Testbericht ESI uniK 05 - 5" Monitor

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bearmann
Inventar
#1 erstellt: 11. Aug 2012, 18:09
unik05---1

Grüßt euch,
eigentlich bin ich nicht sonderlich viel im Lautsprecherforum unterwegs - ich bin eher der Kopf-Hörer. Nun hat mich ESI allerdings vor ein paar Monaten gefragt, ob ich nicht Lust hätte ihre neuen aktiven Nahfeld-Monitore zu testen. In der Vergangenheit hatte ich schon DACs und Interfaces von ESI getestet und da hab ich bei dieser Gelegenheit natürlich nicht nein gesagt. Mein bisherige Werdegang bei NFMs waren KRK Rokits RP6 GII und ein Paar Audioengine A2. Außerdem jeweils ausgedehnte Besuche bei Thomann und Musik-Schmitt um verschiedene Monitore anzuhören. Und nun stehen die uniK 05 seit ein paar Monaten auf meinem Schreibtisch. Bevor es aber mit dem Testbericht bzw. meinen - unglaublich subjektiven - Eindrücken losgeht, möchte ich ein bisschen was dazu sagen, 'wie' ich bei Testberichten höre und auf was ich Wert lege.

>> Zum Testbericht und was mir wichtig ist:
Für meine Begriffe kann und sollte ein Testbericht über Lautsprecher oder Kopfhörer lediglich einen groben Eindruck geben, ob es sich für den Leser lohnt, sich den Lautsprecher mal selbst anzuhören. Und selbst diese Aussagekraft ist stellenweise schon in Frage zu stellen. Ich möchte euch mit meinen Berichten und Eindrücken (m)eine Einschätzung geben, welche herausstechenden Charakteristika der Lautsprecher für mich hat - nicht mehr und nicht weniger. Es wäre falsch zu glauben, dass ich den Lautsprecher damit vollständig beschrieben, geschweige denn erfasst hätte. Es wäre auch falsch zu glauben, dass diese Eindrücke für jeden ersichtlich sind, der diesen Lautsprecher auch gehört hat. Dafür sind einfach zu viele Variablen im Spiel. Kurz um: Bei aller Mühe, die ich mir gebe, ist dieser Bericht - wie jeder andere auch - mit Vorsicht zu genießen.

Was mir ganz allgemein bei Lautsprechern wichtig ist:
  • Präsente Stimmwiedergabe
  • PRaT-Faktor (Pace, Rythm and Timing)
  • guter Kickbass

Das sollte verständlicher werden, sobald wir mal loslegen... HERE. WE. GO.

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Beispielhafte Lieder


Alex Clare - [The Lateness Of The Hour #04] Too Close LINK
Die Stimme kommt sehr gut rüber. Ebenso die Dubstep-Elemente. Mangels Subwoofer fehlt es allerdings an Druck, wodurch dem Lied ein bisschen was fehlt.

The Glitch Mob - [Drink the Sea #08] Drive It Like You Stole It LINK
Schöner Kickbass! Das Lied hat von sich aus schon ordentlich Druck und genau der wird wiedergegeben. Nach den ersten Takten bewegt sich wie von selbst der Kopf, was schon mal ein gutes Zeichen ist. Da rein elektronisch und ohne Gesang weiß ich nicht so recht, was ich noch zu sagen soll...

Caro Emerald - [Deleted Scenes from The Cutting Room Floor #05] The Other Woman LINK
Hmmm... so ein schönes Lied. Caros stimme klingt ganz leicht blechern, was etwas schade ist. Dafür kann man alle Instrumente sehr gut und differenziert heraushören. S-Laute klingen nicht scharf, PRaT scheint ziemlich perfekt. Jedenfalls bewegen sich schon nach wenigen Sekunden die Füße mit - ist schließlich auch ein Rumba.

Eva Cassidy - [Live At Blues Alley #12] What a Wonderful World LINK
Evas Stimme klingt sehr luftig und unangestrengt. Die Bühne wird sehr gut aufgebaut und Evas Stimme sitzt exakt in der Mitte. S-Laute klingen ein kleines bisschen scharf, aber das könnte auch an Frau Cassidy bzw. der Aufnahme liegen, da es mir bei anderen Liedern nicht auffiel.

John Williams - [Star Wars: A New Hope CD1 #02] Rebel Blockade Runner LINK
Diese Lautsprecher scheinen fast schon gemacht für Blas-Orchester! Trompeten und Posaunen sind bei den Fanfaren unglaublich knackig. Super klar, PRaT kommt hier auch wieder zum tragen. In meinen Ohren eine ziemlich perfekte Wiedergabe für 5" Monitore.

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Fiona Apple - [When The Pawn... #05] Paper Bag LINK
Ähnliches Spiel, wie bei Eva Cassidy. Fionas Stimme klingt richtig gut. Sehr natürlich, sehr leicht (soweit das bei ihr geht ;)). Ihre Stimme sitzt klar im Zentrum und die Begleitung ist nicht zu dominant.

Katie Melua - [Piece By Piece #11] I Cried For You LINK
Katies Stimme schwebt wunderschön über den Streichern und wird von keinem verschluckt. Hier spürt man aber wieder ganz leicht scharfe S-Laute und Konsonanten. Nicht nervig, aber man hört es.

Alice Sara Ott - [Chopin Waltzes #01] Waltz No.1 in E flat LINK
Gerade die Anschläge der ersten Noten werden sehr knackig wiedergegeben. Alles ist sehr sauber differneziert und die Dynamik der Aufnahme kann sich perfekt entfalten. Wirklich ein Genuss.

Bolt Thrower - [Those Once Loyal #05] Those Once Loyal LINK
Hmmm... Metal ist nicht so das Genre für die ESI, scheint es. Karl Willetts Stimme wirkt einfach nicht so richtig und es mag auch kein Kopfnicken aufkommen. Vorallem die Gitarren klingen recht schnell nervig.

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Coheed and Cambria - [Good Apollo, I'm Burning Star IV, Volume Two: No World for Tomorrow #05] The Running Free LINK
Das klingt schon besser! Claudio Sanchez' Stimme hört sich super an. Die Gitarren sind knackig, PRaT wirkt super und der Kopf wippt mit. LEGEN-waitforit-DARY.

The Black Dahlia Murder - [Deflorate #01] Black Valor LINK
Bei TBDM ist das Problem, dass es schnell wie Brei klingt, weil alles vermischt. PRaT sind hier das A und O. Und genau das schaffen die ESI wunderbar. Gitarren, Schlagzeug, Sänger... alle wohl separiert. Dadurch klingt es richtig gut, da die Schnelligkeit und Komplexität zum tragen kommen.

Wolves in the Throne Room - [Black Cascade #01] Wanderer Above the Sea of Fog LINK
Lautsprecher testen mit Black Metal? WTF? Facepalm? Bei WitTR gibt es oft einen ähnlichen effekt, wie bei TBDM - wenn die Lautsprecher etwas falsch machen, klingt es schnell schlecht. Entweder ist es unhörbar, da die Fehler der Aufnahme zu präsent sind, oder die Atmosphäre der Musik verliert sich im Einheitsbrei. Keins von beidem ist hier der Fall... vor allem wird Nathan Weavers 'Gesang' fast perfekt reproduziert.

Kings of Leon - [Only By The Night #04] Use Somebody LINK
Caleb Followills Stimme klingt leider wieder ganz leicht blechern - ähnlicher Effekt, wie bei Caro Emerald. Instrumente, Dynamik und PRaT passen. Alles wunderbar, aber die Stimme könnte besser sein - sie ist nicht so volumig und einnehmend, wie es sein sollte. Schade.

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Quintessenzen


Die uniK 05 haben bei mir nun einige hundert Stunden auf dem Buckel. Zuspieler war immer das Notebook mit wechselndem Interface bzw. DAC. Was hat sich für mich bisher herauskristallisiert?

Die ESI uniK 05 ist bei Thomann für 200€/Stk. zu haben - was für meine Begriffe ein gutes Budget für den Einstieg in Nahfeld-Monitore darstellt. Zwischen 400-500€ pro Paar hat man außerdem eine reichhaltige Auswahl zwischen vielen Herstellern. Was bieten die ESI uniK 05 hier also? Trotz der 5" haben sie einen soliden Kickbass, der für den Schreibtisch locker reichen sollte. Will man mehr, ist ein Sub zwingend nötig - wie bei allen Monitoren dieser Größe. Abgesehen von wenigen Ausnahmen haben sie - vor allem bei Frauen - eine tolle Stimmwiedergabe. Sehr offen, stets unangestrengt und natürlich. Wenig verfärbend. Manchen Männerstimmen fehlt es allerdings an Volumen und es klingt leicht blechern, was schade ist. Schon bei geringen Lautstärken wird die Bühne gut aufgespannt und die Instrumente sind - abhängig von der Aufnahme - gut gefächert. Die Höhen sind präsent, ohne anstrengend zu sein, was sicherlich dem Bändchen-Hochtöner geschuldet ist.

Wie man auch oben an der beispielhaften Liste sehen kann, gibt es immer wieder Bands bzw. Lieder mit denen die uniK 05 so ihre Probleme haben. Allerdings habe ich bisher noch kein Genre gefunden, das sie nicht beherrschen. Zu empfehlen sind sie für meine Begriffe aber ausdrücklich für Singer/Songwriter, Blues, Orchestrale Musik, Klavier, usw. Hier können sie fast durchweg überzeugen und scheinen in ihrem Element. Schwierig wird es manchmal bei Death Metal - da kommt einfach nicht genug Stimmung auf. Kann es leider nicht passender beschreiben.

Was ist also das Fazit? Wer auf der Suche nach günstigen All-Round Nahfeld-Monitoren ist sollte mal einen Blick auf die ESI uniK 05 werfen! Sie haben manchmal ihre Schwächen, aber für 400€ können sie absolut überzeugen und sind für fast jedes Genre geeignet. Wer dann auch noch einen Hang zu Singer/Songwriter hat oder viel weiblichen gesang hört, sollte sie sich unbedingt anhören!

Das wars soweit von mir. Es folgt noch ein Bericht zum kleinen Bruder, der uniK 04. Stay tuned...

Alles Gute und ich hoffe, ich konnte damit dem ein oder anderen etwas helfen.
bearmann
KoRnasteniker
Inventar
#2 erstellt: 18. Aug 2012, 16:00
Sehr schöner Bericht, wie immer von dir. Danke Bearmann.
Hattest du den allzu bekannten HS80 von Yamaha auch schonmal bei dir? Klingt für mich, bis auf die relativ präsenten Höhen, die aber Gottseidank absenkbar sind, auch relativ Nafeldtauglich und homogen für den aufgeschlagenen Preis. Falls du sie mal hattest oder noch hast, würde mich ein kurzer Vergleich zwischen den Beiden auch freuen

Gruss, Thomas

PS: Welcome back btw.
bearmann
Inventar
#3 erstellt: 19. Aug 2012, 20:29
Sers Thomas,
den HS80 hatte ich zweimal im Geschäft gehört und der war mir dann doch etwas zu "linear", will heißen: unglaublich langweilig. Das Gefühl hatte ich bei den uniK 05 nicht. Was das reine Abhören betrifft kann ich nicht beurteilen, welcher der beiden da besser wäre - für HiFi würde ich aber ganz klar zum uniK 05 greifen. Mir persönlich wäre der HS80 da einfach zu nüchtern und zu wenig einnehmend.

Alles Gute dir.
bearmann
KoRnasteniker
Inventar
#4 erstellt: 19. Aug 2012, 22:20
Hei,

Hmm, ja das mit dem zu neutral oder unmusikalisch bei Studiomonitoren ist ja so eine Sache. Theoretisch sollten Studiomonitore ja möglichst linear abgestimmt sein um keinen Frequenzbereich beim Abmischen/-hören unabsichtlich bevorzugen oder benachteiligen zu müssen. Andererseits denke ich da dann wieder, dass verschiedene Tontechniker auch verschiedene Vorstellungen vom Klang haben und wenn sie z.B. den Bass und die Höhen für eine höhere Dynamik betonen eher bei bereits badewanniger abgestimmten Monitoren besser aufgehoben sind, da es sonst schnell passieren kann, dass die Aufnahme zu bassig oder zu schrill klingt.

Ich hatte damals beim Nahfeldmonitor probehören genau ein umgekehrtes Erlebnis. Mir gefiehl ein relaxter und neutraler aufspielender Dynaudio BM5 z.B. wesentlich besser, als die Modelle von Adam, die schon sehr nach Badewanne klangen. Hatte damals auch das Vergnügen einen HS80 zu Hören. Bis auf die etwas präsenteren Höhen konnte sich der durchaus hören lassen. Also an die Auflösung von Aktivmonitoren um 500-1000€ muss man mMn mindestens das Doppelte hinblätern um mit einem HiFi-Lautsprecher auf das gleiche Klangniveau zu kommen. Aber der alte Hut: Geschmäcker sind halt verschieden, zieht Gottseidank noch immer. Sonst gäbe es wahrscheinlich kein HiFi-Forum
Ich glaube, ich werde demnächst auch auf eine DAC/PRE/KHV und Aktivmonitorkombi umsteigen und das alte HiFi-Equipment auslagern


Gruss, Thomas

BTW: Sind das alles Luftblasen unter dem Lack auf der Hinterseite des ESIs oder Wassertropfen?


[Beitrag von KoRnasteniker am 19. Aug 2012, 22:24 bearbeitet]
GG71
Inventar
#5 erstellt: 29. Mai 2013, 17:42
Hallo Leute,

BTW HiFi:
Habe die Monitore (ich tendiere zu ESI uniK 08) für ein Wohnzimmer (ca. 2m Dreieckseiten) kein zu enger vertikaler Abstrahlwinkel?
Sprich:
Kann ich noch entspannt auf ein Sofa sitzen, ohne die ganze Zeit darauf achten zu müssen, dass mein Kopf incl. Ohren auf der korrekte Höhe bleiben? ;-)
GG71
Inventar
#6 erstellt: 27. Jun 2013, 21:21
Um mal meine Frage nach 2h Probehören selbst zu beantworten:
Es geht ;-)
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