Yulong DAH-1 Mark vs. Corda Cantate.2 - Review & Erfahrungen vom Weg

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Beitrag
furvus
Inventar
#1 erstellt: 03. Sep 2009, 15:01
Hallo,

im vergangenen halben bis dreiviertel Jahr habe ich nun einige Erfahrungen auf dem Gebiet der KHV sammeln können und nachdem einige Zeit seit dem Erreichen des aktuellen Status quo vergangen ist, ich mich also einigermaßen vom „brand-new-toy-syndrom“ erholt habe, möchte ich nun meine Einsichten mit euch teilen. In diesem Beitrag möchte ich, eingebettet in meine persönlichen allgemeinen Erfahrungen zum Thema KHV´s, versuchen den Yulong DAH-1 Mark und den Meier Audio Corda Cantate.2 vergleichend gegenüberzustellen und dabei auf Vor-, Nachteile und Eigenheiten aus meiner Perspektive eingehen.

Hier ersteinmal je ein Bild...





Mir ist bewusst, dass beide Geräte nicht ganz derselben Preisklasse zuzuordnen sind. Nichtsdestotrotz sind sie aber 2 Optionen unter mit der Weile vielen im Preisbereich bis 500 EUR, wenn ein KHV benötigt wird, der auch digitale Signale vom Computer auf die Ohren bringt. Ich möchte mich im Gegensatz zu DT880Pro und HD25 wieder explizit in einem eigenen Erfahrungs-Thread äußern, da zwar einige (Vor-)Besitzer besagter Geräte hier aktiv zu sein scheinen aber imho die ungefragt nachzulesenden Eindrücke noch nicht so zahl- und inhaltsreich vorhanden sind. Darüber hinaus ist es ja durchaus möglich, dass ausgerechnet mein individueller Tenor zum Thema irgendjemanden interessiert oder gar Nutzen bringt. In diesem Sinne, auf geht’s…


Der Weg

Der Ausgangspunkt für mein Kopfhörersetup lag in der Zufriedenheit mit dem LS-System nach der Umstellung auf Analog-Stereo. Zum permanenten Hören unterwegs kam das daheim. Ich hörte schon immer unterwegs permanent Musik über KH und auch in meinem ehemaligen Stammplattenladen hörte ich regelmäßig lange Strecken mit Beyerdynamik DT250. Von daher kannte ich also die Vorteile von KH´s und den Unterschied zwischen KH und LS schon recht gut und konnte für mich einschätzen, dass ich der anderen, für mich intimeren bzw. intensiveren, Art des Hörens etwas abgewinnen kann. Der Entschluss stand also mehr oder weniger fest: Ein KH, der meinem Gusto entspricht und klanglich ähnlich meiner LS-Anlage geartet ist, musste her.

Dass es trotz dauerhaft gutem Verhältnis zum DT250 dann doch ein DT880 geworden ist? Naja Größenwahn, Upgraditis, zu viel Geld, wie ihr wollt, dürfte nachvollziehbar sein…

Nachdem ich mir besagten Hörer zugelegt hatte, gelüstete es mir natürlich, befeuert durch unser Geld vernichtendes Forum, nach einer „adäquaten“ Verstärkung. Und dies, obwohl der DT880 an der Klinke des NAD C355BEE schon sehr gut lief; kein Vergleich zur „matschigen“ Klinke des Yamaha-AVR´s. Ich hatte den „Fehler“ gemacht in der Probehörphase vor dem KH-Kauf einmal kurz Beyerdynamik A-1, einen Lake People (weiß nicht mehr welcher, denke G93) und C355BEE gegeneinander zu testen. Damit war für mich zwar klar, dass ein KHV im Vergleich zur wirklich soliden und keinesfalls arg verhunzenden Klinke des NAD nur noch das sprichwörtliche Sahnehäubchen ist, allerdings wollte ich nicht noch einmal etwas vom Potential sehr guter Schallwandler durch suboptimale Verstärkung verschenken, wie ich das fast 3 Jahre mit meinen NuWave35 am Einsteiger-Yamaha-AVR getan hatte. Außerdem gefiel es mir nicht so recht, den großen AMP zum Hören mit dem KH zu bemühen, zumal ich permanent vergaß die LS abzuschalten.

Kommt gut, nachts um 3 Uhr total in die „arschlaute“ Musik vertieft vom Mitbewohner zu Tode erschreckt zu werden nur weil der aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen keinen Schlaf findet. Also wieder ein Entschluss gefasst: KHV anschaffen!

Oberstes Kriterium war damals das inoffizielle Budgetlimit von 220 EUR, also etwa Neupreis des KH´s, einzuhalten. Inoffiziell deswegen, weil die eigentliche bewusst festgelegte Grenze bei mir zu Beginn der Suche meist deutlich darunter liegt. Dieses Limit resultierte aus meiner Erfahrung, dass der Unterschied zwischen dem 200EUR-KHV (Lake People) zum NAD-VV größer erschien, als der zwischen 200EUR-KHV und 1000EUR-KHV (A-1). Wie das eben immer so ist, die letzten noch so kleinen Steigerungen haben einfach ein schlechtes P/L-Verhältnis.
Die Optionen innerhalb des Budgetrahmens und leicht darüber hinaus waren und sind, wenn auch nicht mehr so drastisch, begrenzt. In Erwägung gezogen wurde zunächst auch eine (semi-)mobile Variante ála Zigismoy oder den von bearmann vorgestellten hifidy.net DAC+KHV. Dann gab und gibt es ja noch den allseits beliebten und hin und wieder auch gehypten Corda Arietta sowie weiterhin eben Lake People G93, Graham Slee Novo, Project Headbox SE, Vincent KHV-111...

Letztendlich sind das, mit einigen weiteren, schon zahlreiche Optionen, allerdings haben die wenigsten einen guten Ruf, überschreiten sie ggf. das Budget oder haben einfach individuelle Eigenheiten, wie die Optik des G93, die ich als Ausschlusskriterium einstufte. Was aber letztlich dazu führte, dass der Weg ganz woanders hinging, war Folgendes:

Ein zweites Kriterium war, dass ich gerne mehrere Eingangsmöglichkeiten wollte. Das Ideal war CDP, DVDP, Plattenspieler und eventuell Rechner gleichzeitig anschließen zu können. Nach ersten Recherchen, stellte sich dieser Wunsch allerdings als ziemlich unerreichbar heraus; siehe dazu die oben genannte Geräteliste. Allein der Gebrauchtkauf eines Chinateils namens Yulong DAH-1 Mark schien den größten Teil der Anforderungen abzudecken. Von daher rang ich mich also schweren Herzens durch diesen Kauf zu wagen. Für mich damals schon eine Überwindung, da ich eigentlich nie gebraucht gekauft habe, geschweige denn irgendwelchen „China-Clon-Mist“.


Das (vorläufige) Ziel – Yulong DAH-1 Mark



Allgemeines & Einsatzmöglichkeiten

Es handelt sich bei diesem Gerät um einen DAC mit integriertem KHV, der eine Vielfalt von Anschluss- und damit Einsatzmöglichkeiten bietet. Zur Verfügung stehen 3 digitale Eingänge: Optisch/Toslink, Coaxial und USB. Darüber hinaus gibt es einen Analog-LineIn sowie einen DAC-Out. Der Yulong ist quasi ein wahrer Allesfresser, der bis zu 4 Quellgeräte gleichzeitig verstärken kann, ohne Y-Kabel, RCA-Splitter oder dergleichen. Die Quellenumschaltung erfolgt bei laufendem Betrieb ohne, dass der Hörer ploppt.
Über den Einsatz als StandAlone-KHV mit digitaler wie analoger Speisung hinaus, kann der Yulong auch als Schnittstelle zwischen einem Rechner und einer analogen Stereoanlage verwendet werden. In dieser Funktion wandelt der DAH-1 beispielsweise ein digitales Signal vom Rechner in ein analoges und gibt es über den DAC-Out an einen Vollverstärker aus. Tada, PC-LS adé!!

An dieser Stelle möchte ich auch noch erwähnen, dass es bei vielen als erwiesen gilt, dass der Yulong, bzw. zumindest die KHV-Sektion, ein technischer Clon des Lehmann Black Cube Linear USB ist. Inwiefern das der Wahrheit entspricht kann ich nicht mit Gewissheit sagen, allerdings scheint es bei dem Blick auf Gehäuseform/-Größe und Innereien durchaus plausibel. Außerdem wäre es nicht das erste Mal, dass sich die Damen und Herren aus China ein deutsches High-End-Produkt zum „Vorbild“ nehmen. Daher stammt jedenfalls mein Vorurteil „China-Clon-Mist“…
Ansonsten möchte ich mich mit Aussagen zum technischen Aufbau eher zurückhalten, da ich mich da nicht wirklich auskenne. Hifi-Forum-Technik-Experten, wie rille2, haben sich meines Wissens aber stets recht positiv oder zumindest nicht völlig diskreditierend geäußert.

Verarbeitungsqualität

Das voranstehende Vorurteil gegenüber dem Yulong konnte ich bezüglich der (äußeren) Verarbeitungsqualität Gott sei Dank größtenteils falsifizieren. Diese ist nicht überragend aber durchaus in Ordnung, auch für deutsche Ansprüche. Insbesondere bei den Bedientasten auf der Front hatte ich mir Sorgen gemacht, dass die Haptik wackelig und die Druckpunkte matschig sein könnten. Das und die Befürchtung, die rückwärtigen Anschlüsse könnten minderwertig verbaut sein, bewahrheitete sich wie gesagt nicht. Alles recht solide, Worturteil „GUT“. Die verbaute Klinkenbuchse macht grundsätzlich keinen arg schlechten Eindruck, allerdings dürften Leute, die von einer Neutrik-Buchse verwöhnt sind, kein so gutes Gefühl haben.

Vorher bekannte Mängel

Der Yulong ist also imho kein „China-Clon-MIST“! Ob er tatsächlich ein „China-CLON“ ist, das ist zumindest wahrscheinlich, definitiv aber bleibt er dennoch ein Gerät, das lediglich chinesischen Qualitätsansprüchen voll genügen kann. Und so gibt es 3 Hauptmängel, die mit einiger Recherche vorher einkalkuliert werden können.

Der Erste ist das Display, das die Bezeichnung nicht wirklich verdient. Obwohl zum Vorgänger schon ein Stück weit verbessert, ist es immer noch nicht zufriedenstellend ablesbar. Seht selbst...



Jedenfalls ist das kein Wunder, denn die getönte Plexiglasscheibe ist erstens zu dunkel und zweitens zu dick. Die Technik dahinter funktioniert imho einwandfrei. Wer ein wenig Glas oder ähnliches und was zum Schneiden oder Brechen rumliegen hat, der kann da ohne viel Aufwand Abhilfe schaffen. Ich habe mich gefragt, wozu das Ding überhaupt ein Display braucht. Stattdessen ein paar Kontroll-LED´s wäre imho besser und eventuell sogar billiger gewesen.

Der Zweite ist die sogenannte Fernbedienung. Das Teil ist ein Witz sowohl, was die Funktion, als auch was die Erscheinungsform angeht. Letzteres wäre ja nicht so wichtig, wenn es da nicht die unerwünschten Wechselwirkungen mit anderen fern bedienbaren Geräten und deren Fernbedienungen gäbe. Ich habe beispielsweise beim Titel skippen am CDP fast immer gleichzeitig die Eingangswahl am Yulong ausgelöst. Das Einlesen der Befehle in eine handelsübliche Universalfernbedienung hat ebenfalls nicht funktioniert. Deren Chinesischkenntnisse sind offenbar mangelhaft. Bezüglich dieses Mangels habe ich mich wiederum gefragt, wozu überhaupt dieses Feature? Muss ein DAC/KHV wirklich fern bedienbar sein? Imho nicht wirklich!

Der dritte und letzte mir bekannte Mangel ist die Unverträglichkeit mit sehr empfindlichen Kopfhörern, wie IEM´s. Im Zusammenspiel mit solchen, soll ein gewisses Grundrauschen vernehmbar sein. Das kann ich allerdings nicht aus eigener Erfahrung beschreiben, da ich lediglich mit relativ unempfindlichen KH gehört habe.

Wenn man, wie ich, diese Mängel vorher auf dem Zettel hat, dann kann man imho sehr gut abwägen, ob der Yulong in Anbetracht seiner Funktionsvielfalt dennoch sein Geld wert ist. Ich jedenfalls brauche bei einem KHV kein Display und keine Fernbedienung, weiterhin benutze ich keine IEM.

Eigenheiten

Unter diesem Punkt möchte ich vor allem auf die digitale Lautstärkeregelung zu sprechen kommen, da das gewissermaßen ein Scheidepunkt ist. Die Funktion ist einwandfrei und präzise. Jeder Druck auf´s Knöpfchen bewirkt ein db lauter bzw. leiser. Die Frage ist hier wohl, ob man sich damit anfreunden kann oder nicht. Es hat gegenüber einem herkömmlichen Poti aus meiner Sicht Vor- und Nachteile.
Nachteilig ist imho, dass die eingestellte LS beim Abschalten verloren geht ergo immer neu eingestellt werden muss. Das geht allerdings schnell und 100%ig reproduzierbar von der Hand, da man sich ja an den numerischen Werten im „Display“ orientieren kann. Diese Eigenheit entbehrt in meinem Empfinden aber leider irgendwie der „natürlichen Intuitivität“ eines analogen Potis. Ob man das vermisst, muss jeder für sich entscheiden.
Vorteilhaft ist, andersherum betrachtet, die wirklich hundertprozentige Reproduzierbarkeit der gewohnten Hörlautstärke. Außerdem würde ich mal mutmaßen, dass es bei einem digitalen Poti kein Äquivalent zum verdreckungsbedingten Kratzen/Knarzen bei einem alten Analogpoti gibt. Stichwort Störanfälligkeit…

Eine weitere Eigenheit, die ich persönlich als nachteilig empfinde, ist die Positionierung des AN/AUS-Schalters auf der Rückseite des Gerätes. Vorn wäre für mich komfortabler gewesen.

Klang

So Schwurbelmodus an und los! Nein, Spaß . Wie ich ja oben schon verlauten ließ, stehe ich zu KHV´s tendenziell eher „sahnehäubchen-mäßig“. Wohlgemerkt mitbedingt durch die überraschend unkritische Klinke meines NAD-VV. Der Yulong ist imho klanglich die ziemliche Entsprechung eines DT880. Neutral, analytisch, präzise, knackig und leicht kühl. Das sind meine ersten Assoziationen.

Gegenüber der Klinke meines alten AVR´s sind das dann aber schon deutliche Veränderungen, ich bin geneigt von einer anderen Welt zu sprechen. Vor allem der imaginäre Raum bzw. die Bühne sind sehr viel besser. Alles wird klarer und vor allem besser ortbar, als am AVR, wo der Klang vergleichsweise verschwommen und wohl etwas diffuser verbleibt. Wenn ich den AVR damals als einzigen Zuspieler für den DT880 gehabt hätte, weiß ich nicht, ob wir Freunde geworden wären. Neben Bühne, Instrumenten-/Stimmenortbarkeit und Klarheit/Details gewinnt imho auch der Bassbereich spürbar an Wucht/Punch und Präzision.

Gegenüber dem NAD-VV fallen in meinen Ohren die Unterschiede weit aus subtiler aus, sodass ich mir schon ein wenig Zeit und eine gute CD nehmen musste, dass ich wirklich Verbesserungen/Veränderungen ausmachen konnte.
Den größten Effekt nehme ich wiederum in den Bereichen Bühne und Detailreproduktion wahr. Während mir der VV mit viel Punch und etwas Wärme ins Gesicht spielt und sich alles auf einem relativ gepressten imaginären Raum abspielt, wird am Yulong alles etwas zurückhaltender und offener. Die Bühne, die sich in meinem Kopf aufspannt ist etwas weiter, sodass ich Instrumente und Stimmen auch außerhalb des Kopfes verorten kann. Deutlich wird mir auch eine Veränderung im Mitten- und Bassbereich. Die Mitten werden ein Stück kühler und die Bässe insgesamt weniger voll/fett/dick. Die Höhen scheinen mir im Vergleich zum NAD-VV grundsätzlich unverändert, allerdings gewinnen sie imho am Yulong etwas an Schärfe, sodass ich erstmals nachvollziehen konnte, was manche Leute an den Höhen des DT880 auszusetzen haben.

Ziemlich unauffällig aber dennoch vorhanden ist imho ein Schritt in Richtung natürlicherer und höherer Detailauflösung. Beispielsweise sind Anschlaggeräusche bei Akustikgitarren oder das Schnarren eines Upright Bass für mich deutlicher wahrzunehmen. Dennoch verbleiben diese Details vorwiegend sehr im Hintergrund.

Die klangliche Veränderung zwischen VV und DAH-1 hat mich übrigens von Zeit zu Zeit und bei bestimmten Interpreten dazu bewogen den KHV bewusst außen vor zu lassen und wieder direkt an den NAD zu gehen. Manchmal durfte es eben etwas mehr Wärme und Druck sein…

Zur DAC-Sektion kann ich klanglich nicht viel sagen, da ich keine Referenz habe. Den DAC des Cantate konnte ich nicht mehr direkt gegenüberstellen, dazu war keine Zeit mehr. Für mich steht jedenfalls fest, dass ich keinen Unterschied zwischen coaxialem Digitalsignal und Analog-LineIn vernehmen konnte. Das war für mich die einzige Möglichkeit mit dem identischen Zuspieler (NAD CDP) zu arbeiten und selbst da wäre es nicht klar gewesen, auf welchen Wandler eventuelle Unterschiede zurückzuführen sind. Toslink (DVDP) vs. USB (PC) vs. Analog-LineIn/Coax (CDP) klang imho leicht unterschiedlich, was aber erstens wohl auf die Quellgeräte zurückzuführen ist und zweitens auch keine Welten waren…

Fazit zum Yulong

Ich habe den Kauf nicht bereut. Für das Geld, war der Yulong allemal eine Bereicherung, auch klanglich aber insbesondere, was die Anschlussvielfalt und die Einsatzmöglichkeiten angeht. Für den Endpreis, der inkl. Zoll etc. dann unterm Strich steht (etwa 320 EUR), wäre mir das Gerät dann allerdings etwas zu teuer. Auf diesem Preislevel hört für mich dann die Mängeltoleranz auf. Bei einem Gebrauchtkauf aus guten Händen zu günstigem Kurs sieht imho das P/L-Verhältnis deutlich besser aus.


Weiter auf dem Weg…

Dass sich kürzlich meine Wohnsituation geändert hat und infolgedessen der Yulong nur noch in der Funktion eines reinen KHV verwendet werden konnte/wollte, gab mir Anlass über einen Verkauf nachzudenken. Warum ein so vielfältiges, breit aufgestelltes Gerät in einer Spezialistenposition besetzen. Die Logik: Der Leichtathletikspezialist springt auch höher/weiter, als der Zehnkämpfer. Hinzu kam so eine latente Unzufriedenheit mit dem klanglichen Charakter im Zusammenspiel mit dem DT880; etwas wärmer, spielfreudiger und lebendiger dürfte es schon sein. Weiterhin nagten auch die besagten Mängel und der damit einhergehende China-Flair fast unmerklich aber eben stetig an der Zufriedenheit. Während ich den DAH-1 also inserierte, um ihn möglichst innerhalb des Forums weiterzugeben, startete die Suche nach einem „reinrassigeren“ KHV. Upgrade nicht unerwünscht aber finanziell schwierig.

Oh welch Zufall! Just zur gleichen Zeit als ich den Yulong zum Verkauf anbot ein Cantate.2 von eben jenem Forenfreund, der auch Vorbesitzer des DAH-1 war. Damit waren die Bedenken gegenüber einem Gebrauchtkauf schon mal wieder weg und die Sache eigentlich schon entschieden. Verliebt, gekauft! Ohne diesen Zufall wäre ich wahrscheinlich ein Klasse weiter unten gelandet, bei einem Corda Swing oder ähnlichem. Oder aber ich hätte den Yulong langfristig doch behalten, denn zunächst wollte niemand so recht den aufgerufenen Preis zahlen und unter Wert verkaufen wollte ich auch nicht.


Das (gegenwärtig erreichte) Ziel - Corda Cantate.2 (vs. Yulong DAH-1 Mark)






Allgemeines und Einsatzmöglichkeiten

Der Cantate ist in meinen Augen ein reinrassiger KHV mit dem Gimmick eines USB-DAC`s. Er bietet dementsprechend einen Analog-Eingang per Chinch/RCA sowie einen USB-Eingang. Zwischen beiden kann an der Front per Kippschalter umgeschaltet werden, wobei eine LED den Betriebszustand des DAC´s angibt. Wozu auch ein Display, das wäre Quatsch. Gegenüber dem Yulong sind die Einsatzmöglichkeiten natürlich limitiert, allerdings immer noch besser als ganz ohne DAC. Für mich, der eigentlich keinen Mufu-KHV+DAC mehr für nötig erachtete, allemal ausreichend. Mir kommt es nur auf den reinen KHV an.

Verarbeitungsqualität

Hinsichtlich dieses Aspektes scheint der Cantate über fast jeden Zweifel erhaben. Das Gehäuse (inkl. Schalter, Anschlüsse, Buchse und Poti) ist imho nicht nur optisch auf den ersten Blick eine Wucht, sondern auch was die Verarbeitung im Detail angeht. Das macht, auch wenn der Yulong diesbezüglich keinen gravierenden Mangel hat, einen ganz anderen Eindruck: Rock solid, wertige Anmutung, perfekte Haptik und imho wirklich schön. Worturteil „Sehr Gut“ und das Sternchen fehlt nur, weil man aus einem bestimmten Winkel von rechts oben durch das Loch in der Abdeckung die Aussparung im Gehäuse sehen kann.



Aber wir wollen ja mal nicht kleinlich sein…

Die Schalter an der Front muten mir sehr solide an, wobei die Kippvorgange nicht zu schwer- und nicht zu leichtgängig sind. Die Neutrikbuchse ist ein echtes Argument gegenüber der (vermutlich) Noname-China-Ware im Yulong. Auch das Poti ist meiner Meinung nach große Klasse, da der Knopf sich richtig massiv anfühlt und sich nicht zu leicht drehen lässt, sodass eine sehr feine Justage möglich ist.

Vorher bekannte Mängel

H…what? Ich war ja überrascht, dass überhaupt jemand den Cantate verkaufen wollte, da man ja eigentlich nichts Negatives über diesen AMP zu lesen bekommt. Maximal der verbaute DAC hat einen eher mittelprächtigen Ruf, wobei ich persönlich der Meinung bin, dass da eigentlich keine Welten an Klangsteigerung mehr zu erwarten sein sollten. Aber ich bin ja unerfahren auf dem Gebiet…

Eigenheiten

Ein – Aus – Ein – Aus – Ein… Das ist schön, ein Schalter auf der Front, gegenüber der umständlichen, Hand verrenkenden Aktion beim Yulong eine echte Verbesserung.

An dieser Stelle ist wohl noch auf den Crossfeed-Filter einzugehen, der im Cantate verbaut ist. Was das ist, kann man bei Meier Audio nachlesen. Was das macht und wie ich das empfinde? Nun ja, als ich anfangs immer mal ein Lied mit und eines ohne gehört hatte war ich eigentlich der Auffassung keinen bzw. nur einen sehr minimalen Unterschied zu hören. Aber später habe ich festgestellt, dass dieser Filter sich vor allem bei langen Hörsessions bemerkbar macht. Nicht wirklich Klang verändernd, sondern eher in Bezug auf meinen Stresslevel. Wenn ich drei bis vier Stunden am Stück höre, was nicht selten der Fall ist, dann „klingeln“ mir mit Crossfeed lange nicht so die Ohren, wie ohne. Das Hören empfinde ich über lange Strecken also etwas entspannter.

Einer der größten Unterschiede zum Yulong ist die Art und Weise der Lautstärkeregelung. Digital vs. Analog und wie so oft, gewinnt die altbewährte Variante – viele Leute, wie auch ich, steigen ja heute von digitalem Surround auf analoges Stereo um und schaffen sich obendrein wieder einen Plattenspieler an. Das hat imho einfach mehr Charme, mehr Flair und ist irgendwie intuitiver. Ein beherzter Dreh am massiven Knopf gewinnt rein, was das Gefühl dabei angeht, gegen 3 Klicks. Oder vielleicht doch 4…

Klang

Leute, die erwarten, dass ich jetzt anfange den Cantate über den grünen Klee zu loben und die Steigerung zum Yulong irgendwo bei 30-40 Prozent anzusiedeln, die muss ich enttäuschen. Es sind Nuancen! Für die Prozentangabenfanatiker: vielleicht 5-10 zum Yulong und 15 zum NAD, der Yamaha AVR ist als Zuspieler indiskutabel geworden.

Der Cantate.2 stößt in meinen Ohren genau in die Lücke, die der Yulong bei mir nicht füllen konnte: Etwas mehr Punch und Wärme. Eigentlich das, was mir mein NAD-VV bieten konnte, allerdings muss ich beim Cantate nicht auf eine weitere Bühne und dergleichen verzichten. Im Gegenteil! Dem DT880 tut der neue AMP richtig gut. Wärmer, impulsiver, musikalischer, natürlicher sind wiederum meine ersten Assoziationen. Allerdings, wie gesagt: Nuancen! Mein Freund der neutrale, präzise, analytische und leicht kühle DT880 wird am Cantate nicht zu einer wolldeckenverhangenen Wärmeschleuder im Sennheiser-Sound. Gott sei Dank!

Das von mir empfundene Mehr an Wärme resultiert sicher aus dem leicht veränderten Bass- und Mittenbereich. Ersterer erscheint im Ganzen etwas voller und fetter aber vor allem Kickbässe haben wirklich deutlich mehr Druck. Die Mitten, insbesondere bei souligen Frauenstimmen (Joss Stone, Mavis Staples, Nina Simone), kommen etwas seidiger und natürlicher. Natürlicher erscheint mir das Ganze auch, weil Details, wie Atem- oder Anschlaggeräusche vordergründiger zur Geltung kommen. Der Hochtonbereich verliert etwas an Schärfe, was mich aber an der Kombi DT880-Yulong nicht wirklich gestört hat.

Fazit

Der Cantate.2 ist in meinen Augen und Ohren eine runde Sache. Verarbeitung, Optik, Funktionsumfang bzw. Einsatzmöglichkeiten sowie klangliche Performance sind ABSOLUT überzeugend. Der Neupreis von 410 EUR ist nicht ganz günstig, klar! Insbesondere, wenn man bedenkt, dass ein ausgewachsener Stereo-VV für ähnliches Geld zu haben ist und dass dort wohl ein paar Teilchen mehr drin sind. Aber ich denke das geht schon in Ordnung, nicht zuletzt weil wohl das massive Gehäuse ziemlich teuer sein dürfte. Wenn man, wie ich, die Gelegenheit zu einem Gebrauchtkauf hat, dann stimmt imho das P/L-Verhältnis ohnehin, zumal der AMP wirklich solide gebaut ist und nach einem halben Jahr nicht wirklich an Gebrauchswert abgenommen hat.

Um abschließend noch einmal Yulong und Cantate.2 gegenüberzustellen, sei folgendes bemerkt:

Yulong DAH-1 Mark – MuFu-DAC+KHV quasi die Eier legende Wollmilchsau; hat wenig Charme und (kleine) Mängel, glänzt dafür aber mit großer Funktionalität zum günstigen Preis

Cantate.2 – reinrassiger KHV mit viel HiFi-Flair und USB-DAC-Gimmick; Nicht ganz günstig aber dafür viel AMP – sowohl optisch als auch klanglich


THE END

Besten Gruß vom Chris
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