Rotel RB-985, Relais schaltet zu schnell

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Seimalanders
Stammgast
#1 erstellt: 01. Mai 2019, 21:48
Hallo Freunde der erhaltenswerten Gerätschaften,

ich habe bei meiner 5-Kanal-Endstufe das Problem, dass die beiden linken Kanäle (Front und Surround), welche über ein gemeinsames Relais verzögert eingeschaltet werden sollen, zu früh (nach höchstens 0,5 Sekunden) freigegeben werden. Hierdurch wird ein Ploppgeräusch auf diesem Kanal erzeugt. Beim Ausschalten ist es dagegen sehr langsam und schaltet erst nach ca. 4 Sekunden ab. Das ist so spät, dass die Musik bereits ohne Relais verstummt, die Elkos der eigenen Spannungsversorgung also leer sind.
Im Gegensatz dazu klicken die beiden anderen Relais der Abteilungen "Front/Surround rechts" und "Center" erst nach etwa 1 Sekunde an und gehen "schon" 2 Sekunden nach Betätigen des Netzschalters aus.

Ich finde im SM keine Art Zeitglied, was eine Einstellung zulässt. Ich bin da aber auch schaltungstechnisch auf zu niedrigem Niveau und würde mich über Ideen freuen.

RB-875

Anfangs war dieses Ploppen stärker ausgeprägt und ich bilde mir ein, dass dadurch ein Scan Speak Hochtöner (der bis dahin nie laute Musik erhalten hatte) durchgebrannt ist, evtl. durch Gleichspannung am LS-Ausgang des Verstärkers, welche nicht durch die Frequenzweiche gefiltert wird. Ich habe des Öfteren gelesen, dass durch das Ploppen eigentlich nichts passieren kann - daher gerne auch hierzu eine Einschätzung.

Gruß, Christoph
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 01. Mai 2019, 22:36
Moin,

ich denke, da hast Du den falschen Ausschnitt aus dem Schaltplan erwischt. Hier wird ja ein Signal auf GND gelegt oder nicht beeinflusst.
Für einen Endstufenausgang (= Input bezogen auf das Relais) wäre dies natürlich tödlich.

Poste einmal den Link zum Download des Service Manual, damit wir zunächst die korrekte Stelle festlegen können.

Es kann natürlich sein, dass hier nur die Eingangssignale zunächst auf GND gelegt werden.

Was passiert denn, wenn Du den Lautstärkeregler vor dem Einschalten auf 0 drehst?
Hast Du ein Multimeter, um bei abgeklemmten Lautsprechern Gleichspannung am Ausgang messen zu können?
Dies sollte man zwar ggf. zun. Dennoch werden ja die beiden linken Kanäle nicht zeitgleich denselben Defekt haben.
Ich tippe also schon auch auf das Relais. Ein Blick in den vollständigen Schaltplan wird dies klären.


[Beitrag von CarlM. am 01. Mai 2019, 23:03 bearbeitet]
PBienlein
Inventar
#3 erstellt: 02. Mai 2019, 11:08
Hallo zusammen,

das Manjuell jibbet hier für lau

Soweit ich das sehe, hat man hier auf Relais an den Lautsprecher Ausgängen verzichtet und schaltet lieber die Eingangssignale zum Stummschalten einfach per Relais auf Masse. Der zweite Kontakt im Relais schaltet die zugehörige LED. Ob da in den jeweiligen Endstufen noch weitere Sicherheitsmaßnahmen getroffen werden, habe ich nicht weiter überprüft.

Der Fehler ist aber ziemlich typisch für einen Elko im Zeitglied, welcher seine Kapazität verloren hat. Wenn ich mich nicht täusche, sollte C519 (100µF/25V) überprüft und ggf. erneuert werden. Das kann man dann bei der Gelegenheit auch für alle anderen Eingangssignale machen: C119 bis C419 wären das dann, denn deren Zeit im wahrsten Sinne des Wortes wird ebenfalls bald abgelaufen sein

Gruß
PBienlein
Seimalanders
Stammgast
#4 erstellt: 02. Mai 2019, 17:15
Vielen Dank für das SM (ich wollte es gerade verlinken) und die helfende Einschätzung der zu überprüfenden C's.
Ja, hier handelt es sich tatsächlich nicht um die klassischen Last-Relais vor den Lautsprecherklemmen.

Die LED's zeigen übrigens die jeweilige Schutzschaltung (Protection) an.

Ob Gleichspannung anliegt, werde ich mal messen. Da die Endstufe keinen Lautstärkeregler besitzt, kann ich die Verstärkung leider nicht absenken.
PBienlein
Inventar
#5 erstellt: 05. Mai 2019, 17:42
Hallo,

ich habe mir die ominöse Schaltung noch einmal etwas genauer angesehen:

Schutzschaltung

Folgendes passiert im Einschaltmoment:
- die Relais ziehen im ausgeschalteten Zustand die Eingangssignale auf Masse, die zugehörigen LEDs leuchten, sobald Spannung angelegt wird.
- über die positive Railspannung (rot) werden via Zenerdiode 24V für die Relais erzeugt und liegt an. Q528 (Relaistreiber) sperrt zunächst.
- sobald die positive 15V Kleinspannung (orange) anliegt möchte Q528 öffnen und würde damit Massepotential an die Relaisspule geben -> Relais würde schalten.
- jetzt kommt der Thermistor (violett) ins Spiel: es dürfte ein NTC sein und ähnlich wie bei einer Einschaltstrombegrenzung reproduzierbar Q519 ansteuern. Dadurch wird die Basis von Q528 eine Zeit lang wieder spannungslos und Q528 kann erst durchschalten, wenn der Widerstand des NTC genügend gesunken ist. Ich denke, damit dürfte das Zeitglied gefunden worden sein.
- Einfluss auf den Relaistreiber hat jetzt außerdem noch die Ansteuerung über die Schutzleitung (grün). Dort wird vermutlich DC am Lautsprecherausgang "abgefischt". Wenn das der Fall ist, wird dort ein Spannung von einigen + Volt anliegen.
- sobald das Relais schaltet, werden die Signalwege frei gegeben und die Spannungsversorgung der LEDs auf GND gelegt, damit sie rasch ausgehen und nicht erst langsam dunkler werden.

Für die weiter oben gestellte Frage zur Behebung des Fehlers hilft das hier jetzt hoffentlich etwas weiter. Sofern sich das Spannungsgefüge im Gerät nicht völlig geändert hat, dürfte der Thermistor der Übeltäter sein, obwohl die Dinger unter diesen Bedingungen eigentlich kaum ausfallen sollten. Evtl. tauscht Du die Thermistoren mal vom funktionierenden (langsamen) Kanal zum jetzt schnell schaltenden Kanal. Wandert der Fehler, wäre das schon mal klar. Es bliebe dann die Frage, was genau da drin verbaut ist. Die Teileliste fand ich jetzt nicht sonderlich hilfreich. Vielleicht hilft ein Foto von so einem Thermistor weiter?

Gruß
PBienlein
Seimalanders
Stammgast
#6 erstellt: 08. Mai 2019, 06:46
Guten Morgen und vielen Dank für die ausführliche Erklärung.
Ich werde versuchen, heute Abend mal ein Foto vom Thermostor zu machen. Das Tauschen schaffe ich wohl erst am Wochenende. Ich berichte.
Nochmals vielen lieben Dank!
Seimalanders
Stammgast
#7 erstellt: 08. Mai 2019, 21:27
RB4

Der NTC vom Typ TD5C350D ist als Bauteil nicht gerade weit verbreitet, wohl aber in vielen Rotel Geräten verbaut.
Im Foto ist der TH101 vom linken Kanal gezeigt, da der TH501 schlecht zugänglich ist. Eingepackt in grauer, festwerdender Leitpaste.
Dessen Aufgabe scheint eher die Abschaltung bei Überhitzung des anliegenden Kühlkörpers (Protection) zu sein!?


[Beitrag von Seimalanders am 08. Mai 2019, 21:30 bearbeitet]
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