ihr hattet ein wenig Spaß an dem Bericht. Und ich werde aus dieser Kenwood Serie kein Gerät mehr leichtfertig von Freunden zur Überholung annehmen. Auch wenn es so schön aussieht.

Kenwood KA-801

Richard


[Beitrag von Broesel02 am 16. Dez 2016, 18:39 bearbeitet]
AnthonyP
Inventar
#10 erstellt: 16. Dez 2016, 18:36
Sehr schön und der Besitzer wird seine Freude an einem jetzt wieder zuverlässigen Gerät haben.
Und ja - schön ist er!
Freut mich, dass Du es gefunden hast.
Gruß
Jo
Lennart777
Inventar
#11 erstellt: 16. Dez 2016, 19:25
Eines sollte man mal ganz klar sagen: solch einen Aufwand, wie ihn Richard da betreibt, könnte keine professionelle Werkstatt leisten, jedenfalls nicht im bezahlbaren Bereich!! Wenn ich das so hochrechne, was da an Material und Zeit reingegangen ist, dann müsste man wohl bei richtiger Kalkulation einen Betrag von 1.500 bis 2.000 Euro fordern dafür - und das würde wohl kaum jemand bezahlen. Das sollte Dein Freund mal wertschätzen!

Chapeau, Richard - da gehört schon Herzblut dazu, solche Aufgaben nicht nur anzugehen, sondern sie auch konsequent zu Ende zu bringen.

Grüße
Lennart
Broesel02
Inventar
#12 erstellt: 16. Dez 2016, 20:41
Danke an Lennart und Jo für die Blumen. Ein Lob von Lennart geht mir natürlich runter wie Öl

Das ich ein solches Gerät in dem Umfang nur mit Herzblut mnachen kann war mir ja von Anfang an klar. Aber daß das in diesem Fall solche Ausmaße annimmt hätte ich nicht gedacht.

Hier ist unter anderem dann auch für alle Zweifler die Frage nach Kontaktspray hoffentlich geklärt. Wie soll ein Spray in solchen Schiebeschalten oder im Leitplastikpoti die Verschmutzung beseitigen können? Die Frage nach dem Material mal in ein paar Stichpunkten:
76 Dale CMF Widerstände
8 Dale CPF Leistungswiderstände
17 Wima 4,7uF/63V MKS2 Kondensatoren
14 Wima 10uF/50V MKS2 Konensatoren
13 PP Kleinkondensatoren
und und und
neben den ganzen Teile die ich nur zu Testzwecken eingesetzt habe

Richard


[Beitrag von Broesel02 am 17. Dez 2016, 12:24 bearbeitet]
verbal_akrobat
Schaut ab und zu mal vorbei
#13 erstellt: 17. Dez 2016, 11:16
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Hallo, ich bins, der glücklichste Besitzer eines Amplifire der Welt.
Ihr da draussen, mögt besitzen was auch immer ihr wollt,
Accuphase für weiß Gott wieviel Kohle, ich bin zufriedener. javascript:insert('%20:)%20',''
Ich werde dieses Gerät nie aus meinen Händen geben, meinen Söhnen lehren was das für ein Schatz ist,
sodass sie nach mir den Kenwood weiter in Ehren halten werden.
javascript:insert('%20:prost%20','')
Und ich danke dem Meister (sehr viel wie man sich vorstellen mag)
Habe ja auch vor 2 Wochen meinen Dual1249 reaktiviert, gibts da eine Nadel/System Empfehlung auf Basis "mm" im Forum?
Der geringere Dynamikumfang der LP, passt auch viel besser zu den 901èr, nach meiner bescheidenen Meinung.
Wobei ich hiermit auch erste Zweifel an dem Bose LS System in meinen Gedanken zugeben möchte.
Ich melde mich dann wenn ich IHN eingehört habe.
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Uwe_1965
Inventar
#14 erstellt: 18. Dez 2016, 16:14
Hallo Richard,

schöner Beitrag und Dank diesem, und den schönen Bildern, habe ich mich endlich mal getraut ein kaputtes Alps Poti von einem AKAI AM-35 zu reparieren. Es knirschte und krachte beim bewegen und schuld war eine verbogener Lasche für den Anschlag.

Alps Poti

P.S. Zu dem Aufwand den Man(n) da treibt, ja da stimme ich zu das der manchmal wirklich unbezahlbar ist, wobei ein bißchen Herzlut ist da auch dabei, und wenn dasTeil am Ende wieder läuft, ist das auch ein Lohn.

Gruß Uwe.
weakbit
Stammgast
#15 erstellt: 20. Dez 2016, 23:55
Wahnsinn - Du hast ja fast alles getauscht was in dem Verstärker verbaut ist - trotzdem Hut ab! (vor allem die Schiebeschalter auf der Rückseite)

Ich hatte einmal Gewerblich Repariert aber so einen Aufwand hätte mir Niemand bezahlen können denn wie viele Stunden sind denn da Hineingefloßen?
Mein Freund hat mich nach einem Video2000 den ich repariert habe, da war auch alles defekt und ich habe alles getauscht frech gefragt "ob ich ein Freizeit Problem habe?".

Trotzdem Super!
Poetry2me
Inventar
#16 erstellt: 22. Dez 2016, 03:15
Toller Bericht, Richard !!

Wer hätte gedacht, dass hier ein Bestückungsfehler solche Probleme verursacht.

Systematisch auf beiden Känälen 180pF statt 1800pF in der Kompensation der Eingansstufe. WOW!

Und das resultierende Problem mit dem Schwingen scheint er in geringerem Maße schon immer gehabt zu haben.

Mann Mann Mann ...

GRATULATION, dass Du das gefunden hast !!!

- Johannes
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