Rentabilität von Klassiker-Reparaturen

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vampir
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 25. Mrz 2012, 13:41
Für viele von uns ist die Reparatur von Audio-Klassikern meist ein Hobby - einerseits weil es Freude macht, die eigenen Geräte selbst wieder in Stand zu setzen und andererseits weil es Geld spart. Insbesondere den zweiten Aspekt möchte ich hier gerne diskutieren. In meinem voran gegangenen Thread habe ich ja schon einige Antworten von berufsmäßigen Technikern erhalten.
Ich finde es immer wieder erfreulich, dass begeisterte Techniker sich ihren Lebensunterhalt mit der Instandsetzung von Klassikern verdienen können und möchten. Meine Ausbildung und auch meine derzeitige berufliche Tätigkeit haben rein gar nichts mit Audio und Elektronik zu tun (Biochemisches Labor, Consulting für Pharmaindustrie). Das Schrauben und Löten habe ich von meinem Vater gelernt, der in den 50er und 60er Jahren als Radio- und Fernsehtechniker gearbeitet hat. Die Beschäftigung mit alten Audiogeräten betreibe ich, weil ich mich immer noch, wie auch in meiner Jugend für die großen Kisten mit den vielen Knöpfen begeistern kann und weil ich einen geistigen und handwerklichen Ausgleich zu meinem Beruf brauche. Wenn immer möglich, möchte ich gerne die Probleme an meinen Geräten entweder ganz selbst oder mit Hilfe anderer lösen. Aber irgendwo ist immer Schluss mit den eigenen Fähigkeiten und dann braucht man einen wirklichen Profi. Und dafür muss dieser auch angemessen bezahlt werden. Zum Teil kosten die dann so instand gesetzten Geräte mehr als neue. Rentabel ist das zum Teil nicht mehr, sondern nur noch Liebhaberei, Hobby oder wie immer man das ausdrücken möchte. Und dann ist das immer so eine Gratwanderung zwischen den finanziellen Möglichkeiten und dem Nutzen - wenn man in diesem Bereich überhaupt von Nutzen sprechen kann.

Jetzt höre ich aber erst mal wieder auf mit dem Gelaber und arbeite wieder ein wenig. Damit auch etwas Überschuss für die Reparaturkosten von einigen defekten Geräten übrig bleibt.

Einen schönen Sonntag noch.

Andreas
buhauf
Stammgast
#2 erstellt: 25. Mrz 2012, 20:30
Ist halt bei allen alten Sachen so - es soll ja auch Menschen geben, die viel Zeit und Geld in alte Autos stecken (mir unbegreiflich - aber Ansichtssache) - ich stehe auch eher auf Vintage-Audio.

Gruß Burkhard
norman0
Inventar
#3 erstellt: 26. Mrz 2012, 09:16
Jeder investiert so viel, wie es ihm wert ist. Das trifft aber auch für andere Dinge zu. Sonst würden alle Dacia Logan fahren und Wein für 1,99 trinken.
Magnetbandaufwickler
Schaut ab und zu mal vorbei
#4 erstellt: 26. Mrz 2012, 18:36

vampir schrieb:
Zum Teil kosten die dann so instand gesetzten Geräte mehr als neue. Rentabel ist das zum Teil nicht mehr, sondern nur noch Liebhaberei, Hobby oder wie immer man das ausdrücken möchte. Und dann ist das immer so eine Gratwanderung zwischen den finanziellen Möglichkeiten und dem Nutzen - wenn man in diesem Bereich überhaupt von Nutzen sprechen kann.

Naja... Ich habe Geräte, die mir Audiotöne vorspielen sollen. Tun sie das, dann nutzen sie mir. Den Nutzen würde ich bei diesem Hobby also eigentlich nicht so sehr in Frage stellen wie bei manch anderen Gebieten. Es sei denn jemand stellt sich da Tonnen von auf den Dachboden und in die Garage.

Was die Wirtschaftlichkeit angeht muß man inzwischen wirklich überlegen finde ich. Neue Geräte können billiger sein als so manch Reparatur. Aber ist das wirklich wirtschaftlicher? Ich kenne neue Geräte inzwischen nur mehr von meinen Eltern in Form von Sat-Receivern, Fernsehgeräten oder DVD-Spielern. Diese Sachen gehen meist ebenso kaputt, nur scheint sich die Lebensdauer um ein vielfaches verringert zu haben. Eine Reparatur ist bei diesen Geräten vom ersten Tag an nicht mehr rentabel. Sie werden meist einfach ausgetauscht, was günstiger kommt als teure Arbeitsstunden eines Technikers. Was lohnt sich dann für mich mehr? Die Reparatur eines (hochwertigen) Klassikers, der vermutlich wieder für etliche Jahre spielen wird, oder die Anschaffung eines Pfennigartikels aus Fernost, wo ich wahrscheinlich hauptsächlich eh nur noch Transport, Logistikarbeit, Handel, Werbung und Lohnkosten bezahle, aber kaum noch den (Wegwerf-)Artikel. Alles unter dem Gesichtspunkt betrachtet, daß das Spiel nach nur wenigen Jahren droht wieder von vorne loszugehen.

Von Premiummarken, deren Wert einer Anlage in den Bereich von Autos wandert, mal bewußt abgesehen. Aber vermutlich spielt Geld bei diesem Klientel sowieso eine geringere Rolle als beim Normalsterblichen.
tjs2710
Inventar
#5 erstellt: 26. Mrz 2012, 18:59
Hallo zusammen

Natürlich muss man ich schon überlegen, was rentabel ist. Anderer Seits handelt es hier beide den meisten um ein Hobby, dass man ausübt. Da stellt sich die Frage nach der Kosten/Nutzenrelation nicht gleich als erstes. Dass sich jeder "nach seiner Decke streckt" ist auch klar.

Nur, und da schliess ich mich meinem Vorredner Bandwickler an, macht es sicher mehr Sinn, ein älteres HiFi-Gerät wieder in Gang zu bringen als sich irgend ein Wegwerfprodukt hinzustellen, dass alleine schon bei der Produktion schon mehr Energie benötigt als die Ersatzteile, die man für die alte Kiste braucht.

Eine ähnliche 'Diskussion gab es grad kürzlich hier in einem Thread, wo es um Qualität ging, wo man auch sagte, dass es sicher nicht Sinnvoll ist, wenn heute Gerätschaften produziert werden, die eigentlich gar keine Qualitätsprodukte sein müssen, weil der Markt sie selbst weg fegt und so der Lebensdauerzyklus ohne hin nicht relevant ist.

Sorry, war ein wenig OT, aber ich denke, da hängt vieles zusammen.

Schönen Abend noch!

thomas
Poetry2me
Inventar
#6 erstellt: 26. Mrz 2012, 23:07
Hallo,

nach meiner Erfahrung finden sich hier im Forum Menschen mit unterschiedlicher Motivation zusammen und vielleicht ist das auch repräsentativ für einen Markt für ältere Geräte.

Manche haben Spaß daran, möglichst unverfälschte Originalgeräte zu sammeln.
Andere haben nur einfach nicht genug Geld, sich eine teure Anlage neu zu kaufen und versuchen die alten Geräte vom Speicher wieder flott zu machen.
Wieder andere versuchen, Jugendträume nachträglich wahr werden zu lassen.
Es gibt auch diejenigen, welche sich dem perfekten Klang verschrieben haben und das Optimum in den "legendären" Geräten suchen, von denen sie gehört oder gelesen haben. Immerhin: Gute Tonabnehmer und Vorverstärker werden nur von sehr teuren D/A-Wandlern übertroffen und vielleicht nicht einmal davon.

Eines ist wohl allen gemeinsam: Die Freude daran, alles ausführlich zu hören und zu testen. Oft verbunden damit, selbst Hand anzulegen.

Will man darauf ein Geschäftsmodell gründen, dann ist das wahrscheinlich nur durch Spezialisierung möglich: Wenn ich mir solche Firmen wie HiFiZeile anschauen, dann erkennt man, dass sie eben nicht alles nehmen, sondern sich auf bestimmte "lohnenswerte" Produkte oder Serien spezialisieren.

Damit Kunden genug Geld bezahlen, muss es einen guten Grund geben, der über das rein technische hinausgeht. Das wäre etwas wie ein "Nimbus" oder eine Philosophie, woran all diejenigen sich orientieren können, die nicht die Zeit und das Vorwissen haben, sich mit allen technischen Details auseinanderzusetzen. Dieser "Nimbus" ist dann mit bestimmten Herstellern, Serien oder nur einzelnen Geräten verbunden und man kann dadurch dann (hoffentlich) ausreichend Kunden aquirieren und davon leben.

Für mich persönlich ist es Hobby.

- Poetry2me
Joachim2012
Schaut ab und zu mal vorbei
#7 erstellt: 31. Mrz 2012, 22:06
Wenn ich mir einen MP3 Player von meinen Kindern anschaue und gleichzeitig daneben ein altes Aiwa AD-XXXX Cassettendeck zu liegen habe, dann weiss ich warum ich Spass an der alten Technik habe.

Die alten Dinger bestehen aus hunderten von Einzelteilen die perfekt miteinander zusammen arbeiten. Jede noch so kleine Schraube, jedes noch so kleines Detail hat seinen Sinn und seine Funktion.
Es erfreut mich einfach zu sehen wie ein Teil ins andere greift und alles miteinander harmoniert.
Allein schon "zappelnde" VU-Meter, sich drehende Bänder oder rotierende Plattenteller, das sind Dinge an denen ich Freude habe.

Schließlich hört das Auge auch mit.
Den Menschen die so etwas gebaut oder sich ausgedacht haben zolle ich großen Respekt.

Was kann mir da ein Streichholzschachtel großer MP3 Player, ausser seinem Gehäuse Design, fürs Auge bieten?
Ich will damit nicht die Leistung derjenigen herabwürdigen die Geräte neuester Bauart kreieren.

Aber bei den heutigen Geräten spukt mir immer mehr das Wort "obsoleszenz" im Kopf herum.
Geräte mit eingebauter Haltbarkeit. Ein Graus.
Reparatur schier unmöglich.
Meine Kinder wachsen mit diesen Geräten auf.
MP3 und Konsorten mögen ja die "Vintage" Geräte der Zukunft sein, ich lebe aber heute.

Joachim

PS: Gibt es jemanden der mir bei der Reparatur eines Aiwa AD-6500 helfen kann?
PBienlein
Inventar
#8 erstellt: 31. Mrz 2012, 22:16
Hallo Joachim,

das hätte ich nicht besser sagen (schreiben) können

Gruß
PBienlein

Edit: was fehlt dem Aiwa denn?


[Beitrag von PBienlein am 31. Mrz 2012, 22:18 bearbeitet]
cmoss
Inventar
#9 erstellt: 02. Apr 2012, 15:51
Hallo,

es genügt ja schon, in einen der heutigen billigen CD-Player hineinzuschauen, Plastik und ein kleines Platinchen, da wird einem schlecht. Wenn ich in einen alten Philips reinschaue, sehe ich solides Metall, soweit das Auge reicht. Das ist die Motivation, sowas zu reparieren. Meinen alten Philips CD-605 (?) habe ich ohne eine Träne weggeworfen, das war auch so eine Plastikkiste, wenn auch eine teure.

Man kann eben einfach ein Hobby in keiner Weise vom finanziellen Standpunkt her betrachten. Wenn ich mir jedes Jahr im Sommer für zwei Wochen eine Yacht chartere um damit mit meiner Freundin im Atlantik herumzukreuzen, ist das eben die unbequemste, dafür aber auch teuerste Methode, um von A nach B zu kommen. Eben auch ein Hobby- und total unrentabel.

Was den MP3 Player betrifft: Verglichen mit meinem sicher nicht schlechten AKAI GX-95 klingt jeder um Klassen besser, aber ich liebe halt auch die schöne Optik und die zuckenden VU-Meter. Andererseits, kann ich den nicht im Sakko ins Büro mitnehmen um mir die Wegzeit zu verkürzen, MP3 hat halt auch Vorteile.

Resumee: Ein Hobby ist eine Sparbüchse, das braucht sich nicht rechnen, es ist eben Spaß!

Gruß
Claus
Magnetbandaufwickler
Schaut ab und zu mal vorbei
#10 erstellt: 02. Apr 2012, 16:26

cmoss schrieb:
Was den MP3 Player betrifft: Verglichen mit meinem sicher nicht schlechten AKAI GX-95 klingt jeder um Klassen besser, aber ich liebe halt auch die schöne Optik und die zuckenden VU-Meter. Andererseits, kann ich den nicht im Sakko ins Büro mitnehmen um mir die Wegzeit zu verkürzen, MP3 hat halt auch Vorteile.

Dafür gibt's doch den Walkman.

Zum von Joachim angeschnittenen Thema der (geplanten) Obsoleszenz gibt es hier auch eine schöne Reportage von arte.
cmoss
Inventar
#11 erstellt: 02. Apr 2012, 18:12
Hallo,


Dafür gibt's doch den Walkman


in der Tat habe ich hier noch einen originalen DD II von Sony herumliegen, robust, schußsicher, Ganzmetallausführung, keine Kratzer, sieht aus wie neu. Den habe ich sogar beim Schifahren verwendet. Er war seit gut 20 Jahren nicht mehr eingeschaltet und ich nehme schwer an, daß sich innen alles, was aus Gummi ist, mittlerweile aufgelöst hat.

Gruß
Claus
Joachim2012
Schaut ab und zu mal vorbei
#12 erstellt: 02. Apr 2012, 22:28
Hallo,
bei den Sony DD Walkman Geräten tritt meistens folgender Fehler auf:

Der Mitnehmer der Antriebsscheibe ist aus Metall.
Auf dieser Metallscheibe ist ein Plastikzahnrad drüber gestülpt.
Durch die Spannung, auf Grund der unterschiedlichen Stabilität zu der Metallscheibe, platzt das Zahnrad, es entsteht ein Riss.
Dort, wo sich der Spalt befindet, kann das an der Antriebsscheibe liegende Zahnrad nicht mehr greifen und es entsteht das typische Klacken bei jeder einzelnen Umdrehung.
Es ist also ein technischer Defekt.
Das defekte Zahnrad kann man nach Zerlegung des Walkmans ausbauen.
Ersatz hierfür gibt es nicht mehr. Flicken oder Kleben ist auch nicht möglich.
Man bekommt das geplatzte Zahnrad nicht mehr geschlossen um die Metallscheibe.
Dieses knacken ist immmer beim Abspielen der Kassette zu hören, bis der Walkman vollkommen zum Stillstand kommt.
Reparatur ohne original Ersatzteil unmöglich.
Es sei denn, man hat zugang zu einer Computer gestützen Fräseinrichtung um sich ein neues Zahnrad zu fräsen.
Der Aufwand dafür dürfte aber in keinem Verhältnis zum Wert des Gerätes stehen.
Also, last but not least, Finger weg von defekten (z.B. in der Bucht) angebotenen billigen "Vintage" Sony DD Walkmen.
Es gibt keine Gummiriemen die das Gerät wieder zum Leben erwecken.

Hätte Sony bei der Entwicklung des Gerätes die Mitnehmerscheibe nur einen Zehntel Millimeter kleiner herstellen, oder besser gleich komplett aus einem Guß fertigen lassen, würde der Walkman heute noch funktionieren.
Für mich ein typischer Fall von Obsoleszenz.

Joachim


[Beitrag von Joachim2012 am 02. Apr 2012, 22:35 bearbeitet]
cmoss
Inventar
#13 erstellt: 02. Apr 2012, 23:04
Hallo,

danke für den Tip, ich wollte das Ding aber sowieso nicht mehr verwenden. Vielleicht stelle ich ihn unter einem (Plexi-)glassturz in ein Bücherregal

Aber geklungen hat er damals gar nicht schlecht!

Gruß
Claus
Poetry2me
Inventar
#14 erstellt: 03. Apr 2012, 00:23
Der Hinweis auf Obsoleszenz von Magnetbandaufwickler in Post #10 ist absolut spannend und angebracht.

Ich erinnere mich auch an einen Spruch unseres Konstruktionlehre-Professors Anfang der 80er Jahre: "Bitte denken Sie daran, dass die Wirtschaft angekurbelt werden muss, es muss nicht ewig halten, was Sie konstruieren." Damals war ich befremdet.

Man kann es wirklich so sehen: Im Grunde sind die Mitglieder dieses Forums allesamt dabei, die Folgen einer von der HiFi-Industrie bewusst herbeigeführten Obsoleszenz zu bekämpfen.

Uns allen gefallen diejenigen Geräte am besten, die solide gebaut sind und "ewig halten".

- Poetry2me
WinfriedB
Inventar
#15 erstellt: 03. Apr 2012, 09:21

Joachim2012 schrieb:

Hätte Sony bei der Entwicklung des Gerätes die Mitnehmerscheibe nur einen Zehntel Millimeter kleiner herstellen, oder besser gleich komplett aus einem Guß fertigen lassen, würde der Walkman heute noch funktionieren.
Für mich ein typischer Fall von Obsoleszenz.


Muß keineswegs beabsichtigt gewesen sein.

Es gibt Kunststoffe, die leider im Laufe der Jahrzehnte schrumpfen (durch Ausgasen von Weichmachern).

Gerissene Zahnräder, die auf Metallachsen saßen, hatte ich bei Kamerareparaturen auch schon.

Ich glaube kaum, daß man bei Sony dieses Mitnehmerteil zweiteilig ausgeführt hat, damit das Plastikzahnrad reißt. Vermutlich gibt es einen konstruktiven oder fertigungstechnischen Grund dafür, der sich nicht sofort erschließt. Das Zahnrad 1/10mm größer zu machen, muß auch nicht unbedingt die Lösung bringen.

Also nicht gleich alles verurteilen. Auf der anderen Seite wollten wir damals alle keine Horrorpreise für die Geräte zahlen. Da muß man sich nicht wundern, wenn nicht alles aus Metall gefräst wurde.

Einige der Reparateure hier lassen sich ja gelegentlich über total verbaute und kaum zu reparierende Fernost-Geräte aus. Nun, die Käufer wollten sie damals so haben... weil Grundig, Telefunken, Dual usw. "unverhältnismäßig teuer" waren. Das waren sie u.a. deswegen, weil selbst in einfachen Cassettenrecordern von Grundig die Hauptplatine mit einem mehrpoligen Flachstecker verbunden war und sich in 5 min ausbauen ließ. Die japanischen Geräte waren billiger - dafür hatten sie aber auch häufig Drahtverhaue im Innern. Irgendwie war Geiz noch nie so richtig geil.
Lennart777
Inventar
#16 erstellt: 03. Apr 2012, 09:41
Ich finde die Überschrift dieses threads etwas irreführend: von Rentabilität zu schreiben ist doch etwas themaverfehlend. Was haben wir immer für einen Aufwand, wenn ein Paket verschwunden ist oder beschädigt wurde, der Transportversicherung zu erklären, wieso ein 30 Jahre altes Hifi-Gerät noch so hohen Wert haben soll. Die sind der Meinung, nach so vielen Jahren sei das mit einem Euro pauschal abgetan. Erst wenn man denen mit Auto-Oldtimern als Vergleich kommt, fällt der Groschen. Wir müssen stets vergleichbare ebay-Auktionsergebnisse als Nachweis beifügen, um den Wert nachzuweisen.

Diese Werte kommen, ebenso wie bei den alten, aber gut erhaltenen Autos, nur deshalb zustande, weil es einen Hobbymarkt gibt, in dem Leute, aus nichtökonomischen Gründen diese Geräte unbedingt "haben" (also vermutlich benutzen) möchten und auch bereit sind für perfekt funktionierende Geräte, tief in die Tasche zu greifen. Mit Rentabilität hat das absolut nichts zu tun - für wen sollte sich das den rentieren? Für den Verkäufer? Für den Reparateur? Aber für den Besitzer, also den der das Geld ausgibt? Ja, für den auf jeden Fall, denn er hat dann seinen Spaß an dem Gerät!

Aber weil es Spaß ist, um den es ihm geht, kann man nicht von Rentabilität reden. Hier hat schon mal jemand ganz richtig geschrieben: wenn es nur um die Vernunft ginge, würden alle einen Dacia fahren - es geht aber um mehr und Anderes...

Grüße
Lennart


[Beitrag von Lennart777 am 03. Apr 2012, 09:45 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#17 erstellt: 03. Apr 2012, 10:21
Ich habe, wie der Themenersteller, die Liebe und den Mut zum Löten an Geräten ebenfalls von meinem Vater geerbt. Mein Vater hat sich schon als Jugendlicher sein Taschengeld aufgebessert in dem er Röhrenradios in Zigarrenkisten gebaut hat und diese dann verkauft hat, Später hat er dann mit den ersten Transitoren gebastelt. Ich habe mit 5 Jahren meinen ersten Braun Lektron Baukasten bekommen. Und während der Schulferien haben mein Vater und ich in seiner Praxis Verstärker zusammen gelötet, Mit dem AC 187/188K aus dem blauen Valvo Taschenbuch. Zwischen zwei Patienten kam mein Vater bei mir vorbei und guckte nach dem Fortschritt unserer Projekte.
Das ist nun mehr als 40 Jahre her, mein Vater lebt nicht mehr aber ich Löte immer noch gerne. An meine Kinder habe ich diese Liebe nicht weiter vermitteln können. Aber das erscheint mir verständlich, an einem HTC Sensation Black kann man als Laie kaum mehr basteln. Und die großen Kisten wollen die Kids auch nicht mehr im Zimmer haben; I-Pod mit Kopfhörer, Laptop mit eingebauten Lautsprechern. Das reicht meinen Kindern.
Aber mir nicht!
Ich liebe es immer noch meine Endstufe, die ich vor 30 Jahren mit viel Zeitungsaustragen und zusammengesammeltem Konfirmationsgeld gekauft habe, zu betreiben. An richtig großen Boxen. Und ich liebe es an diesen Geräten zu Löten und sie im Kern aktuell zu halten. Und jetzt kann ich mir auch einige der Geräte kaufen, von denen ich vor 30 Jahren nur träumen konnte.
Und ich finde daß der Klang die Mühe mehr als wett macht. Wenn mir nach einer kleinen Klangverbesserung bei dem wieder Neu Hören einer bekannten Musik ein Schauer Gänsehaut über den Rücken läuft. Das Geht mit I-Pod und LapTop nicht!
Reich wird man mit diesem Hobby sicher nicht, aber glücklich!! Und fast immer ist das basteln an unseren alten Hifi Geräten viel billiger als Segeln ;->

Was die Qualität der Geräte angeht: Schon vor 30 Jahren gab es gute und weniger gute Geräte. Nicht anders als heute. Die besseren Geräte werden länger Leben. Zum Glück gibt es ja auch viele wirklich gute Hifi Geräte aus dieser Zeit.

Broesel
Grundi69
Inventar
#18 erstellt: 03. Apr 2012, 11:14

WinfriedB schrieb:

Joachim2012 schrieb:

Hätte Sony bei der Entwicklung des Gerätes die Mitnehmerscheibe nur einen Zehntel Millimeter kleiner herstellen, oder besser gleich komplett aus einem Guß fertigen lassen, würde der Walkman heute noch funktionieren.
Für mich ein typischer Fall von Obsoleszenz.

Muß keineswegs beabsichtigt gewesen sein.
Es gibt Kunststoffe, die leider im Laufe der Jahrzehnte schrumpfen (durch Ausgasen von Weichmachern).

Hmmm, ich habe auch noch einen Walkman mit diesem Klackern. Soweit ich mich erinnern kann, war das bei meinem aber schon von Anfang an vorhanden. Irgendwann habe ich ihn auch mal aufgeschraubt und da sah es so aus, als würde dem Zahnrad ein Zahn fehlen. Damals dachte ich noch, das müsse wohl so sein

Bei vielen alten Grundig Cassettendecks sind ja auch teilweise Zahnräder verbaut worden, die heutzutage arg unter Karies leiden. Kenne ich z.B. von den SCF-6000/6100/6200. Dort sind im Bandwickelantrieb 2 Zahnräder (Motorritzel und das berüchtigte Doppelzahnrad) aus einem gelblichen, halbtransparenten Kunststoff, der offenbar eher weich ist, eingesetzt. Wurden offenbar gezielt verbaut, damit die Geräuschentwicklung geringer ausfällt. Die übrigen Zahnräder dagegen sind aus weißem Kunststoff und die sind nach wie vor intakt. Einen Vorwurf kann man den damaligen Entwicklern natürlich nicht machen. Die Geräte sind heute 30 Jahre alt und damit zweifellos weit jenseits der angedachten Lebensdauer.
Glücklicherweise gibt es mittlerweile aber auch Nachfertigungen von diesen Zahnrädern.

Es macht dann schon Spaß, diese alten Geräte wieder zum Leben erwecken und ihnen wieder Musik zu entlocken

Grüße
Groomy


[Beitrag von Grundi69 am 03. Apr 2012, 11:24 bearbeitet]
Broesel02
Inventar
#19 erstellt: 03. Apr 2012, 12:26
Wenn es denn unbedingt dieses Sony Zahrad sein muß: Hat es mal jemand vermessen, Zähnezahl Modul und so weiter? Oder hat jemand ein defektes Zahnrad, dann messe ich selber. Vielleicht haben wir ja zufällig ;-) einen passenden Fräser hier. Dann kann man mal 20 Stück fertigen. Wenn Interesse besteht. Schließlich bin auch ich beruflich nicht in der Stromverarbeitungs Branche gelandet sondern am Ende im klassischen Maschinenbau. Vielleicht geht da was.

Broesel02
sibro
Stammgast
#20 erstellt: 03. Apr 2012, 12:57
....macht schon Spaß u. Erfolg, zb. meinerseits wieder ein bald 60jg.grundig-Radio wieder herzurichten...
betr. >> neu.Mag.Auge, hauptgleichrichter, vor allem aufwendig entstauben, Kontakte wiederherstellen, Skalenmechanik rep..!!! jetzt Zeitaufwand mind.30 Stdn. über 2-3Monate lang... --Teile über ebay u. spez.Elektronik-Laden Conrad
vorher natürlich: Schaltbild beschaffen, Betr.Spannungen kontrollieren und dann
>> auf 240V betreiben, da's schon lange keine 220V an Steckdose gibt (eff. 235V !), dann stimmen die werte i.etwa...
Leistung auch heute noch beachtlich: zwar mono, aber starke 8W-endstufe (EL12), empfindlicher Fernempfang dank 11 FM-Kreisen...
PS. Von 1951 auf 1953 wurden Kleinbauteile (R u. C's) deutlich besser...habe vorher etwas älteres Grdg.radio dto. repariert--
>> grüße u. wünsche dto. gelingen and. ähnlicher Reparaturen ... sbr.
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