Radioantenne über Schutzleiter?

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mr_stone
Neuling
#1 erstellt: 07. Aug 2009, 09:12
Hallo,
ich hab mal gehört es sei eine gute Idee bei schlechtem Radioempfang den Schutzleiter, der sich ja im ganzen Haus verästelt, als Antenne zu verwenden.
Oder auch das Heizungsrohrsystem wäre eine Möglichkeit.

Ist das eine Spinnerei oder eine gute Idee?

Danke, Stefan
Albus
Inventar
#2 erstellt: 07. Aug 2009, 10:12
Tag,

Spinnereien, weg damit! - Was den Fall "Schutzleiter als Antenne" angeht: das wäre eine Einladung zum Unfall. Was den Fall "Heizungssystem als Antenne" angeht: Unsinn. Aber, siehe unten! Zu unterscheiden: UKW, MW, LW.

Wahr ist vielmehr, dass noch jede Antenne durch ein definiertes Abstands-Verhältnis zu einer Erdung bestimmt ist, das macht die so genannte gute Erde wesentlich aus. Das Gegenstück einer guten Erde, d.h. eine schlechte Erde, ist zum Beispiel eine Antenne im Abstand von weniger als einer halben Wellenlänge über einer Erde.

Merke: Das Wort 'über' hat einen anderen Sinn als in der Anfrage unterstellt - nämlich nach der richtigen Höhe einer Antenne über einer installierten Erde.

Wie auch noch, lass' den Unsinn. - Albus, nicht so scharf, entschuldige. Also: Aber doch, da war noch etwas: Man hatte - vor Jahrzehnten - um den Mittelwellen-Empfang zu verbessern, durchaus die Möglichkeit, den Litzendraht, der als Antenne diente, bessernd an der Heizung zu befestigen (blanke Stelle!). Für Mittelwelle + Langwelle!

Freundlich
Albus


[Beitrag von Albus am 07. Aug 2009, 10:56 bearbeitet]
hf500
Moderator
#3 erstellt: 07. Aug 2009, 21:31
Moin,
wenn man frueher etwas an die Heizungs- oder Wasserleitung knotete, dann war das nicht Antenne, sondern Erde.
diese Rohrnetze sind naemlich geerdet.

Man kann versuchen, die Antenne eines MW-Empfaengers daran zu knoten, aber es waere besser, man schliesst hier die Erde an und als Antenne nimmt man so 3-5m Draht.

Schutzleiter das gleiche Problem, der ist geerdet. Unfalltraechtig ist es auch nicht, aber in der heutigen Zeit kann man davon ausgehen, dass er stoerverseucht ist. Zuviele Schaltnetzteile in Fernsehern, Computern etc., die den Ableitstrom ihrer Netzfilter auf dem Schutzleiter abladen.

Bis in die 60er hinein sah man bei kleineren Geraeten zuweilen die "Lichtantenne". Ueber einen spannungsfesten Kondensator (ca. 500pF/1500V) wurde der Antennenanschluss auf die Phase des Lichtnetzes gelegt. War damals schon dritte Wahl, besonders in (Groß-)Staedten, weil stoerverseucht.
Die Anfang der 50er aufkommende Ferritantenne war da die bessere Behelfsantenne, aber sie wurde bei den kleinsten und billigsten Geraeten gerne eingespart.

Fuer UKW ist das Ganze unsinnig, dafuer gibt es bessere Loesungen, vor allem kann man hier angepasste Antennen verwenden (z.B. Bandkabelfaltdipol).

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 07. Aug 2009, 21:37 bearbeitet]
cr
Inventar
#4 erstellt: 07. Aug 2009, 23:21
Das gibts glaube ich immer noch als eigenes Gerät.
"Nutzen sie die ganze Hausverdrahtung als Antenne!" (wurde zumindest früher des öfteren unter nützliche Dinge in Frauenzeitschriften angepriesen (neben Magnetdecken etc.)).

Aber da wir schon bei der Sache sind. Eigentlich bräuchte man ja Antenne und Erde. De facto wird auf die Erde aber meist verzichtet (habe sie bei meinem Tuner nie angeschlossen, Kofferradios haben auch keine etc.). Warum ist die Erde eigentlich so unwichtig?


[Beitrag von cr am 07. Aug 2009, 23:23 bearbeitet]
hf500
Moderator
#5 erstellt: 09. Aug 2009, 13:52
Moin,
Du musst ja durch den Eingangskreis einen Strom treiben.
Bei LMK-Rundfunkempfang fliesst der ueblicherweise von der Antenne zur Erde.
Da der Fusspunkt des Eingangskreises mit der Geraetemasse (Chassis) verbunden ist, geht es auch irgendwie ueber dessen Erdkapazitaet. Besser ist allerdings eine vernuenftige Erdung.

Koffer- und viele andere Radios haben fuer LM eine Ferritantenne, die keine Erde braucht. Sie nimmt aus dem magnetischen Feld des Senders die Empfangsenergie auf.

73
Peter
cr
Inventar
#6 erstellt: 09. Aug 2009, 15:02
Und bei der UKW-Kofferradioantenne oder UKW-Dachantenne?
Gibt es hier aufgrund der hohen Frequenz automatisch quasi einen Kurzschluß zur Erde?
hf500
Moderator
#7 erstellt: 09. Aug 2009, 22:35
Moin,
die UKW-Dachantenne ist als Dipol ein HF-Generator mit zwei Polen.
Braucht also keine Erde.

Die Stabantenne an Kleinradios benutzen das Chassis als elektrisches "Gegengewicht", das funktioniert so einigermassen. Man kann es meist optimieren, wenn man durch Anbringen eines Drahtes am Chassis das Gegengewicht zu einem "richtigen" Dipol erweitert.
Erden dieses Drahtes ist nicht erforderlich, er bildet zusammen mit der Stababtenne den Dipol.

Es ist alles eine Frage der Wellenlaenge, sobald man eine halbe Wellenlaenge auf dem dem Dipol unterbringen kann, hat man fuer diesen Anwendungsfall eine elektrich einwandfreie Antenne.

73
Peter


[Beitrag von hf500 am 09. Aug 2009, 22:38 bearbeitet]
cr
Inventar
#8 erstellt: 09. Aug 2009, 23:40
ok, alles klar jetzt.
Albus
Inventar
#9 erstellt: 10. Aug 2009, 08:17
Morgen,

es mag dann vielleicht so sein wie gesagt; jedenfalls liest man als Interessierter in John D. Kraus: Antennas,p. 716ff., Kapitel "Antenna Siting and the Effect of Typical (Imperfect) Ground" dies, p. 722: "Another siting effect occurs when, for example, a Yagi-Uda array is located less than Lamda/2 above ground, the proximity detuning the elements and reducing the gain." Dazu gibt's einen launigen Comic (Beetle, mit der Antenne, die platziert werden sollte, als Rettungsleine am Haus kopfüber herabhängend, hört aus dem Zimmer den Ruf: "Beetle, it's excellent, hold it!").

Den Effekt "over a good ground" oder nicht, kann man durchaus selbst in einem Wohnzimmer erfahren.

Freundlich
Albus


[Beitrag von Albus am 10. Aug 2009, 10:47 bearbeitet]
hf500
Moderator
#10 erstellt: 10. Aug 2009, 21:02
Moin,
was du da herausgekramt hast, bezieht sich aber nicht auf die Erdung eines Empfaengers, sondern beschreibt die Verstimmung einer Yagi-Antenne, die zu dicht ueber "Erde" montiert wurde.

Hat uns mal viel Spass mit einer Kurzwellen-3-Element-Yagi bereitet.

Die ersten Abstimmungsversuche mit der Antenne 2m ueber dem
Boden schlugen vollkommen fehl; wir haben die Antenne dann einfach nach Anleitung zusammengebaut (Elementlaenge nach Anleitung eingestellt) und das Ding dann mit dem Pneumatikmast in knapp 8m Hoehe gebracht. Perfekt....

73
Peter
Albus
Inventar
#11 erstellt: 11. Aug 2009, 08:05
Morgen,

ganz recht, die Rede ist bei John D. Kraus nicht vom Verhältnis zum Empfänger.

Freundlich
Albus
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