Troels Gravesen ScanSpeak Illuminator-CENTER

Hallo zusammen,

während der letzten Monate habe ich mir den Illuminator Center von Troels Gravesen nachgebaut. Da es hier recht selten vorkommt, dass die Bauvorschläge von Troels Gravesen vorgestellt werden will ich den Bauprozess und meine Erkenntnisse hier in den kommenden Tagen dokumentieren.

Damit jeder weiß, worum es geht folgt der Link zur Projektwebseite von Troels und ein Vorschaubild zum fertigen Lautsprecher.



Nach der Entscheidung für den Bauvorschlag musste ich mich für ein Furnier entscheiden. Da meine anderen Lautsprecher auch mit Walnuss furniert sind lag das nahe und ich kaufte eine ausreichende Menge bei Elder_Kontor auf Ebay.



Das Holz war schnell gekauft beim örtlichen Hornbach-Markt. Ein paar Reste hatte ich auch noch und der Korpus besteht aus einer Mischung aus Buche- und Birke-Multiplex. Die Schallwand ist aufgedoppelt aus 2x18mm Buche Multiplex. Ein Kollege von mir hat mir die Ausschnitte und Fasungen komplett mit seiner CNC-Fräse angefertigt. Mit dem Ergebnis war ich mehr als zufrieden und hatte es nicht leicht, die ansehnliche Oberfläche mit Furnier zu bekleben.





In der Zwischenzeit baute ich den Rest des Korpus. Die 5°-Neigung der Front und Schnitte auf Gehrung machte es etwas schwieriger. Meine Tischkreissäge (Dewalt Dewalt 7492) war zusammen mit einem Incra Gehrungsanschlag allem absolut gewachsen.







Die Frequenzweiche ist aus der Idee heraus geboren worden, ein zum Testen furniertes Brettchen weiter nutzen zu wollen. Aus Respekt vor der Leistung des Entwicklers habe ich die Bauteilwerte unkenntlich gemacht.



Gemeinsam mit einem Kollegen habe ich das Anschlusskabel angefertigt. Der Anschluss an das Gehäuse ist mittels eines 4-poligen Steckers der Firma Binder realisiert. Dass man nur 4 Pole benötigt bei 4 Treibern ist quasi der Clou an der Sache. Der Stecker selbst wird mit seiner Überwurfhülse bei Bedarf leicht lösbar an der Buchse verschraubt und hält bombig.




Ich werde mir noch eine Art halboffenes Gehäuse für die Frequenzweiche überlegen. Bei der Gelegenheit wird der zugegeben recht einfach aussehende Anschluss mit den 'zig cm langen Schrumpfschläuchen gegen etwas Eleganteres getauscht. Ich hatte nach 4 Stunden Fummelei im Rahmen Kabelfertigung einfach keine Lust mehr.

Das Furnieren hatte ich zahlreich geübt und dann mit höchster Vorsicht auf der Unterseite ausprobiert. Dazu musste ich je ein Stück von zwei Furnierblättern passgenau aneinanderkleben, damit die große Fläche abgedeckt wird. Beim Ankleben auf den Korpus habe ich beide Seiten mit Weißleim und Rolle eingeleimt, leicht antrocknen lassen und mit einem Bügeleisen aufeinandergepresst - die "Bügeleisenmethode". Bei kleineren Stücken hatte das einwandfrei funktioniert. Die Feuchtigkeit im Leim dringt dabei in das Furnier ein, das Furnier verzieht sich und wird wellig, an den Ecken wölbt es sich stärker. Durch die Hitze des Bügeleisens wird der Leim verflüssigt und die Spannung gerade zu den Rändern hin steigt. Es sind dabei mehrere große Risse an den Rändern entstanden. Vielleicht wäre das bei Furnier mit Flies auf der Rückseite nicht passiert.




Ich bin nach weiteren Tests auf die Methode umgestiegen, bei der der Leim nur einseitig auf das Gehäuse aufgebracht und das Furnier anschließend aufgepresst wird.
Das hat viel besser funktioniert, hat aber auch seine Tücken. Man muss gut vorbereitet sein - gerade wenn es warm ist - denn der Weißleim bindet schnell ab. Nach dem Trocknen habe ich den Überstand mit einem schmalen Cuttermesser sehr vorsichtig in mehreren Schritten abgeschnitten.









Für die Oberflächenveredelung nutze ich seit Jahren Tungöl. Insgesamt 3 Mal habe ich das Gehäuse innerhalb von 2 Wochen geölt. Davor und dazwischen habe ich das Furnier geschliffen, allerfeinstens mit 320er Schleifpapier und einem Exzenterschleifer.
Das Tungöl riecht etwas streng bis es nach ca. 4 Wochen vollends getrocknet und ausgehärtet ist. Ich mische gern Orangenöl dazu. Das macht es dünnflüssiger und lässt das Tungöl besser ins Holz eindringen. UV-Licht beschleunigt übrigens den Vernetzungseffekt und der Lautsprecher stand wann immer es ging in der Sonne.






Der Bau hat mir sehr viel Spaß gemacht und ich habe wieder viel gelernt. Beispielsweise kann man nie genug Schraubzwingen haben, das geht einfach nicht!

Ich komme zum Höreindruck. Bisher hatte ich an der Stelle einen sehr kleinen Center von Teufel aus dem Concept 5.1-Set. Der Vergleich wäre daher unfair. Zusätzlich ist die Bewertung eines Centers in meinen Augen immer undankbar. Mit Stimmen und Soundeffekten ist die Aufgabe eines Centers typischerweise schon erledigt. Das kann das gute Stück und noch viel mehr. Insofern sollte man sich überlegen, ob man nicht die deutlich günstigere Discovery-Version nimmt. Ich bereue nichts und bin schon auf viele Stunden Filmgenuß gespannt!

[MfG] Bastieeeh