Grundig R1000, Feinsicherung löst aus, Seilzug hängt

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Bello-Ben
Schaut ab und zu mal vorbei
#1 erstellt: 12. Nov 2010, 01:11
Hallo HiFi-Freunde!

Ich habe hier einen HiFi-Klassiker, den R1000 von Grundig mit dem ich mehrere Problemchen habe:

1) Vor dem Trafo, der aus den 230VAC einmal ca. 40VAC und einmal 50VAC generiert, sitzt eine träge 1A-Feinsicherung. Diese Sicherung löst aus, wenn der Stecker, der die 40VAC zum Gleichrichter und der Verstärkerelektronik führt, eingesteckt ist. Den Stecker, der die 50VAC weiterleitet,kann ich eingesteckt lassen.
Leider hatte ich grad nur eine mittelträge 1A-Feinsicherung zur Verfügung, um es zu testen, diese löst sofort aus. Dazu folgene Fragen:
1.1) Kann es sein, dass die Sicherung so knapp bemessen sind, dass eine mittelträge auslöst, eine träge aber ganz bleiben würde?? Es wäre in sofern vl. nachzuvollziehen, dass beim ersten Einschalten nach längerer Zeit die ganzen entladenen Elkos einen kurzen aber erhöhten Einschaltstrom ziehen würden.
1.2) Falls es nicht die Sicherung ist, wer hat schon Erfahrungen mit dem R1000 gemacht und kann Tipps geben, wo man am ehesten nach Defekten suchen kann? Eine sequentielle Abschaltung der Elektronik ist in dem Gerät ja nicht sooo einfach.

2) Der Seilzug, der den Läufer für die Frequenzeinstellung des Radios verschiebt, hängt nach einer Seite. Nach "links" läuft er einwandfrei, nach "rechts" hängt der Läufer und das Seil rutscht durch. Weiß jemand, wie das zu beheben ist?

Ich weiß, leider sind das erst mal sehr allgemein gehaltene Fragen ohne genauere Fehlerbeschreibung. Aber vl. kann mir ja schon jemand Tipps geben. Vielen Dank an alle im Voraus.

Gruß Bello-Ben
Bertl100
Inventar
#2 erstellt: 12. Nov 2010, 09:56
Hallo,

um sicher zu gehen, kaufst Du Dir eine 1A träge Sicherung und testet es. Ich vermute aber schon einen Defekt.
Was hängt denn an den 40VAC alles dran? Irgendwo hängt ja auch die Endstufe mit dran!
Schaltplan hab ich leider keinen zum R1000.

Zum Seilzug:
es gibt zwei mögliche Ursachen:
- Seil zu locker -> kürzen/spannen
- Seil verfettet (weil jemand unsachgemäß am Seillauf geölt oder gefettet hat) -> Seil versuchen mit Isopropanol zu reinigen. Notfalls ersetzen.

Gruß
Bernhard
hf500
Moderator
#3 erstellt: 12. Nov 2010, 19:07
Moin,
die 40V-wicklung ist mittenangezapft und versorgt den Endverstaerker. Wenn hier ein Schluss die Primaersicherung ausloest, sind beide Endstufen, der Gleichrichter und die beiden grossen Elkos (sind die noch dicht? Oben Stopfen noch drin?) zu pruefen.
Gibt es in dem Geraet Elkos im weinroten Kunststoffbecher?

Wenn der Skalenantrieb "haengt", ist das Problem in der Regel schwerwiegend und ohne Aufwand nicht zu loesen.

Die Welle, die das Seilrad des Drehkos traegt, besteht aus zwei Teilen. Im Seilrad steckt ein Achsstueck aus Alu oder Stahl, auf das ist am anderen Ende das Kunststoffritzel fuer den Drehkoantrieb aufgesteckt. Dessen Schaft steckt auch komplett in der Lagerbuchse und bildet die Welle in der Buchse. Das Ding reisst laengs auf, wird dabei etwas dicker und blockiert. Da der Seilzug in einer Richtung eine groessere Kraft aufbringt als in der anderen, kann man nur noch in eine Richtung drehen.

Wie gesagt, Hilfe gibt es kaum, man muss wenigstens einen Drehko mit intakter Antriebswelle finden. Die kann man auch einzeln tauschen, dann muss man nur darauf achten, dass mechanisch alles passt und erspart sich einen Abgleich.

73
Peter
Bertl100
Inventar
#4 erstellt: 13. Nov 2010, 14:04
... an einen mechanischen Defekt am Drehko hatte ich jetzt gar nicht gedacht. Das wäre aber in der Tat schwerwiegend!

Gruß
Bernhard
Bello-Ben
Schaut ab und zu mal vorbei
#5 erstellt: 13. Nov 2010, 14:19

hf500 schrieb:

die 40V-wicklung ist mittenangezapft und versorgt den Endverstaerker. Wenn hier ein Schluss die Primaersicherung ausloest, sind beide Endstufen, der Gleichrichter und die beiden grossen Elkos (sind die noch dicht? Oben Stopfen noch drin?) zu pruefen.

Ok, danke. Ich habe mir mittlerweile den Schaltplan mal etwas angeschaut (liegt glücklicherweise bei). A propos - ich hab den Schaltplan mal eingescannt, um etwas drin rumkritzeln zu können. Kann / darf man den hier irgendwo online stellen, zur Hilfe für andere?
Die beiden großen Elkos scheinen noch dicht zu sein, habe bis jetzt keinen ausgelaufenen oder geöffnete Elko gefunden.
Gibt es Tipps, wie man die beiden Endstufen partiell mal mit möglichst geringem Aufwand außer Betrieb nehmen kann?


hf500 schrieb:

Gibt es in dem Geraet Elkos im weinroten Kunststoffbecher?

Nein, so welche habe ich noch nicht entdeckt, größtenteils "normale" hellblaue und einen orangen Elko (siehe Bild).


hf500 schrieb:

Wenn der Skalenantrieb "haengt", ist das Problem in der Regel schwerwiegend und ohne Aufwand nicht zu loesen.

Wäre ja auch zu einfach


hf500 schrieb:

Die Welle, die das Seilrad des Drehkos traegt, besteht aus zwei Teilen. Im Seilrad steckt ein Achsstueck aus Alu oder Stahl, auf das ist am anderen Ende das Kunststoffritzel fuer den Drehkoantrieb aufgesteckt. Dessen Schaft steckt auch komplett in der Lagerbuchse und bildet die Welle in der Buchse. Das Ding reisst laengs auf, wird dabei etwas dicker und blockiert. Da der Seilzug in einer Richtung eine groessere Kraft aufbringt als in der anderen, kann man nur noch in eine Richtung drehen.

Ist sehr gut möglich, dass das die korrekte Fehlerbeschreibung ist - ich habs heut nochmal ausprobiert, in eine Richtung wird der Läufer noch einwandfrei bewegt, in die andere Richtung hängt er nicht komplett, sondern läuft sehr sehr langsam und schwer.

Danke schonmal für die schnellen Antworten!Bild R 1000


[Beitrag von Bello-Ben am 13. Nov 2010, 14:31 bearbeitet]
hf500
Moderator
#6 erstellt: 13. Nov 2010, 21:41
Moin,
wenn kein weinroter Elko mehr drin ist, scheint es ein spaeter R1000 zu sein. Die Hellblauen (Rubycon?) scheinen ok zu sein. Die Weinroten sind zwar erstkassige Kondensatoren, wenn sie gut sind, ihr Schwachpunkt ist der Kunststoffbecher, der besonders in der Naehe warmer Bauteile zu Rissen neigt.

Die typischen Schwachpunkte der R1000 sind der Drehko, die beiden grossen Elkos (Roederstein oder ein auslaendisches Fabrikat, die hier verwendeten Frakos scheinen unauffaellig zu sein), die Stationstasten (der Rastmechanismus verschleisst und hakt) und wie bei vielen anderen Geraeten um 1980 die weinroten Roedersteinelkos.
Das Drehkoproblem koennen auch die spaeten R35-X55 haben, die den gleichen Kondensator bekamen.

Das Chassis des R1000 laesst sich leicht vom Boden abnehmen. Auf der Unterseite einige Schrauben herausdrehen und zwei oder drei, die von oben in der Platine stecken. Dann ist alles zugaenglich. Auch den Thermoschalter vom Kuehlkoerper abschrauben.

Die Endstufen lassen sich am besten durch Ausbau der Endtransistoren "aus dem Weg nehmen.
Zur Suche nach dem Kurzschluss sollte man aber zuerst mit dem Ohmmeter arbeiten.

Wenn man noch gruendlich sein will, sollte man den roten Selengleichrichter gegen einen Siliziumglr. tauschen. Es gibt eine Bauform, die wie ein vierbeiniges IC aussieht und perfekt passt. Ueberdimensioniert sind die Si-Typen hier immer.

73
Peter
Bello-Ben
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 16. Nov 2010, 01:37
So, vielen Dank schonmal für eure Antworten.

Kurzes Update:
- habs nun mit einer trägen 1A Feinsicherung ausprobiert, die löst auch sofort aus. Das heißt, es ist wahrscheinlich ein Defekt in den Endstufen vorhanden. Interessant: Wie oben schon mal erwähnt, löst die 1A-Sicherung nur dann aus, wenn die mittelangezapften 40VAC vom Trafo abgegriffen und die Endstufen versorgt werden. Messe ich aber mit meinem Multimeter an dem Stecker, der die 40VAC zu den Endstufen führt, so messe ich keinen Kurzschluss, sondern beinahe MegaOhm!!!

- Ich hab den Drehko heut mal vorsichtig ausgebaut und bemerkt, dass ich selbst beim Drehen mit der Hand ein Unterschied zwischen Links- und Rechtsdrehen festzustellen ist! Nur was ist da jetzt kaputt? Das einzige, was ich entdeckt habe, ist einr schwarzer Ring hinter dem Kunststoffritzel, der evtl. gebrochen ist (siehe Foto)Drehko. Habt ihr das gemeint? Ist der irgendwie auszutauschen, wo könnte man Ersatzteile bekommen?

- Wenn ich die Selengleichrichter durch Siliziumgleichrichter austauschen möchte, wo bekomme ich die Bauteile?

Danke!
hf500
Moderator
#8 erstellt: 16. Nov 2010, 23:53
Moin,
es gibt nur einen Selengleichrichter, das rote Wuerfelchen bei dem Netztrafo.
Ersatz kann der DF10M (1000V/1A) sein, z.B. Pollin 150079

Der "gebrochene Ring" ist der Sicherungsring, der dafuer sorgt, dass man die Ritzelwelle nicht herausziehen kann. Er ist so, wie er aussieht, vollkommen in Ordnung. Man kann ihn mit einem feinen Schraubendreher aus seiner Nut herausdruecken, danach dann die Ritzelwelle herausziehen.
Beim Wiedereinbau darauf achten, dass man dem zweiteiligen Zahnrad auf der Drehkoachse etwas Vorspannung gibt, es ist ein verspanntes Zahnrad, vor dem Auseinandernehmen genau ansehen.
Ebenfalls genau ansehen die Ueberdrehsicherung hinter dem Seilrad auf der Ritzelwelle. Sie bestimt, wieviele Umdrehungen das Seilrad machen kann und wann der Drehbereich beginnt und endet. Wenn man hier etwas falsch zusammenbaut, kann man den Drehko nicht komplett durchdrehen. Die Referenzstellung ist immer der eingedrehte Kondensator.

In schlimmen Faellen zieht sich der Riss des Ritzelschaftes bis in das Ritzel. Ist das hier auch so?
Wenn Du ganz viel Glueck hat, dann kann auch nur das Fett in der Lagerbuchse verharzt sein. In dem Fall alles reinigen und mit Vaseline neu fetten. Wenn ich ehrlich bin, fuer mich eine nur schwache Hoffnung.

Bevor Du noch mehr Sicherungen schlachtest, schalte eine 40W Gluehlampe in die Netzleitung. Bei intaktem Geraet darf sie nur maessig stark gluehen. Die Strombegrenzung mittels Vorschaltlampe (ich habe mir einen ganzen Satz von 15-200W zugelegt, je nach Maximalstrom) ist ein probates Mittel, besonders frisch reparierte Endstufen vor der Vernichtung durch noch vorhandene Fehler zu schuetzen.

73
Peter
cbmuser
Ist häufiger hier
#9 erstellt: 30. Jul 2012, 15:38
Ich hänge mich hier mal an, da ich am Wochenende auch ein R1000 in braun bekommen habe. Meiner hatte auch Probleme mit dem "Drehko".
Zuerst hatte ich es mit Feinöl versucht. Der Erfolg war aber eher mäßig. Danach hatte ich etwas zu stark am Seil gezupft und eine Plombe löste sich. Danach war das Seil am Drehko los und ich stand da mit einem neuen Problem. Ich hatte dann eine Schlaufe ins Seilende gezogen, was dieses dann aber natürlich so stark kürzte, sodass ich es nicht mehr einhängen konnte. Mit einer kleinen zusätzlichen Feder konnte ich es dann aber dennoch retten.
Danach hatte ich das Poti an der Seite des Drehko und dessen Welle geölt. Zuletzt noch die kleinen Umlenkrollen und etwas Fett unter den Läufer vom Zeiger. Dann hatte ich den Regler solange hin und her bewegt, bis es fast wieder einwandfrei lief. Es hing dann noch an zwei Stellen (UKW 92.0 und ca. 100.0). Nochmal etwas Öl auf die genannten Stellen und wieder Karussellfahren mit dem Regler. Mit einer Menge Geduld wurde es besser und besser. Mittlerweile läuft alles wieder wie geschmiert.

Ich hätte auch eine Frage: mein R1000 hat selten sporadische Aussetzer. Die dauern gefühlt eine halbe Sekunde und dann geht es lange Zeit normal weiter. Ist das ein typisches Symptom für einen kommenden Defekt ?

Ansonsten ist das Receiver im guten Zustand. Den Selen-Gleichrichter und Frako-Elkos habe ich bei meiner Version auch vorgefunden. Die Elkos sehen optisch noch gut aus.

Was mich auch wunderte: Radio UKW bei mäßiger Zimmerlautstärke an 100 Watt Onkyo-Boxen = um die 20 Watt Stromaufnahme.
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