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Lust im Hirn: Wie (Musik-) Genuss biologisch verdrahtet ist

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Autor
Beitrag
HansFehr
Inventar
#202 erstellt: 28. Mai 2012, 17:45
Wie lange lässt ihr euch noch von dieser Jenny veralbern?

Die lacht sich krumm.

Gelöste Rätsel gibt sie an den Jüngsten weiter. So etwas gab es bisher hier noch nie.
ingo74
Inventar
#203 erstellt: 28. Mai 2012, 17:57
hans - hast du auch was zum thema beizutragen..?
HansFehr
Inventar
#204 erstellt: 28. Mai 2012, 18:05
Ja, hätte ich sehr wohl.

Aber ich würde die Groß-/Kleinschrift respektieren.
ingo74
Inventar
#205 erstellt: 28. Mai 2012, 18:09
respekt, dass du es trotzdem lesen kannst - dann lass mal lesen, was du ausser trollen zum thema beizutragen hast.
Nanobyte
Stammgast
#206 erstellt: 28. Mai 2012, 19:06
Ich gelange ja mehr und mehr zu der Erkenntnis, daß Holzohren in der Regel an Holzköpfen befestigt sind...
ingo74
Inventar
#207 erstellt: 28. Mai 2012, 19:09
warum..?
Janus525
Hat sich gelöscht
#208 erstellt: 28. Mai 2012, 21:20

ingo74 schrieb:
...können wir auch gerne das höhlengleichnis nehmen, es gibt ja immer wieder menschen, die lieber in der höhle sitzen als ausserhalb


Das ist ein gutes Beispiel, Ingo...! Was sich auf der Höhlenwand abspielt, ist für die "gefesselten" Menschen die gesamte Wirklichkeit und aus ihrer Sicht wahr. Sie betreiben eine Wissenschaft von der Schattenwelt, untersuchen Gesetzmäßigkeiten, stellen Thesen auf, untermauern oder widerlegen diese mathematisch, schreiben "unumstößliche" Regeln fest, die sie dann physikalische Gesetze nennen und wie einen Götzen anbeten und verteidigen.

Wenn nun jemand käme und sie auffordern würde, für einen Moment den Kopf frei zu machen und in eine andere Richtung zu blicken, weil es dort etwas Anderes zu sehen gäbe, würden sie dies geradezu reflexartig ablehnen und als Hocus Pocus und haltloses Geschwätz abtun... Eine aus meiner Sicht völlig verständliche Reaktion, nachdem sie seit Jahrzehnten fleißig alles erlernt haben, was es über diese Wand und die Schatten darauf zu wissen gibt. Wirklich ein exzellent gewähltes Beispiel...


chriss71 schrieb:
Tja, aber für Janus gilt das alles nicht, denn - ACHTUNG VERMUTUNG - er ist ja gewerblicher Teilnehmer hier.

Hallo Chris,

Du bist doch garnicht auf irgendwelche Vermutungen angewiesen, genau wie niemand sonst. Schau doch einfach in mein Profil, gehe auf meine Seite und lies was dort steht. Ganz nebenbei kannst Du herausfinden wieviel "Voodoo - Kram" ich verkaufe und Dir auch sonst ein Bild davon machen, wie ich denke, welche Intensionen ich habe usw... Steht doch alles groß und breit da...

Viele Grüße: Janus...


[Beitrag von Janus525 am 28. Mai 2012, 22:04 bearbeitet]
chriss71
Inventar
#209 erstellt: 28. Mai 2012, 22:36

Janus525 schrieb:
Sie betreiben eine Wissenschaft von der Schattenwelt, untersuchen Gesetzmäßigkeiten, stellen Thesen auf, untermauern oder widerlegen diese mathematisch, schreiben "unumstößliche" Regeln fest, die sie dann physikalische Gesetze nennen und wie einen Götzen anbeten und verteidigen.


Tja, anscheinend hat Janus noch nicht erkannt, dass es sowas wie Naturwissenschaften gibt. Vielleicht lebt er ja noch im 15. Jahrhundert. Wenn einer, wie er natürlich die Grundlagen aller physikalischen Gesetze leugnet, dann sind wir wieder bei Wittgenstein. Wir leben in einem System wo 2+2=4 ist.

Ich quote mich mal selbst:

Für mich stellt sich der Thread folgendermaßen dar: Meinungen zwischen Objektivisten (Geisteswissenschaft) und Realisten (Naturwissenschaft). Da wird nie im Leben ein Kompromiss zustande kommen.


Janus525
Hat sich gelöscht
#210 erstellt: 28. Mai 2012, 22:59

chriss71 schrieb:
Tja, anscheinend hat Janus noch nicht erkannt, dass es sowas wie Naturwissenschaften gibt...

Ja Chriss, daran wird es vermutlich liegen...
ingo74
Inventar
#211 erstellt: 29. Mai 2012, 04:06
...und oder er hat das höhlengleichnis nicht richtig verstanden/interpretiert
Mr._Lovegrove
Inventar
#212 erstellt: 29. Mai 2012, 04:41
Normalerweise kümmere ich mich nicht um die unsinngen Streitereien anderer in Threads, aber ich finde es einfach schade, dass ein solch interessanter Fred, der natürlich auch ins Philsosopische und Theoretische abdriften kann, so zerstochen wird von Leuten, die es einfach nicht schaffen, beim Thema zu bleiben und auf einer Person rumhacken müssen, nur weil ihre Ansichten recht verquer sind. Wer meint, er fühle sich in diesem Thread (oder in irgendeinem anderen) nicht wohl oder kann die Ansichten anderer nicht akzeptieren, sie aber auch nicht konstruktiv konterkarieren, der sollte draußen bleiben oder diejenigen ignorieren.
heip
Inventar
#213 erstellt: 29. Mai 2012, 05:27
@Janus :

Gesunder Realismus ist, wenn die physikalischen Grundlagen
im Kopf vorhanden sind, und trotzdem der Blick nicht getrübt
ist, (Hör-) Eindrücke, welche subjektiv scheinbar außerhalb der
Grenzen entstehen, sollten dann mit dem jeweiligen Grundwissen
abgeglichen werden.
Subjektiv positive (Hör-) Eindrücke sind dem Moment geschuldet,
halten aber (bis jetzt) keiner Grundlagenüberprüfung stand,
entstehen zwischen den Ohren und sind nicht (wirklich) real ...
Jenny4
Stammgast
#214 erstellt: 29. Mai 2012, 05:28
Mr. Lovegrove schrieb:

Es ist natürlich beides in gewissen Teilen vom Unterbewusstsein gesteuert. Aber falls ich etwas beim Filmgucken verpasse, geschieht das eher aus einer Art Reizüberflutung. Mein Auge kann nicht alles sofort und gleichzeitig wahrnehmen. Es filtert wichtiges durch und läßt unwichtiges liegen. Erst beim zweiten-dritten-vierten mal, wenn die einstmals wichtigen Dinge eh schon gespeichert sind, kann das Gehirn sich um die unwichtigen Dinge kümmern.

Über dieses aufmerksamkeitssteuernde Unterbewusstsein wollte ich etwas mehr wissen: Der entsprechende Teil unseres Gehirns ist der Hippokampus ("Seepferdchen"), der liegt im Hirn oberhalb des verlängerten Rückenmarks. Der fragt quasi ständig: "Woher kenne ich das? Wo gehört das hin? Ist das wichtig?"

Dein Hinweis auf die Reizüberflutung ist hilfreich, die ist nämlich stressig: "Stress fokussiert unsere Aufmerksamkeit und unser Gedächtnis auf das Wesentliche", schreibt Esch (S. 58). "Der Hippocampus entscheidet [auch] darüber, was wir uns explizit merken wollen, was merkwürdig ist" (Hervorhebung bei Esch, S. 42).

Spannend finde ich die Frage: Warum entscheidet der Hippocampus, dass er sich etwas Bestimmtes merkt und anderes nicht? Esch sagt (Englisch im Original, S. 42): "The hippocampus runs on fun", denn unser Belohnungs-Motivations-Kreislauf spielt hier eine Rolle. Ich zitiere das mal und versuche es anschließend mit Beispielen zu verbinden (Hervorhebungen im Original; limbische Areale sind unser "Belohnungssystem"):

"Limbische Areale sind wesentlich an der Gedächtnisbildung beteiligt. Wichtig sind hier einerseits die Hippocampusformation (insbesondere beteiligt am semantischen Wissensgedächtnis sowie dem autobiografisch-episodischen Erlebnisgedächtnis, zusammenfassend als explizites oder deklaratives Gedächtnis bezeichnet) und andererseits die Amygdala - und verbundene Bereiche - für die emotionale Konditionierung und das emotionale Gedächtnis." (S. 46)

Mr. Lovegrove schrieb:

Das hat aber nix mit Erfahrung zu tun. Und auch nichts mit einem Lerneffekt. Das funktioniert immer. Hier geht es nicht um Handlungsverständnis. Genau das ist aber bei der Musik der Fall.

Nach Esch verstehe ich das nun anders: Gehirntechnisch ist "lernen" das Abspeichern von Informationen, die der Hippocampus ausgewählt hat. Wir merken uns etwas, weil es Spaß gemacht hat, oder wir merken uns etwas, weil wir ihm eine Bedeutung verleihen; z. B. "seltsames Solo, muss ich mir merken" oder "typisches Solo, passt genau in klassischen Jazz". Diese Informationen landen entweder im Wissensgedächtnis oder im emotionalen Gedächtnis. Der Hippocampus "sucht" beim Hören quasi die ganze Zeit nach einem bekannten Schema, zu dem das aktuell gehörte Musikstück passt. Levitin beschreibt das so:

"My own neuroimaging studies have shown that familiar music activates [...] and the hippocampus, a structure deep in the center of the brain that is known to be crucial to memory encoding and retrieval. Together, these findings suggest that we are storing both the abstract and the specific information contained in melodies." (p. 165)

"Meine eigenen neurologischen Studien mit bildgebenden Verfahren haben gezeigt, dass vertraute Musik den Hippokampus aktiviert, eine Struktur tief im Zentrum des Gehirns, die maßgeblich an der Gedächtnisbildung und am Abrufen von Gedächtnisinhalten beteiligt ist. Zusammen legen diese Funde nahe, dass wir sowohl die abstrakte als auch die spezifische in Information abspeichern, die in einer Melodie enthalten ist." (S. 165)

Das Beispiel:

Beim Musikhören passiert diese Filterung zwar auch. Wenn ich weiß, dass nach dem Drumbreak bei "Stairway to heaven" Jimmy Pages Solo kommt, dann freue ich mich schon darauf und kann mich auf seine Spielweise oder den Klang seiner Gitarre konzentrieren.

Das war das emotionale Gedächtnis...

Ob ich dann verstehe, wie er die Noten spielt, muß ich dann aber nicht unbedingt begreifen. Das wäre eine Sache von Wissen und Erfahrung.

...und das wäre dann das semantische Gedächtnis, also das Bedeutungs- und Muster-Gedächtnis.

Und jetzt geht's mit dem Hippocampus wieder von vorne los: Wenn ich (Jenny) mich in das Thema Jazz einarbeiten würde, mit dem ich mich bisher wenig auskenne, dann würde ich konzentriert hinhören, weil es mir Spaß macht, Muster zu erkennen; mein Hippocampus würde diejenigen Informationen zum Abspeichern herauspicken, bei denen er eine Ausschüttung von Glückshormonen bemerkt hat, sowie diejenigen, die zu irgend einem mir bereits bekannten Muster über Jazz passen, z. B. "da war doch irgendwas mit blue notes". Und wenn dann noch jemand neben mir säße und mich darauf hinweist - "hast du das gerade gehört?" dann würde mein Hippocampus diese Information erst recht abspeichern, weil wir Zuhörer diesem Detail so viel Aufmerksamkeit zugewandt haben und weil unser gemeinsames Musikhören für eine bemerkenswerte Ausschüttung von Oxytocin gesorgt hat.

Ist das nicht faszinierend!?
Jenny4
Stammgast
#215 erstellt: 29. Mai 2012, 05:55
Feuerschale

Dieses musikalische Erlebnis der letzten Nacht möchte ich Euch nicht vorenthalten...

Sitze ich mit dem Besten Ehemann von allen und einem guten Rotwein am Feuer und höre Musik, die ich lange nicht gehört habe - Leonard Cohen, Billy Joel. Alles ist gut, das Leben ist schön! Und wir unterhalten uns darüber, was manche Leute an Plattenspielern so toll finden.

Da plötzlich hängt die CD. Knurrend begebe ich mich zur Zweitanlage und gebe dem Denon-Player einen Tritt. Ok, nein, aber dieses Teil kostet echt Nerven. War aber in dem Fall die CD schuld. Doch dann da plötzlich fällt mir ein... Ich hab doch im Keller noch irgendwo 1. Billy Joel auf Vinyl und 2. einen Plattenspieler!

Plattenspieler

Es versprach eine lange Nacht zu werden, denn da war einiges in der Kiste, das ich schon sehr lange nicht mehr gehört habe. Neue Deutsche Welle, ich gestehe meine Schuld! Spliff, Ideal, sogar eine Runde Zeltinger "live im Roxy", da war ich mal in einen Kölner verliebt und hab mir die gekauft... (das war jetzt der Verweis auf mein biografisches Gedächtnis )

Hey, war echt schön! Natürlich ging es in der Diskussion am Feuer dann irgendwann auch um Klangunterschiede, und wir konnten es halt nicht lassen und haben dann angefangen zu vergleichen. Der Beste Ehemann von allen hat's als erster gemerkt (und das war seine Fähigkeit, Muster und deren Einzelbestandteile zu erkennen): Die Musik von der LP war schneller. Was ist das denn!? Drei Vergleiche (im Bild: Saga), jedes Mal dasselbe Ergebnis: Ein merklicher Tempounterschied. Da gibt's zwar so ein Dingens, wo man das Tempo feinjustieren kann, aber selbst wenn ich das auf 0 stelle ("minus" gibt's nicht), war es immer noch schneller als die CD.

Tja ne, so kann's gehen, aber da Vinyl sowieso nicht mein use model ist, räum ich das heute wieder weg. Naja, oder morgen. Ein bisschen Mike Oldfield muss ich noch hören, Platinum ist so lange nicht gelaufen...

Edit: Das geht gar nicht. Sogar ohne Vergleich ist der Dreher einfach zu schnell.


[Beitrag von Jenny4 am 29. Mai 2012, 06:23 bearbeitet]
dommii_old
Hat sich gelöscht
#216 erstellt: 29. Mai 2012, 05:56

Janus525 schrieb:

dommii schrieb:
Das aber auf der anderen Seite Klangbasen für tausende von Euros mir einfach keinen Zugewinn gewähren...
Sorry dommii, aber das gehört in´s Voodoo Forum, was soll der Unfug hier...?


Das ist die Predigt, die du seit jeher hier abhälst, auch wenn hier nur unterschwellig, sowas macht halt einen Verkaufsspezi aus. Alles muss getan werden damit es einem beim Musikhören besser geht, also verlassen wir uns schön brav auf die Fantastereien anderer HighEnder, machen sie zu unseren eigenen Überzeugungen, nehmen die Leere in uns auf und leben sie voll aus, dann ist auch das Gehirn glücklich. Raumakustik und Lautsprecher sind dabei völlig egal, zumindest deiner Meinung nach. Das ist auch das Problem vieler Mituser mit solchen Aussagen, denn die Veränderung ist erstens nicht real und somit zweitens vollständig subjektiv.

Somit war ich mit der Aussage voll im Thema, denn ich kriege das Kotzen (also das Gegenteil von Glück), wenn ich mir nur vorstelle ich könnte irgendwann da enden wo andere sich selbst suggerieren (müssen, um glücklich zu sein), das die neue Sicherung sie jetzt ganz ganz doll arg glücklich macht.
Janus525
Hat sich gelöscht
#217 erstellt: 29. Mai 2012, 06:48

heip schrieb:
@Janus : Gesunder Realismus ist, wenn die physikalischen Grundlagen im Kopf vorhanden sind, und trotzdem der Blick nicht getrübt ist, (Hör-) Eindrücke, welche subjektiv scheinbar außerhalb der Grenzen entstehen, sollten dann mit dem jeweiligen Grundwissen abgeglichen werden. Subjektiv positive (Hör-) Eindrücke sind dem Moment geschuldet, halten aber (bis jetzt) keiner Grundlagenüberprüfung stand, entstehen zwischen den Ohren und sind nicht (wirklich) real ...

Guten Morgen heip,

genau das ist doch auch meine Position...! Natürlich weiß ich um die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge, weiß dass vieles bei der Musikwiedergabe mit einer Anlage auf Täuschung bzw. Überlistung des Gehirns beruht (z.B. Ortung von Phantomschallquellen und vieles mehr), nicht anders als dies im optischen Bereich (z.B.) bei der Betrachtung eines elektronisch generierten 3D Bildes geschieht.

Auch weiß ich dass viele (wie Du schreibst) subjektiv positive (Hör-) Eindrücke dem Moment geschuldet sind, keiner Grundlagenüberprüfung standhalten und erst im Gehirn entstanden sind. Geschenkt...! Das ist doch genau das was ich hier ständig wiederhole: "Klangunterschiede zwischen (z.B.) zwei technisch identischen Kabeln entstehen erst im Gehirn, messtechnisch lassen sie sich außerhalb eines Menschen nicht erfassen; wir kreieren sie mit Hilfe einer Vielzahl von Einflussgrößen akustischer, visueller und haptischer Natur, gestalten sie Durch Erwartungshaltungen, Vorkenntnisse, Vorurteile, Fehlinformationen usw. selbst...!!![/b]

Habe ich das jetzt hinreichend deutlich gemacht...?

Die Frage ist doch nur: Lehne ich solche Täuschungen ab oder setze ich sie bewusst und gezielt für meine Zwecke ein, um nichts anderes geht es mir hier. Auf einem Fernsehbildschirm löst der Blick über eine Klippe in den Abgrund durch die Simulation von Todesnähe ebensolche Emotionen und biochemische Reaktionen in uns aus als stünden wir selber dort, obwohl es sich lediglich um eine Täuschung handelt. Um wie viel stärker sind die Emotionen und Reaktionen erst wenn wir uns vor einer riesigen Kinoleinwand befinden und um uns herum Dunkelheit herrscht.

Wenn ich also das Gefühl, das durch die Täuschung in mir entsteht, vermeiden möchte, dann erleuchte ich den Raum in dem ich mich befinde, umgebe mich mit anderen Menschen, rede mit ihnen und lenke mich dadurch ab, wähle einen möglichst kleinen Bildschirm und setze mich in einen Sessel. Will ich das Gefühl verstärken, dann dunkle ich meine Umgebung ab, lenke mich nicht ab, wähle eine riesige Leinwand, stelle mich dicht davor und versetze mich mental in die Lage eines drohenden Absturzes, lasse mich sozusagen auf die Illusion ein und genieße sie.

Nichts anderes versuche ich beim Musikhören mit einer HiFi - Anlage; ich erschaffe eine möglichst perfekte Illusion von Realität die ein hohes Maß an emotionaler Beteiligung zulässt; der Hilfsmittel hierzu gibt es viele. Dass gute Raumakustik und geeignetes Equipment, die keine Irritationen und "Unnatürlichkeiten" erzeugen hierzu notwendig sind ist selbstverständlich; sie sind simple Grundvoraussetzungen und es lohnt sich nicht hier über sie zu reden...

@dommie: Ich lese gerade erstaunt dass Du noch immer nicht verstanden hast und schon wieder mit diesem Voodoo - Gerede, diesmal über Sicherungen anfängst. Sehr seltsam...

Viele Grüße: Janus...
Jenny4
Stammgast
#218 erstellt: 29. Mai 2012, 07:09
heip schrieb:

Subjektiv positive (Hör-) Eindrücke sind dem Moment geschuldet, halten aber (bis jetzt) keiner Grundlagenüberprüfung stand, entstehen zwischen den Ohren und sind nicht (wirklich) real ...

Streng naturwissenschaftlich gesehen - vorausgesetzt, Du akzeptierst Neurobiologie als Naturwissenschaft - ist das falsch. Was "zwischen den Ohren" entsteht, ist ein Feuerwerk von Botenstoffen und neuronalen Stromstößen. Dein Gehirn arbeitet doch, Mann, und das soll nicht real sein?

Du kennst doch den ergreifenden Eindruck, den Orgelmusik auf einer großen Kirchenorgel für viele Menschen macht, nimm z. B. einen Bach-Choral. Wenn Du bestimmte Frequenzen weglassen würdest - die besonders tiefen und die besonders hohen - dann geht ganz real die Menge an Botenstoffen zurück, die beim Hören im Gehirn ausgeschüttet werden.
ingo74
Inventar
#219 erstellt: 29. Mai 2012, 07:49
richtig jenny und genau das finde ich recht interessant und deswegen finde ich den thread auch sehr interessant.

die frage, die sich mir halt nur hauptsächlich aus janus beiträgen stellt ist, ob ich mich deswegen selbstbelügen muss/soll, denn ich denke, dass die mehrzahl der menschen keine 'lust'gefühle bekommen, wenn sie sich selber betrügen..
Jenny4
Stammgast
#220 erstellt: 29. Mai 2012, 07:57
Janus schrieb:

ich erschaffe eine möglichst perfekte Illusion

Das versuchen bereits die Künstler, wenn sie Mikrofone auswählen, den Aufnahmeort wählen, die Tracks abmischen, sich für einen Tonträger entscheiden... Und ich finde es ausgesprochen spannend und lohnenswert, diesen Weg konsequent weiterzugehen in der Hörkette.

Für mein Hör-Erleben kam es einem massiven Einschlag gleich, dass mein Freund mir schon vor über einem Jahr erklärt hat, warum er den Raum abdunkelt und warum er die Kerzen blendfrei hinter seine 1,40 hohen A.R.E.S. stellt. Wir haben einige Stücke, bei denen höre ich die räumliche Ausbreitung von Klang nirgends so fantastisch wie in einem solchen Ambiente. Für meine Auswahl der LS war dieser von uns so genannte Tsunami-Effekt maßgeblich. Und bis zum heutigen Tage hört es sich für mich räumlicher an, wenn es dunkel ist.

In der von mir bereits zitierten Fachliteratur steht da einiges drüber drin, aber ich versuche halt die Portionen in meinen posts verdaulich zu halten...
dommii_old
Hat sich gelöscht
#221 erstellt: 29. Mai 2012, 10:00

Janus525 schrieb:
"Klangunterschiede zwischen (z.B.) zwei technisch identischen Kabeln

Wo liegt nochmal der Unterschied zwischen Kabeln und Sicherungen?

Du hast es immernoch nicht begriffen, das Menschen auch glücklich sein können und sich die Illusion des Gehörten ermöglichen indem sie ganz bewusst alle Hocus-Pocus-Artikel aus ihrem Hörumfeld entreißen, um sich dem Ballast den die damit verbundenen Geldsorgen sowie das Gefühl der eigenen Selbstverarsche hinterlassen zu entledigen. Das es noch andere Einflussfaktoren wie z.B. das verdunkelte Zimmer mit schummriger Beleuchtung gibt, stelle ich außer Frage, denn es fördert auch für mich als klassisches Holzohr den emotionalen Eindruck.

Ich frage mich einfach, weshalb manches Hirn sich freut wenn man etwas (meist) schönes aber völlig unsinniges und trotz dieser Unsinnigkeit (aufgrund eben jener beworbenen aber nicht vorhandenen Eigenschaften) teures gekauft hat wärend ein anderes schon alleine beim Gedanken dadran kurz davor ist, den Dienst zu quittieren.

Vielleicht ist das einfach der Punkt an dem sich die Menschheit spaltet.

Die eine Seite kauft Energiesparlampen weil es doch draufsteht das sie so gut für Mutter Erde ist, die andere kotzt weil sie weiß wie die Entsorgung aussieht. Ob bei diesen zwei von Grund auf unterschiedlichen Gedankenmustern auch Unterschiede in der neuralen Vernetzung bestehen, das würde mich sehr interessieren.


[Beitrag von dommii_old am 29. Mai 2012, 10:02 bearbeitet]
Jenny4
Stammgast
#222 erstellt: 29. Mai 2012, 11:06

Die eine Seite (1) kauft Energiesparlampen weil es doch draufsteht das sie so gut für Mutter Erde ist, die andere (2) kotzt weil sie weiß wie die Entsorgung aussieht. Ob bei diesen zwei von Grund auf unterschiedlichen Gedankenmustern auch Unterschiede in der neuralen Vernetzung bestehen, das würde mich sehr interessieren.

In Kürze: Ja. (1) zeigt zielorientiertes Verhalten (wobei dies nichts aussagt über den Sinn des Zieles) und hält ihre Anstrengungen für angemessen und auch das Ziel für erreichbar; (2) zeigt Vermeidungsverhalten und Stressreaktionen. Das triggert unterschiedliche Botenstoffe.
dommii_old
Hat sich gelöscht
#223 erstellt: 29. Mai 2012, 11:31
Findest du nicht, dass das etwas einseitig betrachtet ist? Wieso ist das Nichtkaufen von Energiesparlampen weniger zielorientiert und auf (wenn ich dich jetzt richtig verstanden habe) reine Stressfaktoren zurückzuführen?
tsieg-ifih
Gesperrt
#224 erstellt: 29. Mai 2012, 11:48

chriss71 schrieb:
Bleiben wir bitte in unserem System. 2+2=4.
Können wir uns darauf einigen? Wir können gerne diskutieren, ob 2+2=5 ist (in einem anderen System), solange wir aber unser System haben ist 2+2=4.
Also, du kannst dein Phänomen anscheinend nicht messen (in unserem System) deswegen kommen andere nicht zum gleichen Ergebnis.


Wir leben in einem System wo 2+2=4 ist.

Kannst du das beweisen?

M.E. ist das nur eine Definition mehr nicht. Wir haben z. B. gelernt, dass alle Dreiecke 180 ° Winkelsumme haben.
Leg doch mal ein Dreieck über eine Kugel, tja komisch da kommt viel mehr heraus, .. da geht's schon los.

Es kommt also darauf an WO gerechnet wird und WELCHE Regeln als Grundlage in Frage kommen.
Ergo kann als "4" auch "Vogel" oder "Einhorn" stehen, auch das wäre richtig und nicht abstreitbar.

Oder stellen wir uns eine Menge vor ausserhalb des Dezimalsystems (es gibt noch andere Systeme),
die nur mit 2 Elementen auskommt, also wie bei digital 1 und 0.
Wenn du jetzt 1 und 1 summierst wie soll da 2 herauskommen wenn es keine 2 in dieser Menge gibt?
Richtig wäre also "0" in dem Fall oder?


Vielleicht sollte man manchmal Begriffe wie richtig oder falsch, besonders im Musikhifi Bereich durch praktikabel oder unpraktikabel ersetzen ..
In DIESER Beziehung muss man Janus recht geben:

Janus525 schrieb:
Im Gegensatz zu manchem "Holzohr" käme es mir allerdings nie in den Sinn diese Art der Präferenzierung mit einem abfälligen Begriff zu betiteln oder gar eine Wertung im Sinne von richtig oder falsch vorzunehmen...

(fett hervorgehoben durch mich)
cptnkuno
Inventar
#225 erstellt: 29. Mai 2012, 11:53

tsieg-ifih schrieb:

Oder stellen wir uns eine Menge vor ausserhalb des Dezimalsystems (es gibt noch andere Systeme),
die nur mit 2 Elementen auskommt, also wie bei digital 1 und 0.
Wenn du jetzt 1 und 1 summierst wie soll da 2 herauskommen wenn es keine 2 in dieser Menge gibt?
Richtig wäre also "0" in dem Fall oder?

Nöö 10 ist richtig in dem Fall
tsieg-ifih
Gesperrt
#226 erstellt: 29. Mai 2012, 11:58

Jenny4 schrieb:
Und bis zum heutigen Tage hört es sich für mich räumlicher an, wenn es dunkel ist.

Das ist auch interessant

Genau so ist es bei mir auch. Ich habe darum zwei einstellbare fernbedienbare LED-Globen hinter den Boxen, die ich farblich nach meiner Stimmung einstellen kann. Meist nehme ich einen rötlichen Ton.
Nur WARUM es so ist würde mich noch mehr interessieren.


heip schrieb:
Subjektiv positive (Hör-) Eindrücke sind dem Moment geschuldet,
halten aber (bis jetzt) keiner Grundlagenüberprüfung stand,
entstehen zwischen den Ohren und sind nicht (wirklich) real ...

Aber Hallo, wenn ich Musik höre und MEINE gehörten Eindrücke ich für mich interpretiere, ist das für mich real, für wen sonst?

Ich versuche nur nicht meine Realität anderen aufzwingen zu wollen, ich glaube hier liegt der Unterschied


[Beitrag von tsieg-ifih am 29. Mai 2012, 12:01 bearbeitet]
chriss71
Inventar
#227 erstellt: 29. Mai 2012, 13:06
@tsieg-ifih: Du weißt aber schon was eine Analogie ist! So war es gemeint. Wir haben eben die Physik und Naturgesetze, darüber kommen wir nicht hinweg. Und wenn nun Janus schreibt, dass die Physik eine Wissenschaft von der Schattenwelt, untersuchen Gesetzmäßigkeiten, stellen Thesen auf, untermauern oder widerlegen diese mathematisch, schreiben "unumstößliche" Regeln fest, die sie dann physikalische Gesetze nennen und wie einen Götzen anbeten und verteidigen dann ist das einfach nur Quatsch. Bei aller Liebe.

Auch ich war lange Zeit unzufrieden mit meiner Anlage. Und das hat nicht an meinem Kopf noch an meinen HIFI-Geräten gelegen, sondern an meiner Raumakustik. Ich brauche mir nicht einbilden das es gut klingt, sondern das tut es (jetzt) einfach.



[Beitrag von chriss71 am 29. Mai 2012, 13:10 bearbeitet]
tsieg-ifih
Gesperrt
#228 erstellt: 29. Mai 2012, 14:50
Ja sicher weiss ich das, aber es wird oft übersehen, dass der ganze Hifibereich nur Unterhaltung zum Zeitvetreib ist und nicht wirklich existenziell ist (oder doch?), wie Z.B. in der Nahrungsmittelindustrie oder Medizin, Gesundheitsbereich etc. die tatsächlich von Naturgesetzen abhängig sind und dort wo es um Leben und Tot geht, sollte man m. E. viel mehr Energie investieren was auch die Forumsbereiche betreffen.

Das ganze Hifigedöns wird von denen überbewertet, die Gefühle, Empfindungen und Technik nicht auseinanderhalten können und sogar meinen ein Netzteil könnte man ohne emotionale Ergüsse nicht fertigen
Nun vielleicht hängt's an der lebendigen Darstellung der Technik aus der Werbung und Schwurbelindustrie, welche die ohnehin schon verzerrten Sichtweisen der Menschen forcieren (Stichwort: Esoterikindustrie), dabei ist es nur tote Materie die eine Funktion 100pro erfüllen muss.

Ich habe auch Tage wo die gute Anlage nicht gut klingen will
Das liegt dann nicht an der Technik, sondern an einem selbst. Man stelle sich einen "excessiven Highender" vor, der vor lauter Schwurbelkram nicht mehr weiss wo er den Fehler dann finden soll, quasi permanenter Dauerstress.

Dann muss ich mir halt etwas anderes suchen wie mein Glücksbedürfniss oder wie auch immer befriedigt werden kann/muss/soll, da gibt's ja einige persönliche bilaterale Dinge die auch Spass machen können und zur Not auch ohne Musik funktionieren.

Ich glaube jetzt im Sommer soll ein neues Gesetz in der EU verabschiedet werden dass irreführende Werbung verbieten soll um den Verbraucher mehr zu schützen, zumindest soll nix ohne wissenschaftliche Prüfung deklariert werden und das finde ich bzgl. besonders des Neuromarketings, denen wir ALLE unbewusst ausgesetzt sind, längst überfällig.

chriss71
Inventar
#229 erstellt: 29. Mai 2012, 14:58

tsieg-ifih schrieb:
Dann muss ich mir halt etwas anderes suchen wie mein Glücksbedürfniss oder wie auch immer befriedigt werden kann/muss/soll, da gibt's ja einige persönliche bilaterale Dinge die auch Spass machen können und zur Not auch ohne Musik funktionieren.





tsieg-ifih schrieb:
Ich glaube jetzt im Sommer soll ein neues Gesetz in der EU verabschiedet werden dass irreführende Werbung verbieten soll um den Verbraucher mehr zu schützen, zumindest soll nix ohne wissenschaftliche Prüfung deklariert werden und das finde ich bzgl. besonders des Neuromarketings, denen wir ALLE unbewusst ausgesetzt sind, längst überfällig.


100% dacor. Damit endlich die Verkäufer von High-End Hardware nicht dauernd einfach nur Quatsch daherreden, als ob es sich bei Digitaltechnik und Akustik um Voodoo handelt, die man nicht erklären kann.



[Beitrag von chriss71 am 29. Mai 2012, 15:02 bearbeitet]
Janus525
Hat sich gelöscht
#230 erstellt: 29. Mai 2012, 15:35

ingo74 schrieb:
...und oder er hat das höhlengleichnis nicht richtig verstanden/interpretiert ;)

Das lässt sich ja überprüfen Ingo... Das Leben in der Höhle ist für mich gleich bedeutend mit einer sehr eingeschränkten Sichtweise auf die Welt und das Sein, die einem Menschen durch Sozialisation / Erziehung / geltende Lehrmeinung geradezu aufgezwungen wird, allerdings (zumeist) ohne dass ein Mensch dessen gewahr wird oder gar kritisch reflektiert, weshalb nahezu keine "gesicherten Erkenntnis" der Wissenschaft lange überdauert hat, bis sie als falsch und damit untauglich erkannt, verworfen und durch anderes "Bewiesene" ersetzt wurde. So lange ist es noch nicht her, seit wir erkennen mussten dass 2 + 2 auch etwas völlig anderes sein kann als 4..., und dass 1 + 1 schon lange nicht mehr zwingend 2 ergeben muss.

Zurück zum Höhlengleichnis: Anstelle die Realität in ihrer Gesamtheit zu sehen bzw. sehen zu können, werden die Schatten als Realität verstanden und gar nicht erst angezweifelt. Wer hätte "wissenschaftlichen Erkenntnissen", gleich welcher vergangenen Epoche, schon widersprechen können, ohne den (selbst-)gerechten Zorn des (nicht selbständig denkenden) "Schwarms" auf sich zu ziehen oder sich der Lächerlichkeit im Angesicht wissenschaftlicher (Selbst-)Gefälligkeit preiszugeben...?

Will heißen: Beim Loslösen eines Individuums von diesem "Platz an der Höhlenwand" (dem vertrauten und lieb gewonnenen Wissen) handelt es sich fast immer (psychologisch betrachtet) um einen schmerzhaften Lösungsprozess (vgl. H. Hesse / Stufen / "Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden.
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
"

Die allermeisten Menschen tun sich sehr schwer, eine neue Wahrheit (gewonnen aus Neurologie, Neurobiologie, Quantenmechanik oder was auch immer) anzunehmen, zum einen, weil der Eindruck der "alten" Wahrheiten noch zu sehr "einprogrammiert" und das (Frei-)Denken damit stark eingeschränkt ist, zum anderen, weil eine neu Realität nicht sofort verstanden und dem zufolge auch nicht bejaht werden kann. Im Übrigen sollte, wer Platos im Munde führt, auch den (hier korrekt übersetzten) Satz: "Ich weiß dass ich nicht weiß." stets im Hinterkopf behalten..., und sei es beim ebenso vorschnellen wie falschen Schluß 2 + 2 sei immer 4...


dommii schrieb:
Hocus-Pocus-Artikel...Ballast...Geldsorgen...()...Ich frage mich einfach, weshalb manches Hirn sich freut...wärend ein anderes...das würde mich sehr interessieren.


Hallo dommii,

bitte vergiss doch hier einmal für einen Moment solche Dinge wie Hocus-Pokus-Artikel, Ballast, Geldsorgen usw., das ist ein klassisches Vodoo - Thema das hier m.E. völlig fehl am Platze ist...

Genau zum Thema passt hingegen Deine auch für mich überaus interessante Frage die ich oben zitiert habe. Die Erklärung hierfür liegt meiner Auffassung nach in der jeweiligen Präferenz, hervorgegangen aus Introjekten und Veranlagungen. Diese können so verschieden sein wie Menschen halt nun einmal verschieden sind. Der eine hasst Tauben..., der andere füttert sie weil er sie liebt. Der eine hasst den Verzehr von Fleisch..., der andere liebt zarte Steaks. Der eine liebt es nach Feierabend im Garten zu arbeiten..., der andere hasst es nach getaner Arbeit noch den Rasen mähen zu müssen. Der eine liebt es sich mit seinen HiFi - Geräten zu beschäftigen statt nur Musik zu hören..., der andere hasst es das tun zu sollen, weil es ihn am durchgängigen Musikhören hindern würde...

...und all das ist getreu der Devise: De gustibus non est disputandum völlig harmlos, geht niemanden etwas an und kann in einer freien Gesellschaft von jedermann im Rahmen der Gesetze und im Rahmen seiner Möglichkeiten ausgeübt werden...

Das einzig wirklich gefährliche daran sind Menschen, die derart auf ihre Präferenz fixiert sind, dass sie nahezu zwanghaft glauben ihr Sicht der Dinge anderen aufzwingen zu müssen. Nur das ist für mich "krankhaft"..., und nicht die Wahl oder der Verzicht von bzw. auf etwas, das mit HiFi zu tun hat, was auch immer das sein mag ...

Viele Grüße: Janus...


[Beitrag von Janus525 am 29. Mai 2012, 16:11 bearbeitet]
Nanobyte
Stammgast
#231 erstellt: 29. Mai 2012, 16:03

tsieg-ifih schrieb:
...
Ich habe auch Tage wo die gute Anlage nicht gut klingen will
Das liegt dann nicht an der Technik, sondern an einem selbst. ...


Jetzt sind wir wieder beim Ursprungsthema, daß da lautet: "Lust im Hirn: Wie (Musik-) Genuss biologisch verdrahtet ist". Sehr schön.

Jenny hatte das Thema auch nochmal präzisiert und die Hörkette Teil 3 definiert. Also ab Trommelfell (genauer: ab Cochlea). Audiokette inkl. Boxen und Raummoden sind nicht Gegenstand der Diskussion!

Ich möchte noch einen anderen Aspekt der Verschaltung der sekundären Hörzentren im Hirn anregen: Den sensomotorischen Cortex.

Und zwar nicht nur in Bezug auf Tanz oder andere rhythmisch orientierte Bewegungsmuster (Pogo, Headbanging, etc.), sondern eher das haptische Erlebnis beim Konsum von Musikprodukten. Das Paket aufmachen, die Platte herausholen, sanft das Innencover herausholen, die Platte auf die gespreizte Hand gleiten lassen, auf den Plattenteller legen, leicht abbürsten, Tonarm auflegen und ....aaaahhhh.

CD-Hörer sind da natürlich weit unterlegen...
Jenny4
Stammgast
#232 erstellt: 29. Mai 2012, 16:07

sanft das Innencover herausholen, die Platte auf die gespreizte Hand gleiten lassen, auf den Plattenteller legen

...nicht zu vernachlässigen auch die unglaubliche Anspannung meines Freundes, mir dabei zuzusehen, getoppt nur noch von der Situation, wo er wegen des -Testes die Augen verbunden hatte und nicht mal sehen konnte, wie ich mit seinen heiligen Platten umging...
Es war ein geiles Gefühl, dieses Vertrauen zu genießen!!!
dommii_old
Hat sich gelöscht
#233 erstellt: 29. Mai 2012, 17:09
Wo ist nochmal genau der Unterschied zwischen dem Glück bezüglich "Platte auflegen vs. CD reinschieben" und "Klangbasen aufstellen vs. gute Lautsprecher und Raumakustik nutzen"?

Da sich viele Diskussionen um dieses Thema drehen nochmals meine Frage, was passiert da genau? Wieso Glauben manche, obwohl sie teilweise sogar wissen, das es anders ist und andere lehnen den Glauben aufgrund ihres Wissens ab, obwohl sie sogar den gleichen Effekten unterliegen können?

Auf meinen Post #223 wurde z.B. noch nicht eingegangen...
Jenny4
Stammgast
#234 erstellt: 29. Mai 2012, 17:14
Es ist das Reinschieben...

ingo74
Inventar
#235 erstellt: 29. Mai 2012, 17:19

Nanobyte schrieb:

Das Paket aufmachen, die Platte herausholen, sanft das Innencover herausholen, die Platte auf die gespreizte Hand gleiten lassen, auf den Plattenteller legen, leicht abbürsten, Tonarm auflegen und ....aaaahhhh.

tja genauso hatte ich das auch gedacht. ich hab noch fast 1500 schallplatten von früher, alles quer beet, angefangen von house, pop, rock bis hin zu jazz und classic, sogar einige "referenz"platten hab ich noch im keller. hab mir dann letztes jahr einen neuen plattenspieler gegönnt und dann kam mein aaaaaaahhh - wie schlecht klingt das denn..?
kurze zeit später ging der wieder weg, nur schön aussehen reicht nunmal nicht, egal was man sich vorstellt...


Nanobyte schrieb:

CD-Hörer sind da natürlich weit unterlegen... ;)

naja - ich freu mich jedesmal, wenn ich ne neue xrcd oder k2hd bestellt hab und die angekommen ist, die wertige hülle, der einschuber für die cd etc ist auch schön anzuschauen und der klang (meistens) perfekt - ICH denke jedesmal, was bin ich froh, dass der plattenspieler weg ist, obwohl das ritual und das knistern schon was hatte...
tsieg-ifih
Gesperrt
#236 erstellt: 29. Mai 2012, 20:04

Jenny4 schrieb:
Es ist das Reinschieben...

:prost

Nein du übersiehst die Vorfreude die manchmal mehr als 50 % ausmacht, also das Rausholen
Jenny4
Stammgast
#237 erstellt: 29. Mai 2012, 20:21
Janus525
Hat sich gelöscht
#238 erstellt: 29. Mai 2012, 21:22

tsieg-ifih schrieb:
...also das Rausholen :D

Ein ausgezeichnetes Stichwort...! Ich hole für andere und für mich aus einer Anlage und aus der Peripherie alles raus was mir mit meinen bescheidenen Mitteln möglich ist, dies mit nur einem einzigen Ziel: Erlebnistiefe zu steigern und Emotionen in genau der Richtung zu befördern, die der Interpret in seiner Darbietung auszudrücken versucht.

Wem es (um ein willkürliches Beispiel zu nennen) bei "No Bravery" von James Blunt (Back to Bedlam) nicht die Kehle zuschnürt..., wer nicht gegen Tränen ankämpfen muss..., vor wem die grauenhaften Bilder, die wir alle verfolgen konnten, nicht wieder auferstehen wenn Blunt seine Kriegserlebnisse als Soldat im Kosovo verarbeitet, der ist entweder sehr hart gesotten..., lässt sich willentlich nicht berühren..., oder die Atmosphäre der Abhörsituation lässt es gar nicht erst zu dass er sich vollständig auf den Text und den mit brüchiger Stimme vermittelten Schmerz einlassen kann. Wer nicht weiß worum es geht: Blunt erlebte den Kosovokrieg hautnah mit, sah hilflos ethnischen Säuberungsaktionen zu, sah Massengräber, sah das Leid der Opfer, insbesondere der Kinder, litt unter der Ohnmacht gegenüber dem Hohn der Kriegsverbrecher vor laufender Kamera. Textpassage:

There are children standing here,
Arms outstretched into the sky,
Tears drying on their face.
He has been here.
Brothers lie in shallow graves.
Fathers lost without a trace.
A nation blind to their disgrace,
Since he's been here.

And I see no bravery,
No bravery in your eyes anymore.
Only sadness.


Ich habe nicht viele kennen gelernt, die das vor einer meiner Anlagen kalt gelassen hätte; so mancher konnte nicht sofort sprechen und in Einzelfällen sind Tränen gelaufen. Dasselbe in der anderen Richtung (Lebensfreude, Tanzlaune etc.) geht natürlich genauso, wenn..., ja wenn es dem Gehirn durch Beeinflussung aller bestimmenden Faktoren leicht gemacht wird sich in das Stück und die Intension des Interpreten hineinzufinden, besser gesagt sich dort hineinfallen zu lassen...

Viele Grüße: Janus...


[Beitrag von Janus525 am 29. Mai 2012, 21:25 bearbeitet]
chriss71
Inventar
#239 erstellt: 29. Mai 2012, 21:37

Janus525 schrieb:
Ich hole für andere und für mich aus einer Anlage und aus der Peripherie alles raus was mir mit meinen bescheidenen Mitteln möglich ist....


Die da wären (außer Spiegeln und Kerzen aufstellen)?


Interessant, dass keiner auf Post 233 eingeht, denn ich hier mal quote:

dommii schrieb:
Wo ist nochmal genau der Unterschied zwischen dem Glück bezüglich "Platte auflegen vs. CD reinschieben" und "Klangbasen aufstellen vs. gute Lautsprecher und Raumakustik nutzen"?

Da sich viele Diskussionen um dieses Thema drehen nochmals meine Frage, was passiert da genau? Wieso Glauben manche, obwohl sie teilweise sogar wissen, das es anders ist und andere lehnen den Glauben aufgrund ihres Wissens ab, obwohl sie sogar den gleichen Effekten unterliegen können?

Auf meinen Post #223 wurde z.B. noch nicht eingegangen...




[Beitrag von chriss71 am 29. Mai 2012, 21:38 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#240 erstellt: 30. Mai 2012, 05:37

Jenny4 schrieb:

Nach Esch verstehe ich das nun anders: Gehirntechnisch ist "lernen" das Abspeichern von Informationen, die der Hippocampus ausgewählt hat. Wir merken uns etwas, weil es Spaß gemacht hat, oder wir merken uns etwas, weil wir ihm eine Bedeutung verleihen;

Ich hatte einfach den Begriff "lernen" anders interpretiert. Für mich ist das lernen nicht einfach nur das auswenig lernen, also sozusagen das abspeichern, sondern ein etwas komplexerer Prozess. Aber es stimmt so schon. Das o.g. beschriebt Jourdain auch.


Jenny4 schrieb:

sanft das Innencover herausholen, die Platte auf die gespreizte Hand gleiten lassen, auf den Plattenteller legen


Ich muß zugeben, dass ich zu Vinyl an sich keine ausufernd emotionale Beziehung hege, sprich, ich empfinde keine Art von "Geilheit", eine 180g Scheibe aus dem Gatefold Cover herauszuholen. Ich finde es nur nervig. Mal abgesehen davon, dass ich die eine oder andere LP habe, die einfach wesentlich besser klingt, als ihr CD Pendant (was zu 95% dem Mastering geschuldet ist), kann ich dem Kult um die LP nichts abgewinnen.
Für mich ist der Akt des Auflegens oder Reinschiebens auch kein direkt lustbringender Faktor beim Musik genießen. Hätte ich genug Geld und Zeit, wäre vielleicht ich schon längst bei einem Meridian Server System. Das gefällt mir wegen der schönen Menuführung.

Ich muß aber zugeben, dass ich dennoch immer CDs kaufen werde. Meine Affinität zur CD ist schwierig in kurze Worte zu fassen, aber ich mag die Größe, ich liebe gut gemachte Reissues mit Original Coverartwork (Front und Back bitte), ich mag den Look von Japan CDs, die Tatsache, dass man auf so wenig Platz auch Kunst schaffen kann. Das richtige Papier fürs Booklet. Man kann CDs gut einlagern, findet sie schnell wieder im Regal.
Ich muß sagen, ich bin nicht nur stolz auf meine CD Sammlung, auf die vielen raren bis ultrararen CDs (über 60% meiner Sammlung besteht aus gestrichenen Titeln oder Versionen), diese Sammlung ist ein Teil meiner Seele. Wäre sie weg, würde ein Teil meiner Seele sterben. Diese Sammlung erzählt viele persönliche Geschichten. Und solche Geschichten kann kein Digitalfile dieser Welt erzählen.
Das klingt jetzt für manchen ziemlich verrückt, aber so fühle ich es.


dommii schrieb:
Wo ist nochmal genau der Unterschied zwischen dem Glück bezüglich "Platte auflegen vs. CD reinschieben" und "Klangbasen aufstellen vs. gute Lautsprecher und Raumakustik nutzen"?

Prinzipiell sehe ich da keinen, da beides für die jeweilige Person ein Glücksmoment ist.
Aber: Wenn ich eine neue CD in den Player schiebe, dann ist der kleine Moment zwischen reinschieben und dem Start der Musik ein ganz besonderer. Die Spannung steigt, der Pulsschlag wird schneller. Was kommt gleich? Werden meine Erwartungen erfüllt? Wird es besser oder schlechter, als ich vorher vermutete?
Wem das beim Stöpseln von Kabeln oder Aufstellen von Netzfiltern genaus os passiert, der hat in meinen Augen zur Musik selbst keine so intensive Beziehung, sondern ist eher an der Technik und seiner eigenen Befriedigung beim Spiel mit der Technik interessiert.
Jenny4
Stammgast
#241 erstellt: 30. Mai 2012, 07:22
@Mr._Lovegrove: Herzlichen Dank für den nochmaligen Hinweis auf Jourdain, Du hast mir damit erspart, den Thread nach dieser Empfehlung zu durchsuchen . Hab das Buch eben bestellt.

Schön, was Du zu CDs sagst, geht mir genauso. Wenn es noch nicht dunkel ist sitze ich gern mit dem Cover oder dem Booklet in der Hand beim Hören und schau mir das durch. Anfangs fand ich den Verzicht auf Jewelcases noch schwierig, mittlerweile sind mir die Teilchen aus "Papier" lieber - es fühlt sich in der Hand schöner an.

Was meinst Du mit Japan CDs?

@Janus:

dass er sich vollständig auf den Text und den mit brüchiger Stimme vermittelten Schmerz einlassen kann

Da machst Du jetzt aber ein Fass auf: Thema Text hören.

Ich bin eine ausgesprochene Texthörerin - ich kann nicht weghören, und wenn ich die Sprache auch nur ansatzweise verstehe, läuft mein Broca-Areal im Hirn auf Vollast. Da Englisch für mich eine sehr vertraute Sprache ist, auch mit diversen Akzenten, und da die meiste Musik, die ich höre, auf Englisch ist, kommt dieses Texthören so gut wie bei allem vor, was nicht instrumental ist.

Wenn die Texte mir gefallen, weil sie z. B. sehr poetisch und vielschichtig sind (z. B. Marillion, die vier Alben mit Fish, allen voran Script for a Jester's Tear), oder wenn sie sehr ästhetisch sind (vieles von Sting), dann ist Texthören ein ausgesprochener Genuss für mich.

Dein Beispiel mit James Blunt jedoch würde ich vermutlich genau ein Mal hören, mir die Augen ausheulen und mich dann nie wieder hintrauen.

Ganz selten geht es mir mit Instrumentalstücken so; von Mike Oldfield habe ich den Soundtrack zu den Killing Fields wiederentdeckt, das geht in die Richtung.

Lou Reed & Metallica, Lulu 2011: Da hatte ich fast einen Anfall, so hat mich der Text... "aufgeregt" reicht gar nicht, ich konnte die Musik fast gar nicht wahrnehmen.

Texte hören - wie ist das für Euch?
Janus525
Hat sich gelöscht
#242 erstellt: 30. Mai 2012, 08:16

Mr._Lovegrove schrieb:
Wem das beim Stöpseln von Kabeln oder Aufstellen von Netzfiltern genaus os passiert, der hat in meinen Augen zur Musik selbst keine so intensive Beziehung, sondern ist eher an der Technik und seiner eigenen Befriedigung beim Spiel mit der Technik interessiert.

Guten Morgen Mr.Lovegrove,

ganz sicher gibt es solche Leute, das will ich nicht bestreiten. Aber ich habe auch viele kennen gelernt, die wünschten sich nichts mehr als endlich innere Ruhe zu finden und nicht mehr ständig tauschen und "verbessern" zu müssen. Den Begriff "müssen" habe ich absichtlich verwandt, weil es für sie wie ein innerer Zwang ist immer wieder Neues zu kaufen und wieder zu verwerfen.

Die Ursache liegt in der Diskrepanz begründet die sie zwischen dem, was sie da hören, und ihrer Vorstellung davon, wie es eigentlich klingen müsste, empfinden. Und die Leute hatten zumeist völlig Recht; ich wäre damit auch nicht zufrieden gewesen. Wenn sie mich dann lassen kann ich´s ja ändern. Wenn sie mich nicht lassen dann müssen sie eben unzufrieden bleiben und weiter rumfummeln...

Viele Grüße: Janus...
Jenny4
Stammgast
#243 erstellt: 30. Mai 2012, 09:08
Geht es hier nicht einfach um Neugierde?

Für den einen ist es die technische Ausstattung, für den anderen die Musik, für den nächsten die Gestaltung von Illusionen. Was uns vereint (?) ist die Lust daran, mit HiFi zu spielen, aber eben mit unterschiedlichen Spielzeugen. (Das ist damit auch meine Antwort auf dommii's Frage nach dem Unterschied, siehe #233 - wir spielen mit unterschiedlichen Spielzeugen.)

Aber ich habe auch viele kennen gelernt, die wünschten sich nichts mehr als endlich innere Ruhe zu finden und nicht mehr ständig tauschen und "verbessern" zu müssen.

Dazu steht was Interessantes in Eschs Neurobiologie des Glücks - ich denke, die von Dir Genannten suchen C, siehe unten.
Esch beschreibt drei Anteile unseres Motivationssystems (S. 69):

Typ A: Wanting. Wollen, Bekommen, Erstreben, Erreichen, Lust, Verrgnügen, Neugier, Abenteuer. Appetit - limbisches System (Dopamin).

Typ B: Threat-Avoidance. Angstbekämpfung, Stressregulation, Entkommen, Vermeiden. Aversion - limbisches System und Stressachsen (Adrenalin/Noradrenalin, Kortisol)

Typ C: Non-Wanting. Vertrauen, Ruhe, Entspannung, "Verankern", Ankommen, Zufriedenheit, Haben, Wiederherstellen. Assertion - limbisches System inkl. Hypophyse, Hirnstamm (Morphium, Oxytocin, Serotonin, NO)


[Beitrag von Jenny4 am 30. Mai 2012, 09:10 bearbeitet]
ingo74
Inventar
#244 erstellt: 30. Mai 2012, 09:50
und da sind wir beim warum - warum schreibt jenny immer wieder von 'lust' und 'geilheit', warum postet janus und und und...
Janus525
Hat sich gelöscht
#245 erstellt: 30. Mai 2012, 09:52
Eine ausgezeichnete Frage Ingo, die sich durch eine Antwort nur verderben ließe...
Mr._Lovegrove
Inventar
#246 erstellt: 30. Mai 2012, 10:55

Jenny4 schrieb:

Was meinst Du mit Japan CDs?

Na CD Importe aus Japan. Die haben immer dieses sogennante Obi. Das ist der lose Papierstreifen, der sich links auf der CD befindet.
Manchmal kommen aus Japan aber auch fantastische Reissues in aufwenigen Digipacks und komplett der LP nachempfundenen Artworks.
Die Japaner sind da wirklich sehr liebevoll.


Jenny4 schrieb:

Texte hören - wie ist das für Euch?

Für einen der zur Zeit mehrheitlich instrumentalen Jazz hört, sehr einfach zu beantworten.
Aber bei vokaler Musik, also speziell bei eingängiger populärer Musik ist es bei mir so: Ist der Text für mich in irgendeiner Art und Form berührend (sprich: witzig, komisch, traurig, wütend, agressiv usw.), dann empfinde ich eine Wirkungssteigerung in der Musik. Es verbindet sich dann beides. Dazu muß ich zwingend aber auch die Musik gut finden.
Wenn die Musik gut ist und der Text schlecht, unsinnig oder für mich nicht relevant, dann tut das der musikalischen Wirkung aber keinen Abbruch. Ein guter Song bleibt ein guter Song, auch wenn der Text mich nicht kratzt.
Ein gutes Beispiel ist "Pi" vom grandiosen Kate Bush Album "Aerial". Kate Bush zählt in diesem wunder- wunderschönen Lied die Nachkomma Stellen von Pi auf. Man kann das ganze als Kusnt bezeichnen oder dadaistisch oder auch unsinnig, aber das macht die Musik für mich nicht schlechter. Ich höre das Lied trotzdem gerne.
Da gibt es aber tausende Beispiele für.
Jenny4
Stammgast
#247 erstellt: 30. Mai 2012, 11:14

"Pi" vom grandiosen Kate Bush Album "Aerial"

Kenn ich, stimme zu!
tsieg-ifih
Gesperrt
#248 erstellt: 30. Mai 2012, 14:37

Wem es (um ein willkürliches Beispiel zu nennen) bei "No Bravery" von James Blunt (Back to Bedlam) nicht die Kehle zuschnürt..., (...)
Blunt erlebte den Kosovokrieg hautnah mit, sah hilflos ethnischen Säuberungsaktionen zu, sah Massengräber, sah das Leid der Opfer, insbesondere der Kinder, litt unter der Ohnmacht gegenüber dem Hohn der Kriegsverbrecher vor laufender Kamera. Textpassage:

Der James Blunt ist m. E. eher etwas für Frauen. Ich könnte auch Xavier Nadoo nicht hören, für mich zu schleimig, zu schnulzig, zu glibberig
Bei denen bekomme ich das Gefühl die heucheln sich selbst etwas in die Tasche.

Davon ab dass ich manchmal die Krise bekomme (vielleicht bin ich zu sensibel?), wenn Kriegsthemen in Unterhaltungsmedien via Hifianlage textlich behandelt werden und ich ausfiltern muss, damit Freude für mich übrigbleibt. Das ist für mich zu anstrengend.

Ich habe nicht immer Lust, mir die Freude an der Musik durch textliche musikalische Untermalung von Verbrechen an die Menschlichkeit, besonders an Kindern bei Kriegsverbrechen verderben zu lassen und ich soll dann den ganzen fabrizierten menschlichen Schwachsinn, der sich täglich in unserer Welt wiederholt, ausgerechnet in dem Moment vor meiner Anlage kritisch auseinandersetzen?
Ich meine ich kann mir etwas schöneres vorstellen. Vielleicht ist das auch ein Grund warum ich eher instrumentale Musik mag, da gibt es keine ablenkende Texte, ausser schönen Frauenstimmen vielleicht

Eigentlich ist es die Vermischung aus zwei Welten, nämlich Illussion und Wahrheit mit der ich im Clinch liege. FÜR MICH spielt MEIST eine kritische Auseinandersetzung politischer Themen beim Hören von Musik mit ernsten Texten keine grosse Rolle, ist sogar für die gewollte Entspannung die ich mir durch Musikhören erhoffe kontraproduktiv, weil es meine Intention Musik mit Freude zu geniessen widerspricht. Für sozialkritische Themen gibt es Internetforen, wo man sich mit Schrift und Bild konstruktiv äussern kann.

Natürlich gibt es launenabhängige Ausnahmen aus der Liedermacherszene die ich sehr gut finde, wie z. B. Wecker und Wader (" Kein Ende in Sicht ") , besonders Weckers grandiose Pianokünste oder Hagen Rether und co, was eher ins kabarettistische mit Klavierbegleitung geht und alles schön bequem auf Deutsch ist was sofort verstanden wird.
Der latente Wunsch für eine bessere Welt assoziativ über Musik zu erfahren, als Ersatz für die rosarote Brille ist natürlich auch bei mir vorhanden, wobei eine gute Technik für eine störungsfreie Wiedergabe notwendig ist, aber nicht durch Schnickschnackkram überbewertet werden sollte.
Jenny4
Stammgast
#249 erstellt: 30. Mai 2012, 14:57
Wurden einige der größten Kunstwerke nicht aus tiefstem Schmerz erschaffen?
knollito
Inventar
#250 erstellt: 30. Mai 2012, 15:46
Spannender Thread, Jenny, und der beste Beweis dafür, dass Naturwissenschaftler die interessantesten Fragen stellen - zumindest meistens
Jenny4
Stammgast
#251 erstellt: 30. Mai 2012, 15:57
Hey schön, mal wieder von Dir zu hören, und viel Freude mit Deinen Hörsesseln!
Janus525
Hat sich gelöscht
#252 erstellt: 30. Mai 2012, 16:10
Hallo tsieg-ifih,

Deine Position kann ich vollumfänglich verstehen und selbstverständlich vorbehaltlos respektieren... Zeigt diese Position aber auch den Unterschied auf, was Musik für jeden von uns bedeutet und wie wir uns den musikalischen Inhalten individuell nähern...

Meine Intension ist fühlen und verstehen zu können, was der Interpret gefühlt hat und warum er gerade diesen Text gewählt hat..., das gilt natürlich nur für Stücke die er selbst komponiert und geschrieben hat. Zwei Beispiele (die Dich hoffentlich nicht belasten werden) sind "Hurt" von Johny Cash:

http://www.youtube.com/watch?v=o22eIJDtKho

Bitte sieh und höre es Dir an (brich es einfach wieder ab wenn Du es nicht aushalten kannst) und fühle was dieser Mann am Ende seines Lebens zum Ausdruck bringen will wenn er singt: "And you could have it all, my empire of dirt..." Diese Authentizität..., fernab jeder Eitelkeit..., ein letztes wehmütiges Aufbäumen..., sozusagen eine realitätsverkennende, kraftlose Kampfansage..., so etwas berührt MICH beim Anhören von Musik zutiefst.

Gleiches - wenn auch in völlig anderer Ausprägung - gilt für diesen Liveauftritt von Adele bei einem Besuch in einem kleinen Studio..., die Atmosphäre..., die Unordnung..., das Provisorium..., die Leute die da rumstehen..., das "Mal-so-eben-aus-dem-Ärmel" Performen..., das gibt MIR etwas.

http://www.youtube.c...t=PL99883830FA912890

Wer zuvor gesehen hat wie Adel bei ihrem Auftritt in der Royal Albert Hall coram publico nach dem Titel "Someone like you" die Tränen runtergelaufen sind, weil das Lied einer verlorenen Liebe galt die sie noch immer zutiefst aufwühlt, der erkennt die Quelle all dessen, ungekünstelt, unverstellt und damit authentisch wie ich finde...

Zugegeben, das sind für Dich vielleicht sehr traurige Beispiele..., aber - und da stimme ich Jenny zu - viele (für MICH) wirklich gute Titel sind aus persönlichen Tragödien der Interpreten heraus geboren..., aus tiefgreifenden, charakterformenden Erlebnissen..., nicht selten aus Trauer und Schmerz...

Viele Grüße: Janus...
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