Technics SH-AC500D tot / defekt - erfolgreich wiederbelebt

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childofman
Stammgast
#1 erstellt: 21. Apr 2016, 12:35
Hallo Zusammen,
kurzer Reparaturbericht zu surround Decoder Technics SH AC500D.

Zum Gerät selbst: Sicher kein high-end, eher Mittelklasse, aber als einer der wenigen Solo-Surround-Decoder aus der Zeit um 1999 Dolby 5.1 und DTS fähig. Panasonic (damals noch unter dem Firmennamen Matsushita) war in dieser Zeit bereits leider schon deutlich auf dem Spartrip und vermarktete Technics zwar durchaus als gehobene Mittelklasse im Hifi Bereich lieferte aber in der Regel oft nur noch gerade befriedigende Qualität - zumindest auf dem europäischen Markt. Speziell bei diesem surround decoder kann man das an diversen Einzelheiten deutlich sehen:

1) Plastikfront
2) Platinenbestückung und Verarbeitung der Platine

Jahrzehntelang war beim Öffnen von Technics Geräten klar gewesen, dass das was da auf dem Tisch steht, aus der Konusuke Matsushita Familie kam, denn das was da zu sehen war, war bis zu 90 Prozent aus Eigenfertigung, vom Transistor über den Widerstand bis hin zu den Kondensatoren. Ab Mitte der 90er Jahre war das dann nur noch im professionellen Matsushita Segment der Fall: Panasonic DAT Recorder, Panasonic Broadcast Kameras und teilweise RAMSA (Musikerequipment/PA). Technics (als HIFI Segment) wurde ausgelagert, produziert wurde für den europäischen Markt im unteren und mittleren Preisbereich in der Tschechoslowakei und Malaysia. Nur wenige wirklich wertige und teure Geräte wurden noch in Japan produziert.

Zurück zum SH-AC500D: Der Straßenpreis lag damals (um 1999) so um die 800 Mark. Besonders erfolgreich war das Teil nicht. Vor allem in Amerika wurde der Decoder zuletzt für rund 300 Dollar "verramscht".

Für mich wurde der Decoder im vergangenen Jahr nur deshalb interessant, weil er in Kombination mit einer eher High-End Stereoanordnung eine Entkopplung eines Plasma TV über die optischen Eingänge erlaubt, inklusive einer Surround Anbindung einer getrennten Anlage zur Filmtonwiedergabe wahlweise Dolby oder DTS. Ersteigert für relativ teures Geld bei Ebay und wider erwarten durchaus in gutem Zustand und voll funktionstüchtig. Bis Ostern.
Am Ostersonntag war Schluss. Gerät ausgeschaltet (tatsächlich am Gerät, nicht nur standby über Fernbedienung) und danach komplett tot. Kein Display, keine LED - absolut kein Zeichen von Strom, obwohl am Netz angeschlossen.

Soviel zur Vorgeschichte.

Reparaturbericht:

SH AC 500 Detail Blockdiagramm

Nach Öffnen des Gerätes festgestellt, dass die Feinsicherung (630 mA T) durch war (Pfeilmarkierung im Blockschaltplan). Insbesondere am frei aufgebauten Gleichrichter und an allen Regulatoren in diesem Zweig - inklusive dem Spannungswandler deutliche braune Verfärbungen auf der Platinenoberseite. Auch an den dort gesetzten Sicherungs- und Vorwiderständen. Schaltplan studiert und ohne weitere Tests (nur Feinsicherung wechseln und auf erneutes Durchbrennen warten) beschlossen diesen Teil (auch wegen der Temperaturspuren) grundlich zu "warten" bzw. neu aufzubauen.
Da die Sicherung nur dieses Schaltplansegment (im Bild oben) absichert die Fehlersuche darauf beschränkt - insbesondere auch weil alle Muting/Reset und sonstigen Funktionen zum Schutz und Einschalten dort nachgelagert folgen.

Grundsätzlich ein wenig über den Aufbau geärgert, da trotz 2 Trafos der Hauptschalter (Netz) des Gerätes HINTER dem zweiten Trafo hängt und somit beide Trafos IMMER am Stromnetz sind. Fernbedienung und standby hin oder her, das hätte man sicher eleganter aufbauen und lösen können.

Ausschnitt Schaltplan:

Ausschnitt Schaltplan SH AC 500 Technics

Erläuterungen: Insbesondere am/um den Spannungsregler Q701 und dem Spannungswandler IC701 (BA033T) (6.2V auf 3.3V) und den Vorwiderständen R701, R702, R703 und R704 und an den Dioden D701 bis D704 und D707 war die Platine deutlich braun verfärbt. (Pfeile) Der Siebkondensator C703 (16V / 4700µF) war offensichtlich schon mal ersetzt worden: Unter ihm fanden sich deutliche Klebereste, der Kondensator selbst war aber nie geklebt worden und gehörte eher zu einer "Billigmarke" die sich deutlich vom Rest der Bestückung abhob. (Roter Punkt links vom Gleichrichterensemble). Weitere verdächtige Kondensatoren C708 und C710, wobei C710 statt mit 6.3V mit 63V bestückt war...
Nachdem sämtliche Bauteile in dem Zweig noch erhältlich waren: Austausch sämtlicher relevanter Komponenten: Transistoren 2x 2SD2137, 2x 2SC1740S und Spannungsregler 1x BA033T, sämtliche Elkos in diesem Bereich (alle nur 85 Grad im Original) und sämtliche 1N4003 Dioden. Daneben auch Ausstausch der Vorwiderstände - auch wenn die sich beim Nachmessen als ok herausstellten: 2x 2.2 Ohm 0.5 Watt 2x 3.9 Ohm 0.5 Watt. Alle wurden durch 0.6 Watt Metallschicht ersetzt (Vorher Kohle). Ein heftiger Kandidat war C711, der 6.3V Kondensator sollte eigentlich 47 µF besitzen, hatte aber nur noch runde 32 µF, was selbst bei 20% Toleranz reichlich zu wenig war. Die Hauptverdächtigen Kondensatoren / Siebelkos zeigten zwar beim Durchmessen noch halbwegs passende Werte - da aber eine ESR Messung nicht möglich war, wurden sie pauschal durch neue Panasonic LowESR ersetzt.
Beim Einbau des neuen BA033T wurde ihm ein kleiner Kühlkörper spendiert, in der Erwartung, dass der Spannungsregler im Normlbetrieb deutlich Hitze entwickeln könnte. Beim Betrachten der Platine kann man allgemein feststellen, noch nie sowas schludrig mit Lötlack Vollgeschmiertes und mit Billigteilen Versehenes von Panasonic in der Hand gehalten.

Start nach Reinigung und Ersatz völlig problemlos: Nach rund 1 Stunde Betrieb Temperaturen an allen relevanten Bauteilen (Transen/Dioden/Spannungsregler/Widerstände/Trafo) max etwa 30 Grad. Trafo noch am wärmsten, dann beim Zusammenbau realisiert, dass der Entwickler den Haupttrafo so gestaltet hat, dass er eben mit dem Deckel des Gerätes (Metall) schließt - damit als Zusatzfixierung aber auch offenbar als Kühlblech funktioniert. 24 h Stunden Test erfolgreich abgeschlossen. Alles fuktioniert.

Fazit zum Gerät: Zwar im Alltag recht praktisch und mit DTS Dekodierung in dem Markt- und Preissegment damals praktisch alleinstehend und klanglich ganz ok erscheint mir das Teil für den damaligen Verkaufspreis völlig überbezahlt und zu billig produziert.

Hoffe, dass der Erfahrungs- und Reparaturbericht dem ein oder anderen vielleicht weiterhilft.
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