Schönberg, Arnold: Moses und Aron

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Klassikkonsument
Inventar
#1 erstellt: 17. Nov 2009, 16:36
Anm. von "op111":
Ausgangspunkt für das Thema war folgender TV-Tip in "Anstehendes Radio- und TV-Programm (Klassik und Oper)"

op111 schrieb:
ARTE Heute Montag 23.15 16. November 2009
(keine Wiederholungen)

Arnold Schönberg: Moses und Aron

(Deutschland, 2009, 106mn) WDR
TVRegie: Hannes Rossacher

Inszenierung: Willy Decker
Dale Duesing
Andreas Conrad ...
ChorWerk Ruhr
Ltg.: Rupert Huber
Bochumer Symphoniker
Dirigent: Michael Boder

Arte: Schönberg: Moses und Aron


arte schrieb:
Die überragenden Solisten, allen voran Dale Duesing und Andreas Conrad in den Titelpartien, das ChorWerk Ruhr mit gesanglichen, darstellerischen und choreographischen Höchstleistungen und die ausgezeichneten Bochumer Symphoniker unter der musikalischen Leitung von Michael Boder, dem Generalmusikdirektor des Gran Teatre del Liceu in Barcelona machen Schönbergs erkenntnistheoretisches Opernfragment zum Spannungstheater - und damit komplett.



Danke, Mellus, für Deinen Hinweis auf Ruhr-Triennalen-Aufführung von Moses und Aron auf arte, die ich wider Erwarten doch gestern sehen konnte.
Die Inszenierung ist gerade am Anfang (Moses' Berufung) sehr packend, aber auch sonst sehr überzeugend. Sie scheint mir schon eine nähere Beschäftigung wert zu sein.

Was mich etwas irritiert, aber nicht gestört hat, weil ich da kein Purist bin: Die Sänger hatten diese hautfarbenen, am Jochbein anliegenden Mikros, die ich bisher nur im Zusammenhang mit Musicals gesehen habe. Und man hat guten Grund anzunehmen, dass auch das Orchester über 'ne PA verstärkt wurde.
Womöglich ergibt sich daraus ein Klarheit, die "unplugged" nicht möglich wäre.

Viele Grüße


[Beitrag von op111 am 17. Nov 2009, 20:20 bearbeitet]
op111
Moderator
#2 erstellt: 17. Nov 2009, 19:23

Klassikkonsument schrieb:
Was mich etwas irritiert, aber nicht gestört hat, weil ich da kein Purist bin: Die Sänger hatten diese hautfarbenen, am Jochbein anliegenden Mikros, die ich bisher nur im Zusammenhang mit Musicals gesehen habe. Und man hat guten Grund anzunehmen, dass auch das Orchester über 'ne PA verstärkt wurde.


Eine grundlegende Textverständlichkeit ist gerade bei dieser Oper wichtig. Ohne Microport und PA geht nichts, wenn sich die Darsteller bewegen sollen und sich nicht statisch an die Rampe stellen. Das Orchester war ebenfalls mobil - es wechselte im 2. Akt die Seite.

Wie grausam die Akustik in einer Industriehalle ist, kann man sich leicht vorstellen, wenn man sie vor der Bühneneinrichtung sieht:
op111
Moderator
#3 erstellt: 17. Nov 2009, 19:46
Für alle die die Sendung verpasst haben,
ein charakteristischer Videoclip:
Video

Vielleicht fehlt noch ein Moses und Aron Thread, hier ist er!


[Beitrag von op111 am 17. Nov 2009, 20:20 bearbeitet]
Klassikkonsument
Inventar
#4 erstellt: 18. Nov 2009, 00:04
Ja, der Videoclip vermittelt schon mal einen ersten Eindruck von der Inszenierung.
Zu Anfang (Moses' Berufung) sitzen einfach zwei Blöcke bestehend aus je einem Satz Zuschauer-Ränge direkt einander gegenüber. Moses und der die Stimme Gottes darstellende Chor sitzen zunächst wie normale Konzertbesucher unter den Zuschauern.
Einerseits ein mich verblüffender Einfall (wobei ich nicht so der Theater- und Opernbesucher bin, womöglich ein alter Hut). Andererseits auch eine Darstellung, die vielleicht etwas von dem sichtbar macht, wie man den eigentlich recht abstrakten philosophischen Diskurs in dieser Oper (um den israelitischen Gott und das Verhältnis zwischen ihm und seinem Volk) auch verstehen kann: Gott als Verhältnis zwischen den Menschen, das aber über einzelne hinausgeht.

Na ja, jedenfalls war diese Oper von Anfang nicht als Historien-Drama gemeint, das eine Episode aus der Bibel auf die Bühne bringt. Sonst vermisste man in der 2009'er Inszenierung zurecht den brennenden Dornbusch.
Der Konflikt, der die Handlung der Oper beherrscht, dreht sich aber nicht bloß um religiöse oder philosophische Fragen, sondern auch um grundsätzlich politische: Wer führt wie das Volk am Besten? Woraus begründen sich moralische Normen?

Dabei vertritt Moses einen ziemlich unpersönlichen Gott ("unerbittliches Denkgesetz zwingt zur Erfüllung" - Kant lässt grüßen), der nicht straft und nicht belohnt und den vielen (ägyptischen) Göttern entgegengesetzt wird ("Gottes Ewigkeit vernichtet Göttergegenwart").
Hier spricht allerdings im Gegensatz zur Bibel nichts mehr dafür, dass der israelitische Gott in Konkurrenz zu realen anderen Göttern steht und dabei mächtiger ist. Entscheidend ist nur, welches Verhältnis die Gläubigen zu ihnen haben: wie sie sich Gott bzw. die Götter vorstellen und sie verehren.

Moses' Vorstellung vom Einen Gott nähert sich sehr einem absoluten Prinzip. Man kann sich fragen, ob Er nun überhaupt ein wirkliches Wesen ist. Aber nach dem, was ich gelesen habe, war Schönberg durchaus ein religiöser Mensch, so dass man wohl auch nicht einfach von einem eigentlich säkularen Drama sprechen kann, zu dem zufällig die Bibel den mythischen Stoff liefert.

Viele Grüße


[Beitrag von Klassikkonsument am 18. Nov 2009, 00:06 bearbeitet]
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