Edmund Rubbra: Streichquartette

Ich bin mal so frech und mache einen neuen Thread auf. Vor längerer Zeit hat mich Frank um einen kleinen Kommentar zu der Musik gebeten. Jetzt habe ich sie endlich ein zweites Mal angehört.




Es existieren mehrere Integralen. Selber besitze ich diejenige mit dem Sterling String Quartet, die es allerdings bei jpc nicht mehr zu geben scheint und die sich bei Amazon nicht richtig verlinken lässt.

Vor der Sinfonien-Integrale schrecke ich noch ein wenig zurück (und kenne auch nur die Nummer sechs), aber die Streichquartette haben ihren Reiz.

Sie sind zwischen 1933 und 1977 in ganz grob gleichen Abständen entstanden, lassen aber meines Erachtens keine Entwicklung im konventionellen Sinne erkennen, sondern es manifestieren sich vier recht unterschiedliche Lösungen einer ähnlichen Welt- und Musikanschauung.

Im weitesten Sinne ist der Engländer Edmund Rubbra (1901 - 1986) ein Romantiker mit klassizistischen Zügen. Er schreibt tonal, wobei die nicht immer erfolgreiche Suche nach der Basistonart ein wesentliches Kompositionsprinzip verkörpert. Die Sprache ist zumeist lyrisch, Kontrapunktik spielt eine weitere entscheidende Rolle. Aus kleinen motivischen Zellen, oft geprägt durch das Intervall der Sekunde (im vierten Quartett der Septime) entwickelt sich die Thematik vielfach nicht nur über den Kopfsatz hinweg. Im ersten Quartett kann man sehr schön beobachten, wie das Motiv am Ende des langsamen Satzes (der mich von allen vier Quartetten auch am meisten beeindruckt hat) unmittelbar für die polyphone Arbeit des Schlusssatzes verantwortlich ist. Vorbarocke englische Musik hat Rubbra wohl am stärksten beeinflusst. Parallelen zu Brahms wahrzunehmen, wie im Internet behauptet, tue ich mir allerdings schwer. Wenn, dann höre ich bisweilen eher einen klassizistischen Debussy heraus.

Wolfgang