Lang Lang - ein ernstzunehmender Pianist?

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Wilke
Inventar
#1 erstellt: 18. Jul 2007, 16:00
ist lang lang ein ernstzunehmender Pianist oder wird er nur
gepusht - wie damals Vanessa Mae?

Auf der anderen Seite gibt es ja auch gute gepushte
Musiker, wie z.B. Nigel Kennedy.
Hüb'
Moderator
#2 erstellt: 18. Jul 2007, 19:53
Hi!

Im Gegensatz zum Geigengirlie VM ist er IMHO schon ein ernstzunehmender Künstler - auch wenn seine Leistungen durchaus kontrovers diskutiert werden.

Ernsthafte Substanz und der Wille zu künstlerisch Hochstehendem scheinen mir jedenfalls vorhanden.

Grüße

Frank
Argon50
Inventar
#3 erstellt: 18. Jul 2007, 19:58
Hallo!

Meiner Meinung nach ist Lang Lang ein durchaus ernst zu nehmender Künstler, der auch über sehr gute Fähigkeiten verfügt.

Für mein persönliches Empfinden sind seine Interpretationen zu kühl und erscheinen mir etwas gefühllos und spröde.
Das mögen andere aber durchaus als gut empfinden.

Mir fehlt etwas das "Eigene", wie es Nigel Kennedy etwa hat.

Wie gesagt, alles Geschmackssache und über Geschmack läßt sich nicht streiten.

Grüße,
Argon

Maastricht
Inventar
#4 erstellt: 18. Jul 2007, 20:08

Argon50 schrieb:

Für mein persönliches Empfinden sind seine Interpretationen zu kühl und erscheinen mir etwas gefühllos und spröde.
Das mögen andere aber durchaus als gut empfinden.


Könnte schon sein.
Ich sah vor einigen Tagen noch eine Masterclass mit ihm und Daniel Barenboim (im Fernsehen, ist aber auch auf einer DVD mit Daniel Barenboim erschienen), in der Lang Lang erzählt das die Technik kein Problem ist (die lernt man in China ausgebreitet), aber mit der Interpretationsfähigkeit sind es nicht so gut aus.

(Ich habe nur eine CD mit ihm: Tchaikovsky, Piano Concerto no. 1 und Mendelssohn, auch Nr. 1, mit Chicago SO und Daniel Barenboim; muss sie mir noch anhören.)

Gruss, Jürgen
Thomas228
Stammgast
#5 erstellt: 18. Jul 2007, 22:14
Er ist ohne jeden Zweifel ein ernstzunehmender Künstler. Man schaue sich nur sein Repertoire an. Dort finden sich Sachen wie Etüden von Scriabin, Abegg-Variationen oder Sonaten von Haydn. Wahrlich keine Music in der Art von Vanessa Mae.

Thomas
SirVival
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 19. Jul 2007, 09:14
Gute Substanz, stupende Technik und sympathisches Äußeres machen leider noch keinen guten Künstler. Nach der allgemeinen Lobhudelei wird jetzt allerdings kaum ein gutes Haar (letzte Kritiken z.B. in der FAZ) an ihm gelassen. Das ist absolut ungerecht. Er ist jung und hat viele Jahre Entwicklungszeit vor sich.

Technik ist nicht alles, das ist klar, aber sie ist nun mal notwendige Voraussetzung, auf deren Basis sich ein Künstler "freischwimmen" kann, und die es ihm ermöglicht, das, was er mit der Musik fühlt, auch auf seinem Instrument umzusetzen.

Er ist leider von den Medien hochgepuscht worden, nicht unbedingt etwas positives, und man wird letztlich sehen, was unter dem Strich an künstlerischer Entwicklung noch herauskommen wird. Wenn er sich allerdings, wie ich es erlebt habe, auch weiterhin nur auf seine Technik verläßt und manches wie eine Pflichtübung runterklimpert (Tschaikowskys b-moll Konzert als musikalische Katastrophe) dann wird er so schnell verschwinden, wie er gekommen ist. Leider.

Gruß
Maastricht
Inventar
#7 erstellt: 19. Jul 2007, 13:28
Ich habe gestern noch 'nebenbei'(ich musste noch was lesen) die CD mit Tschaikowskys b-moll und Mendelssohns G-Moll Konzert spielen lassen. Die Aufnahme liess mich kalt. (Eine meiner ersten klassischen LP's war das Klavierkonzert van T mit Richter und Mravinsky, fand ich eine faszinierende Aufnahme, die ich viele Male gehört habe.)
Nach der Lang Lang CD habe ich Schubert, Résonance de l'Originaire' mit Pires und Castro aufgelegt. Und da wurde - noch immer lesende - meien Aufmerksamkeit schon erregt.

Ich denke auch wäre schön, wenn Lang Lang sich die Zeit nehmen würde um sich weiter zu entwickeln, aber das ist in solch einer Situation in der heutigen Zeit nicht einfach.

Gruss, Jürgen
Polo_G40
Ist häufiger hier
#8 erstellt: 02. Nov 2007, 20:05

Maastricht schrieb:
Ich habe gestern noch 'nebenbei'(ich musste noch was lesen) die CD mit Tschaikowskys b-moll und Mendelssohns G-Moll Konzert spielen lassen. Die Aufnahme liess mich kalt. (Eine meiner ersten klassischen LP's war das Klavierkonzert van T mit Richter und Mravinsky, fand ich eine faszinierende Aufnahme, die ich viele Male gehört habe.)
Nach der Lang Lang CD habe ich Schubert, Résonance de l'Originaire' mit Pires und Castro aufgelegt. Und da wurde - noch immer lesende - meien Aufmerksamkeit schon erregt.

Ich denke auch wäre schön, wenn Lang Lang sich die Zeit nehmen würde um sich weiter zu entwickeln, aber das ist in solch einer Situation in der heutigen Zeit nicht einfach.

Gruss, Jürgen


Das ist eine der wenigen Barenboim-Aufnahmen, die ich nicht besitze. Mich spricht Lang Langs Spiel überhaupt nicht an. Ähnlich ging es mir vor einigen Jahren mit Oli Mustonen, der auch von der Presse gehypt wurde.

Auf der anderen Seite gibt es eine Menge junger technisch exellenter Pianisten, die auch zu interpretatorischer Tiefe fähig sind und von der Presse überhaupt nicht wahrgenommen werden, z.B. Jonathan Gilad, der aus derselben Schule wie Volodos stammt.

Grüße
Claudia
Deukalion
Inventar
#9 erstellt: 22. Jul 2008, 22:17
Hallo!
Ich habe gestern auf Arte den Film "Lan Lang in China" gesehen. Lan Lang zeigte sich als ein sympathischer Künstler, der bemüht ist, dem Interpretationsgeist des westlichen Klassikrepertoires quasi als ein non- native- speaker gerecht zu werden.
Richtig rührend war es, zu sehen, wie er in Meisterkursen mit blutjungen chinesischen Pianisten nicht müde wurde, zu betonen, nicht auf eine stupide perfekte Technik komme es an, sondern darauf, den "Geist der Musik" zu erfassen. Er predigte den Jungen also genau das, was ihm hier im Westen immer kritisch vorgehalten wird!

Interessant waren auch die zahlreichen von ihm gespielten Werke chinesischer Komponisten, teilweise Duo- Kompositionen, begleitet von mir vollkommen unbekannten chinesischen Instrumenten.

Berücksichtigen muß man auch: der Junge ist gerade mal 26 Jahre alt geworden: In dem Alter waren Richter, Horowitz und Co. auch noch keine Weisen!

Der Film hat mich auf jeden Fall angeregt, mir noch mal die LL- CD, die ich habe (Tschaikowski/ Mendelssohn), genau anzuhören und mir vielleicht sogar die DVD "Lang Lang live at Carnegie- Hall" zu kaufen. - kennt die übrigens jemand und kann was sazu sagen?

Gruß
H.
fischerai
Stammgast
#10 erstellt: 22. Jul 2008, 22:41
Ich bin bisher auch micht begeistert von seinen Aufnahmen umd finde sie recht leblos. Allerdings ist alles solide gespielt und es fehlt eben noch an einem eigenen Stil. Wenn ich mir da die Entwicklung anderer Pianisten ansehe wie etwa Kissin - den fand ich am Anfang auch nicht berauschend - ist das ganz normal am Anfang seiner Karriere.
Bleibt also abzuwarten, was aus ihm wird.

Gruß,
Rainer
Richard3108
Inventar
#11 erstellt: 06. Jan 2010, 13:26
Ich muss diesen Threat jetzt nach vorne holen, weil ich Lang Lang gestern gesehen habe. Was soll ich sagen? Es war ein Zirkus, wie ich es noch nie erlebt habe. Die Leute haben selbst während er spielte mit Blitzlicht fotographiert, andere hatten Fotohandys wie bei einem Popkonzert. Einmal hat sogar ein Handy geklingelt, was den armen Pianisten sichtbar und hörbar aus der Fassung brachte und wohl auch dafür verantwortlich war, dass er Beethovens Appasionata vergeigte. Erst bei Prokofiev war er wirklich klasse, das muss ich schon sagen.

Das Publikum war schon anders als bei Konzerten von Pollini oder Argerich. Ich denke, er ist ein guter ernstzunehmender Pianist, aber seine aggressive Vermarktung fordert seinen Preis. Da gehen Leute hin, die sonst nie hingehen (das hat auch sein Gutes) und schon zwischen den Sätzen aplaudieren, wenn Lang zum Handtuch greift, um sich den Schweiß aus der Stirn zu wischen.

Jeder Künstler hat das Publikum, das er verdient? Jedenfalls war gestern der Künstler besser als sein Publikum. So sehe ich das.

GRUSS
Martin2
Inventar
#12 erstellt: 06. Jan 2010, 17:19
Ich habe Lang Lang einmal im Fernsehen erlebt, wo er das Klavierkonzert von Tan Dun spielte mit dem WDR Sinfonieorchester. Ein Konzert auch mit anderen Stücken Tan Duns - eine sehr seriöse und sympathische Veranstaltung des WDRs, die überhaupt nicht von solchen unangenehemen Begleiterscheinungen gekennzeichnet war, wie du sie schilderst. Tan Dun dirigierte übrigens selbst.

Gruß Martin
op111
Moderator
#13 erstellt: 06. Jan 2010, 18:09
Hallo zusammen,

der Marketinghype polarisiert und führt manchmal dazu, dass musikalische Qualitäten aus dem Blickfeld geraten. Ähnlichkeiten zu A. S. Mutter, A. Netrebko u.a. sind nicht ganz von der Hand zu weisen.
Ich bin nicht sicher, ob Lang Lang nun das Potential eines Maurizio Pollini hat, aber der Hype verschafft ihm Aufmerksamkeit.
gantenbein67
Ist häufiger hier
#14 erstellt: 19. Jan 2010, 23:04
Hallo allesamt,

ich habe eben bei dem bekannten Video-Portal Lang Lang mit Schiller "Time for Dream " entdeckt.
Zu solch wunderbarer Musik ist nur ein wirklicher, wahrhaftiger Künstler fähig, auf der Suche nach Tiefe, nach Sinn. Musik voller Reflexion und Sensibilität.
Jeder Ton gestaltet und interpretiert.
Sich selbst stellt Lang Lang dabei völlig in den Dienst der Musik.

Er ist ohne Zweifel ein ganz Großer.

Gantenbein
Richard3108
Inventar
#15 erstellt: 20. Jan 2010, 11:27
Ich glaube, es wurde in der Geschichte der Klassik kein Künstler so nachdrücklich vermarktet wie Lang Lang. Wollen wir hoffen, dass er ein großer Pianist bleibt und nicht schon bald Alben mit Klavierinterpretationen von Michael Jackson veröffentlicht.

GRUSS
op111
Moderator
#16 erstellt: 20. Jan 2010, 11:42

gantenbein67 schrieb:
Lang Lang mit Schiller "Time for Dream " entdeckt.


Ich wusste gar nicht, dass Friedrich S. auch komponiert
hat.

Lang Lang reiht sich damit in die erlesene Riege der hochüberschätzten Schiller-Gastmusiker (Xavier Naidoo, Ben Becker) ein und findet dort den Platz, der seiner würdig ist.
Aber das wäre jetzt satirisch überspitzt.


[Beitrag von op111 am 21. Jan 2010, 18:47 bearbeitet]
Hüb'
Moderator
#17 erstellt: 21. Jan 2010, 18:33

Richard3108 schrieb:
Ich glaube, es wurde in der Geschichte der Klassik kein Künstler so nachdrücklich vermarktet wie Lang Lang. Wollen wir hoffen, dass er ein großer Pianist bleibt und nicht schon bald Alben mit Klavierinterpretationen von Michael Jackson veröffentlicht.

GRUSS

Aktuell gibt es eine Chopin-CD von ihm bei Tchibo - falls jemand diese große Klassik-Fachgeschäftskette kennt.
klassik-eddie
Stammgast
#18 erstellt: 21. Jan 2010, 19:04
Niveau in der Vermarktung? Lang lang ist's her ...
op111
Moderator
#19 erstellt: 21. Jan 2010, 19:08
Lange 1968->
Joachim49
Inventar
#20 erstellt: 27. Jan 2010, 14:39
Laut Klassik.com wird Lang Lang von der Deutschen Grammophon zu Sony-BMG wechseln. Der Wechsel soll durch einen lukrativen Werbevertrag mit einem zu Sony gehörigen Spielkonsolehersteller schmackhaft gemacht worden sein. Wir werden Lang Lang über kurz oder lang also auch auf andere Tasten drücken sehen können.
Joachim
klassik-eddie
Stammgast
#21 erstellt: 27. Jan 2010, 15:26

Joachim49 schrieb:
Laut Klassik.com wird Lang Lang von der Deutschen Grammophon zu Sony-BMG wechseln. Der Wechsel soll durch einen lukrativen Werbevertrag mit einem zu Sony gehörigen Spielkonsolehersteller schmackhaft gemacht worden sein. Wir werden Lang Lang über kurz oder lang also auch auf andere Tasten drücken sehen können.
Joachim


Aha, sowas wie das hier, nur in Klassik.

Lang Lang mit Bling Bling an Gerät für Piep Piep ...

Falls das mit Sony stimmt, beantwortet sich der Threadtitel von alleine - so nie, Lang Lang ...!


[Beitrag von klassik-eddie am 27. Jan 2010, 15:33 bearbeitet]
op111
Moderator
#22 erstellt: 27. Jan 2010, 15:39
Sony war in den letzten Jahren mit einigen Produkten recht glücklos, Kopierschutz, MiniDisk, CD-Player mit CDRW-Problemen, extreme Pauschalreparaturpreise bei trivialdefekten ... Ob's der Tastenlöwe richten wird?
RB79
Ist häufiger hier
#23 erstellt: 09. Feb 2010, 03:25
Mein Eindruck von Lang Lang hat sich seit dem Besuch seines Auftritts mit dem Juilliard Orchestra vom letzten Oktober in der Carnegie Hall etwas gewandelt. Ich bin mehr zufällig dort gelandet und war ziemlich sicher, dass ich mich die ganze erste Hälfte über Lang Lang würde aufregen müssen

Zusammen mit den jungen, unbekümmerten Musikern wurde die Premiere von Er Huang von Chen Qigang (Programmheft sei Dank...) zu einem vollen Erfolg, soweit ich die Stimmung im Saal aufnahm. Der anwesende Chen war neben dem Orchester der Star des Abends und Lang Lang hielt sich höflich zurück und war einfach "nur" Interpret, der mit seinem Spiel fasziniert hat.

Leider merkt von dieser Zurückhaltung bei der Vermarkungsstrategie und den resultierenden TV-Auftritten oder Ähnlichem reichlich wenig, aber das muss man sich ja nicht ansehen.

Edit: Ich besitze aber weiterhin keine einzige Aufnahme von ihm und das wird sich wohl auch nicht so schnell ändern.


[Beitrag von RB79 am 09. Feb 2010, 03:27 bearbeitet]
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