Anschluss UKW-Antenne an NAD-Receiver ohne Coax

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eenBerliner
Hat sich gelöscht
#1 erstellt: 04. Mrz 2015, 00:24
Liebes Forum,

ich habe mir einen gebrauchten NAD Receiver (Modell 7020e) gekauft und habe zwei Fragen zu dem Anschluss einer UKW-Antenne.

Am Gerät ist eben keine Coax-Buchse für die UKW-Antenne verbaut, sondern es befinden sich an der Geräterückseite vier einzelne Klemmbuchsen für Antennenkabeldraht, die wie folgt gekennzeichnet sind:

1. Buchse "300 Ohm - FM Antenna"
2. Buchse "75 Ohm - FM Antenna"
3. Buchse "G" [Ground] - FM Antenna"
4. Buchse "AM Antenna"

Frage Nr. 1: An welche der drei UKW-Antennen-Buchsen schließe ich korrekt eine stinknormale Dipol-Wurfantenne an? (Coax-Buchse abgeschnitten, beide Drahtenden sind abisoliert.)

Frage Nr. 2: Mit welcher heute noch zu kaufenden Antenne - außer der Wurfantenne - erreiche ich im Zimmer guten, rauscharmen UKW-Empfang? Kann ich z.B. DVBT-Antennen zweckentfremden?

Liebe Grüße von

Robert!
Radiowaves
Inventar
#2 erstellt: 04. Mrz 2015, 00:47
Hallo Robert,

diese Form des Antennenanschlusses habe ich noch nicht gesehen - wieder mal was (für mich) neues.

Der Beschriftung nach würde ich den 300-Ohm-Anschluss zwischen der 75-Ohm-Klemme und der 300-Ohm-Klemme vermuten. Die Innenschaltung wäre durchaus interessant...

Also mal die beiden Drahtenden bei 75 und 300 rein und schauen, was geht. Die Wurfantenne ist ein Schleifendipol wie dieser hier? Oder hat sie keine Schleife, sondern nur T-förmig aufgespreizte Drähte mit "Aufreißschutz"?

Im Zimmer ist ja fast alles andere als eine Wurfantenne unpraktikabel. Zimmerantennen sind meist nicht besser - gerne sind es gestreckte Dipole (60 ... 75 Ohm), die dann trotz ihrer Symmetrie oft an den unsymmetrischen 75-Ohm-Anschluß angeschlossen werden, was nicht sonderlich genial ist. Eingebaute Verstärker dürften in Berlin unsinnig bis schädlich sein - kommt eh genug Bumms rein, oft sogar zuviel.

Wichtig wäre eher gute Ausrichtung der Wurfantenne. Im Stadtgebiet hat man es oft mit Reflexionen von Gebäuden zu tun, dann zischelt und zwitschert es oder gibt im Takte der Modulation übles Krachen. In Ostberlin sind die Scholzplatz-Sender eher schlecht zu empfangen (Kulturradio, Inforadio, Funkhaus Europa, 88acht), im westlichen Westberlin eher die Alexanderplatz-Sender. Die, die man jeweils vor der Tür hat, knallen brutal stark rein und die anderen sind schon zu weit weg.

DVB-T läuft oberhalb 450 MHz und hat völlige Antennen-Fehlanpassung für UKW. Das geht in Berlin mitunter dennoch, weil die UKW-Sender so nah und stark sind. Technisch sinnvoll ist es nicht. DAB und UKW geht gerne zusammen (paßt auch nicht, liegt sich aber näher), DAB läuft dabei meist noch via UKW-Antenne mit.

Ich habe hier am Plänterwald einen sogar fehlangepassten getreckten 75-Ohm-T-Dipol am unsymmetrischen Koaxkabel hinterm Schrank und gehe auf einen typischen Koax-Eingang. Dafür, daß ich kein terrestrisches Radio höre, reicht das vollauf.
eenBerliner
Hat sich gelöscht
#3 erstellt: 04. Mrz 2015, 07:14
Hallo Radiowaves,

vielen Dank für Deine Hinweise! Meine "Antenne" ist wirklich nur ein aufgespreizter Draht, T-förmig, unten am (ehemaligen) Coax-Stecker sind's zwei Litzen, nach dem Plastikzwischenstück in der Mitte sind es nur noch je eine Litze links und rechts. Ich dachte immer, dass nennt man auch noch Dipol...

Ja, die Anschlüsse sind auch hinsichtlich der Beschriftung merkwürdig:

Antennenanschlüsse am Receiver NAD 7020e

In der Gebrauchsanleitung, die ich als englischsprachiges PDF im Netz gefunden habe, steht zum Anschluss eines Dipols: "[...] The 'vertical' section of the T [Form der Dipol-Antenne] goes to the tuner's antenna terminals. Connect its two wires to the 300 Ohm input terminals. [...]" Das Problem ist bloß: es gibt bei diesem Receiver keine zwei Anschlüsse, die mit 300 Ohm beschriftet sind, nur einen mit 300 Ohm und einen mit 75 Ohm.

Also muss ich davon ausgehen, dass ich, so wie Du es gesagt hast, einen Anschluss an "300 Ohm" hinbekomme, wenn ich die beiden Drähte der Wurfantenne bei 300 und 75 Ohm einstecke?

Wenn ich das so mache, empfängt er eine ganze Menge Berliner Sender - vorausgesetzt, die Wurfantenne liegt nicht hinter dem Regal, sondern hängt möglichst hoch im Zimmer (was ja auch klar ist). Allerdings gibt es hohe Qualitätsunterschiede der Senderqualitäten (starkes oder kein Rauschen, Umschalten zwischen Mono- und Stereo-Empfang), die sich auch noch ändern, wenn ich die T-förmigen Drähte drehe und mal hier, mal dort hin halte.


Im Zimmer ist ja fast alles andere als eine Wurfantenne unpraktikabel. Zimmerantennen sind meist nicht besser


Gibt es denn eine bestimmte Wurfantennenbauart, die das "Maximum" darstellt? Ich meine, gibt es bereits antennenseitig zwischen einem Kleiderbügel aus Draht, meinem gespreizten Draht (lag mal einem Streaming-Radio mit UKW-Empfang bei) und einem echten 7-Euro-Dipol von Hama Empfangsqualitätsabstufungen?

Liebe Grüße von

Robert!
Bollze
Inventar
#4 erstellt: 04. Mrz 2015, 10:43
Die Ableitung der handelsüblichen Wurfantenne aus Flachbandkabel ("Schlaufendipol") ist zwischen den Port 75 und 300 Ohm anszuschliessen. Er hat 300 Ohm.

Leider wird frei nach den Motto, "Grösser ist besser" in Deutschland meist der 1,80 Meter Dipol verkauft. Für unseren UKW- Empfang sind die ca. 1,4 ..1,5 Meter Modelle optimal. Die 1,8 Meter Version ist für die russische ORIT Norm, die mit anderen Frequenzen im UKW- Bereich arbeiten.

DVB-T Antennen für UKW bringen normalerweise nichts. Aktive UKW- Zimmerantennen bringen bei hochwertigen Tunern normalweise auch nichts.
Die Wurfantenne mit ca. 1.40 Meter ist schon ziemlich gut. Gut auch, dass der NAD mit den 300 Ohm Anschluss die optimale Anpassung für diese Antenne anbietet. Diese Antenne muss man optimalerweise horizontal, gestreckt und quer zur Richtung Sender ausgerichtet werden. Nun kann man so durch das Wohnzimmer laufen, um einen optimalen Standort für die Antenne suchen. Dummerweise findet man den besten Empfang meist mitten in den Wohnzimmer.
Innerhalb der vier Wände ist ein Antennenstandort meist nicht optimal. Wände, Decken, Fussböden (Stahlbeton), Installationen ( Wasser Strom) usw. dämpfen und können unerwünschte Reflektionen erzeugen usw. Zahlreiche Störer befinden heute in einen Wohnzimmer, Schaltnetzteile / Flachbildschirme usw, die auch ein Rauschen erzeugen können.


Berlin ( die "UKW Hölle" ) hat mehrere Senderstandorte. z.B. der "Heizer" am Alex , Scholzplatz, Schäferberg usw. Die Radio- Stationen arbeitet mit sehr unterschiedlicher Leistung. Der Abstand zum Sender spielt auch eine Rolle. Logischerweise fallen die Sender in Berlin meist aus verschiedenen Richtungen ein und die hier verwendete Wurfantenne hat schon eine gewisse Richtwirkung.
Hat man einen starken Senderstandort direkt vor der Haustür, z.B. den Alex, kann diese "Übermacht", den Empfang schwächerer entfernte Stationen negativ beeinflussen. Für das Optimum, sind dann gut geschirmte, grosssignalfeste und trennstarke Tuner erforderlich. Antennenverstärker und aktive Antennen sollte man dann meiden.


Die Senderleistung der jeweiligen Sender kann u.a. über Wikki rausbekommen.

z.B. Alex :
http://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_Fernsehturm




Bollze


[Beitrag von Bollze am 04. Mrz 2015, 10:59 bearbeitet]
Radiowaves
Inventar
#5 erstellt: 04. Mrz 2015, 12:06
Wenn Du wirklich nur eine vorn zum T aufgeschlitzte Flachbandleitung hast statt einer Schleife, dann liegen etwa 75 Ohm vor - das solltest Du auch mal zwischen G (für "GND" - ground, Erde) und 75 Ohm versuchen. So richtig passt der da nicht, weil dieser Anschluß unsymmetrisch ist, Dein Dipol aber symmetrisch. Eigentlich wäre er anzupassen durch ein entsprechendes Anpassglied (Symmetriertrafo für Hochfrequenz). Viel Aufwand...

Falls Dir ein UKW-Schleifendipol in die Hände fallen sollte wie dieser hier, schneide den Koaxstecker ab und gehe mit den beiden Drähten zwischen 75 und 300 Ohm in die Klemmen. Wenn das korrekt beschriftet ist, wäre das wohl die richtige Version.

Du machst nichts kaputt, wenn Du auch mal zwischen G und 300 probierst. Die Beschriftung ist wirklich seltsam.

Bollzes Anmerkung zur Dipol-Länge ist berechtigt. UKW mit einer Mittenfrequenz von etwa 98 MHz hat eine Wellenlänge von etwa 3.06 Meter, unter Berücksichtigung des sogenannten Verkürzungsfaktors des Flachbandkabels (man kann grob 0.95 ansetzen für den hier benutzten Zweck, einen genauen Wert bekommt man sowieso nicht) also 3.06 × 0.9 = 2.90 Meter. Und davon die Hälfte (Halbwellendipol) sind 1.45 Meter - genau was Bollze geschrieben hat.

Als ideal betrachte ich einen symmetrisch angeschlossenen (offenbar zwischen 75 und 300), etwa 1.45 Meter langen Schleifendipol.

Der Dipol muß horizontal straff gespannt sein, darf nicht einfach hinter einem Schrank herunterhängen. Ich habe ihn hinter ein CD-Regal getackert, für meinen Zweck des UKW-Nichthörens reichts. Am Aufhängeort sollten sich keine Störer befinden: Schaltnetzteile, auch LED-Lampen-Netzteile, CD-Player, Computer, ... das wird sonst alles mit empfangen und kann Rauschen bringen.

Hausantenne oder Kabelanschluß sind nicht vorhanden? Oder die Möglichkeit, eine Antenne im Dachboden anzubringen (so das Dach nicht mit Bleck bedeckt ist...)?

Welche Ecke von Berlin wohnst Du?

Beachten: der Dipol empfängt bevorzugt aus beiden Halbräumen senkrecht zur Aufhängung. Andersherum: er unterdrückt Signale, sie auf die "Spitze" der T-förmig ausgestreckten Drähte fallen und bevorzugt Signale, die quer dazu auf die volle "Antennenbreite" fallen. Damit wird das ganze ausrichtungsabhängig. Doof, wenn die beste Ausrichtung ausgerechnet die ist, die irgendwie quer im Wohnimmer liegt. Gut, wenn es die ist, die man hinter der Gardinenleiste hat.

Nochmal: als Optimum betrachte ich einen etwa 1.45 Meter langen Schleifendipol, symmetrisch angeschlossen. Oder einen solchen Schleifendipol mit nachfolgender Impedanzanpassung und Anpassung auf unsymmetrischen Anschluß zwischen 75 und G. Letzteres gibt es meines Wissens nach nicht zu kaufen, stattdessen wird einfach ein 75-Ohm-Koaxstecker an die symmetrische 300-Ohm-Antenne gefrickelt. Irgendwie wird der Kunde schon irgendwas empfangen...

Natürlich kann man auch hardcore einen wohlgeformten UKW-Runddipol verwenden. Der hat etwa 50 cm Durchmesser (einsfünfundvierzig durch Pi) und ist von Haus aus ebenfalls symmetrisch 300 Ohm. In seinem Anschlußkästchen steckt aber eine Anpassung auf 75 Ohm unsymmetrisch (Koaxkabel). Das sind diese Dinger: http://www.antennenland.net/3H-FM-1R

Letztlich ist das nichts anderes, als wenn Du einen knapp einsfünfzig langen Schleifendipol um einen Plaste(!!!)-Mülleimer mit etwa 50 cm Durchmesser wickelst oder um einen Holzring von 50 cm Durchmesser. Es ist nur die mechanisch stabile (Außen)ausführung davon. Die Empfangsleistung liegt durch die Biegung zum Kreis unterhalb der des gestreckten Dipols, dafür gibt es keine Vorzugsrichtung mehr, das Ding ist leidlich allseits 360° gleich (un)empfindlich. Sowas nimmt man, wenn man nahe starker Sender wohnt, die aus unterschiedlichen Richtungen reinkommen. Also z.B. genau zwischen Alexanderplatz und Scholzplatz, z.B. entlang der Kaiser-Friedrich-Straße, von Jungfernheide runter bis Dahlem, oder am Ernst-Reuter-Platz. Da kommt der Scholzplatz immer von Westen und der Alex immer vom Osten. Ein Ringdipol nähme beide gleich empfindlich auf.

Eine Wurfantenne wäre am Ernst-Reuter-Platz in Nord-Süd-Richtung zu spannen (Empfang quer dazu). Wer aber z.B. in Wittenau oder Waidmannslust wohnt, hätte beide Sendestellen nicht mehr auf einer Linie, sondern unter einem Winkel zueinander. Da ist der Ringdipol besser als die gestreckte Wurfantenne. Und wer in Stralsund am Rügendamm unbedingt die Berliner Frequenzen empfangen will, hat beide Senderstandorte wieder fast auf einer Linie: sind beide im Süden. Da wäre die Wurfantenne, in Ost-West gespannt, wieder optimal - würde aber nicht reichen, da Sender viel zu weit weg. Dafür nimmt man dann große Richtantennen mit möglichst vielen Elementen, die das Maximum aus der Luft holen und sich sehr auf eine Richtung beschränken. Man müßte es an der Ostseeküste dann mit sowas versuchen http://www.antennenland.net/3H-FM-92-shorted-assembled und die Antenne nach Süden ausrichten (also die Stäbe wieder quer dazu).

Die "rundum"-Antennen haben aber alle einen Nachteil, auch der Wurfdipol: sie nehmen von hinten ode rvon ringsum nicht nur gewünschte Signale, sondern auch Reflexionen rein. Also Funkwellen, die an Erhöhungen der Umgebung (Metallfassaden von 70er-Jahre-Hochhäusern, Fabrikgebäude, Gasometer, auch reine Stahlbetonbauten, selbst Hügel der Landschaft) reflektiert werden. Die kommen dann mit einer Laufzeitverzögerung an und mischen sich mit den Signalen, die direkt angekommen sind. Im analogen TV gab das die legendären "Geisterbilder" (das gleiche Bild leicht verzögert schrieb einen Schatten um alle Kontraste auf dem Bildschirm), auf UKW gibt es Zischeln, Flirren, Zwitschern oder auch radikale Empfangseinbrüche. Da hilt nur eine Richtantenne (die langen "Rechen" mit den vielen Stäben) - aber damit bekommt man nun wiederum auch keine gewünshcten Signale mehr von hinten. Deshalb hatten die Freaks früher ihre UKW-Antenne auf nem Rotor aufm Dach.
eenBerliner
Hat sich gelöscht
#6 erstellt: 04. Mrz 2015, 22:54
So, ich habe jetzt von Conrad einen Schleifendipol als Wurfantenne gekauft, hat 7 Euro gekostet. Anschluss an den "300 Ohm"- und "75 Ohm"-Klemmen. Der Empfang ist ein wenig besser als mit dem T-förmigen Draht.

Ich habe mir hier eine Sendertabelle ausgedruckt, auf der auch alle Sendestellen drinstehen. Da ich in Hermsdorf - das ist hoch oben im Stadtnorden, kurz vor der Stadtgrenze - wohne, bekomme ich einige Sender schlechter als andere, wobei allerdings merkwürdigerweise die Sendestelle die selbe sein kann. Beispiel: RBB Radio Eins, 95,8 MHz, sendet vom Alex. Jazz Radio, 106,8 MHz, sendet ebenfalls vom Alex. Allerdings bekomme ich RBB Radio Eins komplett rausch- und störungsfrei, während Jazz Radio zum deutlichen Rauschen neigt.

Was ich noch nicht probiert habe: Zur Optmimierung des Empfangs einen Runddipol verwenden. Allerdings ist mir nicht klar, ob der Runddipol - also eine fest stehende Antenne aus Metall - auch noch gut empfängt, wenn er nicht auf dem Dach, sondern im Zimmer Anwendung findet.

Leider haben wir hier in der Wohnung nur noch Kabel, allerdings a) ist die Dose in der entgegengesetzten Richtung der Wohnung gelegen, ich müsste also ein Kabel durch die ganze Wohnung legen; und b) möchte ich gar nicht über Kabel, sondern "klassisch" über analoge Antenne empfangen.

Nebenbei: Wenn man erst einmal in einem Thema drin ist, bekommt man auch einen Blick dafür. Mir fällt jetzt auf, wie wenig UKW-Antennen es noch auf Häuserdächern gibt. Den Anblick habe ich als Kind ja ständig gehabt und man malte als Kind ein Haus grundsätzlich mit einer Antenne auf dem Dach. - Heute stehen da höchstens SAT-Schüsseln oder eben gar nichts mehr.

Liebe Grüße von

Robert!
Radiowaves
Inventar
#7 erstellt: 05. Mrz 2015, 01:07
Hallo Robert,

extra zur Hasenheide oder nach Steglitz gefahren für den Wurfdipol?

Ist der nun etwa 1,45 m lang oder doch eher 1,8 m?

Die beste Sendertabelle gibt es hier: fmscan.org -> mittig auf "fm" klicken (normalerweise nicht nötig, ist aktiv und deshalb rosa) -> links auf "Frequencies For Any Location" klicken -> Standort über Google Maps wählen und OK klicken -> "Generate" klicken.

Es kommen 2 Tabellen. Die obere zeigt in aufsteigenden Frequenzen alles, was angeblich theoretisch irgendwie empfangbar sein sollte. Grundlage sind die Senderdaten (Sendeleistung, Richtcharakteristik, Antennenhöhe) und ein einfaches Geländemodell. Vor allem im (Mittel)gebirge sind die Angaben oft sehr, sehr optimistisch. Aber immerhin hat man einen Anhaltspunkt.

Die untere Tabelle listet die Programme der Empfangsstärke nach, jedes Programm nur einmal. Formal gleichstarke Programme sind der Frequenz nach geordnet. Die interessanten Spalten sind Pdir (Leistung in kW ERP, die in Richtung auf Deinen Standort rausgeht), Dist (Abstand zum Sender), azi (Winkel zum Sender ab Norden im Uhrzeiger: 0° - Norden, 90° - Osten. 180°- Süden, 270° Westen) und dBµV (Signalstärke am Dipol).

Hausnummern:

über 70 dBµV - sind oft zuviel und wenns deutlich mehr wird, zischelt der Tuner so wie bei schlechtem Empfang, vor allem, wenn mehrere Frequenzen so stark sind

60 ... 70 dBµV - je nach Tuner irgendwo dazwischen meist das Optimum

50 ... 60 dbµV - empfindlichere Tuner laufen bei 55 noch sehr gut, unempfindlichere rauschen schon wieder wegen zu schwachem Signal

40 ... 50 dBµV - geht je nach Tuner noch in Stereo erträglich oder rauscht schon so stark, daß man freiwillig auf Mono schaltet

schwächere Stationen sind sowieso meist angegriffen durch stärkere Nachbarsender.

Bei ungünstiger Empfangslage (Stahlbetonbau, Erdgeschoß, Hinterhof eingekeilt zwischen anderen Gebäuden) kann die reale Signalstärke durchaus auch 20 dBµV niedriger liegen als ausgerechnet. Gut möglich, daß Du am Dipol in der Wohnung Radio Eins mit "nur" 70 dBµV bekommst statt mit knapp 90. Jazz Radio dann halt entsprechend deutlich weniger.

Du siehst an der Liste auch, warum Radio Eins besser geht als Jazzradio. Die 100 kW ERP vom Fernsehturm machen brutal Druck. Jazz Radio hat nur 2 kW, also nur 1/50 der Leistung (entsprechend 17 dB weniger), dazu ists auch noch ein Scholzplatz-Sender (zumindest sagen das meine Listen und auch die Wikipedia), also bissl weiter weg. Das macht die restlichen 2 dB, die die Liste weniger vermeldet für Hermsdorf.

Auch gut zu sehen sind die Winkel: Alexanderplatz unter 151° (29° Südost), Scholzplatz unter 209° (29° Südwest) - Hermsdorf liegt genau mittig zwischen beiden Standorten. Mit einer großen Richtantenne aufm Dach müßte man also mittig exakt nach Süden zielen (180°) und hätte beide Standorte dann am Rand der Empfangskeule. Ich hatte mal für wen anderes das Richtdiagram einer hochwertigen Richtantenne (die weiter oben verlinkte große Körner FM92) rausgekramt und mit dem Diagramm eines idealen Runddipols verglichen:

UKW-Antenne Körner 9.2 vs. Ringdipol

Gelb ist die Empfangskeule der Richtantenne, von oben drauf gesehen (nach Norden gerichtet). Die maximale Empfangsstärke (ganz oben) ist dabei auf 0 dB geeicht und alles, was schwächer ist, geht halt runter bis -30 oder -40 dB. Der Runddipol hat etwa 8 dB weniger Gewinn als das Maximum der Richtantenne und erscheint deshalb als (idealisierter) roter Kreis bei etwa -8 dB. Im grünen Sektor wäre die Richtantene also stärker als der Runddipol, alles, was außerhalb liegt, wird gegenüber dem Runddipol angeschwächt - und zwar teils extrem. Dafür ists halt eine Richtantenne.

Mit mittiger Ausrichtung der großen Körner-Antenne nach Süden kämen Scholzplatz und Alexanderplatz bei jeweils +/- 29° rein, also schon unter reduziertem Gewinn. Knapp 3 dB würde man einbüßen. Man könnte nun austarieren, welcher Standort einem wichtiger ist und die Antenne etwas mehr dorthin richten.

Zur Optimierung könntest Du den gestreckten Dipol nochmal um ein kleines Stück im Uhrzeiger drehen, vielleicht 20 ... 40°, um mehr zum Scholzplatz zu kommen und den Alexanderplatz etwas auszubremsen. Ein Metall-Runddipol dürfte Dir letztlich auch nicht mehr bringen, es sei denn, dessen Anpass-Schaltung auf 75 Ohm im Anschlusskasten ist besser als der 300-Ohm-Eingang des NAD.

Ja, UKW-Antennen sind weniger geworden. Das machen heute nur noch die Freaks. Die verlinkte Körner 9.2 ist dabei schon etwas besonders hochwertiges, vor allem ihre Rückdämpfung ist brachial. Ein Wunder, daß sowas (zumindest theoretisch) wieder im Handel gekauft werden kann. Die etablierten Anbieter haben längst reagiert und alles, was größer als 5-Element ist, aus dem Sortiment genommen. Die ganz großen Antennen bauen sich die Freaks selbst, dank genialer Simulationssoftware geht da heute eine Qualität, die man in den 70er und 80er Jahren nicht industrieell bekam - auch nicht bei den Riesen-Monstern, die wir z.B. am Wohnort meiner Eltern noch aufm Mast der alten Gemeinschaftsantenne haben. Die Körner ist besser als die 14-Element-Monster der frühen 80er Jahre! Simulationsrechnung machts möglich. Ich will gar nicht dran denken, was wir da eventuell noch mit ner Körner rocken könnten auf diesem mast, von dem aus man rundherum gerade so übers Geländeprofil schauen kann und den Horizont erst viele, viele Kilometer weiter weg hat...


[Beitrag von Radiowaves am 05. Mrz 2015, 01:09 bearbeitet]
eenBerliner
Hat sich gelöscht
#8 erstellt: 05. Mrz 2015, 08:05
Vielen vielen Dank für den Tip mit fmscan.org!!! Ich habe mir gerade die Programmliste ausgedruckt - die Sender werden wirklich der Empfangsqualität hier bei mir nach sortiert. Das ist äußerst sinnvoll und habe ich so noch nie gesehen. Perfekt!

Mir fällt noch was anderes auf, wenn ich mir die Sender durchhöre: Die meisten Sender, die Popmusik bringen, komprimieren das Audiosignal sehr stark. Ich kenne das aus der Musikprooduktion (Stichwort "Loudness War"); Popmusikstücke werden bereits in der Produktion auf möglichst höhe Lautheit abgemischt und komprimiert. Ich weiß auch, dass Sender das Audiosignal noch einmal komprimieren (Dynamikbegrenzung der UKW). Aber wenn ich diverse Popsender hier höre... da wird noch mal komprimiert nach dem Motto "viel hilft viel bzw. klingt 'besser' als die Senderkonkurrenz". Hauptsache, die Musik kriegt ordentlich Bums. Der Nachteil ist, dass dann diese Sender viel "besser" klingen als die Nachbarsender mit Klassik, bei denen man das leise Hintergrundrauschen hört.

Eine Dachantenne ist bei uns leider nicht umsetzbar, daher bleibt es bei einer Lösung im Zimmer. Glücklicherweise kann ich in meinem Arbeitszimmer frei mit Antennen hantieren, es sollte natürlich nicht so unpraktisch sein, dass es unschön aussieht. Der Dipol (1,45 m), der nun an der Wand - eingeklemmt zwischen einem Zierteller an der einen und einem Kalender an der anderen Seite - hängt, muss noch mal irgendwo dort hin, wo er nicht so "optisch auffällig" ist.

Wenn ich das physikalisch richtig verstanden habe, ist der empfangende Teil das waagerechte Stück am T des Dipols. Das würde bedeuten, dass das senkrechte Stück, was auch unten am Antenneneingang des Receivers angeschlossen wird, nur eine Zuleitung ist. Diese wird man aber wohl nicht beliebig verlängern können - das wäre allerdings interessant, weil ich dann unabhängig wäre vom Standort des Receivers und Hängung der Antenne.

Liebe Grüße von

Robert!
Bollze
Inventar
#9 erstellt: 05. Mrz 2015, 11:22
Genauso ist es , das waagerechte Stück ist die eigentliche Antenne. Das andere Kabel ist Ableitung. So wäre es ideal. Nun wirkt die Ableitung selber auch als Antenne, genau genommen, die damit aufgnommenden Signale den gwünschten Empfang bestenfalls nicht schaden u.a. deswegen setzt man heute geschirmte Koxialkabel als Ableitung ein.
Das Flachbandkabel als Ableitung hat noch weitere Nachteile, ausser der fehlenden Schirmung. Aber diese Nachteile machen sich ABER erst auf längeren Kabelstrecken deutlich bemerkbar, im Vergleich zu einen guten Koxialkabel. Mehr kann in den Buch "Antennen" von Spindler lesen, einen Antennenpraktiker, der verständlich schreibt.
http://www.ebay.de/i...bstbau-/251827809860? Da steht auch was über die Kabel und dessen Eigenschaften drin.

Man kann auch eine Antenne unter Dach installieren, wenn es sich um eine übliche Dachziegelhaut handelt. Bei eine n typischen Einfamilienhaus bekommt man oft gut eine 3- Elemente UKW- Antenne unter. Diese mit eine guten Koxalkabel, wie LCD 95 Kahtrein, mit den Tuner verbinden. Die Verluste sind durch dieses Kabel in der Regel bis 20-30 Meter vernachlässigbar, inbesondere dann, wenn der Standort unter Dach einen deutlichen besseren Empfang bringt.

Bollze


[Beitrag von Bollze am 05. Mrz 2015, 11:39 bearbeitet]
Radiowaves
Inventar
#10 erstellt: 05. Mrz 2015, 11:43
FMscan.org ist schon genial. Vor allem, wenn man bedenkt, daß das ein Werk von Hobby-Leuten ist. Da sind die UKW-Freaks dran - sie füllen die Datenbanken, sie halten sie aktuell, sie haben die Software geschrieben, die daraus die Empfangsprognosen berechnet. Das funzt auch für DAB und DVB-T (auf der Startseite umschalten) und dann auch noch weltweit...

Aufgrund der abartigen Dynamikkompression, die Radio Eins immer schon über UKW hatte (das wunderbare Vorgängerprogramm Radio Brandenburg war, wie es sich für ein Kulturprogramm gehört, davon frei), habe ich am Plänterwald Radio Eins immer über Satellit gehört. Dort war das unzerstörte Signal aufgeschaltet - bis Spätsommer 2011. Dann legte der RBB auf allen Wellen das für UKW sinnlos kaputtgemachte Signal auch auf alle digitalen Wege. Ich hielts erst für ein Versehen und versuchte, auch unter Einbeziehung von RBB-Mitarbeitern, eine Rückgängigmachung zu erreichen. Das scheiterte auf allen Ebenen, es ist ganz merkwürdig. Der damalige dafür zuständige technische Leiter, der 2005 noch für gute Qualität gekämpft hatte und diese dann auch erreichte, hatte seine Ansicht komplett geändert. Beim Programm selbst stieß ich auf vorsichtiges Interesse, das ich heute als vorgespielt einschätzen muß, da alle Bemühungen, irgendwie voranzukommen, scheiterten. Gipfel war dann, wie mir schriftlich regelrecht eine psychische Störung unterstellt wurde (von einem ehemaligen leitenden RBB-Mitarbeiter), weil "hunderttausende Hörer" damit kein Problem hätten.

Nun gut, dann halt nicht. RBB höre ich seitdem keinen mehr. Letztlich hat mich diese Aktion und das Verhalten des RBB von meiner jahrzehntelangen Radio-"Sucht" befreit, wofür ich ja durchaus noch dankbar sein kann. Und hoffentlich kann ich irgendwann aus Berlin/Brandenburg wegziehen, damit auch nicht mehr soviel von meiner "Demokratieabgabe" bei diesem inzwischen unfasssbar peinlichen Laden bleibt. Ich konnte Radio Eins ohnehin nur nach 21 Uhr ertragen, das aufgeregte Lifestyle-Geschnatter tagsüber war für mich nie zu ertragen, das ist Programm für Hipster, die sich für supercool halten. Sollen die Moderatoren meinetwegen wie Aliens klingen, leise (!) Gitarren brutal verzerrt sein und der Raumhall so lächerlich hochgerissen sein bis an den Anschlag - ich höre nicht mehr zu.

Für mich klingen diese Programme nicht "besser", aber ich weiß, was Du meinst: das Rauschen wird überdeckt. Davon hab ich aber auch nichts, wenn ich Brechreiz vom völlig verdröhnten und vermatschten Sound bekomme. Klassikradio ist übrigens nicht besser, auch das ist ein einziger perverser Klangbrei mit zum Fortissimo hochgeregelten Pianissimo. Ist ja auch ein Privatsender, also gleich mal Mülltonne auf und rein damit.

Den Dipol könnte man z.B. auf eine in Deckenfarbe gestrichene schlanke Holzleiste spannen. Oder, falls das zufällig von der Richtung passt - hinter der Gardinenleiste direkt am Fenster. Die Ableitung bleibt leider immer das Problem.

Ich hatte vor Jahren selbst gesagt, die Ableitung kann Probleme machen, wenn sie an störstrahlenden Geräten vorbeigeführt wird (Schaltnetzteile aller art, CD-Player, Displays von HiFi-Geräten, Computer). Habe das auch selbst erlebt und schob es auf das unabgeschirmte Flachbandkabel. Dann kam einmal eine Antwort: das ist symmetrisch, also heben sich die Störungen bei korrektem Anschluß auf. Und tatsächlich hatte ich damals eine symmetrische Antenne (den gestreckten 75-Ohm-Dipol) unsymmetrisch am Koaxanschluß meines Tuners betrieben. An 300 Ohm symmetrisch sollte es tatsächlich keine Störungen geben - soweit die Theorie. Es gibt aber auch kaum noch UKW-Bandleitung zum Verlängern.

Hättest Du an der Conrad-Antenne den Koaxstecker drangelassen und wärst mit einem normalen geschirmten Koaxkabel zum NAD gegangen, wäre das wiederum eine unangepasste Betriebsweise gewesen, die deshalb nicht optimal ist...


[Beitrag von Radiowaves am 05. Mrz 2015, 11:48 bearbeitet]
Bollze
Inventar
#11 erstellt: 05. Mrz 2015, 12:02
Wie gesagt, bei kurzen Strecken , lassen sich praktisch keine Nachteile der Flachbandleitung erkennen.
Ich habe selbst jahrelang meine UKW- Antenne mit Flachbandkabel betrieben, die Länge des Kabels etwa 14 Meter. Danach stellte ich auf Koxialkabel um, es stellte sich eine merkliche Verbesserung ein.
Als nächste Massnahme wurde noch ein Vorverstärker in der Anschlussdose der Antenne installiert, was die Kabeldämpfung praktisch neutralisierte.
Allerdings ging es damals um den Weitempfang, wo jedes Mikrovolt gezählt hat. In der Berliner Ecke würde ich mir einen Antennenverstärker bei einer Einzelanlage verkneifen, es sei den, man muss ein sehr langes Kabel verwenden oder der Tuner ist eine taube Nuss.

Meine ersten Versuche machte ich übrigens mit Klingeldraht, als Antennenableitung, nach 10 Meter war der UKW Weitempfang unter aller Sau, praktisch tot. HF ist kein Gleichstrom..


[Beitrag von Bollze am 05. Mrz 2015, 16:56 bearbeitet]
Radiowaves
Inventar
#12 erstellt: 06. Mrz 2015, 02:53
Jetzt ist mir auch die Anschlußtechnik bei diesem NAD klargeworden: da steckt ein Symmetrierglied im Eingang, dessen 4 Anschlüsse rausgeführt sind:



(Wikipedia, u.a. bei "Balun" eingebunden)

Am NAD wäre der Mittenanschluß "G", links wäre "300" und rechts wäre "75".

Damit ist klar: 300 Ohm zwischen "300" und "75", 75 Ohm zwischen "G" und "75". Der Tuner greift intern entweder die 300 oder die 75 ab und verarbeitet sie weiter.
eenBerliner
Hat sich gelöscht
#13 erstellt: 06. Mrz 2015, 07:29
Dann ist der Antennenanschluss vom NAD 7020e ungünstig beschriftet. Anstelle von (wie es auf der Geräterückseite aussieht)

NAD 7020e Anschluss Skizze 01

müssten die drei FM-Buchsen eigentlich so beschriftet sein:

NAD 7020e Anschluss Skizze 02

Damit ist zumindest der Antennenanschluss am NAD 7020e geklärt; das wird für zukünftige Anfragen im Forum sehr hilfreich sein.

Ich habe mir übrigens noch einen UKW Runddipol und ein Coax-Kabel bestellt; beides werde ich demnächst auch noch ausprobieren. Ich werde dann hier berichten, wie die Empfangseigenschaften bei mir sind.

Wenn die Empfangsqualität bestmöglichst ist, dann ist das bei (analogem) Radio schon eine sehr schöne Sache. Klar, digital bekommt man die Sender alle viel bequemer, aber mich stört u.a. der bitratenreduzierte "mp3-Klang" - ganz abgesehen von persönlichen Gründen, die mich skeptisch gegenüber digitalen Zuständen analoger Vorgänge machen. Es ist m.E. schon "schlimm" genug, wenn Sender, die analog senden, ihre Musik mittlerweile als digitale Datei vom Rechner abfeuern. Zumindest wüsste ich keinen Sender mehr, der z.B. noch live Schallplatten sendet, ohne digitale Wandlung im Signalweg...

Liebe Grüße von

Robert!
Radiowaves
Inventar
#14 erstellt: 06. Mrz 2015, 13:12

eenBerliner (Beitrag #13) schrieb:
müssten die drei FM-Buchsen eigentlich so beschriftet sein:
NAD 7020e Anschluss Skizze 02


Ja, das wäre in der Tat die bessere Variante. GND sollte dennoch mit dranstehen, denn den braucht man dummerweise auch für die Mittelwellen-Rahmenantenne (zwischen GND und AM anzuschließen).


eenBerliner (Beitrag #13) schrieb:
Wenn die Empfangsqualität bestmöglichst ist, dann ist das bei (analogem) Radio schon eine sehr schöne Sache. Klar, digital bekommt man die Sender alle viel bequemer, aber mich stört u.a. der bitratenreduzierte "mp3-Klang" - ganz abgesehen von persönlichen Gründen, die mich skeptisch gegenüber digitalen Zuständen analoger Vorgänge machen.


Tja... dann muß ich Dich jetzt bitter runterziehen.

Deutschlandradio Kultur beispielsweise hat in Deutschland so viele kleine und kleinste UKW-Funzeln (als "zuspätgekommener", der nur in der ex-DDR mit Ausnahme von Sachsen leistungsstarke UKW-Grundnetzsender hat), daß sie unmöglich mit Leitungen zu jedem Senderstandort können. Das wäre nicht bezahlbar. Das gleiche gilt für den DLF. Der Sendebetriebsdienstleister der beiden, die Media Broadcast, hat deshalb vor Jahren ein Konzept zur Versorgung der UKW-Standorte über eine Satellitenzuführung erarbeitet und umgesetzt. Dabei wurde Astra 23.5° Ost gewählt, ein im Direktempfang in Deutschland unüblicher Satellit (ich hab ihn wegen des Kulturradios aus Luxemburg dennoch mit angepeilt). Beide Programme wurden dabei mit nur 192 kBit/s MP2 (!!!) übertragen - eine Qualität, die an der Untergrenze der "Wohnzimmertauglichkeit" liegt und der Qualität des inzwischen nicht mehr existenten Astra Digital Radio (ADR) entspricht. Ja, DLF und D-Kultur wurden mit nur 192 kBit/s zu den UKW-Sendern gebracht.

Ausnahme: Berlin Britz seinerzeit, der alte RIAS-Standort (erst vor wenigen Tagen war ich mal mit dem Rad ein Stück den Mauerweg lang und sah, daß einer der Masten immerhin noch steht), erhielt D-Kultur wahlweise über diese Satellitenverbindung und wahlweise über eine direkte Leitung aus dem Funkhaus in Schöneberg. Warum man dies tat, weiß ich nicht, aber der Wechsel war deutlich zu spüren - das eine fauchte und matschte doch durchaus, das andere war sauber. Darauf angesprochen, war ein Techniker des D-Radio hoch erstaunt, daß es jemand bemerkt hatte. Warum man dies so machte, wollte er mir aber nicht verraten.

Der DLF kam in Berlin vom Alexanderplatz auch jahrelang in allerfeinstem 192er MP2-Geschrabbel - das ist schlechter als ein gutes 192er MP3.

Inzwischen sind die eingesetzten Geräte dieser SCPC-Zuführungen marode und es gibt keine Ersatzteile mehr. Da die Media Broadcast den Vertrag freilich erfüllen muß, hat sie für den DLF eine neue Lösung gebastelt mit einem Schmalbandtransponder, ebenfalls auf 23.5° Ost. Mit Satreceivern, die tunerseitig sehr schmal können (Symbolrate 941 statt wie üblich 22.000 oder 27.500 bei Breitbandtranspondern), kann man das sogar frei und problemlos empfangen. Dort läuft der DLF nun in 384 kbps MP2 mit allen RDS-Features - das ist die neue UKW-Zuführung. D-Kultur läuft soweit mir bekannt immer noch über den alten 192er Stream, die beim DLF ausgebauten Geräte sind in den Ersatzteilpool für D-Kultur gewandert.

Gerade mal reingehört auf UKW 89.6 in Berlin: ja, da schrabbelt noch immer die 192er Leitung, es klingt zumindest so. Auf Satellit (die "Endkundenvariante" auf Astra 19.2° Ost) ists deutlich besser. Dort sind es 256 kBit/s MP2.

Du hast also auf UKW das schlechtere Signal (aus dem Blickwinkel "digitale Artefakte" gesehen) und zusätzlich noch die Begrenzungen der UKW-Technik. Hier mal 2 Audiobeispiele, je eins Live-Sprache (Nachrichten, also definitiv nicht vorab aufgezeichnet und dabei datenreduziert) und Musik: http://we.tl/yxcaXB6Zo3 - liegt da für 7 Tage.

Beide Beispiele habe ich an den Analogausgängen der beiden Empfänger abgegriffen, mit Echtzeitumschaltung (der kleine Laufzeitunterschied ist zu hören), sie liegen einmal "wie gehört" vor (nach bestmöglicher Pegelanpassung) und einmal habe ich die Kanaldifferenz gebildet. Da hört man die Artefakte sehr gut. Bei Sprache rasselt es auf UKW etwas (anders als auf Sat, da piepst es eher), aber bei Musik wirds schon beim normalen Abhören flirrig in den Höhen und in der Kanaldifferenz merkt man, wie die Höhen fehlen. Möglicherweise arbeitet der Codec mit irgendeinem nicht komplett stereokompatiblen Modus. "Höhen weg" in der Kanaldifferenz, aber Höhen vorhanden in Stereo - die Höhen waren also faktisch mono. Offenbar arbeitet die 192er UKW-Strecke mit Joint Stereo und das womöglich noch in einer unglücklichen Implementierung. Der Nachweis, daß UKW datenreduziert zugeführt wird, ist damit erbracht. Zumindest die Nachrichten dürften sonst keine Artefakte zeigen - die Musik hingegen schon, aber keine schlimmeren als der Sat-Weg.

Der DLF ist mit 384 kBit/s MP2 auf UKW nun allerdings führend. Ist aber immer noch eine digitale Zuführung.

BR Klassik versorgt einige kleinere UKW-Standorte in Bayern mit dem Signal, das auch die Heimanwender über Sat zu haben ist - mit 320 kBit/s. Man bekommt da also das digitale datenreduzierte Signal plus die unvermeidlichen UKW-Begrenzungen.

Der MDR führt zahlreiche kleinere Standorte von MDR Info und MDR Sputnik über den gleichen Weg zu.

Das private Thüringer Jugenradio Top40 führt seine UKW-Frequenzen ebenfalls via Satellit (192 kBit/s) zu und tat das früher sogar über DAB (!), allerdings noch im Altsystem mit 192 kBit/s.

Undsoweiter... auch die Berliner Privaten dürften kaum mit analogen Leitungen an den Fernsehturm angebunden sein. Üblich sind heute 256er oder 384er Leitungen - UKW ist also fast immer datenreduziert. Wie es beim RBB aussieht, weiß ich nicht. Entweder lineare (unreduzierte) Leitung oder recht hohe Bitrate.


eenBerliner (Beitrag #13) schrieb:
Es ist m.E. schon "schlimm" genug, wenn Sender, die analog senden, ihre Musik mittlerweile als digitale Datei vom Rechner abfeuern. Zumindest wüsste ich keinen Sender mehr, der z.B. noch live Schallplatten sendet, ohne digitale Wandlung im Signalweg...


Festplatte ist bei den Ramschprogrammen, die nur 150 Titel im Kreis herum spielen, deutlich effizienter. Inzwischen läuft aber selbst auf Kulturwellen fast alles vom Rechner, sogar die Konzerte. Meist sind es dann 384 kBit/s MP2. Der Beitragsaustausch sowohl innerhalb des Funkhauses als auch ARD-übergreifend ist dank dieser Technik ein Segen geworden. Niemand steht mehr im Überspieltonträgerraum vor einer Maschine, wartet sehnsüchtig auf den Dreiton und daß sich die Teller zu drehen beginnen und der Korrespondent, der von einer anderen Anstalt überspielt wird, aufgenommen wird. Niemand rennt danach mit dem Band in ein Produktionskabüffchen, kopiert es nochmal und schnippelt sich dann aus der Kopie seinen Beitrag, der 15 Minuten später gesendet werden soll. Man bleibt in der Redaktion am Schreibtisch und zieht sich alles ausm Pool. Nur die Techniker hatten das Nachsehen, die sind fast alle ihren Assistenz-Job los, weils der Redakteur alles selbst machen kann und muß.


eenBerliner (Beitrag #13) schrieb:
Zumindest wüsste ich keinen Sender mehr, der z.B. noch live Schallplatten sendet, ohne digitale Wandlung im Signalweg...


Radio Eins hat wohl manchmal noch Schallplatten laufen am Samstag Abend - das geht dann als erstes in einen A/D-Wandler, dann durchs digitale Mandozzi-Pult, dann in den Schaltraum, durch die fiese (und digital arbeitende) UKW-Quetsche und danach völlig kaputt auf die Sendeleitung. hr1 hat manchmal Schallplatten-Tage, wenn Reinke und Koschwitz wieder Hörer mit Vinyl einladen. Das kommt dann aus einem technikergefahrenen Studio im alten Rundbau, geht ebenfalls aus den EMT-Plattenspielern durch A/D-Wandler ins digitale DHD-Pult, kommt digital raus, geht in den Schaltraum, geht durch den UKW-Optimod, der aber für diese eine Sendung (!) ausgeschaltet wird in allen Funktionen außer dem unvermeidlichen UKW-Limiter. Und dann gehts über Leitungen mir nicht bekannter Machart zu den UKW-Standorten.

Um "digital" kommst Du heute wohl nirgendwo mehr herum. Keine ARD-Anstalt arbeitet noch mit analogen Mischpulten, das wohl letzte, eine edle große Neumannregie, flog beim BR letzten Sommer raus und wurde durch ein Stagetec aus Berlin-Oberschöneweide ersetzt. Der Unterschied analog/digital ist on air nicht zu hören und im Studio letztlich auch fast nur zu messen.


[Beitrag von Radiowaves am 06. Mrz 2015, 16:03 bearbeitet]
eenBerliner
Hat sich gelöscht
#15 erstellt: 08. Mrz 2015, 08:03
Oh weh... das klingt ja so, als seien die Zeiten des überwiegend Analogen wirklich vorbei...

...und gleichzeitig ist das wieder mal mehr ein gewichtiges Argument für die DAB+-Befürworter. Ich meine, wenn ich bereits senderseitig fast alles digital mache, dann kann ich das Signal ja auch gleich digital ausstrahlen. Da ist die D/A-Wandlung für die auszustrahlende Antenne schon fast wieder eine Verkomplizierung.

Na ja, hoffen wir, dass wir wirklich bis 2015 noch beim analogen UW bleiben dürfen.

Ich habe noch keine weiteren Experimente mit dem Ringdipol gemacht, aber ich berichte, wenn ich habe.

Dagegen habe ich festgestellt, dass ein großer "Rauschgenerator" für meinen Receiver mein Computer ist. Ich bin durch Zufall darauf gestoßen, als ich während des Radiohörens den Computer eingeschaltet habe - schwupp, war der Sender plötzlich mit einem Rauschteppich versehen.

Liebe Grüße von

Robert!
eenBerliner
Hat sich gelöscht
#16 erstellt: 08. Mrz 2015, 08:18
Ich korrigiere: Es ist nicht der Computer, sondern der Flachbildschirm!
Radiowaves
Inventar
#17 erstellt: 08. Mrz 2015, 11:33

eenBerliner (Beitrag #15) schrieb:
...und gleichzeitig ist das wieder mal mehr ein gewichtiges Argument für die DAB+-Befürworter. Ich meine, wenn ich bereits senderseitig fast alles digital mache, dann kann ich das Signal ja auch gleich digital ausstrahlen.

Bis das Signal über DAB geht, wird aus dem hochwertigen linearen PCM-Signal ("Wave") aber noch ein datenreduziertes AAC-Signal gemacht, bei dem meist noch die Höhen ab 8 ... 11.x kHz abgetrennt und durch Pseudohöhen ersetzt werden. Damit ist DAB+ (mit HE-AAC) ganz schlimm. DAB+ im LC-Modus mit vollem Frequenzgang im Kern-Codec wäre bei etwa 128 ... 144 kbps so gut, daß man es UKW vorziehen könnte in fast allen Belangen. Aber solche Bitraten sind illusorisch, die rrecihen oftmals nichtmal die Kulturwellen.


eenBerliner (Beitrag #15) schrieb:
Na ja, hoffen wir, dass wir wirklich bis 2015 noch beim analogen UW bleiben dürfen.

Sei Dir gewiß: dieses Jahr ändert sich wohl noch nix.


eenBerliner (Beitrag #15) schrieb:
Dagegen habe ich festgestellt, dass ein großer "Rauschgenerator" für meinen Receiver mein Computer ist.

Schaltnetzteil im Monitor, ggf. auch andere Störquellen da drin. Völlig normal. Steckernetzteile ohne Trafo sind auch solche Kandidaten. Manche UKW-Radios moderner Bauart stören sich gleich praktischerweise selbst aus ihrem Computer-Innenleben. Deshalb gilt heute das gleiche wie in den Anfangszeiten des Rundfunks: Hochantenne, weit weg von Störern (die damals eher Motoren und Zündspulen in Kraftfahrzeugen hießen).
eenBerliner
Hat sich gelöscht
#18 erstellt: 14. Mrz 2015, 08:11
So, eine ganz neue Entwicklung: Ich habe den Receiver von NAD gegen einen neuen von Yamaha ausgetauscht. Dort ist ein üblicher Koax-Anschluss für die Antenne dran. Und ich staune: Beim Yamaha reicht der mitgelieferte Draht als UKW-Antenne völlig aus, um die wichtigen Sender wie RBB Kultur, Jazz Radio etc. störungsfrei und in bester Empfangsqualität zu bekommen! Offensichtlich gehen auch 30 Jahre Bau von UKW-Empfangsteilen für Tuner/Receiver nicht ohne hörbare Weiterentwicklungen vorbei...
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