Röhrenradio Nordmende spielt unsauber

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8bitRisc
Inventar
#1 erstellt: 20. Sep 2013, 12:37
Hallo,
ich habe von einem Freund ein altes Nordmende Radio (Modell Turandot, Chassis D14, ca. 1958) zur Reparatur. Das Gerät hatte praktisch keine Ausgangsleistung mehr. Folgendes habe ich (teilweise vorsorgehalber) ausgetauscht:

- Selengleichrichter durch SI Gleichrichterbrücke (KBU406) ersetzt.
- EL84 erneuert
- Siebelko um 2x47uF ergänzt.
- Ratio- und Kathodenelko ersetzt.
- Koppel-C zwischen EABC80 und EL84 ersetzt.

Ergebnis.
Das Radio klingt unsauber. Bässe verzerren stark. Leistung ist genug vorhanden. Sprache wird recht sauber wiedergegeben. Wenn ich einen CD-Player extern anschließe klingt es ebenfalls unsauber. Auch der Betrieb mit externen HIFI Lautsprecher brachte nur ein wenig Besserung.
Der Fehler muß also in der Endstufe liegen. Problematische Kondensatoren (Eroid, Malzbonbons, etc.) sind meines Erachtens nicht mehr vorhanden (wurden schon vorher ausgetauscht). Neben dem Übertrager sitzen noch zwei WIMA Kondensatoren (am Rand silber- und in der Mitte goldfarben mit roter Schrift versehen), welche noch alt sind. Die Funktion kann ich nicht zuordnen, da ich leider keinen Schaltplan zur Verfügung habe.

Die Spannung am Kathodenelko beträgt 6,3V
Am Gitter 1 der EL84 messe ich ca. 70mV

Gruß 8bitrisc
Detsi_Bell
Stammgast
#2 erstellt: 21. Sep 2013, 08:02
Hi!

8bitRisc schrieb:
Der Fehler muß also in der Endstufe liegen.

Sicher? Ich habe die übliche Schaltung nicht mehr wirklich im Kopf, aber war da nicht noch eine Vorstufe dazwischen, die Triode der EABC80?


Die Spannung am Kathodenelko beträgt 6,3V

Das sollte ja OK sein, mit dem 135Ohm Fußpunktwiderstand kommen ca. 46mA Ruhestrom raus, genau nach Datenblatt. Ich würde mal versuchen, ein Prüfsignal wirklich alleine auf die EL84 zu koppeln. Evtl. liegt das Problem doch schon weiter vorn.

Best: Detsi
8bitRisc
Inventar
#3 erstellt: 21. Sep 2013, 11:10
Hallo,
ja die EABC80 habe ich auch schon in Betracht gezogen. Wie erkenne ich, ob diese defekt ist ? Ich habe mir mal die Röhre aus meinem Loewe Opta Magnet geborgt und festgestellt, daß sich am Klang geringfügig etwas ändert (eine neue EABC80 habe ich leider nicht zur Hand). Im Stromlaufplan des Loewe habe ich gesehen, daß das Signal eines extenen Zuspielers über die Triode der EABC80 vorverstärkt wird. Das wird beim Nordmende sicherlich ebenfalls so sein. Ich werde mir den Vorstufenteil mal genauer ansehen.

Gruß 8bitrisc
Bertl100
Inventar
#4 erstellt: 22. Sep 2013, 10:41
Hallo zusammen,

die Triode der EABC80, die die Vorstufe zur EL84 ist, ist an sich relativ selten defekt.
Miss doch mal an der Anode der Triode die Spannung im Betrieb nach.
Dort müßten so grob 80V anliegen. Liegt deutlich über 100V, so ist die Triode verbraucht.
Liegen deutlich weniger an, ist womöglich einer der Widerstände in der Anodenversorgung der Triode hochohmig geworden. Oder der Enkoppel-C kurzgeschlossen.

Gruß
Bernhard
8bitRisc
Inventar
#5 erstellt: 22. Sep 2013, 19:45
Hallo,
an der Anode der Triode habe ich eine Spannung von 54V im Betrieb gemessen. Die Anode hängt an einem 220K Widerstand. Auf der anderen Seite des Widerstandes messse ich eine Spannung von 130V. Der Widerstand selbst ist noch in Ordnung (gemessen = 221K). Die Spannung am Ladeelko liegt im Betrieb bei ca. 270V. Ich muß jetzt mal schauen wo der 220K Widerstand angeschlossen ist. Desweiteren schaue ich mir die alten Scheibenkondensatoren an, welche sich direkt neben der EABC80 befinden.

Gruß 8bitrisc
Bertl100
Inventar
#6 erstellt: 24. Sep 2013, 18:34
Hallo zusammen,

nun, die 54V sind jetzt nach meiner Einschätzung nicht soo auffällig. So genau gehts da bei solchen Geräten nicht! Ich bin jetzt ehrlich gesagt auch nicht sicher, wie wir den Fehler am besten finden!

Gruß
Bernhard
Detsi_Bell
Stammgast
#7 erstellt: 24. Sep 2013, 20:33
Das Problem wird bei den 130V liegen, schätze ich, das gibt ja nur 0,35mA Anodenstrom. Das Datenblatt geht von 0,8mA aus, bei Ub 250V und Ra 200kOhm.

Korrektur:
OK, ich habe gerade in einem anderen Plan gesehen, daß man wohl tatsächlich mit extrem niedrigen Anodenströmen ausgelegt hat, dort waren es 2 x 200kOhm als Anodenwiderstand und auch nur ca. 0,4mA. Diese Ecke der Kurvenscharen sieht halt schon ziemlich verkümmert aus, aber es scheint noch zu funktionieren.

Dann weiß ich jetzt auch nix mehr....


[Beitrag von Detsi_Bell am 24. Sep 2013, 20:56 bearbeitet]
8bitRisc
Inventar
#8 erstellt: 25. Sep 2013, 18:54
Es sind zwei 220K Widerstände in Reihe geschaltet. Daraus resultiert dann wohl die niedrige Spannung. Einige Kondensatoren wurden bereits schon vor einigen Jahren von einer anderen Person ausgetauscht. Hoffentlich hat sich da kein Fehler eigeschlichen. Wie gesagt, einen Schaltplan habe ich leider nicht. Es handelt sich um den Typ Nordmende Turandot Chassis D14 863.614.00.
Wenn ich mir den mickrigen Übertrager so anschaue frage ich mich, ob das Gerät überhaupt mal einen ordentlichen Klang hatte. Bei meinem SABA Lindau mit der etwas leistungsschwächeren ECL86 ist der Übertrager größer.

Gruß 8bitrisc
Bertl100
Inventar
#9 erstellt: 25. Sep 2013, 19:30
Hallo zusammen,

nun, du sagst, dass jemand schon mal Kondensatoren getauscht hat. Hat dieser "jemand" auch die Cs für die "Bassanhebung" mit getauscht? I.a. sind das bei solchen Geräten mindestens einer am Lautstärkeregler in der Loudnessschaltung (am Abgriff des Reglers) und einer in der Gegenkopplung, ca. 50nF - 100nF groß.
Falls ja: dann könnte dein Gerät auch von einem bei solchen Geräten häufigeren Phänomen betroffen sein: Der Bass wird einfach zu stark angehoben, das passte wohl zur Musik aus der Zeit, wo das Gerät noch "jung" war. Heute kann das dazu führen, dass der Bass schnell übersteuert und/oder zu schwach gegengekoppelt wird.
Mit den originalen Kondensatoren ist hingegen der Bass durch die veränderten Eigenschaften der alten Cs NICHT angehoben - daher frage ich, ob die Cs auch getauscht wurden.
Abhilfe: die bereits getauschten Cs, die für die Bassanhebung zuständig sind vergrößern. Mindestens Faktor 2, eher 3 oder noch mehr.

Gruß
Bernhard
8bitRisc
Inventar
#10 erstellt: 25. Sep 2013, 20:58
Hallo,
sehr interessante Anmerkungen bzgl. der Kondensatoren.
Ja, am Lautstärkepoti befinden sich zwei neuere WIMA FKP-1 Kondensatoren (1x mit 0,015 / 1250 DC und 1x 4700 / 1250 DC beschriftet). Es sind wahrscheinlich die Werte 15nF und 4,7nF gemeint (der 4700er Kondensator ist kleiner als der 0,015er Kondensator). Ein weiterer Kondensator am Lautstärkeregler ist noch alt (0,01/160V). Das Poti hat sechs Abgriffe. Wie auch immer die zuzuordnen sind ?
An den Klangtasten "Sprache" und "Jazz" befinden sich noch die alten Kondensatoren.
An den anderen beiden Klangtasten sind keine Kondensatoren.
Am Tiefenregler wurde auch ein WIMA FKP-1 Kondensator eingesetzt (330 /1600- >> 330pF ??) .
Die Farbe der WIMA Kondensatoren ist blau. Heute sind sie rot.

Gruß 8bitrisc
8bitRisc
Inventar
#11 erstellt: 29. Sep 2013, 17:26
Nach längerem Suchen im Netz bin ich bzgl. eines Schaltplans vom Modell Turandot Chassis 618 fündig geworden. Dieser scheint bzgl . Beschaltung der Klangtasten und EABC80 zu meinem Gerät zu passen. Im Chassis 618 ist jedoch im Gegensatz zu meinem Gerät eine ECLL800 verbaut. Aber diese lasse ich mal aussen vor. Was mir aufgefallen ist, daß sich im Gerät ein Kondensator mit drei Anschlüssen befindet, welcher an den Schleifer des Lautstärkereglers und an das Gitter der EABC80 Triode angeschlossen ist. Ein Anschluß des Kondensators ist mit Masse verbunden. Der Kondensator ist quasi abgeschirmt. Hat man mit dieser Maßnahme versucht, Störeinstrahlung zu unterdrücken ??

Gruß 8bitrisc
Bertl100
Inventar
#12 erstellt: 29. Sep 2013, 17:46
Hallo zusammen,

ja, dieser Schaltungspunkt (g der Triode der EABC80) ist wohl der hochohmigste Punkt im ganzen Radio.
Der Innenwiderstand dort für tiefe Frequenzen ist der Gitterableitwiderstand, und der hat 10M!
Und gleichzeitig natürlich der (empfindliche) Eingang der NF-Stufe.
Man fängt sich dort also sehr einen Brumm ein.

Diese Gegend wurde daher immer sehr sorgfältig verdrahtet, oder gar durch Alu-Folie auf dem Gehäuse zusätzlich geschirmt. Manche Hersteller haben aber diese Spezial-Cs mit Schirm verwendet.
Es gab übrigens auch gleich aussehende Bauteile, die auch gleich noch den genannten 10M Widerstand mit eingebaut hatten!

Gruß
Bernhard
8bitRisc
Inventar
#13 erstellt: 29. Sep 2013, 19:00
Ja, 10MOhm Gitterableitwiderstand habe ich auch im Schaltplan stehen. Dieser wird auch im Datenblatt der EABC80 angegeben. Warum hat man die Röhre denn so ausgelegt, daß dieser so extrem hochohmig sein muß ? Typische Gitterableitwiderstände bei den ECC8x Röhren liegen sonst eher bei ca. 470k-1MOhm.
Bertl100
Inventar
#14 erstellt: 30. Sep 2013, 05:33
Hallo zusammen,

ja, die typischen Gitterableitströme liegen bei 470k bis 1M bei NF-Röhren.
Da wird aber die negative Gittervorspannung i.a. durch einen Kathodenwiderstand erzeugt.
Damit liegt die Kathode z.b. auf 2V, das Gitter auf ca. 0V.
Bei Stufen mit geringer Eingangsspannung kann man aber auch die Gittervorspannung durch den Anlaufstrom des Gitters erzeugen. Läßt man das Gitter offen, lädt es sich nämlich negativ auf, weil Elektronen von der Kathode das Gitter treffen.
Damit das ganze besser definiert ist, läßt man das Gitter nicht DC-mäßig offen, sondern nimmt meist 10M als Gitterableitwiderstand.
An diesem fallen dann in etwa -500mV bis -1V ab. So genau messen kann man das mit einem handelsüblichen Multimeter nicht, weil das ja auch 10M Eingangswiderstand hat.

Bei einer ECC83 sind beide Methoden möglich. Bei der EABC80 nur die mit dem Anlaufstrom, weil die Kathode hier zwangsläufig auf Masse liegen muß. Der entsprechende Pin ist nämlich auch Masse für die AM-Diode, eine der FM-Dioden und der Schirmbleche.

Gruß
Bernhard
8bitRisc
Inventar
#15 erstellt: 03. Okt 2013, 15:21
Hallo zusammen,
das Radio spielt jetzt ordentlich.
weiter oben habe ich geschrieben:

An den Klangtasten "Sprache" und "Jazz" befinden sich noch die alten Kondensatoren.

Da habe ich mich versehen; es sind die Tasten "Bass" und "Jazz". Beim alten Kondensator an der "Bass" Klangaste handelte es sich noch um einen Eriod Typ, was ich übersehen habe und den Kondensator daher als unproblematisch eingetuft habe. Dieser wurde jetzt ausgetauscht. Desweiteren schrieb ich:

Am Tiefenregler wurde auch ein WIMA FKP-1 Kondensator eingesetzt (330 /1600- >> 330pF ??)

Laut dem gefundenen Stromlaufplan muß hier ein 470pF Kondensator sitzen. Ich habe den Kondensator daher getauscht.
Was mir jetzt noch nicht gefällt ist der schlechte Empfang auf allen Wellenbereichen. Auf AM geht gar nichts und auf UKW bekomme ich nur einen Sender wirklich stark und sauber rein. Alllerdings ist das bei meinen Röhrenradios Loewe Opta Magnet und einer kleinen Philips Philetta ebenfalls so. Meine zwei SABA Lindau 18 sind dagegen gut und empfangen viele Sender mit ordenlichem Pegel. Ich werde mir aus den letztgenannten Radios mal die ECC85 und ECH81 borgen und in das Nordmende einsetzen. Wenn sich der Empfang bessert, muß ich mich nach neuen Röhren umschauen.

Gruß 8bitrisc


[Beitrag von 8bitRisc am 03. Okt 2013, 15:23 bearbeitet]
8bitRisc
Inventar
#16 erstellt: 03. Okt 2013, 21:43
Ich habe festgestellt, daß der Austausch der ECH81 die Empfangsleistung etwas verbessert hat.
Auf AM geht jedoch weiterhin nichts. Das ist aber auch nicht so schlimm.


[Beitrag von 8bitRisc am 03. Okt 2013, 21:59 bearbeitet]
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