Onkyo TX-SR508 Endstufendefekt

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olimuc
Inventar
#1 erstellt: 30. Jun 2020, 22:13
Hallo zusammen,

mir ist ein defekter Onkyo TX-SR508 zugelaufen. Wie der Defekt entstanden ist weiß ich nicht, aber das Gerät lässt sich nicht einschalten. Der Trafo beginnt zu summen und das Traforelais klickt, die LS-Relais schalten aber nicht frei und das Display bleibt dunkel, Standby blinkt.

Quick and dirty habe ich die Endstufen-Transistoren durchgemessen, und siehe da: bei Q6064 zeigt der A1941 in allen Messkombinationen 001 und bei Q6054 zeigt der C5198 in allen Messkombinationen 001. Die sind also durch. Zufällig habe ich exakt so ein Pärchen vorrätig.

20200630_201830

Zum Tausch muss ich die Kiste allerdings komplett zerlegen, wobei mir die Steckverbindungen der Flachkabel zu schaffen machen. Gibt es da einen Kniff? Die einen Stecker muss man nach hinten klappen und dann kann man das Flachkabel problemlos rausziehen, aber die andere Sorte ist von oben draufgesteckt und zwei Nasen rasten seitlich ein, wie zieht man die ab?

20200630_202329

Und natürlich die grundsätzliche Frage: Warum könnten die beiden A1941 und C5198 abgeraucht sein? Hitzestau wegen eingebautem Gerät? Wo sollte ich noch messen bzw. prüfen, da ja evtl. noch andere defekte Bauteile vorliegen?

Pläne/SM habe ich noch organisiert.


[Beitrag von olimuc am 30. Jun 2020, 22:19 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#2 erstellt: 30. Jun 2020, 22:36
Ich würde den Emitterwiderstand R6104 noch prüfen, ob er hochohmig geworden und die Zener-Diode D5004. Letztere muss man auslöten und nach Möglichkeit mit dem Komponententester prüfen. Da sie 5,5V hat sollte das klappen. Ansonsten bleibnt Dir wohl nicht viel übrig, als die anderen Halbleiter einzeln zu prüfen. Hattest Du überhaupt eine Box an SR angeschlossen? Es ist schon selten, dass dieser Kanal kaputt geht und dann noch beide Transistoren komplett betrifft. Das habe ich noch nicht erlebt. In der Regel ist Schluss, wenn eine Seite durch ist. Ist natürlich auch kein Trost, den Preis für seltene Defekte gewonnen zu haben.
Meine Vermutung: Die Zenerdiode hat schlapp gemacht und die Ruhestromregelung durcheinander gebracht.

Zu Deiner Frage:
Diese Steckverbindung habe ich noch nicht gehabt. Du solltest versuchen, das obere weiße Plastikteil nach unten zu drücken und dann das Kabel nach oben zu .ziehen. Es sieht ähnlich aus wie manche Verbinder bei Pioneer. Auf jeden Fall sollte es ohne viel Kraft gehen.


[Beitrag von CarlM. am 30. Jun 2020, 22:37 bearbeitet]
olimuc
Inventar
#3 erstellt: 30. Jun 2020, 23:48
Hallo Carl,

schön dich wieder an Bord zu haben

Ich habe auch noch Q6044 (ist ein A1930) und Q6034 (ist ein C5171) identifiziert, die haben auch auffällige Werte. Das sind doch exakt die Treiber für die beiden defekten Endstufen-Transistoren Q6064 und Q6054, oder?

Boxen hatte ich nicht angeschlossen, da der Onkyo ja komplett tot ist.

Mit R6104 lagst du schon mal richtig, der liegt bei 15k statt ca. 0,4 und somit "leicht" darüber Was ist hier das exakte Soll für Ersatz?

D5004 habe ich noch nicht geprüft, die liegt echt ungünstig eng zwischen zwei Bauteilen.
CarlM.
Inventar
#4 erstellt: 01. Jul 2020, 00:04

olimuc (Beitrag #3) schrieb:

Boxen hatte ich nicht angeschlossen, da der Onkyo ja komplett tot ist.


Ich meinte natürlich zum Zeitpunkt des erstmaligen Defekt-Auftretens.

Zu Deinen Fragen:
Es ist ja kaum möglich, sinnvoll unter Spannung zu messen. Dann löte ich immer alle Halbleiter aus, soweit dies relativ gut geht. Man muss natürlich gucken, wie einfach das geht und welche Qualität die Platine hat. Ich habe auch schon Denon- und Marantz-Platinen gehabt, die fast keine Reparatur zugelassen haben ... Also bei den definitiv defekten beiden Endstufen-Transistoren anfangen und dann beurteilen/abwägen, was machbar ist.

Wenn alle Halbleiter ausgelötet sind, kann man die Widerstände auf der Platine ausmessen.

Ich lese einmal ein wenig in der Kristallkugel - sprich: ich spekuliere: Da würde ich eher annehmen, dass der auslösende Fehler sehr viel weiter vorne als bei den direkt vorgelagerten beiden Treibern liegt.

p.s.
Ich bin gerne "dabei", freue mich aber auch, wenn sich weitere Foristen beteiligen. Ich bemühe mich stets, habe aber auch schon einmal einen Bock geschossen ... ist peinlich, passiert aber.


[Beitrag von CarlM. am 01. Jul 2020, 00:08 bearbeitet]
olimuc
Inventar
#5 erstellt: 01. Jul 2020, 00:11
Böcke haben wir alle schonmal geschossen

Deine Vermutung mit den Kabelklemmen stimmt: runterdrücken und Kabel rausziehen

Zum Fehlerbild: Hochohmiger R6104, zwei defekte Treiber und die dazugehörigen Endstufen reichen nicht? Meinst du da ist noch etwas (viel) weiter davor?

Wie sich der Defekt ankündigte, kann ich nicht sagen, von Anwenderfehler über Überforderung bis hin zu Bauteilschwäche ist alles möglich.

Ich mache morgen noch mit den anderen Bauteilen "in der Gegend" weiter, Sichtprüfung ist aber unauffällig.


[Beitrag von olimuc am 01. Jul 2020, 00:13 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#6 erstellt: 01. Jul 2020, 00:17

olimuc (Beitrag #5) schrieb:

Zum Fehlerbild: Hochohmiger R6104, zwei defekte Treiber und die dazugehörigen Endstufen reichen nicht? Meinst du da ist noch etwas (viel) weiter davor?


Naja, zumindest solltest Du die anderen Halbleiter auf der Platine auf Schlüsse prüfen. Ich will nicht prahlen, habe aber diverse AVR aus demselben Haus (Pioneer, Denon Marantz, Onkyo) repariert. Wenn es einen Endstufenschaden gab, war fast immer auch die Zenerdiode defekt. Und die liegt hier ziemlich weit vorne ...
olimuc
Inventar
#7 erstellt: 01. Jul 2020, 09:19
R6104 ist ein 2x 0,22 Ohm 2 Watt, der ist garnicht so leicht zu finden, ich würde evtl. 2 Stück nehmen und nebeneinander setzen, das sollte doch auch gehen?
CarlM.
Inventar
#8 erstellt: 01. Jul 2020, 09:40
Na klar geht das. Ich nehme fpr diese Zwecke meistens Metallfilm-Widerstände wie diese hier:
https://www.voelkner.de/search/search.html?keywords=0%2C22+Ohm

Noch ein Tipp:
Wenn Du die durchlegierten defekten Halbleiter entfernt hast, kannst Du die vorgelagerte Treiberstufe noch einmal prüfen.
Denke bitte daran, dass Du bei einem AVR mehrere identische nicht defekte Endstufen zum Vergleich hast.
Man kann also auch schon bei gezogenem Netzstecker mit dem Diodentester oder im Widerstandsmessbereich eine ganze Informationen gewinnen.
olimuc
Inventar
#9 erstellt: 01. Jul 2020, 11:28
Danke für den Link, das bestätigt meine getätigte Bestellung Die Treibertransistoren habe ich auch bestellt.

Die beiden Endstufentransistoren kann ich ja schon mal austauschen, die habe ich ja zufällig schon da. Heute Abend messe ich mal die anderen Bauteile weiter, der Vergleich mit den intakten Kanälen ist dabei praktisch
olimuc
Inventar
#10 erstellt: 01. Jul 2020, 21:18
So, Endstufentransistoren sind ausgetauscht und siehe da, die Treiber zeigen jetzt analoge Werte zu den anderen Kanälen.

Die Werte der neuen Endstufentransistoren weichen etwas von den Vergleichskanälen ab (jeweils eine Messspitzenkombi mit OL im Gegensatz zu den Vergleichskanälen), aber es fehlt ja noch R6104, den habe ich ausgelötet und eine Seite ist tatsächlich durchgebrannt (OL).

Edit: Die beiden Endstufentransistoren A1941 und C5198 sind übrigens wirklich durch und zeigen bei allen Messkombis den Wert 001.


[Beitrag von olimuc am 01. Jul 2020, 21:57 bearbeitet]
CarlM.
Inventar
#11 erstellt: 02. Jul 2020, 00:17
Wo hast Du die Ersatz-Transistoren her? Seriöse Quelle?

Was mich noch stutzig macht:
Der Normalfall ist, dass einer der beiden Transistoren kaputt geht. In der Folge fließt dann auch durch den zweiten Transistor zuviel Strom. Nachdem dann aber einer der Emitterwiderstände durch ist, hat das Schauspiel sein Ende gefunden. Die Emitter-Kollektor-Strecke ist dann nahe 0 Ohm. Die Verbindung zur Basis ist dann aber häufig nicht mehr verhanden und deshalb hochohmig.

Nun gut .... wenn der Vorbesitzer einen Kurzschluss am LS-Terminal verursacht hat, kannst Du Glück haben, dass nun schon alles wieder okay ist.
Leider funktioniert die Glühlampen-Methode auch nicht bei jedem AVR. Du solltest es aber probieren. Wenn die Glühlampe sehr hell brennt, ist noch etwas kaputt. Wenn die Lampe nach kurzem aufblitzen eher schwach leuchtet und das Gerät nicht "durchschaltet" versuche es trotzdem nochmals ohne Glühlampe.


[Beitrag von CarlM. am 02. Jul 2020, 00:22 bearbeitet]
olimuc
Inventar
#12 erstellt: 02. Jul 2020, 08:49
Ja, die Transistoren habe ich aus einer seriösen Quelle und schon bei meiner Teufel-Sub-Reparatur eingesetzt, die ja erfolgreich war. Die beiden jetzt beim Onkyo eingebauten Exemplare hatte ich damals als Backup bestellt, aber dann nicht gebraucht.

Den Glühlampentest probiere ich auf alle Fälle, mal sehen wie das Gerät reagiert.

Morgen sollte ich den Ersatz für R6104 bekommen.
olimuc
Inventar
#13 erstellt: 03. Jul 2020, 17:39
So, Widerstände eingelötet, Gerät zusammengebaut und:

Gleicher Defekt bzw. defekte Komponenten wie zuvor

Der Glühlampentest hatte das Gerät garnicht erst einschalten lassen, dafür braucht es mit fast 500 Watt Leistung zu viel Power.

Nach dem Einschalten klackten auch brav die LS-Relais, aber ich merkte sofort, dass der Kühlkörper ordentlich warm wurde.
Da ist also noch ein Defekt (viel) weiter vorne, den ich aber nicht mehr beseitigen werde, dafür liegt mir zu wenig an dem Gerät, und die Zeit investiere ich lieber in andere Reparaturprojekte

Stattdessen wird es ein guter Teilespender mit ausreichend intakten Endstufentransistoren, LS-Relais, LS-Terminals etc.

Man kann nicht immer gewinnen
CarlM.
Inventar
#14 erstellt: 03. Jul 2020, 19:15
Ist ja einserseits okay .... andererseits ist diese Endstufe fast minimalistisch aufgebaut. So wenig Teile wie sie hat, könnte man ja fast alles einfach austauschen. Das sind weniger als 10 EUR Kosten.
Andere Strategie, diese Stufe stilllegen, indem Du alles auslötest, was Verbdingung zu den Railspannungen hat. Falls es Drahtbrücken gibt, die an zentraler Stelle die Verbindung zwischen dieser Endstufe und den Rails herstellen, wäre es ja noch einfacher. Vielleicht geht das Gerät dann jedenfalls im Stereo-Modus.

olimuc
Inventar
#15 erstellt: 03. Jul 2020, 21:49
Dein Überzeugungsversuch ehrt dich

Da zwei Kanäle betroffen sind und zu den Teilen auch immer die dämlichen Versandkosten kommen, kommt da schon was zusammen. Meist muss man ja bei mehreren Quellen bestellen Und das Teil ist leider soooo hässlich

Der Gedanke mit dem Stilllegen und dann stereo zu nutzen ist aber durchaus interessant ... hmm ...
Steve71x
Schaut ab und zu mal vorbei
#16 erstellt: 21. Mai 2021, 22:39
Ist zwar schon ein paar Tage alt ... aber falls jemand das gleiche Problem hat, habe ich ein Video gemacht, wie man das repariert. Die Endstufen sind bei Onkyo seit Generationen immer gleich aufgebaut und es gehen immer die gleichen Teile kaputt. Habe schon zig dieser Dinger repariert.
https://youtu.be/vtYrQxPQm74
Gruß
Steve71x
Poetry2me
Inventar
#17 erstellt: 24. Mai 2021, 14:27
Danke für die gute Dokumentation und die Anregungen

Die Endstufenschaltung ist durch die Stromquelle am Eingangsdifferenzverstärker etwas hochweriger, als bei den Mainstream AV-Receivern, z.B. Yamaha. Erst bei höherwertigen Modellreihen findet man es sonst.

Die ursprünglich durchgebrannten Bauteil (Endtransistoren Q6054 und Q6064, die Treibertransistoren Q6034 und Q6044 und der Emitterwiderstand R6104) gehören wohl zur SR (Surround Right) Endstufe.

Für den identisch aufgebauten Front Left (FL) Endstufenkanal des Onkyo TX-SR508 habe ich mal den Schaltplan etwas bearbeitet und die einzelnen Schaltungsstufen farbig markiert. Die Soll-Spannungen im Betrieb ohne Signal habe ich hellgelb markiert. Ich hoffe das hilft bei zukünftigen Reparaturen.

Onkyo TX-SR508 schematic detail front left FL power amp stages marked


- Johannes


[Beitrag von Poetry2me am 24. Mai 2021, 14:31 bearbeitet]
Steve71x
Schaut ab und zu mal vorbei
#18 erstellt: 24. Mai 2021, 23:15
Klasse dargestellt!
Hab mir das Bild gleich mal archiviert für die nächste Reparatur
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