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Lust im Hirn: Wie (Musik-) Genuss biologisch verdrahtet ist

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Janus525
Hat sich gelöscht
#252 erstellt: 30. Mai 2012, 18:10
Hallo tsieg-ifih,

Deine Position kann ich vollumfänglich verstehen und selbstverständlich vorbehaltlos respektieren... Zeigt diese Position aber auch den Unterschied auf, was Musik für jeden von uns bedeutet und wie wir uns den musikalischen Inhalten individuell nähern...

Meine Intension ist fühlen und verstehen zu können, was der Interpret gefühlt hat und warum er gerade diesen Text gewählt hat..., das gilt natürlich nur für Stücke die er selbst komponiert und geschrieben hat. Zwei Beispiele (die Dich hoffentlich nicht belasten werden) sind "Hurt" von Johny Cash:

http://www.youtube.com/watch?v=o22eIJDtKho

Bitte sieh und höre es Dir an (brich es einfach wieder ab wenn Du es nicht aushalten kannst) und fühle was dieser Mann am Ende seines Lebens zum Ausdruck bringen will wenn er singt: "And you could have it all, my empire of dirt..." Diese Authentizität..., fernab jeder Eitelkeit..., ein letztes wehmütiges Aufbäumen..., sozusagen eine realitätsverkennende, kraftlose Kampfansage..., so etwas berührt MICH beim Anhören von Musik zutiefst.

Gleiches - wenn auch in völlig anderer Ausprägung - gilt für diesen Liveauftritt von Adele bei einem Besuch in einem kleinen Studio..., die Atmosphäre..., die Unordnung..., das Provisorium..., die Leute die da rumstehen..., das "Mal-so-eben-aus-dem-Ärmel" Performen..., das gibt MIR etwas.

http://www.youtube.c...t=PL99883830FA912890

Wer zuvor gesehen hat wie Adel bei ihrem Auftritt in der Royal Albert Hall coram publico nach dem Titel "Someone like you" die Tränen runtergelaufen sind, weil das Lied einer verlorenen Liebe galt die sie noch immer zutiefst aufwühlt, der erkennt die Quelle all dessen, ungekünstelt, unverstellt und damit authentisch wie ich finde...

Zugegeben, das sind für Dich vielleicht sehr traurige Beispiele..., aber - und da stimme ich Jenny zu - viele (für MICH) wirklich gute Titel sind aus persönlichen Tragödien der Interpreten heraus geboren..., aus tiefgreifenden, charakterformenden Erlebnissen..., nicht selten aus Trauer und Schmerz...

Viele Grüße: Janus...
Nanobyte
Stammgast
#253 erstellt: 30. Mai 2012, 20:17
Ich muß ganz ehrlich gestehen, daß ich die Stimme meist nur als Instrument wahrnehme, höre also nicht dezidiert auf den Text.

Das hat jetzt natürlich mit der Sprache zu tun. Bei deutschen Texten höre ich eher hin als bei englischen. Da fehlt natürlich häufig auch der Bezug zum Hintergrund. Ich könnte mir natürlich das Booklet schnappen und mitlesen, oder im Internet recherchieren, das spare ich mir aber meistens. Ich lese ja auch keine Gedichte. Und häufig genug ist der Text so profan, daß sich die Recherche kaum lohnt. Habt ihr mal festgestellt, daß sich Texte von Rocksongs häufig beliebig austauschen lassen?

Und bei brasilianischen Texten ist es ja so, daß man sie kaum übersetzen kann, ohne heftigen Würgereiz zu bekommen. Amor, saudade und coração klingen aber auch soo schön...
Janus525
Hat sich gelöscht
#254 erstellt: 31. Mai 2012, 01:11
Zu der Lust im Hirn: Das allererste, was bei mir spontan emotionale Zuwendung, Gleichgültigkeit oder Ablehnung gegenüber einem neuen Musiktitel erzeugt, ist das Vorhandensein oder die Abwesenheit von Bluenotes. Nicht dass ich Musik ohne solche "verzogenen" Noten, wie sie beispielsweise beim Spiel mit einer Slidegitarre erzeugt werden, nicht mögen würde, ganz im Gegenteil. Aber es scheint so zu sein, dass in meinem Inneren beim Erkennen solcher Töne sofort eine Art Resonanz in mir erzeugt wird auf die ich unmittelbar "abfahre". Nur um zu verstehen was ich meine, hier ein Titel von Ry Cooder (Soundtrack Paris Texas / Wim Wenders) der deutlich zeigt welche Art von Noten ich meine: http://www.youtube.com/watch?v=X6ymVaq3Fqk

In gemäßigter Form zeigen sich derartige Elemente in viele Musikstücken die ich ebenfalls mag - gleich welcher Stilrichtung - z.B. hier bei Ray Wylie Hubbard: http://www.youtube.com/watch?v=Tgcc1q-NTg8 Das genaue Gegenteil - spontane Ablehnung - empfinde ich unmittelbar bei (so stellt es sich mir dar) Disharmonien z.B. aus dem Bereich des Freejazz...

Mir scheint es so, als trügen wir in uns eine Art Grundstimmung oder eine Art Grundgefühl, ein von der momentanen Gefühlslage unabhängiges, unterschwellig jedoch immer vorhandenes Muster, das, von außen durch Musik angeregt, sich mehr oder weniger mit dieser überberschneidet, sozusagen mit ihr interagiert oder resoniert..., und wenn das Muster sehr genau getroffen oder "bedient" wird, reagieren wir darauf ganz automatisch und zudem recht heftig, und das schon bei den ersten Takten..., zumindest ist es bei mir so...

Kann von euch jemand nachempfinden wovon ich hier schreibe und geht es jemandem von euch genauso...?

Viele Grüße: Janus...


[Beitrag von Janus525 am 31. Mai 2012, 01:15 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#255 erstellt: 31. Mai 2012, 08:26
Wenn ich bei einem Lied immer wieder kurz vor den Tränen bin, dann ist es das hier:
http://www.youtube.com/watch?v=Kb13CbUO11M

Es ist komischerweise wirklich das einzige Lied, das ich kenne, bei dem mir immer wieder fast die Tränen kommen.
Jenny4
Stammgast
#256 erstellt: 31. Mai 2012, 09:52
Ich wette, es setzt bei 0:45 ein, wo die Rhythmusgitarre kommt...
oder spätestens bei 1:53

Diese Stellen finde ich rein vom Zuhören her die emotionalsten.


[Beitrag von Jenny4 am 31. Mai 2012, 09:54 bearbeitet]
cptnkuno
Inventar
#257 erstellt: 31. Mai 2012, 10:52

Janus525 schrieb:
das gilt natürlich nur für Stücke die er selbst komponiert und geschrieben hat. Zwei Beispiele (die Dich hoffentlich nicht belasten werden) sind "Hurt" von Johny Cash:

verstehe ich jetzt nicht, Hurt ist nicht von Cash

Janus525 schrieb:

Gleiches - wenn auch in völlig anderer Ausprägung - gilt für diesen Liveauftritt von Adele bei einem Besuch in einem kleinen Studio..., die Atmosphäre..., die Unordnung..., das Provisorium..., die Leute die da rumstehen..., das "Mal-so-eben-aus-dem-Ärmel" Performen..., das gibt MIR etwas.

Wenn das live war fress ich einen Besen. Das ist 100%ig ein auf eine Studioaufnahme produzierter Videoclip, der auf provisorisch macht.
tsieg-ifih
Gesperrt
#258 erstellt: 31. Mai 2012, 12:09

Jenny4 schrieb:
Wurden einige der größten Kunstwerke nicht aus tiefstem Schmerz erschaffen?

Natürlich, aber das lässt sich nicht nur darauf reduzieren, das Genre ist einfach zu gross um schwerpunktmäßig zu behaupten, Musik bestünde nur aus Schmerz. Das wäre genauso falsch, wie ich manchmal eine Aufnahme nur auf ihre klanglichen Qualitäten reduziere

Nanobyte schrieb der Text wäre beliebig austauschbar. Meist geht's um triviale Sachen wie Liebe und Sehnsucht darum finde ich stimmt das. Wichtig ist desshalb für mich WIE ein Song vorgetragen wird und nicht das WAS. Zudem gibt es noch andere "Sehnsuchts-Komponenten" als Schmerz die wir Menschlein in der Wahrnehmung brauchen.

In diesem Zusammenhang finde ich interessant, was Neuro- und Kognitions-Wissenschaftler herausgefunden haben wollen.
Nämlich dass menschliches Hörempfinden universell verstanden wird. Es bestehen demnach kaum Unterschiede in der Musikwahrnehmung. Ja ich weiss ganz ganz schlecht für Kabelklanghörige
Der emotionale Ausdruck ist quasi interkulturell, wenn es darum geht, ob konsonante oder dissonante Klänge verstanden werden. Nur ob das den Menschen in die Wiege gelegt worden ist oder dieses erst erlernt werden muss wird noch diskutiert.
http://www.mpg.de/582882/pressemitteilung200903192

Und natürlich hören wir Musik nicht nur aus reinem Vergnügen, so wollte ich das nicht verstanden wissen, auch wenn ich persönlich eher dazu stehe (weil ich das so FÜR MICH haben will), aber wenn Janus von Krieg und Leid schreibt und er bekommt darum Gänsehaut in Verbindung mit positiven Gefühlen bei entsprechend motivierten Texten, dann darf man die Realitäten nicht übersehen woher das kommt, auch wenn die Gefahr besteht, dass der Spass an der Musik darunter leiden könnte wenn man darüber kritisch nachdenkt.

Aber egal wie, Musik ist dazu da Gefühle auf unterschiedlichen Wahrnehmungsebenen erfahrbar zu machen und soll ja Spass machen
Wieviele Musiker gibt es denn die unter verschiedenen Drogen Musik geschrieben und komponiert haben? Wenn ich an all die Künstler denke, die darum zu früh gestorben sind, wird's mir ganz anders, aber ohne bestimmte bewusstseinserweiterte Mittel wäre viele gute Musik erst gar nicht entstanden. Ich glaube das war schon immer so, nicht nur seit Hector Berlioz, der Sinfonien unter LSD geschrieben haben soll (Sinfonie Fantastique ist einer der berühmtesten Sinfonien überhaupt). Na ja vielleicht brauchte er als Dirigent darum als erster ein Metronom um nicht aus dem Takt zu kommen - wer weiss ..

Z. B. in Portugal wird das Gefühl der Melancholie verstärkt, wenn ich deren Fado Musik höre bekomme ich Gänsehaut und überhaupt finde ich ethnische Stilrichtungen wie orientalische, indische oder irische Klänge gut.
Das portugiesische Volk hat eh so eine merkwürdige aber positive "traurige Basisemotion", vermutlich ist das bei denen im Blut eingebaut (darum kommen die meist ohne Drogen aus), vorausgesetzt Fadomusik wird gut vorgetragen und wirkt nicht künstlich aufgesetzt. Die Fado ist dort ein fundamentales Element musikalischen Ausdrucks und traditionell verankert, wurde sogar als Kulturerbe in die Unesco aufgenommen.

Momentan populär wäre z. B. Mariza die ich gut finde
http://www.youtube.com/watch?v=gzfPWXlyOlM&feature=fvst

Loreena McKennitt z. B. macht dieses Jahr eine Deutschlandtournee, ebenso empfehlenswert
-[12406961422]-S-[%2Bloreena%20%2Bmckennitt]]klick

So ähnlich in der Grundstimmung finde ich auch Alexandra die leider schon länger tot ist (auch wenn jetzt gelacht wird mir aber egal). Alexandra Alben liegen bei mir direkt neben Frank Zappa und Morcheeba oder Melody Gardot. Und nartürlich auch Adele mit ihrer wahnsinnigen Stimme (obwohl aufnahmetechnisch könnte es besser sein).
Oder wenn man sich den sinnlich agressiven Tango anschaut der ganze Innenstädte momentan etabliert, Leidenschaft + Erotik pur. Das geht richtig ab .. schon alleine vom Zusehen/Zuhören kann man kaum stillsitzen - Rock'n Roll

Ich glaube jeder ist bestrebt Musike zu hören, die animieren soll um bestimmte Gefühlslagen zu assoziieren oder eine bestimmte Grundstimmung zu verstärken, weil diese Stimmung die vermisst wird eingefordert wird und darum so erwünscht ist, manchmal bis der Arzt kommt
Wenn ich zum Arzt gehe werde ich auch zuerst gefragt WAS mir fehlt, oder?
Es gibt nichts was es in der Musikwelt nicht gibt, von Sorgenfreiheit, Unbeschwertheit, Freude, aber auch Trauer, Sehnsucht, Einsamkeit und manchmal Wut und Angst sind wohl alle Basisemotionen dabei und alles Zeichen musikalischer Ausdrücke und wie gesagt universell anwendbar.
Bei Trauer und Einsamkeit ordne ich z. B. sofort Johnny Cash ein (danke an Janus mit dem Zaunpfahlwink) und wer den Film gesehen hat und dabei emotionslos bleibt, der ist für mich fast nicht mehr normal


[Beitrag von tsieg-ifih am 31. Mai 2012, 12:12 bearbeitet]
dommii_old
Hat sich gelöscht
#259 erstellt: 31. Mai 2012, 12:54
Auch wenn vielleicht mancher sagen wird, dass das keine "richtige" Musik ist, hört mal bei 2:20 rein. Das berührt mich zutiefst, spiegelt es doch weite Teile meiner Lebensphilosophie wieder.
2eyes
Inventar
#260 erstellt: 31. Mai 2012, 21:20
Habe den thread erst jetzt entdeckt, aber das Thema finde ich sehr interessant.
Ich mache einen kleinen Bogen, bevor ich zur Musik komme:

Als Kind schleppten mich meine Eltern auf Ausflügen und Urlaubsreisen in gotische Kathedralen. In die ersten beiden wurde ich wahrscheinlich reingeprügelt (nicht wirklich ), in die nächsten ging ich aus Angst mit, um meine Eltern im Gedränge nicht aus den Augen zu verlieren. Ab der 5. ergab ich mich in mein Schicksal ...
Ab der 10. wurde es langsam spannend. Ich begann zu ahnen, was der "Stil" ist (das gotische "Gesetz") und wo die individuellen Unterschiede lagen. Mittlerweile war ich in einigen Dutzend dieser Kirchen quer durch Europa - und es macht immer noch Spaß. Ich fühle mich immer wieder glücklich, den Kanon bestätigt zu sehen und neue Raffinessen zu entdecken.

Wahrscheinlich muss ich jetzt kaum noch erklären, was das mit Musik zu tun hat. Mich langweilt Musik, die bereits nach den ersten paar Takten vollständig durchschaubar ist - ungenießbar. Mich strengt Musik an, die mir völlig neu und fremd ist - muss ich mich dann rein"arbeiten". Totale Lust ist jede Musik, in der ich auch beim -zigsten Hören noch Neues entdecken kann, die mich an bereits Vertrautes erinnert, bei der mein Hirn zwischen verschiedenen Melodielinien und Instrumenten springen kann oder die exakt auf meinen jeweiligen Gemütszustand passt.

Spannend ist für mich auch die Weiterentwicklung meiner "Hörsituation". Alle Jahre kann ich meine Musiksammlung von Neuem hören, weil wieder ein paar Details mehr oder klarer hörbar werden. Und natürlich entwickelt sich auch das Hören als "Fähigkeit" immer weiter, wenn es beschäftigt wird.

Um wieder im Hier und Jetzt zu landen: Auch traurigste Musik kann glücklich machen. Ich habe ein paar Titel im Kopf, die ich mir als Musik an meinem Sarg vorstellen könnte. Titel, die auch den letzten Gefühlsbanausen in der Aussegnungshalle zu einem Schluchzer zwingen würden. Die Vorstellung davon drückt gerade ein paar Einheiten Dopamin in meinen Blutkreislauf
Janus525
Hat sich gelöscht
#261 erstellt: 31. Mai 2012, 22:32

cptnkuno schrieb:
verstehe ich jetzt nicht, Hurt ist nicht von Cash

Sorry, ich habe falsch formuliert. Richtiger muss es heißen: "Das gilt natürlich nur dann, wenn der Interpret genau (nach)fühlen kann was der Song vermitteln möchte; in vielen Fällen kann es dies leicht weil er ihn selbst geschrieben hat um seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen..."

Viele Grüße: Janus...
Janus525
Hat sich gelöscht
#262 erstellt: 01. Jun 2012, 00:39

Mr._Lovegrove schrieb:
Wenn ich bei einem Lied immer wieder kurz vor den Tränen bin, dann ist es das hier: http://www.youtube.com/watch?v=Kb13CbUO11M.

Volltreffer...! Das Lied hat mich auch sofort fasziniert. Kunststück..., es strotzt vor Bluenotes, wunderschön im Refrain: "No I don´t know where to go..." Warum es Dich so sehr bewegt und fast zum Weinen bringt ist vielleicht zum Teil das, was ich angesprochen habe (Schnittmenge / Resonanz) in Verbindung mit Deiner Grundstimmung, diese wiederum verknüpft mit individuellen Assoziationen, resultierend aus (unterschwelligen?) Erinnerungen, die dieses Mädchen..., seine Stimmfarbe..., Paris..., Sacre Coeur in ihrer Summe auslösen. Ich weiß den wirklichen Grund natürlich nicht und kann ihn auch nicht wissen, denn den kannst nur Du ganz alleine herausfinden. Aber nochmal: Ein wunderschöner Titel...


tsieg-ifih schrieb:
1.) Es bestehen demnach kaum Unterschiede in der Musikwahrnehmung. Ja ich weiss ganz ganz schlecht für Kabelklanghörige 2.) ...aber wenn Janus von Krieg und Leid schreibt und er bekommt darum Gänsehaut in Verbindung mit positiven Gefühlen bei entsprechend motivierten Texten, dann darf man die Realitäten nicht übersehen woher das kommt, auch wenn die Gefahr besteht, dass der Spass an der Musik darunter leiden könnte wenn man darüber kritisch nachdenkt.
3.) Bei Trauer und Einsamkeit ordne ich z. B. sofort Johnny Cash ein (danke an Janus mit dem Zaunpfahlwink) und wer den Film gesehen hat und dabei emotionslos bleibt, der ist für mich fast nicht mehr normal ;)

zu 1.) Im Gegenteil...! Es ist ein Hinweis darauf dass musikalische Wahrnehmungen, losgelöst von Messergebnissen in der Außenwelt, wohl doch als allgemeinverbindlich betrachtet werden können... Aber Spaß beiseite...

zu 2.) Ich versuche das gesamte Bild zu sehen, zu dem für mich auch die Vergegenwärtigung dessen gehört was um uns herum geschieht, während wir bequem und sicher vor unseren PC´s hocken und im Anschluß wohlgenährt und unbedroht einschlafen, während andere erfolglos um´s nackte Überleben kämpfen. Das mag nicht jeder hören, weil es ihn in seiner "Befindlichkeit", in seiner Saturiertheit "stört", aber ich bemühe mich darum völlig offen auch mit den Grausamkeiten der Realität möglichst angstfrei umzugehen. Musik ist für mich dabei eine Art Vehikel um mich in die Erlebnis- und Gefühlswelt anderer Menschen zu versetzen, so nah und so tief mit dies auch immer gelingen mag...

Ein Lied wie "Hurt", und damit zu 3.) zeigt mir..., nein..., versetzt mich gefühlsmäßig in die Lage (z.B.) zu erfassen, welche Wertigkeit Geld..., Erfolg..., Ansehen..., Ruhm..., Macht..., Luxus..., also der ganze sinnlose Dreck hinter dem viele von uns blind und wie von Sinnen hinterher hetz(t)en, tatsächlich inne hat. Die Bedeutung der Metapher "Empire of Dirt" kann jemand emotional (nicht intellektuell) erfassen, wenn er sich wie ich willentlich und völlig ungeschützt einlässt auf das, was sich im Text, in den Augen dieses sterbenden Mannes und in der Geste der Verzweiflung bei 3:14 manifestiert... und mir dabei fast das Herz zerreißt. Und ja, den Film habe ich auch mehrfach gesehen und er hat mich ebenfalls berührt...

Betroffene Grüße: Janus...


[Beitrag von Janus525 am 01. Jun 2012, 01:57 bearbeitet]
Mr._Lovegrove
Inventar
#263 erstellt: 01. Jun 2012, 06:56
Ich möchte das Thema nun mal um die visuelle Vorstellungskraft beim Hören und Fühlen bestimmter Musik erweitern.

Könnt Ihre Musik "sehen"? Und mit sehen meine ich detaillierte Bilder, die beim Hören in euch entstehen.

Ich gebe ein Paradebeispiel von mir:
Richard Marx - Keep coming back
(es muß die knapp 7 min. Fassung sein)

Ich liebe dieses Lied nicht nur, ich male mir sehr genaue Bilder im Kopf aus, welche Szenerie beim Hören des Songs entsteht.
Es ist eine Fahrt in einem roten BMW 3er Cabrio (325i, Modell E30, sehr wichtig) durch eine nächtliche, ameriikanische Stadt (L.A. passt gut). Die Strassen sind erleuchtet, links und rechts der breiten Strasse erstrahlt es aus den Bars, Clubs und Geschäften. Es ist irgendwas zwischen 24° und 27° C. Im Auto sitzt ein Paar in trauter Zweisamkeit und genießt die nächtliche Fahrt durch die Stadt.

Ich habe diese Bilder seit ich das Lied kenne unverändert im Kopf. Sie sind automatisch entstanden, ohne mein aktives zutun, tief im Unterbewußtsein.
Dieses Spiel funktioniert auch bei eingen anderen Titeln. Ich mag das jetzt gar nicht alles beschreiben, aber visualisierendes Hören in dieser Detailliertheit ist sehr faszinierend und erweitert den Musikgenuß ungemein.
Das funktioniert auch bei einigen Jazztiteln bei mir, bei Klassik aber kaum bis gar nicht.
Janus525
Hat sich gelöscht
#264 erstellt: 01. Jun 2012, 09:19
Wieder Volltreffer...! Was den wunderschönen Titel betrifft... Guten Morgen ML, nein, "sehen" kann ich solche Szenarien nicht, es sei denn die Verknüpfung der Musik mit derartigen Bildern wurde von außen, zum Beispiel durch eine Filmhandlung, vorgegeben. Auch verknüpfen sich bei mir manchmal Bilder mit Musiktiteln, die ich in bestimmten Situationen gehört habe und die nun eine Erinnerung an die Situation selbst in mir wecken. Aber so detailliert wie Du es beschreibst kenne ich es nicht, bestenfalls als vages Stimmungsbild...

Vielleicht ist das der Grund, warum ich mir Mühe damit mache beim gezielten Hören - nicht beim Berieseln mit irgendwas - mit Spiegeln und Licht einen virtuellen "Imaginationsraum" zu schaffen, durch den ich den oder die Interpreten besser "sehen" kann. Das Szenarium wird dann zwar auch durch die Phantasie erschaffen, entspricht aber (wie bei einem Buch durch den Text) meiner Vorstellung davon wie der Interpret auf der Bühne agiert, und weniger einer völlig freien Assoziation...


2eyes schrieb:
Auch traurigste Musik kann glücklich machen. Ich habe ein paar Titel im Kopf, die ich mir als Musik an meinem Sarg vorstellen könnte. Titel, die auch den letzten Gefühlsbanausen in der Aussegnungshalle zu einem Schluchzer zwingen würden. Die Vorstellung davon drückt gerade ein paar Einheiten Dopamin in meinen Blutkreislauf :D

Guten Morgen 2eyes,

das ist etwas, das ich spontan verstehe und dem ich sofort und ohne jedes Zögern zustimmen kann. Nicht nur hypothetisch, sondern auch ganz real. Einen solchen Titel hatte ich mir für meine eigene Beerdigung bereits vor Jahren ausgesucht. Als mein Vater vor gut zwei Jahren starb habe ich ihm diesen Titel "geschenkt" und ihn bei der Trauerfeier spielen lassen. Die Auswahl mag für einige Trauergäste befremdlich gewesen sein, da sie aufgrund der für sie fremden Sprache nicht verstehen konnten was gesungen wurde. Aber das hat mich nicht interessiert, eben weil er ein Geschenk an meinen Vater war das niemand sonst verstehen musste.

Wenn ich diesen Titel heute höre, dann stellt sich bei mir genau das ambivalente Gefühl ein von dem Du schreibst. Ich bin traurig weil ich diesen wunderbaren Menschen verloren habe..., und zugleich bin ich glücklich weil mich die Musik an diesen tollen Mann erinnert...

Viele Grüße: Janus...
Jenny4
Stammgast
#265 erstellt: 01. Jun 2012, 10:14
Musik sehen - mit detaillierten Bildern, die beim Hören in mir entstehen

@Mr. Lovegrove: Meine Güte, was für eine intime Frage. Ja! Fast immer. Du hast letztens Aerial von Kate Bush angeführt: Der Titel Nocturn verführt ja zugegebenermaßen zu den Bildern, the milky, silky water oder the stars are at our fingers - ich sehe das nicht nur, ich spüre es, das ist wie... herabrieselnde Wunderkerzenfunken, nur noch viel, viel leichter. Diese Bilder bzw. Berührungen sind ein wesentlicher Grund dafür, dass ich das Lied so mag! So schön, dass Du auch die Temperatur angegeben hast, die ist bei mir auch immer sehr eindeutig wahrnehmbar.

@Janus: Was die Beerdigungsmusik anbelangt, kann ich noch nicht mit Entwürfen dienen, sehr wohl aber mit dem Soundtrack zur Verfilmung meiner wunderbaren Lebensgeschichte...

@2eyes: Wenn ich's wieder gefunden habe, stelle ich Dir mal die Zitate von Levitin bereit, der dieses Phänomen auch beschrieben hat.

Aus diesem Grund übrigens wecken Stücke, die nicht das 3:15-Radio-Dudelwelle-Format haben, sondern 8 Minuten oder wesentlich länger sind, schon mal gleich meine Neugier. (Diesen Hinweis verdanke ich meinem Freund.)

@dommii: Ich haben Deinen Link zur "Nicht-Musik" verfolgt und bin in einer stummen Sackgasse gelandet - schade, ich hätte das gerne gehört!

Kennt Ihr das Gefühl beim Motorradfahren im Sommer, wenn man auf kurviger Straße durch einen sonnenbeschienenen Mischwald fährt - ständig flukturiert die Lufttemperatur; wenn man mit offenem Visier fährt, ist es besonders deutlich. solche Temperaturschwankungen spüre ich oft bei Musik, und auch der Lichtwechsel zwischen Sonnenstreifen und Schattenpartien ist für mich sichtbar. - Geht's noch jemandem so?
Janus525
Hat sich gelöscht
#266 erstellt: 01. Jun 2012, 11:29

Jenny4 schrieb:
...wenn man mit offenem Visier fährt...

Uiuiui..., das verkneife ich mir jetzt, obwohl es mich viel Überwindung kostet...
2eyes
Inventar
#267 erstellt: 01. Jun 2012, 12:23

Jenny4 schrieb:
@2eyes: Wenn ich's wieder gefunden habe, stelle ich Dir mal die Zitate von Levitin bereit, der dieses Phänomen auch beschrieben hat.

Danke für das Angebot, aber Levitin kenne ich, habe ich. Der war auch nicht ganz unschuldig daran, dass mir diese Zusammenhänge klarer wurden.
dommii_old
Hat sich gelöscht
#268 erstellt: 01. Jun 2012, 14:13
Ich habe den Link gerade nochmal probiert, eigentlich sollte er gehen, aber es gibt ja alternativ noch Low-Quality von Youtube: klick

Die Stelle, die ich meine geht hier schon bei 1:44 los.
knollito
Inventar
#269 erstellt: 01. Jun 2012, 17:47

Jenny4 schrieb:
Hey schön, mal wieder von Dir zu hören, und viel Freude mit Deinen Hörsesseln! :)


Es sind "Liegen" ... ich sass kürzlich übrigens wieder mit mehreren Neurobiologen zusammen, da allerdings auf normalen Stühle
Soundy73
Inventar
#270 erstellt: 02. Jun 2012, 15:07
Moin ihr Dis(co)/kutanten!

Ich bin zusätzlich zu den, in die Musikstücke eingearbeiteten Emotionen, der Auffassung, dass ein erfahrener Kontext, das eigene Hörempfinden recht stark beeinflusst.

Bei mir sind das so einige Stücke, die ich immer wieder hören kann/muss. Einige sind mir zu privat für's Forum, hier und jetzt schildere ich mal, wie meine Endorphine verrückt spielen bei "Sonne in der Nacht".

Es war 1986, recht früh im Jahr. Gesellenprüfungsfete, ganz unter uns - das heißt, die vier Piepels, die das zusammen durchlitten hatten. Drei Jung-Gesellen aus drei verschiedenen Lehrbetrieben und der Meister, der mit uns die Gesellenstück-Survival-Woche durchgestanden hatte.
Wir hatten alles gehabt, von falschen (mit Fehlern gespickten) Schaltungsunterlagen, falsche Bauteile mitgeliefert, uralte Platinen, die kein Layout mehr annahmen....

7 Tage und Nächte durchgemacht, mit Kaffee-/Bier-/Tiefkühlpizza-Doping, um am Montag dann das Gesellenstück end- zu fertigen. (Man kann nämlich mit zuviel Koffein im Blut nicht mehr ruhig löten, ein paar Schlucke Bier halfen dann )

Wenig später, alle bestanden - also wir unter uns, in der Werkstatt, Bier und Pizza. Bier wurde alle, Wein aus dem Keller... ein Glas gab das nächste, bis ~ 4:00 Uhr, der Gedanke aufkeimte, die aufgehende Sonne mit Peter Maffay zu begrüßen. Der Meister, HiFi-Bastler vor dem Herrn hatte gerade zwei handliche Kühlschränke mit 38er Fane-Tieftönern und Mittel-/Hochtonhörnern für Beschallungszwecke fertig.
Je zwei Mann, zwei Ecken und die Dinger vor dem Laden postiert. Den dicksten, zur Verfügung stehenden Verstärker angekabelt, Technics Plattendreher dran und die Sonne wurde begrüßt, und wie!!!
-So geht Gesellenprüfung feiern. Vier auf der Stufe vor dem Laden, selig grinsend - das vergisst man nie - das schwingt immer mit, wenn dieses Stück läuft.

Maffay2003live
Nanobyte
Stammgast
#271 erstellt: 02. Jun 2012, 17:24
Schöne Geschichte!

ich habe ja zu Peter Maffays Musik ein gespaltenenes Verhältnis (Es war Sommer, und sie 31) , aber Sonne in der Nacht ist sicher ein Klassiker. Vor allem, wenn man damit so ein Glückserlebnis verbinden darf. Menschlich schätze ich ihn sehr aufgrund seines sozialen Engagements.

Aber auch im Kleinen verbindet man ja häufig Situationen mit Musik und andersrum. Nur Gerüche sind in der Beziehung noch stärker, da die entsprechenden Hirnzentren phylogenetisch noch älter sind.

Bei mir ist ja seit 1991 "Janies got a gun" von Aerosmith für dieses und mindestens zwei folgende Leben unauslöschbar mit der "Sins"-Bar in Lagos/Portugal verbunden.
Soundy73
Inventar
#272 erstellt: 02. Jun 2012, 19:04
..gespaltenes Verhältnis Das war der Bringer 2011 auf'm Konzert, die neue Version von "...es war Sommer" und an den exponierten Stellen: Die ganze "Arena":
Piu-piu-piu!
- Da hätte sich der Altmeister vor Lachen fast ins Lederlaibchen gemacht - Er hatte das doch extra "rausgerockt" gehabt.
Jenny4
Stammgast
#273 erstellt: 02. Jun 2012, 20:30
Ist es nicht unglaublich, dass weniger als eine Sekunde "piu" genügt, damit Hunderttausende (Millionen?) Maffay-Hörer/innen den Song sofort identifizieren können?
Mr._Lovegrove
Inventar
#274 erstellt: 03. Jun 2012, 09:39
Das Maffay'sche Beispiel zeigt aber auch leider, dass so mancher Künstler seine wichtigsten Stücke, also durchaus Stücke die ihm eine gewisse künstlerische Integrität und eine Art Markenzeichen gegeben haben, selbst ad absurdum führen und dem Stück somit seine Ernsthaftigkeit absprechen.

Bei Maffay mag das mit "Und es war Sommer" nicht unbedingt ein großer Frevel sein, das es sich in meinen Augen eher um Schlager handelt, aber auf der (ansonsten großartigen) letzten Tour von Heaven & Hell (aka Black Sabbath mit Dio als Sänger) haben die Jungs ähnliches mit ihrem wichtigsten Song "Heaven & Hell" gemacht. Das Lied ist ja ein ziemlich düsteres und von der Grundstimmung her unlustiges Lied, aber Dio mußte ja in den Konzerten das Stück nicht nur am Anfang zerreden, nein, er spielte mit dem Publikum das Gitarrenriff- Mitsing Spiel. Für mich war das albern, kindisch und wurde dem Geist dieses Liedes nicht gerecht. Ist doch kein Schunkelliedchen fürs Oktoberfest!

Ist auch ei nGrund, warum ich nicht so oft auf Konzerte gehe. Die Erwartungshaltung dahinter ist einfach zu hoch. Ich erwarte dann immer, dass der Künstler die Songs wiedererkennbar und nach am Originalarrangement spielt, sie aber nicht sklavisch runterleiert.

Ich war mal bei Simply Red. War ein Betriebsausflug vor 10 Jahren und der Chef hat bezahlt. Ich ging ohne große Erwartungen dahin. Mal abgesehen davon, dass Mick Hucknall bis auf "Good Evening" nix gesagt hat, hat es mich umgehauen! Der Mann war live besser als auf Platte! Kein Fehler, kein Stimmleieren, einfach perfekt! Die Band war ebenso perfekt eingespielt, die Songs waren live alle sehr stark! Und Hucknall hat Charisma!

Das geht so manchem Künstler ab. Ein guter Livekünstler muß, wie es so schön heißt, die "Bühne ausfüllen". Deshalb funktionieren einige Künstler auch nicht live. Ich habe vorgestern mit meiner Frau noch die Adele Live DVD geguckt. Die Dame bewegt sich nicht viel, aber durch ihre Präsenz, ihre Natürlichkeit und ihren Charme bleibt man immer an ihr kleben und sieht und hört ihr zu. Sensationell!

Ich habe noch ein gegenteiliges Beispiel für die Tatsache, dass Musik ohne Bild besser funktioniert.
Von Dead Can Dance (einer Band die quasi vergöttere) gibt es das Live- Album "Towards the within". Gibt es auch als DVD. Das Konzert ist als CD ein unglaublich intensives Erlebnis. Die teils arabesque verzierten, teils perkussive geprägten und teils folkesken Songs sind so fantastisch und überirdisch vorgetragen, es beflügelt die Fantasie ungemein. Der Audiomix ist effektvoll in ein gewissen Klangleuchten getaucht und so stark und warm, dass man sich eine fantastische und üppige Konzertatmosphäre vorstellt.

Als ich dann das erste Mal die DVD gesehen und gehört habe, hat das meine fantastische Vorstellung dieses Konzertes zerstört. Rein visuell ist das Konzert wirklich langweilig. Brendan Perry,. Lisa Gerrard und die Band vollziehen eine optisch völlig unspektakuläre Session, die, wäre die Musik nicht so durchdringend stark und wären die beiden nicht so außergewöhnliche und charismatische Musiker, echt zum einschlafen. Keine außergewöhnliche Show, nur Typen die die Musik ohne optischen Firlefanz spielen. Man muß es erst gehört und danach gesehen haben, um genau zu fühlen, was ich meine.

Ich bleibe lieber im Hörzimmer....
Janus525
Hat sich gelöscht
#275 erstellt: 03. Jun 2012, 13:55

Mr._Lovegrove schrieb:
Ich habe noch ein gegenteiliges Beispiel für die Tatsache, dass Musik ohne Bild besser funktioniert.

Das kann ich sofort nachvollziehen ML..., mal ganz abgesehen davon, dass es mich erheblich stört, wenn die akustische "Perspektive" praktisch gleich bleibt, aber die Kamera andauernd den Bildausschnitt wechselt... (von der Großaufnahme in die Totale geht..., Musiker mal von der Seite, dann wieder von vorne gezeigt werden..., dann erfolgt ein Schwenk ins Publikum..., dann wieder auf die Bühne zurück..., dann auf die Hände eines Gitarristen..., dann wieder in die Totale usw.), gibt es noch einen weiteren Aspekt, den ich mit dem Lesen eines Buches vergleichen möchte. Das Buch lässt mir jeden Freiraum hinsichtlich der "Erschaffung" von Landschaften, Personen, Stimmungen usw. Ein verfilmtes Drehbuch dessen was ich gelesen habe bietet mir auch nicht annähernd die Reichhaltigkeit und Erlebnistiefe, erst recht nicht wenn es sich bei den Darstellern um die sattsam bekannten Typen (die mir mittlerweile zum Halse heraushängen) ala Hanks, Cruise, Moore, Di Caprio, Kidman, Willis usw. handelt, die ständig "irgendwas" spielen...

So beeindruckend ich (z.B.) Adele´s Auftritt in der RAH auch fand: Ohne Bild - bzw. mit selbst "konstruiertem" Bild - ist sie mir lieber, irgendwie näher, präsenter, intimer..., schwer zu beschreiben...

Viele Grüße: Janus...
Fhtagn!
Inventar
#276 erstellt: 03. Jun 2012, 14:20
"Das Auge bringt den Menschen in die Welt. Das Ohr bringt die Welt in den Menschen."
tsieg-ifih
Gesperrt
#277 erstellt: 03. Jun 2012, 16:06

So beeindruckend ich (z.B.) Adele´s Auftritt in der RAH auch fand: Ohne Bild - bzw. mit selbst "konstruiertem" Bild - ist sie mir lieber, irgendwie näher, präsenter, intimer..., schwer zu beschreiben...

Ich glaube das kommt daher, weil das Auge 80 % unserer Sinneswahrnehmung ausmacht und wenn diese 80 % weg sind, also die optischen Eindrücke zur Akustik fehlen, die normalerweise in unserer Realität zusammengehören, wird der Kopf bei manchen Menschen gezwungen den "Rest" in der Vorstellung dazu zu interpretieren. Nix anderes passiert ja bei Kabelklang (nach meiner Vorstellung )

Also Vorstellung nicht im Sinne von Einbildung und ausgedachte Fiktion, sondern nach Schopenauer die weltbildende Kraft unseres Verstandes. Wir leben ja nicht in einer Knochen-Höhle die uns nur mit Eindrücken unserer 5 Sinne versorgt, wir geben der Welt unbewusst auch eine Form ohne bewusst einen Gedanken daran zu verschwenden.


[Beitrag von tsieg-ifih am 03. Jun 2012, 16:07 bearbeitet]
2eyes
Inventar
#278 erstellt: 03. Jun 2012, 17:56
Ist ja der Wahnsinn, wie feingeistig so eine Männerhorde parlieren kann, wenn sie sich der Aufmerksamkeit einer Frau (oder sind es doch mehrere?) sicher sein darf.

Zu den 80%: Das fehlende Sehen führt bei mir dazu, dass ich auf einem Tonträger die Musik räumlich viel detaillierter/differenzierter angeboten bekommen möchte als "in echt". Wenn auf der realen Opernbühne drei Sänger(innen) dicht beieinanderstehen, hört sich das auf der CD sonst an, als ob sie sich auf die Füße treten. Und wenn der Schlagzeuger "didididi, dadadada, dudududu, bummm" spielt, muss sich zwischen den Lautsprechern auch deutlich was von links nach rechts (oder umgekehrt) bewegen. Der Anspruch "Hifi is wie im Konzertsaal" törnt mich eher ab.
Janus525
Hat sich gelöscht
#279 erstellt: 03. Jun 2012, 18:03

tsieg-ifih schrieb:
Ich glaube das kommt daher, weil das Auge 80 % unserer Sinneswahrnehmung ausmacht und wenn diese 80 % weg sind...()...wird der Kopf...()...gezwungen den "Rest" in der Vorstellung dazu zu interpretieren.

Ich glaube damit hast Du Recht... Da bei der Wiedergabe über eine HiFi - Anlage im Normalfall von den Augen immer etwas gezeigt wird (Wand, Tapete, Geräte, Regal, Bilder an der Wand usw.), das mit der akustischen Sinneswahrnehmung nicht übereinstimmen kann und mühsam vom Gehirn ausgeblendet werden muss, plädiere ich ja auch (wo immer möglich) für einen bewusst "erschaffenen", nahezu finsteren, nur ganz leicht umrissenen "Imaginationsraum" (getönte Spiegel, extrem wenig Licht, dieses gezielt eingesetzt usw.) in den wir unsere Vorstellungen leicht hineinprojizieren können ohne gegen widerstreitende optischen Wahrnehmungen ankämpfen zu müssen...

Das bloße Schließen der Augen funktioniert bei Weitem nicht so gut, weil das Wissen um / das Spüren von "geschlossenen" Augen und zugleich "sehen" von Bildern uns ein neues Paradoxum beschert, das es "wegzudenken" oder sonstwie auszublenden gilt. Sehen mit geschlossenen Augen ist nunmal nicht möglich. Höre ich also mit offenen Augen und schaue dabei in den "Imaginationsraum" hinein, findet sich keiner der beiden störenden Einflüsse, und das Gehirn tut sich wesentlich leichter...


2eyes schrieb:
...wie feingeistig so eine Männerhorde parlieren kann...

Ich glaube weniger dass die (virtuelle) "Anwesenheit" einer Frau dazu führt. Viel eher unterstelle ich, dass die (virtuelle) "Abwesenheit" einiger..., hmm..., sagen wir mal... sehr "schlicht" gestrickter Männern dies erlaubt...


Viele Grüße: Janus...


[Beitrag von Janus525 am 03. Jun 2012, 18:11 bearbeitet]
Nanobyte
Stammgast
#280 erstellt: 03. Jun 2012, 18:58

Janus525 schrieb:



2eyes schrieb:
...wie feingeistig so eine Männerhorde parlieren kann...

Ich glaube weniger dass die (virtuelle) "Anwesenheit" einer Frau dazu führt. Viel eher unterstelle ich, dass die (virtuelle) "Abwesenheit" einiger..., hmm..., sagen wir mal... sehr "schlicht" gestrickter Männern dies erlaubt...


Viele Grüße: Janus... :)


Sehe ich genauso, und ich muß sagen, daß ich das sehr wohltuend finde.

Es gibt in diesem Forum Bereiche, da sind dB wichtiger als IQ.


[Beitrag von Nanobyte am 03. Jun 2012, 19:00 bearbeitet]
Janus525
Hat sich gelöscht
#281 erstellt: 03. Jun 2012, 19:06
tsieg-ifih
Gesperrt
#282 erstellt: 03. Jun 2012, 19:36

Ich glaube weniger dass die (virtuelle) "Anwesenheit" einer Frau dazu führt. Viel eher unterstelle ich, dass die (virtuelle) "Abwesenheit" einiger..., hmm..., sagen wir mal... sehr "schlicht" gestrickter Männern dies erlaubt...

Es ist schon möglich dass die Anwesenheit einer Frau das Denken im Manne verändert. Auch wenn's etwas ketzerisch klingt, vielleicht ist nur das übliche "Machogehabe" der üblichen Verdächtigten speziell hier nicht erwünscht


Sehen mit geschlossenen Augen ist nunmal nicht möglich.

Tja dann frage ich mich allerdings wieso Menschen die Augen schliessen, wenn an alte Zeiten oder Erinnerungen "gedacht" wird,
oder ganz allgemein konzentriert nachgedacht wird, oder meinst du das physische Sehen mit den Augen (aus dem Verstand heraus)?
Analog dazu, wenn man gefragt wird WO man im Leben schon war. Ich frage mich jedesmal wie das gemeint ist: geographisch oder mental?

In Situationen wo der Verstand gebraucht wird, heisst es immer "Augen auf", z. B. im Strassenverkehr.
Es gibt aber auch "ähnliche" Situationen wo man die Augen automatisch schliesst, z. B. beim Küssen und so .. , dann ist auch das Intuitive und das Herz mehr gefragt tja und wenn man nur so tut als ob, dann heist es "Augen zu und durch"

Jedenfalls für mich ein Beleg, dass Menschen nicht nur mit den Augen sehen, sondern auch mit der inneren Wahrnehmung.

Es ist paradox, aber mit geschlossenen Augen "sehe" ich beim Musikhören mehr.

Ein weiterer Beleg, dass das Sehen nicht ausschliesslich über die Augen erfolgt. Vielleicht gibt es doch das "innere Auge" (drittes Auge) was wissenschaftlich noch zu beweisen wäre? Ich bin mir sicher, dass das noch lange nicht alles ist was wir wissen, besonders wenn von führenden Wissenschaftler behauptet wird, dass der Mensch erst zu 2 % erforscht ist. Bei den Weltmeeren sieht's auch nicht besser aus glaube ich.

Wenn das aber so ist, dann müsste es auch ein "inneres Ohr" geben, weil es in der geistigen Welt normal ist, wenn Inhalte mental oder in Bildern übermittelt werden. Das ist auch der Grund warum sich Menschen mit ihrer inneren Wahrnehmung mit anderen austauschen wollen, gerade weil es keine Referenzen gibt, sondern der Mensch subjektiv und einmalig ist.


[Beitrag von tsieg-ifih am 03. Jun 2012, 19:36 bearbeitet]
Warf384#
Inventar
#283 erstellt: 03. Jun 2012, 19:55

Da bei der Wiedergabe über eine HiFi - Anlage im Normalfall von den Augen immer etwas gezeigt wird (Wand, Tapete, Geräte, Regal, Bilder an der Wand usw.), das mit der akustischen Sinneswahrnehmung nicht übereinstimmen kann und mühsam vom Gehirn ausgeblendet werden muss, plädiere ich ja auch (wo immer möglich) für einen bewusst "erschaffenen", nahezu finsteren, nur ganz leicht umrissenen "Imaginationsraum" (getönte Spiegel, extrem wenig Licht, dieses gezielt eingesetzt usw.) in den wir unsere Vorstellungen leicht hineinprojizieren können ohne gegen widerstreitende optischen Wahrnehmungen ankämpfen zu müssen...


Aus dem Grund ziehe ich Liveaufnahmen oder Musikvideos bloßen CD-Aufnahmen vor.
Nur leider werden die Liveaufnahmen nicht immer gut abgemischt.
ZeeeM
Inventar
#284 erstellt: 03. Jun 2012, 20:02
Ich habe hier am Rechner 2 Monitore und ich sitzen im Stereodreieck. Auf dem rechten Monitor läuft TV. Wenn das Programm ohne Bild läuft, dann befindet sich beispielsweise der Nachrichtensprecher zwischen den Monitoren, ist das Bild da, lokalisiere ich den Sprecher da, wo ich ihn sehe und haben den Eindruck, der Schall kommt aus seinem Mund.
Fhtagn!
Inventar
#285 erstellt: 03. Jun 2012, 20:09
Der hier postulierte 80% Anteil des Sehsinns an der menschlichen Wahrnehmung ist übrigens falsch (der Anteil ist viel geringer).
dommii_old
Hat sich gelöscht
#286 erstellt: 03. Jun 2012, 20:29
@Jenny:
Hast du mittlerweile mal reingehört? Würde mich interessieren, was du/ihr dadrüber denk(s)t...


[Beitrag von dommii_old am 03. Jun 2012, 20:30 bearbeitet]
Nanobyte
Stammgast
#287 erstellt: 03. Jun 2012, 21:07
Ich glaube, Dommii,

Jenny wollte Dir mit der Sackgasse etwas "durch die Blume" sagen...
dommii_old
Hat sich gelöscht
#288 erstellt: 03. Jun 2012, 21:16
Bist du dir sicher? Nicht immer gleich so negativ, denn da steht eindeutig:

schade, ich hätte das gerne gehört!

Solltest du damit aber dadrauf anspielen, dass das nicht dem musikalischen Anspruch mancher genügt, der explizite Verweis auf "Nicht-Musik" warnt doch sensible Gemüter vor, der Rest ist Geschmackssache.
Jenny4
Stammgast
#289 erstellt: 03. Jun 2012, 21:19
Hej Freunde, ich bin unterwegs ohne Rechner-/Audiozugang und muss mich für jegliche Hörgenüsse noch gedulden. Dommii, ich hör da noch rein. Ich muss zugeben, ich bin echt ein Schisser, was Downloads anbelangt, und ich installiere nicht einfach irgend welche Software - ich bin zum Arbeiten auf meinen Mac angewiesen und zahle gelegentlich einen IT-Mann für Wartung. Deswegen dauert's bei mir manchmal länger, bis ich aus solchen Sackgassen raus und den richtigen Weg finde. - Wird schon.

Ich freu mich, Eurer Diskussion zu folgen!
dommii_old
Hat sich gelöscht
#290 erstellt: 03. Jun 2012, 21:43
Wusste ich's doch!

Dann noch viel Spaß in deiner rechnerlosen Zeit, bei mir bleibt manchmal für ein paar Tage sogar das Handy zuhause, das ist wirklich befreiend!
Janus525
Hat sich gelöscht
#291 erstellt: 03. Jun 2012, 22:34

tsieg-ifih schrieb:
Es ist paradox, aber mit geschlossenen Augen "sehe" ich beim Musikhören mehr.

Natürlich "siehst" Du beim Musikhören mehr, weil Du eine der beiden von mir genannten Irritationen ausgeschlossen hast, den Anblick der Wand, der Anlage, eines Bildes usw. Noch mehr siehst Du beim Musikhören mit offenen Augen. Dazu ist es aber notwendig die visuellen Irritationen (Wand, Anlage, Bild usw.) mit anderen Mitteln auszuschließen, Stichwort "Imaginationsraum"...

Die Entstehung von Bildern aus der Erinnerung heraus, sozusagen vor Deinem geistigen Auge, unterliegt ganz anderen Gesetzen und funktioniert im Gehirn völlig anders, hier würde jede aktuelle visuelle Wahrnehmung nur stören. Beim Musikhören willst Du ja keine Erinnerung herbeiführen, sondern ein aktuelles akustisches Geschehen in einem definierten Raum und in "Größenrelation" zu diesem Raum visualisieren..., und das geht halt mit offenen Augen viel besser...


[Beitrag von Janus525 am 03. Jun 2012, 22:38 bearbeitet]
dommii_old
Hat sich gelöscht
#292 erstellt: 03. Jun 2012, 22:42
Liebster Janus,

hast du schon einmal in deinem (Geschäfts-)Leben nur im Entferntesten daran gedacht, das es möglich wäre das andere Menschen etwas vollkommen subjektives anders empfinden als du es tust?

Nur mal so als Tip, diese Möglichkeit ist recht real!


[Beitrag von dommii_old am 03. Jun 2012, 22:45 bearbeitet]
Janus525
Hat sich gelöscht
#293 erstellt: 03. Jun 2012, 23:32
Nicht nur in meinem Geschäftsleben, Dominik... Aber ich halte das, was ich hier beschreibe, nicht für subjektiv. Denn alle sehenden Menschen, und zwar ohne Ausnahme, nehmen einen Raum visuell (akustisch natürlich nicht) doppelt so groß wahr wenn eine seiner Wände verspiegelt ist. Daraus resultiert, dass der "gesehene" Raum hinter den Lautsprechern für jeden deutlich tiefer wird als zuvor, wenn die Lautsprecher vor der verspiegelten Wand stehen...

Ob jeder im selben Ausmaß von dem profitieren könnte wie ich es tue weiß ich natürlich nicht, wie denn auch...? Das muss ein jeder für sich selbst herausfinden; ich kann nur die Idee, meine persönliche Erfahrung sowie die Erfahrung meiner "Kunden" dazu einbringen...? Und aus der Quintessenz dieser Erfahrungen heraus bin ich davon überzeugt dass es für jeden zumindest einen Versuch wert ist wenn er die Möglichkeit dazu hat. Sonst würde ich das hier auch nicht hinschreiben.

Probier´s doch einfach mal aus, vielleicht möchtest Du abends oder Nachts nie wieder darauf verzichten...

Als Beispiel für die tollen Einsatzmöglichkeiten von Spiegeln im HiFi-Bereich (in einem ähnlichen Zusammenhang) siehst Du hier ein Foto eines meiner Bekannten, der zuhause sehr ähnliche Eckhörner verwendet wie ich sie im Geschäft nutze. Alleine die vergleichsweise "winzige" verspiegelte Front gibt dem Raum hier Tiefe, "öffnet" die Ecke und nimmt dem für übliche Wohnraumverhältnisse großen Tieftonhorn viel von seiner optischen Wucht und Präsenz...

Orishorn

...während es ohne eine solche Verspiegelung ungefähr so aussähe...

Eckhornlinks40

Der Unterschied ist - trotz ähnlicher Abmessungen - enorm, findest Du nicht...?

Viele Grüße: Janus...


[Beitrag von Janus525 am 03. Jun 2012, 23:41 bearbeitet]
dommii_old
Hat sich gelöscht
#294 erstellt: 03. Jun 2012, 23:44
Hehe, wenn das ein Bekannter von dir ist wundert mich absolut garnicht's mehr!

Trotzdem ist das ganze subjektiv, denn ich fühle mich von einem Spiegel einfach verschaukelt (ich sehe mich ja selber) und kann mir deshalb einfacher Bilder in meinem Kopf erschaffen, wenn ich die Augen schließe. Das du das ganze allerdings nicht als subjektiv sonder allgemeingültig darstellst sagt mMn viel über deine Argumentationskultur aus. Schöne Reden schwingen, immer ein angebliches Hintertürchen offen halten und dabei trotzdem bestimmt seine eigenen "Überzeugungen" an den Mann bringen, als einzig richtig darstellen, verkaufen, aufschwatzen, so kennt man den Versicherungsvertreter...
Janus525
Hat sich gelöscht
#295 erstellt: 03. Jun 2012, 23:54

dommii schrieb:
Trotzdem ist das ganze subjektiv, denn ich fühle mich von einem Spiegel einfach verschaukelt (ich sehe mich ja selber)

Nein Dominic, das ist ja der Trick bei der Gestaltung des "Imaginationsraumes". Du selbst siehst Dich nicht im Spiegel, weil das (wenige) Licht so arrangiert wird, dass nur die äußeren Konturen erkennbar sind. Zudem sind die Spiegel ja auch noch getönt und "schlucken" viel von dem Streulicht. Das geht natürlich auch nicht mit weißen Wänden wie Jenny sie hat..., aber das hatte ich ja schon ausführlich beschrieben...

Viele Grüße: Janus...
2eyes
Inventar
#296 erstellt: 03. Jun 2012, 23:54

dommii schrieb:
... das es möglich wäre das andere Menschen etwas vollkommen subjektives anders empfinden als du es tust?

Ist das wirklich vollkommen subjektiv?? Über dem Ganzen hier steht was von "biologisch verdrahtet". Hört sich für mich mehr nach Schafherde an

Aber mir geht es auch eher wie tsieg-ifih und nicht wie Janus525. Die Musik erzeugt in mir zwar keine echten Bilder, doch auch bei geschlossenen Augen folgen meine Augäpfel dem Ton, wenn die Aufnahme mal wieder ping-pong in Stereo spielt. Es soll ja Leute geben, vor deren geschlossenen Augen die entsprechende Partitur beim Musikhören vorbeizieht. Mein"geistiges Auge" hat dagegen häufig eine "Wahrnehmung" der Werkzeuge, die gerade benutzt werden - also Tastatur, Trommelfell und -stick, Saiten und Griffbrett, Ventile, Geigenbogen. Das alles ist nicht im eigentlichen Sinne sichtbar, aber ich habe das Gefühl, es hat was mit den Augen zu tun. Wenn die inneren Bilder zu deutlich werden, lenkt mich das stets von der Musik ab - war schon damals beim Kiffen so.
Janus525
Hat sich gelöscht
#297 erstellt: 04. Jun 2012, 00:05

2eyes schrieb:
Wenn die inneren Bilder zu deutlich werden, lenkt mich das stets von der Musik ab.

Ja, das geht mir auch so. Wenn die Augen geschlossen sind "sehe" ich auch meist nicht das ganze Bild; bei Pianoanschlägen erscheinen eher nur die Hände und Tasten. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass unser inneres Auge die Vorstellung von dem, was wir da hören, heranzoomt, weil keine Relation zum umgebenden Raum vorhanden ist. Sehe ich aber den Raum mit offenen Augen in realistischer Größe schemenhaft vor mir, bleibt auch das Piano in realistischer Größe an der Stelle wo es "scheinbar ist"..., aber das ist nur eine Vermutung, dazu kenne ich die genauen Zusammhänge bei audio - visuellen Interaktionen auch zu wenig...

Viele Grüße: Janus...


[Beitrag von Janus525 am 04. Jun 2012, 00:07 bearbeitet]
tsieg-ifih
Gesperrt
#298 erstellt: 04. Jun 2012, 00:15

Alleine die vergleichsweise "winzige" verspiegelte Front gibt dem Raum hier Tiefe, "öffnet" die Ecke und nimmt dem für übliche Wohnraumverhältnisse großen Tieftonhorn viel von seiner optischen Wucht und Präsenz...

Die Wirkung auf beiden Bildern ist ziemlich deutlich (wenn das so gemacht wird).
Der Klang bei den Hörnern ist ja eh punktuell und von daher schon räumlich.

Ich glaube Jabohöner sind das mit den teuren AER BB's , aber Fostexe FE206 passen da auch rein

Direkt HINTER den Lautsprecher Spiegel aufstellen, DAS wäre m. E. akustisch kontraproduktiv.

Unter Erstreflexionsvermeidung verstehe ich etwas anderes. Vielleicht etwas für Reflexionsfanatiker und Rundumstrahlsüchtige





Fhtagn! schrieb:
Der hier postulierte 80% Anteil des Sehsinns an der menschlichen Wahrnehmung ist übrigens falsch (der Anteil ist viel geringer).

Ich hatte das geschätzt und auf die Schnelle ein paar glaubwürdige Quellen gefunden.
Bei Wiki habe ich spontan nix gefunden, dafür andere ;-)

Der Anteil der visuellen Wahrnehmung an unserer Gesamtwahrnehmung beträgt 80%.
Der Sehsinn liefert 80% der Informationen, während ihm die anderen Sinne untergeordnet sind.

aus klick

Man geht heute davon aus, dass bis zu 80% aller. 9. Wahrnehmungen visuell erfolgen oder aber vom Sehsinn beeinflusst werden.
aus: klick
und
klick

Buch : klick

Der Sehsinn Das menschliche Auge liefert etwa 80% der Sinneseindrücke. Mit dem Sehsinn nimmt der Mensch die Welt der Formen und Farben der ...
Bekannte grosse Versicherung: klick

Und last not least Schwerhörigen-Verein Nordwestschweiz, also wenn die's nicht wissen
Der Mensch ist ein Augentier. Für gewöhnlich nimmt er über 80% aller Informationen via seinen Sehsinn auf.


[Beitrag von tsieg-ifih am 04. Jun 2012, 00:16 bearbeitet]
Janus525
Hat sich gelöscht
#299 erstellt: 04. Jun 2012, 00:35

tsieg-ifih schrieb:
Die Wirkung auf beiden Bildern ist ziemlich deutlich (wenn das so gemacht wird)...()... aber Fostexe FE206 passen da auch rein...()...Direkt HINTER den Lautsprecher Spiegel aufstellen, DAS wäre m. E. akustisch kontraproduktiv.

Sind beides ORIS 150..., und klar kann man den 206 nehmen, recht gut sogar. Viele wissen garnicht dass man eine solche Hornkombination mit recht ordentlichen Chassis schon für ein "paar" Euro selber bauen kann, insbesondere mit gebrauchten chassis..., geht aber auch problemlos fünfstellig, aber das ist hier OT. Die Spiegel hinter den Lautsprechern sind (bei genügendem Abstand) auch recht unkritisch, akustisch ebenso schallhart wie jede verputzte Stein- oder Betonwand..., aber auch das ist OT...
tsieg-ifih
Gesperrt
#300 erstellt: 04. Jun 2012, 01:27

Sind beides ORIS 150

Ja stimmt hatte ich verwechselt. Ich habe die Oris vor einiger Zeit in Kassel gehört, bis mittlere Lautstärke und wenn man nicht zu lange hört war das gut, vielleicht lag es bei denen am Raum (Beton-Keller) oder nicht optimale Aufstellung. Die AERs finde ich ziemlich teuer und nerven im Hochton genauso wie die meisten Lowthers.
Die Tangbands W8 im Oris fände ich interessant, sollen ausgeglichen klingen, weicher Hochton, mehrere kleinere Neodyms, wirkungsgradstark.
Die zwei Kugelwellen als "optischer Verstärker" in feuerrot Hochglanz RAL3000 klingen ja fast schon in der Vorfreude gut .. wen interessieren dann noch Nachteile?



Die Spiegel hinter den Lautsprechern sind (bei genügendem Abstand) auch recht unkritisch, akustisch ebenso schallhart wie jede verputzte Stein- oder Betonwand

Wollte meinen nicht nur das der optische Eindruck von zuviel Reflexion (in diesem Fall Erstreflexion) durch Spiegel hinter den Boxen verstärkt wird, auch geeignete Massnahmen wie Bilder oder Akustikelemente, die es auch in verschiedenen Formen und Farben gibt, können dann noch schwieriger angebracht werden, falls von Nöten.


[Beitrag von tsieg-ifih am 04. Jun 2012, 01:28 bearbeitet]
Jenny4
Stammgast
#301 erstellt: 04. Jun 2012, 07:22
2eyes schrieb:

keine echten Bilder, doch auch bei geschlossenen Augen folgen meine Augäpfel dem Ton, wenn die Aufnahme mal wieder ping-pong in Stereo spielt.

Bewegung entsteht bei mir auch, gelegentlich sogar mit offenen Augen. Ein sicheres Zeichen für spannende Musik und gleichzeitig guten Raumklang ist bei mir, wenn ich unwillkürlich den Kopf drehe, um irgend welche feinen Töne zu "orten". Ich höre meist bei moderaten Pegeln, manchmal ist auch ein Fenster offen - es kam schon vor, dass ich dachte, der Ton kommt von draußen.

Ortung und Raumwahrnehmung - auch so ein Thema, das ich mir bei Levitin noch mal genauer anschauen will. Ich bin unsicher, ob das Visuelle nicht doch überschätzt wird. Kann ja sein, dass der meiste Input da her kommt; aber das sagt noch nichts darüber aus, was mein Hippocampus für relevant erachtet. Ich gehöre z. B. auch zu den Leuten, die sich eine Ortsangabe akustisch besser merken können als eine Straßenskizze. Ich bin einfach ein auditiver Typ, kein visueller.

Und ich bevorzuge ein statisches Referenzsystem. Mein Navi hat Norden immer oben, egal wo ich hinfahre. Ebenso kann ich "rückwärts" im Stereodreieck sitzen und habe trotzdem das Gefühl, die Musik "richtig rum" zu hören.
Mr._Lovegrove
Inventar
#302 erstellt: 04. Jun 2012, 08:04

Janus525 schrieb:

2eyes schrieb:
Wenn die inneren Bilder zu deutlich werden, lenkt mich das stets von der Musik ab.

Ja, das geht mir auch so. Wenn die Augen geschlossen sind "sehe" ich auch meist nicht das ganze Bild; bei Pianoanschlägen erscheinen eher nur die Hände und Tasten. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass unser inneres Auge die Vorstellung von dem, was wir da hören, heranzoomt, weil keine Relation zum umgebenden Raum vorhanden ist. Sehe ich aber den Raum mit offenen Augen in realistischer Größe schemenhaft vor mir, bleibt auch das Piano in realistischer Größe an der Stelle wo es "scheinbar ist"...

Ist bei mir exakt umgekehrt. Schließe ich dich Augen, habe ich ein wesentlich deutlicheres Bild, von dem, wie es aussehen kann. Als Hörer vor der Anlage kann man ja eigentlich kaum wirklich das "sehen", was akustisch aufbereitet wurde; es sei denn, man kennt den Aufnahmeraum rein zufällig und die Aufnahme ist zudem so gestaltet, dass sie den Aufnahmeraum gut mit einbindet. Ansonsten bleibt es bei einem Bild, das wir sehen wollen, bzw. bei einem Bild, das uns das Unterbewußtsein zuarbeitet.
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