Wunderwelt Analogtechnik

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udokarl
Ist häufiger hier
#1 erstellt: 15. Jul 2017, 18:25
Ich wundere mich immer wieder, wie gut die analoge Aufnahmetechnik um die 60er Jahre war. Alleine wenn man sich den Aufnahme- und Wiedergabeprozess vor Augen führt, kann man sich kaum vorstellen, dass da überhaupt noch Musik herauskommt:

- Mikrophon
- Aufnahme auf Mehrspur-Bandmaschine
- Abmischen auf 2-Spur Master-Bandmaschine
- Schneiden auf Lack- oder Kupferfolie (DMM)
- Galvanisches Herstellen der negativen Pressmatrize (DMM). (Zwei weitere Kopiervorgänge bei Lackfolie)
- Pressvorgang der Vinylplatte
- Abtasten der Platte mit MM- oder MC-System
- Lautsprecher bzw. Kopfhörer

Ich zähle hier alleine mindestens 8 elektromagnetische Wandlungen und hinzu kommt der komplizierte Herstellprozess der Vinylplatte. Des weiteren läuft das Signal über diverste Verstärker und Mischpulte.

Wenn ich mir dann "A Swingin‘ Safari" von Bert Kaempfert anhöre, kann ich kaum glauben, wie gut das klingt. Die Aufnahme von 1962 stellt einige gute CD‘s in den Schatten. Die Musik klingt unheimlich dynamisch und räumlich und mich beeindruckt der fette Bass. Mir ist aufgefallen, dass es insbesondere in den 60ern zum Teil sehr gute Aufnahmen gab und in den 70ern die Klangqualität wieder schlechter wurde.
Leider wurden die analogen Schätze viel zu früh in den 80er Jahren digital remastered, sodass die CD’s größtenteils viel schlechter als die Platten.

Mittlerweile hat sich in der Digitaltechnik einiges getan, sodass die digitalen Aufnahmen auch sehr gut und räumlich klingen. Eigentlich sollte man die Master-Bänder mit der aktuellen Technik nochmals digital remastern und so der Nachwelt erhalten.

P. S.: Ich bin kein Analogfetischist und schätze auch den Komfort und den Klang einer guten, digitalen Aufnahme.


[Beitrag von udokarl am 15. Jul 2017, 19:17 bearbeitet]
Monohuhn
Hat sich gelöscht
#2 erstellt: 15. Jul 2017, 18:51
Ja, es gibt sehr gute Aufnahmen aus den 60er Jahren. Es gibt allerdings auch viele technisch sehr schlechte Aufnahmen aus dieser Zeit. Höre zum Vergleich z.B. mal Louie Louie - die Aufnahme ist so schlecht, dass man nicht einmal den Text verstehen kann. Der Mülltonnensound passt zur gespielten Musik und hat deshalb trotzdem Charme, aber objektiv betrachtet ist es völliger Mist.

Ich denke, damals hing die Aufnahmequalität deutlich stärker als heute vom Studio und dessen technischer Ausstattung ab. Ein Hinterhofstudio klang dann auch nach Hinterhof, während heutzutage jeder Depp mit billiger Elektronik aus China in seinem Wohnzimmer hochwertige Aufnahmen machen kann.

Ich würde auch nicht sagen, dass die Klangqualität in den 70er Jahren schlechter wurde, eher im Gegenteil. Man hatte einfach andere klangliche Idealvorstellungen und andere Technik und Methoden (was sich vermutlich gegenseitig bedingt hat).
höanix
Inventar
#3 erstellt: 15. Jul 2017, 22:58

udokarl (Beitrag #1) schrieb:
Eigentlich sollte man die Master-Bänder mit der aktuellen Technik nochmals digital remastern und so der Nachwelt erhalten.

Bei 40 bis 60 Jahre alten Masterbändern ist es nichts mit der Nachwelt erhalten.
Die sind mittlerweile zu schlecht von der Qualität.
Wenn man es versuchen sollte wird das teuer, und da stellt sich die Frage wer das bezahlt.

Außerdem gab es damals genauso wie heute gute und schlechte Aufnahmen.
Wobei gut oder schlecht eine Definitionssache ist, je nachdem wer bewertet.
Wenn die Aufnahme sich so anhört wie der Produzent / Interpret das wollte kann man nicht sagen das die Aufnahme schlecht ist.
Sie gefällt einem nur nicht.
Monohuhn
Hat sich gelöscht
#4 erstellt: 16. Jul 2017, 01:06
Wir diskutieren hier über Tonbänder und der Thread steht in der Kategorie Schallplatten. Hauptsache verschieben, egal wohin. Na, wenigstens ist es nicht die Müllhalde.

Egal, weiter im Text...

Vieles wird ja immer wieder digital remastert und anschließend hin und her diskutiert, welches der vielen Remaster einer Aufnahme am besten klingt. Oft ist es leider auch eine Verschlimmbesserung (Stichwort Loudness War).

Das Alter der Masterbänder ist natürlich ein Argument. Die Bänder mit den Stereo-Versuchsaufnahmen der Reichsrundfunkgesellschaft aus den 1940er Jahren sollen mittlerweile gar nicht mehr abspielbar sein. Von anderen Aufnahmen gibt es überhaupt keine Masterbänder mehr (z.B. eine bestimmte Version von "Love Me Do", wenn ich mich nicht irre).

@udokarl
Mich würden mal Beispiele für (aus deiner Sicht) schlechte Klangqualität aus den 70er Jahren interessieren.
Hörbert
Inventar
#5 erstellt: 16. Jul 2017, 07:53
Hallo!

Nun, je nachdem in welchen Sparten man sich bewegt wird man eine bestimmte Perspektive auf die Aufnahmequalität haben, da wo seinerzeit und auch heute weder Kosten noch Mühe gescheut wutrde gute Aufnahmequalität zu produzieren wird man einen deutlichen Unterschied zwischen guten Aufnahmen von heute und von damals feststellen können und die damaligen (guten) Aufnahmen heute als "historisch" betrachten da sie ein nach heutigen Maßstäben bescheidenes Ergebniss abliefern.

Da wo die Aufnahmequalität heute wie damals eher bescheiden war wird der Unterschied nicht so deutlich ausfallen und man wird, -da nichts besseres gewöhnt-, die alten Aufnahmen auch heute noch als "gut" empfinden.

MFG Günther
gapigen
Inventar
#6 erstellt: 22. Jul 2017, 18:48

die damaligen (guten) Aufnahmen heute als "historisch" betrachten da sie ein nach heutigen Maßstäben bescheidenes Ergebniss abliefern.

Mit dem von Dir verwendeten Begriff "historisch" tue ich mich schwer; ich assoziiere in diesem Zusammenhang eine Abwertung der damaligen Platten. Vielleicht bin ich da auch empfindlich.
Historisch klingen für mich Schellack-Platten, aber ich habe überhaupt kein Problem mit den 40 oder 50 Jahre alten Vinyl-Platten, solange sie nicht mono sind.

Und das oben genannte "A Swingin‘ Safari" von Bert Kaempfert klingt für mich auch heute noch grandios gut, als ein Beispiel von vielen.
Hörbert
Inventar
#7 erstellt: 23. Jul 2017, 00:57
Hallo!

Warum sollte der Ausdruck "historisch" abwertend gemeint sein?

Er beschreibt einfach eine Tatsache, nehmen wir einmal eine gute Aufnahme von 1979...

jpc.de

...und eine gute Aufnahme aus dem letzten Jahrzehnt....

jpc.de

...beidemale mit dem Klavierquintett op.34.

Hier tritt der historische Charakter der älteren Aufnahme klar zu Tage, das Klavier klingt bei der alten Analogaufnahme übersteuert und verzerrt da das alte analoge Band Probleme mit der Bandsättigung hatte, der hohe Rauschanteil lässt das Alter der Aufnahme nicht nur ahnen sondern belegt dieses recht deutlich, die eingeschränkte Dynamik und der eingeschränkte Frequenzgang sowie die bescheidene Auflösung der alten Analogaufnahmetechnik lassen eine eindeutige Zuordnung der Aufnahme als ein 38 Jahre altes Produkt zu, -mit einem Wort so eine alte Aufnahme klingt halt "historisch"-.

....und das in dem gleichen eindeutigen Maß wie eine 38 Jahre alte Aufnahme auch in den 70ger Jahren mit Fug und Recht als "historisch" zu bezeichnen war.

Wo soll der Sinn darin liegen 30- oder 40 Jahre alte Aufnahmen anders zu bezeichnen als "historisch"?

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 23. Jul 2017, 00:59 bearbeitet]
gapigen
Inventar
#8 erstellt: 23. Jul 2017, 09:15

Wo soll der Sinn darin liegen 30- oder 40 Jahre alte Aufnahmen anders zu bezeichnen als "historisch"?


Du bringst ein Beispiel einer Aufnahme, bei der die ältere schlechter ist als die neue. Die ältere ist für Dich "historisch". Also zumindest in diesem Fall schlechter.

Es gibt sicher genug Beispiele, wo alte Aufnahmen besser klingen als neue, vielleicht nicht gerade im Bereich der Klassik. Diese alten als historisch zu bezeichnen wertet sie für mich ab. Daher stoße ich mich an dem Begriff, aber zugegebenermaßen ist das wirklich subjektiv.

Daher, ein aufrichtiges
Hörbert
Inventar
#9 erstellt: 23. Jul 2017, 11:47
Hallo!


......Es gibt sicher genug Beispiele, wo alte Aufnahmen besser klingen als neue........


Die da wären?

Sorry aber ich kenne wirklich keinen einzigen Fall in dem eine Neuaufnahme schlechter wäre als eine historische Aufnahme. -Das ist schon rein technisch gesehen sehr unwahrscheinlich da das alte Aufnahmeequipment eben nicht die Leistung des heutigen aufweist.

Im übrigen wirst du ausserhalb der klassischen Musik eigentlich kaum eine vernüftige Vergleichsaufnahme finden können da sowohl der Jazz als auch die Popmusik sehr stark Interpretenabhängig ist.

Aber es gibt natürlich einige eher indirekte Möglichkeiten.

So z.B.

jpc.de

Wenn man z.B. die Aufnahme der Zoot Allures von 1976

mit:

jpc.de

der 1992 veröffentlichten Yellow Shark vergleicht wird man ganz ähnliches feststellen können wie schon beim obigen Beispiel.

Auch hier sticht der historische klang der älteren Aufnahme unüberhörbar ins Ohr.

Um alle drei Sparten abzudecken hier noch ein Beispiel aus dem Jazz, zwei Aufnahmen der gleichen Formation mit der gleichen Instrumentierung aber unterschiedlichen Stücken und 19 Jahre auseinander.

jpc.de

jpc.de

Offen gesagt müsste man bei allen von mir geposteten Beispielen schon auf den Ohren sitzen wenn man den historischen Klang der älteren Aufnahmen nicht wahrnehmen würde.

Alle diese Beispiele habe ich im übrigen spontan und quassi aus dem Bauch heraus angeführt, -es macht in der Tat keine besondere Mühe noch unzählige andere Beispiele zu finden, hingegen wäre ich wie schon geschrieben echt in Verlegenheit eine historische Aufnahme zu finden die einer heutigen guten durschnittsaufnahme ebenbürtig wäre.

Allerdings finde ich daran nichts was abwertend sein könnte, das ist einfach der Lasuf der Dinge.

Schließlich und endlich bedingt der historische Klang einer Aufnahme weder die Wertschätzung des aufgenommenen Werkes noch seiner Interpretation, -so gehören auch heute noch trotz ihres deutlichen historischen Klanges Aufnahmen von Wilhelm Furtwängler oder Otto Klemperes zu den Aufnahmen mit hohem Interpretatorischem Werk und sind für junge Dirigenten immer noch ein Meilenstein.

Ähnliches gibt es ja auch im Jazz und sicher auch im Pop.


MFG Günther
Nisser99
Gesperrt
#10 erstellt: 23. Jul 2017, 11:52

Curlew (Beitrag #2) schrieb:

Ich denke, damals hing die Aufnahmequalität deutlich stärker als heute vom Studio und dessen technischer Ausstattung ab. Ein Hinterhofstudio klang dann auch nach Hinterhof, während heutzutage jeder Depp mit billiger Elektronik aus China in seinem Wohnzimmer hochwertige Aufnahmen machen kann.


Dann kligt sie nach Depp. Ist das besser?
Holger
Inventar
#11 erstellt: 23. Jul 2017, 12:09

Dann klingt sie nach Depp.


Nur wenn der Musiker einer ist...


[Beitrag von Holger am 23. Jul 2017, 12:10 bearbeitet]
gapigen
Inventar
#12 erstellt: 23. Jul 2017, 15:05

Sorry aber ich kenne wirklich keinen einzigen Fall in dem eine Neuaufnahme schlechter wäre als eine historische Aufnahme. -Das ist schon rein technisch gesehen sehr unwahrscheinlich da das alte Aufnahmeequipment eben nicht die Leistung des heutigen aufweist.

Es wird schwierig sein, z.B. von Pink Floyd, wish you were here eine Neuauflage zu bekommen. Andererseits wirst du heute neu aufgenomme Platten von Musikern finden, die es damals noch nicht gab. Die nach Deiner Definition historische Pink Floyd klingt für mich auch heute noch exzellent, während es neu aufgenomme Platten die nicht alle überzeugen.
Hörbert
Inventar
#13 erstellt: 23. Jul 2017, 15:48
Hallo!


........Die nach Deiner Definition historische Pink Floyd klingt für mich auch heute noch exzellent, während es neu aufgenomme Platten die nicht alle überzeugen...........


Das mag ja alles sein aber du wirfst hier deine persönliche subjektive Geschacksvorliebe und die objektive technische Realität die das Niveau der Aufnahmemöglichkeiten von 1975 determinierten und das Niveau der Aufnahmemöglichkeiten die 2017 voehanden sind durcheinander.

Hier eine Aufnahme mit elektronischer Musik von 2008.

jpc.de


Ungeachtet des persönlichen Geschmackes sollte man eigentlich in der Lage sein die Unterschiede in der Aufnahmetechik zu erkennen und die nach heutigen Maßstäben enge Begrenztheit der 1975 Aufnahme deutlich zu erfassen:

MFG Günther
gapigen
Inventar
#14 erstellt: 23. Jul 2017, 17:37

Das mag ja alles sein aber du wirfst hier deine persönliche subjektive Geschacksvorliebe und die objektive technische Realität ...

Ja, das stimmt. Mein subjektives Empfinden ist mir in diesem Hobby jedoch wichtiger als technische und sicher auch messbare Realität. Und ich gehöre vermutlich zu den "Promille" der Bevölkerung, die Platte lieber als CD hören.

Den Luxus gönne ich mir, obwohl oder trotzdem ich im "wahren Leben" definitiv aus der naturwissenschaftlichen Ecke komme.

(P.S. und nur zur Ergänzung: Ich behaupte übrigens nicht, dass Du mit Deinen Aussage falsch liegst.)
Hörbert
Inventar
#15 erstellt: 23. Jul 2017, 21:52
Hallo!

Wie schon weiter oben geschrieben spricht ja nichts dagegen historische Aufnahmen anzuhören, -ich selbst habe in meiner Sammlung wahrscheinlich genau so viele historische Aufnahmen wenn nicht mehr als Aktuelle die mit heutiger Technik erstellt sind.


.......Mein subjektives Empfinden ist mir in diesem Hobby jedoch wichtiger als technische und sicher auch messbare Realität............


Wieso siehst du hier überhaupt die Notwendigkeit einer Gewichtung?

Es lässt sich beides doch gut vereinen und das Bewusstsein das eine Aufnahme 30-, 40-, oder auch 70-Jahre alt ist sowie ihre unüberhörbaren technischen Mängel muss das Vergnügen daran ja nicht beeinträchtigen, so höre ich z.B. obige Aufnahme von Brahms Klavierquintett op.34 mit Maurizio Pollini und dem Quartetto Italiano ebenso oft und ebenso gerne wie die Aufnahme mit dem Emerson String Quartet und Leon Fleisher, respektive läuft die erste "Gateway" ebenso oft wie die "Homecoming".

Aus solchen Sachen sollte man sich gar nicht erst ein Problem machen.

MFG Günther


[Beitrag von Hörbert am 24. Jul 2017, 19:05 bearbeitet]
gapigen
Inventar
#16 erstellt: 23. Jul 2017, 23:26

Aus solchen Sachen sollte man sich gar nicht erst ein Problem machen.

Ja. Ich sehe es auch mehr als interessanten und konstruktiven Informationsaustausch.

Gute Nacht allerseits.
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