Szell, George: Ein humorloser Tyrann ?

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Joachim49
Inventar
#51 erstellt: 11. Sep 2009, 22:25

Franz-J. schrieb:

Joachim49 schrieb:
Szell hat einen geradezu beleidigenden pädagogischen Dirigierstil, als ob er vor einem Schülerorchester steht.

Ich habe nicht den Eindruck, dass Szell weit von seinem üblichen Stil abweicht.


Ich hatte Szell, den ich sehr schätze, noch nie dirigieren sehen. Ich wollte damit nicht sagen, dass er den Wienern eine Sonderbehandlung gibt. Es hat mich halt überrascht, dass er bei einem Spitzenorchester die Zügel nicht ein bisschen lockerer lässt. Irgendwo hatte ich glaube ich mal gelesen, dass die Liebe zwischen diesem Chef und den Wienern nicht sehr gross wahr (zumindest nach dem Krieg).
Freundliche grüsse
Joachim
op111
Moderator
#52 erstellt: 14. Sep 2009, 13:35

Joachim49 schrieb:
Irgendwo hatte ich glaube ich mal gelesen, dass die Liebe zwischen diesem Chef und den Wienern nicht sehr gross wahr (zumindest nach dem Krieg).

Darüber habe ich keine sicheren Informationen. Mir ist allerdings aufgefallen, dass Szell nach dem Krieg 1949, 54-59 mit Opernproduktionen (Staatsoper) und erst ab 1966 (bis 1969) mit den Wienern in Konzertprogrammen bei den Salzburger Festspielen aufgetreten ist.
op111
Moderator
#53 erstellt: 09. Apr 2010, 16:01
Nachdem hauptsächlich Aufnahmen mit Instrumentalmusik erwähnt wurden, möchte ich noch einige historische Opernaufnahmen mit George Szell hinweisen:

Werner Egk Irische Legende
Borkh, Böhme, Berry, Lorenz, Frick, Kmentt, Wiener Staatsopernchor, Wien PO, Szell
Orfeo , ADD/m, 17th Aug. 1955
jpc

Rolf Liebermann
Die Schule der Frauen
Berry, Böhme, Rothenberger, Gedda, Ludwig, Wien PO, Szell
Orfeo , ADD/m/LA, 1957

jpc

Penelope
Goltz, Rothenberger, Berry, Schock, Böhme, Vajda, Wien PO, Szell
Orfeo , ADD/m, 1954

jpc

Giuseppe Verdi
Otello
Torsten Ralf(Otello), Warren, Paolis, Marlowe, Roman, Lipton,
Metropolitan Opera Orchestra, Szell

16. Nov. 1946, Metropolitan Opera House, New York
jpc


[Beitrag von op111 am 09. Apr 2010, 16:22 bearbeitet]
op111
Moderator
#54 erstellt: 09. Apr 2010, 16:20
Modest Mussorgsky
Boris Godunov (orch. Rimsky-Korsakov)
Alexander Kipnis (Boris Godunov), Alessio De Paolis(Shouisky), Nicola Moscona(Pimen), Rene Maison(Grigory),
Kerstin Thorborg(Marina), Leonard Warren(Rangoni), Norman Cordon(Varlaam), John Garris (Narr) ...
Orchestra & Chorus of the Metropolitan Opera
13. Feb. 1943, Metropolitan Opera House, New York (live, auf Italienisch, nur Kipnis singt Russisch)

Ezio Pinza (Boris Godunov), Nicola Moscona(Pimen), Salvatore Baccaloni (Varlaam), Thelma Altman(Feodor)
Marita Farell(Xenia), Anna Kaskas(Nurse), Alessio de Paolis(Prince Shuisky), Mack Harrell(Shchelkalov), Armand
Tokatyan(Grigory [later Dimitri]), Kerstin Thorborg(Marina Mnishek) ...
Orchestra & Chorus of the Metropolitan Opera
4. Dez. 1943, Metropolitan Opera House, New York (Italienisch)

Richard Wagner
Tannhäuser
Margaret Harshaw, Astrid Varnay, George London, Ramon Vinay, Metropolitan Opera Orchestra, George Szell
GM , ADD/m/ 1954, Metropolitan Opera House, New York

jpc

Die Walküre
Melchior, Bamton, Traubel, Janssen, Thorborg, Metropolitan Opera Orchestra, Szell
Myto , ADD/m 2nd Dec. 1944, Metropolitan Opera House, New York

jpc
Szellfan
Hat sich gelöscht
#55 erstellt: 14. Okt 2010, 21:12
Hallo Forianer,
durch Zufall bin ich jetzt auf dieses Forum gestoßen und sehr dankbar darüber.
Vor Kurzem bin ich meiner gesamten CD-Sammlung verlustig gegangen und war jetzt am Stöbern, was davon sich noch oder wieder beschaffen ließe. Als Herzstück meiner Sammlung betrachtete ich schon seit jeher die seperate Szell- Sammlung und ich bin doch froh, das meiste immer noch nachkaufen zu können.
Gestolpert bin ich über Szell kurz nach der "Wende", bin gelernter "Ossi" und mit Suitners Mozart und Masurs Beethoven groß geworden, war doch aber immer selig, mal etwas von der Capella Savaria oder, speziell bei der Wiener Klassik, Mozart mit Ungarn hören zu können, so mit dem Franz- Liszt- Kammerorchester etc. Und dann erstand ich, damals gerade 18, auf dem Flohmarkt die "Eroica" mit Szell, meine erste "West- Platte", eine scheußlich klingende, holländische Pressung, aber das war egal. Wohl nie werde ich den Eindruck vergessen, den diese Aufnahme bei mir hinterlassen hat, ich saß buchstäblich mit offenem Mund und glaubte, das Stück zum ersten Mal in meinem Leben zu hören und zu "verstehen". Dann kam eine Mozart- LP, "Haffner" und KV 543, im Antiquariat eine Melodia- Lizenz läßt sich wohl schlecht sagen- der Schumann- Sinfonien. Und immer wieder war ich sprachlos. Kurz vorher im Gewandhaus Schumanns Zweite gehört und gegähnt und jetzt diese Vierte, bei der ich auf dem Stuhlrand saß und in der "Rheinischen" in Tränen ausgebrochen bin.
Das ist jetzt lange her, wie man sich vorstellen kann, bin ich jedem Schnipsel Szell hinterhergerannt und so manches Werk habe ich erst durch ihn entdeckt.
Natürlich blieb es nicht aus, einiges zu relativieren, sein Beethoven, wohlgemerkt die Studioproduktion, ist mir heute doch etwas zu klassisch- geradlinig.
Aber als humorlosen Tyrannen würde ich ihn nie bezeichnen! Kennt jemand von den DVDs "The Art of Conducting" diesen wunderbaren Probenmitschnitt der "Akademischen Festouvertüre"? Natürlich, äußerst konzentriertes Arbeiten, Feilen am Detail, aber sein Lächeln zum Satz "a little more sarcastic, please" ist einfach umwerfend.
Einige, wohl nicht mehr erhältliche Aufnahmen möchte ich in diesem Zusammenhang allerdings ganz besonders nicht unerwähnt lassen: die Platte mit den Rossini- Ouvertüren und noch mehr die Strauß- Walzer. Beide gab es vor Jahren in Frankreich auf CD, nach Deutschland haben sie es nie geschafft, aber mir waren seinerzeit die jeweils 50 DM nicht zu schade. Dieses "Perpetuum mobile", ich weiß es noch wie heute, hat mir damals eine gute Freundin recht verärgert. Immerhin Konzertmeisterin eines gar nicht so kleinen Orchesters, denn, so sie, "Das KANN man so überhaupt nicht spielen in dem Tempo, das ist unmöglich! Und dann klingt das auch noch, als hätten sie Spaß dabei. Wie soll ich denn jetzt in meine Probe gehen?"
Solche Erlebnisse prägen sich ein, nochmehr, wenn man dann mal weiter "herum list" und immerhin doch der verehrte H.C. Robbins Landon in den vierziger Jahren Szell mit Haydn hörte und erst darum zum Haydn- Liebhaber und Forscher wurde.
Humorlos? Man höre doch nur den zweiten Satz der 93, so fein gearbeitet, wirklich kammermusikalisch, die wunderbar eratmete Generalpause und dann, mit Verlaub, dieser "Fagott- Furz", das hat Szell bis heute niemand nachgemacht. Ebensowenig den Paukenschlag, der mich auch beim hundertsten Hören immer noch überraschen kann. Timing ist eine großen Stärken Szells.
Und sollte Jemand das große Glück haben und einen eingefleischten Sammler kennen, der die alten Rundfunkmitschnitte irgendwie konserviert hat... da gibt es viel zu entdecken. Auch an Repertoire, eine hervorragende Dritte Coplands, die eben nicht süßlich klingt wie bei Lenny. Besonders aber doch, wie anders Szell live klingt mit so vertrauten Werken, die er im Studio aufgenommen hat. Vor Kurzem hörte ich einen Mitschnitt von '68, ein Osterprogramm mit der Sinfonia zu Bachs Osteroratorium, erstaunlich schlank und gar nicht so wuchtig wie vielleicht zu erwarten, den Siliano- Rhythmus im Mittelteil sehr schön getroffen; einem ganz feinen "Karfreitagszauber" und nicht zuletzt der schönsten "Pastorale", die ich je gehört habe. Ja, tatsächlich schön, ich differenziere da sonst schon gern. Sie ging mir regelrecht zu Herzen und der letzte Satz verströmt einfach nur Glück.
Daneben, nur um es zu erwähnen, zwei großartige Mitschnitte des "Lied von der Erde", der spätere mit Janet Baker vom Mai 1970, also kurz vor der Japan- Tour, ist für mich die Quadratur des Kreises, wie Mahler "zu gehen" hat. Da stimmt jede Note, aber auch alles dazwischen und dahinter.
Ebenso in Tschaikowskis "Pathetique", man kann dem Publikum durchaus Recht geben, nach dem dritten Satz spontan in Beifallsstürme auszubrechen, solches Orchesterspiel erlebt man nicht oft im Leben, so virtuos ohne je vordergründig virtuos zu sein. Um so erschütternder der letzte Satz, der einen, wenn man in einer Stimmung ist, die einen ereilt, wenn man seine Sammlung eingebüßt hat, schon mal tagelang verfolgen kann.
Aber humorlos? Ein Orchestermitglied erinnerte sich noch nach Jahrzehnten an Szells Bonmot, als es daran ging, Haydns 98 aufzunehmen und Szell da notgedrungen das obligate Cembalo einsetzen mußte "Das klingt ja wie zwei Gerippe beim ..." Sie wissen schon.
Nun, gerne würde ich auf einzelne Aufnahmen detaillierter eingehen, andererseits auch keine Romane verfassen, denn wer möchte die schon lesen, wenn sie aus immer wieder neu genährter Begeisterung mit (zu) wenig Abstand niedergeschrieben werden.
Und doch möchte ich an dieser Stelle einmal mehr an disen genialen Dirigenten des zwanzigsten Jahrhundert erinnern, der offensichtlich trotz der damaligen Boshaftigkeit des Produzenten "Szell never sells" nie in Vergessenheit geraten ist und, dank der Veröffentlichungen von Orfeo wieder mehr ins Lampenlicht rückt. (Auch wenn man sich beim remastern liebevollere Arbeit gewünscht hätte.)
Soweit vielen Dank fürs Lesen und für das Forum.
Herzliche Grüße, mike
op111
Moderator
#56 erstellt: 15. Okt 2010, 12:41

Szellfan schrieb:
Ebenso in Tschaikowskis "Pathetique", man kann dem Publikum durchaus Recht geben, nach dem dritten Satz spontan in Beifallsstürme auszubrechen,

Auf welche Aufnahme beziehst du Dich?
Szellfan
Hat sich gelöscht
#57 erstellt: 15. Okt 2010, 13:17
Hallo op111,
jetzt mußte ich erstmal ans Plattenregal laufen.
Szell hat die "Pathetique" überhaupt nur ein einziges Mal dirigiert in seinem Leben, und zwar beim Blossom Music Festival 1968. Genauere Angaben liegen mir leider auch nicht vor.
Herzliche Grüße, Mike
op111
Moderator
#58 erstellt: 15. Okt 2010, 13:22
Hallo Mike,
Lee listet die Aufnahme nicht, aber auf der co.uk Site findet sich eine Aufnahme des berühmten "Off-the-air"-Labels vom Blossom Music Center, 16. Aug. 69.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#59 erstellt: 15. Okt 2010, 14:03
Hallo op111,
danke für die Auskunft!
Nach meiner Angabe, und die ist ganz privat, soll das zwar '68 gewesen sein und als ich seinerzeit danach geforstet habe, gab's sie noch nicht beim "off the air"- Label. Ich vermute ja beinah, daß sie dort und ich hier eine gemeinsame Quelle hatten.
Also nochmals vielen Dank, Mike
op111
Moderator
#60 erstellt: 16. Okt 2010, 00:07

Szellfan schrieb:
Aber humorlos? Ein Orchestermitglied erinnerte sich noch nach Jahrzehnten an Szells Bonmot, als es daran ging, Haydns 98 aufzunehmen und Szell da notgedrungen das obligate Cembalo einsetzen mußte "Das klingt ja wie zwei Gerippe beim ..."

Ich kenne dieses Zitat nur von Sir Thomas Beecham "It sounds like two skeletons copulating on a tin roof in a hailstorm."
Szellfan
Hat sich gelöscht
#61 erstellt: 16. Okt 2010, 07:37
Hallo op111,
wäre einem Beecham ja auch durchaus zuzutrauen.
Gelesen hab ich das in der "Masterworks Heritage"- Ausgabe der Haydn- Sinfonien 97 bis 99 mit Szell von Sony, als Auszug eines Interviews mit einem Orchestermitglied, daher ging ich davon aus, daß das wohl auch tatsächlich von Szell stammt.
Ob das in der gleichen Ausgabe war oder in einer der Handvoll andreren, weiß ich nicht mehr, da schrieb derselbe über einen Hornisten, den Myron Bloom, der ganz jung ins Orchester kam und den Szell auf Herz und Nieren geprüft hat, bis Mr Bloom den Tränen nah war, woraufhin Szell sich bei ihm entschuldigt hat und ein geradezu freundschaftliches Verhältnis entstand.
Scheint überhaupt so eine Masche Szells gewesen zu sein, erstmal das Ekel raushängen zu lassen. Ein Onkel eines Freundes spielte damals mit in Berlin bei den Aufnahmen mit den "Vier letzten Liedern". Der erzählt ähnliches, Szell kam das erste Mal überhaupt und hatte alle Namen der Herrschaften vorher auswendig gelernt, hat irgendwie alle der Reihe nach zusammengestaucht, dann, so der Onkel, hatten sie die besten Proben, die er je in seinem Leben erlebt hat und zum Beschlusse saßen alle in'ner Kneipe und wurden die dicksten Kumpels.
Ach ja, immer diese Anekdoten. Von Frau Schwarzkopf allerdings weiß ich aus eigenem Munde, daß sie erzählte, egal, mit wie vielen Dirigenten sie auch zusammengearbeitet hat, Szell war der Einzige, der wußte, wie eine Stimme funktioniert und man mußte nie mehr von sich fordern als das Organ hergab. Er hätte immer so begleitet, daß ein Sänger nie hat forcieren müssen.
Und noch, weil weiter oben jemand schrieb, Szell mit den Wienern würde geradezu schulmeisterlich dirigieren.
Sieht wirklich so aus, aber vor allem, finde ich, sieht man, daß er Gulda überhaupt nicht leiden kann. Und zu den Wienern hatte Szell ohnehin ein gespanntes Verhältnis, oder sie zu ihm, das triffts besser. Die haben ihm nie verziehen, daß er sie '49 zu den Aufnahmen zum "Rosenkavalier" beleidigt hat, indem er die Proben abbrach mit dem Satz "Meine Herren, ich glaube, sie kennen das Stück nicht". Das Verhältnis hat sich wohl erst in den späten 60ern normalisiert.
Gibts eigentlich beim "off the air"- Label den Mitschnitt der "Vier letzten Lieder" mit der Schwarzkopf aus Cleveland von'67? Wenn ja, unbedingt anhören, denn das ist viel eher Referenz als die Studioaufnahme. Weitaus flüssiger und weniger maniriert, kommt ihrer nicht mehr ganz jungen Stimme eher entgegen und klingt somit einfach selbstverständlicher.
Immer so schwammige Aussagen, aber trifft für mich den Ton des späten Strauss einfach besser, diese gewisse Heiterkeit beim Abschiednehmen. Ich weiß auch nicht recht, mir kommts immer so vor, als sei Strauss nur ein einziges Mal im Leben wirklich erschüttert gewesen, nach dem Besuch in Dresden nach '45. Und das erinnert mich, mal wieder die Metamorphosen mit Szell anzuhören, auch ein später Mitschnitt. Legge hat mal gesagt, Szell sei für ihn der beste Strauss- Dirigent, wenn auch nicht so gut wie Strauss.
Die Metamorphosen hätte Strauss wohl auch nicht besser machen können...?
Und, egal wer's gesagt, Cembali in den '60er Jahren, das waren aber auch fürchterliche Rasselkästen! Da hat sich glücklicherweise dann doch sehr viel getan. Ist wirklich so, daß ein gutes Cembalo einen Flügel ganz schön das Leben schwer machen kann, hätte nie geglaubt, was so ein Instrument an Volumen, Farben und, gut gespielt, sogar an Dynamik hergeben kann, wenn ich nicht beide Instrumente nebeneinander im selben Raum gehört hätte. Solche Sprüche wie der zitierte kämen wohl heute nicht mehr in Frage. Nur auf Tonträger bannen, das gelingt irgendwie niemandem so richtig, aber das ist nun wieder ein ganz anderes Thema.
Herzliche Grüße, Mike
Martin2
Inventar
#62 erstellt: 22. Okt 2010, 23:19
Hallo Mike,

von Szell habe ich ein paar Sachen - dann aber letzlich doch nicht so wahnsinnig viel. Ganz wichtig ist in meiner Sammlung Mahlers 4. - eine herrliche Aufnahme. Aber auch Mahlers 6. - dies ist eine Liveaufnahme, höre ich sehr gerne, auch wenn ich sie nicht unbedingt Abravanel vorziehe, aber es sind beides gute Aufnahmen. Von Strauss habe ich auch einiges mit Szell, Don Juan glaube ich und da war noch was zweites. Mir gefallen diese alten Aufnahmen überhaupt sehr gut, aber ich finde, daß Ormandy und Reiner auch Strauss toll interpretieren können, insgesamt ziehe ich diese alten Aufnahmen den Kempeeinspielungen vor. Dann habe ich eine Einspielung von Beethovens 4. und 7. Schön, aber fast noch lieber würde ich den Krips noch mal hören. Und gerade bei der 4. hat mich neulich der Maazel mehr überzeugt, weil er sehr interessante plausible Tempi spielte - langsameres Allegro, schnelleres Andante - die mich faszinierten und plausibel erschienen. Dann habe ich noch eine Liveeinspielung von Schumanns 2. Dann habe ich noch die späten Mozart Sinfonien, die sind wirklich sehr schön. Möglich, daß ich sonst noch Dinge von Szell habe, aber mehr fällt mir nicht ein.

Zusammengefaßt gesagt: Ich kenne Szell sicher nicht sehr gut, aber ich finde er ist ein sehr guter Dirigent, aber nur Mahlers 4. gehört für mich zu den absoluten Essentials. Möglicherweise käme mehr dazu, wenn ich mehr kennte. Ein bißchen habe ich beim Hören von Szell so das Gefühl des Unterkühlten, ich kann mir nicht helfen. Sozusagen das genaue Gegenteil vom Bernstein. Man hört bei diesen Aufnahmen ausgezeichnetes Orchesterspiel und Sinn für Schönheit, aber Tschaikovski könnte ich mir mit ihm gar nicht vorstellen.

Ich denke, es ist absolut verständlich, wenn jemand auf einen bestimmten Interpreten besonders anspricht und dies scheint bei Dir eben der Szell zu sein. Ich weiß aber sowieso nicht, ob nicht - gerade bei Dirigenten - auch viel Einbildung dabei ist. Ich würde mir immer ein Werturteil über eine Aufnahme zutrauen - ob falsch oder richtig -, dagegen wirklich heraus hören, bei einer Aufnahme, die man nicht kennt, welcher Dirigent sie eingespielt hat, das würde ich mir nicht zutrauen. Nichtsdestotrotz liebt man natürlich trotzdem Interpreten, wie ich den Abravanel. Das ist aber auch normal, denn das ist eben Liebe, man liebt etwas, weil es von dieser bestimmten Person kommt.

Gruß Martin
Szellfan
Hat sich gelöscht
#63 erstellt: 23. Okt 2010, 06:50
Hallo Martin,
schön daß Du Dich hier zu Wort meldest.
Jaaa, diese Mahler Vierte...
Für mich gehört sie zu dieser Handvoll Aufnahmen, die rundum perfekt sind, wobei man klanglich leichte Abstriche machen muß.
Wäre nochmal etwas zum Thema Hifi.
Szell hat sich ja sehr dafür interessiert, wußte ganz genau, welches Mikro wie schnell anspricht etc. Und dann? Zuhause stellt er seine Regalboxen auf den Fußboden.
Mit dem Ergebnis, daß bei ihm natürlich der Bass zu laut klingt und er alle seine Aufnahmen so abmischen läßt, daß sie bei ihm gut und ausbalanciert klingen.
Damit haben dann die Tonmeister heute das Problem, diesen Bass wieder rekonstruieren zu müssen und das gelingt nicht immer.

Das erste Remastering der Vierten, noch zu CBS- Zeiten auf CD herausgebracht ist da wesentlich glücklicher als die spätere Sony- Essential-Classics Überspielung.

Szells Sechste Mahler ist auch für mich nicht der große Wurf, auch her äußere Umstände. Ein Mitschnitt und es war von vornherein geplant, den zu veröffentlichen. Dementsprechend wenig Risiko gehen alle Beteiligten hier ein.
Ein japanischer Szell- Maniac hat die Aufführung am Tag zuvor gehört und die, so schreibt er, war um Welten besser.

Der schon öfter von mir erwähnte Freund, der sich von mir schon vor 20 Jahren hat mit Szell infizieren lassen, hat mit mir immer mal wieder auch Blindekuh gespielt beim Hören und uns beiden ist es fast(!) immer gelungen, Szell- Aufnahmen zu erkennen im Blindtest. Na gut, gegen Bernstein oder Klemperer ist das auch so schwer nicht.

In gewisser Weise verstehe ich Deinen Einwand des Unterkühlten durchaus, abgesehen davon, daß er immer wieder der große Kritikpunkt ist bei Szell.
Ich persönlich kann ihn soweit nachvollziehen, als ich eben eine sehr große Anzahl live- Mitschnitte kenne, auch von Werken, die er im Studio aufgenommen hat, und die sind, naturgemäß, nicht immer ganz so perfekt(ionistisch), aber wirklich immer lebendiger.
Und was ihm im Studio nur sehr selten durchging, nämlich er selbst. Ganz oft hört man seine innere Beteiligung dadurch, daß er mitsingt, trampelt oder an manchen Stellen gaaanz tief atmet. Im Studio passiert ihm das im Strauss- Till Eulenspiegel auch schon mal, aber das ist eher die Ausnahme.

Und seine Tschaikowsky- Pathetique muß man wohl einfach mal gehört haben, sonst glaubt man mir das sowieso nicht, denn da beurteilt man ihn ganz sicher nach seinen Studio- Aufnahmen. Die Vierte ist ja nicht mit seinem Orchester, sondern mit dem LSO und soviel ich weiß, hat Szell lange überlegt, ob er die Aufnahme überhaupt freigibt. Die Fünfte ist, so finde ich, eine seiner schwächsten Platten überhaupt, irgendwie stimmt da nichts, nichtmal sein sonst so untrügliches Formbewußtsein. Temporelationen erscheinen mir willkürlich und der Umgang beinah lieblos. Dagegen kenne ich eine Fünfte mit den New Yorkern von '65, da paßt das alles viel besser, auch wenn das Orchester eben anders klingt.
Diese Sechste habe ich wer weiß wie vielen Leuten schon ans Herz gelegt (sprich: kopiert) und selbst eingefleischte Szell- Skeptiker waren restlos begeistert.

Eine andere Sternstunde ist die Beethoben "Missa Solemnis". Die war enthalten in der Box des Cleveland- Orchesters, in der auch der Mitschnitt der Mahler Neunten zu haben war.
Bißchen unfair, hier Aufnahmen zu preisen, die man ja doch nicht kaufen kann.

Diese "Missa" jedoch gehört für mich ins Inselgepäck.
Beethoven hat ja so lange mit dem Stück gerungen, hat seine Fensterläden mit mathematischen Formeln vollgekritzelt wegen der Tempi, die sollten mathematisch genau aufeinander bezogen sein, andererseits "ruft" er im Autograph immer wieder nach Kant, hat sich mit dem Thema also sehr stark philosophisch auseinandergesetzt und doch steht dann als Motto "Es kommt von Herzen, möge es wieder zu Herzen gehen".
Betrachte ich mir diese drei Aspekte und verschmelze sie, dann habe ich die Missa Solemnis. Und Szell vermittelt mir genau das. Obwohl manches an die Grenzen der Ausführenden geht, weil Szell eben wirklich die Tempi dort genau verdoppelt, wo LvB sie verdoppelt haben will (die Uraufführung muß ja eine Katastrophe gewesen sein), nirgends sonst bekomme ich vermittelt, warum diese Tempi so sein müssen, weil sie eben dem geschuldet sind, wie Beethoven den Text ausdeutet.
Und, spätestens im Agnus Dei, "wache ich irgendwann auf" und bemerke erst dann, daß ich schon seit einer ganzen Weile weine.
Und dem mag ich jetzt nichts mehr hinzufügen.
Herzliche Grüße, Mike
Szellfan
Hat sich gelöscht
#64 erstellt: 23. Okt 2010, 17:50
... und hier ein Nachtrag.
Ein lieber Freund hat mir das von einem LP- Cover gescannt.
Sieht so ein humorloser Tyrann aus?P1040472(1)
teleton
Inventar
#65 erstellt: 01. Nov 2010, 12:50
Hallo Mike,

ich habe soeben feststellen müssen, dass ich lange nicht mehr in dieser Abteilung INTERPRETEN gelesen habe.

Dein überaus interessanter Beitrag über die letzten Tschaikowsky-Sinfonien mit Szell hazt mich überrascht:
Die Sinfonie Nr.6 soll absolut perfekt sein, die Sinfonie Nr.5 zu seinen schwächsten Aufnahmen gehören und die Sinfonie Nr.4 hätte er wohl lieber in Cleveland aufgenommen.
*** Ich kenne diese Szell-Aufahmen nicht und möchte Dich fragen, was diese Szell-Pathetique als so fabelhaft auszeichnet ???

Ich bin ebenfalls großer Szell-Fan, habe aber noch lange nicht alles mit Szell --- ganz einfach, weil auch gerade Tschaikowsky bei mir durch andere hoch schätzenswerte Dirigenten abgedeckt wird: Swetlanow, Solti, Bernstein, Karajan, Maazel, Mrawinsky.
Aber durch deine Worte hast Du mich total neugierug gemacht - auf die 6 !


Es gab eine Phase, da habe ich mir sehr viele CD´s mit Szell zugelegt. Alles fantastische Interpretationen:

Beethoven-Sinfonien und KK mit Fleisher,
Brahms - Sinfonien und die KK mit Serkin und Fleisher, die ich Beide (Serkin und Fleisher) zu den Besten überhaupt zähle.

Schumann-Sinfonien und das KK mit Fleisher, gekoppelt mit dem Grieg - KK (CBS-CD). Kann es eine bessere Aufnahme dieser KK geben ? Für mich nicht !

Prokofieff: Sinfonie Nr.5 mit Bartok - KFO (SONY). Die Fünfte ist die wohl straffeste und flotteste Aufnahme - für mich ebenfalls die Herausragenste aller verfügbaren !

Prokofieff: KK Nr.1 und 3 mit Graffmann (CBS-CD). Graniose Aufnahmen, die neben Krainew/Kitaenko zu meinen Favoriten zählen.

Kodaly: Harry - Janos-Suite (CBS-CD). Trotz Dorati bleibt Szell immer noch die Eindruckvollste und Beste im Katalog. Diesesmal auch die klangtechnik vom tiefsten Tiefbass bis in die Spitzen - perfekt !

R.Strauss: Sinfonia Domestica (SONY). Ich finde das Szell der Einzige ist, der dem Werk die Langeweile zu nehmen vermag. Auch weitere R.Strauss-Dichtungen sind mit Szell perfekt, aber aus rein klanglichen Gründen vermögen die Aufnahmen mit Solti, Karajan, Ashkenazy u.a. den Szell hier etwas zu verdrängen.


@Mike - eine Frage, die Du auch schon angesprochen hast:
Szell hatte ja seine Klangvorstellungen und seine Art von Mikrophonaufstellung. Liegt es an Szell, dass sämliche Aufnahmen mit Bernstein in New York besser klingen, als Szell-Aufnahmen aus Cleveland zu gleicher Zeit aufgenommen ???


[Beitrag von teleton am 01. Nov 2010, 12:55 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#66 erstellt: 01. Nov 2010, 13:44
Hallo Wolfgang,
noch ein Szell- Fan mehr, schön.
Zum Tschaikowsky: da wird es wohl schwierig sein, die sechste überhaupt zu bekommen, Du hast sicher verfolgt, was oben darüber geschrieben wurde.
Zunächst mal ist es ein Mitschnitt, also diese gewisse Kühle, die viele, aber nicht alle, bei Szells Studioaufnahmen finden, gibt es hier nicht.
Dennoch diese Präzision im Orchester, die man so schätzt. Fischer- Diskau meint zwar, er habe das Orchester unter Szell oft live gehört, so perfekt sei das alles gar nicht, klingt in meinen Ohren immer nur nach Neid. Abgesehen davon ist Perfektion nun auch wirklich nicht Maß aller Dinge für eine gelungene Interpretation.
Doch in der "Pathetique" ist das Orchester perfekt, auf eine solche Art, daß nach dem dritten Satz das Publikum spontan in Beifall ausbricht. Wie da die einzelnen Linien gezeichnet werden, die die Bläser von Streichern übernehmen und sich wie Bälle zuspielen, ist einfach grandios.
Insgesamt aber ist seine Lesart nicht darauf bedacht, da "russische Seele" zu suchen, sondern Szell behandelt Tschaikowsky einfach als einen großen Sinfoniker neben Brahms und Co., als quasi Europäer. Nur eben, daß kaum ein anderer Europäer zu jener Zeit einen solch hoffnungslosen Finalsatz geschrieben hat wie Tschaikowsky.

Tut mir leid, es fällt mir schwer, die richtigen Worte dafür zu finden. Ich kenne auch alle von Dir genannten Aufnahmen und bin geneigt, Szell nun gerade hier zu zitieren: "Wir fangen an, wo die anderen aufhören". Aber ob Dir das weiterhilft?
Mir bleibt einfach immer die Luft weg, wenn ich sie höre, einerseits wegen dieser kammermusikalisch gedachten Perfektion, aber auch, weil sie die Basis darstellt, auf der Szell diese Interpretation aufbaut. Und ich weiß keine andere Einspielung, die mich tagelang so verfolgen könnte wie die seine. So...weißt Du, Bruckner hatte immer noch seinen "lieben Gott", Tschaikowsky einfach nichts mehr.
Auch jetzt, ich muß nur daran denken und schön läut es mir eiskalt den Rücken runter, aber in Worte fassen ist mir nicht gut möglich.

Auch wenn Deine Frage rhetorisch gemeint ist: Fleisher und Szell waren ein "ideales" Paar. Absolut das gleiche Verständnis von Musik und man meint diese Wellen davon zu hören, so als könnten beide die Rollen tauschen und man bekäme immer noch das Gleiche zu hören.
Und das auch mit Humor: Szell hat bei den Aufnahmen des zweiten Brahms- Konzerts sich mit dem Orchester einen Spaß erlaubt und in Absprache mit dem Orchester nicht in B-Dur angefangen, sondern in H und Fleisher ist ohne ein Wort darauf eingestiegen und hat aus dem Stehgreif transponiert- solange bis alle in Lachen ausgebrochen sind. Nein das geht wirklich nicht besser.
Daß es anders geht, hat Szell bei Beethoven mit Gilels gezeigt, aber besser gehts einfach nicht.

Wie ich oben schon schrieb, hatte Szell so seine eigenen Klngvorstellungen von der Schallplatte. Er bevorzugte tatsächlich, ich zitiere, eine Schuhschachtelakustik.
Darum klingt das alles so wenig räumlich gestaffelt und eng. Von weggefilterten Bass zu schweigen. Es scheint also wirklich er dafür verantwortlich zu sein, daß das alles so klingt wie es klingt. Die DECCA- Tonmeister hat er zur Verzweiflung getrieben, weil die im Abhörraum mit Fledermausohren saßen und an den Bändern gearbeitet haben und er daneben saß und lautstark Orangen gezutscht hat.

Ich hoffe, ich konnte wenigstens ein wenig noch erklären.
Herzliche Grüße, Mike
Steffen_Bühler
Inventar
#67 erstellt: 17. Nov 2010, 11:03
Grüß Gott, liebes Forum,

ich bin hier reingegoogelt, weil ich gestern in München ebenfalls die Pathétique (nein, nicht unter Szell) gehört und mich über den Applaus nach dem dritten Satz gewundert habe. Das scheint wohl inzwischen üblich zu sein, habe ich das Gefühl. So stark, wie der Beifall war, kann er nur mit vollem Bewußtsein erfolgt sein.

Dies wollte ich nur als Marginalie einstreuen. Seid nicht böse, wenn es nicht ganz zum Thema paßt - ich gelobe Besserung.

Viele Grüße
Steffen
op111
Moderator
#68 erstellt: 17. Nov 2010, 11:29
Guten Tag Steffen,

und willkommen im Forum!

Wie wird es mit dem Applaus weitergehen?
Applaus nach dem Oboensolo am Übergang zur Reprise im ersten Satz der 5. Beethoven?
Szellfan
Hat sich gelöscht
#69 erstellt: 17. Nov 2010, 11:31
Hallo Steffen,
Besserung nicht nötig! Ist doch Dein Beitrag nicht so unhöflich wie die Unart, innerhalb einer Sinfonie zu klatschen.
Außer natürlich, die spielen so toll, daß es gerechtfertigt ist und spontan von Herzen kommt.
Viele Grüße, Mike
Joachim49
Inventar
#70 erstellt: 17. Nov 2010, 14:21
Mir ist es lieber, die leute klatschen mal dazwischen, als wenn das Publikum gleich in den noch nachkingenden Schlusston hemmungs- und verständnislos reinklatscht. Vor allem wenn die Stille danach irgendwie wesentlich mit dazugehört. Am Ende der Luzerner Aufführung der 6. Mahlers gab es eine fast schon beängstigend lange Stille, bis ganz vorsichtig der Applaus begann. Vorgestern habe ich im Fernsehen Gergiev mit der Pathetique gehört (ohne Beifall zwischen den Sätzen). Er lies am Schluss einfach die Arme in der Luft hängen und senkte sie im Schneckentempo. Das hatte die erwünschte Wirkung.
Joachim
Kings.Singer
Inventar
#71 erstellt: 17. Nov 2010, 16:12
Hi.

Apropo Gergiev und Pathetique... Habe sie in Frankfurt unter ihm mit dem LSO gehört. Auch hier: Applaus vor dem letzten Satz. Anschließend ein kurzes Lachen (das stammte von mir, war aber nicht laut) - was war passiert?
Gergiev, der sich scheinbar selbst über den spontanen Applaus ärgerte, ließ den letzten Satz daher fast attacca beginnen. Richtig so! Scheiß auf die Banausen! Und der Blick dieser Dilletanten... Köstlich!

Viele Grüße,
Alexander.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#72 erstellt: 17. Nov 2010, 18:08
...genau...
Bei Szell stimmen die Musiker im Beifall vernehmlich ihre Instrumente.
Aber wirklich übel ist das wirklich im zweiten Brahms- Konzert nach dem dritten Satz, einfach weil das Abo- Publikum davon ausgeht, daß so ein Konzert eben nur derer drei Sätze zu haben pflegt.
Weeßte, wenn der Beifall Pflicht ist, aber nicht Begeisterung. Mit letzerer könnte wohl jeder Musiker ganz gut umgehen.

Und da hab ich's selbst erlebt, daß eben gerade dann der Applaus eher völlig ausbleibt.
In Halle, bei Händels "Tamerlano" kam minutenlang nichts, bis eine der Sängerinen, die da schon ihre Blumensträuße bekamen, selben ins Publikum warf, um die Spannung zu lösen.
Dann allerdings hat auch mal ne mitteldeutsche Stadt eine Flut erlebt. Ich glaube, eine halbe Stunde haben da alle gesessen, gestanden und geklatscht und gebrüllt und alles, was man so tut, wenn man aus dem Häuschen ist.

So etwas habe ich nur drei Mal überhaupt erlebt und das sind solche Konzerte gewesen, die man, trotz Gedächtnisschwäche, nie vergessen wird.

Seltsamerweise waren das sonst eher Musiker, die als eher "trocken" gelten. Vielleicht stimmt ja doch, daß nicht der Musiker gerührt sein solle, sondern das Publikum.
Es waren, paßt zwar überhaupt nicht hierher, aber egal: Gustav Leonhardt nach einem Cembaloabend und Pieter Wispelwey, der hier nicht Gemochte, mit allen Bachschen Cellosuiten.

Das Blöde ist, daß ich selbst eigentlich das immer gern so hätte, sowohl im Konzert als auch, noch schwerer, von der CD.
Herzliche Grüße, Mike
flutedevoix
Stammgast
#73 erstellt: 08. Feb 2011, 00:58
Hallo,

ich hatte die großartige Gelegenheit eine klangliche mehr als gelungene LP-Überspielung einer Platte mit Strauß-Walzern und Polken aus dem Jahr 1962 zu hören. Interpreten: Szell und Cleveland

Ich hatte selten ein derart emotionale berührendes Hörerlebnis. Die langsamen Einleitungen zu den Walzern sind einfach grandios. Dieses Gefühl Szells für das weite Schwingen der Cantilenen, für das Timing, für Schattierungen in den Klangfarben - einfach nur großartig! Hier versteht man sofort, was Brahms in Strauß liebte und vergötterte: emotionale Tiefe bei gleichzeitiger unglaublicher Leichtigkeit des Seins. "Leider nicht von Brahms..."

Die Walzer-Ketten führt uns Szell dann in viel größerer Strenge vor als wir es aus Aufnahmen aus Wien kennen. Sozusagen ein Gegenentwurf und eine Ergänzung zu Kleiber, der zwar mehr Rubati einsteut, dies aber immer mit rhytmischer Akkuratesse.

Großartig, dieser Strauß von Szell!


[Beitrag von flutedevoix am 08. Feb 2011, 01:32 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#74 erstellt: 08. Feb 2011, 12:39
Lieber Johannes,
danke, das Du Dich hier dazu geäußert hast.
Auf dem Cover-Foto schlecht zu lesen, eine Rezension im Stereo Review:
"The best performance of this music ever heard this side of Vienna."
Herzliche Grüße, Mike
sakana
Stammgast
#75 erstellt: 11. Feb 2011, 21:29
Ich muss diesen schon etwas älteren Thread mal reanimieren. Ich habe die 9 Symphonien Beethovens schon in einigen Einspielungen u.a. Karajan, Bernstein und Bernard Haitink mit dem LSO.

An Szell habe ich mich bis jetzt noch nicht gewagt, möchte das aber jetzt nachholen.

Gibt es eigentlich von Szell mit dem Cleveland Orchestra auch eine Gesamtausgabe aller 9 Symphonien ausser dieser fast nicht mehr erhältlichen hier :

Szell Beethoven

Oder was meint Ihr zu dieser Sammlung ?
Szellfan
Hat sich gelöscht
#76 erstellt: 11. Feb 2011, 23:45
Hallo Michael,
Szells Beethoven ist für seine Zeit erstaunlich klassisch und relativ streng, also wenig romantisierend.
Es gab die Gesamtausgabe in verschiedenen Ausgaben, von denen zur Zeit keine erhältlich ist.
In der Essential Classics- Reihe und auch in dieser Masterworks- Serie, mit zehn CDs, aber gibts auch nicht mehr.
Beethoven_Szell_Sony
Hilft im Moment wohl nur Geduld, die kommen bestimmt wieder raus.
Herzliche Grüße, Mike
teleton
Inventar
#77 erstellt: 12. Feb 2011, 01:23
Hallo Szell-Fan,

ich finde Szells Beethoven gerade wegen seiner Strenge bei Szell sehr überzeugend. Leider sind die Aufnahmen klanglich nicht so ganz umwerfend, aber alle in gutem Stereo mit etwas aber unüberhörbarem Rauschen behaftet.
Ich hatte mit seinerzeit, als ich alles was mit Szell nicht Niet und Nagenlfest ist zusammenkaufte, alle Beethoven-Sinfonien als Einzel-Cds bei unterschiedlichen Quellen gekauft.
Die Beethoven-KK mit Fleisher ebenso !

Immer wenn ich Szell höre sind meine Gedanken anschließend: "Mann, ist das ne Aufnahme !"

Hier stehen unsere Meinungen voll im Einklang !
sakana
Stammgast
#78 erstellt: 12. Feb 2011, 01:36
Hallo Mike,

vielen Dank für den Hinweis. Gerade diese immer wieder beschriebene Strenge reizt mich bei Szell und Beethoven so sehr. Vielleicht kann ich mir in der Zwischenzeit ein paar Einzelaufnahmen besorgen bis irgendwann mal wieder der gesamte Zyklus zu haben ist.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#79 erstellt: 12. Feb 2011, 11:02
Hallo zusammen,
nun bin ich zwar Szell-Fan, aber es gibt eine Aufnahme, die einfach wirklich umwerfend ist und das sind die Beethoven- Konzerte mit Fleisher.
Die haben mehr "Biss" als die späteren mit Gilels, aber einfach ein so grandioses Zusammenspiel, daß diese Aufnahmen für mich ein MUSS sind.

Leider sind die Überspielungen wirklich nicht gut gelungen. Noch dazu von unterschiedlichen Leuten gemacht, so daß die Konzerte zwei und vier deutlich anders klingen als die anderen.
Es gab so um '90 rum diese CD-Ausgabe, welche klanglich deutlich besser geraten ist, sich mehr am Klang der LPs orientiert, der so schlecht nämlich nicht war, ich habe mehrere Ausgaben.
Beeth. Fleisher
Also viel Erfolg meim Sammeln.
Herzliche Grüße, Mike
Kreisler_jun.
Inventar
#80 erstellt: 12. Feb 2011, 11:54
Die Beethoven-Sinfonien kann man sich übrigens auch noch einzeln in diversen Sony-lowprice-Reihen zusammenklauben, wenn die Komplettboxen z. Zt. zu teuer sind.

JK jr.
op111
Moderator
#81 erstellt: 14. Feb 2011, 15:08
Hallo zusammen,
auch ich halte die Konzertaufnahmen mit Fleisher für ein Muß.


Szellfan schrieb:
Es gab so um '90 rum diese CD-Ausgabe, welche klanglich deutlich besser geraten ist, sich mehr am Klang der LPs orientiert, der so schlecht nämlich nicht war,

Neben der "offiziellen" CBS-Aufnahme existieren einige weitere (u.a. mit Schnabel, Curzon, Gulda). Leider keine mit Rubinstein. Diese Kooperation scheiterte immer an den Hürden der Plattenfirmen.
Bedauerlicherweise wurden die Konzerte mit Fleisher nie in der Masterworks-Heritage Serie in technisch optimiertem Klang veröffentlicht. Auf manchen CDs und LPs rauscht es bei den Konzerten 1-4 doch mehr als nötig. Die spätere Einzelausgabe in den Essential-Classics brachte deutliche Besserung.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#82 erstellt: 14. Feb 2011, 15:31
Hallo Franz,
das ist so ein Ergebnis der "Verschlimmbesserung", das es jetzt nicht mehr rauscht.
Dabei ging die Dynamik flöten und viel an Farbigkeit der originalen Aufnahme.
Ich kann nur sagen:
der erste Akkord des vierten Konzerts oder der Vorhalt am Ende des zweiten, dieser endlose, der zu klingen scheint bis in die Mitte des letzten Satzes, das ist alles tot auf den CDs von Sony. Das war ja gerade Fleishers Kunst- und ist es wieder-,Töne, die längst weg sind, hörbar bleiben zu lassen bis ins Unendliche, so lange er das eben möchte.

Ich kann immer nur wieder sagen, daß ich für diese paar Töne gern und sofort meine ganze Sammlung weggeben würde.

Wirklich.
Mike
Sir_Henry0923
Stammgast
#83 erstellt: 14. Feb 2011, 18:26
Hi,

für mich sind die Beethoven-Sinfonien in der Deutung von Szell das Non-plus-Ultra. Ich habe die Gesamtaufnahme auf LP. Wer die einmal gehört hat, wird trotz der wenig überzeugenden Klangqualität (sind wohl aus den frühen 60ern des letzten Jahrhunderts) nichts anderes mehr hören wollen. Zumindest ich nicht. Allein der 3. Satz der 8., das Tempo di Minuetto, das ist einfach spitzenmäßig und straft alle die Lügen, die vom humorlosen Tyrannen sprechen. Eine andere 8. höre ich gar nicht mehr, lohnt nicht.

Gruß

Henry
Szellfan
Hat sich gelöscht
#84 erstellt: 14. Feb 2011, 20:53
Hallo Sir Henry,
na sowas!
Aber ich bin Deiner Meinung, gerade die achte, gerade dieser Satz! Dieses rhythmisch Verquere in den Bässen...da hat Beethoven Spaß gehabt, Szell auch und der Hörer heut immer noch.
Welche LP- Ausgabe hörst Du?
Herzliche Grüße, Mike
op111
Moderator
#85 erstellt: 14. Feb 2011, 21:04

Szellfan schrieb:
das ist so ein Ergebnis der "Verschlimmbesserung", das es jetzt nicht mehr rauscht.
Dabei ging die Dynamik flöten und viel an Farbigkeit der originalen Aufnahme.

Mike, möchtest du provozieren, dass ich meine n-Aufnahmen mal raussuche und vergleiche - natürlich mit Pegelabgleich und knackfreier Umschaltung?


[Beitrag von op111 am 14. Feb 2011, 21:05 bearbeitet]
Szellfan
Hat sich gelöscht
#86 erstellt: 14. Feb 2011, 21:12
ja, wieso nicht?
Habe ich auch gerade hinter mir, habe eine ganze Reihe Szell-LPs digitalisiert und dabei natürlich Vergleiche herangezogen.
Ist wirklich sehr erhellend, immer wieder.
Auf den LPs ist einfach mehr drauf-und ich meine keine Knackser!

Mike
op111
Moderator
#87 erstellt: 14. Feb 2011, 21:15

Szellfan schrieb:
Auf den LPs ist einfach mehr drauf-und ich meine keine Knackser!

Hast du auch u.a. die holländischen Pressungen der 61000er Serie?
Szellfan
Hat sich gelöscht
#88 erstellt: 14. Feb 2011, 21:28
Hallo Franz,
ja, auch!
Gott, die sind wirklich schön still.
Nee Du, ich rede, wenn möglich, von originalen Epic-Pressungen. Oder ASDs, die es ja auch gab, wenn auch rar.
Im Zweifel wenigstens Odyssey.
Von manchen Aufnahmen habe ich manchmal bis zu zehn unterschiedliche Pressungen, so sind Sammler nun mal.
Teilweise russische oder ungarische Nachpressungen, die Schumann-Sinfonien lernte ich auf russischem Vinyl oder was die da benutzt haben, kennen. Heute höre ich sie mit blauem Label in einer britischen Pressung, wobei die blaue holländische, die Erste auf einer LP, nicht auf einer Seite, so schlecht auch nicht ist...
Vielleicht äußert sich flutedevoix ja nochmal, der ist Nutznießer mit meiner Digitalisierungen.
Herzliche Grüße, Mike
flutedevoix
Stammgast
#89 erstellt: 14. Feb 2011, 22:27
Lieber Mike,

noch bin ich nicht Nutznießer! Die Überspielungen sind gut angekommen, aber vor mir. Ich bin erst seit zwei stunden wieder zu Hause und hatte keine Zeit reinzuhören.

Vielleicht morgen, wenn es meine Erkältung zuläßt!

Die Spannung ist jedenfalls groß, riesig groß!
Szellfan
Hat sich gelöscht
#90 erstellt: 14. Feb 2011, 22:54
Lieber Johannes,
gut, daß alles gut angekommen ist.
Aber vor allem Dir gute Besserung wegen Deiner Erkältung!

Herzliche Grüße, Mike
Sir_Henry0923
Stammgast
#91 erstellt: 15. Feb 2011, 00:28
@szellfan!

Es ist eine deutsche CBS-Pressung von 1961. Szell dirigiert das Cleveland Orchestra.

Gruß

Henry
Szellfan
Hat sich gelöscht
#92 erstellt: 15. Feb 2011, 01:18
Hallo Henry,
danke für die Rückmeldung.
Geh aber mal suchen nach einer amerikanischen Pressung. Es gab eine 1970 in weitverbreiteter Auflage, weil 1970 Beethoven-Jahr war und Szell gestorben ist, die hat Bass und Biss. Und einfach mehr "Luft" im Klangbild.
Und höre mal die BBC-Legends! Da macht Szell auch die Achte und die Neunte. Und hat sich keine Freunde gemacht, weil er natürlich seine selbst eingerichteten Noten angeschleppt hat und das Philharmonia Orchestra Klemperer gewohnt war.
Hier hört man dann in der Achten den ganz eigenwilligen Humor Beethovens noch deutlicher, weil Szell ein klein wenig mit dem Zeigefinger draufzeigt, weil das Orchester das so nicht kannte.
Dabei aber stört er nicht den eigenen Klang des Orchesters, das macht er ja nie. Erstaunt mich immer wieder, daß er als Gast auch als Gast arbeitet und den Orchestern nicht ihren eigenen Charakter zu nehmen versucht. Schon das Columbia Symphony Orchestra darf runder klingen als sein Cleveland, ganz abgesehen vom Concertgebouw oder hier das New Philharmonia.
Aber ich verfalle schon wieder in Begeisterung...
Herzliche Grüße, Mike


[Beitrag von Szellfan am 15. Feb 2011, 01:20 bearbeitet]
flutedevoix
Stammgast
#93 erstellt: 15. Feb 2011, 12:50
Lieber Mike,

natürlich konnte ich es trotz Erkältung und dickem Kopf nicht lassen. Daher erste Eindrücke mit meinen Erfahrung mit "Deinem" Szell:


Nun ich habe gerade die Jupiter-Sinfonie von Mozart in einer Aufnahme Szells gehört. Das paßt schon hier her, weil meine Eindrücke bei Beethoven ähnlich sind.
Im ersten Satz kann ich Harnoncourts Einstellung zu Szell vollkommen teilen. Da finde ich bei Szell das Vorwärtsschreiten zu direkt, es bleibt kein Platz denn erstaunlich divergierenden Charakter der beiden Themen gegeneinander abzugrenzen. Gerade diesen Satz finde ich Harnoncourts Aufnahme so gelungen, trotz (oder wegen?) eines relativ langsamen Tempos.
Im zweiten Satz kann ich einen erstaunlich Klangsinn in der Szell-Aufnahme hören. Ausgezeichnet! Aber auch da steht Szell etwas die Strenge im Weg, er gliedert das Anfangsthema zu klein. Ich denke der Satz atmet mehr wenn man immer zwei durch Pausen unterbrochene Phrasen zu einer großen Phrase zusammen nimmt und dann diese große Phrasen in Bezug zueinander setzt.
Die Sensation der Szell-Aufnahme ist aber der letzte Satz. Bedingt durch die polyphone Anlage (verkappte Fuge) des Satzes leistet die Strenge und Diszipliniertheit Szells hier Dienst und führt zu einer großartigen Interpretation. Ganz zu schweigen vom Blech, das endlich hier mal in einer Form von Mini-Apotheose das Satzgeschehen krönen darf! Und dann diese Pauke, unglaublich gut agogisch frei eingesetzt (das könne auch Harnoncourt sein!). Das ist der vierte Satz, den ich mir schon immer für die Harnoncourt-Aufnahme gewünscht habe. Der bleibt da nähmlich zu unverbindlich!


Ich zitiere hier meinen Beitrag aus dem Beethoven-Sinfonien-Thread, da dies ebenso hierher gehört.

Viele Grüße
Johannes
Szellfan
Hat sich gelöscht
#94 erstellt: 15. Feb 2011, 13:56
Lieber Johannes,
war ich gerade etwas verwundert, diesen Deinen Text beim Beethoven zu finden.

Noch kurz dahin: die Beethoven Siebte gefällt mir mit Harnoncourt auch besser als mit Szell, der bleibt sogar mir in diesem Werk zu streng. Allerdings hat er die live sicher auch freier genommen als im Studio.

Auch Deiner Detail- Kritik zur Jupiter- Sinfonie stimme ich zu. Szell dirigiert eben die ganze Sinfonie auf den letzen Satz hin.
Außerdem bin ich auch immer wieder überrascht, daß er gerade Mozart so streng auffaßt, viel strenger als Haydn oder Beethoven. So als wollte er zeigen: hört mal, solche Seiten hat Mozart auch, nicht dieses Lukullische ständig.

Dabei höre ich gerade mal wieder Szells Eroica, allerdings ein Mitschnitt seines letzten Konzerts in Cleveland, Mai 1970.
Kurz nach der Ermordung Robert Kennedys, er hält eine kurze Ansprache am Beginn des Konzerts und bittet um eine Schweigeminute. Die Aufführung der Eroica steht wahrscheinlich unter diesem Eindruck, die ist tragisch bis zur Kälte. Ein Kollege in Köln meinte, das klingt als stemme sich ein Einzelner gegen die ganze Welt.

Herzliche Grüße, Mike
Wilke
Inventar
#95 erstellt: 07. Nov 2011, 11:47
so gestern habe ich mir einige der Deccaaufnahmen mit Szell angehört. Alles Aufnahmen aus den 50ern und 60ern Jahren.
U.a. Beethovens 5te, Brahms 3te und Dvoraks 8te Symphonie.
Ich bin begeistert von dieser stringenten und genauen Spielweise der Orchester, die unter Szell musizieren.

Gibt es so etwas wie einen Nachfolger von szell, der auch so
stringent, genau, auf den Punkt bringend, durchsichtig dirigiert. ?
Denn bei den Aufnahmen gefällt mir die Aufnahmequalität nicht so sehr. gruß Wilke, ein kommender Szellfan.
Szellfan
Hat sich gelöscht
#96 erstellt: 07. Nov 2011, 13:17
Hallo Wilke,
diese Deine Frage kann ich wegen Befangenheit so nicht beantworten.
Für mich gibt es keinen "Nachfolger" Szells, er ist eine Ausnahmeerscheinung.

Die Aufnahmequalität der DECCA-Box ist natürlich durchwachsen, mit dem Dvorak und Brahms hast Du daraus die ältesten Einspielungen gehört. Der Beethoven, ebenso der Sibelius, sind Philips-Aufnahmen, die klanglich in etwa dem entsprechen, was CBS mit Szell produziert hat, die Sony-Remasterings allerdings fallen häufig nicht so glücklich aus.
Der Rest der DECCA-Box, also die tatsächlichen Decca-Aufnahmen, sind klanglich/aufnahmetechnisch aber wohl das beste, das Szell je aufgenommen hat.

Rein von künstlerischer Seite betrachtet hat vieles von Szells Aufnahmen für mich immer noch Referenzcharakter, man kann es wohl anders, oft aber nicht besser machen-um es mal so verkürzt auszudrücken.
Herzliche Grüße, Mike
Wilke
Inventar
#97 erstellt: 07. Nov 2011, 14:50
Jetzt verstehe ich auch Dein Avatar Szellfan. liebe Grüße Ralf
Steffen_Bühler
Inventar
#98 erstellt: 10. Nov 2011, 11:35

Wilke schrieb:
Gibt es so etwas wie einen Nachfolger von szell, der auch so stringent, genau, auf den Punkt bringend, durchsichtig dirigiert. ?


Nachdem ich ihn gerade gestern live in München gesehen habe: Charles Dutoit käme hier für mich in Frage. So markant und akzentuiert habe ich Rach3 noch nicht gehört. Und auch seine CD-Aufnahmen haben mich immer wieder überrascht. Klares, deutliches Blech, die Streicher nicht irgendein Klangbrei, wie ich ihn oft erleben muß, sondern fast einzeln hörbar.

Sehen das andere hier auch so? Oder eben gerade nicht?

Viele Grüße
Steffen
Wilke
Inventar
#99 erstellt: 10. Nov 2011, 12:00
Hallo Steffen,

welches Orchester dirigiert er denn?gruß Ralf
Steffen_Bühler
Inventar
#100 erstellt: 10. Nov 2011, 12:59

Wilke schrieb:
welches Orchester dirigiert er denn?


Seit zwei Jahren das Royal Philharmonic Orchestra, mit dem er gestern auch hier war. Davor hatte er lange Zeit das Symphonieorchester von Montreal geleitet, daher stammen meine CD-Aufnahmen. Vorurteilsbehaftet, wie ich bin, war daher mein erster Eindruck: kraftvoll, wie ein kanadischer Holzfäller eben. (Obwohl er Schweizer ist.) Beziehungsweise wie die Weine aus Übersee: wuchtige Bomben (hier eigentlich nicht so mein Geschmack).

Viele Grüße
Steffen
Kings.Singer
Inventar
#101 erstellt: 10. Nov 2011, 13:26
Hallo.

In Anbetracht der Tatsache, dass Charles Dutoit mittlerweile auch 75 ist, werfe ich mal einen weiteren Namen in die Runde, der in dieser Sache meiner Ansicht nach diskutabel erscheint:
Paavo Järvi.

Seine älteren Aufnahmen (v.a. romantischer Musik) erachtete ich immer als etwas saftlos. Aber ich meine auch eine deutliche Weiterentwicklung zu hören und bin sehr gespannt, was er uns zu bieten hat, sobald er Sachen abliefert die zu seinem Alterswerk gehören werden!
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